Dresdner Journal : 13.08.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187408134
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740813
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-08
- Tag1874-08-13
- Monat1874-08
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- Titel
- Dresdner Journal : 13.08.1874
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Donnerstag, den 13. August NS 186 1874 l. - ^^.^,,a«.cl»ut«N»° ^LtvUeU:. . . a l'dlr. trittcuut ^jNUrUvUr l IRIr. lb 8«r. g,Ep»l«»osl»« dioiu. LILI«U»S b! cuvm«ro! l K«r. Io»«r»t»»pr«t»»r l^Itr äv» kLuw «iv« sv»p»It«a»a K«tit»«il*: 2 K^r. vowr „Liob«»»»«- cL« 2sU«> ö Nxr. 8r«b»l„»r t'Lslivi» mit Xusimdia» ä«r 8ov»- omt pswrtt^s, ^bsact» 5ür ä«» koljxsvä»» 7^. DresduerÄMmal. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. Iu»»ri»t«»»no»kw«» »u»Mkrt>« 7>r. OoioiiutuiiouLr ct«, « Orvscluvr iourimi»; «b«i»6i»».: HArn He u L ^'re^er, K«»d»rU >«rU»- Vi,»-l^tp,tE-U»,«I-Ur„I«u-rr»»Il1»re » N.; <s ^0Ak«r, S«rUL Vt»»-S»md«rU-rr»D-l«tp«tU-^r»»K- kurt ». H.-rNMos«»: Xu«/ ^kor«, L«rU>: Let«m«^sr, /nvalitirncianl, // «c^t, Lrsw«»: 8e^iott«, «r— l»a: T.ÄanAcm'» Lüre»u; VL«mmt»: Fr. t «At, krmr^- kurt » N.: F ^arArr'ivkv uTO. NuekU^ /)«,«/,«<^(,'0 / gvrNti: /nv. /i., S«m»or«r: <7. Sc^ü«ier / ?»rt«: ^/ura«, I.a/itt«, Augier c« L-'o , I-auöe <t L'o., .4n»c»,c<^> - liiirrau, Vt«»: vti Oxx>«?»T. Ko» »us^ekerr üxpvclition cl«-« Drv^clakr 7ourn»I», ltr^-cl^», tk« ^ia. t. Nichtamtlicher Nhell. Uebcrsicht. relegruptzisch« Nachricht«« rngeogeschichte. (Berlin. Mel. München. Schwein furt. Darmstadt. Weimar. Agram. Paris. Bern. Rom. Madrid. Barcelona. London. Serajrwo.) Proviuzial Stachrichte». (Leipzig. Taucha. Chemnitz. Mittweida. Reichenbach t. v. Crimmitschau.) Lermischte». Stattstik nntz »olk»»trttzschaft. Linaesantzte«. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. »örsevnachrichte«. Telegraphische Witterungsderich«. Uelenrapstilche Uachrichtev. Pari», Dienstag, 11. August, Nachmittags. (W. T. B.) Oberst Billette, ehemattger Adjutant Bazaine», welcher freiwillig dessen Gefangenschaft theilte, ist gestern in Marseille verhaftet worden. Dem Lernehmen nach ist Bazaine in Begleitung seiner Gemahlin und seiner Kinder, die am letzten Tonntage zum Besuche in Samte-Marguerite eingetroffen waren, entflohen. Die Fahrzeuge, aus welchen die Familie Bazaine » die lleverfahrt nach der Insel gemacht hat, sollen zur Bewerk stelligung der Flucht benutzt worden sein. Welch« Richtung die Flüchtlinge eingeschlagen habe«, ist noch nicht bekannt Paris, Dienstag, 11. August, Abend». (W. T. B.) Ueber die Flucht Bazamr » find hier noch folgende Mittheilungen tingegangen. Der Mar schall entwich in einem Boot, welche» an da» Fort Samte Marguerite herangrfahren war. Bei dem Hinabgleiten scheint Bazaine sich verletzt zu haben; wenigstens weist daS Seil Blutspuren auf. Da» Boot fuhr auf einen Dampfer zu, der den Flücht ling noch im Bereiche de» Korts aufnah« und ihn später wahrscheinlich zwischen Levtimiglia und Genua au das Laud gesetzt haben wird. Oberst Billette ist in Marseille im Fort St. Nicola» internirt worden. Pari», Dienstag, 11. August, Nacht». (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der General Leval ist mit der Führung der Untersuchung über die Flucht Bazaine » beauftragt worden und bereit» nach der Insel Samte-Marguerite