Dresdner Journal : 08.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187407088
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-07
- Tag1874-07-08
- Monat1874-07
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- Titel
- Dresdner Journal : 08.07.1874
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O155. ^dou»em«nt»pr«l»: l ltewko, tritt kos«, uod ^j»krl.°k: l Vt-Ir ,k lu°ru. KiorölovKumwsrn: I pl^r ) Iu»er»tenpret»er ?är den li«ow »iaer ^s»p»Itvo«v kstittöil«: 2 ^xr. Ovt«r „Lia^iituät" die 2silv! S K^r. krsebvlnenr iiixlick mit ^nivLtiios dvr 8000- vnd ^eiert»^. ^tx-nd» Mr den tollenden Mittwoch, den 8. Juli. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. 1874 Io»<>r»t«o»n»»I»w« »»»Mli-t«, ^r. Xraridütettrr, 6oiuliiii»jt-nLr de» - Dresdner dournttis; ebeodi».: ^KAen/'o,' u. L .-'rr^rr, S»n>dilrx-»«rU». Vi«o-l^ip»i^-L»»»I-Lr«il»n-rr»nk1iirt » » : d- ^OA/e» , L-rlin Vt»o-S»wdur^-rr»^-l,«ip,l^-rr»nt- torl ». H.-Nüucd»»- dtud. UerUn i ^1.Net«7»r^rr, /nraiidrndanl,//.d/Lree/d, Lr«m«o: KcH/vttr, »r„- l»a: » Niirean; 0d«mmt>: />. l oiAt, 7r»n''- turt » »I - d„«-Arr'svke ». d 6. d/errm«7<n'setie kuebk^ /:«>«/«-d<'o./ vürlili: /nv /) Hsunover: (/. §c^d^i/er,' ksri«: //nrn«, / /<!<//>>» d , Stultxsrt: D«l<öe d <»., Kddd. Vien: /It t-Met/d. N< ritusireker: Kmd^l. I'xn< ditin» <i< » Dresdner -Innrnllls, I>r, >I>-u, e Ko. l. Amtlicher Theil. Dresden, 7. Juli. Se. Majestät der Kaiser von Rußland sind, von Weimar kommend, heute Nach mittag A 3 Uhr im Hoflager zu Pillnitz eingetrofsen. Dresden, 5. Juli. se. Majestät der König haben nachstehende Personal-Veränderungen in der Armee aller- gnädiast zu genehmigen geruht: Die Stellung in Dis- ponibilität des Kommandeurs des 2. Bataillons 0. In fanterie-Regiments Nr. 105, Major Schultze und die der Hauptleute und Compagnie-Chefs Simon des 3. Infanterie-Regiments Nr. 102 und vonkraus- haar des 2. Grenadier-Regiments Sir. 101 unter Ge währung der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß die Uniform ihrer betreffenden Regimenter mit den vor geschriebenen Abzeichen forttragen zu dürfen; die Ver setzung des in der Intendantur commandirten Premier lieutenants Baumann des 3. Infanterie-Regiments Nr. 102 — unter Stellung ä l» suito genannten Re giments — auf den Etat der Intendantur, die des ä In suitv des I. (Leib-)Grenadier - Regiments Sir. 100 stehenden Adjutanten im General-Commando, Haupt mann von Treitschke zum General stabe; die Ernen nung des Kommandeurs des 3. Bataillons 6. Infanterie- Regiments Nr. 105, Major von Polenz, zum Kom mandeur des 2. Bataillons genannten Regiments, die des etatsmäßigen Stabsoffiziers im 4. Jnfantene-Regi- ment Nr. 103, Major von Kirchbach zum Comman- deur des 1. Bataillons dieses Regiments, die des etats mäßigen Stabsoffiziers im 0. Infanterie-Regiment Sir. 105, Major Panse zum Kommandeur des 3. Bataillons ebengenannten Regiments; die Beförderung des Haupt manns und Compagnie-Chef im 3. Infanterie-Regiment Nr. 102 von Schlieben zum Major und etatsmäßigen Stabsoffizier im 4. Jnftr. Sieg. Sir. 103; die Ernennung des Hauptmanns und Compagnie-Chefs im Schützcn- (Füsilier-)Regiment Sir. 108 von Minckwitz, unter Stellung s 1» »Nits dieses Regiments zum Adjutanten im General-Commando; die Versetzung des Hauptmanns und Compagnie-Chefs im 4. Jnftr.