Dresdner Journal : 24.05.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187405243
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740524
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740524
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-05
- Tag1874-05-24
- Monat1874-05
- Jahr1874
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- Dresdner Journal : 24.05.1874
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Lc/u/^tes,' k»ri,: D»,as, /.«/itte, Lüttig F Co., 8lurlx»rU Daube <t Co , §üÄÄ. ^,inoncou-Lü>eau, Vien: ^1/ OM«/,L. llor»u»>s«ber: Kün'sz!. Hx^sckikion aox DrokNnor -lournal», i>n)->,Ioi>, -tarj-orc-kkerixa^v Ko. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 18. Mai. Se. Majestät der König haben dem Superintendenten Oe. Ferdinand Körner in Fran kenberg den Titel und Rang eines Kirchenraths in der 4. Classe der Hofrangordnung zu verleihen geruht. Dresden, 18. Mat. Se. Majestät der König haben dem Cantor und Musikdirector Johann Gottlob Mül ler in Dresden das Ehrenkreuz des Albrechtsordens zu verleihen geruht. Dresden, 22. Mai. Se. Majestät der König haben dem Hofschanspieler Wingerdas Ritterkreuz des Albrechts ordens allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. U e b c r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau, (Italic. — Times.) TagrSgeschichte. (Berlin. Köln. Weimar. Dessau. Wien. Prag. Paris. Brüssel. Belgrad. Athen.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Elster.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. Eingesandtes. Feuilleton. Inserate. Beilage. Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. EingesandtcS. Stand der sächsischen Sparkassen Ende April d. I. Telegraphische WitterungSbenchte. Borsennachrichten. Inserate. Ftltgr.iiMchc Nachrichten. Buda-Pest, Freitag, 22. Mai, AbendS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Nachdem eine vollkommene Ver ständigung zwischen den Beschlüssen der beiden Delegationen erzielt worden war, erfolgte heute Abend der Schluß der Session, wobei Graf Andrassy den Dank und die Anerkennung des Kaisers für die Bewilligung der zur Erhaltung der Wehrkraft der Monarchie nothwendigen Summen aussprach. Präsident Rechbauer betonte in seiner Schlußrede den Wunsch, daß der KieberparoxiSmuö, welcher ganz Europa in Rüstung Stürze, aufhören und die Völker dem friedlichen Culturkampf wiedergeben möge. Paris, Sonnabend, 23. Mai, Morgens. (Tel. d. Dcesdn. Journ.) Das „Journal officiel" meldet die Eonstituiruug des neuen Ministeriums. Das selbe besteht aus folgenden Mitgliedern: General de Ciffey, Licepräfident des MinisterratheS und Kriegsminister; Herzog v. Decazes, Minister des Acußern; de Fourtou, Minister des Innern; Magne, Kinanzminister; Caillaux, Minister der öffentlichen Arbeiten; Grivart, Handelsminister; Vicomte de Cumont, Unterrichtsminister; Tailhand, Justizminister; Admiral de Montaignac, Marine minister. Stockholm, Freitag, 22. Mai, Mittags. (W. T. B) Der Reichstag ist heute vom Könige geschlossen worden. Die Thronrede gedenkt »ii besonderer Befriedigung deS neuen für Schweden- Norwegen zu Stande gekommenen Gesetzes über die Handelsschifffahrt und der bewilligten Ausgabe- erhöhungen für UnterrichtSzwecke. Bezüglich deS neuen, dem Reichstage zur Kenntnißnahme mitge- theilten OrganisationSplaneü für daS Heer wird bemerkt, daß