abgcgangrn. Der Oberst Billette wird in strenger Jsolirhaft gehal ten. Der Kommandant de» Kort» wurde gleich falls verhaftet. Au» Marseille wird gemeldet, daß daselbst 8V Personen wegen Theilnahme an dem Commune- aufstand vom Jahre 187V in letzter Nacht verhaftet worden find. Paris, Mittwoch, 12. August, Vormittag». (Tel. d. Trcedn. Journ.) Der Plan zur Flucht Bazaine » soll bereit» seit S Wochen bestanden haben. Der Marschall war anfangs zu einer Flucht nicht geneigt, gab aber seine Zustimmung, al» der letzte Versuch seiner Krau, die Umwandlung seiner Grfängnißstraße in Lerbannung herbeizuführen, scheiterte. DaS zur Flucht benutzte Schiff ist ein italienisches. Ter Procurator in Grasse verhaf tete den Gefängnißdirector und die Wärter auf der Insel Sainte-Margurrite. Die Truppen wur den confignirt und Gendarmerie statt Linientruppen auf Posten gestellt. Der Platz, an welchem Ba- zaine landen wird, ist unbekannt; man weiß nicht, ob die Landung auf italienischem oder spanischem Boden erfolgt. Tagesgeschichte. * Berlin, 1l. August. Auf der Jusel Wight ver- weilt außer der kronprinzlichrn Familie seit eini gen Tagen bekanntlich auch die Kaiserin von Oester reich mit der Erzherzogin Valerie, welche iu Steephill, einem malerisch gelegenen Schlößchen in der Nähe von Ventnor, ihren Aufenthalt genommen haben. Ihre Ma jestät die Kaiserin erschien alsbald nach ihrer Ankunft bei Ihren kaiserl. und königl. Hohheiten zum Besuch, welche« das tronprinzliche Paar am nächsten Tage erwiederte. Die Kaiserin denkt bis Ende September dort zu bleibe» und dann, wie der „D. R.-A." erfährt, Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta in Baden-Baden einen Besuch ab« zustatten. — Der Großherzog von Mecklenburg- Schwerin und die Herzogin Marie haben heute Mor gen die Reise nach St. Petersburg fortgesetzt. Die Groß herzogin Mutter ist von hier nach Schwerin zurückgekehrt. — Die „Spen. Ztg." erfährt, daß die Anerkennung der spanischenRegierung nahe brvorsteht, nachdem Deutschland in dieser Sache die Initiative ergriffen hat. Zwar sei Serrano's Regierung nur eine provisorische und entbehre der Unterlage einer Volksvertretung und der Lanctiou durch den Volkswillen. Hiergegen sei je doch anzusühreu, daß es sich in erster Linie nicht um tir »Person Serrano's," sondern nm die Republik, um den »Staal Spanien", im Gegensätze zu den „Carlisti- fchen Räuber- und Mörderbandeu", handle. Die „Sp. Ztg." hat allen Grund zu glauben, daß bereits zwischen Rußland, Oesterreich-Ungarn, Italien und Deutschland in den wesentlichen Punkten ein Einvernehmen in Betreff Spaniens besteht, welchem Mac Mahon, wenn, wie zu hoffen, die Interessen Frankreichs für ihn maßgebend sind, unmöglich sich entziehen könne. — Die »Post" schreibt, daß ihr von hier folgende maßgebende Mitthei- lung zugrgangen ist: Die vertraulichen Erörterungen, welche in der spanischen Frage zwischen der deutschen und anderen europäischen Regierungen, mit denen in gleicher Linie zu bleiben die erstere immer beabsichtigte, gepflogen worden sind, find von Erfolg gewesen. Die deutsche Regierung ist auf Grund derselben jetzt in der Lage, officielle Vorschläge zu machen, welche mittelst gemeinschaftlicher Anerkennung der civ tüoo Re gierung zur Eonsolidirung derselben führen sollen. — Der Bundesrath wird sich, der „M A. Z." zufolge, nach Wiederbeginn seiner Arbeiten wieder