Dresdner Journal : 28.04.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187404282
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740428
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-04
- Tag1874-04-28
- Monat1874-04
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- Dresdner Journal : 28.04.1874
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Dienstag, den 28. April. 1874 Lkon»emeot«pr»>,r Io» t«»c«ok«n Loivdor Mkrlicl»:. . . . S kklr ^Lltrli^k: I 1'KIr. lb Liurelooktuwlucrn: I t>8r. Io kr»u»»»o tritt jkttrlicd L l'klr 8ten>iEl8«d0dr, «u»»«rk»Idckv» ä«ut»ck«u ttviokv» kvit- uvck 8tewpelri»«!k^»L dioru, Iu8vr»1enpr«ts«: kür äeu 8»uo» oinor ^e^paltc»«» kvtitrsil«: S N^r. vot«r „kio^vsLuät" ai« 2«il«: b kiUr Lrsedelnevr Hattet» mit Xo»o»t»m« äsr 8ooo- »vä Kswrt»^«, Ldovä» Kr ä«o kol^sudsv Dres-nerMirnal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. l^tpotU! F> 6omo»i»«noLr -t«, - I>i-v«<ta«r ^oor»u»i»i «b«o<1>u».: Li«A«» ^'«,7 u L -S I^oAler L«rU» Wtso-LmodorU-r^-Lstpoi^ tarl ». K -K»ocd«o: N-ck L/o«e, U«rU» F A Irswsoi L Urs» l»>: N » Üür»«U; 0d,ou»tt»: > oi^t, rroL>- Nltt» H.: FacA«-'>K:I»eu. F 0. Hcc^man^'ick« ttuckk., Dtt»5,FL/o.,- VSrUli: /nv/), Smmovr- <7. ,- k»n,: ^/ulux, /.a/ttte, Lu//i>r F L7o., StuttUi-t: Saude F l'o., - L»tteaa, Vlso Oppekt. U«r»o»xed«rr Xünisl. Lrpcäitton äe- Drssttosr ^ourn»Is, Orct^cn, ä1»rjx»rvtk«ii^»»iv kio. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 26. April. Seine Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg ist heute Mittag von Altenburg hier eingetrvfsen und im Königl. Palais am Taschen berge abgetreten. Dresden, 27. April. Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg ist heute Mittag l2 Uhr 15 Min. nach Altenburg abgereist. Ihre Königl. Hoheiten der Großherzog und die Frau Großherzogin von Sachsen - Weimar und Prinzessin Tochter Marie, Hoheit, sind heute Nachmit tag 2 Uhr 50 Min. nach Weimar abgereist. «>— —— -- Nichtamtlicher Theil. uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Breslau. Posen. Straßburg. München. Wien. Paris. Christiani». Konstantinopel.) Dr ebner Nachrichten. Provinzialvachrichten. (Chemnitz. Plauen. Pot schappel.) Vermischtes. S atistik und BvlkSwirthschaft. EiugesandteS. Feurlleton. Lotteriegewinnliste vom 25. April. Beilage. Deutscher Reichstag (Sitzungen vom 25. April). Börsennachrichten. Inserate. ^tleyripstttche ilnchrichten. Köln, Montag, 27. Avril. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Las Urtheil der Appellinstanz in dem Processe des altkatholischen Bischofs l'i . Reinkens gegen die „Deutsche ReichSreitung" in Bonn ist heute verkündigt worden. Die Appellkammer hat die wegen Beleidigung des Anklägers vom Zucht- Polizeigericht erkannte Strafe bestätigt; dieselbe lautet: der Redacteur, Schuhmachermelster Emons ist zu 5 Monaten Gcfängniß, der Verleger Haupt mann zu 500 Thkr. Geldbuße, eventuell 5 Monaten Gefänamß verurtheilt. München, Sonntag, 20. April, Morgens. (W. T. B.) In militärischen Kreisen verlautet, daß der Kriegsminister dem Könige neuerdings Vorschlägen werde, den Raupenhelm in der bayer- schen Armee abzuschaffcn und anstatt desselben Pickelhauben, wie solche jetzt bereits von der Gendarmerie getragen werden, eiuzuführen. Madrid, Sonntag, 26. April, Morgens. (W. T. B.) Gegenüber