die damit verbundenen, auf die Be seitigung der Grundsteuern bezüglichen Vorarbeiten nach Möglichkeit beschleunigt werden sollen. Washington, Freitag, 22. Mai, Morgens. (W. T. B., Kabeltegramm.) DaS Repräsentanten haus hat den Gesetzentwurf angenommen, durch den das Territorium Neu-Merico alS selbstständiger Staat in die Union ausgenommen wird. Dresden, 23. Mai. Die „Italic" erblickt in dem officiellen italienischen Dementi gegen den Pariser Times-Correspondenten, wel cher das bekannte apokryphe Gespräch zwischen dem Für sten Bismarck und dem Könige von Italien auf- getischt hatte, einen Beweis mehr dafür, daß Italien in nicht minderem Grade als Deutschland einen hohen Werth auf beiderseitige Freundschaft setze. „Die italie nische Regierung wollte — sagt die „Italic" — mit ihrer Erklärung darthun, daß befreundete Regierungen auf ihre Loyalität und Uneigennützigkeit rechnen können. Die Reise des Königs nach Berlin hatte neben der Be siegelung guter Beziehungen noch den zweiten Zweck, eine würdige Garantie für den europäischen Frieden dar zustellen. Bei solchem Anlaß hätte man wahrlich nicht die Mittel und Wege zur Schaffung von Schwierigket- ken oder zur Forcirung eines Conflictes Vorschlägen können." Die große sociale Frage, die England gegenwärtig bewegt, nämlich den Kampf der Pächter gegen ihre Feldarbeiter, bespricht die „Times" in sehr ruhiger Weise. Das leitende Blatt befürchtet, daß der große Zwiespalt noch immer ebensoweit entfernt von einer Schlichtung sei, wie vor 2 Monaten. „Es ist in der That hart — sagt es — zu glauben, daß er enden wird, wie solche Streitigkeiten gewöhnlich enden: in einem Triumph für eine Partei und eine Niederlage für die andere. Wir halten es für unwahrscheinlich, daß Meister oder Arbeiter die Punkte, nach denen sie streben, erzielen werden. Die Pächter wünschen, „die Union auZzu- rotten" und ihre Arbeiter zu denselben Bedingungen wie vor her zurückzubekommen. Die Arbeiter wünschen ihre Verbände gründlich anerkannt zu sehen und nichtsdestoweniger ge nau so beschäftigt zu werden, als sie zu sein pflegten, ehe landwirthschastlicher Unionismus von sich hören ließ. Wir vermuthen indeß, daß wenige Personen, die mit dem Landleben und Farmgeschäft bekannt sind, er warten werden, irgend eine dieser Speculationen rcalistrt zu sehen. Die Pächter mögen außer Stande sein, die organisirtc Combination der Farinarbeiter zu verhindern; aber indem sie sich dem unvermeidlichen Wechsel anbe quemen, möjsen sie auch ihr eigenes Lebens- und Ver waltungssystem ändern. Farmarbciter mögen höhere Löhne, zum Mindesten in Geld, bekommen: ihre Arbeits kräfte jedoch werden schärfer auf die Probe gestellt und ihre persönlichen Comforts und Bequemlichkeiten werden hintangesetzt werden. Wenn cs den Farmern gelingen sollte, ihr Geschäft fortzuführen, ohne unionistischc Ar beiter zu beschäftigen, müßten die Unions unterliegen; aber es folgt daraus keineswegs, daß die nun thatsäch- lich „ausgeschlossenen" Arbeiter zu ihrer alten Arbeit zurückkehren werden. Es ist wahrscheinlicher, daß sie sich vertheilen und andere Beschäftigungen oder andere Klimas suchen werden, ihre Plätze von neuen Arbeitern, die zu neuen Bedingungen engagirt werden, ausfüllen lassend. Kurz, obwol wir nicht eine Prophezeiung wagen wollen, ist es nicht so ganz unmöglich, daß der Strike und „OoM-vut" in der Vernichtung der alten Lage des landwirthschaftlichcn Lebens in diesem Lande enden kann." Tagesgeschichle. * Berlin, 22. Mai. Nach dem heutigen „St.