der Revision des Strafgesetzbuches zuwcnden und zunächst dir Frage zur Entscheidung bringen, ob und wie weit überhaupt mit der Revision vorgcgangen werden soll. Diese An gelegenheit liegt so, daß zunächst die Bundesregierungen zur Aeußeruug über die Bedürsuißfrage aufgefordert wäre» und diese wieder die Gerichtshöfe zur Bericht- erstattuug herangezogeu hatten. Diese Arbeiten sind noch nicht vollständig zum Abschluß gelangt. Die Errichtung einer Ab heilung des Reichskanzleramts für Justizwescn ist nach Mittheilung auswärtiger Blätter beschlossene Sache; man wird im nächsten Reichshaushaltetat bereits der Etatisirung der neuen Behörde entgegcnsrhen können und bei dieser Gelegenheit auch eine Besprechung der Einrichtung im Reichstage erwarten dürfen. Zur Zeit ist über den Umfang de, selben noch nichts bekannt, als daß die Vorbereitungen dazu so getroffen sind, daß das Reichsjustizamt schon mit dem l. Januar k. I. in das Leben treten kann. Die Idee ist nicht neu, aber wiedcrholentlich an allerlei Znfälligkeiten gescheitert. Es war beabsichtigt, einen besonders angesehenen Juristen an die Spitze zu stellen. — Ueber den Inhalt der neuen Strafproceßordnung, wie sie nun dem Reichstage zur Berathung unterbreitet werden soll, theilt die „D. R.-C." folgende Uebersicht mit: Dieselbe zerfällt in sieben verschiedene Bücher, di« im Ganzen 425 Paraaraphen enthalten. DaS erste Buch enihält die allgemeinen Bestimmungen und solgende iv Abschnitte: l) Gerichtsstand, 2) Ausschliessung und Ablehnung der Ge- rtchtSpersouen, 3) gerichtliche Entslbeidung und deren Bekannt machung, 4) Fristen und Wiedereinsetzen m den vorigen Stand, b) Zeugen, 8) Sachverständige und Augenschein, 7) Beschlag nahme und Durchsuchnng, 8) Verhaftung, Verwahrung und vorläufige Feunadm«, S) Vernehmung deS Beschuldigten und 40) Bertheidiaung. DaS zweit« Buch trifft die Bestimmungen üb«r daS Verfahren in erster Instanz in folgenden s Abschnit ten: l) Oeffentliche Klag«, 2) Vorbereitung der äsfcuttlchen Klaar, 8) gerichtliche Voruntersuchung, 4) Entscheidung über die Eröffnung de» HaupwerfahrenS, ü) Vorbereitung der Haupt- Verhandlung, S) Hauptvcrhandlung, 7) Hauptverhaudtung vor den Schwurgerichte», 8) Verfahren gegen Abwesend«. DaS dritte Buch trifft die Bestimmungen über die Rechtsmittel, und zwar 1) allgemeine Bestimmungen, 2) Beschwerde, 3) Revision. DaS vierte Buch handelt von der Wiederaufnahme eines durch rechtskräftiges Urthril geschlossenen Verfahrens. DaS fünfte Buch von der Betheiligung des Verletzten bei dem Verfahren. Die drei Abschnitte dieses letzter» Buches behandeln: >) die Privatklage, 2- die Privatklage bei Beleidigungen und Körper verletzungen, und 3) den Anschluß des Verletzten ats Neben kläger DaS sechste Buch handelt von den besonder« Acten d«S Verfahren«, Abschnitt 0 Verfahren bei amtsrichterlichen Strafbefehlen^ Abschnitt 2) Verfahren nack vorhrrgegangener polizeilicher Strafverfügung, Abschnitt 3) Verfahren bei Zu widerhandlungen gegen d»e Vorschriften über die Erhebung vffeutucher Abgaben und Gefälle, Abschnitt 4) Verfahren gegen Personen, welche sich der Wehrpflicht entzogen haben, Abschnitt d) Verfahren bei Einziehungen. DaS siebente Buch handelt von der Strafvollstreckung und den Koste» de« Verfahren-. beides in zwei Abschnitten von einander g.trennt. Dem Gesetz ist ein Einführungsgesetz zur Strasproccborduung