Dresdner Journal : 14.02.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187402144
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-02
- Tag1874-02-14
- Monat1874-02
- Jahr1874
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- Titel
- Dresdner Journal : 14.02.1874
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Expedition äe« Dresdner äournicl», Dresden, ^k«rKü.rett>enx»sse dio. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 13. Februar. Ihre Majestät die Kö nigin sind heute Nacht 12 Uhr 10 Minuten von Frank- fml a. M. wieder hier eingetrofsen. Verordnung, eine neue Wahl für den Reichstag im I.'i, König!. ^>6. Sachs. Wahlkreise betreffend. Nachdem der im 13. Königl. Sachs. Wahlkreise zum Abgeordneten sür den Reichstag gewählte 1>. Johann Jacoby in Königsberg die Annahme dieser Wahl adge- lehnt hat, ist vom Ministerium des Innern für die des halb in Gemäßheit 8 34 des Wahlreglements vom 28. Mai 1870 vorzunehmende neue Wahl Sonnabend, der 28. Februar 1874 festgesetzt und für diese Wahl der Amtshauptmann Dr. Platzmann in Leipzig zum Wahlcommisfar ernannt worden. Dir erforderliche Anzahl von Formularen zu den Wahlprotvkollen und Gegenlisten wird von hier aus an die Gemeiudeobrigkeiten des Wahlkreises abgesendet. Gegenwärtige Perordnung ist sofoA in allen Amts blättern des bezeichneten Wahlkreises zum Abdrucke zu bringen. Dresden, am 13. Februar 1874. Min l peri um des Innern. v. Nostitz Wallwitz. Fg. nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Ostrowo, Donnerütag, 12. Februar, Nach mittags. (W. T. B.) Der Erzbischof Ledochowski ist aus sein Gesuch, eine besondere Betkapelle fick einrichten taffen und seine Diener um sich Haden zu dürfen, dem Lernehmen nach von der Gerichts behörde abfällig beschirden worden. Straßburg, Donnerstag, 12. Februar, Mit tags. (W. T. B.) Nachdem der NeichvtagSabge- orvnete Lauth uud mehrere demselben befreundete elsässische Abgeordnete schon gestern Mittag nach Berlin abgcreist waren, sind denselben mit dem dcutigen Mittagszuar die Abgg. Bischof Näß, Pfarrer Winterer, Ersuperior Guerber und AktG Simonis nachgefolgt, so daß der Eintritt der elsüs- fischen Abgeordneten in den Reichstag am morgen den Lage zu erwarten ist. Paris, Donnerstag, 12. Februar, Abends. (W. L. B.) Zn einer vom gestrigen Tage datirten Zuschrift Nouher'v an eine in Clermont erschei- nende Bonapartistische Zeitung, welche von den heutigen Pariser Abendblättern veröffentlicht wird, erklärt der Führer der imperialistischen Partei, daß das Seplcnnat des Marschallpräfidenten Mac Mahon respectirt werden müsse. Rouher sagt: Das Septennat Mac Mahon'S fei der endgiltige Ausspruch des nationalen Willens und lasse die Zukunft offen. Bedauerlich bleibe, daß Mac Ma hon'S Unparteilichkeit gegen kleinliche Intriguen nicht besser geschützt werde. Tas Septennat sei ein Waffen stillstand und dürfe von den Parteien nicht alS eine Art Schirm mißbraucht werden, hinter dem man sich ver stecke, um ehrgeizige Pläne zu schmieden. Gin direcler Appell an die Souveränclat der Station sei nothwendig, uni alles Unheil des Ceptcmberaufstandes vom Jahre 1870 wieder gut zu machen. Am Tage dieses Appells werde es sich zeigen, daß nur zwei Regierungsformen sür Frankreich möglich sind: die Republik, oder das Kai serreich. Rouher hebt schließlich hervor, daß die Inter essen der Ordnung von den Interessen der Demokratie ,richt getrennt werden könnten. Wilna, Donnerstag, 12. Februar, Abends. (Corr.