-Reg. Sir. 103 von Heimburg als Couchagnie-Khef zum 3. Infanterie- Regiment Nr. 102; die des bisher als Disciplinar- Offizicr im Cadetten-Corps commandirt gewesenen Haupt mann Pauer des 7. Jnftr.-Reg. Nr. 106 als Com- pagnie-Chef zum 8. Infanterie-Regiment Nr. 107; die Ernennung des mit Führung des Fuß-Artillerie-Reg. Nr. 12 beauftragten Oberst Walther zum Komman deur dieses Regiments; die Beförderung des Comman- sMML der 1. Abteilung des 2. Feld-Artülcrie-Regiments Nr. 28, Oberstlieutenant Hoch zum Obersten; die Er nennung des als etatsmäßigen Stabsoffizier zum 2. Feld- Artillerie-Reg. Str. 28 commandirten und mit Führung der reitenden Abtheilung beauftragten Batterie-Chef der I. reitenden Batterie, Major Zenker zum etatsmäßigen Stabsoffizier im 2. Feld-Artillerie-Regiment Str. 28 unter Belassung in seinem Commando als Führer der reitenden Abtheilung; die Ernennung des mit Führung des 1. Bataillons des Fuß-Artillerie-Regiments Str. 12 beauftragten Major des Generalstabes von Wolf zum Kommandeur dieses Bataillons; die Ernennung des mit Führung des 2. Bat. des Fuß-Artillerie-Regiments Sir. 12 beauftragten Batterie-Chefs des 2. Feld-Artillcrie-Rcgi- ments Str. 28, char. Major Keyselitz, zum Comman- deur des 2. Bataillons des Fuß-Artillerie-Reg. Nr. 12; die Ernennung der Hauptleute von Rabcnhorst des 2. Feld-Art.-Reg. Nr. 28, von Kretschmar des I.Feld- Artillerie-Rcg. Sir. 12 und Osterloh des Fuß-Artill.- Reg. Sir. 12 zu etatsmäßigen Batterie- resp. Kompagnie- Chefs in ihren Regimentern; die Beförderung der Pre- mierlirutenants Kopprasch und von Grünenwald des Fuß-Artill.-Reg. Nr. 12, Teichmann des I.Feld- Artillerie-Regimcnts Nr. 12 und Rudorf des Fuß- Artillerie-Regiments Sir. 12 zu Hauptleuten und Batterie- rcsp. Compagnie-Chefs; die Beförderung der Seconde- lieutenants Rheinschüssel des Fuß-AA.-Rez. Nr. 12, Schnorr von Carols selb des 2. Feld-Artiü.-Regi- ments Sir. 28, Anger des Fuß-Art.-Regimcnts Sir. 12, Feuilletow Redigirt von Otto Banck. Die Reisen deS Frhrn. v. Hübner. (Schluß aus Nr. 154.) Sehr viel gewiß nicht unwichtige Beobachtungen hat der Reisende über das Missionärthum in China ange stellt und es wird durch Details zuweilen klar genng, daß Unwille und Volkserregung nicht immer aus dem Volke selbst, sondern auch aus der Art hervorgegangen sind, wie man mit einigen vorschnellen Gewaltsamkeiten aus dasselbe vom konfessionellen Standpunkte aus rinzu- wirken bestrebt war. Ter Vicrkönig erwies sich zuvor kommend und fein in seinen Geselligkeitsformcn, als liebenswürdiger Hausherr wählte er mit eigner Hand die besten Leckerbissen und lud sie mit Hilfe feiner Elsen- beinstäbchen auf dm Teller des Reisenden. Dieser er- wiederte die Artigkeit auf ähnliche Weise. Der Cham pagner wurde ihm in Tassen credenzt. Die ganze Feierlich keit des chinesischen Gastmahls machte einen ähnlichen Eindruck, wie die bildlichen Darstellungen auf den lackir- ten Schirmen oder Theebüchsen. Der Autor hat ander chinesischen Unterhaltung nicht soviel nichtssagende Phra sen gesunden, als er vermuthete, aber einen noch reich haltigeren Austausch von Complimenten, als man ihn sich