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Dresdner Journal : 06.09.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187409066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-09
- Tag1874-09-06
- Monat1874-09
- Jahr1874
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- Dresdner Journal : 06.09.1874
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IG« stattet ist. eine besondere Behandlung und Verpflegung bean- f drucken, so würde man immer wieder mit dem Strafgesetze in Conflilt kommen, den», indem da« Gesetzbuch der Frage wegen Aberkennung der Ehrenrechte einen maßgebenden Ein flun aus die Wahl der Strasart nicht einräumt, vielmehr die Gesangnißstrase für Vergehen, bei denen diese Aberkennung »»lässig ist, angedroht hat, kann man es mit der Tendenz des verzeUlge» Gesetzbuches nicht vereinbar finden, bei der Doll streckung der Gefängnißstrasc Verschiedenheiten eintreten »u lassen, infolge deren diese Slrafart zu einer verschiedenar tigen sich gestaltet. Was ich über die Gesangnißstrase gesagt habe, gilt auch von der Zuchthausstrafe. Sie werden daraus entnehme», daß wir beim besten Willen durchaus nicht ini Stande sind, die Sclbsivervstegung derjenigen Gefangenen, welche ZuchihauS- oder Äefängniß- strase zu verbüßen habe», sür statlhast zu erklären, wenn die gesetzliche Gleichmäßigkest des Strafvollzugs nicht gefährdet werden soll, oder was dasselbe ist, wenn man den 4 ver schiedenen Freiheitsstrafen, welche in das Strusensvstem des deutschen Reict sstrafgeseybuchS ausgenommen worden sind, nicht aus dem VerwaltungSwcge eine sünste, nene Art Freiheits strafe octroyiren will. Selbst das . erhoffte StrasvollzugSgesetz wird ohne Abän derung des Reichsgefetzes Abarten der jetzigen Freiheitsstrafen nicht schaffen können. Hält man bei einzelnen Vergehen für gewisse Persönlich keiten eine «-»xtoüi» Koucin» durch auszeichncnde Behandlung und Verpflegung sür angemessen, so liegt cs bei alternativer Strafandrohung jetzt schon in der Hand des Richters, aus -- Festungshaft zu erkennen." Posen, 4. September. (W.T. B.) Der Negieruugs- assessor Himmly hat heute in Vcttrctung des abwesen den Polizeidirectors der Vorsteherin des hiesigen Kar- meliterinnenklosters eröffnet, daß alle Karmeliterin nen, welche Ausländerinnen sind, binnen 3 Tagen das Land zu verlasse» hätten. Auf den Einwand der Vor steherin, daß sie Recnrs au den Minister ergreifen werde, wurde ein Aufschub bewilligt. FionS, 2. September. (Pos. Ztg.) Der Haupt- rädelsführcr bei den hiesigen Exc essen war nicht, wie gemeldet, der Gcmeindeschulzc, sondern der Sohn des Gemeindeschulzen in Brzöstownia. Der Organist W. (ein von der kgl. Regierung vor Jahren seines Amtes entsetzter und vor Kurzem iu Guadeu wieder angenom- menrr Lehrer) hat, um bei seinen Glaubensgenossen nicht anzustoßcn, Krankheit vorgeschützt. Der hiesige Vicar Bonk Hai nicht noch an demselben Tage das Weite gesucht, sondern am Sonntage in der benachbar ten Filialkirche Wlosciejewsß Amtshandlungen verrichtet, wozu er nicht befugt war. Als der hiesige Districts- commissar Friedrich, welcher sich all Ort und Stelle be geben, heute ihn auf das Ungesetzliche seiner Handlun gen aufmerksam machte, antwortete derselbe in sehr ge reiztem Tone: „Zeigen Sie mir das Gesetz, gegen wel ches ich verstoßen haben soll". Bei der Rückkehr zu seinem Fuhrwerke wurde der Beamte von der fanatisir- ten Menge mit Steinen geworfen. Die der hiesigen Kirche entwendeten Fahnen, Kreuze rc., welche nach Wloscicjewski geschafft worden waren, sind von dem Vikar Bonk (?) nachträglich wieder zurückgebracht worden BreSlau, 3. September. (Schl. Z.) Die Stadtver ordnetenversammlung hat in ihrer heutigen Sitzung die Vorlage des Magistrats über die Errichtung einer höheren Gewerbeschule nach eingehender Befürwor tung des Projects durch Oberbürgermeister v. Forcken- beck