Dresdner Journal : 27.02.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187402275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-02
- Tag1874-02-27
- Monat1874-02
- Jahr1874
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- Titel
- Dresdner Journal : 27.02.1874
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^48. , Ldo»neme»t,pr«li: I«l ä«ut»ek«» ^llbrlivt»:. . . . S ^dlr. ^^Lbrlicb: 1 Idir. IS K^r. Lu>reIo«NuwLierr>: l K^r. Iu«erl»tenprel»er t^ür Ueo k»uu> «iaer k^titreils: S Oot«r „LioxvErät" äis 2«il«: b K^r. Lrocketneur Tk-Uob mit ^lluuUrm« 6or 8oiu»- aoä kvie^r«, Ft»««l» kür äv» kol^ovävu 1'»^. Iv kr««»—» tritt slttirlicb Ü ^blr. ktvmps^vbüdr, »a»»»rS»Idü«« äeuttebso ttsieb»» ?o»t- noü Freitag, den 27. Februar. 1874 Dres-ntrÄmmal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. L«tp»tL: Lr«nU«t«tter, Ovaul»i»»uuLr Ue» Vrvsünsr 4ourn»I»; :-Lr«»I»a-rr»»k1»rr» ».: Laa»rn«te,n <s ^og/rr, N«rUL Vt«» -L»iod»rU -rr»G-l^to^-rr»Lt tarl ».».-HüoeL«»: Kuck ^ko»«e, >«rUo ^1. /,<» atick^ckau^.K XiLrrckt üriwiu^ L Sr«« l»«: /. Mariae»«'s Nürvitu; 0L«wLit»: />. 1'viA^ ^r»»L türt» ».: K ^a«Aer'svtlvu.^.<7. Kerrmarm scke öuc kk , Daute <st7o., 0»rUtt: /uvD S*Loovr: 6'. Sc-tüzster,- v»rt»: Kava«, Da^tte, Kuttrercc Do., Stntlx»rt Daute <k Do., Sückck ^»»Micen-Küreau, Vi«: ^<k Oxpet/t. Nprsosxvkprr XSuisI. ^xpockition li«'s l>rv«ckn<r -tavri.^ls, Orssclvu, ttur^itrotkvnxLss«' Ao. :. Amtlicher Theil. Dresden, 20. Januar. Se. Majestät der König haben den zum Griechischen Consul in Leipzig ernannten Herm Phocion P. Nao um dortselbst in dieser Eigen schaft anzuerkennen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. TaarSaeschichte. (Dresden. Berlin. Aus Kurhessen. Hulda. »Straßburg. Schwerin. Detmold. Wien. Graz. Paris. Bem. Rom. London. Moskau. Konstantinopel. New- Ä°rk.) Deutscher Reichstag (Sitzung vom 25. Febmar). Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Erimmitschau. Kirch brrg.) Beilage. Telegraphische WitterungSderichte. Börsennachrichten Inserate. Telegraphische Nachrichten. Schwerin, Mittwoch, 2s. Februar, Nachmit tags. (W.T.B.) Die Landstände find heute infolge der gestern von ihnen gefaßten Beschlüsse (vgl. unter „Tagesgeschichte") auf 8 Tage vertagt worden. Kür den Wiederzusammentritt derselben ist unter Auf rechterhaltung der bisherigen Vorlagen eine wei- tere Erklärung der Regierung in Aussicht gestellt. Versailles, Mittwoch, 25. Februar, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der National versammlung wurde der Antrag auf Erhöhung der ErvschaftSsteuer mit großer Majorität verworfen, und der Deputirte Toupet deS LigneS (vom linken Eentmm) mit 316 gegen 313 Stimmen, welche Combier (von der äußersten Rechten) erhielt, definitiv zum Quästor gewählt. Amsterdam, Donnerstag, 26. Februar. (W. T. B.) Der kürzlich gewählte Erzbischof der alt bischöflichen Utrechter katholischen Kirche, Cor nelius Dieprndaal hat, gutem Vernehmen nach, diese Wahl adgelehnt. London, Mittwoch, 25. Februar, Abends. (W. T. B.) Die Admiralität hat eine nichtofficielle Mit theilung von der Goldküste erhalten über eine 12stündige Schlacht, welche am 31. Januar bei Acevcmboo stattgefunden haben soll. Die Aschan tis erlitten große Verluste, die Engländer eben falls; mehrere Offiziere wurden verwundet. Der Commandant der englischen Streitkräfte, Sir Gar- net Wolseley, steht 15 englische Meilen von