träumen kann. Ter Vicekönig begleitete Herrn v. Hübner bei dem Fortgänge bis zu den Sänften und an jeder Thür wurden Komplimente gewechselt. Für den Europäer ist deren Art komisch genug. Man hebt dir beiden geballten Fäuste auf die Höhe der Stirn, ver setzt sie dort in eine drohende Bewegung und blickt mittler weile den Begrüßten, der dieselbe Gymnastik vernimmt, fest in die Augen. Der Vicrkönig rntledigtr sich dieser grotesken Artigkeit-Pflicht, mit solcher Anmuth und Würde, von Götz des 1. Feld-Art.-Reg. Nr. 12, Hentschel des Fuß-Art.-Reg. Nr. 12, Ebert des 1. Feld-Art-Reg. Nr. 12, Wolf und Stelzner des 2. Feld-Art.-Reg. Nr. 28 zu Premierlieutenants in ihren Regimentern; die Beförderung des Stabsarztes l)r. Michauck des 2. Grenadier-Regiments Nr. l<0 zum Oberstabsärzte 2. Klasse unter Versetzung als Regimcntsarzt zum 2. Reiter- Regimente; die Beförderung des Assistenzarztes 1. Klasse Dr. Weineck der Unteroffizirrsschule zu Marienberg zum Stabsarzte, die der Assistenzärzte 2. Klasse Dr. Lange des 6. Infanterie Regiments Nr. 105 und Or. Reichel des 1. Reiter-Regiments zu Assistenzärzten 1. Klasse. Dresden, 29. Juni. Sc. Königliche Majestät haben dem Ortsrichter Christian Gottlieb Neubert in Stan gendoi f die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Silber zu verleihen allergnädigst geruht. Dresden, 28. Juni. Se. Majestät der König haben dem Lehrer Christian August Adler in Hennersdorf die goldene Medaille vom Albrecktsorden zu verleihen geruht. Dresden, 27. Juni. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Pferdehändler Rose zu Connewitz bei Leipzig das Ehrenkreuz des Albrechts ordens zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. uebersicht. Telegraphische Nachrichten- TaaeSgeschichte. (Dresden. Berlin. Posen. Kissingen. Karlsruhe. Weimar. Wien. Bnda-Pcst. Paris. Brüssel. Madrid. Santander.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Zwickau. Bautzen.) Gerichtsverhandlungen. (Dresdeiu) Statistik und VolkSmirthschaft. Ein^esandtet. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Beilage. Bvrsennachrichten. Telegraphische WitternngSberichte. Inserate. Aeltfir.iMllhc Nachrichten. Königsberg i. Pr., Dienstag, 7. Juli. (Tel. d. Drcsdn. Journ.) Nachdem in der letzten Zeit mehrfache Auflehnungen der Knechte und Dienst leute gegen die Amtsvorsteher stattgefunden hatten, AmtSgefangnisse demolirt und die darin befindlichen Arrestanten befreit worden waren, sind gestern größere Unruhen in dem nahegelegenen Medenau ausgebrochen, so daß Militär rcquirirt werden mußte; circa 100 Personen wurden verhaftet. Paderborn, Dienstag, 7. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Das hiesige Lppellationsgericht hat auf den Protest des Bischofs Martin gegen den Beschluß deS KreiSgerichtS über die Annahme der für den Bischof erlegten Geldstrafe die Acten deS KreiSgerichtS eingefördert und wird, dem Ver nehmen nach, heute über den Protest des Bischofs verhandeln. München, Montag, 6. Juli, Nachmittags. (W. T.B.) In der heutigen Sitzung der Kammer der Reichöräthe wurde der Beschluß der Kammer daß Herrn v. Hübner die Bedeutung dieses Certznonicls in ganz anderem Lichte aufging. Er sagt als Gegen gift der allzu vertraulichen