-Bur.) Der Kaiser von Oesterreich nahm hier heute Nachmittags '^.s Uhr im Speisewaggon das Diner ein, wozu von russischer Seite Baron Lieven, Graf Aprarin, der Commandant deS Franz-Jo- srphS-VarderegimentS, der Generalgouvrrneur von Wilna, General Bremsen und Oberst Molostow, von österreichischer Seite Graf Andraffy, Staats- rath v. Braun, Geb. Nath v. Hofmann und die militärische Suite beiaezogen waren. (Vgl. die „TageSgejchichte" unter Wien und Warschau.) Tagksgefchichtr. * Berlin, >2. Februar. Heute fand ein größeres Diner im kaiserl. PalaiS statt, zu welchem das Präsi dium deS Reichstags und das des Herrenhauses, mehrere Bevollmächtigte zum BundeSrathe, sowie Mitglieder des Herrenhauses und deS Hauses der Abgeordneten ae- laden waren. — Zn der gestern unter Vorsitz deS StaatSministerS Delbrück abgehaltenen Plen ar sitzung deS Bundesraths bildeten den Gegenstand der Berathung: 1) der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Ausgabe von Reichskasfenjcheinen, 2) die definitive Abrechnung über die Einnahme an Zöllen rc. für 1808 und 1869, 3) der Entwurf eines Gesetzes über die einer besonder« Genehmigung bedürfenden gewerblichen An lagen. — Ueber die heutige Sitzung des Herren hauses ist Folgendes zu berichten: Der Gesetzentwurf, betreffend die anderweite Regelung der Gebühren für die Vollstreckung der Executionen feiten der Verwaltungsbe hörden in den hohenzvllernfchen Landen, wird ohne De batte in der Fassung des Abgeordnetenhauses angenom men. Der vom Präsidenten vorgelegte Entwurf einer neuen Redactton der Geschäftsordnung für das Herren haus verursacht eine längere Debatte. Der Entwurf fipbet die Zustimmung des Hauses mit der einzigen we- sölMichen Modifikation, daß zur Einbringung von Amendements die Unterstützung von lü (statt 2o) Mit gliedern für erforderlich erklärt wird. Einem Anträge des Abg. Senfft v. Pilsach auf Kn Oloe-Annahme wird nicht zugestimmt, da Graf Brühl erklärt, das Herrenhaus habe noch nicht fo viel gearbeitet, um nicht einige Stun den feiner Geschäftsordnung widmen zu können. Die neue Ordnung tritt am 1. März in Kraft. Der Gesetz entwurf zur Ergänzung der Gesetze vom 7. October 18vö und 7. April 18N0, betreffend die Oirichtung von trigono metrischen Marksteinen, wird ohne Debatte angenommen. An Stelle des verflvrbenen Abg. v. Waldaw-Steinhösel wird durch Acclamation Abg. v. Plötz in die Matricular commission gewählt. Nächste Sitzung Sonnabend; vor läufige Tagesordnung: Etat, Petitionen. 8. Berlin, 12. Februar. In der heutigen Sitzung des Reichstags trat derselbe zunächst in die erste Be rathung deS von dem Abg. Schulze (Delitzsch) und Geir, eingebrachten Antrag ein, die Abänderung des Art. 32 der Verfassung und Gewährung von Reisekosten und Diäten aus Reichsmitteln an die Mitglieder des Reichs tages betreffend. Abg. Schulze begründet seinen Antrag damit, daß es der Billigkeit cnnprachc. wenn die Abgeordneten sür ihre Zeitvcr- saumniß und ihre Thatiglcit schadlos gehalten würden. Wenn man in der Diätenloßgkeit ein Correctiv des allgemeinen Wahlrechts finden wollte, so entspräche dies nicht dem Gesetze, weil dann nur die wohlhabender« Klaffen vertreten wären; es wäre aber auch verfehlt, denn es treibe dazu, daß die Abgeord netcn aus den Mitteln ihrer Wahler unterhalten und dadurch an Localintcresjen gebunden würden. Die jetzt gewahrten Fahr karten waren kein genügendes AuskunftSmittcl