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Dresdner Journal : 30.01.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187401304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-01
- Tag1874-01-30
- Monat1874-01
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 30.01.1874
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der Wagen des Kreisdirectors, der Wagen mit den Ma jestäten Izu leiden Seiten ritten der k. Qdcrstallmtistti und der «tadtcommandant, Generalmajor v. Montbs), die Wagen des königl. (Gefolges und die Wagen der Empsangsdeputattonen. Scbutzmännner und Feuenvekr- leute schlossen den Zug, der vom Austritt ver Majestäten aus dem Baknhof bis rum Eintritt in das Palais von einem Jubel der unzählbaren Menschenmassen begrüßt wurde, den wir am treffendsten bezeichnen, wenn wir ibn mit einein ununterbrochenen Donnerrollen vergleichen. Als die hohen Herrschaften bis an die große Ekrcn Pforte am Augusmsplatzc und am Eingänge zur Erim maischen Straße angclangt waren, tratet« fünfzig weiß gekleidete Jungfrauen, den beste«« Familie«« der Stadt angehörend, hervor, und es richtete zunächst Fräul. Beck mann an Se. Majestät den König folgenden Gruß: Willkommen, hoher Hurst Heil Dir und Segen! Ganz Leipzig ruft eS jubelnd Dir entgegen: Den Kriegesfürsten grüßt die Friedensstad«, Nicht in den Lorbeer das Olivenblatt. Vor Deinem Diadem und Reichspanier Neigt sie der Büracrkronen stolze Zier. Sie grüßt den Feldherrn auf dem Siegeswagcn, Den Marschall, der des Reiches Feind geschlagen, Den König, der gerecht und weise waltet, Des Landes Glück behütet und entfaltet, Und Segen wünscht sie Deinem Herrscherpsade Und unsrem Leipzig Deine Huld und Gnade. Fräul. Creds dagegen widmete Jbrer Majestät der Königin den nachfolgenden Gruß. Erhab ne Fürstin in der Hoheit Glan; Und in der Anmuth blüthenreichem Kranz. Kein Wort, kein Jubelgruß vermags zu sagen, Wie beiß Dir viele tausend Herzen schlagen, Und Thränen inn'gen Danks sind Dir geweiht, Der Hohenpriest'rin der Barniherzigkeit! Was Du dem Volk gespendet, Tron und Glück, DaS kehr' mit reichem Segen Dir zurück! Mit Rosen kränztest Du das Kreuz der Schmerzen, Längst lebt Dein edles Bild in unsern Herzen! Und holde Genien mögen Dich geleiten, lind Liebe wird die Stätte Dir bereiten Beide Majestäten dankten, sichtbar hocherfreut über diese Begrüßung, in den herzlichsten Worten. Auf dem Marktplätze hatten die Studentenschaft, größtcntheils in vollem Wichs, sowie die Militärvereine und die Jnnun gen und Korporationen sämmtlich mit den Fahne,« sich aufgestellt und Spalier gebildet. Als der Zug vor dem Nachhause selbst angclangt war, traten die Herren Bice bürgermeister I)r. Stephani und Stadtverordnetenvor steher vr. Georgi an den Wagen der Majestäten, und es sprach Or. Georgi dabei ungefähr folgende Worte: .Ew. königlichen Majestäten wollen geruhen, mir zu ge statten, daß ich im Namen der hier versammelten Eotlcgien des Rathes und der Stadtverordneten und der ganzen Stad« Leip zig Ew. königl. Majestäten auch hier ehrfurchtsvollen Willkom mengruß biete. Der Markt ist ja das Herz einer Stadt, und so meinten wir, daß auch hier ein ans dem Herzen kommender Gruß zu Ew. Majestäten dringen müsse." - Der Redner berührte nun in kurzen Zügen den bedeutsamen Aufschwung der Stadt Leipzig und gedachte in Dankbarkeit des str.