amerikanischen Umgangsfor men, die nun auch in Europa einreißen, könnte man unsern tonangebenden Herren und Damen diese Höflich keitsformen der Chinesen, genannt Chin-Chin, zur Nach ahmung empfehlen. Höchst verwunderlich 'erschien die Blumenzucht in den Gärten Kantons durch ihren überaus verderbten Ge schmack. Welch ein Wohlgefallen an den lächerlichsten Metamorphosen! Orangenbäume werden in Vasen ver wandelt, Buchsbaumbüschc in Drachen mit eingesetzten Porzcllanaugcn, Cypresjen in Dschonken oder in Fasanen und alle diese verkrüppelten Pflanzen wachsen, blühen und tragen sogar spärliche Früchte. Sie gleichen den vornehmem chinesischen Frauen, die auf ihren künstlichen Klumpfüßen schwerfällig unter den Leuten umherwackeln. Diese in ihren: Wesen grausame und sinnreiche Station gefällt sich darin zu verstümmeln, ohne zu tödten. Kan ton scheint nach ollen Richtungen hin für das Land so viel Charakteristisches zu bieten, daß man sagen kann, wer diese Stadt nicht sah, hat China nickt gesehen. Peking ist Centralasien, die Stadt der Bibel, seinem Wesen nach ein Zeltlager, das Zelt des Nomaden auf einem Rasttage. Kanton ist China, ist die Mongolei. In Kanton, dem Mittel- und Brennpunkt einer ungeheueren, falsch civilisirten, raffinirten, verderbten Bevölkrrungpulsirt echt chinesisches Leben. Das Auge ist überrascht und ange- zsgen, aber alsbald wendet es sich mit Ekel ab. Von bedeutsam historischem Werth durch dir möglichste Genauigkeit der Thatsachen ist jedenfalls Hübner's Dar- stellung der Geschichte des Blutbades von Tirn-tsin, welche er nach den Mittheilungen der europäischen Ge sandten in Peking, auch der in Shanghai residirenden Konsuln, deS Lazaristen Pater Favier und des englischen der Abgeordneten bezüglich des Antrags deS Aba. v. Miller, betreffend die Herstellung eines zweck entsprechenden AkademiegebäudeS, welcher von dem Prinzen Ludwig und dem ReichSrathe v. Bom hard befürwortet wurde, einstimmig angenommen. In der Sitzung der Kammer der Abgeordne ten fand die Generaldebatte über den ordentlichen Milttäretat statt. Abg. Daller tadelt die ungerechten Lieferungsver theilungen und die schlechte Qualität der Nahrungs mittel der Armee. — Abg. Mahr greift die allzugroße Militärlast an und verlangt die Abschaffung der Mili tärgerichtsbarkeit und des Fahneneides. — Abg. Lerzer beklagt das frcisprechende Urtheil im Plattner'schen Pro- cesse und verliest mehrere Zeitungsurtheile hierüber. Der Kricgsminister, Frhr. v. Pranckh, er widerte auf die Bemerkung des Abg. Daller, betreffend die ungerechten Vertheilungen der Lieferungen für das Militär, eS sei überhaupt nur eiue einzige derartige Klage erhoben worden und diese sei unbegründet ge wesen. Was die Beschwerden deS Abg. Mahr über die allzugroße Militärlast und dessen Verlangen betreffe, daß die Militärgerichtsbarkeit und der Fahneneid abge schafft werde, so seien dieselben an eine falsche Adresse gerichtet. Der Schwer-punkt der Entscheidung in Mi litärfragen liege jetzt außerhalb Bayerns; ein neues Militärstrasgesetz sei das langjährige Verlangen der Kammer gewesen und gewähre dasselbe jeden: Soldaten den besten Schutz. Was den Fall der angeblichen Miß handlung und Beleidigung des Soldaten Plattner von Neumarkt betreffe, so beklage er denselben tief; er müsse aber das Militärschwurgericht gegen jeden Vorwurf der Parteilichkeit in Schutz nehmen. Wien, Montag, 6. Juli, Abends. (Corr.