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Dresdner Journal : 10.05.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187405104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740510
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-05
- Tag1874-05-10
- Monat1874-05
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 10.05.1874
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begonnen werden. Zur Verstärkung der Arbeitskräfte sind bereits t Major und 3 Hauptlcwe vom Jngcnieur- corps nach Ingolstadt beordert worden. Nürnberg, 8. Mai. In der heutigen Magistrats - sitzung gab der Bürgermeister v. Streiner einige Aus schlüsse über die jüngst erfolgte polizeiliche Auflösung mehrer Volksversammlungen. Wir entnehmen dem ausführlichen Berichte des „N. C." Folgendes: Bis der Richler gesprochen habe, sagte Hr. v Stromer, möge die Presse ihr Unheil zurückhalten; der Richter werde darüber entscheiden, ob willkürlich vorgegangen worden sei, oder nicht. Es frage sich, ob unter „Ordnung" auch „Tages ordnung" verstanden werde. Allerdings sei die Straf barkeit in dem vorliegenden Falle eine dubiöje Frage. Er (v. Stromer) habe in eigner Cvmpeten^ gehandelt. Das Evllegium entscheidet sich dafür, daß Strafanzeige gestellt werde. Bürgermstr. v. Stromer bemerkt, daß er nicht willkürliche Polizeimaßregeln wolle und es ihm da her lieb sei, wenn das Gesetz durch authentische richter liche Entscheidungen interpretier werde. Dem weitern Anträge des BürgermstrS. v. Stromer zufolge wird gegen das „Svcialdemokratische Wochenblatt , sowie gegen den in Stuttgart erscheinenden „Beobachter" Strafantrag ge stellt. Veranlassung hierzu geben in genannten Blättern erschienene Artikel, in welchen die jüngsten Maßregeln des Magistrats gegen die Socialdemokraten besprochen worden sind. Hof, 8. Mai. Wie Ihnen schon früher be richtet, faßte vor circa 1'» Jahren auch hier ein social- demokratischer Agitator Posto, fchuf die, fernen Ten denzen dienende „Hof er Zeitung", organisirtc Strikes, gründete im Interesse seines Blattes eine Genossen- schaflsbuchdruckerei und war eben im Begriff, den Höhe punkt seines Wirkens zu erglimmen, als ein „Schuldig" des Schwurgerichtes von Oberfranken feiner Thätigkeit ein „Halt!" (auf vorläufig 2 Monate) gebot. Sein journalistischer Nachfolger, ein mit den Functionen eines Zeitungsschreibers völlig unbewanderter Schneidergeselle, kam sehr schnell in finanzielle Verlegenheiten, deren Eonsequenzen ihn nötigten, ohne Abschiednahme von seinem Leserkreise plötzlich zu verschwinden. Vorgestern kehrte derselbe zwar zurück, jedoch in Begleitung eines königl. sächsischen Eriminalgcrichtsbeamtcn und um zu nächst in die hiesige Frohnfeste eingcliefert zu werden. An demselben Tage fand auf Antrag eines der rührigst gewesenen Parteigenossen die gerichtliche Schließung der oben erwähnten Genosscnschaftsbuchbruckerei statt, mit welchem Acte auch das Erscheinen der „Hofer Zeitung" vorläufig aufgehört hat. — Am 14. d. M. wird die diesjährige Saison des Stahlbadcs Stebcn eröffnet, dessen Prosperität durch den Umstand um eine Hoff nung ärmer geworden, daß das von der königl. baycrschcn Regterung bereits concejsivnirt gewesene Effenbahnproject Hof-Naila-Steben-Eichigt an den ungünstigen Conjunc- turen der Gegenwan gescheitert ist. > . Karlsruhe, 8. Mai. (Tel.) Die Erste und die Zweite Kammer, deren Sitzungen durch den Reichstag unterbrochen worden waren, sind