anderweitigen Nachnchten über die Lerprvviantirung von Bilbao wird von der Regierung mitgetheilt, daß für 1 Monat noch reichlich Lebensmittel vorhanden find und daß der Proviant bei einiger Einschränkung auch noch für einen zweiten Monat auvreichen wird. Die Carlisten find in einer Stärke von 18,000 Mann bei Balmaseda concentrirt. Ihre Artillerie ist durch eine Anzahl von bisher vor Bilbao ver wendeten Geschützen verstärkt worden. Belgrad, Sonntag, 26. April, Morgens. (W. T. L.) Der Kürst Milan von Serbien hat leine Reise nach Konstantinopel, welche er morgen antretcn wird, durch eine Proklamation anaekündlgt und den Ministerratb für die Zeit seiner Abwesen heit mit der Regentschaft betraut. New Dock, Sonnabend, 25. April. (W. T. B., Kabeltelegramni.) Der Misfifippi ist abermals aus seinen Ufern getreten und hat die Thalebenc von Onachilay, die Stadt Monroe und 27 große Plantagen unter Wasser gesetzt. Tausende von Menschen befinden sich in der größten Noth. Der feierliche Schluß der diesjährigen Session deS deutschen Reichstages hat gestern, am 26. April, in Berlin im weißen Saale des königl. Schlosses durch Se. Majestät den Deutschen Kaiser stattgefunden. Der officielle „D. R.-A." berich tet darüber wie folgt: Die Mitglieder des Reichstages, sowie Diejenigen, welche zur Theilnahme an der Schlußfeierlichkett Ein ladungen erhalten hatten, die königlich preußischen Staats- minister, die Generalität, die wirklichen Geh. Räthc, die Räthe erster Klasse und die vortragenden Räthe der Ministerien versammelten sich gegen I Uhr im weißen Saale. Die Vertreter der auswärtigen Mächte am kai- serlich deutschen und königlich preußischen Hofe hatten sich in den für sie bestimmten Logen des weißen Saales eingefunden. Bald nach 1 Uhr erschienen unter Vortritt des Bundesbevollmächtigten, Präsidenten des Reichskanzler- amts Staatsministers l>r. Delbrück, die Mitglieder des Bundesrathcs, welche sich inzwischen in dem grünen Salon versammelt hatten. Nachdem dieselben links von dem königlichen Thronsessel sich ausgestellt, die Mitglieder des Reichstages in einem Halbkreise vor demselben und die Eingeladenen unter der Tribüne längs der Lust gartenseite sich geordnet hatten, begab der Bundcsbe- vollmächtigte StaatSministcr Dr. Delbrück sich nach der rothen Sammetkammer, um Sr. Majestät dem Kaiser und Könige hiervon Meldung zu machen. Allerhöchst- dieselben erschienen bald darauf m Begleitung Sr. kaiser lichen und königlichen Hoheit des Kronprinzen und Ihrer königlichen Hoheiten der Prinzen des königlichen Hauses, mit allerhöchstem und höchstem Gefolge im weißen Saale und wurden bei Allerhöchstihrem Eintritt mit einem lebhaften, dreimaligen Hoch, welches der Präsident des Reichstages, Oberbürgermeister v. Forckenbeck, mit den Worten: „Se. Majestät der Deutsche Kaiser und König Wichelm von Preußen lebe hoch!" ausbrachte, von der Versammlung empfangen. Sc. Majestät der Kaiser und König nahmen auf dem Throne Platz, während Se. kaiserliche und königliche Hoheit der Kronprinz auf der mittleren Stufe und Ihre königlichen Hoheiten die Prinzen des königlichen Hauses zur Rechten desselben sich ausstellten. Se. Majestät ge ruhten alsdann, aus den Händen des Staatsministers Dr. Delbrück, der, sich verneigend, vor den Thron ge treten w«, die Thronrede entgegenzunehmen, und