Dresdner Journal : 22.08.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187408221
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740822
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-08
- Tag1874-08-22
- Monat1874-08
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- Dresdner Journal : 22.08.1874
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W1S1 Xdvnn«»o,tipr»I, r ^Ldrliok:. - « 1 KvioU«. tritt ?o«t- a-ä ^jLdrliod! 1 rklr. IS klssr 8tempvI»^»eLI»« Uiurn. ^uuivIoeNttmmvrv: I »xr 1 I»,«r»t«upr»I»er i^ar den ki»nw eioor ^«»nrUteoev kvtitrail«: r ttator „Lintk««»ndi" dis 2«il«: S Kssr I^Iicli mit ^u»n»tlia» dsr 8ono- and Xvsod» Mr «ton fol-seaden 1^. Somiaimd, de« 22. August. 1854 DreMerIourml. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. Iai»sr»t«a»»n»bw« »o,MRr1„ l^ipilg' H-. Nrandntetter, Oinmi«io>iLr d« - Orssdnvr dourn»1»; ebenda».: ^.«eAen For7 u. /t S»wdL»^->«rU». 45t«a L»tp,j^-L»»,I-IIr«»I»«-rr»»k1ar» » N: et 1'»A/rr, L«rtu» Vi«i»-L»wdur^-rr»^-L«tx^-rr»Lt. kart ». H.-Hü»cd«ll: ^/»E, L«rUn ^1 Arte»^e^«r, Sr«m«»: L 8c^t»tte, Sr«, I»«: N.ÄanAr»«', Ütire-itu; 6d«m»it»: />>. kurt« N.: L'. ^aeAe-r^>,t-u.9 <7.Lerrmunn'iuRv tiuck!'^ V>a>t/<tF 6'o., SSrUt»; InvD., L»ru>ovr: 6'. ?»ri»: ^/eira», /xr/itte, Ni«//>>r et t'o., Ststtxvr: V1«i«Se d 6'a., ä'üdd. dn»i»ncen - Kur««««, VI»»: X/ Opp«t»t. Usrnusxsdsr: . . Küui^l. kx)»edition de» Ors»dnsr 7nnrn»I», Öie»deu, >i:n^e.retk> u^d>!>.«- Xo. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 17. August. Se. Majestät der König baL»n dnn Ingenieur Richard Steiger in Wien die ErlauLr.iß zur Annahme und zum Tragen des von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland demselben verliehenen St. Annenordens III. Klasse allergnädig st zu ertheilen geruht. Se. Majestät der König haben allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Doctor der Philosophie und Schriftsteller Nicolaus von Gerbel hier, den von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland ihm verliehenen St. Annenorden annehme und trage Dresden, 17. August. Se. Majestät der König haben dem im Großherrlichen Finanzministerium zu Konstantinopel angestellten Dr. ptnl. Ernst Weiß aus Freiberg die Erlaudniß zur Annahme und zum Tragen des demselben von Sr. Majestät dem Sultan verliehenen Medschidie - Ordens 4. Klasse allergnädigst zu ertheilen geruht. Nichtamtlicher TheU. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten TageSgeschicht«. (Dresden. Berlin. Fulda. Mün chen. Altenburg. Wien. Prag. Karlowi« Paris. Madrid. Barcelona. London. Kopenhagen.) Dresdner Nachrichten. Provinzial Nachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Meerane. Zittau. Königstein.) Vermischtes. « Statistik und Lolksmirthschaft. TiihMeMchtsA. Feuilleton. Tagrskalender. Inserate. Bürseunachrichteu. Telegraphische Witterungsberichte. Nelcyr.iphilche Nachrichten. Versailles, Donnerstag, LV. August, Abends. (W. T. B > In der heutigen Sitzung der Perms nrnzcommisfion wurde von einem Mitglied« der selben die Flucht Bazaine'S a«S seinem Gewahr sam auf der Insel Sainte Marguerite zur Sprache gebracht. Der Minister deS Innern, General Chabaud-Latour, erklärte, die Untersuchung über diesen Vorgang sei noch im Gange. Mahy mterpellirte hierauf die Regierung über die Anerkennung der spanischen Regierung in Madrid. Der M in i st c r des Auswärtigen, Herzog Decazes, erwiderte, die französische Regierung habe in Bezug hierauf nicht die Initiative ergriffen; sie folge aber dem Beispiel der übrigen Mächte, um nicht am Ende isolirt dazustehen. — Zwei Commissionsmitglieder knüpften an diese Antwort weitere Bemerkungen und gaben nament lich der Besorgniß Ausdruck, daß Don Carlos, falls derselbe auf den spanischen Thron gelangen sollte, Frankreich seinen Groll empfinden lassen