Ku masfi und verlangt Verstärkung. Alle Truppen find daher ausgeschisst. Die Regierung ist noch ohne eine directe Depesche deS Generals Wolseley. Aus Lissabon meldet ein Specialcorrespondent, daß die Engländer von den Aschantis überrumpelt worden seien und 190 Todte und Verwundete ver- loren hätten. Es werde befürchtet, daß die eng lischen Truppen abgeschnitten werden. London, Donnerstag, 26. Februar. (W. T. B.) Ein officielles Telegramm des Generals Wol seley vom s. Februar meldet, daß derselbe nach viertägigen Gefechten am 4. dsS. in Kumasfi an- aekommen ist. Der König der Aschantis hatte die Stadt verlassen und sollte zur Unterschrift der Friedensbedingungen am 5. in das Hauptquartier Wolseley's kommen. Die Engländer haben 300 Todte und Verwundete verloren. Von der hiesigen japanefischen Gesandtschaft wird ein derselben auSNangasaki zugegangeneö Telegramm veröffentlicht, nach welchem bereits 3000 Mann japanefischer Truppen auf dem Schauplatze der letzten Unruhen eingetroffen sind. Denselben ist. nach Mittheilung der Gesandtschaft, eine er- hevliche Bedeutung nicht zuzuschreiben und steht eine völlige Wiederherstellung der Ordnung in naher Aussicht. Moskau, Mittwoch, 25. Februar, Abends. (W. T. B.) Die Katkow'sche „Moskauer Leitung" bespricht die hohe Bedeutung deS Besuchs deS Kaisers von Oesterreich, wobei sie zu dem Schluffe kommt, daß das Interesse Rußlands gegen jede Gebietsvergrößerung spreche, und weist weiter nach, daß die Bestrebungen für Schaffung eines pan- slawistischen Staates als absurd zu bezeichnen seien. Cngesgeschichte. Dresden, 26.Februar. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 6. Stück vom Jahre 1874 heute hier eingetroffen. Dasselbe enthält: Nr. 989) Gesetz vom l8. Februar d. I., dir Feststellung eines Nachtrags rum Haushaltsetat des deutschen Reichs für das Jahr 1874 betreffend. * Berlin, 25. Februar. Da das Handschreiben Sr. Majestät des Kaisers und Königs an den Gra fen Russell in die Oefsentlichkeit gelangt ist, jedoch in der Form einer Rückübersetzung, die als solche nicht den ursprünglichen Wortlaut wiedergiebt, so publicirt der „St.-Anz." im Nachstehenden das deutsche Original des vom 18. d. M. datirten allerhöchsten Schreibens: „Lieber Graf Russell! Das Schreiben Eurer Herrlichkeit vom 23. vor. Mts. ist Mir mit den Resolutionen der großen Versammlungen in Lon don und mit den Berichten Memes Botschafters über den Ber kaus der letztern rugegangen. Ich danke Ihnen aufrichtig für diese Mittheilung und für den sie begleitenden Ausdruck Ihrer persönlichen Gesinnung. Mir liegt die Führung Meines Volkes in einem Kampfe ob, welchen schon frühere deutsche Kaiser Jahrhunderte hin durch mit wechselndem Glücke gegen eine Macht zu führen ge habt haben, deren Herrschaft «ich in keinem Lande der Welt mit dem Frieden und der Wohlfahrt der Völker verträglich er wiesen hat, und deren Sieg in unsern Tagen die Segnungen der Reformation, die Gewissensfreiheit und die Autorität der Gesetze nicht blos in Deutschland in Frage stellen würde. Ich führe diesen Mir aufgcdrungcnen Kampf in Erfüllung Meiner königlichen Pflichten und m festem Vertrauen auf Gottes siegbringenden Beistand, aber auch in dem Geiste der Achtung vor dem Glauben Anderer und der evangelischen Duldsamkeit, welchen Meine Vorfahren dem Rechte und der Verwaltung Meiner Staaten ausgeprägt haben. Auch die neuesten Gesetzvorlagen