-A." sind über die Rückkehr Sr. Majestät des Kaisers nach Berlin veränderte Dispositionen dahin getroffen, daß der Aufenthalt in Wiesbaden sich bis Montag, den 25. d. M. "^verlängert. Die Abreise von dort nach Ems wird an diesem Tage Vormittags 'LIO Uhr stattfinden; in Ems gedenke Se. Majestät bis Dienstag Abend A8 Uhr .zu verweilen und dann die Rückreise mittelst Extrazuges nach Berlin anzutrcten, wo die Ankunft auf dem Pots damer Bahnhof amMittwoch, den 27. d. Nits., früh L 8 Uhr erfolgen wird. — Wie die „Sp. Ztg." schreibt, erwartet man am hiesigen Hofe im Monat August mit ziemlicher Bestimmt heit den Besuch der Königin von Großbritannien, der schon seit einer Reihe von Jahren in Aussicht ge stellt, aber immer wieder aufgegeben war. Es verlautet, daß bet der Anwesenheit der Königin die Confirmation ihres ältesten Enkels, Prinzen Friedrich Wilhelm, Sohnes unseres Kronprinzen (geb. den 27. Januar l859), und zwar zu einem früheren Termine erfolgen soll, als ur sprünglich in der Absicht lag. — Wie die „N. A. Z." heute meldet, wird der Fürst Reichskanzler morgen noch nicht Berlin verlassen; die Abreise Sr. Durchl. soll ver schoben sein. In Bezug auf die Wahl eines Badeortes, wo Fürst Bismarck eine Cur zu brauchen habe, kommt, wie schon gemeldet, Kissingen außer Betracht; dagegen scheint neuerdings Wildbad Gastein in Aussicht genom men zu sein. — Die vereinigte» Ausschüsse des Bun desraths für Justizwesen und für Elsaß - Lothringen, sowie der Ausschuß für Justizwesen hielten heute Sitzungen. Wie die „Schles. Ztg." berichtet, wurde in der Bundesrathssitzung vom lt. Mai eine an das Reichskanzleramt gerichtete Eingabe des Präsidenten der kaiserlich Leopoldinisch-Karolinischen deutschen Akademie der Naturforscher zu Dresden vorgelegt, in welcher namens dieser Genossenschaft dehufS Förderung der von derselben vertretenen naturwissenschaftlichen Jn- eressen die Gewährung einer gleichen Unterstützung, wie ie dem germanischen Museum in 'Nürnberg aus Reichs- onds zu Theil geworden, beantragt wird. Der Vor- itzeiche, Staatsnnnister Delbrück, bemerkte, daß nach den >ish« beobachteten Grundsätzen Beihilfen an Gesell- schaftru ffnd Institute für wissenschaftliche Zwecke aus RrtchsMchs nur in solchen Fällen gewährt worden seien, in denr^ rö sich enttveder um Bestrebungen von deutsch nationalem Charakter, oder um besonders bedeutsame und deshalb eine außerordentliche Förderung erheischende Unternehmungen handle. Bei Anwendung dieser Grund sätze auf die genannte Akademie, welche nach Inhalt der vorgelegten Statuten die Aufgabe habe, die 'Natur wissenschaften in ihrer weitesten Ausdehnung zu fördern, habe das Reichskanzleramt sich nicht in der Lage befun den, seinerseits den: Anträge Folge zu geben. Inzwischen möchte es sich empfehlen, die Frage, ob in diesem Falle eine Beihilfe aus Reichsmitteln zu gewähren oder zu verweigern sei, einer Ausschußprüfung zu unterziehen. Es wurde dementsprechend beschlossen, die Eingabe dem VI. und VII. Ausschüsse zu überweisen. — In hiesigen und auswärtigen Zeitungen findet sich die Angabe, daß in Folge kriegsministerieller Anordnung den Frauen und Kindern von Militärpcrsonen die ihnen bisher aus Staatsfonds