das Haupt mit dem Helme bedeckt, dieselbe wie folgt, zu ver lesen : „Geehrte Herren! Die Session, an deren Abschluß Sie stehen, reiht sich durch die tiesgreisende Wichtigkeit ihrer gesetzgeberischen Ergebnisse den bedeutsamsten Sessionen der früheren Reichstage an. Das hervorragendste unter Ihrer Mitwirkung zu Stande gekommene Gesetz soll, nach den Absichten der verbündeten Re gierungen, dem deutschen Heere diejenige Organisation dauernd sichern, in welcher dir Gewähr für deu Schutz unseres Vater landes und sür den Frieden Europas beruht Um die Stätigkeit der Entwickelung unserer Verfassung sicher zu stellen und um für die Fortbildung unserer neu gewonnenen nationalen Einrichtungen die Grundlage allseitigen Verständnisses zu gewinnen, haben die verbündeten Regierun gen eingewiüigt, die von ihnen vorgeschlagene und nach ihrer Uebcrzeugung »othwcndigc definitive gesetzliche Regelung der Friedensstärke des Heeres der Zukunft vorzubehalten. Sie haben dieses Zugeständniß in der festen Zuversicht machen können, cs werde die regelmäßige Berathung des Mi- litäretats und die fortschreitende Entwickelung des Versassungs- lebens dem Lande und den künftigen Reichstagen die Ucber- zeugung gewähren, daß die Sicherstellung der nachhaltigen gleichmäßigen Ausbildung der nationalen Wehrkraft und die Herstellung einer gesetzlichen Unterlage für die jährlichen Bud- getberathungen nothwendig sei, um dem deutschen Heere eine seiner Bedeutung sür das Reich entsprechende Festigkeit der Gestaltung zu sicher». Mit pattiotischer Bereitwilligkeit haben Sie Ihre Mitwir- kung geliehen zur Beseitigung der in der Erfahrung hervor- getretenen Mängel der gesetzlichen Bestimmungen über die Ver sorgung der Invaliden des Reichsheerrs und der Marine. Ich sage Ihnen Meinen Dank für die Fürsorge, welche Sie von Neuem für die Interessen Derer bethätigicn. d e im Waffen dienste für da- Vaterland Kraft und Gesundheit geopfert Haden. Die Regelung deS Papiergeldumlauss in Deutschland fand große Schwierigkeiten in dem von der Vergangenheit über kommenen Ergebniß einer vielgestaltigen Entwickelung. Unter Ihrer Mitwirkung ist es gelungen, durch bundesfreundliche Ausgleichung der Verschiedenheiten eine Regelung herbeizufüh- ren, welche durch Herstellung eines einheitlichen Papiergeldes innerhalb der durch die Rücksichten strengster Vorsicht gebotenen Grenzen, sowie durch Beseitigung der mit der Natur des Lan despapiergeldrs verbundenen Hemmungen allen Verkehrskreisen znr Befriedigung gereichen wird. Auch auf anderen Gebieten haben Sie. im Verein mit dem Bundesrathe, die Gesetzgebung und die Institutionen des Reiches weiter ausgebildet. Die Förderung und Unterstützung, welche die von Mir in Gemeinschaft mit den vcrbündeien Re gierungen besolgte Politik in Ihren letzten Beschlüssen gesunden hat, befestigen in Mir die Ueberzeugung, daß das deutsche Va terland unter dem Schutze der gemeinsamen Institutionen einer gedelhliche» Zukunft enlgegengche und daß Europa in der sorg samen Pflege, welche die geistigen, sittlichen und maieriellen Kräfte Deutschlands finden, ein Pfand des Friedens und der gesicherten Fortbildung seiner Eultur erblicken werde. Ich entlasse Sie, geehrte Herren, mit Dank gegen Gott, dessen Gnade Mir gestattet hat, nach ernster Krankheit Sie heute um Mich