Dresdner Journal : 31.01.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187401313
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-01
- Tag1874-01-31
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- Dresdner Journal : 31.01.1874
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DresdnerIoumal Veranüvorllicher Redakteur: I. G. Hartmann. »en v. Fabrice antwortete, daß das Krieasministerium das Vorhandensein dieser Uedelstände vollständig anerkenne telegraphische Nachrichten. 1,52',<>00 Thlr. zur Errichtung anderer neuer Diilitär- etadtissements in Dresden, mit welcher im Laufe der jetzigen Finanzpenodc vorgegangen werden soll, hervor. Die Finanzdeputation Abth. tt. (Referent: Abg. Stauß) beantragt die Bewilligung. Die Adgg. Ludwig und Ey- soldt nahmen Anlaß, zu bezweifeln, daß Sachsen befugt sein werde, nach der Vollendung des Lichterfelder Cen tralcadettenhauses ein eigenes Cadettenhaus beizubehal ten; sie bestritten die Giltigkeit der sächsisch-preußischen Militärconventivn, weil sie vom Reichstage nicht genehmigt worden sei. Der Kricgsminister bezwei felte dem gegenüber, daß eine zwischen den Kronen Sachsen und Preußen vor der Gründung des Nord deutschen Buitdes geschlossene Militärconvention zu seiner Giltigkeit der nachträglichen Genehmigung des Reichs tages bedürfe; er wahrte für Sachsen das Recht, seine Offiziersaspiranten, wie andere deutschen Staaten auch, in eigenen Anstalten zu bilden, indem er in Abrede zog, daß das Lichterfelder Cadettenhaus bestimmt sei, alle deutschen Cadettenhäuser zu absorbiren; er schloß unter dem Beifall der Rechten mit den Worten, daß das König reich Sachsen und seine Bewohner vollkommen in der Lage seien, das, was das Reich von ihnen fordere, aus eigenen Kräften zu leisten, und fremder Hilfe durchaus nicht bedürften. Zn einer zweiten Rede hob der Mi nister, nachdem noch Abg. Sachße für die Erhaltung des sächsischen Cadettcnhauses eingetreten war, hervor, daß das sächsische Cadattenhaus auch in Berlin als ein vorzügliche Anstalt anerkannt sei, daß es durchaus keinen LslpitA: ZV. OoniiutüniouLr d« Dresdner «Vvlldl»» : Z.«A^> Zo^t u ü ZV«,«-, N»wd«crss-L*rU>- cd Vuo - ttul «. N. -»twek«»- Kud L«rU»: Sr»»«»: Z. Le/itott«-, t»«: T LtciNAOi» ttür«»»; vdsoucit»: Z> OcnAt, k>crt » M.: Z. Z« u. Z 0' 11u«UU., Z>ai«L«<Z^'o, vürUt,: /nvZ) L»Q»ov»r: 0. ZxcMe, <d O'o.. /)<iuLe cs l«»., Annonce» Korausxekorr Tüoisl. krpvdition d«« >>r««dn«r Zourv»!», Or««dvu, j1itrjstcrvtd«lrxuL«v Ko. 1. - Tagesgeschichte. Dresden, 30. Januar. Zu Anfang der heutigen Sitzung der ZweitenKammer wurde vom Präsiden ten eine auf den bekannten Auftritt in der Sitzung vom ^do»o«meat»pr«l»r. Im L.t°k.! j "tt iLbrtwl» lülr. 8Wmp«l8«b<U»r, dLbrüobr. . . . - I KIr. ( »u»,«rk»lddv« deutscdeo l TUlr. IS K^r 5 keiobes?o»t- und t?ior«1u»Kiur>lu«r»: I Kzr I bm»u, Iu»kr»tenprel»«r ?dr den k»uiv «wer ^e»lj»lteoso ketitreil«: 8 K^r, Oowr „Liu^culdt" dis Leit«: 5 K^r. Lr»esel»e»i tk^Ueb mit Zonuwrn« der Korm- ^«»>4»^», Adsad» kür äs» folgend«» T»U. 20. d. Di. bezügliche Zuschrift des Abg. Kretzschmar, der sich infolge dieses Vorgangs zeither von den Sitzungen ferngehalten hatte, verlesen. Aba. v. Einsiedel gab hier auf eine Erklärung ab, in welcher vom Abg. Kretzsch mar, wie in seinem Namen vom Abg. Petri ausgesprochen wurde, eine Henügende Genugthuung erblickt wird. Der Präsident druckte seine Befriedigung über diesen Austrag der Angelegenheit aus. Abg. Philipp interpellirte die Regierung wegen der für die in der