beigcfügt, welches l2 Paragraphen enthält und die Bestimmungen trifft, an wel chem Tage diese Sttasproceßordnuug im ganzen Umfange des Reichs in Kraft tritt: daß ferner die Anordnungen zur Her stellung der JahreSlisten der Schöffen und der Geschwornen durch di« LandcSiustizverwaUung erfolgt, daß die Strafproceß- ordnung auf alle Sachen Anwendung findet, welche vor die ordentlichen Gerichte gehören u. s. w Endlich setzt die« Ein- führungsaesetz diejenigen Fälle fest, in Venen die Strafproceß- ordnung keine Anwendung findet. Die Eonferenzen der Vorstände der statistischen Central stellen der deutschen Bundesstaaten, welche am 5. d. hier im Reichskanzleramte begonnen haben, werden, der „Köln. Ztg." zufolge, am Schluß dieser Woche beendet. Das hervorragendste Resultat der bis herigen Berathungen ist in dem Beschlusse zu erblicken, daß die innerhalb eines Jahrzehnds abzuhaltenden zwei Volkszählungen in zwei Klassen geschieden werden sollen, von denen die ausgedehnte, die allgemeine Volks zählung umfassende in dem vollen Jahrzehnd (also zu nächst l880), die beschränktere Klasse in der Hälfte des lausenden Jahrzehnds (also znuächst 187») an die Reihe käme. Die Volkszählung am 1. December 1875 wird sich also lediglich auf Angelegenheiten beziehen, deren statistische Ermittelung für die Verwaltungen von ganz besonderem Interesse ist. — Bezüglich der jüngst statt gehabten Eonferenzen über die Medicinalstatistik des Reiches, in denen der Präsident der Seehandlung, Geh. Rath Bitter, den Vorsitz führte, berichtet dasselbe Blatt, daß die hiesigen Mitglieder der Eonferenz, die Herren Becker und Meißen, der Dircctor des königl. preußischen statistischen Bureaus, Geh. Rath Engel, der Geh. Rath Eulenbnrg und der Abg. U> . Löwe zu einer Organisationscommission zusammcngctrcten sind, um einen Plan für die Medicinalstatistik festzustellen, der den aus wärtigen Mitgliedern zugchen und weiteren Eonferenzen, welche hier Ende September d. I. stattfinden werden, zur Unterlage dienen soll. — Allem Anscheine nach, schreibt die „D. R.-E.", wird schon im nächsten Reichs tag die Frage, wie die Matricularbeiträge durch eigene Einnahmequellen des Reichs zu ersetzen seien, zn leb haften Erörterungen führen. Da, wie früher mitgetheilt wurde, von einer Seite die Absicht vorliegt, dem Reichs tage eine Reichsgewcrbesteuer in Vorschlag zu bnngen, so wollen sich nunmehr auch die Anhänger einer Reichseinkommensteuer rühren und entweder im unmittelbaren Anschlusse an die Versammlung des Vereins für Socialpolitik in Eisenach (13. Oct.), oder sofort nach Zusammentritt des Reichstags in Berlin eine Berathung abhalten. Wie die citirte Eorrespvndcnz hört, besteht die Absicht, der Berathung den neuen säch sischen Einkvmmensteuerentwurf zu Grunde zu legen, übrigens aber an dem Grundsätze festzuhalten, daß ein- und dieselben Einschätzungen sowohl der vom Reiche, als der von den Particularstaaten und den Gemeinden zu erhebenden Steuer als Norm dienen. Kiel, 9. August. (H. N.) Gestern sind die beiden nach Spanien bestimmten Kriegsschiffe, dir Ka nonenboote „Albatroß' und „Nautilus" unter dem Be fehl des Corvettencapitäns Zembsch, aus unserem Hafen ausgelaufen. Die genannten Schiffe bilden eine beson dere Kanonenbvotklasse und sind doppelt so groß, wie die Kanonenboote erster Klasse. Sie hatten jedes MI Tonne, haben eine Pferdekraft von je GtO und eine Be satzung von je !