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Weißeritz-Zeitung : 18.07.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-190807185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19080718
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19080718
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1908
- Monat1908-07
- Tag1908-07-18
- Monat1908-07
- Jahr1908
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 18.07.1908
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Unterstützung der sächsischen Regierung einige gröbere Posten Eier der kalifornischen RegenbogensMitt zu» Blut auffrischung direkt aus Kalifornien nach ÄaHen elngs- führt und davon auch der Eibenstocker Anstalt einige Tausend Eier zur ErbrÜtung zur Verfügung, gestmt worden. Xeusalz«. Der Betrieb der hiesigen mechanischen Zwirnerei von Leberecht Hünlich wird von jetzt bis auf weiteres auf 5 Arbeitstage beschränkt, und zwar soll all wöchentlich die Beschäftigung am Montag ruhen. Tagesgelchlchte. Berlin. Das Deutsche Reich wird sich an der Welt ausstellung in Brüssel im Jahre 1910 amtlich beteiligen. — Die Deutsche Hochseeflotte wird vier Wochen im Atlantischen Ozean üben und wird am 13. August in Kiel zurückerwartet. — An den diesjährigen Kaisermanövern in Elsaß- Lothringen beteiligen sich die Truppen von fünf deutschen militärischen Kontingenten. Anwesend sind Truppenteile der vier Königreiche Preußen, Bayern, Sachsen, Württem berg und die des Grobherzogtums Baden. — In der Schulerschen Waffenhandlung zu Lud wigshafen wurden am Montag durch die Kriminal polizei 30000 scharfe Patronen beschlagnahmt, die aus dem Wormser Militärpatronendiebstahl herrühren. Der Firmeninhaber gibt an, die Patronen von einem Kauf mann bezogen zu haben. — Maulkörbe für die Presse werden in dem vom Zentrum terrorisierten Bayern jederzeit bereitgehalten. Auch der im Nebenamt als Fachblatt-Redakteur tätige Lehrer BeyHI, der die „Dreistigkeit" besah, die Interessen seiner Kollegen gegen klerikale Unterdrückungsmabregeln zu ver treten, hat ein Mustereremplar erhalten. Die „Neue bayr. Landesztg." meldet nämlich, dab im Disziplinarverfahren gegen BeyHI diesem ein strenger Verweis erteilt worden fei mit der Androhung, dab er bei dem geringsten Rück fall strafweise versetzt oder aus dem Schuldienst entlassen werde München. Der bayrische Landwirtschaftsrat hat sich energisch gegen die Elektrizitätssteuer erklärt und die Erwartung ausgesprochen, dab die bayrische Regierung im Bundesrat mit allen Kräften dagegen aufkitt. Essen. Am 15. Juli nachmittags explodierten auf der Zeche „Carolus Magnus" aus bisher unaufgeklärter Ursache auf der siebenten Sohle 475 Kilogramm Dynamit und richteten furchtbare Zerstörungen an, sodaß man erst nach 4l/2stündigem ununterbrochenen Arbeiten einigermaben einen Überblick über den Umfang des Unglücks gewinnen konnte. Die Katastrophe hat im ganzen 11 Tote ge fordert, fünf Bergleute wurden schwer verletzt, außerdem «rillten zwei Verwundungen leichterer Art. Die Verletzten sind bereits geborgen, während von den Toten erst acht aus den Trümmern herausgearbeitet worden sind. Über den Tod der drei noch fehlenden Bergleute besteht kein Zweifel bei der Rettungsmannschaft. Die siebente Sohle ist vollständig zerstört. Friedrichshafen Beim Verlassen seiner Schutzhalle hat das Zeppelinsche Luftschiff am 15. Juli so schwere Schäden erlitten, dab die Reparatur mehrere Wochen in Anspruch nehmen wird. Böhmen. Bei dem k. k. Eichamt