und waren den Bcrathungen des Hauses nicht förderlich, da sie jedenfalls nicht zur Ausrechlerhaltung der Beschlußfähigkeit dienten. Gegen den Antrag ergriff das Wort der Abg. v. Min nigerode, der fich ganz aus den Boden der Verfassung stellte und besonders deswegen abgeneigt war, den Antrag anzuneh men, weil der Reichstag damit eine Sclbstdotation aussprechen würde. Abg. Frankenburger empfahl den Antrag, weil es be sonders bei den letzten Wahlen hervorgetreten sei, daß das Volk nicht den Vertreter entsenden konnte, vcm es sein ganzes Ver trauen schenkte, da derselbe wegen der großen materiellen Opfer das Mandat ablehnte. s Laude Ab weil di Manda von iLacius (Erfurt) sprach fich gegen den Antrag aus, fiders die Beamten dadurch getrieben würden, ein aiizuuehmen. Zm preußischen Abgeordnetenhause seien Abgeordneten W4 Beamte. Abg. Laster coustalirt, daß Fürst Bismarck zwar die Diätenlosigkeit bei den Verhandlungen über Vie erste Verfassung des Bundes consequent gefordert habe, jedoch mil dem Imatze, daß sich über die Frage ipäler sehr wohl ein Mal reden lassen könne. Uebrigeus sei es eine falsche Vergötterung der Perlon des Reichskanzlers und zugleich ein schlechtes Eomvlimeut für ihn, wenn man glaube, daß der Bestand des Reichs an seine Amtsführung geknüpft fei. Adg. v. Schulte spricht für Diätengcwähruug, obwohl er für feine Person gern daraus verzichten wolle. Reichskanzler Fürst Bismarck: Es heißt in einem gewöhnlichen Sprichwort: gw r eec eouseutne viäeii; ich hätte zur Aeußerung des Abg. Lasker schweigen können, da ich mit ihr vollständig einverstanden bin. Da aber von anderer Seite das Gcgentheil gesagt ist, so kann ich nicht schweigen, danfft nicht aus meinem Schweigen eine andere Folgerung ge zogen werde. Ich erlaube mir deshalb zu constatiren, datz ich die lleberzeugung des Abg LaSker vollkommen theile, vag ich die Att, wie nniere Verfassung zu Stande gekommen ist, dic Elemente, die dabei milgcwlrkt haben, viel höher anschlage, als das Mitwirken irgend eines einzelnen Mannes, und vag es ein schlechtes Eomplimcnt sür unsere gemeimchaftliche Arbeit, di» bestehende Verfassung wäre, wenn ich zugeben wollte, daß ein Kanzler mehr oder weniger bei dem Begehen des deutschen Reichs unter seiner nationalen Fortbildung irgend welchen Unterschied machen könnte. (Beifall rechts.) Im Schlußwort vertheidigt der Antragsteller Schulze dir Stillung der Fortschrittspartei zu der nationalen Frage; ihre nationale Anhänglichkeit werde nicht beeinträchtigt durch ihre Foiderung der Diäten. Wenn die Abgeordneten aus Privat- mitteln ihren Unterhalt empfingen, würden Klasseuwahlen m»t Klaffeohaß- und Hader herbeigeführt. Rach kurzer Specialdebalte wird der vom Adg. Schulze beantragte Gesetzentwurf auf Gewährung von Reisekosten uRv Diäten in namentlicher Abstimmung, mit 220 gegen 79 Stimmen (Evnservative, Reichspartci und ein Theil der Nationalliberalen, wie v. Bennigsen, Kapp, Ste phani ec.) angeommen. — Der sodann auf der Tages ordnung folgende Antrag des Abg. Windthorst, betref fend den unverzüglichen Abschluß der gegenwärtigen Be- rathungen des preußischen Landtags für die Tauer der Sitzungen des Reichstags, wird in Rücksicht auf das inr preußischen Landtag getroffene Arrangement für jetzt zurückgezogen. — Es folgt nun die Berathung des An ttags der Abgg. Bernards und Windthorst auf Ab änderung des tz 44 der Geschäftsordnung, welcher Paragraph nach diesem Anträge