Meiner Regierung tasten die katholische Kirche und die sreie Religionsübung ihrer Bekenner nicht an, sie geben nur der Unabhängigkeit des Landes und seiner Ge seygcbung einige der Bürgschaften, welche in vielen andern Ländern seit lange bestehen und in Preußen früher bestanden, ohne von Seiten der römischen Kirche für unverträglich mit ihrer freien Religionsübung gehalten zu werden. Ich war gewiß und freue Mich, daß Ihre Kundgebung eS Mir bezeugt, daß Mir in diesem Kampfe die Sympathien des englischen Volkes nicht fehlen würden, mit welchem Mein Volk und Mein königliches Haus seit der Zeit Wilhelm's von Oranien durch die Erinnerung an so manche gemeinsam be standene schwere und ehrenvolle Kämpfe sich verbunden wissen. Ich bitte Sie, dieses Schreiben mit Meinem ausrichtigen Danke zur Kenntniß der Herren bringen zu wollen, welche die Resolutionen unterzeichnet haben, und verbleibe Eurer Herrlichkeit wohlgeneigter Wilhelm" — Der Ausschuß des Bundesraths für Justiz- wesen und die vereinigten Ausschüsse für das Seewesen und für Rechnungswesen hielten heute Sitzungen. — Bekanntlich liegt es schon längst im Plane der Rrichs- regierung, ein neues Prüfungsreglement für die Einjährig-Freiwilligen festzustellen. Wie nun der „K. Z." von hier geschrieben wird, ist der Entwurf eines solchen aus der geineinsamen Thätigkeit des Kriegsmini steriums, sowie der Ministerien des Innern und des Eultus hervorgegangen und liegt jetzt zur weitern Be- schlußnahme vor. — Die beiden Häuser des Landtags sind heute bis zum 13. April vertagt worden. Im Ab- aeordnetenhause wurde zuvor die Resolution des Abg. 1)'. Petri: „die königl. Staatsregierung aufzusordern, so bald als möglich dem Landtage eine Vorlage zu machen, durch welche die rechtlichen Grundsätze in Be treff der Schließung und Trennung der Ehe einheitlich für die ganze Monarchie geregelt werden", in Schluß abstimmung angenommen. — Ter „Prov.-Eorr." zu folge wird das Civile hegesetz nach erfolgter aller höchster Vollziehuna unverweilt verkündet werden und am 1. October d. I. in Kraft treten. — Das halb- officielle Organ beschäftigt sich heute u. A. auch mit dem neuen gemeinsamen bischöflichen Rundschrei ben, in welchem die katholischen Bischöfe Preußens aus Anlaß der Verhaftung des Erzbischofs von Posen noch ein Mal ihre Stimme erheben, um sich gegen den Vor wurf zu verwahren, daß sie Rebellen seien oder daß sie die Schuld tragen, wenn die katholische Kirche in Preu ßen vielleicht einer völligen Zerstörung preisgegeben werde, und sagt: „Nicht der Ehrgeiz oder die Herrsch sucht des einzelnen Bischofs, sondern die Herrschsucht der römischen Curie und die unbedingte Unterordnung aller Bischöfe unter die unfehlbaren Gebote Roms sind Schuld daran, daß die Zerrüttung zwischen Staat und Kirche entstanden ist und all' das Ungemach über die Kirche kommt." Berlin, 25. Februar. ^Der Reichstag beschloß deute aus den Antrag des Abg. vr. Reichensperger (Erzfeld) nach längerer, aber sich wesentlich nur über locale Verhältnisse verbreitender Discussion, den Reichs kanzler aufzusordern, das hinter dem Kriegsministerium, der ehemaligen Porzellanmanufactur und dem Herren- Hause gelegene Terrain soweit erforderlich zur Errich tung eines Reichstagsgebäudes zu erwerben. fIgl. um stehend den Sitzungsbericht.) Die nächste Sitzung wurde auf Dienstag den 3. März anberaumt, um den Com missionen Zett zu lasseu, die