gewährte freie Arznei und ärzt liche Hilfe entzogen worden sei. Die „'N. A. Z." ist in der Lage, diese Angabe für jeder Begründung ent behrend zu erklären. — Die städtische Finanzdcpntation hat beschlossen, den Communalbehörden vorzuschlagen, die neue Anleihe, welche die Stadt Berlin zu machen hat, auf 8 Millionen Thaler festzusctzen. Da von sollen 5 Millionen für die Erweiterung der Gas werke, l Million für die Erbauung höherer Schulen und 2 Millionen für die Canalisation des dritten Radial systems bestimmt werden. Der Zinsfuß der neuen An leihe, welche nach und nach ausgegeben werden soll, ist mit 4'4 Procent angenommen. — Wie die „Post" erfahren hat, ist die Ernennung des Herrn v. Werther zum deutschen Botschafter in Konstantinopel bereits durch kaiserliche Ordre erfolgt. — Die „Post" ist in den Stand gesetzt worden, die Verfügung des evangelischen Oberkirchenraths, betreffend die Bildung der Kreissynoden, mitzmheilen. Dieselbe ist unter dem IO. Mai b. I. erlassen und lautet wie folgt: / „Die Wahlen für die Reorganisation der Gemeindekirchen- räthe nach der Kirchengtmcinde- und Synodalordnung vom IO. September v. I. sind überall vollzogen und sind Ne im Einzelnen dabei, namentlich durch Einsprüche gegen die Wahl ergebnisse, hrrvorgetretenen Anstände bis auf wenige Ausnah. men erledigt, so daß die Eonslinurung der neuen kirchlichen Körperschaften im Wesentlichen als vollendet betrachtet werden kann Nach den eingegangenen Berichten find Gemein den, dw noch keiner KreiSsyuode augeschlossen waren, in der dortigen Provinz nicht vorhanden, eben so wenig finden sich bestehende Kreissynodalverbande, die nut anderen zu einer größeren KreiSsyuode zu vereinigen zur Zeit ralhsam erscheint. Wir dürfen ferner aiinehmen, daß das konigl. Eonfistorrum m Gemäßheit der Anorduung sul- l i. Nr. 2 der Instruction vom ül. October v. I. bereits festgestellt hat, welche Gemeinden, weil sie mehr als viertausend Seelen umfassen, oder in deren Ermangelung, welche vier Gemeinden als die numerisch stärk sten des SynodalverbandeS zur Waal zweier Mitglieder für die Kreistyuodc befugt iiud, wie viel überhaupt an gnuUchen und nichtgeisttlchen TheNnehmcru der Synode von jeder Ge meinde zu entsenden sind. Im Einverständniv mit dem Herrn Minister der geistlichen Angelegenheiten halten wir cS nun mehr für zulässig, die Bildung der Kreissynoden cinzulelten Wir beauftragen daher daS königliche Eonsiüorium, ungeiäumt an die Gemelndcklrchenräthe die Aufforderung znr Wahl der erforderlichen Depuinlen durch die bisherigen Kreisiynodal- vorstände ergehen zu lassen. In denjenigen Gemeinden, in Bezug auf deren Gemeindcklrchenrath noch Einsprüche anhängig sind, ist die Vollziehung der Wahl möglichst viS zu bereu Er ledigung, längstens jedoch bis 14 Tage vor dem Zusammen treten der Synodalversammlung auszusctzen lieber die Einbe rufung der ketzieren und die den Krcissynodcn vorzukegenden Proponenda wird in der Kürze besondere Verfügung ergehen. Evangelischer Oberkirchenrath. Herrmann." Köln, 2l. Mai. (Fr. I.) Die hiesigen Stadtver ordneten befassen sich heute Abend mit der von dem Kriegsministerium gemachten Vorlage, bez. den Plan über die Stadterweiterung. Es handelte sich vorab um die weitere Linie, wobei die neue Stadtenceinte Nippes, Ehrenfeld rc. in die Festung einschließen würde. Das Stadtverordnetcncollegium war