könnte. — Der Herzog Decazes erklärt, mit der Anerkennung der spanischen Regierung in Madrid werde eine That- sache constatirt; es werde damit weder ein Recht, noch ein Princip anerkannt. Die Sitzung wurde hierauf geschlossen. Haag, Donnerstag, LV. August, Mittags. (W. T. B.) Heemskerk ist gestern von seiner Reise zum König nach Montreux zurückgekehrt. Der König hat die Zusammensetzung des neuen Mini steriums, wie solche bereits unter« 28. v. Mts. gemeldet worden ist, genehmigt. Die Ernennun ¬ gen der neuen Minister werden sofort nach der Rückkehr deS Königs, dir am 28. d. Mts. zu er warten ist, publieirt werden. London, Donnerstag, LV. August, Nachmit tags. (W. T. B.) Wie aus Leith gemeldet wird, find der König von Dänemark, der Prinz Walde mar und die Prinzessin v. Wales heute Mittag auf der Fregatte „Jylland" nach Kopenhagen ab gesegelt. (Vgl. umstehend unter .Kopenhagen" die ausfubrlichen Mittheilungen über den Aufenthalt des Königs von Dänemark auf Island.) Die deutschen Kanonenboote „AlbatroH" und „Nautilus" find von PortSmouth nach der spa nischen Nordküstr abgesegelt. Die deutsche Expedition zur Beobachtung deS Beuusdurchgangrs (bestehend aus den Herren Valen tiner, Adolph Reimann, Kardätz, Eschke und Deichmüller) hat heute den Hafen Southampton verlassen. An Bord Alles wohl. Philadelphia, Donnerstag, LV. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Eine Versammlung der republikanisch«« Partei PennsylvanienS hat mit großer Majorität die dritte PrüfidentschaftScan- didatur Grant'S verworfen und den Gouverneur von Pennsylvanien, Hartranft, als republikanischen Candidatrn ausgestellt. Tagesgeschichte. Dresden, 21. August. Das „Leipziger Tageblatt" wirft bezüglich der mehrbefprochcnen Angelegenheit des Bischof Forwerk mehrere Fragen auf und wünscht, daß das amtliche Organ der Staatsregierung eine um fassende und klare Darstellung der Sache gebe. Dasjenige, was darüber hier amtlich bekannt ist, beschränkt sich, dem Vernehmen nach, auf Folgendes. Am 12. August ge langte an das Ministerium eine Eingabe des Bischof Forwerk, in welcher derselbe die Absicht aussprach, vom 14. an eine Reise ins Ausland anzutreten; der Zweck dieser Reise sei theils seine Erholung, theils der, „auf dringliche Einladung und Bitte des 92 jährigen Bischof Dr. Hanl in Königgrätz, der für Heuer keine andere Aushilfe sich verschaffen könne, in zwei Vicariatsbezirken der Königgrätzer Diöcese drei Wochen zu firmen." Das Ministerium hat sich darauf beschränkt, unter dem 15. August den Bischof Forwerk zu bescheiden, „es sei ge nehmigt worden, daß er vom 14. August an eine Reise ins Ausland auf die Dauer von fünf Wochen unter nehme und während seiner Abwesenheit in allen laufen den und pressanten Geschäften bei dem apostolischen Vica- riatc durch den Vicariatsrath Stepanek vertreten werde." Die Mitteilung der Absicht, auf dringendes Bitten einem benachbarten ausländsscheu Collegcn eine vorüber gehende dienstliche Unterstützung zu gewähren, konnte vom diesseitigen Standpunkte aus an sich kein Bedenken erregen; Sache des Bischof Fonverk war es, sich der gesetzlichen Statthaftigkeit eines solchen Vorhabens im Auslande vorher zu versichern. * Berlin, 20. August. Die Thatsachc, daß in Elsaß-Lothringen jetzt alle drei Bezirkstage in re gelmäßige Thätigkeit getreten sind, erregt, der „Sp.Ztg." zufolge, die Hoffnung, daß man vielleicht bald eine ein heitliche Vertretung des ganzen Reichslandes durch einen Landtag werde ins Auge fassen können. Zunächst würde eine entsprechende Erweiterung der Competcnz der be stehenden Bezirkstage genügen. Freilich würden, so be merkt das citirte Blatt weiter, die Wünsche der Elsaß- Lothringer mit dieser Einrichtung noch nicht befriedigt werden. Aber Deutschland würde mit der Constituirnng eines überhaupt