zu versammeln." Sobald die Verlesung der Rede beendet war, trat der Staatsminister Di. Delbrück wiederum vor und ver kündete mit den Worten: „Auf Befehl Sr. Majestät deS Kaisers erkläre ich im Namen der verbündeten Re gierungen den Reichstag für geschlossen", den Schluß der gegenwärtigen Session deS Reichstages. Se. Majestät verließen hierauf unter einem erneuten dreimaligen Hoch der Versammlung, auSgebracht von dem königlich bayerschen BundeSbevollmächtigten, Staats minister der Justiz Dr. v. Fäustle, in Begleitung Sr. kaiserlichen und königlichen Hoheit des Kronprinzen und Ihrer königlichen Hoheiten der Prinzen des königlichen Hauses mit dankendem Gruß den weißen Saal. Tllgesgkschichtc. Dresden, 27. April. Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg, Höchstwelcher gestern Mittag zu einem Besuche am königlichen Hofe hierselbst ein getroffen ist, wurde bei der Ankunft im Bahnhofe von Sr. königlichen Hoheit dem Prinzen Georg und dem k. Ceremonienmeister Kammerherrn v. Helldorff empfangen und nach dem königl. Palais geleitet. — In der Be gleitung Sr. Hoheit befinden sich der Major v. Esebeck und der Lieutenant v. Egloffstein. Ihre königliche Hoheit die Frau Großherzogin von Sachsen-Weimar hat in Begleitung Ihrer Majestät der Königin gestern mehrere Ateliers hiesiger Künstler be sucht. Um 5 Uhr fand größere Tafel bei Ihren Majestäten statt, zu der auch an die Herren Staatsminister und mehrere Generäle Einladungen ergangen waren. Abends wohnten Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie Ihre königlichen Hoheiten der Groß- Herzog und die Frau Großherzogin nnd die Prinzessin Mana von Sachsen-Weimar, Sc. Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg und Ihre königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Georg der Vorstellung der Oper „Mignon" (von Ambr. Thomas) im k. Hof- theatcr bei. Heute 'Nachmittag haben die hohen fürstlichen Gäste die Rückreise angetrcten. Dresden, 27. April. Verschiedene Zeitschriften haben sich damit beschäftigt, Nachrichten über Personalver änderungen, welche für die Einführung der neuen Verwaltungsorganisation in Aussicht genommen sein sollten, zu verbreiten. Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, daß diese 'Nachrichten zur Zeit noch jeder thatsächlichcn Begründung entbehren und daß die Re gierung der Frage über die Wahl der Personen für die bei den neuen Verwaltungseinrichtungen zu besetzenden Aemter erst dann näher treten wird, wenn die Budget- berathungen des so eben wieder in Thätigkeit tretenden Landtags zu Ende geführt und die Etats der neuen Verwaltungsorganisatton endgiltig festgrstellt sein werden. D. Berlin, 25. April. Der Reichstag hielt heute mit einer dreistündigen Unterbrechung von Vor mittags lO bis Abends I I Uhr Sitzung. In der Vor mittagssitzung wurde zunächst das Prrßgesetz nach den Anträgen der freien Commission erledigt und dazu mit geringer Majorität die Resolution angenommen, welche Aburthcilung der von Amtswegen zu verfolgenden Preß vergehen durch Schwurgericht verlangt. Das Gesetz fand fast einstimmige Annahme. Die dritte Lesung des Gesetzentwurfs über die Verhinderung der unbefugten Ausübung von Kirchenämtern bot einet Reihe von Rednern, namentlich aus dem Centrum, Veranlassung, ihre Ansichten über den gegenwärtigen Kainpj zwischen