-Bur.) Dem „Neuen Wiener Blatt" zufolge sind der hiesige politische Verein „Zukunft", der social politische Verein „Arbeiterbruderbund", sowie der Fachverein der Manufacturarbeiter und Arbei terinnen durch Verfügung der Statthalterei vom 28. Juni aufgelöst worden. Versailles, Montag, 6. Juli, Abends. (W. T. BI Die Nationalversammlung bestätigte heute die Wahlen von Ledru Rollin zum Devutirten für das Departement Vaucluse und von Coudier für daS Departement Gironde und setzte darauf di« Berathung deS MunicipalwahlqesetzeS fort. Ein Zusatzantrag, den Familienvätern eine doppelte Stimme beizulegen, wurde abgelehnt. Paris, DienStaa, 7. Juli, Morgens. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Nationalversammlung beschloß am Ende ihrer gestrigen Sitzung, die Berathung deS MunicipalwahlgesetzeS heute zu beendigen und dann erst die Interpellation Lucien Brun, betref fend die Suspension deS Journals „Union" (vgl. unsern Pariser Brief unter „Tagesgeschichte"), folgen zu lassen. Daß die DiScussion dieser Interpella tion noch heute erfolgt, ist deshalb zweifelhaft. Die Verhandlungen der einzelnen Fraktionen über ihre Stellung zur Interpellation dauern fort. Madrid, Montag, 6. Juli, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Vom Kriegsschauplätze in Arago- nien wird gemeldet, daß 5000 Carlisten die Stadt Teruel (südlich von Saragossa) angegriffen und eine Vorstadt niedergebrannt haben. Der Angriff selbst wurde abgeschlagen. Der Verlust der CarUsten beträgt 40 Todte, viele Verwundete und 100 Gefangene. Tagesgeschichte. Dresden, 7. Juli. Se. Majestät der Kaiscrvon Rußland sind heute Nachmittag 2 Uhr, zunächst über Leipzig von Weimar kommend, zu einem Besuche an unserm königlichen Hofe hierselbst eingetrofsen. In: Arztes vr. Frazer, eines russischen Kaufmanns und einiger Chinesen, die Augenzeugen der Mordsccnen gewesen wa ren, sorgfältig niedergeschrieben hat. Auch die uöthigen Citate aus dem englischen Blue-book konnten dazu be nutzt werden. Ohne ungemein breit zu werden, ist es nicht gut möglich, aus diesen Erzählungen, die ohne Zweifel einen nachträglichen diplomatischen wie histori schen Werth haben, einen faßlichen Extract der Haupt- episvden mitzuthcilen. Ein culturhistorischcs Hauptmomcnt, welches ganz besonders bei der Betrachtung der Chinesen auffällt, wird auch im Allgemeinen von den Schilderungen und Rai- sonncments Hübner's betont. Cs ist die merkwürdige Erscheinung, innerhalb der gebildeten Landesthcilc dieses großen Reiches von abnormen Verhältnissen den höchsten Grad von philosophischer Bildung neben den: tiessten Grade der Barbarei zu erblicken. Den Chinesen hat cs in der That nicht an großen Denkern, Gesetzgebern und prophetcnartigen Erschemungen in ihrer ältesten bis vor Chr sti Geburt zurückragenden Vorgeschichte gesrhlt. Eine Anzahl deutscher Gelehrter, zuletzt unter ihnen Victor v. Strauß, haben sich hochverdient darum gemacht, den Inhalt dieser religiös-philosophischen Schriften dem deut schen Publicum bekannt werden zu lassen. Hier wird eine