>5 Mann, und führen 4 Geschütze. Die Kanonenboote erster Klasse haben 3, diejenigen zweiter Klasse 2 Geschütze. -München, II. August. Der gestrige Festzug des zweiten deutschen Sängerbundesfestes hat in großer Ausdehnung und in schönster Ordnung stattge funden. Durch alle Straßen bewegte sich die große Menschenmenge unter fortwährend gegenseitiger herz lichster Begrüßung. Man zog hierauf vor die „ Bavaria", wo die Musik spielte, eine wundervolle Beleuchtung statt- sand und ein Feuerwerk abgebrannt wurde. Mindestens 30,000 Menschen waren hierbei gegenwärtig. Das zweite Eoncert im Glaspalaste brachte für Johann Herbeck, Hofoperndircctor aus Wien, eine große Ovation. Der zweite Bürgermeister Münchens, Widmeyer, brachte in seiner Festrede ein Hoch auf den Deutschen Kaiser nnd das deutsche Reick aus. 'Stürmischer Beifall folgte der Rede, ebenso dem Votum des Dankes für die Stadt München. Abends fand Festtheater mit Beleuchtung des äußern Schauplatzes statt. Aufgeführt wurde Richard Wagner's „Tannhäuser". Schweinfurt, I I. August. Das hiesige „Tageblatt" meldet: Auf Anordnung des Untersuchungsrichters wurde Kullmann's Waffe durch zwei Sachverständige genau untersucht und Schicßproben damit angestellt. Hierdurch ist constatirt woreen, daß die Waffe eine ganz vorzügliche Schießwaffe, ein starkes Terzerol mit weiter Mündung ist, und beim letzten Gebrauche scharf geladen war. Darmstadt, U'. August. Die Regierung unter sagte, wie die „Hamb. Nachr." erfahren, den katholischen Beamten des Großherzogthnms jede Betheiligung an deutschen Katholiken vereinen bei Vermeidung von Disciplinarstrafcn. Weimar, I <. August. Zur Krage der Gerichts - organisation für Thüringen wird in einem thü ringischen Fachblatte, den „Blattern für Rechtspflege", ein neuer Vorschlag gemacht. Danach soll das für die thüringischen Staaten und Anhalt gemeinschaftliche Ober- appellanonsgericht (zweite Instanz) in Jena beseitigt werden und an seine Stelle ein gemeinschaftliches Obcr- landesgericht (zweite Instanz) treten, und innerhalb des Sprengels desselben 9 Landgerichte und eben so viele Han delsgerichte in Weimar, Gotha, Altenburg, Gera, Rudol stadt, Eiseuach, Hildburghausen, Sondershausen, Dessau functioniren. Die Bilvung der Landgerichts- und Amts- gerichtsbczirke soll mit thunlichster Berücksichtigung der Grenzen dcr einzelnen Staaten dergestalt vorgeuommen werden, daß die Staaten nicht als ein einheitliches Terri torium behandelt, sondern gemeinschaftliche LandcSgerichte nur ausnahmsweise, gemeinschaftliche Amtsgerichte über haupt gar nicht gebildet werden. In letzterer Beziehung ist dcr Vorschlag beachtenswerth; die Herstellung von GcrichtsbczirKn ohne weitere Berücksichtigung der terri torialen Verhältnisse hat nicht eben viele Freunde. In dessen verlautet über die Anschauungen und Pläne, welche an den maßgebenden Stellen gehegt werden, noch nichts. Zweifelhaft erscheint, ob diese thüringische Ge richtsorganisation in Gemeinschaft mit Anhalt vorgenom men werden wird; aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte letzterer Staat die Gemeinschaftlichkeit, welche bisher in Bezug auf das OberappcllationSgericht bestand, lösen. * Agram, 1". August. In dcr heutigen Sitzung des kroatischen Landtags interpcllirte Mrazovic den Banns, ob er den Gesetzentwurf über die Reorganisation dcr