ihnen übenviesenen Arbeiten soweit thunlich zu erledigen. — Heute hat ein gemein schaftliches Diner der najional-liberalen Partei des preußischen Abgeordnetenhauses und des deutschen Reichstages in der Theerbuschc'sche«: Ressource stattge funden. Anwesend waren etwa 200 Abgeordnete, dar unter alle hervorragenden Parteiführer. Den ersten Toast brachte der Reichstagspräsident v. Forckenbeck aus auf deu Kaiser Wilhelm unter begeistertem Zuruf der Ver sammlung. Daraus toastete v. Bennigsen, unter dank barster Hervorhebung der großen Verdienste des vr. Simson, auf den jetzigen Reichstagspräsidenten v. Forcken deck, der alsdann auf den Präsidenten des Abgeordneten hauses, v. Bennigsen, einen Toast ausbrachte, in welchem er besonders hervorhob, daß jetzt die national-liberale Pattei wegen ihrer Bedeutung sich stets ihrer vollen Verantwortlichkeit bewußt sei« müsse. Weiter folgte ein Toast des 1>«. Völk auf die Presse, welche durch den Redacteur der „Nat.-Ztg.", Or. Zabel, der dankend er widerte, vertreten war. , ».AuS Kurheffen, 24. Februar, berichtet das „Fr. Journ.": Was die Stellung der Kirchspielspatrvne in 'Niederhessen zu dein evangelischen Gesammtconsisto- rium betrifft, so wird uns heute vou durchaus compe tenter Seite mitgetbeilt, daß die kirchliche Behörde keines- wegs von allen Pattonen die Präsentation von Candi daten für die 'Neubesetzung der durch die Amtsentsetzung der Renitenten erledigten Pfarrstellen erwarten darf. Diese „Renitenz zweiten Ranges" kann jedoch die Erle digung der Vacanzen nur um höchstens 4 Wochen hin ausschieben, indem nach Ablauf dieser Frist die Stellen ohne Zuthun der Herren Patrone „von Rechtswegen" zu besetzen sind. Fulda, 24.Februar. Mau schreibt dem „Fr. Journ.": Es steht nunmehr definitiv fest, daß das hiesige bischöf liche Generalvicariat, nachdem die preußische Re gierung die für die 'Neubesetzung des Bischofsstuhles vor- geschlagenen Candidaten verworfen hat, eine neue Liste nicht ausstellen wird. Die kirchliche Behörde will oder hat sich nach einer anderen Information bereits an den Papst mit der Bitte gewendet, einen der in Vorschlag gebrachten Diöcesanpriester zum Weihbischof zu ernennen und definitiv mit der Verwaltung des Bisthums zu be- traueu. Wir würden so in die Verhältnisse der Erz- diöcese Freiburg versetzt werden, bis etwa das in Aus sicht stehende Gesetz über die Verwaltung bischofsloser Diöcesen einen Strich durch die Rechnung macht. Straßburg, 25. Februar. (Tel.) Das „Elsässische Journal" richtet an die elsaß-lothringischen Abgeord- njeten, welche den Reichstag verlassen haben, die ernst liche Aufforderung, mit Rücksicht auf die von ihnen ver trrtenen gemeinsamen Interessen in denselben wieder ein- zutreten. — Dasselbe Blatt enthält eine Zuschrift vom Prof. Blunt schli in Heidelberg, in welcher derselbe unter Bezugnahme auf das vom Abg. Teutsch in der Reichstagssitzung vom l8. d. angeführte Citat aus seinem Handbuch des Völkerrechts erklärt, wenn Letzterer ricktig und vollständig citirt hätte, würde sich Jedermann über zeugt Haden, daß die fragliche Stelle keine Bestätigung, sondern eine unzweideutige Widerlegung der von Teutsch aufgestellten Behauptung enthalte. Er müsse daher ge gen die mißbräuchliche Anführung seines Namens Ver wahrung einlegen. * Schwerin, 24. Februar. Heute haben die Standes berathungen der einzelnen Stände des Landtags über die Frage