in Plan stehen Amtssiegel in Verwendung, welche tschechischen und deutschen Tert aufweisen. Die Bezirkshauptmannschaft Vian zählt 35413 Deutsche und — 126 Tschechen. Man sieht daraus, wie notwendig der Gebrauch des Tschechischen im Amtssiegel ist. Frankreich. Eine überraschende Meldung kommt aus Frankreich: Die Bauzeit der sechs Linienschiffe der „Dan- 1on"-KIasse ist von vier auf — sechs Jahre erhöht. Da mit zeigt Frankreich, wie tief sein Schisssbau in kurzer Zeit gesunken ist, und zwar durch die schlechten Leistungen der Arsenalarbeiter, die infolge sozialdemokratischer Ein flüsse, unter denen man ihrer Faulheit nachgegeben hat, aus einem sonst nirgends vorhandenen Minimum stehen. Gespannt kann man darauf sein, was man in England zu dieser Blamage des neuen Freundes sagen wird, den man noch bis vor wenigen Jahren als einzige Großmacht aus dem Wasser neben sich selber hinzustellen gewohnt war. Die sechs Schisse „Danton", „Mirabeau", „Ver- giaud", „Condorcet", „Diderot" und „Voltaire" gehören zum Programm 1906 und sollten Ende 1910, Anfang 1911 fertig sein. Zu „Danton" ist aber erst in der ersten Februarwoche 1908 der Kiel gestreckt worden, und die andern sind oder werden später begonnen. Nun ist — vorläufig — die Fertigstellung auf Ende 1911, Anfang 1913 hinausgeschoben, und bei den Zuständen in den französischen Arsenalen steht es noch keineswegs fest, daß sie dann auch tatsächlich seeklar sein werden. Inzwischen beschäftigt man sich bereits mit der Inangriffnahme von sechs neuen Linienschiffen von 2 l 000 Tonnen Wasserver drängung gegen 18350 der „Danton"-Klasse. Man kennt von ihnen allerlei Details, aber — ihr Baubeginn liegt noch in weiter Ferne. Diese Verhältnisse muß man be rücksichtigen, wenn man die Flotten miteinander vergleicht. Bon unseren neuen Linienschiffen sind zwar erst vier im Bau, drei werden demnächst begonnen, und Details sollen nicht veröffentlicht werden. Aber zwei davon, „Nassau" und „Westfalen", sind schon abgelaufen, und wenn die sechs „Dantons" fertig geworden sind, werden wir hoffent lich mindestens sieben „Nassaus" ihnen entgegenstellen können. Dafür haben aber auch die Arbeiter der französischen Staatswerften seit dem Ministerium des famosen Pelletan den achtstündigen Arbeitstag mit Einrechnung sämtlicher Erholungspausen und der zum Aufsuchen der Arbeitsstätte und zum Heimweg erforderlichen Zeit — das macht für einen großen Teil nur 3 '/2 Stunden Arbeit am Tage. Da läßt sich« sicherlich leben aber geschafft wird natürlich nichts dabei. — Die Geburtsziffer Frankreichs ist im Jahve 1907 nach dem Amtsblatt der Regierung um 19920 hinter der Sterbeziffer zurückgeblieben. Die Verminderung der Geburtsziffer ist somit seit 1901 eine ständige geblieben; sie beträgt in sieben Jahren 124051, das ist ein Siebentel der ganzen Ziffer, und der Prozentsatz ist in dieser Zeit von 230 auf 207 von 10000 gefallen. Da Deutschland im Jahre 1906 einen Überschuß der Geburten über die Sterbefälle von 910000 zu verzeichnen hatte, so ver liert Frankreich jährlich säst 20000 Einwohner, während Deutschland 910 000 gewinnt. 