durchführbaren und, was die Zulassung einer Einwirkung seiten der Bevölkerung betrifft, mög lichst liberalen Uedergangszustandes der elsaß-lothringi schen Gesetzgebung wenigstens seine Schuldigkeit gethan haben, und den aus einfachen Bezirksdcputirtcn in po ltttsäx Volksvertreter umgewandelten hervorragenden Männern des Reichslandes würde die beste Gelegenheit geboten sein, durch verständige Behandlung der politt- lchen Fragen daS Urthril im Lande zu klären, anderer- >enö das Mißtrauen der Regierung zu verscheuchen und so eine möglichst baldige Umgestaltung dieses Ueber- gangszustandes in definitive constitutioneve Verhältnisse herberzuführen. — Zn den letzten Lagen des vergange nen Mai und bis in den Zuni hinaus waren die Auf sichtsbehörden des Eichwesens aus dem ganzen Reiche hierher berufen worden, um ihre Ansichten und Erfah rungen auszutauschen und Maßregeln zur Abhilfe her- vorgetrttener Mängel vorzuschlagen. Die gutachtlichen Äußerungen — Beschlüsse sollten nicht gefaßt werden — der Conferenz wurden zu Protokoll genommen und auf Antrag der Versammlung an die Regierungen der Bundesstaaten durch das Reichskanzleramt übermittelt. Wie die „Nat.-Ztg." hört, haben jene Vorschläge all gemeine Anerkennung gefunden und werden den ge wünschten Erfolg haben, die bisherigen Ungleichheiten in den Verwaltungsnormen und der Rechtsprechung in Sachen des Eichungswesens auszugleichen und dasselbe einheitlicher zu gestalten, als es entgegen den Wünschen der Aufsichtsbehörden bisher der Fall war. — Aus an geblich sicherer Quelle geht der „Schles. Ztg." die Nach richt zu, daß von einer Vorlage des Unterrichtsge setzes in der nächsten Session des Reichstages Abstand genommen ist. Die Nachricht hat ein nicht geringes Interesse für eine Anzahl von Eommunen, die, wie z. B. Köln, neue Schulen mittlerer Ordnung einrichten woll ten und glaubten, warten zu können, dis wenig stens die Bestimmungen des Schulgesetzentwurfes der Regierung publtcirt seien. Diese Eommunen sind nunmehr bedeutet worden, daß eine baldige Er ledigung vorläufig nicht in Aussicht zu stellen sei. — Der „Spen. Ztg." zufolge wäre die Frage einer allgemeinen Regelung der Eidesleistungs form ihrer Erledigung nahe geführt. Im Jahre 1868 beschloß der Reichstag dir auf die Abschaffung der bei den Juden eiden üblichen Förmlichkeiten sich beziehende Petition des Particuliers Stornberg dem Bundeskanzler mit dem Er suchen zu überweisen, dieselbe der Eivilproceßordnungs- commission zur Berücksichtigung bei Ausarbeitung der neuen Eivilproceßordnung zuzustellen. Die Mehrzahl der Regierungen vertrat im Bundesrathe die Ansicht, daß der in Preußen durch das Gesetz vom 15. März 1869, betreffend den Eid der Juden, betretene Weg sich für das Bundesgebiet nicht empfehle, da hieraus in ein zelnen Rechtsgedieten des Bundes eine Sonderstellung ocr Juden sich ergeben würbe, welch« nur dadurch be seitigt werden könnte, daß eine allgemeine, für alle Eid pflichtigen ohne Rücksicht auf das religiöse Bekenntniß geltende Eidesform eingeführt würde. Der Entwurf einer deutschen Eivilproceßordnung ist bestrebt, dies zu thun, indem er bestimmt, daß der Eid mit den Worten: „Ich schwöre bei Gott, dem Allmächtigen und Allwissen den" beginnt, und mit den Worten: „So wahr mir Gott helfe" schließt, dnn Schwörenden aber gestattet ist, diesen Worten eine seinem Glaubensbekenntnisse ent sprechende weitere Bekräftigung beizufügen. Fulda, 19. August. (K. Z.) Die größte Merkwür digkeit Fuldas ist ohne Zweifel fein Archiv, welches die ältesten Urkunden Deutschlands, die sogenannten Karo lingerurkunden — die älteste derselben bildet eine Bcstä- tigungsurkunde Pipin's des Kurzen —, umfaßt und bald nach der Annectirung des Kurslaates mit der be rühmten hiesigen Landesbibliothck vereinigt und in Ordnung