folgende Fassung er halten soll: „Die Anmeldung zum Worte erfolgt, nachdem die Be rathung über den belresfendcn Gegenstand eröffnet ist, schnjt lich bei demjenigen Schriftführer, welcher die Rednerliste zu führen und die Reihenfolge zu überwachen hat und als sol cher durch den Präsidenten verkündigt ist. Zn der Anmel düng wird bemerkt, ob sür oder gegen den Antrag gesprochen werden soll. Wenn mehrere Redner beim Beginne deS Dis cusfion sich gleichzeitig zum Worte melden, so wird die Rcthcnsolge durch das Loos bestimmt. So lange es möglich ist. wird mit den Rednern, welche sür und wider sprechen wollen, gewechselt." F« den Anttag sprach dann der Abg Geib, der in der Diäte» »figkeit nur ein Mittel sah, die Opposition aus dem Hause n »ntsernen. Das würde doch nichts Helsen, denn im ' Kd auch im Hause würde sie bleiben Alp. v Unruh (Magdeburg) hielt es sür sehr bedenklich für d«t Reichstag, alljährlich Anträge eiuzubringen, die keinen Erfolg Hätten; die Verhältnisse wären noch genau dieselben, wie frMr. Abg. v. Sa ucken (Tarputschen) sprach sür den Antrag, weil na» dem Volke die Möglichkeit geben müßte, Abgeordnete zu wählen, die ihm genau bekannt wäre», damit es nicht nöthig sei, fich »ach auswärtige» Eandidaten Umzuseheii. Abg. Windt Horst «Meppen) warnt davor, den hinter den Comisscn getroffenen Abmachungen irgend einen bindenden Charakter beizulegen, weder in der Vergangenheit noch sür die -ttckanft. Dasselbe Mannöver könnte bei der Berathung des Militärgestches gemacht werden. Geschähe das, dann wäre eS besser man schicke den Reichstag jasort nach Hause, mil oder ohne Diäte»! Redner ist kein Freund des allgemeinen Wahlrechts, aber »achdem es ein Mal gegeben ist und zwar gegeben ist, um damil Oesterreichs Politik im ehemaligen Deutschen Bunde zu äbtrbieten, möchte er Ten sehen, der cs zu nehmen oder zu beschränken wagte! Die Debatte über diesen Antrag wurde heute nicht beendigt und wurde gegen 'K4 Uhr au, morgen vertagt. Heute sprachen nur zwei Redner über Liefen Gegenstand: Abg. Windthorst behauptet, daß der jetzige Modus, nach welchem der Präsident Demjenigen daS Wort ertheilt, dessen Meldung^er zuerst bemerkt, sich nicht bewährt habe Für die Aendcrung spräche die Ersahrung und das Beispiel vieler Par lamcnte, im englischen lägen die Verhältnisse bei der Thettung der Parteien wesentlich anders. Einem Präsidenten, welcher unparteiisch sem Amt auSüben wolle, müsse die Aendcrung lieb sein. Redner beantragt llcberweisung an die Commission. Abg. Braun (Glogau) behauptet, daß der frühere Modus der grogen Majorität des Hauses wohl zugesagt habe; iu der Preße sei er gelegentlich bekämpft, aber wohl nur mit Rücksicht auf bestimmte Wahlkreise. Die Minoritäten feien genug bc rückfichtigt, wie des Vorredners und des Abg. Ewalv Beispiel in den früher» Sessionen bewiesen habe. Der Präsident er halte zwar eine gröbere Bcsugmp, aber nur zum Frommen der Debatte. Das englische Parlament habe auch v Parteien, dic zwar in zwei grove Theile zerfiele», dasselbe aber finde auch bei uns statt, wo die centripetale und ccntrifugale Partei zu unterscheiden sei. (Unterbrechung im Ccntrum.) Die Rednerliste gebe Abhandlungen statt Reden, verhindere sofortige Antworten gegen die Regicrurlgscominissare, schaffe unerträgliche Zwangs lager und üas schreckliche Znstttnt der Strohmänner. Er bc halte sich bei Annahme des Antrags Amcndcments vor. welche die Strohmänner ausschlössen. Danzig, 