nun bisher immer für dieses Project, weil die Stadt bei dessen Annahme allein für längere Zeit einen Spielraum zu ihrer Ent faltung finden würde; heute Abend aber hat das Colle gium fast einstimmig beschlossen, von dieser Linie abzu sehen. Daraus läßt sich ermessen, wie hohe Anforde rungen an die Stadlgemeinde gestellt werden, falls sie die größere Erweiterung wünscht. Von verschiedenen Seiten hören wir, daß die Stadt allein an Terrainent schädigungen 10 Millionen Thaler und vielleicht noch erheblich mehr zu decken hätte, wenn sie auf der größeren Enceinte bestände. Weimar, 22. Mai. Auch dem Taubstummen- und Blinden un terricht haben Landtag und Re gierung in der abgeschlossenen Session eine anerkcnnens- werthe Aufmerksamkeit zugcwcndct, und zwar nicht blos- indem sie der in Weimar befindlichen Untcrrichtsanstalt eine finanzielle Aufbesserung zu Theil werden ließen, sondern indem sie für Vicrsinnige den Schulzwang ein geführt haben, so daß alle diese Unglücklichen, welche zum Theil infolge falscher Zärtlichkeit der Aeltcrn resp. Gleichgiltigkeit derselben ohne jede geistige Pflege auf wachsen, nunmehr des Unterrichts thcilhaftig werden, durch welchen die erfreulichsten Resultate erzielt und die von der Natur so stiefmütterlich Bedachten zu nützlichen Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft gemacht werden. Das Großherzogthum Sachsen ist unsers Wissens der erste deutsche Staat, der diesen Schulzwang einführt und damit ein in der That gutes Beispiel gegeben hat. Es verdient übrigens hervvrgehoben zu werden, daß die hiesige Anstalt eine sehr tüchtige ist, welche die besten Resultate in der verhältnißmäßig kurzen Zeit ihres Be stehens erzielt hat. — Ihre Leser werden sich noch des beklagenswerthen Eisenbahnunglückes bei Frött städt im Juli v. I. erinnern und ebenso der Mit- theilung, daß die herzogl. Staatsanwaltschaft in Gotha Feuilleton. Redigirt von Otto Bauck. K. Hoftheater. Letztes Auftreten des Hrn. Winger vor seinem Abgänge von der Bühne: „Hermann und Dorothea", nach Goethe's Epos von Or. Karl Töpfer in 4 Auszügen für die Bühne umgedichtet. Herr Winger, den wir leider in seiner trefflichen Darstellung des alten Feldern von unserer Bühne Abschied nehmen sahen, ist ein leuchtendes, aneifcrndes Beispiel und Vorbild für zahlreiche jüngere Kräfte, denen ebenfalls durch ihre Natur ein sprungweises Empor steigen des Talentes versagt ist und die angewiesen sind auf den schweren, langsamen, aber sicheren Weg des beharrlichen Fleißes. Wer ihn verfolgt und dabei, wie der Genannte, mit der inneren Weihe edler Kunst anschauungen sein Ziel verfolgt und nach der Möglich keit individueller Kräfte erreicht, hat sich jenes Verdienst errungen, welches der Mensch sein moralisches Eigen thum nennen darf, denn nicht die verliehenen Anlagen, welche sich Niemänd selbst gegeben hat, sondern nur die Pflege derselben machen sein sittliches Streben aus und kennzeichnen die Tüchtigkeit seines Werthes. Diesen Werth durch Studium und Arbeit hat sich Herr Winger in hohem Maße zu eigen gemacht und zwar im harten Dienste des technischen Ringens, der sinnvollen Reflexion, des künstlerischen Nachdenkens - über seine Aufgaben, der willigen Aneignung einer Schauspielerschule, die in Dresdens Glanzzeit so recht ge eignet war, die Originalität des Talentes durch akade mischen Vortrag und feine