-bens und Wir kens, das in der Förderung der Interessen der'Stadt der hoch selige Bater Sr. Majestät entwickelt behabt. Mit dem in nigen Wunsche, daß die königlichen Majestäten die Gesühle des Dankes und der Verehrung gnädigst ausnedmen wollen nnd daß Leipzig einer rech« langen Regierung Sr. Majestät und Allerhöchmeiner Huld und Gnade sich erfreuen möge, schloß Ur. Georgi, zu den Mitbürgern sich wendend, mit folgenden War ten: ..Mitbürger! Schwer sind königliche Sorgen! Möge Go« tes Beistand, möge des Volkes Liebe sie tragen Helsen! Gottes Gnade erflehen wir, unsre treue Ergebenheit geloben wir! In diesem Sinne hebet hoch die Hände und stimmt ein in den Jubelruf: Lange und glücklich lebe unser allergnadigster König Albert und unsre allerguädigste Königin Carola!" Donnernde Hochrufe brausten darauf durch die Lüste. Se. Majestät erwiderten: „Ich brauche wohl nicht zu wiederholen, was Ich bereits vorhin zugesichert habe. Dieser Markt bietet allerdings viele gemeinsame Erinnerungen. Man muß auch gemeinsam dafür lorgen, daß die Blüthe der Stadt und der Universität sich im mer mehr entwickle Ich danke der Sjadt Leipzig für die Herz liche Ausnahme, welche Ich hier gesunden habe. Wir wollen nun zusammen vorwärts gehen, denn nicht vorwärts heißt rück wärts." Und dann setzte der Zug seinen Weg fort, überall von tausendstimmige«« Hochrufen begleitet. Mittag Uhr wurden die Mitglieder des Raiks und der Stadt verordneten in zsinno einpsangen. Der erste Besuch der Majestäten galt dem wpogra plüschen Institute der allbekannten Firma Giesecke unk Devrient. Allcrhöchstdieselben suhren dabin in Be gleitung des Qbcrkvsmeisters v. Lüttichau, des General adjutanten Krug v. Nidda, des Kreisdirectors v. Burgs dorff und des Adjutanten Hauptmann Leusmann, bez. oer Oberbosmeistcrin Frau v. Globig und der Gräfin Waldburg Zeil und wurden die hohen Bejuchcr von den Chefs der Finna in den ausgeschmückm« Panerreräumcu empfangen nnd Ihnen die vorzüglichsten Erzeugnisse namentlich des Kunstdrucks vorgelegt; die Majestäten Wahrheit bald ai« Stifter, bald in drastischen Zügen an Sealesfield erinnerten Herr Radde besitzt nicht nur als Naturforscher ein scharfes Auge, sondern beherrscht auch das Wort in seltener Weise. ft. Musik. Am 28. Januar producirte sich in« Residenz theater zum letzten Male Hr. 'Nagy Jakab aus Ungcun als Virtuos auf der Hirtenschalmei, die er fick' selbst während seiner Gefangenschaft aus Hollunderkolz gc schnitzt und es darauf zu einer überraschenden Meister schäft und musikalisch beseelten Klangwirkung gebracht hat. Die Einfachheit des Instruments überläßt alle Bil düng halber Töne und zarte Verschienungen des Tones der Technik von Mund und Hand, und der Vortrag er innert an die träumerischen Reize der Hirtenflöte, wie sic schon die griechischen Lnriker und später Geßner, Hage dorn, Goethe und Andere viel besungen, aber wabrschein lich niemals gut gehört Haden. j- Laut einem Londoner Telegramm dcr „Köln. Z." vom 28. d. hat das auswärtige Amt eine osficicllc Be stätigung des Todes Livingstone'» empfangen. Ter Reisende starb nach li tägiger Ruhrkrankkeit; die Leiche wird im Februar in Zanzibar erwartet. Livingstones Laufbahn war eine sehr ehrenvolle: ein armer Krämers sohn aus Blantyrc bei Glasgow arbeitete er sich durch eigenen Fleiß dis zum Mediziner, zum Prediger, Mis sionär, derühmten Forschungsreisenden und britischen Eon sul für das innere Afrika empor, eine Würde, die er 1865 erbtelt. Seine erste Reise machte er mit Robert Moffat. Seine interessant geschriebenen Reisewelle, seinc Energie und Pflichttreue im Dienste christlicher Eivili jation sind dem Publicum bekannt, namentlich durch viel fache Uebersetzungen, wie sie sich in der neuern Literatur populärer Ethnographie vorfinden. Der Verstorbene war der Entdecker wichtiger Erweiterungen für dir Geographie Afrikas; es sei nur unter Andern« des Leamdyr in seinem Zusammenhänge mit dem Zambesi, des S«s Schirwa gedacht. Köln, 28. Januar. Die „Köln. Ztg." veröffentlicht eine sehr umfangreiche Ansprache des Eentralcomites der Allkatholiten für Norddeutscklanv an die Katho liken Deutschlands, welche mit dem Rufe schließt: „Auf zum Kampfe wider den Romanismus durch die Macht