Dresdner Journal : 17.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187407175
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740717
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-07
- Tag1874-07-17
- Monat1874-07
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- Titel
- Dresdner Journal : 17.07.1874
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M1«A Xda»nem<>ntip!-«l,r I» ULLI»» äsllt»«»«» L»i«k» LLKrlivd:. ...» '1'dlr. ^jLllrUeb: 1 I'blr. lb Kxr kiorslosdtuwwsrn: 1 k^r. L»»„rd»Idäv» 6«ut»edeo ttviot»«» tritt ko«t- uoct 81»wp«l»a»oUll^ iüo»u. Iu,erLtvupreI»er Vür 6pv k»uut «wer ^o»p»lt«o«o ?etitreit«: 2 Axr. Uvter„t!in8«»»u6t" äi« 2eil«: b dl^r. krstbelne»; pg^Iick mit äsr 8ovn- uaä keiert»xe, * ^t-vnä» tür ävn tol^euä«» '1'»8 Frettag, ^en 17 Juli. " ——— " - '— - ' - > — Drrs-nerIMrnal. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. 1874 : F>. 6ommi«iunLr 4«« l>r««1ner 4ouri»»iii /'s».' u L V>«-L*ip»^s »».«l vr»,I»ll-rr»»»1vi4»N.:N«a»«»»«te,>, F Lvlt» Vti»-S»mdiv^-kr»G-l.«t»«t^-»r»Q» lvrt ».H. .»Lo-L«: Lu<t S,rU»- F .^kLrec^t, Lrsm«»: LLcälvtte, t»»: ttär«»»! vd«i»Ljt,: 1«>A<, kiAL>- kurt» N.: L u. FC. Luodii^ />a<»öe<sCo.,- VärUt»: /nv/). ll»m>ov«r: C. ü'c/tü«/«-,- k»rti: Nava«, Luttie^F Co., Stutt^urt: LauLe «1 Co., ^»ino^cen-Lüreau, Vl«o: ^4/ Oxxettt. Urri»u«xvl»«r: könisl. kxpettition llvs Drssciner Lvurnsl», 1>rei««1t!U, i1arts.u-^tl>c>u^a»>>o Ho. 1. Amtlicher Theil. Se. Majestät der König haben allergnädigst ge ruht, dem vr. mell. Löhr zu Zwenkau bas Ritterkreuz vom AlbrechtS-Orden zu verleihen. HlttyluilHltcher TheU. Uettci sicht, relegraphische Nachrichten. Zeitungvjchau. (Provinzialeorrespondenz. — 'Nord deutsche Allgemeine Zeitung. — Neue Preußische Zei tung. — National-Zeitung. — Spener'sche Zeitung. — Vosjische Zeitung. — Kölnische Zeitung. — Ger mania. — Augsburger Allgemeine Zeitung. — Wie ner Presse.) Lagesgeschichte. (Berlin. Posen. München. Kissingen. Ischl. Lcnz. Bern. London.) Dtc ebner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Plauen. Pirna. Löbau.) vermischtes. Statistik und Lolksmirthschaft. Keuilleton. Tagestalender. Inserate. Borsrnuachrichten. Lelegraphische Witterungvberichte. Celtgrapyljchr tlachrichten. Hannover, Donnerstag, 1k. Juli. (Tel. d. Dreson. Journ.) Dir Prinzessin Marie, Gemahlin des Prinzen Albrecht von Preußen (Tochter des Herzogs Ernst von Sachsen-Altenburg), ist von einem Prinzen entbunden worden. Ischl,Mittwoch, 15.Juli, Nachmittags. (W.T. B.) Heute Mittag stattete der Deutsche Kaiser den Fürstinnen Schönburg und Dietrichstein und dem Grasen v. Wimpffen Besuche ab. Nach der Hof tafel erfolgte um /»5 Uhr die Abreise. Die Hof staaten, der Graf und die Gräfin v. Wimpffen verabschiedeten sich von dem Deutschen Kaiser im Hotel zur „Kaiserin Elisabeth". Stach herzlicher Umarmung wurde Se. Majestät von dem Kaiser von Oesterreich und dem Kronprinzen, welche preu ßische Uniformen trugen, zum Wagen geleitet Ischl, Mittwoch, 15. Juli, Abends. lCorr.