Nähe von Militär schießstätten belegenen Gemeinden bei der jetzigen Trag weite der Feuerwaffen sich ergebenden Uedelstände und Gefahren. Der Kriegsminister General der Cavalerie und ihrer Beseitigung fortgesetzt seine Aufmerksamkeit widme. Stach kurzer Debatte bewilligte vie Kammer 250,<'00 Thlr. zur Vollendung des Rothschönberger Stöllns. Eine lebhafte Debatte rief die Forderung von Leipzig, Freitag, SV. Januar. (Tel. des 900,000 Thlr. zum Nrubaue eines Zeughauses, sowie -r- einer Caserne für ein Jnfanteriebataillon und von Dresdn. Zourn.) Ihre Majestät die Königin hat im Laufe des gestrigen Nachmittags die Geschäfte von Gebrüder Tala, Gustav Steckner und Hietel besucht und sodann die Damen des Albertszweig. Vereins Möckern empfangen. Se. Majestät der König kehrte mit Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Georg Nachmittag gegen s Uhr von der Jagd zurück, worauf im königl. Pa lais unter Zuziehung der Jagdgäste daS Diner stattfand. Abends < Uhr besuchten beide Maje stäten das GewandhauSconcert. Heute Vormittag hielt Se. Majestät bei leid lichem Wetter über das hier garnisonlrende Infan terieregiment Nr. 107 Parade ab und besuchte nach Beendigung derselben zunächst daS Museum, die UniverfitatSinstitute der Professoren Geh. Hof- rath Ur. Hankel, Ur. Kolbe, Geh. Medicinalrath Ur. Wagner und Geh. Hofrath Ur. Ludwig, so wie daS Johannivhospital. Ihre Majestät die Königin hat von Vormit tags 10 Uhr an da» Trier sche Institut, daöMis- sionSvereinShaus und die Kinderbewahranstalt be Amtlicher Theil. Se. Majestät der König haben zu genehmigen alleranädiast geruht, daß die Nachgenannten di« von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich ihnen ver liehenen Ordensdecorationen als: der Regirrungsrath im Ministerium des Innern, Dr. Wießner den Stern zum Comthurkreuz des Franz-Joseph-Ordens, der Re gierunasrath Böttcher zu Chemnitz und der Commrr- zienrath Zschille zu Dresden den Orden der Eisernen Krone 3. Classe, der Professor Ehrhardt und der Pro fessor I>. Hartig in Dresden, sowie der Maschinen sadrik-Director Keller zu Chemnitz das Ritterkreuz des Franz-Zoseph-Ordens, der Pinselfabrikant Türke zu Dresden das goldne Perdienstkreuz, der Polizei Wacht meister Zieger zu Dresden das silberne Verdienstkreuz annehmen und tragen. specifisch sächsischen Charakter habe, indem fast die Hälfte der Zöglinge andern deutschen Staaten angehöre; er sei verpflichtet, auf die Erhaltung desselben einen hohen -Werth zu legen, weil, wenn unsere jungen Leute ihre ' militärische Erziehung in Berlin erhielten, die besseren Elemente dem sächsischen Offiziercorps entzogen werden » würden, da für sie der Eintritt in ein großes Heer s natürlich verlockender sei, als der in eine kleinere Truppe. Auf den Wunsch des Ministers verfolgte die Kammer übrigens diesen Gegenstand nicht weiter. Die Frage der Verbindlichkeit der sächsischen Militärconventivn für das Reich wurde noch von den Abgg. IN. Pfeiffer und Krause, von Ersterem in bejahendem, von Letzterem in vermeinen dem Sinne, erörtert. Die Abgg. Dr. Wigard und Günther nahmen die Gelegenheit wahr, dem Wunsche nach einer Verminderung der Militärlasten im Reiche Ausdruck zu geben. Schließlich wurde die Forderung der Regierung mit 65 gegen 7 Stimmen bewilligt. Nächste Sitzung: Diontag. Dresden, 30. Januar. Stach der officiellen Zusam menstellung des Ergebnisses der am 27. d. M. vollzoge nen engern Reichstagswahl im V. Wahlkreise (Stadt Dresden links der Elbe) sind überhaupt 14,371 Stim men