heute wieder zujammen getreten. — Der Präsident des Ministeriums, v. Frey- dorf, der bis jetzt den Verhandlungen des Bundes- rathes beigewohnt hatte, ist gestern von Berlin hier ein getroffen. — Das Gesetzblatt publicirt die landesherr lichen Verordnungen über die Staatsprüfungen der Geistlichen. ** Koburg, j8. Mai. Gestern ist der Landtag des Herzogthums Kvburg hier wieder zusammen- aetreten. Die an denselben gelangten Vorlagen beziehen sich auf den Voranschlag für den Staatshaushalt des hiesigen HerzogthumS auf die Finanzperiode vom l.Iuli ds. IS. bis 30. Illlti 1877, auf die Aufbesserung der Gehalte der Pensionäre und Dispositionäre, welche auS der Staatskasse oder Domänenlasse Zahlung erhalten, sowie auf die Aenderung des Gesetzes über die Einkom men- und Klassenstcucr. Auch ist dem Landtag noch ein Decret zugegangen, welches den Bau eitles ueuen Semi- nargebäudcs in hiesiger Stadt betrifft. Pest, 7. Mai. Die „Pest. Eorr." meldet: Heute Nachmittag wurde ein zweistündiger Min ist er rat h ab- gehalten, welcher beschloß, den griechisch - nichtunirten Kirchcncongrcß nach Carlowitz im Lauf. deS Sommers einzuberufcn, dessen erste Ausgabe sodann die Wahl eines Patriarchen bilden wird. — Der Ausschuß für auswär tige Angelegenheit«:» der ungarischen Delegation hielt heute Mittag eine dreistündige Sitzung, welcher von Seite der gemeinsamen Regierung der Minister des Aeußern Gras Andrassy und der SectionSchef Baron Orczy beiwohnten. Uebcr dell Verlauf der Debatte, bei welcher verschiedene principiellc und politische Fragen ventilirt wurden, entnehmen wir hiesigen Blättern Fol gendes : Gegenüber einem Anträge des Grasen Beta Keglevich, die Abschaffung deS RothduchcS betreffend, erklärte Graf An dra Ny, daß cs undenkbar sei, m das Rothbuch alle diplo- matuchen Actennüäe aufzunchmcn; die meinen derjcwen seien solcher Natur, daß emc Veröffentlichung aus vielen Seiten mußte. Während hierüber noch bcrathen wurde, erscholl plötzlich eine starke Explosion, mehrere große Blöcke lösten sich oben von dem Felsen los und kamen krachend her nieder gesaust, jo daß wir alle nur eiligst aufspringen und den Steinen aus dem Wege eilen mußten, um nicht von ihnen zerschmettert zu wcrdeu. Die Briganti hatten Pulver in eine Oejsnung unter diesen Steinen gelegt und dies mit einer Schnur augezündet, um somit diese Explosiv» herbeizuführe». ES dauerte eine ganze Weile, bis der Pulverdampf sich verzogen und das Rollen und Fallen einzelner lojjgerisscncr Fclsbrocken aufgehört hatte. Auf der Feljcnspipe blieb inzwischen alles ruhig, kein B xigante ließ sich mehr sehen, kein Schuß knatterte herab, es schien, als ob die Räuber alle verschwunden wären. Nach einer Viertelstunde ungefähr forderte der Comman dant einige Freiwillige auf, hinauf zu klettern und zu sehen, was dort oben vorgehe. Lrvtz der großen Gefahr meldeten sich sogleich einige Bcrjaglieri und begannen nun, die Büchsen übcrgchängt, das Erklimmen des Fel sens. Nichts störte sie darin und sic gelangten unge fährdet oben an. Ihr Ruf, daß die Briganti verschwun den seien und nur ihre Todteil und Verwundeten zurück- gelassen hätten, erscholl sogleich herab. Jetzt begannen wir alle denn auch die Spitze zu erklettern; es war dies ein schwieriges Unternehmen, wobei Hände und Füße gehörig Arbeit fanden. Die Kuppe oben auf der Spitze, die wir von unten nicht hatten übcrfehen können, mochte wohl an 10— 12 i». im Umfang haben. Auf der uns