politischen Adminstlration noch in dieser Session vorzulegen beabsichtige. Makancc interpcllirte, ob der „Sie sind mein Diann; bei Gott, Sie sind mein Mann", rief der Alte, kam von seinem Stuhl herabge- hüpst, gab mir seine kleine magere Hand und blickte mit einem beinahe zärtlichen Ausdruck zu mir hinauf. — „Wenn Sie Ihre Sache verstehen, sollen Sie die Stelle haben, so wahr ich Johann August Jäger heiße." „Ich verstehe meine Sache, Herr Jäger , sagte ich, und ich weiß noch bis auf den heutigen Tag nicht, wo her ich in dem Augenblick den Muth zu dcm zuversicht lichen, großsprecherischen Ton nahm; »aus- und in wendig verstehe ich sie." „Ich glaub's, glaub's, glaube Ihnen aufs Wort; Sie sind ein Prachtmensch. Setzen Sie sich; hier an den Tisch und nun sagen Sie mir einmal, wo, wie und was Sie gelernt haben. Was denken Sie z. B. von der neuen Gasometerconstruction des Mr. Hotwater in Liverpool?" Ich sah aus dieser Frage, daß mcin alter Herr selber das Ding sehr gut verstand. Ich nahm mich also zu sammen und setzte ihm auseinander, weshalb mir die sogenannte neue Erfindung des Mr. Hotwater keines wegs gefalle, und weshalb ich derselben meine Methode bei Weitem vorziehe. Dabei holte ich rin paar Zeich nungen, in denen ich meine Eifinduna erläutert hatte, aus der Tasche, breitete sie v.r Herrn Jäger aus, und, weil mich ja das Ding selbst so sehr tnteressirte und ich außer meinem ehrlichen Ohnesorge noch Niemanden ge funden hatte, dem ich mich hätte mittheilen können, so wurde ich ganz warm in meinem Vortrag und sprach wohl eine halbe Stunde, während der Alte unaufhörlich nickte und „Hm, hm, ja, ja; sehr gut; ausgezeichnet" dazwischen munnelte. Tann, weil ich nun gerade im Zuge war, erzählte ich noch: wer meine Arltern waren, und so in aller Kürze meine ganzen Schicksale, wobei ich meine Sträfltngsperiode zu erwähnen nicht vergaß. Als ich am Ende war, streckte mir der Alte das magere Händchen entgegen und sagte: „Hur, meine Hand, Herr Roland; Sie sollen unser Director werden; Zweitausend Thaler jährlich fix, Dienstwohnung, freie Heizung und selbstverständlich Beleuchtung und fünf Procent vom Nettogewinn. Sind Sie zufrieden?" Mir schlug das Herz bis in die Kehle, als ich den alten Herrn so sprechen hörte. Ich ergriff seine Hand und stammelte, ich wußte selber nicht was. Ich wußte nur, daß nun die Noth zu Ende sei, und daß Hans Ohnesorge den schönsten Frack haben sollte, den Schneider hände machen könnten. „Und nun gehen Sie nach Hause, Herr Roland", sagte der Alte, „ziehen Sie sich einen andern Rock an, kommen Sie heute um fünf wieder her und speisen Sie mit uns. Ich will Sic meiner Familie vorstellen, und hernach können wir den Eoi tract unterzeichnen. Aus Ihrer bisherigen Stellung treten Sie von diesem Augenblicke aus. Ich werde sofort an Ihren Direktor schreiben uud ihm die Veränderung, die in unserm Per sonale eingetreten ist, notificiren. Vielleicht brauchen Sie Geld, junge Leute brauchen immer Geld. Hier sind hundert Thaler Avance. Machen Sie keine Umstände. Hier unten Ihren Namen. Danke! Leben Sie wohl; auf Wiedersehen; fünf Uhr pünktlich!" Damit entließ mich der Alte; ich verbeugte mich und dann weiß ich nicht mehr, wie ich zum Hause hin aus und in Ohnesorge's Wohnung gekommen bin. Ich weiß nur, daß ich mich in den Armcn der treuen Seele wiedrrfand, der in Einem fort weinte und lachte und da