des unverwälschtrn Katholicismus!" Stuttgart, 28. Januar. (Lel.) Gesten« hat hier die Verlosung des Herzogs Eugen von Württem berg, des (iin Fahre <846 geborenen) Sohnes de» Heyzogs Eugen zu Karlsruhe iu Schlesien, mit der am hiesigen Hose lebenden Großfürstin Vera, der (im Jahre 1854 geborenen) Tochter des Groß fürstin Konstantin, stattgefunden. — In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer antwortete aus eine Interpellation des Abg. Pfeiffer, betreffend die Einfüh rung der obligatorischen Civilehe in Württemberg, der Eultusminister Or. v. Geßler: Die Stellung der württem bergschen Regierung zu dieser Frage hänge von dem Er gebniß der preußischen Gesetzgebung ab, sowie von der künftigen Stellung der Reichsorgane zu dieser Ange legenheit. Uebrigens lägen die Verhältnisse in Württem berg anders, als für Preußen. In Württemberg müßte die Einführung der Eivilehe mit der 'Neuregelung des gesammten materiellen Ekerechts und der Ucberweisung aller Ehesachen an die Eivilgerichte verbunden sein, und diese 'Neuregelung würde in die Reichscivilproceßordnung und die deutsche Gerichtsorganisation eingreisen. Des halb erscheine cs nicht angemessen, mit solcher durchgrei fenden Aenderung im Wege der Landesgesetzgebung jetzt noch vorzugeben zumal ein dlingcndes praktisches Be dürfniß dafür nicht vorhanden sei. Am Schluffe der Sitzung wurde von der Regierung ein SlaalsveNrag mit Baben, betreffend die Eisenbahnanjchlüsse an badisches Gebiet aus den Strecken Heilbronn-Neckarelz, Heildronn- Eppingen und Freudenstadt-Schiltach, vorgelcgt. Rom, 27. Januar. Laut einem Telegramm der „Allg. Ztg." hat General Lamarmora an dm Abg. Buon- compagni geschrieben, er beabsichtige in Betreff der gegen ihn erhobene«« Anklagen eine Untersuchung zu verlangen. Man suche ihn voi« diesem Vorhaben abzubringen. Madrid, 27. Januar. (Tel.) In dem heutigen Ministerrath gelangte ein Manifest, welches au die auswärtigen Mächte erlasse«« werden soll, zur Annahme. Den Alphonsistischen Clubs soll, wie verlautet, in nächster Zeit gestattet werden, sich wieder zu constituircn. — Der General Morioncs hat seine Operationen gegen die Earlisten im Norden wieder begonnen und Lopez Dominguez den Oberbefehl in der Provinz Valencia übernommen. * London, 27. Januar. Tas erste protestan tische Sympathie meetiug hat heute Nachmittag in dcr St. James - Halle stattgefunden. Der große Saal war gedrängt voll. Tas Meeting begann mit einem Gebete, das Predige, Eadman für Erhaltung der Freiheiten und Privilegien jprach, deren sich England erfreue, und das mit dem Wumche schloß, daß es dem Deutschen Kaiser gelingen möge, die nämlichen Freiheiten auch für seine Untcrtkancn zu erringen. Präsident Sir John Murray zeigte an. daß unzählige Zustimmunysadrcsscn und Erklärungen ans allen Gegenden der Welt eingegangen seien, unter Anderem von Seiten der Erzbischöfe von Canterbury und )yorl, von Mitgliedern des Parlaments, von «200 den verschiedensten religiiyen Be kenntnissen angehörenden Geistlichen und aus üo grövercn Pro- vinzialsiadten Nach demnachstiger Verlesung von Briefen des Earl Russell, welcher durch Unwohlsein verhindert war, den Vorsitz in dem Meeting, zu übernehmen, »und deö Lords Stanley erklärte dcr Präsident, der Zweck des heutigen Mee tmgs sei ein zweifacher Es solle der Sympathie Ausdruck ae geben werden, die das englische Volk für Deutschland in dessen Kampfe mit dem Uttramontanismus empfinde; es solle aber auch England selbst aus seinem lethargischen Schlafe zur nach drücklichen Bekämpfung des gefährlichsten aller Feinde erweckt werden Die unübertreffliche Antwort des Deutschen Kaisers auf die Zuschrift des Papstes habe nicht nur bei allen Pro testanten Europas die lebhafteste Billigung gefunden, sondern se, vor Allen, auch als