7^ Großbritannien. Major Baden-Powell, der bekannte englische Luftschiffe! und frühere Verteidiger von Mafeking im Burenkriege, äußert sich mit Rücksicht auf den jüngsten Erfolg des Zeppelinschen Luftschiffes folgendermaßen: „Die britische Regierung sollte unverzüglich mindestens 2 Millionen Mark für die Konstruktion eines Luftkriegsschiffes ausletzen. Die nationale Sicherheit erfordert unbedingt, daß England sich zu Handlungen aufrafft. Gelingt dem Grafen Zeppelin seine bevorstehende Probefahrt von 24 Stunden — und daß das der Fall sein wird, ist kaum zweifelhaft — so hat die deutsche Regierung, in deren Besitz sein Fahrzeug dann übergeht, in dem „Zeppelin Nr. 4" für den Kriegsfall ein Werkzeug, daß viele Millionen wert ist. Die logische Folge muß sein, daß Deutschland zum Bau einer ganzen Flotte von Luftschiffen desselben Modells übergeht. Die Gesetzgeber sollten schleunigst inne werden, daß das Luftschiff für den Kriegszweck ausgehört hat, eine Phantasterei überspannter Ersindergehirne zu sein. In dem nächsten europäischen Kriege wird es eine große Rolle spielen, und diejenige Macht, welche die schnellste und best- ausgerüstete Flotte von Luftlreuzern besitzt, wird vor anderen, die in der Eroberung des Luftmeeres zurückgeblieben sind, einen' großen Vorteil voraus haben. Die von dem Grafen Zeppelin markierte geschichtliche Aera bedeutet ganz un bestreitbar, daß England für den Kriegsfall keine Insel mehr ist, und folgerichtig, daß unsere mächtige Schlacht- schifflotte nicht mehr als unsere erste und wesentliche Ver teidigungslinie gelten kann. Ein Dutzend „Dreadnoughts" würden der Aufgabe, ein Geschwader von hoch oben dahin gleitenden Luftkreuzern den Weg in den Bereich der bri- tischen Küsten zu verlegen, vollkommen hilflos gegenüber stehen, diese Luftkreuzer werden wahrscheinlich auch bald imstande sein, Maschinengeschütze leichter Konstruktion mit zuführen. Dadurch werden sie zu Angriffszwecken verwend bar, ohne daß sie für ihre Eigenart zu schwere Geschosse mitzunehmen brauchten." Zum Schluß fordert Major Baden- Powell von der Regierung, zur Aufrechterhaltung der schwer bedrohten englischen Suprematie den sofortigen Bau „nicht bloß von einem, sondern von zwei Zeppelins Nummer 4" und die Etablierung des Zweimächte-Maßstabes für England auch im Reich der Lüfte. Wie man einen Zeppelin Nr. 4 baut, vermag er freilich nicht anzugeben. — Ein schwerer Unfall hat sich, wie aus Dover ge meldet wird, an Bord des englischen Unterseeboots 9" während der Fahrt von Portland nach Dover zugetragen. Infolge Ausskömens von Gasen war die gesamte Mannschaft dem Erstickungstode nahe. Die Offiziere im Kommandoturm bemerkten das fehlerhafte Manöverieren des Schiffes und begaben sich nach unten und fanden die Mannschaft bewußtlos vor. Ein Leutnant brachte mit großer Lebensgefahr die Maschine zum Stillstand und verhinderte dadurch ein weiteres Entweichen des Gases. Danach wurde er ohnmächtig. Als von dem begleitenden Kreuzer das Zurückbleiben des Unterseebootes bemerkt wurde, sandte man Boote aus, von denen die bewußtlose Schiffs mannschaft an Bord des Kreuzers gebracht wurde. London. Der Standard veröffentlicht ein Telegramm aus Lissabon, in welchem mit Bezug auf den Besuch des deutschen Geschwaders in den Gewässern der Azoren mit geteilt wird, daß auf diesen Inseln eine pestartige Krank heit ausgebrochen sei, von der man befürchtet, daß es die Beulenpest ist. Die portugiesische Regierung hat die ent sprechenden Vorsichtsmaßregeln ergriffen und die Landung von Passagieren vorläufig untersagt. Sosnowit«, 14. Juli. Gestern wurde hier eine Ver schwörung gegen das Leben des russischen Kaisers ent deckt. Die Verschwörung war planmäßig angelegt und weit verzweigt. Der Hauptsitz war Sosnowice. Gestern, abend wurden mehr als hundert Personen, Männer wie Frauen, verhaftet. Weitere Verhaftungen