gebracht wurde. Gestern traf nun feiten des Oberpräsidenten die Nachricht hier ein, daß dieses Archiv nach Marburg überbracht werden solle, um mit dem dortigen Staatsarchive vereinigt zu werden. Es wurde daher schon heute mit der Verpackung der Urkunden be gonnen. München, 20. August. Der Kaiser von Oester reich ist, wie wir einem Telegramm der „A. Z." ent nehmen, in der Uniform eines bayrischen Obersten mit der Prinzessin Gisela und dem Kronprinzen heute Mit tag in Starnberg vom König Ludwig empfangen wor den. Dieselben geleiteten hierauf den König Ludwig nach Schloß Berg und kehrten alsdann nach Possen hofen zurück. Dem „N. C." zufolge werden Kaiser Franz Joseph und Kronprinz Rudolph das Geburtsfest des Letzteren morgen im hohen Familienkreise hier feiern und dann am Freitag Nachts München wieder verlassen, um nach Oesterreich zurückzukchren. 6 Altenburg, 20. August. Die Resultate der im Laufe »er letzten Monate vollzogenen Neuwahlen für den Landtag des Herzogthums liegen nunmehr sämmtlich vor. Mit sehr wenigen Ausnahmen sind da bei die früheren Abgeordneten wieder aus der Wahl urne hervorgegangen. Die Residenzstadt hat namentlich ihre früheren Vertreter, den ^IppeUattonSgerichtSvice- präsidcnten Dr. Wagner, den Eommerzienralh Lippold, den Advocat Göpel und den Oberbürgermeister Lauren tius, von Neuem gewählt. Die Betheiligung an den Wahlen ist überall eine sehr geringe gewesen; von einem principiellen Wahlkampf hat sich dabei nirgends eine Spur gezeigt. Wenn man dies einerseits für ein günstiges Zeichen ansehen mag, so ist andererseits doch auch nicht zn verkennen, daß die Menge der Wahlen in den mittleren und -niederen Volksschichten allmählich eine Slpathie erzeugt hat, die bei einem plötzlich hervor treten dem Wechsel der politischen Lage recht bedenklich werden kann. Der Zusammenbcrufung des Landtages wird für den Decemder d. I. entgegengefehen. Außer- mehreren wichtigen Gesetzvorlagen wird, wegen Ablaufs der dreijährigen Finanzperiode, insbesondere ein neuer Finanzetat, für welchen die Reichsmarkrech nung zu Grunde gelegt werden foll, zu berathen fein. Auch wird auf diesem Landtage die Frage wegen Be willigung der Mittel zur Abänderung der vielberufenrn Kopfstation des hiesigen Bahnhofes ihre Erledigung finden. — Für den 16.—20. künst. Monats wird von dem hiesigen landwirthschastlichen und dem Gewerbe- Vereine, sowie der pomologijchen Gesellschaft eine größere gemeinschaftliche Ausstellung gewerblicher, landwirth- schaftlicher und Gartcnerzeugniffc des Herzogthums vor bereitet. Von Seiten des Staates, der Stadt, und mehreren Privaten sind zur Prämiirung hervorragender Leistungen erhebliche Preise ausgesetzt. Zur Aufnahme der Ausstellungsgegenstände werden mehrere größere Hallen auf dem Schützenplatz errichtet werden. — Am 18. c. hat die landespolizeilichc Abnahme der Eisenbahn Gaschwitz-Meuselwitz statt gefunden. Die Bahn wird mit dem 1. September dem öffentlichen Verkehr über geben werden. Für die bereits sehr gestiegene Meusel- witzer Kohlenlndustrie eröffnet sich damit ein neues wichtiges Absatzgebiet, nachdem dasselbe bereits durch Er öffnung der Saal- und Saal-Unftruter Bahn in letzter Zeit eine sehr bedeutende Erweiterung erhalten hat. Wien, 20. August. Wie die „N. fr. Pr." erfährt, hätte die deutsche Reichsregierung das diesseitige Mini sterium des Auswärtigen auf diplomatischem Wege davon verständigt, daß der internationale Vertrag, welcher zwischen unserer Monarchie und dem deutschen Reiche bezüglich der internationalen H i l f e l e i st u n g im Civilv er fahren abgeschlossen werden soll, einer der ersten Gegenstände sein werde, welche der deutsche Reichstag in seiner nächsten Session zu erledigen haben wird. 2^ Prag, 20. August. Der Geburtstag des Kaisers wurde hier auch von tschechischer