ein noch zeitiger WarnungSruf sür die britische Nation hoch anzuschlagen (stürmischerBeifall., Das beutige Meeting solle nun bekunden, daß Männer des verschie dcnsteu rcligiölen Bekenntnisses und der verschiedensten politi schen PaNeistcllungcn zusammen gekommen seien, um alle ihre kleinlichen Meinungsverschiedenheiten aufzugeden und zu begra den und sich zu ewigen in dem einen Ziele, daß dem Papste uud den Vertretern des Papstthumes ein energisches Halt! zu- gerufen werden müsse. (Wiederholter stürmischer Beifall.) Ter Dechant von Canterbury begründete hierauf die erste Resolution, welche dem Briese des Deutschen Kaisers An erkennung aussprichl. Es handle sich nicht darum, sich über diejenigen Punkte auszusprcchcu, in denen die Katholiken und die Protestanten als religiöse Körperschaften ausemandergehcn; die gegenwärtigen Forderungen der Katholiken seien viel weit gehender als vor Jahren, wo dieselben in England die Emancipatiou ihres Clcrus verlangten Den Protestanten komme cs nicht cntserut bei, die religiöse Freiheit der Katholi ken zu beschränken; es sei aber ihr Recht, für sich dieselbe Frei heil in Anspruch zu nehmen, welche die Katholiken genössen Es handele sich bei der ganzen Frage überhaupt nicht um die Religion, sondern um die jedem Bürger eines Staates oblie gende Pflicht des Gehorsams gegen Ges cd und Verfassung Die Theilnehmer des Meetings seien lediglich in ihrer Eigenschaft als Bürger eines Staates zusammcngetrcten; nicht der Katho licismus, sondern der Ultramontunismus werde von ihnen be kämpft Dem Kampfe Deutschlands gegen diesen Ultramonta niSmuS solle durch das Meeting Zustimmung und Sympathie ausgedrückt werben. Kaiser Wilhelm aber erfülle eine ihm ob- liegende Pflicht, wenn er seine Unterthancu in ihren Rechten und in ihrer GewissenSsreihcit schütze Der llltramontanismus sei unmöglich, denn derselbe sei nichts, als das Verlangen ab solutcr Gewalt in allen materiellen und geistigen Angelegen beiten für den Papst. Alles solle dem Papste unterworfen «ein Der Papst habe jetzt sogar auf Kosten der früheren Unabhan gigkcit seiner Bifchöse und Priester seine Macht vergrößert Die römische Curit bestehe thatsächlich nur aus Jesuiten, deren Ansichten dem Geiste dcr Zeit diametral entgegengesetzt seien >'> v. .Döllinger in München sei früher gleichfalls ultramon tan gewesen, er habe jedoch den Jesuiten aus dem von diesen eingcichlagcnen Wege nicht weiter zu folgen vermocht, mit ihm viele Andere, wie si^ dies aus der religiösen Bewegung in Deutschland und der Schweiz ergebe. Kaiser Wilhelm und dcr Reichskanzler Fürst Bismarck stürmischcr Beifall) seien die Vertreter der Ideen und der Gesühle des deutschen Volks. Ihnen werde von den deutschen Bischösen hartnäckiger Wider „and geleistet Der Deutsche Kaiser sei aber ein so großer Mann und besitze in seinem Reichskanzler ein so gewaltiges Rüstzeug seiner Pläne, daß er die Rechte seiner Unterthanen nicht verkümmern^ nnd die Zukunft der großen deutschen Na tion nicht aufs Spiel setzen lasst» könne Es sei daher der Wunsch gerechtfertigt, daß der begonnene Kampf erfolgreich zn Ende geführt werbt Parlamentsmitglied Sir Thomas ChamberS drückte seine Befriedigung darüber aus, datz bürgerliche und geistige Frei heit und päpstliche Herrschaft einander im Kampfe gegenüber stehen. Seit l>"0 Jahren sei kein Augenblick vergangen, in dem es nicht nothwcndig gtwescn, gegen Vergewaltigungen durch die römische Geistlichkeit anzukämvscn, ja sogar dagegen anzustre den, daß nicht aller Grundbesitz in deren Hände gerathe. Die Rechte der Krone seien gefährdet gewesen und, bevor noch das Wort „Ultramontunismus" erfunden worden, habt sich Eng land dagegen erhoben. Wollten Kaiser, Könige und Präsiden ter. die jetzigen Forderungen des Papstes sich gesallen