Einreihung in das Ensemble zu ersetzen. Aber nur einer sich voll hingebenden Thätig- krit konnte ein solches Resultat erwachsen, und Herr Winger hatte neben seiner klaren Intelligenz und seinem trefflichen Gefühl für Harmonie wesentlich ein bedeuten des natürliches Mittel, welches ihn fähig machen konnte, auch ohne Leidenschaft und ohne die Dämonie wechsel- voller Gestaltungskraft über die enge bürgerliche Sphäre in das Gebiet des idealen Dramas und der höheren Tragödie vortheilhaft hinüberzugreifen. Dieses Mittel war sein gesundes, sonores Organ, dessen modulations- fähigcn Umfang der Künstler zum wohlklingendsten Aus druck gebracht und sich dadurch in der breit declamatori schen Richtung der Schauspielkunst einen hervorragenden Platz erworben hat. Nach dieser Richtung hin werden jedem Bühnenkenncr seine Leistungen als vollwichtiger Sprecher, z. B. als Chorführer in „der Braut von Messina", als Wallenstein im reflcctirendcn Theil dieser Rolle im besten Andenken verbleiben. Dieser sichere, ge läuterte Ton, auch in kleinen EpisodcnroÜen des poeti schen Dramas so oft vernommen, griff wohlthuend und leitend in den Tact unseres Zusammenspiels ein und hielt die Weihe alter Traditionen segensreich aufrecht. Die Hauptkraft dieses Künstlers lag jedoch im bürger lichen Schau- und Lustspiel in seiner glaubhaften Dar stellung hchaglicher oder komischer Alter, polternder Väter, ehrenwcrthcr Hausfreunde oder auch lebensfrischer jovialer Charaktergestalten von derbkomischcm Schlag, wie sie Lessing in seinem Wachtmeister so mustergiltig ausgcarbeitet hat. Dieser Rolle reihte sich so manche ähnlich gefärbte an in dem langjährigen treuen Wirken des Kunstlers an unserer Bühne. Und wenn Herr Winger an seinem letzten Theaterabende zum alten Feldern griff, den er unter der regsten Theilnahme des überfüllten HauseS und von allen Mitwirkenden unterstützt so fein detaillirte, so war sich bei dieser Wahl der Künstler mit Recht seines eigrnthümlichsten Faches bewußt. Er wurde mit Hervorruf und reichen Kranz- und Blumenspcnden be ¬ lohnt und trat hierauf noch einmal nach Schluß der Vor stellung vor das Publicum und sprach für alle ihm dar gebrachten Ehrenbezeugungen mit bewegter Stimme seinen Dank in folgenden Worten aus: „Nicht froh und freudig wie wohl sonst zur Aus übung meines Berufes — nein, wehmuthvoll, mit ban gem, schwerem Herzen betrat ich heut dies Haus, mit schmerzlichem Empfinden des Augenblicks gedenkend, in wel chem ich zum letzten Male an dieser Stelle, zum letzten Male vor Ihnen erscheinen darf. Er ist endlich da, dieser lange gefürchtete, oft hinansgeschobene, doch endlich unvermeidliche Moment, wo ich Abschied nehmen soll von Allem, was mei nes Lebens Inhalt war, Abschied von meiner geliebten hohen Kunst, der ich durch fast ein halbes Jahrhundert ein treuer, eifriger und — gestatten Sie mir heute das stolze Wort — nicht unwürdiger Jünger war; Abschied soll ich nehmen von dem Kreise langjähriger, treuer Berufsgenossen; — Abschied endlich von Ihnen, die dreißig Jahre lang und darüber, gleich liebevoll theltnchmend, gleich gütig und nachsichtig, meinem nicht immer glücklichen Streben freundlichst entgegen kamen. „Daß ich solchen, für mich gewiß sehr schweren Augenblick selbst herbeigcsührt, mag auf den ersten Blick befremdlich und verfrüht erscheinen Darum gestatten Sie mir