abgegeben worden und hat hiervon Stadtrath Dr. Minckwitz 7847, Dr. Zohann Zacoby 6469 Stimmen erhalten, sodaß Ersterer mit einer Majorität von 1378 Stimmen gewählt worden ist. 8. Berlin, 29. Januar. Stach Erledigung einer Reihe von minder erheblichen Gesetzentwürfen meist lo caler Natur in erster, resp. zweiter oder dritter Bera- thung — der Entwurf, betreffend die Geschäftsfähigkeit Minderjähriger, wurde der Commission für Vormund- fchaftswesen überwiesen — war die heutige Sitzung des Abgeordnetenhauses dem Etat des Cultusministe riums gewidmet. Zu Cap. 54 wurde ein Antrag Dr. Eberty's, in den Stiften Merseburg, Naumburg und Zeitz keine neue Anwartschaft zu ertheilen, jondeni die Gelder für Kirchen- und Unterrichtszweckc zu verwenden, gegen die Erklärung des Regierungscommissars vom Hause angenommen; zu Cap. 115), Evangelischer Oberkir chenrath, der Posten, den Abg. v. Saucken (Tarputschen) streichen will, auf Befürwortung des Ministers bewil ligt, ebenso auch zu Cap. 116 die Stelle eines Con sistorialdirectors für Königsberg, nachdem Staatsminister Dr. Falk die Forderung damit motivirt hatte, daß im dortigen Consistorium eine eigenthümliche Auffassung über die neue Kirchen- und Synodalordnung herrsche. Eine längere und bedeutsamere Debatte schloß sich erst an den im Cap. 120, Katholische Geistliche und Kirchen, neu geforderten Zuschuß von 16,000 Thlr. für den alt katholischen Bischof, eine Debatte, die sich zu einer nähern Beleuchtung der innerhalb der katholischen Kirche ent standenen Reformbewegung gestaltete. Zunächst trug Abg. Mrqus'l in ausführlichem Referate die Gründe vor, welche die Budgelcommission bewogen hätten, die Bewilligung dieses Postens zu empfehlen. Aus verschie denen Gesichtspunkten seien in der Commission Bedenken gegen die vorgeschlagcne Normirung laut geworden, man habe sich aber vom Standpunkte der Billigkeit und der der StaatSrcgcerung wohlanstehenden völligen Neutralität gegenüber den Spaltun gen innerhalb der katholischen Kirche dafür entschieden, und zwar um so lieber, als die I6,ovu Thlr. nicht eine dauernde, die StaatSregicrung in alle Zukunft bindende Dotation, son dern einen jeweiligen Bedürfmüzuschusi repräsentircn. Redner erwähnte dabei, daß die Zahl der Altkatholcken über 17,"A> betrage. Gegen die Bewilligung sprach sodann Abg. Reichen sperger, indem er die bekannten Anschauungen der ultramon tancn Partei über die separirte Stellung der Altkatholiken zur römischen Kirche von Neuem erläuterte. Tie Thatsache der Ausscheidung, führte Redner aus, sei evident und der Staat habe kein Recht, Secten als zur Kirche gehörig zu betrachten. Die Lehrautorität der Kirche sei unbestrittenes Princip des KatholiciSmus, mit dessen Verwerfung seien die Altkatholiken aus dem Schooße der Kirche thatsächlich ausgeschicden. Sie suchte» auch den Zusammenhang mit Rom so wenig zu wah ren, daß sie die auf einem Laicnconcil vollzogene Bischosswahl nicht einmal notisicirt hätten. Und um diesen unter der Rubrik »Bcdürsnibzuschüjfe" Einkünfte zuzuwcndcn, sperre man Dotationsmittel der katholischen Kirche. Die Dotation dürfe nicht auf civilrechtlichem Wege angegriffen werden. Die Bedürfuißfrage fürnoch nicht extstireude Gemcmden sei nicht einmal nachgcwiescn, man wolle nur mit der neugcbildeten Gemeinde eine Waffe gegen die katholische Kirche schmieden: Dürfe man dazu die vom ganzen Volke gezahlten Mittel verwenden'? (Links: O ja!) Die Anerkennung des Bischofs Reinkens verstoße gegen das Statut von 182t; bewillige