lallen, so würden sie nur einfache Minister des Papstes sein. «Leb Hafter Beifall.) Namens der unabhängigen Religionsbekenntnisse führte Jobson für die Resolutton das Wort. Die zweite Resolution erklärt, daß es „Recht und Pflicht der Völker ist, bürgerliche und religiöse Freiheit zu wahren, und daß daher die Versammlung dem deutschen Volke in sei nem Entschlusse, der Politik der ultramontanen Partei in der katholischen Kirche standfesten Widerstand zu leisten, tiefes Mi« g fühl «tgegendrrng«' Diese Resolution wurde von Ähiftle nahmt« mit sichtlichem Jnterefsc von den ausgelegten Probedrucken von Votivtafeln, Pruchtwerkcn,Illustrationen uud Werlhpapiercn Kenntniß und namentlich schienen die obcrn Etagen des Etablissements, in welchen hohem Wunsche gemäß die gewöhnliche Thätigkeit entfaltet war, die hohen Gäste zu fesseln. — Wir kommen vielleicht noch auf die Einzelheiten dieses ersten Besuchs zurück und bemerken nur noch, daß nach der Rückkehr Ihrer Majestäten ins Palais dortselbst große Tafel stattfand, zu welcher die Vertreter der königlichen und städtischen Behörden und die hiesigen Konsuln Einladung empfangen hatten. Mit dem Einbrüche der Dunkelheit strahlten dic öffentlichen Plätze, namentlich aber das Rathhaus und der Platz vor dem Palais im vollsten Lichterglanze (dic allgemeine Illumination findet erst Freitag statt), in den spätern Abendstunde«« aber brachten die hiesigen Gesangvereine, die sich zu einem stattlichen Ganze«« zu sammengetkan und mit Fackeln vor das Palais geleitet wurden, Ihren Majestäten eine Serenade. 8. Berlin, 28. Januar. Tas Abgeordneten haus hat der Berathung des Etats noch gestern eine Adendsitzung gewidmet und in derselben den Posten der LandHendarmerie erledigt; hierbei wurden, ungeachtet des entschledenen Widerspruchs des Regierungscommissars Generals v. Voigts-Rheetz, mehrfache Streichungen vor genommen und außerdem eine von dem Abg. v. d. Goltz beantragte Resolutton genehmigt folgenden Inhalts: Die Regierung auszusordern, eine andcrweite Organisation der Landgendarmerie in dem Sinne herbeizuführcn, daß die Gendarmerie bezüglich ihrer Dicnstthätigkeit lediglich dem Mi nisterium des Innern und den von demselben rcsfortirenden Behörden unterstellt werden. In seiner heutigen Sitzung berieth das Haus den Etat des Ministeriums des Innern zu Ende. Im bap. luO, welches die allgemeinen Ausgaben im In teresse der Polizei enthält, werden 40/<10 Thlr. für den geheime«« Fond ausgcworfcn, eine Forderung, an welche sich eine kurze, aber nichl uninteressante Debatte schließt. Abg. Richter (Hagen, äußert sich, wie gewöhnlich, gegen dic Bewilligung. Die Stellung der Paricien zu diesem Poflen habe sich verschoben: Tas Centrum sei jetzt gegen denselben ein genommcn und die Nationalliberalen, von denen wcmgstcns ein Theil sich früher dagegen sträubte, geben das Geld willig her. Redner behauptet, daß es politischen Polizeizwccken dienen solle. Wenn er auch die Bedeutung des jetzigen Cultur kampfeS nicht verkenne, so dürfe man doch gegen die Ultra montanen keine Mittel anwenden, welche man nicht gegen sich selbst angewandt sehen möge. So sei aus dem in Rede stehen den Fond ein bekannter Brieswcchsel zu Wahlzwccken gedruckt und verbreitet worden Der Minister des Innern Graf zu Eulenburg erwi dcrt: Den Briefwechsel zwischen Sr. Majestät und dem Papste habe ich drucken lassen, um ihn dort bekannt zu machen, wo er sonst unbekannt geblieben wäre; das war keine Wahlagita tion, sondern eine 'Aufklärung, welche ich dem Lande schuldig war. (Bravo!) Abg. vr Lasker weist den Vorwurf der GesinnungS- andcrung zurück, er habe bereits im Jahre für dic«eu Fond geitimmt. Er habe auch den Posten für die officiöse Presse bewilligt, ohne diese selbst vertheidigcn zu wollen. Die Zeitungen, die