stehen bevor. Der Bahnhof ist mit Gendarmen und Kosaken besetzt. Der Grenzverkehr ist sehr erschwert. Vermischtes. ' Diskrete Reklame. In den größeren Hotels der Stadt Zürich und anderwärts, so berichtet das „Luzerner Tagblatt", kann man seit einiger Zeit ein neues Reklame- system beobachten, das in der Schweiz und in allen euro päischen Ländern patentiert ist und gewiß bald allgemein Eingang sinken wird. Die Neuerung stammt aus Amerika, wo sie seit vielen Jahren mit großem Erfolg angewendet wird. Bei diesem System wird nämlich die Reklame an einen Ort verlegt, wo sie, ohne im geringsten Maße auf dringlich zu erscheinen, ihren Zweck weit besser erreicht, als wenn damit die größten Hausmauern bedeckt werden. An diesem Ort richtet die Reklame auch kein „ästhetisches Un heil" an, sondern sie bildet eine dem Auge willkommene Abwechslung in trostloser Monotonie. Mancher mag über diese echt amerikanische Neuerung spöttisch lächeln, allein es liegt ihr unstreitig eine große praktische Bedeutung zu Grunde. Wohl an keinem andern Ort ist die Chance sür Reklame größer, beachtet zu werden, als gerade in diesem Raum de« Hotels. Diese „diskrete" Reklame wird von deck'-oMrr sehr hMprDW aMenommen, da in diesen KrMn da« Besk«m Mn Nngst besteht, alle«, was irgendwie nach Propaganda riecht, aus den hauptsäch- llchften AuftNthaltsrüumen wle Vestibülen, Korridoren, Zimmern zu entfernen. Da« neue Reklamesystem besteht in der Anbringung schön ausgestatteter Kristallglasplatten an der Innenseite der bewußten Türe. Diese Glasplatten sind in mehrere Felder eingeteilt, von denen jede« einer anderen Reklame dient. Vie Geschwister. Originalroman von Ada Rhenstedt. (Nachdruck «erröte») I. Gerechter Himmel, Ewald ein neues Unglück!* Eine blasse Frau sagte es mit dem Ton trostloser Mnt- lostgkeit in der Stimme, indem sie einen Brief, den sie eben gelesen hatte, einem jungen Mann hinreichte, dessen ge sundes fröhliches Gesicht sich mit Blässe bedeckte. „Onkel Werner tot", sagte er nach einer Weile kanrig. „Ich hatte ihn so lieb — er war immer so gütig und freundlich zu mir. Die armen Kinder — nun sind sie ganz verwaist." Die blasse Frau starrte finster vor sich hin, ihre Züge sahen scharf aus, beinahe hart. „Das ewige Unglück", sagte sie, „man hat es satt, so satt. Gestern, als Du nach diesen endlosen Studiemahren endlich Dein Staatsexamen gemacht hattest, dachte ich, nun habe alle Not ein Ende und nun — ich bitte Dich, Ewald, was soll aus den Kindern werden, die kein Ver mögen haben — oder doch nur ein Paar armselige tausend Mark — keine näheren Verwandten als uns? — Ich sürchte wir werden ihnen etwas geben müssen — und haben doch selbst nichts!" „Etwas geben? Alles werden wir ihnen geben, Mütterchen! Ich werde mich morgen auf die Reise machen und die Kinder in unser Haus holen — selbstverständlich!" „In unser Haus", ries Fran Hartmann, „dazu habe ich nicht die geringste Lust! Die Kinder dieser Frau, die mir mein lebenlang so unsympattsch war — Du glaubst es ja garnicht wie sehr!" Tue dunklen Augen blitzten und um den seinen schmalen Mund legte sich ein Zug ab weisender Härte. Doktor Hartmann sah erstaunt in seiner Mutter er regtes Gesicht. „Ich verstehe Dich nicht", sagte er langsam. „Ich habe Onkel Werners Frau immer sehr lieb gehabt und als sie vor drei Jahren starb, konnte ich cs nicht be greifen, daß so viel Güte, Sanftmut und Schönheit in einer Nacht durch die Hand des Todes vernichtet werden konnte." „Güte, Sanftmut