man den Poften, so thue man, was man nicht lassen könne, aber man handle widerrechtlich. Abg. Petri vertrat in schwungvoller, sehr beifällig auf genommener Rede die Anschauungen der Altkatholiken. Durch das Dogma der Unfehlbarkeit sei die katholische Kirche von Grund aus alterirt worden und die Altkatholiken seien die einzig berechtigten Nachfolger der alten römischen Kirche. Für den Staat aber stehe die katholische Eigenschaft eines Jeden fest, der katholisch getauft und nicht aus der Kirche ausgetreten fei; die Allkatholiken würden den Ultramontanen aber nicht den Gefallen thun, auszutreten. Die Wahl des Bischofs Rein kens sei kanonisch sowohl wie nach preußischem StaatSrecht giltig und daher die Gewährung von Zuschüssen an denselben vollkommen berechtigt. Redner erwartet von der altkatholischen Bewegung eine Hebung des religiösen Lebens in Deutschland, und darum verdiene sie Deutschlands Sympathien, obgleich sie nicht aus politischen Gründen, sondern aus dem Angstschrei des Gewissens ihren Anfang genommen habe. Wir identtsiciren, mit diesen Worten ungefähr, schließt der altkatholische Abge ordnete, nicht Papstthum und Kirche, wir hallen Ersteres für eine Institution, die ihren Aufgang, Nieder- und Untergang bat. Unser Kamps gilt Rom und den Fesseln, welche es seinen Anhängern auferlegt Den Bischöfen ist kein Recht geblieben, den Laien nur gelassen, das -»«riüvi» d«I' iatel«»« zu brin gen. Wir wollen kerne Slaatskirchc, aber eine deutsche Nativ nalkirchc, eine Nationalkirche, wie sie frühere Jahrhunderte kannten. Wir werden unseren« Ziel ruhig und besonnen zu schreiten, unbeirrt durch Groll, wie durch Bedauern. Wir haben Stolgebühren und Ablaß abgeschafst, wir haben Heiligen verehrung und Ohrenbeichte eingeschränkt, und wir werden uns nicht scheuen vor einer Revision deS dogmatischen Gebiets, welches- die orientalische Kirche abtrennte. Die Zahl der Alt katholiken wird wachsen, sowie in das Volk erst das Bewußt sein gedrungen sein wird von dem Betrug, der mit ihm ge spielt worden. Wir wollen die Schnörkel und Verunzierungen abschaffcn, welche Rom dem Prachtbau der katholischen Kirche zugesügt hat. Und wenngleich diese Hoffnungen überschwenglich erscheinen mögen, der AltkatholiciSmus hat den Grundstein dazu bereits gelegt. Im Uebrigen bleiben mir bei dem Worte Walther s v. d. Vogelweide: um meine Seele halte ich an Kaiser und an Reich! (Lebhafter Beifall, der infolge von Zischversuchen im Centrum nur noch wächst.) Der Cultusminister vi. Falk will sich nicht über die Ge gensätze auslassen, welche in den beiden vorangehenden Reden ihren Ausdruck gefunden haben. Er weift nach einer histori schen Darstellung der Wahl, Consecration und Anerkennung des Bischofs ReinkenS, welch letzterer die auf ganz andere Ver hältnisse bezügliche Bulle a« »»wie ><oii»>cru<u nicht entgegen stehe, aus die Berechtigung der von der Regierung eingenom menen Stellung hin. Die Position entspräche nur dringenden Bedürfnissen. Die Aufnahme derselben ins Ordinarmm be weise, daß der Staat alljährlich diese einmaligen Unterstützun gen verlangen werde. Lie Altkatholiken gehörten im Gegen sah zu den von Röm au« geleiteten Katholiken zu denjenigen, welche den Staat anerkennen; die Regierung finde bei ihnen Ucbereinstimmung in einem Ziele: im Kamps gegen Rom — und in diesem Sinne benutze sie allerdings den Attkalholicis- mns „als Waffe". Der Minister vertheidigt sodann die vom Vorredner angegriffene Sperrung der Dotation des Bischof« Crementz; demselben