Seite in äußerst solenner Weise gefeiert. Vorgestern Abend fand im tschechischen Landestheater eine Festvorstellung statt, welcher der Statthalter Baron Weber, die Mitglieder des Landrsausschusscs, die Stadträlhc und zahlreiche andere Notabilitätcn beiwohnten. Beim Eintritte des Statthalters in die Hoflogr begann das Orchester die Volkshymne zu spielen, und der Vorhang erhob sich. Im Hintergründe der Bühne sah man unter erotischen Gewächsen die Büsten des Kaiserpaares ausgestellt. Die Mitglieder des Theaters, sämmtlich im Festgewande, bil deten einen Halbkreis um dieselbe» und sangen in weihe- Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater — Altstadt. — Den 20. d. wurde „Margarethe" von CH. Gounod mit Fräulein Marianne Erl in der Titelpartie gegeben. Bei Fräulein Erl's erster Gastrolle — Valentine — konnte man in rücksichtsvoller Weise annehmen, daß hauptsächlich die unzureichenden Stimmmittel die Aus führung ihrer Intentionen abschwächten. Die Partie der Margarethe aber, welche weit weniger der Kraft des Tonmaterials bedarf, erwies zweifellos, daß der jungen Sängerin Beseelung des Tones, innig empfundener und begeisterter Ausdruck und dramatische Belebung des Vortrags nicht zu Gebote stehen. Musikalisches Geschick, löblich geschulte Technik — namentlich einen guten Triller — verständige, gewandte und stets fleißig be mühte Behandlung, auch im Spiel, erwies zwar nicht minder die Ausführung der Margarethe, aber sie ver- mcchte kein Interesse zu erwecken, der Gesang blieb gleichmäßig und kühl im Ton, ohne innere Gefühlsbe- wcaungcn auszusprechcn. Fräulein Erl's Talent und Mittel find jedenfalls unzureichend, um unserer Oper die benöthiate Hilfe zu gewähren. Herr W. Richter fang den Faust mit lobens- werthem Erfolg in manchen Einzelheiten, muß sich aber bemühen, mehr rhythmische Haltung und stilvollere Be handlung zu erwerben. Leider ermüdet seine Stimme für größere Partten zu rasch. Die Mephistos unserer Bühne haben sich immer durch biedere Gemüthlichkeit ausgezeichnet, und auch Herrn Köhler's Stimme vermag nicht durch eine charakteristische, geschärfte Klangfarbe das unheimlich dämonische Element, den innern Hohn und die Ironie des diabolischen Junkers auszudrückrn und dadurch Gounod's unzulängliche Musik ru ergänzen, aber sie erfreut stets in gleichmäßig tüchtiger Ausführung durch Schönheit des Tones. C. Banck. Refidenztheater. Donnerstag den 20. August wurde zum ersten Male: „Werner oder: Herz nnd Welt" von Gutzkow gegeben. Mehr als an vielen andern gleich alten Stücken — „Werner" ist vor vierunddreißig Jahren erschienen — kann man an diesem die Wandlungen wahrnehmen, welche Lrbens- und Bühnenanschauungcn seit der Epoche des jungen Deutschlands durchgemacht haben. Es be rührte damals pikant, gesellschaftliche Probleme in dra matische Handlung treten zu lassen, welche die natür lichen Forderungen des Herzens nnd der menschlichen Wünsche mit der Sitte und der Moral in Conflict kommen ließen und die Neigungen der Statur, nebst Ein schluß der „schönen Sinnlichkeit", gegen den Willen Aller, nämlich gegen das Weltgesctz, zum offenen Kampf führten. Es konnte nicht fehlen, daß es bei diesem Be streben, dessen Interesse durch Kühnheit gewann, zu höchst wunderbaren, ja oft für das einfache Gefühl widerlichen Situationen kam, deren Vertheidigung sich in sophisti schen Spitzfindigkeiten verlor. Das Angenehme, welches die Jugend auf feiner Seite hatte, wurde mit mehr Grist und Frische verfochten, als das Nothwendige, wo bei die damalige Verstimmung gegen politische Mißstände Deutschlands zu Verwechslungen zwischen Recht und willkürlicher Macht führte. Unsere Gegenwart ist in socialer und sittlicher Be ziehung zu gesünderen Ansichten gelangt und beantwortet viele Fragen einfach mit Ja und Stein, die früher