er leie, hielten ihre Spalten von osficiösen Nach richten frei; die „Natwnal Zeitung" zeichne sich vor Allem hierin aus uud eiu perjönlichcr Freund von ihm habe in jener Zeitung zuerst die Scheidung der officiüsen von der nnabhängi gen Preße auch fürs Publicum vollzogen. Den Welsenfond habe er «einer Zeit den llmstanden entsprechend bewilligt. Daß die Rechnungsablegnng ausgeschlossen sei, halte er jetzt für einen Fehler, aber deshalb Vorschläge zu machen mit nicht bestimm ten Zielen erscheine ihm nicht weniger falsch. Er bewahre sich die Freiheit der Urberlegung, wie er auch nichl Ander» das Concept revidire. Der Minister des Innern habe trotz sciner strengconservativen Richtung dem Lande den größten Dienst geleistet, indem er Organisationen mit der Landesvertretung ge «chaffen habe, welche den gedeihlichsten Fortschritt garantirtcn, demgemäß könnte er dem Minister diese Fonds nicht streichen. Das Land habe das Haus gewühlt, um tüchtige Gesetze zu schaffen und einer Opposition von großer Schwere das Gegen gewicht zu halten. Vor Allem hätten sie die Pflicht, sich von dieser nicht in einen Gegensatz znr Regierung drängen zu lassen. Ebensoviel wie die officiöse Presse schaden diejenigen Preß organc, welche durch Verunglimpfungcn und derartige Mittel absichtlich Unheil säen. Beifall.) Abg. Windthorst (Meppen« behaupte«, dcr sogenanntc Culturkamps führe zur Barberei. Dic Vcrösfentlichung des bc wußten Briefwechsels sei, wie aus ministeriellen Instructionen hervorgehe, ausdrücklich zu Wahl zwecken erfolgt! Lasker wolle den Fond bewilligen, weil er als Führer der ministeriellen Partei im herrschenden Lager stehe, dann müsse er abcr die zweite Hälfte seines Parteinamens streichen. Betreffs des WelfcnsondS würde Redner Aushebung der Beschlagnahme bc antragen, wcnn nicht alle seine Anträge von den National liberalen abgelehut würden. (Lasker: „Nichl wahr!") Die Be schlagnahme sci eine in gesetzliche Form getleidcle Cabinets justiz, über welche er später Aufklärungen geben werde, zunächst tafle er Lamarmora den Vortritt. Er hoffe, daß der Rechts sinn des Abg Lasker denselben antreiben werde, znr Ruf Hebung der Beschlagnahme mitznwirlcn. Abg. v. Kardorfs erklärt, daß der Beschluß des Abge ordnctenhauscS betreffs des Welfensonds durch die Errichtung der Welscnlegion gerechtfertigt sei. «krach ci««cr Reihe pcr«önlicher Bemerkungen wird dic Position ii« namentlicher Abstimmung mit 22« > gegen 15 l Stimmen angenommen. Eap. IO« enthält dic Mittel für die Strafanstalts verwaltnng. Eine vom Abg. Ebe «in eingcdrachte Rcso lution, betreffend die Herbeiführung einer einheitlichen Gcfängnißvenvaltung mit möglichst selbstständiger General direction wird vom Antragsteller wieder zurückgezogen, naHdem der Regicrungscommissar Illing daraus hinge wiesen, daß vor Emanation der nenen Proceßordnung und der Resorm der Justizverwaltung dic Reorganisation des Gcfängnißwescns nicht cintreten könne, andercrsciw aber manche der einschlägigen Fragen von einer Central coniinission schon jetzt erwogen würden, welche unter dem Vorsitz des Untcrstaatssccrcläro au» je zwei Rächen der Ministerien der Justiz und de» Innern, einen« Bauratk und zwei Strafanstaltsdirectoren bestände. Ter mittlere Gehalt der Strafanstaltslehrcr ist gegen den Etat von 1878 nn« 150 Thlr. erhöht worden, und «n Anlaß einer anderweitigen (ebenfalls zurückgezogenen) Resolution er klärt die Regierung sich bereit, auch «nit Erhöhung dcr Gchaltc der Unterbcamtcn weiter fortzusahren. Sodann werden auch die übrigen Capitcl des Etats, sowie die einmaligen und außerordentlichen Ausgaben für das Ministerium de» Innern sämmtlich genehmigt; ebenso zwei rückständige Titel vom lÄat des Handelsministeriums in der von der Eommission vorgcschlagcnen Fassung und die einmaligen