11. Februar. Zur THeilung» frage meldet die „Danz. Ztg." Folgendes: Der Oberpräsident v. Horn hat sich in einem Schreiben an den Elbinger Magistrat sehr bestimmt gegen die Lheilung unjrer Pro vinz ausgesprochen. Er sagt: „Je mehr ich an der lleber zeugung festhalle, daß die Lheünng der Provinz PreufM nicht gerechtfertigt nno mchl heilsam sein würde, umso mehr hat es nur zur Befriedigung gereichen müssen, daß gegen dieses Prvject, welches man nach dem Majorität» ausspruche des letzten PrvvinziallandtageS als befestigt erachten dürfe, für welches irgend stichhaltige Gründe nach meinem Erachten nicht anznführcn sind, kräftiger Widerstand von Seiten einer Gvmmun ergeht, welche bei der Frage in befonderm Grade intcrefsirt ist und deren Stimme auch sonst nicht unbeachtet bleiben kann." Flensburg, 10. Februar. Der „Altonaer Mercnr" veröffentlicht zwei Verfügungen der fchleswiger Rc gierung, die ihren Eindruck m Nordfchlcswig, mit Bezug auf dessen Verhältnisse sic erlassen wurden, nicht verfehlen werden. Die erste schärft „den kvnigl. Be Hörden und Beamten' ein, vor Allem darauf zu achten, daß das deutsche Element in den nvrdschleswig'schen Districtcn nicht als das unterdrückte oder zn unter drückende betrachtet werden dürfe, und daß daher Alles vermieden werden müsse, was in diesem Sinne aufge faßt werden könne. Die zweite Verfügung spricht aus, daß cS jeder nvrdschleswigschen Gemeinde überlasten bleibe, durch Wahl eines zur Leistung des Diensteids erbötigen uud sonst geeigneten Gemeindevorstehers eine Beendigung der in den widersprachlichen Gemeinden gegenwärtig bestehenden commlssarischcn Verwaltung des GemeindevorsteherdiensleS und Herabsetzung der hierfür vereinbarten Eittfchädigung herbeizuführen. Der Ge meindevorsteher fei als mittelbarer Staatsbeamter ver pflichtet, den vorgcschricbcnen, das Gclöbniß der linier thänigkeit, Treue und des Gehorsams gegen Se. Majestät den König von Preußen enthaltenden Diensteid zu leisten. Bemerlenswerth sind beide Verfügungen übrigens noch in hohem Grade durch ihre deutliche Sprache in Bezug auf die nordfchleswigschcn Verhällniffe. 'Nord schleswig, sagt die zuerst aufgeführte, ist ebenso wie alle übrigen Theile der Provinz Schleswig-Holstein ein Be- standtheil der preußischen Monarchie und hat als solcher keine andere staatsrechtliche Stellung wie diese. Die zweite Verfügung erklärt, daß die königl. Verordnungen, nach welchen obiger Bescheid gegeben wurde, „Gesetzes kraft haben für das durch das allerhöchste Patent vom 12. Januar 1807 mit der Monarchie vereinigte Herzog thum SchweSwig und insbesondere für die zu diesem gehörigen nordschleswigjchen Gemeinden, denen eine AuS nahmestellung in jenen Verordnungen nicht cingcräumt worden ist und deren Einwohner mit allen dazu ge hörigen Rechten und Pflichten Preußen sind und als preußische Unterthanen den Gesetzen Folge zn leisten haben." München, 12. Febrnar. (A. Z.) Die königlich«' Hofhaltung in Hohenschwangau wird heute aufgelöst, und Se. Majestät der König wird heute Abend zu dauerndem Aufenthalte dahier eintrefsen. Feuilleton. (Redlgcrt von Ott» Banck.) Theatererinnerungen. Von Gustav zu Putlitz. Berlin, Verlag von Gebrüder Paetel. (Fortsetzung.) Wäre im „Kaufmann von Venedig" der Jude die tragische Hauptfigur des Stückes, der Dichter ließe ihn nicht schon im vierten Act, und sicher nicht jo ver schwinden. Der tragische Held geht zu Grunde, Shylock wird nur