entgegengesetzten Seite fiel der ganze Berg jäh in eine tiefe Schlucht ab und eine Art von Wajserrinne bildete hier eine Steige, in welcher ein gewandter Bergsteiger mit äußerster Gefahr seines Lebens vielleicht hinabgleiten konnte. Diesen einzigen Weg der Rettung halten die Briganti in ihrer Verzweiflung benutzt, und es ist mir stets unfaßlich geblieben, wie die Menschen diese glatte, L40 Mißmuth und bei fremden Mächten ofi Mißverständnisse Her vorrufen könnte Jene Schriftstücke zu bestim < en. welche ver öffentlicht werden sollen, müsse man allein der Einsicht des Ministers anheimstellen, da nur er in der Lage sei, die Trag weite der Veröffentlichung derselben zu bcurtheilen. Den Mit gliedern der Delegatton stehe es frer, den Minister bezüglich jeder Frage zu interpellircn, und er werde es gewiß nicht un terlassen, zu antworten; daraus folge aber keinesfalls, daß das Roihbuch deshalb schon überflüssig sei, den» es gebe viele Docu- mcnte. deren Veröffentlichung auch dem Minister ost sehr wunschcnSwerlh erscheinen könne, ehe er über die eine oder die andere Angelegenheit interpellirt wird Gras Vela Keglevich zog infolge der Aufklärungen des Ministers seinen Antrag zurück. Bezüglich des in Schwebe gebliebenen Dispositions- sonds, der Heuer mit 340.ovo Fl., also mit ivo.oov Fl. we niger als im Vorjahre, prälimimrt ist, wurde an den Minister die Frage gestellt, ob nicht noch loü.ooo Fl. gestrichen werden könnten. Der Minister erklärte, daß er die Bottrung dieser Summe zwar keinesfalls als eine Vertrauensfrage betrachte, daß aber die präliminirtc Summe schon das weitestgehende Minimum sei. Der Ausschuß beschloß infolge dessen, den DiSpositionSsond ohne Abstrich zur Annahme zu beantragen. Bezüglich des Erfordernisses der Gesandtschaft in Persien erklatte Gras Andrassy, daß die seit zwei Jahren in Persien bestehende Gesandtschaft unserer Monarchie besondere Dienste leiste und unsere Großmachtsstellung es zur Pflicht mache, uns einer Vertretung in Persien nicht zu begeben Der Ausschuß beschloß hieraus, die Votirung dieser Poff zu beantragen Ueber den Gesandtschastsposten in Spanien erklärte Graf Andrassy, daß der Verkehr mit Spanien jetzt nur aus officiösem Wege stattfinde und auch, so lange dort keine Regierung de finitiv zu Stande kommt, der Verkehr derselbe bleiben werde. Del Falk richtete an den Minister des Aeußern die Frage, ob er Kemitniß davon habe, daß in einem Theile der deutschen Presse gegen Ungarn in jüngster Zeit betreffs der siebenbür- aer Sachsen eine Agitation in Scene gesetzt wurde, die, un sere Verhältnisse in tendenziöser Weise darstellend, Ungarn und dessen Regierung in ein falsches Licht zu stellen bestrebt sei Er forderte den Minister deS Aeußern aus, seinen Einfluß bei der deutschen Regierung dahin zu verwenden, daß dieser Agita tion ein Ende gemacht werde. Graf Andrassy erwiderte, mit mathematischer Bestimmtheit behaupten zu können, daß die deutsche Regierung aus diese Agitation keinerlei Einfluß übt. Tcx Hceresausschuß der ungarischen Delegation hat gestern das Kriegsbudget erledigt, und belaufen sich die von, Ausschüsse beantragten Gcsammtabstriche im Ordi- nariuni auf 3! 