und außerordentlichen Ausgaben sür dir Finanzverwaltung. Die zur Erstattung von Vorschüssen der Reichsmilitärverwaltung sür die Spandauer Artillerie Werkstatt werden indessen zum Schluffe dcr Sitzung, obne alle Debatte, gestrichen. Posen, 28. Januar. (Tel.) Heute fand hier unter dem Vorsitze des Oderpräsidenten der Provinz Posen, behufs Berathung über den Friedenthalschen Kreis ordnungsentwurf eine Eonsrrenz höherer Vcrwal tungsbcamten statt; dieselbe soll sich, wic verlautet, im Principe für dir Ausdehnung des Krrisordnungsge- sehes au« die Provinz Posen, jedoch mit verschiedenen Abänderungen, besonders mit Wegfall des Anttsaus schusses, ausgesprochen Haden. begründe«. Derselbe machte hauptsächlich geltend, daß in allen Ländern ein gemeiniamcS Bestreben hervorttele, die Einstüffe der jedem Fortschritt seindlichen katholischen Geistlichkeit zu ruckzuweisen Newdegate unterstützte dic Resolution und wies daraus hi», daß der Jesuitismus fast alle politischen Verwickelungen und Kriege unter deu Völker» herausbeichworen habe. Als Begründer der dritten Resolution, welche deu Vor sitzenden beauftragt, die Beschlüsse deS Meetings zur Keunluiß des Kaisers Wilhelm und des deutschen Volkes zu bringen, 'rat Sir Robert Pee l aus Er gab hauptsächlich dem Wunsche Ausdruck, ^aß Deutschlands Macht so wachsen möge, daß das selbe im Stande sei, in dem begonnenen Kampfe Sieger zu bleiben und dem deutschen Stamme, iu dem die Tugenden der Gerechtigkeit und Nachsicht vereinigt selen, seine bürgerliche und religiöse Freiheit siche» zu stelle» Das zweite, heute Abend in Exeter-Hall stattgehabte Proteftantenmeeting war gleichfalls außerordentlich zahl reich besucht. Sir Joh«« Murray führte auch hier den Vorsitz. Die beantragten Resolutionen waren die näm Uchen, die in dem Meeting in St. James-Hall angenom men wurden. Or. Smith hob hervor, was Kaiser Wilhelm gerhan, sei durchaus recht und billig; eS sei zu wünsche», daß derselbe aus der betretenen Bahn fortsthreitc. Die heuttgeu Meetings würden für England von der größten Bedeutung werden. Die große Wichtigkeit der Frage, um die eS sich handle, werde von den englischen Staatsmännern und Geistliche» noch nicht ge nügend gewürdigt. Man solle ja nicht dem Glaube» sich hin geben, daß der Kampf aus nur ein einziges Land beschränk« bleiben könne. Der Amerikaner Ur. Chiniquq, der 25 Jahre lang ka tholischer Geistlicher gewesen, erklärt, der Uttramontanismus sei nichts wie eine große Verschwörung gegen die göttlichen Wahrheiten und gegen die Rechte jedes geordneten Landes. o,. Aldwelt aus Portsmouth wendet sich gegen den Erz bischos Manning und hebt hervor, das Papstthum wolle auch Englands Gesetze mit Füßen treten. Ur. Evans auS Birmingham spricht dem geeinigte» Deutschland seine Glückwünsche aus und seiert dessen Kaiser mit enthusiastischen Worten. Alle Resoluttonen wurden unter großem Beifall an genommen. * Kopenhagen, 27. Januar. Das Volksthing ver bandelte gestern und bellte in zwei langen Sitzungen über die Interpellation des Grasen Holstein-Ledreborg und Genossen, ob das Ministerium die Verantwortung für die Veröffcutlicbung de» königl. Handschreibens von« 2. d. Ms. übernehme. Der Eonseilspräsident Graf Hol stein v. Holftcinborg bezeichnete kies als selbstverständlich und zweifellos. Der König bade das Handschreiben seiner ganzen 'Natur nack allein unterzeichnen «uüffen, damit cs bekannt wurde, was in der Lage die persönliche An sicht des Königs sei, in Verbindung mit Dem, was das Ministerium von seinem Standpunkte geltend zu machen sich veranlaßt fühlen mußte. Die Veröffentlichung streite nicht gegen das Grundgesetz oder constitulioncUe Regeln, es sei kein Regierungsbeschluß, kein Gesetz, welches dir Eontrasignatur eines Ministers nötbig mache, sondern eine