überlistet, er ist nicht der in der Tragödie Unterliegende, er ist der im Lustspiel Geprellte. Der Dichter hat schon dadurch dem Irrthum vorbeugen wollen, den Juden für den Helden des Stücks zu halten, daß er das Stück „Der Kaufmann von Venedig" nennt, denn das ist Antonio, nicht Shylock. „Die Kaufleute von Venedig" wäre vielleicht das Bezeichnendste gewesen. Wie nun Malvolio komisch wirken soll, ohne sich komisch zu geberdeu, so Shylock tragisch, ohne tragisch zu sein. Die Sitnation ist uns ausreichend für ihn und wird immerhin genug Mitleid für ihn erwecken, um ihm Theilnahme zuzuwenden. Schließlich muß aber doch der Eindruck, den die Gerichtsscene zurückläßt, der sein, daß man sich freut, wie die Menschlichkeit den Sieg davon trägt und der unerbittlich Grausame in seine eigene Falle ging. Nach diesem Eindruck behält der letzte Act, sonst ein unnützes Anhängsel, (kaum Werth für den Zu schauer, es abzuwarten), seine volle poetische und drama tische Bedeutung. Die Genchtsscene darf nur das volle Bcfncbigtfnn mit dem Resultat beim Zuschauer zurück lassen und das Mitleid für Shylock, um das ihn schon sein Feilschen am Schluß bringt, dies in keiner Weise verkürzen. Herr Keller spielte in Schwerin die Rolle in dieser Intention, und wenn er dadurch auch auf den Beifall für einige falsche Effecte resignirte, so blieb seine Leistung doch vollständig anerkannt, und wir Zuschauer hatten die Freude, ein buntes, poesiereiches, spannendes Lustspiel vor uns abrollen zu sehen, das auch nicht einen Mißklang zurückließ. Und eS war ein anderes Stück, als wir sonst im Kaufmann von Venedig ge sehen hatten. Die hier in Kürze angegebenen Ideen über die In- scenirung vom „Sommernachtsträum" und seiner zwitter haften Puckgestalt sind sicher sehr bcherzigungswerth und sollten überall versucht werden, denn das Brechen mit geschmacklosen Traditionen, ganz gleich, ob sie in den Lcheaterregien, oder im Publicum Wurzel,!, ist immer ein Schritt zum Bessern und selbst dann löblich, wenn er das erste Rial ungünstig ausgenommen wird. Ich empfehle diese Worte ganz direct unsrer Bühne und hoffe, daß sie Beachtung finden. Der bei „Was ihr wollt" angeregte Grundsatz: daß man lieber Viola und Sebastian von zwei Personen, einer Schauspielerin und einem Schauspieler, statt von ein und derselben Künstsecin spielen lassen sollte, ist an sich psychologisch und poetisch voll berechtigt, verdient aber, meiner Ansicht nach, nur da eine Anwendung, wo die Bewältigung der Doppelrolle keiner genügenden Kraft gegeben werden kann und in diese!» Falle keine wahre Kunstleistung wird, sondern in ein Eomödiantenkunst- stück ausartet. Im Besitze einer hochbegabten Künstlerin von biegsamem Talent würde indeß eine Bühne un praktisch handeln, wenn sie jener nicht beide Rollen an vertraute, denn wir dürsen nicht vergessen, und die Kasse dars nicht vergessen, daß in geschickten Händen jenes er laubte Virtuosenstück für die Zuschauer einen nicht ge ringen Reiz des Lustspiels ausmacht. Und dies wird so lange so bleiben, wie sich das Publicum für die Haupt kräfte d«s Theaters persönlich interessier, eine natürliche Theilnahme, die wied.r dem Erfolge der Dichtung zu Gute kommt. Anders ist es mit dcni „Kaufmann von Venedig". Ich kann es nicht vorherrschend für ein Luftspiel halten, glaube aber gern, daß Putlitz'in Schwerin, nachdem dies Werk im Eomödiensinne ausgefaßt ward, ein ganz anderes Stück als das übliche vor Augen