zwischen rief: „Ich hab es immer gesagt: Sie brauchen ja nur merken zu lassen, daß es Ihnen Ernst ist — da geht es ja von selbst." „Nun, Ihr Herren, die Fortsetzung nnd das Ende von der Geschichte, wie ich um fünf Uhr zu Henn Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Breite Schultern. Von Friedrich Spielhagen. (Schluß aus Nr. 18S.) Und wenn ich Hundes Jahre alt würde, ich werde die Miene, mit welcher der alte Herr wich jetzt anblickte, nicht vergessen. Der Aergrr und der Schrecken von vor hin mischten sich auf eine so seltsame Weise mit dcm Erstaunen, und, ich glaube, der Freude übcr meine Handlungsweise in dcm schon an sich grotesken Ge sicht, daß ich etwas Wunderlicheres in meinem Leben nickt gesehen habe, und wirklich einen Augenblick glaubte, der alle Herr sei toll geworden. Und plötzlich fing er gar, dir kleinen funkelnden Augen immer fest auf mich gerichtet, an zu lachen, oder ich müßte eigentlich sagen: zu krähen, denn es war wirklich viel mehr das Krähen irgend eines ausländischen Vogels, als das Lachen eines christlichen Europäers. Leider sah ich, oder fühlte ich gar bald, was ihm an meiner Erscheinung so lächerlich erschien. Ter neue Frack des armen Ohnesorge, dessen Stoff trotz seines Glanzes nicht der allerbeste sein mochte, war bei der Anstrengung, die es mich denn doch gekostet hatte, den starken Kerl zu bewältigen, aus ollen Näthen geplatzt, und hing, so zu sagen, eigentlich nur noch in Fetzen auf meinem Leibe. Ich fühlte, daß ich sehr roth wurde, aber ich war entschlossen, die Sache nicht ernster zu nehmen, als sie es verdiente. „Entschuldigen Sie, Herr Jäger", sagte ich, „meine drrangirte Toilette; aber da ich Ihnen mich selber und nicht meinen Rock anbicten wollte, so kommt es scklirß- lich auf Eine heraus. Kleider machen wohl Leute, aber keinen tüchtigen Gastrchniker." Jäger kam und Frau Jäger und Fräulein Emmy Jäger und Herrn Breitkopf und Frau Breitkopf u. Co. vor- gestcUt wurde, wie ich bei Tisch neben Fräulein Emmy Jäger saß und nicht wußte, ob es der Champagner oder Emmy's schöne Augen — Herr des Himmels, die Frauen! man braucht blos von ihrcn Augen zu sprechen, so sperren sie sie auf. Hast gut geschlafen, Emmy?" „Ich habe gar nicht geschlafen, Du schlechter Mann", sagte die junge Frau, die mit ihren schlummerrothen Wangen und in ihrer Verlegenheit so reizend aussah, daß Herr v. Bcrkenfeld sich einen Knopf über der Brust aufmachen mußte. „Aber Ihr wollt doch unmöglich schon fort, Ihr Herren", sagte Gottlieb. Ter Assessor lachte. „Schon? cs ist ein Viertel auf zwei." „Ach was", sagte Gottlieb; „was thut denn das? die Uhr schlägt keinem Glücklichen." Herr v. Berkenfeld seufzte. „Kommen Sie, Bcrkenfeld", sagte der Assessor, der schon den Hut in der Hand hatte; wir können es ja nicht verantworten." Die beiden Herren standen auf der Straße. Der Mond glitzettc auf den schneebedeckten Dächern. Eine Nachtdroschkc kam langsam dahergcknarrt. „Ich werde die Droschke nehmen", sagte der Assessor. „Adieu, Bcrkenfeld. Und was ich sagen wollte, Berken feld: geben Sie die kleine Roland auf; Sie blamiren sich, Diann, und Rolano ist nicht der gutmüthige, ein fältige Tropf, für den wir ihn anfänglich in unserm blasirtcn Hcchmuth hielten. Ich sage Ihnen, Birken feld: ich habe heute Abend alle Achtung vor dem Roland bekommen."
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