9,682 Fl. und im Extraordinarium auf 2,2 l 7,600 Fl. Was den Verlauf der Sitzung selbst anbelangt, so melden die bezüglichen Berichte, „daß Ba ron Kuh» in warmen Worten und in der ihm eigenen gewinnenden Weise seinen Standpunkt vertheidigte und daß Graf Andrassy in glänzender Rede die Solidarität betonte, um welcher willen er dem Standpunkt des Kriegsministers Rechnung getragen wissen will". Paris, 8. Mai. (Tel) Troncin - Dumersan, einer der Directoren der für das Jahr >875 aus privater Initiative beabsichtigten allgemeinen Weltausstellung, ist gestern verhaftet worden. Die Veranlassung der Ver haftung ist noch unbekannt. Rom, 7. Mai. (Tel.) Die Dcputirtcnkammer setzt die Berathung über die finanziellen Vorlagen fort und genehmigte heute unter Anderm die Steuer auf Alkohol- und Bierfabrikation nach den Anträgen des Ministeriums und der Commission. — In ihrer vorgestrigen Sitzung (am 5. d.) hat die Deputirtenkammer die vierte Finanzoorlage der Regierung angenommen, nämlich die über die Besteuerung der Börsengeschäfte. Der erste Artikel dicfeS Gesetzes bestimmt, daß alle Börsengeschäfte in Staats-, Provinzial- und Gemeindeobligationen und in Actien jedweder Gattung, dann die Börsengeschäfte in Waaren und Producten der Stempelsteuer unterliegen. Die Steuer richtet sich nach dem Werthbctrag des Geschäftes; sie beträgt bei Geschäftsabschlüssen auf Zeit bis zu 50"0 Lire Werth 1 Lira, von 500" bis 10/ < 0 Lire Werth 2 Lire, von 10/ 00 bis 2",0 o L. 4, von 20/>00 bis 50,00" L. 10, von 5o/<iO biS 100/ 00 L. 20, von 10 ,000 bis >50,00<> L. 30 und steigt in diesem Ver- hältniß von 5O,oOO zu 5"," 0 L. Bei Geschäftsab schlüssen gegen baar ist nur der vierte Theil der ange gebenen Steuerbcträge zu bezahlen. Damit die Steuer auch richtig eingehe, wird weiter bestimmt, daß Geschäfte auf Zeit stets durch Vermittelung der angeftellten Ge schäftsvermittler und Sensale abgeschlossen werben müssen, solche gegen baar wohl unmittelbar zwischen den Parteien abgeschlossen werten können, daß aber bei beiderlei Ge schäften gestempelte, von der Ftnauzverwaltung ausge- gcbene Scheine oder Büchlein gebraucht werden müssen, ohne welche die abgeschlossenen Geschäfte keine Rechts kraft haben. Den Sensalen, welche den vorgcschriebencn Gebrauch der gestempelten Scheine oder GejchäftSbüchlein unterlassen, sind schwere Geldstrafen und Entlassung voin Amt angcdroht. Auch Privatleuten, welche bei dircctcn Geschäftsabschlüssen gegen baar die Stcinpel- scheine nicht gebrauchen, waren im Ausschußantrag Geld strafen bis zu 3« >'" > Lire in Aussicht gestellt, doch wurde diese Strafbestimmung von der Kammer fallen gelassen. Den Eintritt der Wirksamkeit dieses Gesetzes bestimmt ein königliches Decret, und in demselben Wege werden auch Verordnungen erlassen werden, welche die Ucber- wachung der Ausführung des Gesetzes von de» Börsen regeln sollen. Barcelona, 6. Mai. (Tel.) Nach hier eingetroffenen Meldungen trafen die Colonnen der Brigadiers Esteban und Cirlot auf ihrem Rückmärsche von Berga aus eine versprengte unter dem Wsehle von Don Alfonso vereinigte Earlistijche Truppenabtheilung und schlugen dieselbe vollständig in die Flucht. Die Car listen hatten hierbei starke Verluste an Todten, Verwundeten und Ge fangenen. Auch die Verluste der beiden Colonnen waren beträchtlich. — Aus Bilbao wird der „Times" gemeldet, der Einzug der Regierungstruppen dort sei ein schö nes Schauspiel gewesen. Die Einwohner waren in Fest kleidern auf der Straße, um ihren Befreiern einen en thusiastischen Willkomm zu bereiten. Frcudenschüsse, Glockengeläute, Flaggen von allen Farben; die Balcone drapirt mit Teppichen und reichen Stoffen; selbst das ärmere Volk hatte seine Wohnungen auf allerlei