bekam. Ge wiß nicht zum Besten der poetischen Wahrheit. Jene Lustspiclintention, die wesentlich die Vorführungsart der Shylockrolle trifft, ist nicht von Putlitz.ausgestellt und er sagt deutlich, daß er sie nur adopttrt. Wenn er aber dies mit heiteren! Sinne thut, so geschieht dies nicht aus christlich-aristokratischer Geringschätzung gegen das Juden thnm; seinem treuherzigen, aufgeklärten Biedersinn ge genüber sind alle Eonfessionen und Racen berechtigt und m ihren heiligsten Ueberzeugungen zu schonen, der Mensch sängt für ihn im geringsten Christen wie Juden an, auch wenn er sich noch nicht hat baronisiren lassen. Aber Putlitz irrt sich hier einfach in der Auffassung des Tragischen. Shylock, den Jessika verläßt und beraubt, um die Hand eines Christen zu nehmen, der endlich sein Vermögen, die Frucht seines ganzen Lebens, verliert und gezwungen wird, seinen Glauben abzuschwören, ist mehr als ein „Ge prellter"; er ist eine hochtragische Gestalt und zwar um so echter, als er sein Geschick zum Theil verschuldet hat, zuin Theil als typische Gestalt seiner gemißhandclten Confejjionsgenossen leidet. Ohne diese vom Brauch ge deckte Mißhandlung würde Shakespeare bei anderen Zeit anschauungen anders gefühlt und gedichtet haben. — Bei dem Freundesverkehr, welchen Putzlitz berührt, möchte ich als Beispiel seines milden Sinnes einiges au» seinen Urtheilen über Charlotte Birch Pfeiffer ausschei den, da diese Schriftstellerin auch unserem Publicum durch viele ihrer früher gegebenen Stücke Interesse bietet. ES sei vergönnt, bei der hochbegabten, eigenthümlichen und doch so viel beneideten und verkannten Frau zu verweilen. Mir war sie durch einen zwanzigjährigen Verkehr Freundin geworden und ist es geblieben bis zu ihrem Tode. Ich will den Leser gleich in ihr Arbeit» zimmer einführen, die Werkstatt unermüdlicher Thätig leit, ttnerfchöpflicher Productionskraft. Tie Honneurs des Salons zu machen, war nicht ihre Sache, aber vor dem Schreibtisch war ihr Platz. Was der Besitzerin wirklich lieb Ivar, das hatte sie mit in ihr Laboratorium genommen. Nanny, die alte Kammerfrau und Freunvin des Hauses, kam von Zeit zu Zeit herein, meist um ein Almosen für einen verarmten Schauspieler oder eine Schauspielerin in höchster Noth zu erbitten, was sie immer rührend dringend befürwortete, und worauf sie nie ohne eine reichliche Gabe ging. Verschwendung in der Wohlthätigkeit, die Unfähigkeit, eine Bitte zu ver jagen, waren ein Grundzug in Charlotte Birch-Pfeiffer'S Charakter, und wie viel auch ihr gutes Herz gemißbraucht sein mag, noch mehr hat sie wirklich geholfen, und bei ihren weitverbreiteten Verbindungen weit über das Maß der eigenen Mittel und der zu Zeiten sehr hohen, freilich auch überschätzten Einnahmen hinaus. Zu diesem über schwenglichen Geben stand scheinbar der offen gezeigte Wunsch, zu verdienen, in scharfem Widerspruch, der mit einem oft krankhaft gereizten Streben nach Erfolgen Hand in Hand ging. Stets klagte sie, daß ihre Stücke nicht ost genug auf das Repertoire kämen. Wer jo viele wohl verdiente Succejje errungen hatte in der Sphäre seines literarischen Schaffens, wer so die Repertoire aller Büh nen beherrschte, oer hätte, sollte man meinen, einen etwas geringeren Erfolg leicht verschmerzen sollen, um so mehr, als die reiche Productionskraft gleich wieder mit einer neuen Gabe da war. Aber der Neid aus diese über»
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