Weisheit, eine Milde der Gesinnung, eine Feinheit der Reflexion in ältesten Zeiten angetroffen, wie sie den modernsten Geistern für :hre Verstandsschärse, für ihr gesundes Moralgcfühl Ehre machen würden. Diese goldurn Lehren scheinen wenig Früchte getragen zu ha ben, und man darf sagen, ein hochwichtiger Umstand hat viel zu diesen traurigen Resultaten beigetragen: es ist die Thatsache, daß die chinesische Regierung und Ver waltung es niemals über sich vermocht hat, Richtung und Sinn- jener schönen Beispiele und Lehren in ihr System und dessen Handhabung hinüber zu nehmen. Leipziger Bahnhofe waren bereits gegen ^2 Uhr Se. Majestät der König, begleitet von oem General- adjutanten Generallieutenant Krug v. Niova und den Flügeladjutanten Oberst v. Dziemdowsky und Major v. Minckwitz, sowie Se. königliche Hoheit der Prinz Georg, begleitet von dem Adjutanten Rittmeister v. v. Planitz, zur Begrüßung des Kaisers eingetrofsen, während im allerhöchsten Auftrage der Kommandeur der Kavalcrie- division Generallieutenant Senfst v. Pilsach und der Kommandeur deS Kadettencorps Oberst v. Welck Sr. kaiserlichen Majestät bis Le:pz:g entgegengereist waren. Der hiesige kaiserlich russische Gesaudte Geh. Rath v. Kotzebue hatte sich in Begleitung des Gesandtjchafts- raths v. DanzaS gestern bereits ebenfalls^ zur Begrüßung seines Souveräns nach Leipzig begeben. Se. Majestät der König trugen die Jnhaberunisorm^ Ihres kaisc:l. russischen Jägerregiments, Sc. königl. Hoheit der Prinz Georg trug seine Uniform als commandirender General des XI l. (.königl. sächsischen) Armeecorps. Auf dem Perron des Bahnhofes war eine khrencompagnie voin Schützenregiment Prinz Georg Nr. l^ unter Haupt mann Stein mit der Regimentsmusik ausgestellt, auf deren rechten Flügel die Generalität, das Kriegsministe rium und der Stad Aufstellung genommen hatten, während die activen Offiziere sich am linken Flügel der Ehrencompagnie befanden. Auch waren auf den: Perron der Kriegsministcr General der Kavalcrie v. Fabrice, der Stadtcommandant Generallieutenant Frhr. v. Hausen und der Platzmajor Hauptmann v. Uslar-Gleichen, der Kreisdirector wirkt. Geh. Rath v. Könneritz, der kaiser liche Lelegraphenvirector Schmidt, der Generaldirector der Staatseisendahnen v. Tschirschky, Polizeidirector Schwauß und Eisenbahndirector Pöge anwesend. Wenige Minuten vor 2 Uhr fuhr der kaiserliche Extra- zug in den Bahnhof ein. Die Musik der Ehrcncom- pagnie spielte die russische Nationalhymne. Der Kaiser verließen den Salonwagen, und die beiden 'Monarchen, sowie auch der Kaiser und Prinz Georg begrüßten Sich in der herzlichsten Weise. Hierauf nahmen der Kaiser zunächst den Rapport des Kommandeurs des Schützen regiments Obersten v. Tschirschky und Bögenvorfs ent gegen, begrüßten dann den Kriegsminister General v. Fabrice, den k. preuß. Generalmajor v. Werder, so wie Seine ebenfalls auf dem Perron anwesenden 'Neffen, die jugendlichen Prinzen v. Baltenberg, und viele an dere der anwesenden distinguirten Personen, worauf Allerhöchstdieselben mit unsers Königs Majestät nnd Sr. königlichen Hoheit dem Prinzen Georg in den: kai serlichen Salonwagen zur Wciterfahrt nach Pillnitz Platz nahmen und der Zug sich 8 Minuten nach 2 Uhr wie der in