Art geschmückt, um dem frohen Tage Ehre zu machen. Die Truppen antworteten auf den Ruf „Viva Concha!" mit „Viva Bilbao!" Politische Rufe wurden wenig gehört. Abends war die Stadt illuminirt und auf den bis zu später Stunde mit lustigen Leuten gefüllten Plätzen wurde gesungen, getanzt und gejubelt. Manche Ein wohner sahen blaß und ausgehungert aus; aber die Mehrheit hat weniger gelitten, als man erwarten sollte, da die Noth wirklich groß gewesen ist. Es sind nicht viele Leute verloren, wie man sagt, weniger als 30; man hatte gute Vorkehrungen getroffen, Thüren und Fenster mit Sandsäcken und Breiern verschlossen und Wächter auf die Thürme gestellt, welche mit Hornsigna- len warnten, weil» die Batterien zu feuern begannen. Die Zerstörung an Eigcnthum ist jedoch schrecklich; beinahe kein Haus ist unbeschädigt geblieben, und viele sind im Inner» ganz demolirt. In ein ein Haus z. B. sind 42 Bomben gefallen, in ein anderes 25; es ist beinahe keine Fensterscheibe ganz geblieben. Die Carli- stcn bombardirtcn 39 Tage lang und haben an 6"00 Bomben in die Stadt geworfen, runde Bomben von altmodischer Art. Zu der Zerstörung durch das Bom bardement kommt noch der Brand mehrerer Häuser, welche von einer Anzahl der Freiwilligen von Bilbao angezündet wurden, weil ihre Bewohner mit den Carlistcn sympathisirt hatten. Am Abend sah man rings um die Stadt viele Landhäuser in Flammen stehen. Drei Brücken in der Stadt sind zerstört. — Nachrichten aus Carlistischcr Quelle geben fol gende Erklärung über den Erfolg der republikanischen Operationen. Der Paß von Las Munecas, der Haupt punkt der Carlistifcben Vertheidigung, wurde von l6, 00 Mann mit l6 Geschützen, unter dem Commando des Generals Echague, angegriffen, während nur einige Compagnien denselben vcrtheidigten. Ter Carlistischc General Velasco soll den Befehl erhalten haben, diese Position mit 4 Bataillonen zu verstärken; allein der General erschien nicht. Der Angriff, den der General Echague in der Nacht des 30. April gegen Galdames richtete, gelang aus ähnlichem Grunde. Da die Carlistische Defensivlinie jo, infolge ihrer zu großen Ausdehnung, in der 'Mitte durchbrochen war, so fand sich der rechte Flügel, der am Monte-de-Abanto stand, im Rücken be droht und ging am Morgen des i. Mai gegen die Brücke von Castrc-Iana zurück, um mit dem linken Flügel unter Elio sich zu vereinigen. Bian hatte zuerst die Absicht, wie im Jahre 1836, eine neue Defensivstellung einzunehmen; allein man gab diesen Plan auf in Be tracht der großen Tragweite der feindlichen, meist aus Krupp'fchen Kanonen bestehenden Artillerie. In zwei aufeinanderfolgenden Kriegsräthen wurde sodann be schlossen, die Belagerung Bilbaos schleunigst aufzuheben und mit der ganzen Armee de» Rückzug anzutreten. — Eine Depesche aus Hendaye, vom ' .Mai Abends, mel det: Don Carlos ist in Durango, General de Valde- spina in Larabezua. Die CarUsten behaupten, auch nicht ein einziges Gewehr verloren zu haben. Man spricht von dem Verrath einiger Carlistischcr Chefs; 4 Briga diers sollen verhaftet sein. Auch mit General VelaSco sei man sehr unzufrieden. Dou Carlos, heißt es, werde eine Proklamation an feine Armee richten. — Don Carlos hat, wie dem Pariser Journal „Soir" telegraphirt wird, eme Proklamation an seine Truppen gerichtet. In derselben heißt es u. A.: „Setzet Eure Zuversicht auf Gott und bewahret mir Euer Ver trauen; dann werdet Ihr nicht den Muth verlieren. Wir werden