der künftigen Landesvettretung stattgefunden. Die Landschaft hat ihren Beschluß vom 21. d.M., wo nach sie mit dem Princip einer einheitlichen Landesver trctung und mit Beseitigung der Ritterschaft und Land schäft als selbstständiger Factorei: der Landesgesctzgedung sich einverstanden erklärte, mit dem Hinzufügen wieder holt, daß eine Verständigung über die Ausführungs bestimmungen erreichbar scheine, sobald auch die Ritter schaft die regierungsseitig proponitte Basis acceptire. Die Ritterschaft beschloß zunächst verschiedene Modi ficationen der Vorlage, hat aber dann bei der Abstim mung über die ganze Vorlage letztere mit 84 gegen 82 Stimmen abermals abgelehnt. Bei der dann folgenden Plenarberathung wurde beschlossen, die Standesvota mit der bereits am 21. d. M. abgegebenen Erklärung, daß man bereit sei, die Propositionen der Regierung definitiv zu beantworten, an die Regierungscommissare abzugeben. Detmold, 24. Februar. Das „Fürst!. L.R.- u. A.-Bl." veröffentlicht eine Bekanntmachung, die Einberufung eines außerordentlichen Landtags aus den 23. März betreffend. Die einzige demselben zur verfassungs mäßigen Berathung vorzulegende Proposition wird sein ein Wahlgesetz zum Landtage und ein dasselbe ergän zendes Gesetz, die Zusammensetzung des Landtags und die Ausübung der ständischen Rechte betreffend. Ein vom Cabinetsminister v. Flottwell unterzeichnetes Pro- memoria an den Fürsten motivitt die Zusammenberufung eines außerordentlichen Landtags namentlich im Hinblick auf die durch das vorhandene Deficit herbeigefühtte Ver mehrung der Staatsschulden um jährlich 36,000 Thlr.: eine Calamität, welche das Land auf das Schwerste schädigt. Wien, 25. Februar. (Boh.) Der Kaiser trifft Freitag früh um ^6 Uhr am Nordbahnhofe ein, woselbst er von den Ministern, den Hofchargen und dem Bürger meister empfanget: wird. Montag oder Dienstag wird der Kaiser mit den: Grasen Andrassy nach Pest sich be geben. Graz, 23. Februar. Man schreibt der „AUg. Ztg." in Sachen der clericalen Agitation: Unser streit barer Fürstbischof I)r. Zwerger hat gestern von allen Kanzeln herab einen Hirtenbrief verlesen lassen, der sich zwar mit den in: Reichsrathe eingebrachten confessionellen Vorlagen noch nicht unmittelbar befaßt, allein doch schon die Hartnäckigkeit des Kampfes ahnen läßt, auf welchen Dr. Zwerger sich vorbereitet. In sehr grellen Farben schildert der Fürstbischof seinen Gläubigen die Gefahren, denen der „Glaube" entgegcngcht, und fordert sie auf, ohne Rücksicht auf die Schwierigkeiten, ohne Rückficht aus das persönliche und zeitliche Wohl auch ihrerseits einen Streit auszunehmen, der unvermeidlich sei, der aber zu Gunsten der Kirche ausfallen müsse, wenn es ihren Anhängern nur an Muth und Ausdauer nicht gebricht. Auch sonst werden alle Mittel in Anwendung gebracht, um die Bevölkerung in eine kriegerische Stim mung zu versetzen. Zu Tausenden verbreitet man unter den Landleuten das Bild des „Märtyrers" Ledochowski, erzählt den Leichtgläubigen, daß der Diann in einem dunklen Loche gefangen gehalten werde, auf feuchtem Stroh liegen müsse, kaum so viel zur 'Nahrung erhalte, Feuilleton. (Rrdiqirt von Ott» Banck. > K. Hoftheater — Altstadt — den 25. Februar: „Das Käthcheu von Heilbronn", nach Heinrich v. Kleist frei bearbeitet von Holbein. Frau Hedwig Raabe gab in dem traumseligen, romantischen Ritter schauspiel die durch treuinnige Liebe nnd