- Bur.) Der Kürst Milan von Serbien ist in strengstem Inkognito mit seinem Gefolgt hier an- gekommen und im Hotel zur „Kaiserin Elisabeth" abgestiegen. Buda-Pest, Mittwoch, 15. Juli, Nachmit tags. (W. L. B.) Das Abgeordnetenhaus geneh migte heute die rumänische Eisenbahnconvention mit 1K8 gegen 1K7 Stimmen. Versailles, Mittwoch, 15. Juli, Abends. (Tel. d. Drcsdn. Journ.) Die Nationalversammlung lehnte in ihrer heutigen Sitzung die vom Finanz- Minister Magne beantragte Erhöhung verschiedener indirrcter Steuern mit 41V gegen 257 Stimmen ab und beschloß, über das Amendement Gouin'S und Wolowvki's morgen »u berathrn. AlSdann brachte de Ventavon den von der Dreißigercommisfion beschlossenen konstitutionellen Gesetzentwurf rin. Der Berichterstatter de Benlavon führte in seinem Vorträge aus, daß die Commission die Gewalten des Marschalls Mac Mahon, welche ein Interimistikum zwischen Monarchie und Republik bildeten, für undiscutir- bar erachte, und beantragte, den Pcrier'schen Antrag durch den Cvmmisjionsentwurs zu ersetzen. Turch letzteren bleibt Mac Mahon der Titel „Präsident der Republik" erhalten, werden die Minister den Kammern verantwort lich erklärt, wird dem Präsidenten allein das Recht der Auflösung der Depulirtenkammer zugestanden, und sollen endlich, im Kalle einer Erledigung der Präsidrntenwürde, beide Kammern in gemeinschaftlicher Sitzung den Nach folger des Präsidenten ernennen. Die Berathung über die konstitutionellen Vor lagen ist auf Montag festgesetzt worden. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Zwei Dialektdichter -fi Wenige Tage nach dem Hinscheiden Fritz Reuter's kommt aus Salzburg die Kunde vom Tode des ob- derennsischen Lichters Franz Stelzhamer. Er starb nach längerer Krankheit am 14. d. M. in Henndorf. Es ist ein eigenthümlicher Zufall, daß in unmittelbarer Folge zwei bedeutende deuyche Tialektdichtcr, beide popu läre echte Bolkspoeten, der süddeutsche Franz Stelz hamer und der norddeutsche Fritz Reuter, vom Schauplätze ihres Wirkens abberufcn wurden. Stelz hamer, bis vor wenigen Wochen noch frisch und lebens kräftig, hatte vor zwei Jahren seinen siebzigsten Ge burtstag gefeiert und schien durch die sympathischen Kundgebungen, welche ihm bei dieser Gelegenheit von allen Seiten, von Freunden und Verehrern seiner Muse im In- und Auslände zukamen, neu gekräftigt und ver jüngt. Es stirbt wohl wenige Bolksdichtcr, deren Lieder so allgemeine Verbreitung in allen Schichten ihres Volkes gesunden haben wie jene Stelzhamer's. Ebenso selten sind aber auch wohl die Poeten, die das Fühlen und Lenken ihrcs Volkes so ursprünglich und unver fälscht, so frisch und poetisch zu verdollmetschen verstehen wie unser alter „Franz von Piksen Ham". In Qber- österreich, seiner Heimath, namentlich kennt fast Jeder mann F. Stelzhamer's Gedichte und weiß sie zu rrci« tiren oder zu singen, denn die populärsten laben schon lange ihre Componisten gesunden. Stelzhamer ist aus dem Kerne des vberösterrrichischen Volksstammes hervor- gegangen. Er ist der Sohn eines Bauern aus Grvß- Pnjrnham bei Ried und wurde von seinem Vater, da Paris, Donnerstag, 18. Juli, Morgens. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS „Journal officirl" meldet, daß der Kinanzminister Magne infolge der gestri- gen Ablehnung seiner Struervorlagrn in der Na tionalversammlung seine Demission eingereicht hat, aber die Geschäfte interimistisch dis zur Ernennung seines Nachfolgers fortführen wird. Bern, Mittwoch, 15. Juli, Nachmittags. (W. T. B.) Der Bundeorath hat für die 58. deutsche Jufauteriebrigade, welche ihre diesjährigen Uebun gen am Kuße des Schwarzwaldes gehalten hat, die Bewilligung zum Rückmärsche nach dem Elsaß durch schweizerisches Gebiet ertheilt. Brüssel, Donnervtag, 1v. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Dem „Echo du Parlement" zu folge übernimmt der russische Delrgirte Jomini den Vorsitz bei dem hier stattfindenden internatio nalen Eongreffe, das KriegSvölterrecht betreffend. Belgien wird bei demselben durch den Oberst Mockel vertreten sein. London, Mittwoch, 15. Juli, NachtS. (Tel. o. Dresdn. Journ.) DaS Unterhaus nahm in seiner heu tigen Sitzung die Berathung der Bill „zur Reguli- rung des öffentlichen Gottesdienstes in der anglitani- scheu Kirche wieder aus. Der Premier Disraeli sprach für di« Vorlage, deren gemäßigte und vermittelnde Bestimmungen geeignet seien, eine Versöhnung un- ter den kirchlichen Parteien herbeizuführen. Der Kampf zwischen der weltlichen und der geistlichen Gewalt auf dem Continente rufe alle Sympathien Englands wach, das vor ähnlichen Verwirrungen nur bewahrt bleiben könne, wenn eS an den frei sinnigen Grundsätzen festhalte, zu welchen die anglikanische Kirche sich bekenne. Die zweite Le sung der Vorlage avurbe vom Hause fast einstim mig beschlossen. Konstantinopel, Mittwoch, 15. Juli, Abends. (W.T.B.) Gestern Nachmittag ist in Galata ein großes Feuer auvgebrochen, das um 7 Uhr Abends noch fortdaurrte. Die „Levante-TimrS" ist auf 2 Monate suSpen- dirt worden. Chicago, Mittwoch, 15. Juli, Nachmittage. (W r. B., Kabeltelegramm.) Um Mitternacht gelang eS, der Feuersbrunst bei der Straße Van Buren Herr zu werden. Ueber zwanzig Häuserviertel sind durch d«S Feuer zerstört worden; 4 Keurr- wehrleutc sind umS Leben gekommen. Dresden, >6. Juli. Unter der Ueberschrift: „Der Mordversuch gegen Fürst Bismarck" bringt die neueste „Provinzial- Correspondenz" nachstehenden Artikel: „Eine Bot schaft des Schreckens und doch zugleich der Freude hat von Kissingen aus Teutschland , Europa und zur Zeit bereits die civilisirte Welt durchflogen: das Leben Bis- marck's war von einem ultramontanen Meuchelmörder bedroht, aber Gott der Herr hat mit seiner schützenden Hand den Frevel vereitelt. Wohl muß es überall Schrecken und Abscheu Hervorrufen, daß auch in dieser Zeit und in unserem Volke die Macht des Wahns und der Glaubensverirrung noch stark genug ist, um unter dem Deckmantel der christlichen Religion und (allem Anscheine nach) unter dem Einflüsse von Priestern einer christlichen Confession die schwersten Verbrechen zu er zeugen, — wohl muß das deutsche Volk es tief be trauern, daß sich unter seinen Söhnen Solche finden, deren Geist und Hand sich zu solchem Frevel mißbrauchen läßt, — wohl müssen alle Patrioten mit schwerer Sorge auf die Feindschaft und den Haß blicken, womit ein irregeleiteter Theil der Bevölkerung den großen Staats mann an der Spitze des deutschen Reiches verfolgt; — aber alle diese Empfindungen werden zunächst über wogen durch den Dank gegen Gottes Gnade, die sich an dem Fürsten und an dem deutschen Volke von Neuem bestätigt und uns damit eine neue Bürgschaft er, nach dem Ausspruch des Schulmeisters, „ein gar findiger Kopf" war, für den geistlichen Stand bestimmt. Aber sein unstäter Sinn ließ ihn die Studien nicht voll enden. Bei der Prüfung