noch in Bilbao ciuziehen und unsere Fah- »en siegreich entfalten." Konstantinopel, 8. Mai. Die „Agcnce Bordeano" meldet: Der Groß wesir hat das Großkreuz des rus- sifchen weißen Ablcrordcns erhalten. — Heute findet bei dem Fürsten Milan von Serbien ein Diner statt, dem der Großwefir und alle türkischen Minister bei wohnen werden. Athen, 7. Mai. (Tel.) In das Ministerium Bulgaris, das, wie bestätigend gemeldet wird, einstweilen die Geschäfte fortführen wird, ist Grivas als Kriegs- Minister eingetreten. Dresdner NachrichLen vom 9. Mai. — Herr Generalpostdirector Stephan ist, wie be reits mitgetheilt, in der Nacht von Mittwoch zum Don nerstag in Begleitung zweier höhern Beamten seines Refforis hier eingetroffen, hat im Lause des Donnerstags die Pläne über die an dem hiesigen PostamtSgrbäude nothwendigen, durch den gesteigerten Postverkehr beding ten baulichen Veränderungen, bez. über die projectirten Neubauten eingehmd geprüft, sich zu ähnlichem Zwecke an demselben Tage an andere Orte des Bezirks der kai serlichen Oberpostdirectivn zu Dresden begeben und ist bereits gestern über Leipzig nach Berlin zurückgekehrt. — Der am 27. März d. I. hier verstorbene Par- ticulier Herr T. L. Wilhelm hat dem Asyle für erwach sene taubstumme 'Mädchen ein Legat von 100 Thlr. vermacht. ProviuMuachrichteu. Zwickau, 8. Mai. (CH. Tgbl.) Der gestrige Tag gestaltete sich für das hiesige Gymnasium zu einem Fest tage , da der Director dieser Anstalt, Herr Professor Erler, an demselben sein 25jähriges Lehrerjubilänm beging. Nachdem der Jubilar im Laufe des Tages von den Spitzen der hiesigen Behörden und verschiedenen anderen Persönlichkeiten beglückwünscht, sowie auch von mehreren Seiten reich beschenkt worden war, folgte am Abend ein Fackelzug durch die Straßen der Stadt von dem Cötus des Gymnasiums. Zwickau, 8. Mai. (CH. Tgbl.) In vergangener Nacht ist in dem benachbarten Dorfe Marienthal ein Mord - anfall auSgeführt worden, über welchen wir Folgendes Nähere hören. Gegen Mitternacht hört der Gutsbesitzer Winter in Marienthal starkes Klopfen an seiner Thür, was ihn zum Aufstehen veranlaßt. Beim Oeffncn der Thüre haben ihn drei unbekannte Mannspersonen über fallen und, nachdem er mit einem Pistolenfchuffe in den Hals vewundct worden, unter dein Rufe: „daran stirbt der Kerl noch nicht" inS Gehöfte geschleppt, daselbst aber mit Düngergabeln durch Stiche in den Leib zu tödten versucht. Auf seinen Hilferuf find aus einer be nachbarten Gastwirthschaft mehrere Leute heibeigeeilt, und ist es dem Gasthofsbesitzer Philipp aus Marienthal ge lungen, einen der Mörder festzunehmen und dessen Ver haftung zu ermöglichen. Die Verletzungen Winter'S sind jedenfalls gefährliche und ist zur Zett noch nicht zu übersehen, ob derselbe mit dem Leben davon kommen wird. Tie ganze Axt der Ausführung der That läßt darauf schließen, daß es nicht auf einen Raub, sondern auf die Tödtung der Person Winter'S abgesehen war; doch sind über die Motiven der That bis jetzt noch keine verbürgten Nachrichten zu erlangen gewesen. * Oschatz, 8. Mai. Tie „Osch. gcm. Bl." berichten in ihrer neuesten Nummer in ausführlicher Weife, daß Herr Superintendent Or. Liebe, welcher im Jahre 1842 das Amt als königl. Superintendent und Pfarrer zu Oschatz antrat, mit Ende April d. Z. dasselbe niedcr- gelegt und am 3. d. M. feine Abschiedspredigt ge halten hat. Bereits am 25. April wurde ihm durch eine Deputation der Lehrer eine Photographie