Staat und Kirche darzulegen; eS vermochten jedoch nur die Abgg. Dr. Völk und Mallinckrodt, welche entgegen gesetzte Standpunkte vertraten, die Aufmerksamkeit des Hauses zu fesseln. Das Gesetz wurde gegen die Stim men des Centrums angenommen. In der Abcndsttzung lag der elsaß-lothringische Verwaltungsbericht für IÜ73 zur Berathung vor. Der einzige Redner war der Abg. Simonis, der in nahezu zweistündiger Rede darzulegen suchte, daß die Verwaltung Elsaß-Lothringens nicht gut sei, ihm antwortete der Director der Reichskanzleramts- abtheilung für Elsaß-Lothringen, Herzog, Abg. Dr. Löwe behielt sich die Geltendmachung seiner Wünsche für die nächste Etatsberathung vor. Hierauf verlas der Prä sident des Reichskanzleramts die allerhöchste Botschaft, wonach der feierliche Schluß der Session morgen Mittag durch den Kaiser persönlich bewirkt werden wird. BreSlau, 25. April. Eine Instruction über die Civilehc ist für die katholische Geistlichkeit, wie aus einer Mittheilung der Redacfion des „Schles. Kirchenbl." hervorgcht, bereits von dem General - Vica- riats-Amte in Aussicht genommen worden. — Aus Glatz wird gemeldet, daß Dr. Hager, Redacteur der „Schles. Volkszta.", in der gestern stattgehabten Verhandlung von der Anklage, durch seine in einer Wahlversammlung ge haltene Rede zum Ungehorsam aufgereizt zu haben, frei gesprochen worden ist. Posen, 25. April. In Betreff der detachirten Forts, welche im weiten Umkreise um unsere Stadt errichtet werden sollen, stand der definitive Plan bereits so gut wie fest. Wie nun die „Pos. Ztg." erfährt, soll dieser Plan nochmals vollkommen umgearbeüet werden, indem es sich muthmaßlich darum handelt, die Forts in noch weiterer Entfernung von der Enceinte anzulegen, so daß zur wirksamen Cernirung dieses ausgedehnten Systems von Festungswerken eine gewaltige Armee erforderlich sein würde. — Der Hilfsgeistliche Schröter, dem die große Excommunication angedroht worden ist, wurde, der „Ostd. Z." zufolge, zum Dlrector des königlichen Seminars zu Fulda ernannt. Straßburg, 25. April. Vian schreibt der „Köln. Ztg/': Die Angelegenheit des Bischofs von Nancy scheint wenigstens das Gute zu haben, daß die Differenz der politischen und der Diöcesangrenzen ehestens gelöst wird. Der Bischof hatte sich in einem Hirtenbriefe so ausgesprochen, daß auf Grund des Kanzelparagraphen zunächst die einzelnen Pfarrer, welche das betreffende Schriftstück verlesen hatten, vor den Richter citirt wurden, dann aber auch dem Bischof selbst durch Vermittlung der französischen Regierung eine Ladung vor das Gericht zu Zabern behändigt wurde. In der Zwischenzeit hat sich der Bischof seiner Pfarrer in einem Briefe an den Bezirks-Präsidenten von Lothringen angenommen, aber sich mit der Antwort begnügen müssen, daß diese An gelegenheit, weil vor dem Richter, sich der Thätigkeit des Verwaltungsbeamteten entziehe. Wie telegraphisch aus Zabern gemeldet wird, hat heule das dortige Land gericht dcn Bischof von 'Nancy wegen Anstiftung des Pfarrers von Lixheim zur Verlesung des oben envähnten Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater — Altstadt — 25. April. Letztes Gaslspie» ter italienischen Opern-Gesell sch ast des Herrn Pollini. Zum ersten Male „I'Ouikra" — „Sein Schatten" — konnschc Oper in 3 Acten nach dem Französischen des dc Saint-Georges