Mittel zu geben zu seinen Angriffen ge gen den Staat, könne man nicht vom Staat verlangen. Daß der Gerichtshof für geistliche Angelegenheiten aus formalen Gründen den gerichtlichen Weg in der bischöflichen Beschwerde- führung abschnitt, habe die Regierung sehr bedauert; sie könnte aber, zumal nach der Fuldaer Erklärung, gar nicht daran den ken, die Sperrung aufzuheben. Abg. v. Mallinckrodt vertheidigt das Dogma der Un fehlbarkeit und bestreitet die Rechtmäßigkeit der altkatholischen Bischofswahl. Daß der Altkatholicismus Anhänger finde, sei be greifjich, weniger daß die Regierung, an deren Unparteilichkeit nach den Erklärungen des Ministers Niemand mehr werde glauben wollen, diese Revolution groß ziehe. Die Tendenz der jüngsten Gesetzgebung gehe auf die Vernichtung der katho lischcn Kirche aus, die angeftrebte Nationalkirchc werde sicher keine katholische sein. Durch Anerkennung deS Bischofs Rein kenS habe der CullusmiuOter sich einer Gesetzwidrigkeit schul dig gemacht, dagegen sei das Verhalten des Bischofs Crementz im Interesse der kirchlichen Unabhängigkeit durchaus gerecht fertigt. Referent Miqusl behauptet im Schlußwort die Berech tigung des Staates zur Ahändcrung päpstlicher Bullen, meint aber, daß diese Frage für die Bewilligung der vorliegenden Position ganz irrelevant sei. Alt und Neukatholiken würfen sich gegenseitig Ketzerei vor, solle etwa die Majorität des Hauses darüber entscheiden, wer von beiden Ketzer sei? (Heiterkeit.» Uebrigens liege auch für die Dotation der katholischen Kirche eine staatliche Verpflichtung gar nicht vor. Hieraus wird der Posten, gegen die Stimmen des Ccntrums und der Polen, mit großer Majorität bewilligt. * BreSlau, 28. Januar. Zn der vielbesprochenen An gelegenheit deS zum Diakonus in Liegnitz gewählten Gym sucht. Die Vorbereitungen zu der heute Abend statt- findenden Illumination find großartig. Versailles, Donnerstag, 2V. Januar, AbdS. (W. T. B.) Die Nationalversammlung genehmigte beute ohne jede Debatte die Zusatzconvention zu dem Handelsverträge mit England. Der Antrag deS Generals Loysel, das Budget pro 187S durch di« Budgetcommisfion und durch die Eommisfion für dat Heerwesen gleichzeitig prüfen zu lassen, wurde von Gamvetta unterstützt Gambetta Lu- -erte, daß die augenblickliche Lage Europas und daS Interesse Frankreichs geböten, die militä rischen Hilfsmittel mehr zu entwickeln, und meinte, daß eS besser sei, etwas zu viel zu thun, um zu haben, was man notbwrndlgenfallS bedürfe. Der Antrag Loysel wurde abgelehnt. London, Donnerstag, 29. Januar, Nachmit tags. (W. T. B.) Der Premier Gladstone ist, dem Vernehmen nach, für den Aall, daß die Neuwahlen zum Parlament eine gar zu geringe Majorität für.- daS dermalige Cabinet ergeben sollten, entschlossen, von seinem Posten zurückzutreten und den Earl Granville als Premier in Vorschlag zu bringe«. Das Amt als Kanzler der Schatzkammer würbe Gladstone in diesem Falle eventuell beibehalten. Nichtamtlicher Theil, u-bersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgesedichtr. (Dresden. Berlin. Breslau. München. Karlsruhe. Wien. Prag. Linz. Paris. Rom. Banelona. Madrid. London. Birmingham. Athen.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Zwickau. Crimmitschau. Bautzen. Grimma. Trauen. Auerbach.) GrrietztSverhandlungrn. (Dresden. Leipzig.) Vermischtes. Statistik und BolkSwirthschaft. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsennach- richten. Feuilleton. (Redigirl von Ott» Banck.) kK. Hoftheater. — Neustadt. — Am 29. Januar: „Donna Diana", Lustspiel in 5 Acten, von Don Augustin Moreto, bearbeitet von West. Die Aufführung dieses wunderbaren, für die Welt bühne geschaffenen und auf lange Zeit gefestigten Wer ks gewährte einen der schönsten und abgerundetsten Abendgenüsfe unseres Theaters. Man fühlt bei solcher Gelegenheit immer wieder, daß man vor einem wahren Mirakel der Kunst steht, denn man sieht ein großes, aus verschiedenen Bildungselementcn gemischtes Publicum mit gleicher Spannung und unter fortwährender hoch poeti scher und fein witziger Anregung vom Anfang bis zum Ende ein Stück verfolgm, in welchem nach den gewöhn lichen Theaterbegriffen eine eigentliche Action gar nicht existirt, in welchem die Thaten durch geflügelte Worte des Dialogs, durch Stimmungen der Personen vertreten werden und die Handlung nur in psychologischen Vor gängen besteht. Diese zugleich sehr einfachen inneren Bewegungen des Menschen mit dem Spiel der Grazie und Laune dramatisch in Scene zu setzen hat der Dich ter wie Kin Anderer verstanden und ist dabei noch un terstützt worden durch das Verdienst des Bearbeiters West in Bezug auf leichten Sprachfluß und Geschmei digkeit der Bühnengestaltung. Alles was man sonst auf der Bühne zu sehen gewohnt ist: interessante, in die Handlung eingreifende Episoden, künstliche Retardirun- gen, Ausmalung komischer Nebenpersonen verschmäht der Dichter, — sogar das Element der Ueberraschungen, indem er von vornherein dem Publikum sagt, welches Experiment er mit dem unnatürlich verirrten Stolz eines Leidlichen Herzens vornehmen will. Bei dieser merk ¬ würdigen Simplicität der dramatischen Drittel kann der dramatische siegreiche Erfolg nur durch die Einfalt des Genies erreicht werden, die gerade auf ihr Ziel losgeht und immer findet ohne zu suchen, immer neu wirkt durch ihre Behandlung des ewig Alten, das als das ewig Menschliche doch niemals veraltet. Freilich bedarf diese Genialität der großen idea'en Lustspielschöpfung zugleich einer lebhaften geistigen Unter stützung von Seiten der darstellenden Künstler, welche sie in Dresden gefunden hat. Und nicht nur in den Hauptpartien, im ganzen Enscmblc fand diese Belebung durch den Sacheiser, durch Fleiß und Feuer für das Gelinge« statt. Besonders wurde die Kunst der Rede mit Nachdruck, mit Werthschätzung der feinen Uebergänge, des leichten Beiseitesprechens, des raschen Stimmungs wechsels erfreulich geübt, diese Kunst, die mehr als die des Spiels in diesem Stück obenan steht. Frl. Ulrich erfaßte tiefer und freier als in ihren .früheren Vorführungen der Donna Diana die darin waltende innere Fülle von Poesie, sie benutzte ihr Organ maß voller als sonst und hielt daher auch in der Leidenschaft die Schönheit des Tones aufrecht. Ihr Vermeiden der zu tiefen plötzlich nmschlagenden Klangwirkung ist ein edler geschmackvoller Fortschritt, der zugleich wie alle Harmonie verjüngend wirkt. Diese geistreich stimmungs volle Diana, von Hrn. Dettmer's trefflichem Don Cäsar mit liebenswürdiger überlegener Kraft der Männ lichkeit bekämpft, wird jetzt von Frl. Theisen und Frl. Hahn als Laura und Frnisa unterstützt, zwei Erschei nungen, die der äußerlichen Haltung des Dramas ent sprechen und von denen die Letztere durch ungewöhnliche Anmuth der Jugend überrascht. Hr. Marr sprach seinen Perm mit vorzüglicher Be Handlung des Verses, er hat daraus in Anbetracht seiner Individualität vielleicht seine beste Rolle gemacht, ein Resultat nacheiferungswerthen Studiums. Fräul. Masson und Herr Rich elfen