des In nern der hiesigen Kirche, am 3. Mai vom Rath, Stadt verordneten und Kirchenvorstand eine Vase von Meißner Porzellan mit Widmungsschrift und eine Abbildung der Kirche und am 4. Mai ein Album mit den Photographien der Geistlichen der Ephorie überreicht. An letztem: Tage fand ein Festmahl statt, das den scheidende» noch ein mal mit feinen Amtsbrüdern der Ephorie vereinigte und an welchen sich außerdem Vertreter des Stadtraths, der Stadtverordneten, des KirchcnvorftaudeS, des Offizier corps und der Lehrerschaft zu Oschatz, sowie Kirchen patrone und Kirchenvorsteher der Ephorie betheiligten. Wie das genannte Blatt mittheilt, hat Se. Majestät der König Hrn. IN . Liebe bei seinem Austritt aus dem Amte durch Ernennung zum geh. Kirchenrath geehrt. Drrmilchtes. * Aus der Bahnstrecke zwischen Oszko und Györvar ließ, wie die „Prcßb. Ztg." von: 7. d. berichtet, eine auf dem Zuge befindliche Frau ihr Kind aus demWaggon- fenster fallen. Laut jammernd dog sich die verzweifelnde Blutter auS den: Fenster und stürzte ebenfalls hinaus. Der nächstpostirte Bahnwächter, der das entsetzliche Er- cigniß mit ansah, gab daS übliche Haltezeichen und der Zug hielt. Wunderbarer Weise waren Beide, Blutter und Kind, unversehrt geblieben. * Nach in St. Petersburg eingegangenen Meldun gen hat auf dem Flußdampfer „Bettjar" auf der Wolga, unweit der Stelle, wo die Wolga aus dem Gouvernement Jaroslawl in das Gouvernemertt Kost ¬ jähe, gewiß an 3' 0 >». tief in den Abgrund führende Rinne herunter gelangen konnten, ohne alle Knochen zu zerbrechen. Die Leichen von fünf tvdten Räubern lagen auf ver Kuppe, daneben lagen oder laßen neun Ver wundete, denen ihre Wunden die Flucht nicht gestattet hatten. Ein junges Mädchen in der Tracht der cala- bresijchen Bäuerinnen, einen kurzen Rock von rotheu: Wollcnzeug, der bis an die Knie reichte, ein blaues Mieder, dessen Aermel oben an der Schulter auf eigen- thümliche Weife mit Bändern angcknüpft werden, auf den: rabenschwarzen Haare ein weißes befranstes, vorn in Viereck gelegtes Tuch, dessen hinteres Ende bis lang über den Nacken hernieder hängt, lehnte a» de» Fellen. Sie schien schwer verwundet zu fein, denn aus einer Ocffnung oben an der Schulter tröpfelte das Blut in dichten schweren Tropfe«: heraus, ihr fehr regelmäßiges Gesicht jah bleich und erschöpft aus, und in ihrem Dunk len Auge lag ein ungemein schmerzlicher Ausdruck. ES war die entflohene Tochter unseres Führers, die Geliebte deS eine» Briganten. Dieser, ein junger Man» von auffallender Größe und stattlichen: Wuchs, lehnte neben dem Mädchen, den Oberkörper halb aufgerichtet, an einem Felsblock. Eine Kugel schien ihm die Hüfte zer schmettert zu haben, dein: aus einer Stelle seiner engen Kttiehofe von graubraunem Sammet quoll ebenfalls viel Blut hervor, trotzdem daß der Verwundete sich einen Graspfropfen in die Oeffnung gesteckt hatte. Der Aus druck des wüthendsten Hasses und finstersten Trotzes gegen uns erfüllte das von eine»: lange«: schwarze«: Voll bart umrahmte Gesicht des Brigantei:. Kaum hatte unser Führer de«: Liegenden erblickt, als er einen gellen den Schrei des Hasses ausstieß, mit der Behendigkeit einer Katze, die auf ihren Raub zu springt, auf ihn stürzte und ihm sogleich sein langes spitzes Dolchmcsser durch das Hcrz stieß. Das Ganze geschah schnell und plötzlich, keiner der umstehenden Bersaglieri vermochte die That zu verhindern. Mit solcher Kraft hatte der Mörder ge stoßen — die Klinge war sogleich durch die ganze Brust gedrungen und hatte sich daun durch die Gewalt deS Stoßes förmlich umgebogen —, daß wir sie nur mit Mühe später wieder herausziehen konnten. Sowie das Mädchen de«: Geliebte«: als Leiche sah, warf sie sich, un bekümmert um ihre Wunde, auf :hn, rief im Ton des höchste«: Schmerzes seinen Namen und drückte ihren Mund aus seine bleichen Lippe«:. Ruhig auf seinen lange«: Bergstock gestützt, den Ausdruck der befriedigte«: Rache in seinen: wilde«:, grimmigen Gesicht, stand ihr Vater daneben, sich ersichtlich über seine blutige That freuend. Kaun: einige Augenblicke hatte die Calabreferin den tvdten Geliebte«: geküßt, dann sprang sie wieder auf, ergriff blitzeSschnell, trotz des verwundeten Armes, eine daneben liegende Büchfe eines Briganten und feuerte solche auf den eigene«: Vater ab. Der Schuß donnerte unschädlich in die Luft, da der verwundete Arm das Mädchen a«n Zielen verhindert hatte. (Schluß folgt.) o. Dresden. Tie Verwaltung des Fonds für öffent liche Kuustzwecke hatte Prof. Ehrhardt mit der male rischen Ausschmückung der Aula des Gymnasiums zu Bautzen beallftragt. In zweckentsprechender Weise hat der geirannte Künstler diesen dankbaren Auftrag aus- gefühtt und die fertige Arbeit in diesen Tagei: in seinem Atelier auf der Brühl'schen Terrasse öffentlich ausgestellt. Kunstfreunde werben mit Interesse und Befriedigung von den ausgestellten Malereien Krnntniß genommen haben, welche e:nen sinnigen Schmuck der betreffenden Aula in Aussicht stellen. Die Arbeit besteht aus zwei Friesbildern, die. in trefflicher Anordnung, cen Einzug Christi in Je rusalem und die Kreuzschleppung darstellen; ferner aus vier Rundbildern, welche, für die Eckfelder der Decke be stimmt, die Evangelisten enthalten. Bei der Wahl dieser Gegenstände ist darauf Rücksicht genommen worden, daß die Aula zugleich als Betsaal dient. Die Bilder sind in Oelfarben gemalt und werden an dcm Orte, für welchen sie bestimmt sind, ihre Wirkung nicht verfehlen. Sieben diesen Arbeiten war noch ein großer Carton ausgestellt, der, ebenfalls in ansprechender Coinposition, den Homer vorführt, wie er, inmitten eines Kreises jugendlicher Zu hörer, feine Dichtungen vorträgt. * Die Dresdner Bücherauction von G. Salo mon (Löser Wolf's Antiquariat in der Scestraße) findet von Montag de«: N. bis Mittwoch den 20. Mai, mit Ausnahme des Sonntags, an jedem Wochentage von 4—7 Uhr statt. Es nehmen diese Auctionen einen im mer größern Umfang an und sie haben sich auch für auswärtige Aufträge bequem gemacht durch leichte Ueder- sichtlichkcit eines wissenschaftlich wohl geordneten Katalogs. Wir finden fast keine wichtige Rubrik, die nicht durch interessante, in meyrern Branchen sogar durch seltene Schriften vertreten wäre. Auch dir Unterhallungsliteratur, dir Illustration, die Geschichte und Geographie bieten reiche Abwahl. * In Paulinzelle, einer der bedeutendsten und schönsten Klosterruinen Deutschlands, sind jetzt auf Anordnung des Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt Ausgrabungen in den Ruinen im Gange, zu welchen der Direktor des germanischen Biuseums in Nürnberg hinzugezogen wurde. Diese Untersuchungrn werden voi: großem archäologischen und geschichtlichen Interesse sein. Der Aufenthalt im Gajthauje zu Paulinzelle und die schöne Statur machen für Archäologen das Studium des Terrains angenehm und bequem.
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