am Schluffe des zweiten Jahres der theologischen Studien gab Stelzhamer über die Wunder von den Brodrn und Fischen des Evan geliums eine Erklärung im Sinne eines phantasiebe- gabten Porten, wofür er von dem Prüfenden eine scharfe Rüge erhielt. Tiefverletzt verließ er den Saal und kam nicht wieder; die Lust zur Theologie war dahin. Es trieb ihn in die Welt hinaus, und er wurde auf kurze Zeit sogar Comödiant. Schon in seiner Heimath hatte er als Student häufig seine Bekannten mit frischen, volksthümlichen Liedern überrascht; in seinen Wandcr- jahren gewannen seine Lieder noch an Humor und Lebensanschauung. In seinen „biographischen Liedern" schreibt er von sich in Knittelversen: „Ich heiße mit Namen »oll und ganz Peter, Andreas, Laver, Franz Stelzhamer -schreib ich mit Einem „m", Tas war den Leuten stets unbequem, Und wie wenig sie gaben sür's Leben her, Im Namen bekam »ch immer mehr." Bald war brr Ruf srincs dichterischen Schassens in weitere Kreise grdrungen, und von zahlreichen Freunden seiner Lieder aufgesordrrt, ließ er ein Bändchen seiner vbdrrrnnsischen Gedichte erscheinen, das rasch einen größern Leserkreis sand, als der Vrrsassrr selbst erwartet hatte. Nun war sein Entschluß gefaßt, sich ganz der Presie zu widmen — und bald folgten dcm ersten nech ein zweiter Band seiner Lieder in vbrrvstrrrrichischcr Mundart. Publikum und Kritik nahmen die Lichtungen mit freudiger Zufiin mung auf. Es ist eine stattliche Reihe von poetischen Werken, Gedichte in Mundart und in hcchdeutschrr Sprache, lyrische und epische, Erzäh- und Zuversicht für die erfolgreiche Durchführung der hohen Aufgaben dieser Zeit gewährt hat. Schon ein- mal hat Gott in ähnlicher Gefahr das Leven BiSmarck's wunderbar behütet, und die damalige Rettung fiel fast usammen mit dem Eintritt der ersten glorreichen Erfül lung der gewaltigen Politik, zu deren Rüstzeug der deutsche Staatsmann auSersehen war, und zugleich mit der Wendung des Volksgeistes zur freudigen Anerkennung seines mäch tigen Schassens. Seitdem sind von dem Kanzler neue, nicht minder bedeutsame Aufgaben für Staat und Volk aus genommen worden, und in den geistigen Kämpfen, welche entbrannt sind, steht wiederum Kürst Bismarck mit seiner unvergleichlichen geistigen Macht und Thatkrast als Führer voran. Wenn eben deshalb neue Gefahr sein Leben bedrohte, so möge die erneute Rettung durch Gottes Hand wiederum als Anzeichen gelten, daß auch der jetzige Kampf bald zu einer günstigen Wendung gelangen werde. Kürst Bismarck wird in den Kundgebungen der innigen Lheilnahme und Verehrung, die ihm auch auf diesen An laß von allen Seiten, von den Thronen ebenso wie aus den Hütten des Volkes zugehen, einen Ersatz für die schmerzliche Erfahrung, die ihm diese That von deutscher Hand bereiten mußte, und neue Ermuthigung zur kräf tigen Fortführung seines mit voller patriotischer Hin gebung erfaßten Werkes finden. Die wunderbare geistige und sittliche Spannkraft, die ihn so oft in Augenblicken tieferer Erregung die Schwächen seiner im Dienste des Vaterlandes erschütterten Gesundheit überwinden ließ, wird hoffentlich auch die Störungen, welche seine jo dringend wünschenswerthe Badecur erfahren hat, wieder ausgleichen und trotz des schweren Zwischenfalls die ge suchte Stärkung in Kissingen finden