von R. Genöe, Musik von F. v. Flotow. Diese nur auf vier Personen beschränkte, in den Serenncn und im Kriege gegen dic Camisarden spü lende Oper wurde jür dic Oxöru comiczue in Paris geschrieben, hatte auf deutschen Bühnen keinen Erfolg nnd ist früher bereits in deutschen Blättern besprochen worden. Ter Titel des Sujets bczicht sich auf einen Offizier, der wegen einer aus Menschenliebe begangenen Insubordination zum Tode verurtheilt, aber vom Exc- cutivnscommando aus Mitleid nicht erschossen wurde, flüchtete und nun unter anderem Namen als „sein Schatten", umfrcit von einer jungen Wittwe und ge liebt von einer jungen Bäuerin, Hauptfigur der Oper wird. Die Handlung ist aim, in uninteressanter Ent wickelung und behaglichem Stillstand und mit Hilfe mancher Gelegenheits-Musikstücke in ermüdender Deh nung behandelt, ohne dramatische Lebendigkeit und ohne Komik. Flotow hat seine Musik aus em-'m ver siegenden Gedankcnquell geschöpft, obschon mit höchst geschickter Technik und gewandter Combination. Wohl sind ihm einzelne Nummern sehr reizend, graziös, fein gestaltet in der Tvnwirkung, auch im Jnstrumentalsatz gelungen, so z. B. die große Ouartkttserne im ersten Act, das Anfangsdurtt im dritten rc.; einige Sätze, z. B. erstes Auftreten Jeanne's, deren Erzählung, An fang dr- Finales des zweiten Actes re., birtcn an warmer Empfindung und Stimmung fast mehr als die beliebte Oper „Martha", aus der wir übrigens eine Haupt situation in ähnlicher Wiederholung (Act 1) empfangen; die Melodik ist in ihrer Gesammtheit gefällig an sprechend, elegant, gesanglich dankbar, rhythmisch äußerst lebendig und dic xurluute-Recitative sind italienisch flüssig und leicht behandelt. Aber die Musik bietet doch überwiegend nur ein Verarbeiten bekannten Ma terials, und Flotow's, die deutsche Eigenheit verläug- nendes Coquettiren mit dem nationalen Charakter der französischen Couversationsvprr erscheint auf dic Spitze getrieben. Da ihn die hierzu nvthwendigen Factorrn, französischer Esprit, originelle, durch geistreiche, charak teristische Züge und Pointen bereicherte Erfindung in zu geringem Maße unterstützten, so ergab sich vor herrschend nur eine fein durchgearbeitete konventionelle Musik von munterer Oberflächlichkeit und unselbst ständiger Manier, melodisch unv rhythmisch von sehr gleichmäßiger Physiognomie, oft fühlbar gesucht, um pikant zu werden, unv mit trivialer Phrase effcctuircnd, statt wahr im Ausdruck zu sein. Als Gesammtresultat — wozu allerdings der Text trotz wohlthätiger Kürzungen wacker mithilst — wird sich in der Regel nur rin kühler, monotoner, im seltenen Grade langweiliger Eindruck ergeben. Aber in be wunderungswürdiger Weise gelang es durch die vor zügliche Ausführung, unter Direction des Herrn Kapell meisters Goula, diesen Eindruck günstiger herzustellen durch Natürlichkeit der Darstellung, durch künstlerisch fertige, geschmackvolle und leichte Gesangsbehandlung zu interessiren, die gelungenen Nummern und Einzeln- hriten der Oper durch ein musterhaft ausgearbeitetes Ensemble, durch Feinheit und reizvolle Nuancirung des Vortrags außerordentlich zu heben, ja schon durch Schönheit der Klangwirkung zu entzücken. M » rini' s Leistung, Padilla' s graziöser, humo ristisch gefärbter Vortrag, Madame Desiröc Artüt's mit geistvoll beseeltem Ausdruck