und Schönheit — ja ja," rief die erregte Frau, „das hatte sie vor uns allen voraus und die gebrauchte sie, die Herzen von Frauen, Männern und Kindern zu fesseln — siehst Du, wenn Tein verstorbener Vater, der doch mit ihr zusammen ausgewachsen und er zogen worden war, von ihr sprach, tat er es immer mit einer gewissen Feierlichkeit, als sei diese Anny von Werner so etwas ganz besonderes! Das hat mich schon immer geärgert." „Ach, Mütterchen, ich weiß, Du hättest Vaters Herz ganz und gar für Dich allein haben mögen, während es' doch in brüderlicher Zuneigung an der Jugendfreundin hing — sichst Tu, Mütterchen — Du warst einfach eifer süchtig auf diese seltene, vorzügliche Frau — daher Deine unbegreifliche Abneigung!" „Vorzügliche Frau — ja wohl," rief Frau Hartmann. „Ich habe für meine Abneigung wohl Gründe! Denn die seltene, edle Frau war mindestens leichtsinnig bis zum äußersten!" „Mutter," rief Ewald Hartmann — „wie kannst Du das von eiuer Toten sagen, die sich nicht verteidigen kann!" „Ich kann's beweisen," sagte Frau Hartmann kalt. „Ich hab' unter den Papieren Deines Vater nach dessen Tode zwei Briefe gefunden von Deiner Tante Anny von Werner, aus deneu hervorgeht, daß sie 5000 Taler von dem eigenen Vermögen opferte, um die Ehre und das Leben eines Mannes zu retten, der ,ihr sehr teuer war". Ich will damit garnichts gesagt haben, obgleich ich finde, daß für eine Frau, die einen Mann und zwei Kinder hat, kein Bedürfnis vorliegen kann zn so kostspieligen ,Frennd- schaftcu"; aber wie gesagt, ich will daraus gar keine Rück schlüsse ziehen." „Tante Anny ist in dieser Hinsicht über jeden, auch den leisesten Verdacht erhaben," warf Ewald ernst, beinahe drohend ein, als seine Mutter schon fortsuhr: „Aber Du wirst mir zugeben, daß es ein grenzenloser Leichtsinn war, das Geld fortzugeben — das Geltz, das jetzt die Kinder vor Not geschützt hätte. Diese übercdele Fran" bestahl einfach ihre Kinder nnd wer trägt schließlich die traurigen Folgen ihres Leichtsinns? Ich! Oder viel mehr Du und ich! Ich hatte es mein lebelang im Ge fühl, daß mir von dieser Frau nur Unheil kommen könne!" „Unheil, Mutter! Ich kenne Dich garnicht wieder Wie können Kinder denn Unheil ins Haus bringen? Denke doch an die kleine Anny, Onkel Werners Liebling, das zierliche goldhaarige Dingchen, das er sein ,Prinzeßchen" zn nennen pflegte! Ich gebe Dir ja recht, Tante hätte das Geld nicht sortgcben sollen — aber weißt Du denn, ob die Verhältnisse sie nicht dazu zwangen? Kennen wir die Sachlage, kennen wir die beteiligten Personen, kennen wir ihren Seelenzustand? Wir können uns nicht vermessen, Steine zn werfen und die Taten einer Toten, die sich nicht verteidigen kann, zu richte«! In keinem Fall haben wir ein Recht, diesen Kindern unser Haus zu verschließen. Be denke doch, es sind unsere einzigen Verwandten auf der Welt!" Glühende Nöte hatte die Züge der Dame bedeckt, als sie sagte: „Unsere einzigen Verwandten? Wie kannst Du das sagen — mein Bruder Hans kann am Ende doch noch leben — freilich, er hat seit langen Jahren nichts mehr von sich hören lassen — seit jener Zeit, da er fort ging von Deutschland — er wird gestorben sein, verdorben, wie viele da draußen in der Ferne." Die weichere Stimmung der Mutter benutzend, rief nun Ewald: „Siehst Du, Mütterchen, da schickt Dir Gottes Hand Ersatz für den Verlornen, und ich bin überzeugt, Dil ivirst einmal die Stunde preisen, die Dir diese Kinder
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