lassen. Kür die Regierung aber wird der Mordversuch von Kissingen mit Rücksicht auf die Umstände, die ihn charakterijiren, ein dringender 'Anlaß sein, den Quellen, aus welchen der Fanatismus ungebildeter katholischer Volkskreise immmrr neue Nahrung schöpft und schließlich bis zum Verbrechen des Meuchelmordes getrieben wird, näher zu treten, um die Nüttel und Wege in Betracht zu ziehen, ihrer unheilvollen Wirksamkeit zum Wohl des Vater landes Anhalt zu thun." — Auch die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" nimmt unver hohlen die Ultramontanen für die geistige Urheberschaft der Frevelthat in Anspruch. Sie hofft, indem sie daran erinnert, daß der Tag des Kissinger Attentats der er innerungsreiche Jahrestag von Ems ist, daß „die Na tion, die -ungesunden Elemente erkennend und ausschei dend, einmüthig feststehe zu der großen Politik unserer Tage und sich fest geschlossen schaare um Kaiser und Reich", und sagt: „Der Tag von Ems hat Deutschland zur Einheit und zur staatlichen Größe geführt, der Tag von Kissingen wird ihm ein Tag der Erkenntniß, ein neuer Ausgangspunkt zur Freiheit und zur geistigen Größe sein." — Die „'Neue Preußische Zeitung" freut sicb, daß, wie an jenem Maitage im Jahre wo Karl Blind im Revolutionsfanatismus seinen'Mordver such verübte, auch dieses Mal der verbrecherische Anschlag wider das Leben des Fürsten - Reichskanzlers mißlungen ist, und daß „die Hand des Frevlers, welche, von Haß und Rachgier getrieben, in die Majestätsrechte Gottes eingreifen wollte, das deutsche Land und unser Volks gewissen nicht hat mit einem vollbrachten politischen Morde beflecken und belasten dürfen." — Die „ Na- tional-Zeitung " schreibt: „Fürst Bismarck ist wäh rend der ganzen Dauer des Krieges durch sieben und acht Monate in Frankreich gewesen, ist überall unbewacht umhergegangen, und kein Franzose hat sich an ihm ver griffen. Und nu» wird im Vaterlande auf ihn ge schossen, während er nach schwerster Krankheit Er leichterung in einem den Kranken geweihten Orte sucht; es swird von einem der Unsrigen dem Manne nach dem Leben getrachtet, den die gesammte Mit welt für den Verdientesten der Deutschen ansieht." — Lie „Spenersche Zeitung" trägt Bedenken, ohne fest bestimmte Anhaltspunkte die ultramontane Partei für das Verbrechen verantwortlich zu machen, und be tont besonders die Unersetzlichkeit des Reichskanzlers. lungen, Märchen und Novellen, welche Stelzhamer sein langes, blos der poetischen Production gewidmetes Leben hindurch schuf. Und noch in den letzten Jahren seines rüstigen Alters war er von so frischer Schaffenskraft, daß er seine Verehrer mit einem seiner schönsten Ge dichte, dem Märchen von der „Königin Noth", über raschte. Während er nun mit der Gesammtausgabe seiner Dichtungen beschäftigt war, raffte ihn der Tod hinweg, und es erfüllte sich sein Spruch: All's währt nur an Eichtl, Steigt af und fällt ab, Mit ain'n Fuest nu im Wiegerl, Mit n andern im Grab. — Aber während der Zeit Hat daS Löbn a Scheuheit, Taß'S dein Seel nu fort freut In der Ewigkeit. Ueber Fritz Reuter bringt Julian Schmidt's kürz lich erschienenes Buch „Neue Bilder aus dem geistigen Leben unsrer Zeit" einen Aufsatz, der zwar durchaus panegyrisch ist und natürlich Schmidt's ganz vor- waltende Sympathie sür den