durch die Praxis wie durch das Wort zu merkwürdigen Er örterungen kamen. Die Idee, daß ein junger glücklich verheiratheter Mann eine Geliebte in seiner Familie aufnehmen will, wurzelt in den Zcitanschauungen, in denen Werther'S Leiden und dessen Urbild vollendet ver standen wurden, war auch noch den naiv platonischen Ltebesbedürfnisseu der Jean Paul'schcn Weltseele zu gänglich, wie dessen eigene Intentionen dereinst bewiesen, findet aber heute keine Erwägungen mehr und giebt dem Helden eines Stückes zu viel Exccntricität und Unreife, zu viel Blößen für den Skandal, um ihn zu höherer dramatifcher Theilnahme zu eignen. Sticht minder veraltet, als die Beleuchtung solcher Probleme, ist die Schilderung der Gesellschaft und des Eonversationstons in diesem Stücke, gerade Eigenschaften, die früher diefem talentvollen Werke fo wanne Theil nahme gewannen. Jene Entfremdung empfindet man weniger auf einer solchen Bühne, die von Anbeginn „Werner" im Reper toire hatte; desto lebhafter tritt sie dagegen auf neutralem Gebiet hervor, wo alle Traditionen, auch die zwischen Publicum und Theater, fehlen. Stur eine wunderbar vorzügliche schwungvolle Darstellung könnte hier über die Antiquirung des Stoffes und seiner Behandlung hinweghelfen. Da eine solche Trefflichkeit bei gemessenen Kräften und gemessener Zeit nicht erzielt werden kann, o bin ich ein für alle Mal gegen solche gewagte Ver- uche, um so mehr bei einem Gastspiel, das nicht geeignet st, dafür eine Motivirung zu bitten. Ein solches war das von Frl. Basto (als Marie Winter), welches sich näherem Eingehen entzieht. Werner wurde von Herrn Rein au mit viel innerer Bewegung, aber wenig Be herrschung der Stolle gespielt. Für den Künstler jedoch spricht eben jene Fähigkeit zur Gefühlserregung und die Noblesse eines angenehmen Aeußern. Auch ein ande res neues Mitglied, Frl. Bensberg (Werner'S Gat- ün), empfahl sich recht wohl durch manche Momente gefälliger Natürlichkeit. O. B. Rundschau über Theater und Mufik. „Arion war der Töne Meister", dieser Definition unserS großen Dichters entsprach der vor 25 Jahren in Leipzig als Scitcnzweig deS „Paulus" hervorgcgangeue akademische Gesangverein „Arion" bei der Feier seines Jubiläums während der Lage des 2., 3., 4. u. 5. August; es wurden von ihm in dieser Zeit ganz er staunliche Quantitäten von Männerge,ang dargeboten, und zwar von Anfang bis Ende deS Festes mit be- wundernswerther Frische und künstlerischer Abrundung. Der Verein wird noch heute von seinem Begründer Richard Müller, welcher bei dieser Gelegenheit durch die Verleihung des Ritterkreuzes des Albrechtsordens aus gezeichnet wurde, geleitet und kann mit hoher Befrie digung auf die vergangenen Tage zurückblickcn. Als das musikalische Leben Leipzigs in den Fesseln gewisser Tra- ditioncn schlummerte und seine Qrdrcs ausschließlich aus dem Gewandhause empfing, da war es der „Arion", welcher dem verjüngten Musikverein „Euterpe" seine Unterstützung lieh, um eine Reihe neuerer, unverdient zurückgcsetzter Componistcn mit ihren Schöpfungen beim Publicum einzuführen. Leider wurden die löblichen In tentionen des „Arion" diesmal durch verschiedene Eon- cessionen beeinträchtigt, welche der geschätzte Verein seinen Ehrenmitgliedern, resp. mehrern ihm speciell zu diesem Jubiläum insinuirtcn „Widmungen" zu machen für nöthig hielt. Beim Kirchenconcert verschaffte die Mitwirkung des Kammervirtuofcn Friedrich Grützmacher aus Dres den eine wohlthuende Abwechselung im Programm. — In Berlin veranlaßte am 5. d. M., wo daS k. Schau spielhaus noch geschlossen war und auch die Oper in ihrem Dornröschenzustande verharrte, ein Familienfest, die Feier der silbernen Hochzeit des Generalintendanten v. Hülsen, eine recht gelungene Darstellung von
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