Demuth rührende Figur Käthchcns iu höchst reizender, individuell fein und vollendet durchgefühtter Gestaltung. Wie schon bei ihrer früher» hiesigen Darstellung dieser Rolle bemerkt wurde, ergiebt der ihr eigeue, tiefinnigst herzliche und unschulds volle Ton mit wann sympathlscher Wirkung und eigen thümlicher Wahrheit die poetische Grundfarbe für dieses magnetisch gebundene liebeskranke Mädchen, dessen Wesen in ein romantisches Dämmerlicht gehüllt ist und deren Seelenleben und Handeln von einem wunderbaren Natur- geheimniß — das übrigens mit der innen: Stimme der Race eng verwandt scheint — mächtig beherrscht wird. In ibrem somnambulen, traumhaft umfangenen Doppel sein einigen sich liebestrunkene, seelische Dienstbarkeit und zarteste Keuschheit, duldungsergcbeues Herzeleid und innere sichere Liebcsfreudigkeit. Musterhaft wicdergrgeben tra ten die Briefscene vor dem Schloßbrande und die Scene unter dem Hollunderbusch hervor. Herr Porth spielte den Grafen Wetter v. Strahl, diese mannhafte, treuherzige Rittergestalt, vortrefflich und sorgfältig durchgearbeitet. Weit mehr als früher gelang es ihm, dessen Standesvoruttheil, zarte Rücksicht gegen seine Ahnen und zeitgemäß etwas beschränkten Sinn so zu zeichnen, daß die Wirkung seines redlichen Herzens lampfes und ritterlich edlen Wesens möglichst wenig Ein büße erleidet und unsre Sympathie ihm erhalten bleibt: obwohl es als ein ziemlich leichtes Gebot übernatürlicher Visionen erscheint, eine hübsche, böchst verliebte Kaiser tochter zu heirathen und dafür den weiblichen Teufel Kunigunde sitzen ^u lassen. Herr Jaffe gab sehr brav den biedern, von Schmerzen um sein Kind gequälten Vater Friedeborn, der endlich in seiner Vaterschaft vom Kaiser so unerwartet und zudringlich verdrängt wird. In Be treff der Pattie der heuchlerischen, coquetten und boshaften Kunigunde, von Frau Wolff nach Kräften löblich dar gestellt, zeigt sich eine Lücke im Personal unsrer Bühne. Besonders guten Antheil an der Vorstellung, die sich nicht durch rasches und sicheres Zusammenspiel auszeich nete, hatten noch Frau Bayer — Gräfin v. Strahl — und Herr Kramer — Leibknappe Gottschalk. C. Banck. * lieber die Wahlen der „Acadömie frantzaise" und die politisirenden Antrittsreden haben wir kürzlich Verschiedenes hervorgehoben. Jetzt hat Edmond Ab out im „Athenäum" einen Brief veröffentlicht, der über die Neuwahlen sich zwar verbittert ausspricht, aber als der populäre Opposittonsausdruck eines Franzosen interessant genug ist; er sagt, bei einiger Kürzung, ungefähr Fol gendes: „Obwohl die Akademie nur noch den Schatten :hres einstigen Rufes besitzt, veranlaßte die letzte, vier fache Neuwahl in dieselbe doch sowohl unter den Schrift stellern wie unter dem Publicum lebhafte Bewegung. Wenn wir gleich das revolutionärste Volk der Erde ge scholten werden, genießen trotz 1789 die Adelstttel in den Augen Vieler mehr Ansehm noch als selbst unter Louis XV. Ebenso protegitt der conservative Volksgeist die „Acadömie franzaise", die, von Richelieu gegründet, sich schon längst überlebt hat. Obwohl der gute Bourgeois es so gut weiß als wir selbst, daß, kaum ein Dutzend ausgenommen, diese „Unsterblichen" recht mittelmäßige Leute sind und daß bei ihrer Wahl die Jntrigue häufig weit mehr noch den Ausschlag giebt als das Verdienst, ist der Akademiker doch durch das tüit nceompli in seinen Augen von einem Glorienschein