Realismus verräth, aber auch treffend charakterisirende Bemerkungen enthält, allf die hier aufmerksam gemacht sei. Julian Schmidt rieht eine Parallele zwischen Reuter und Claus Groth, dessen „Quickborn" schon allgemein be liebt war, als die Dichtungen Reuter's noch auf den kleinen Kreis seiner mecklenburgischen Landsleute be schränkt blieben. Tie Vergleichung fällt bei aller Aner kennung sür Groth zu Gunsten des Ersteren aus, inso fern er nicht erst sich in das plattdeutsche Lichten und Lenken künstlich habe hineinvrrsetzcn müssen, sondern das ihm durchar s adäquate Qrgan des Empfindens und Sprechens mit voller Sicherheit angewandt habe, wes halb denn auch bei ihm nie ein fremder Laul störend dazwischen greife. Namentlich dcm lrbrnswarmen Rca- — Auch.die „Vojsische Zeitung" vertritt den Grundsatz, daß es sich vorläufig nicht zieme, dem Kissin ger Verbrecher Mitschuldige oder intellectuellc Urheber anzudichten. — Ebenso warnt die,, KölnischeZeitung " davor, sich zu gehässigen Parteianschuldigungen hinreißen zu lassen und etwa die Billigung des Verbrechens Solchen zuzutrauen, „welche dessen kein Hehl haben, daß sie den Kürsten Bismarck statt für den Erbauer für den Verderber des Vaterlandes halten." — Die ultramontane „Germania" bemerkt zu der Nachricht über „den schändlichen, aber glücklicherweise erfolglos gebliebenen Mordversuch" u. A. Folgendes: „Es ist nicht undenk bar, daß durch die großartige Verfolgung unserer Partei und unserer Kirche sich in einzelnen Individuell eine Summe von Leidenschaft, Haß und Wuth an gesammelt, die schließlich in der gröbsten Auflehnung gegen alles göttliche und menschliche Recht zum Ausbruch kommt; aber undenkbar ist cs, daß ein ruhig denkender Mann ohne Weiteres einer Partei den Exceß eines oder auch einiger Individuen, die sich zu dieser Partei zählen, zur Last legt." — Die Augsburger „Allgemeine Zeitung" weist darauf hin, wie der „Fanatismus der Ideen", der in den romanischen Nationen nicht so selten hervorbricht, dem deutschen Wesen so durchaus fremd ist, daß man auch bei dieser That zunächst nach „persönlichen Motiven" zu fragen geneigt sein würde, wenn anders solche unter diesen Umständen sich voraussetzen ließen, und schließt: „Uns in Bayern gereicht es zu ganz be sonderer Genugthuung, daß es nicht ein Landsmann war, der den gastlichen Boden unseres Heilbades mit seiner schmachvollen That besudelte." — Die Wiener (alte) „Presse" nimmt es „als gute Vorbedeutung" für den raschen Ausgang des Krieges gegen „die schwarze Inter nationale" an, „daß zu Kissingen, auf dem Boden, der im Kriege l86tt das letzte deutsche Bruderblut getrunken hat, der neue Bund zwischen dem Lenker der deutschen Politik und dem deutschen Volke gegen den gemeinsamen Feind geschlossen worden ist, währenddem der Deutsche Kaiser und der bayrische König sich herzlich begrüßten." Lagesgeschichte. * Berlin, lü.Juli. Ueber den Aufenthalt Sr. Maje stät des Kaisers in Ischl liegt heute folgende telegraphische 'Meldung vor:^ Der Kaiser Kranz Jo>eph stattete heute Morgen dem Deutschen Kaiser einen längeren Besuch ab. Kalter Wilhelm empftug im Laufe des Vormittags den Qbersthvfmeifler Kürzen Hohenlohe und den kaiserlichen Generalavjutanten Feld-mar, chalt- lieutcnant Krecherrn v. Mondel. Um Uhr findet Hof