gütigst, mich offen darüber auszusprechen. Nicht der — vielleicht erlaubte Äun'ch der Ruhe, nicht Liebe zur Bequemlichkeit, nicht Miß- stimmung über äußere Verhältnisse — nichts von Alledem konnte mich bewegen, meiner Bühncnthätigkcit zu entsagen; nein, es war und ist ein schon längere Zeit bestehendes, mit An strengung bekämpstes und darum vielleicht noch nicht allzu- sichtbareS körperliches Leiden, das mich zu dieser Entsagung zwang. — DaS Publicum hat ein Recht, die Aufgaben deS darstellenden Künstlers ganz und voll erfüllt zu sehen; nicht die Rücksicht auf frühere bessere Leistungen darf zur Nachsicht sür spätere, schwächere aufsordern. Die Sorge, daß auch ich, und vielleicht bald, dieser Nachsicht bedürfen könne; die ent schiedene Unmöglichkeit, den sich immer mehr und mehr stei gernden Ansprüchen an die BcrufSpflicht ausreichend zu ent sprechen; dies allein ließ mich wünschen, lieber jetzt, im An- schein des Vollbesitzes geistiger und körperlicher Kraft abzu- trcten, als dennoch und in nicht zu ferner Zeit den Platz zu räumen, den ich zu Ihrer Zufriedenheit und meiner eigenen Genugthuung vollständig auSzufüllen nicht mehr im Stande hin. „Jetzt scheide ich. tief betrübt, Wehmuth und Schmerz im Herzen, doch getröstet und erhoben durch die säst überreichen Beweise Ihrer theilnchmendcn Liebe. Zu diesen! schönen Tröste gesellt sich noch ein anderer, den ich nicht hoch genug zu schätzen wüßte Es ist der Rückblick aus eine grobe schöne Vergangen heit, die mir das glückliche Bewußtsein giebt, hier vor Ihnen, in meiner zweiten Heimath, die schönste, größte Zeit meines ganzen KünstlcrlebcnS durchlebt zu haben. War cs mir doch vergönnt, im Kreise der ersten Künstler ihrer Zeit meü c Kraft, mein Talent zu üben, mit jenen vereint nach den höchsten Kunstzielen den edcln Wettkamps zu unternehmen War meine Kraft dabei auch nicht immer meines Wollens beste Stütze, so glich Ihre Güte das entstandene Mißverhältniß mehr als reichlich und über all mein Verdienen aus. Dafür schulde ich Ihnen endlich eine Summe des Dankes, die einzulöscn alle Worte zu schwach, zu unbedeutend sind. Lassen Sie mich da rum diesen Dank jtill im Herzen verschließen und dort so lange, bis einst des Lebens Vorhang vor mir nicdcrsinkt, treu und fest bewahren. Leben Sie wohl! leben Sie Alle wohl! und lassen Sie mein Andenken Ihrem freundlichen Wohlwollen mit herzlicher Bitte empfohlen sem." Nach diesen mit Wärme aufgenommcnen bewegten Abschicdswortcn fiel der Vorhang, und daS Publicum verließ in gehobener Stimmung daS Haus.-—Hr. Win ger wurde hierauf von Sr. Majestät in die k. Loge besohlen, nachdem ihm zuvor von Sr. ErccUcnz dem Herrn Gencral- director Grafen v. Platen-Hallcrmund im allerhöchsten Auftrage daS Ritterkreuz des AlbrcchtSordens mit einer herzlichen Ansprache übergeben worden war. Den Be schluß dieses Festabends machte eine einfache herzliche Feier von Leiten der Eollegcn. Unter O.uarteltgcsang des männlichen Singcchors wurde Herr Winger von den Herren Regisseuren Meister nnd Marx in die Mitte sämmtlicher Kolleginnen und College« geführt, welche in festlicher Toilette auf der Bühne versammelt waren. Die Bühne hatte man in einen Blumengarten verwandelt. Herr Jaffs ergriff ungefähr in folgender Weise das Wort: „Vor nicht langer Zeit waren wir zn ähnlichem
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