umgeben. Und noch mehr; es giebt kaum irgend einen französischen Schriftsteller, der nicht einmal vom Akademiefieber be fallen worden wäre. Es entsteht durch Einimpfung. Ein Schriftsteller, der bis jetzt zu seinem und der Leser Ver gnügen ganz harmlos — d. h. ohne andere Absicht, als den Beifall der guten Kritik und des Publicums zu ge winnen — gearbeitet hat, begegnet eines schönen Abends in irgend einem Salon einem Unsterblichen, der eben im Begriffe ist, für die Akademie zu recrutircu, und der ihn anspricht: „Wetthester Freund, warum zählen Sic nicht zu den Unsern? Meine College«: schätzen Sic ungemein hoch. Erst vor acht Tage:: hat Guizot bei der Herzogin von Carabas Ihr Lob gesungen." Der so Angcsprochene vettheidigt sich, jc nachdem seine Gcmüthsatt ist, be scheiden oder auch hochfahrend. Dumas Sohn z. B. setzte allen diesen Aufforderungen lange die Antwort entgegen: „Ich sehe nicht ein, was die Akademie meinem Rufe noch hinzufügen könnte; überdies ziemt es sich nicht, daß der Sohi: den Fauteuil einnehme, während sein Vater steht." Andere wieder schützen Ueberhäufung mit Arbeit, die Anstrengung endloser Visiten vor, ge stehen, daß die Aussicht einer mehrmaligen Niederlage sie schrecke, und fragen schließlich: „Nun, und was leistet die Akademie eigentlich? Nichts. Sie arbeitet nicht einmal an dem berühmten Dictionnaire, den noch zu ermatten Frankreich schon lange aufgegeben hat." Die Antwort lautet: „Sir befinde:: sich in einem Jrr- thum, wenn sic ängstlich sind. Ihnen werden sich die Lhüren öffnen. Wir haben so viele böse Wahle«: wieder- gut zu. machen. Lassen Sie nicht durch ihre Mitschuld ein so ehrwürdiges und interessantes Institut herunter- tommen. Sie keime«: die Akademie noch gar nicht, ja es ist ganz unmöglich, sie so von außen her kennen zu lernen. Trete«: Sie nur ein und Sie werde«: sich vo«: chren Verdienste«: überzeugen." Tas ist die Art und Weise, wie der Harmlose zu einem Candidaten — ein geistvoller Diann in einen Phrafendreher — umgcwan- drlt wird. Wehe ihm, wenn er nur einen Finger in diese Wahlmaschinerie steckt; hat er nicht gleich nach den: ersten Versuche den Muth, sich die gefangene Hand ab- zuhaucn, so wird sein ganzer Körper hmein verwickelt und plattgedrückt. Wen«: Dumas Sohu ein Wahrwort dainit sagte, daß die Akademie nichts an Rubin hinzu füge, so schädigt und verbittert sie doch ihre Opfer, d. h. Jene, welche sic angelockt hat, um ihucn die Thürc vor der Nase zu verschließen. Thöophile Gautier war geboren als eine sonnige Natur und starb, durch eine endlose Candidatur geschleift, ein verbittertes Gemüth. Er sagte mir kurz vor seinem Tode: „Es ist, als hätte ich ein Scheffel Natten: verschluckt." Und dennoch be saß und besitzt die Akademie Niemanden in ihre«: Rei hen, der sich an strenger Reinheit und reizender An- muth des Stiles mit ihm messen könnte. Taine, den ganz Europa als einen tiefen Denker und vorzüglichen Schriftsteller ehrt, hat soeben eine Niederlage erlitten, die um so schmachvoller ist, als er erst hervottrat, da seine Wahl gesichert schien, eine Stimmenmajorität ihm zugesagt war. Ich warnte ihn vor der Schlinge, allen: er glaubte mir nicht und ich kann es ihm nicht verü beln, denn es standen ausgezeichnete und berühmte Männer dafür ein. Taine und Dumas an einem Tage in ihre heiligen Halle«: einzuführrn, wäre allzu
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