tafel statt. — Ihre kaiserl. und königl. Hoheiten der Kronprinz und die Kronp ri nzessin haben bekannt lich voii der Insel Wight aus einen Ausflug nach Lon don unternommen. Am vergangenen Sonnabend be suchten die hohen Herrschaften die Ausstellung der königl. Kunstakademie und wohnten in Begleitung des Prinzen und der Prinzessin v. Wales einem glänzenden Gar tenfeste bei, welches der Marquis v. Salisbury auf seinem Landsitze in Hatfield gab. Am Sonntag dejeunirte das kronprinzliche Paar bei dem Grafen Münster im deutschen Botschaftshotel. Gestem Hal der Prinz v. Wales zu Ehren Ihrer kaiserl. und königl. Hoheiten in Chiswick ein glänzendes Gartenfest gegeben. — Se. k. Hoheit der Prinz Friedrich Karl von Preußen hat sich heute nach Swinemünde begeben, um von dort aus eine Reise nach Schweden und Norwegen anzutreten. — Ueber daS Befinden des Reichskanzlers Kürsten v. Bismarck erfährt der „D. R.-Anz." aus Kissingen, daß derselbe in der ersten Nacht nach dem Attentat ziem lich ruhig geschlafen hat. Die Wunde hat bisher glück licherweise kein Fieder im Gefolge gehabt, und es ist Hoffnung vorhanden, daß sie schon in eurigen Tagen zu geheilt sein wird. Aus Anlaß seiner Errettung aus Lebensgefahr gehen dem Fürsten noch immer zahlreiche Kundgebungen der Theilnahme und Glückwunschtelegramme aus dem deutschen Reiche und aus dem Auslande zu. lismus der Reuter'schen Dichtungen wird alles Lob ge zollt und auf die Eigenthümlichkeit der Dichtungsweise bei ihm hingewiescn, daß er schon, ehe er seine Erzäh lungen niederschrieb, sie ganz oder bruchstückweise im Freundeskreise vortrug. Daher hat Alles von vornherein so sehr seine bestimmte Korm erhalten, daß beim Auf- zeichnen keine Correctnr mehr nöthig ward, aber auch, wenn ein selbst bedeutender Fehler dcm Dichter nach träglich entgegentrat, er eine Remedur desselben nicht mehr möglich fand und Alles stehen ließ, wie es stand, weil Alles gerade so mit einander verwachsen war. Ueber den Humor des Dichters macht Schmidt eine richtige Bemerkung, indem er sagt: jeder echte Komiker muß wagen; er muß einer Ausgelassenheit fähig sein; sodann muß der Spaß trocken erzählt werden. Der Dichter mag immerhin ein Schelmenauge machen, aber er darf nie in lautes Gelächter ausbrechen. Beide Eigen schaften erfüllt Reuter vollkommen, und darum sind seine Schnurren und seine komischen Charaktere so wirksam. Natürlich sind nicht alle Dichtungen des mecklen burgischen Humoristen von gleichem Werthe. Die kleinen poetischen Erzählungen in „Läuschen und Riemcls" sind doch nur Burlesken, die man sich gefallen läßt, aber nur als Probe des Talentes, und sie haben auch den Ruhm ihres Verfassers nicht begründet. Durchschlagend wirkten erst die größeren Compositionen, namentlich drr dreibändige Roman: „Ut mine Stromtied". Allerdings ist Schmidt gerade hierbei mit seinem Lobe nicht ohne Einschränkung bei der Hand. Er hält die Durchführung der Erzählung nicht gleichmäßig gelungen. Man wird über die Meinungen des Kritikers mit ihm rechten kön nen, wird ihm aber völlig beislimmrn, wenn er in Bezug auf die Charakteristik bemerkt, daß die adeligen Gestalten nicht in gleichem Maße in dem Bereiche des Dichters liegen, als dir aus dem bürgerlichen Stande. Den
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