Bewegung setzte. Auf der Eisenbahnstation Niedersedlitz, wo der kaiserliche Extrazug ^3 Uhr eintraf, war eine Escadron des Gardereitcrregiments mit dem Lrompeter- chor als Ehrenwache aufgestellt. Hier bestiegen die aller höchsten und höchsten Herrschaften die bercitstehenden Hofwagen und begaben Sich, begleitet bis zur Elbe von der gedachten Kavalerieescadron und sodann mittelst der fliegenden Fähre den Strom übersetzend, nach Pillnitz. Am Bahnhofe zu 'Niedersedlitz hatte sich ein Theil der hier anwesenden russischen Unterthemen ausgestellt und begrüßten ihren Herrscher mit lebhaften Zurufen. In Pillnitz war eine khrencompagnie vom Lcib- grenadierregiment 'Nr. 100 ausgestellt. Bei der Ankunft daselbst, welche gegen 3 Uhr erfolgte, wurden Sc. 'Maje stät der Kaiser, geleitet von Sr. Majestät den: Könige, von Ihrer Majestät der Königin, sowie von Ihren königl. Hoheiten der Frau Herzogin von Genua und der Frau Prinzessin Georg empfangen, AUcrhöchstwelchc, um geben vom großen Dienste, Se. kaiserliche 'Majestät erwarteten. Gegen ^4 Uhr findet daselbst im großen Saale des neuen Schlosses das Diner (in Kivilkleidung) statt, an welchem Se. Majestät der Kaiser, Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre königlichen Hoheiten die Frau Herzogin von Genua, Prinz und Frau Prinzessin Georg, die Frau Großherzogin von Mecklenburg- So blieben die SittlichkcitSgesetze außerhalb der Staats- gesetzc als in der Luft schwebende Ideale, unfruchtbar für die Fortbildung der 'Nation. Sie wurden von oben herab nicht etwa nur in ihrer Aufrcchlhaltung vernach lässigt, cs wurde mit Vandalismus nach tyrannischem Gutdünken von ihnen abjtrahirt; sie sind in der chinesi schen Literatur als ein unumstößliches geistiges Element stehet: geblieben, aber sie sind nicht übcrgegangen in die Volkscrziehung, wenn von einer solchen be: den Chinesen die Rede sein kann, und wo sic in der Erziehung ver wendet wurden, geschah es in der Gestalt hohler For meln. Das sranzösischc Original von v. Hübner's Werk ist gegenwärtig in Leipzig bei T. O. Weigel in deutscher Ausgabe trefflich ausgcjtattct erschienen. Aussührllchc und werthvollc politische und kommerzielle Auseinander setzungen wurden von dem Autor auch in Bezug auf den Verkehr der europäischen Mächte mit Japan gege ben; diesem Lande des raschen, man möchte sagen sich überstürzenden Fortschritts, welches von der Feindschaft gegen alle fremden Konsuln in die brünstigste Freund schaft gegen dieselben übergcsprungcn ist und sich mit Anerkennung unsrer Vorzüge zum Höchsten bereit erklärt hat, zu dem sich ein Volk verstehen kann: zu dem fast tragikomischen, wenn auch vielleicht schon im nächsten Jahrhunderte nützlichen Märtyrium, sein ursprünglichstes Eigenthmn, seinen heiligsten Besitz, seine Sprache abzu legen, um dafür eine europäische einzuführen, die Tau sende von Meilen entfernt, eine unbekannte, von Japan unverstandene Station geschaffen und vervollkommnet hat. In vielen Beziehungen erfährt v. Hübner's Werk nach culturhistorischen und ethnographischen Seiten hin eine interessante Ergänzung durch das des Engländers Thomson, welches zur Zeit noch nicht übersetzt ist. Otto Banck.
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