als Florette und Don Luis waren befriedigend. Herr Basser mann (Don Gaston) hat vielleicht seinen Schwerpunkt in kleinbürgerlichen Rollen, sicher nicht im Mantel und Degenstück, wo er das Schönheitsgefühl nach allen Rich tungen hin irritft-t. Otto Banck. Oessrntliche Vorträge. Mittwoch Abend hielt im dichtgefüllten Saale des „Hotel de Sare" der Dresdner Mechaniker Karl Schmidt, unter Vorführung eigens construirter Rotationsapparate, den ersten seiner beiden angekündigten Experimentalvorträge. Herr Schmidt legte seinen interessanten, von eleganten Experimenten begleiteten Ausführungen die Bewegungen einfacher, aber mit höchster Vollkommenheit verfertigter Kreisel zu Grunde; erst, nachdem er an diesen die Gesetze der Centripetal- und Centrifugalkraft nachgewiesen, ging er zu den Ro- tationserschcinungen der Himmelskörper, Nutation und Präcession der Erdare über, um schließlich die Wirkung der Rotation in optischer (Lichtbrechung, Farbenmischung) und akustischer Beziehung (Syrenen, Königsmanometer) durch überraschende Experimente zn veranschaulichen. Be sonderes Interesse erweckte auch die Erläuterung der Luftschraube und Vorführung eines nach amerikanischem Muster construirten Schraubenwagens. Solche, in po puläre Form gekleidete Erperimentalvorträgc bieten eine vortreffliche Gelegenheit, von vielen wichtigen Erschein»« gen der physikalischen Welt in angenehmster Weise sich eine Anschauung zu bilden: sie unterhalten eben und belehren zugleich. Mit reger, beifälliger Aufmerksamkeit folgte ein zahlreiches Auditorium dem fast dreistündigen Vortrage, und gewiß wird die aus Sounabend, d. 31. Zan. Abends anberaumte Wiederholung desselben, für welche eine etwas knappere Oekonomie sich freilich empfehle« dürfte, eine eben so große Anziehungskraft ausüben. * „Ueber Weltpost und Luftschifffahrt" hat General postdirector Stephan einen Vortrag gehalten, der bei Julius Springer in Berlin erscheinen und schon stoss lich das allgemeinste Interesse erwecken wird. Der große Postreformator giebt darin in seiner genialen Weise einen Ueberblick über Wesen, modeme Institutionen und Sta tistik der Post. Es werden in Bertin allein täglich über 240,000 Stück Briefe zur Post gebracht, was jährlich 87,600,00 » tpro Stunde >0,000) Briefe ergiebt. Die Presse, diese Großmacht im Staate, die es in Händen hat, das Volk den LtaatSeinrichtungen zu oder abgeneigt zu mache«, ist auf der Post durch das runde Sümmchen von jährlich 50,000,000 Eremplarcn vertreten. An Geld befördert die Post nahezu so viel jährlich, als die frau- zösische Kriegsentschädigung betrug, nämlich über eine Milliarde Thal r Gerichtliche Insinuationen, die gar oft das Wohl und Wehe ganzer Familien bergen, wur den im verflossenen Jahre 5,000,000 durch die Post be stellt. Die wenigen Daten, die hier angeführt find, ge nügen sie nicht schon, zu zeigen, welchen Rang, welche Wichtigkeit die Post im Staate wie in der Familie ein nimmt k Welche Umsicht, welche Thatkraft gehört dazu, in denc großen Gewirre, das 500 Millionen Bnefe dies Wort spricht sich so leicht — verursachen, die rich tige Ordnung zu schaffen! Von den 500 Millionen Briefen kommen 15 Procent auf deu Staat, 5 Procent auf die Wissenschaft, 35 Procent auf den Handel und 45> Procent auf die Famikienaugelegenheiten. Bei den Depeschen kommen bei einer jährlichen Anzahl von 10 Mil lionen 5 Procent auf den Staat, 29 Procent aus die Familie und 66 Procent auf den Handel. 200 Mil-
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