belebte Durchführung hatten gleichen Antheil an dieser künstlerisch vollendeten Wiedergabe; nächstdem aber, und namentlich im En semble, auch Signora DeriviS, die ihre gewandte Beherrschung der höhern Stimmlage im Staccato, im wessu äi voce und im Triller mit entschiedenem Er folg entfaltete. Lebhafter Beifall und reiche Blumen spenden sprachen den nun Scheidenden die warme Anerkennung und den Dank ves Publikums für dir gebotenen Gesangsgenüsse aus. C. B a n ck. Literarische Revue. Gewiß ist es ein sehr ehrenwerthes Streben, den echt germanischen Geist und die Reinheit unserer Sprache gegen eine überhandnehmende Einschleppung von Fremd wörtern zu vertheidigen. Man darf annehmcn, daß der tüchtige Einzelne, wenn er selbst als Schriftsteller mit gutem Beispiele vorausgeht, diesem Zwecke besser dienen kann, als eS „Vereine zur Purification der Sprache" vermögen. Ihr Verhalten giebt gar leicht der Lächer lichkeit Blößen. Zu den tüchtigen Einzelnen hat man in Bezug auf Redlichkeit der Absicht mehrfachen Grund, den Dr. Franz August Brandstäter zu zählen, der Professor am Gymnasium zu Danzig ist und bei Hartknoch in Leip zig ein Buch edirt hat: „Dir Gallicismen in der deut- jchen Sprache mit besonderer Rücksicht auf unsere schön- wissenschaftliche Literatur." Der Verfasser hat viele Hauptpunkte, die bei seinem Thema ins Auge zu fassen waren, mit Gründlichkeit behandelt; er ist auf die inner lich« Architektur unserer Sprache eingrgangen, hat ba- Syntaktische berücksichtigt und in breiter Uebersicht jene Gattung von gewohnheitsmäßigen Charakterschwächungen der Rede und Schrift berührt, welche sich nach und nach höchst verwerflich eingebürgert hat. Es läßt sich auch billigen, daß man bei solchen Untersuchungen jene Ver stöße berührt, welche sogar unseren besten Classikern be gegnet sind. 'Nur muß das in würdiger Weise ge schehen, die nie vergißt, daß wir es in ihnen mit den schaffenden, sprachbildenden Geistern zu thun haben, die sogar bei manchen Abweichungen von der Regel berufen sind, die Ausnahme zu sanctioniren. Der Genius aller Sprachen ist nach der Wesenheit des Volkes und seines literarischen Charakters von den Dichtern und Schrift stellern gebildet, niemals von der Gelehrtenzunft, die immer nur berufen war und sein kann, die Regel vom geschaffenen Kunstwerk zu abstrahiren und ihre Formel schulmäßig auszusprechen. Männer wie Luther, Sachs, Fischart, arbeiteten an der deutschen Sprache mit Er folg: ein Gottsched war niemals dabei. Leider tritt bei Brandstäter keine Pietät gegen un sere erhabenen Autoren, sondern ein ungeheuerlicher Zopf, ja ein zunftstarrer Vandalismus gegen Größe und Anmuth hervor. Ich lasse hier zur Ergänzung der kurzen Anzeige von Brandstäter's Buch mit Genugthuung Einiges von den trefflichen Bemerkungen einfließen, die in gleichem Sinne Emil Kuh gegen das Werk erhebt. Lessing wird es zwischen den Zeilen vorgeworfen, daß er nicht nur den Alten und den Engländern, daß er auch den Franzosen, Diderot obenan, geistige An regung und Nahrung zu verdanken hatte. Alsdann citirt Brandstäter die nachstehenden Sätze aus Lessing's Kritik des Stückes: „Dc Lwxo cke Onlais" von du Belloy in der „Hamburgischen Dramaturgie": „Dir Franzosen zeigen sich »lS rin Volk, welches^auf
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