persönliche königl. Erklärung des Monarchen bei Ausübung seillcs verfassungsmäßigen Rechtes, frei seine Minister zu wäblcn. Graf Holstein Ledreborg suchte die Behauptungen des Eonseilspräsidenten zu widerlegen und schlug zuletzt eine Tagesordnung vor, daß das Volks tbing die Veröffentlichung des königl. Handschreibens miß billigen müsse und Protest dagegen einlege, daß der König in dell Streit der Parteien hineingezogen werde, und damit zur Tagesordnung übergehe. Abg. Bojsen, als Wortführer der Linken, hob besonders hervor, daß das VolkSlbing die Schjörnng'jchc Adresse beschloßen, nichl blos eine Partei, und damit keinen Eingriff in die Rechte des Königs beabsichtigt habe. Auch der Justtzminifter Klein «mb der Eultusminister Hall ergriffen das Won. Letzterer führte u. A. aus, daß es eine ideale, unprak tische Auffassung des Konigthums sei, zu verlangen, daß es sich nicht um die Wirklichkeit der Tinge bekümmern, sondern in jeder Abstimmung des Volksthings ohne Weiteres ein Gebot sehen solle. DaS königl. Handschreiben diene lediglich zur Aufklärung für das Volk rc. rc. Aeddo, « Januar. (Tel.) Auf dm durch seine amerikanisch europäische Reise woklbekannten zweiten Prä sidenten des Staatsraths, Jwakura, wurde ein Mord versuch gemacht. Letzterer ist leicht verwundet. Dresdner Nachrichten vom 29. Januar. Qessentliche juristische Staatsprüfung findet Dienstag, den 3. Februar, Abmds 6 Uhr statt. — Die mtt unserm heutigen Blatte zur Ausgabe gelangende „Landtagsbeilage" Nr. 32 enthält den Wort laut der Rede deö Herrn Staatsministers Frhrn. v Frie sen (aus der Sitzung der Ersten Kammer vom 27. Ja nuar) über das außerordentliche Staatsbudget und den Stand der Finanzen des sächsischen Staats, auf die wir hier noch besonders aufmerksam machen. Hiernach bat der sächsische Staat innerhalb der letzten 15 Jahre nicht nur sämmtliche productive Ausgaben, mit Aus nahme der Kosten der Eisenbahnen, sondern auch sämmi- liche unproductive außerordentliche AllSgaben für den Bau voi« Gebäuden für alle möglichen Staat»zwecke, au» den (Überschüssen der laufenden Verwaltung bestritten, und cs ist dann auch noch die Summe von t 7,389,949 Thlr. von jenen Ueberschüffen übrig geblieben, dic noch nutzbar in Eisenbahnen angelegt worden ist. Unterm 24. Januar (in Nr. 2«-) gaben wir eine "Notiz über die Preisvertheilung der v. Ammon'schen Stiftung für l873. Diese unsre Nttttheilung haben seit dein fast sämmtlich» sächsische Blätter wörtlich abgedruck« (z. B. „Eonst. Ztg." Nr. 21, „D. A. Z." Nr. 23, „Leipz. Nachr." Nr. 2!», „Dresdn. Nachr." Nr. 28), ohne daß dabei das „Dresdn. Journ." als Quelle an geführt worden ist. Wir würden den letzten« Umstand nicht erwähnen, wenn nicht heute auch noch die „Dresdn. Presse" jene unsre Mittheilung reproducirte und dabei dei« „Dresdn. Anzgr." (der sie in seiner Nr. 28 ohne Quellenangabe nachgebruckt Kat) als Quelle anführte. Dies veranlaßt uns aufs Neue, an die geehrten Zei tungsredacttonen die ergebenste Bitte zu richten, bei Wei terverbreitung von Mittheilungen des „Dresdn. Journ." sich dabei auch der kleinen Müh« der Quellenangabe freundlichst unterziehen zu wollen. Wir unsererseits werden, andern Blättern gegenüber, dieser journalistischen Sitte stets eingedenk bleiben. Die Redactton des Dresdner Journals. proviuMuachrichteu Leipzig, 29, Januar. Die „L. N." berichten über das Resultat der engem Reichstagswahl im Xlll. Wahlkreise: Soweit sich bis jetzt übersehen läßt, erhielt Or. Heine 5182 Stimmen, IN . Jacoby «235 Stimmen. Die Socialdemokraten haben also auch hier wieder einen Lieg zu verzeichnen. — Bei der ersten Wahl erhielt der erstgenannte Eandidat ca. 3800, sein Gegner Jacoby dagegen ca. 4730, Prof. Birnbaum ca. 3430; es «Heinz
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