und längerer lebhafter Debatte angenommen. Mit der Eröffnung der untersten Klasse wird schon am l. Oc- tober d. I vorgegangen werden. Altona, l. September. (N. A. Z.) Viel Aussehen machte hier am Sonnabend die polizeiliche Schlie ßung einer Volksversammlung, welche im „Eng lischen Garten" zu ciuem Protest gegen die Scdanfcier zusammengrkommcn war. Gleich anfangs wurden zum Verdruß für die Betreffenden und für ihre Angehörigen die zahlreich anwesenden Frauen aus der Versammlung entfernt. Als dann der Redner Heier nach allerlei Be trachtungen über Bazainc und über den spanischen Bürgerkrieg von jeder Bethciligung an jener Feier ab mahnte, weil der Tag von Sedan dem Volke nichts ein- gebracht hätte, scheint er sich solcher Ausdrücke bedient zu haben, welche dem Polizeibcamten Weiße ein Reckt zur Aufhebung der Versammlung gaben. Die Masse der Theilnehmcr zog nach St. Pauly um dott die Ver sammlung fortzusetzcu, scheint aber dort kein Local ge funden zu haben. München, 3. September. (A. Z.) Ter Botschafter des deutschen Reichs in Paris, Fürst zu Hohenlohe, ist heute Morgen aus Berlin hier eingetroffen. Der selbe will schon morgen zu seiner Familie nach Äusser weiter reisen. Auf der Rückreise nach Paris in 4 bis 5 Wochen beabsichtigt der Fürst, wie wir hören, mehrere Tage in München zu verweilen. Heilbronn, 3. September. (W. T. B.) Von dem hiesigen „Sängerkranz" und den hier vereinigten Mili- tärmufikkapellen wurde nach Einbruch der Dunkelheit dem Kronprinzen des deutschen Reichs eine Se renade gebracht, wobei die zahlreich versammelte Be völkerung ihren Sympathien für den Kronprinzen durch stürmische Hochrufe abermals Ausdruck gab. mit ihrer hinreißenden, mit herrlichen Gedichten durch- fiochtenen Schilderung aller Tugenden und Laster des Heidrnthums und der stillen Dämmerung des Christen thums im Hintergründe; oder die Njalssaga mit ergrei fenden Erzählungen von Heldenmuth, Liebe und Weiber rache; oder die von dem klugen und gesetzeskundigen Njal und seinen Söhne», deren thatcnvollcm Leben und standhaftem Tode. Während des spätrrn Mittelalters verfiel wohl die isländische Literatur — ein Rückschritt, welcher zum Theil der Bekanntschaft mit den Ritterromanen, Hciligen- geschichtcn und Legenden Südcuropas zuzuschreiben ist; aber der Sinn der Isländer für ihre ältere Literatur ist doch nie erloschen. Wohl entstand kein Gedickt von bedeutendem Werthe, aber man beschäftigte sich doch im mer mit den alten Bücherschätzcu und bewahrte dieselben als ein Heiligthum. Es waren Isländer, welche die unschätzbaren Handschriften, denen wir unter Anderm die Erhaltung der Eddagesänge zu verdanken haben, auf gefunden, abgeschriebrn und unsern Bibliotheken über geben haben. Und sogar bis auf die letzte Zeit hat sich auf Island ein bedeutendes intellektuelles Leben gerÄhrt und viele begabte und gelehrte Männer hcrvorgebracht; diesen ist es mit zu verdanken, daß zu Anfang unsers Jahrhunderts die Kenntniß von der Vorzeit des Nordens Wieser hervorgczogen und geachtet wurde. Dresden. Die fünfte allgemeine Versammlung „der deutschen anthropologischen Gesellschaft", welche in unserer Stadt vom 14. bis 17. September tagt, wird allem Anscheine nach eine sehr rege Theil Morgen früh begiebt sich der Kronprinz zur Thril- nahme an den Manövern bei Lausten; morgen Nach mittag 1 Uhr ist die Ankunft der Königin von Würt temberg zu erwarten. Darmstadt, 1. September. Die heutige „Dannst. Ztg." bringt folgende officiöse Note: „Nachdem das Reichskanzlers«« sich bereit erklärt hat, der großherzog- lichen Regierung vorschußweise einen Betrag au Reichs- münzen, bez. an Müuzen der Thalenvährung zur Verfügung zu stellen, welcher genügend erscheint, nm den größten Theil der im Umlauf befindlichen Münzen süddeutscher Währung noch vor dem 1. Januar 1875 in Münzen der Reichs- bez. Thalerwährung umzuwech- scln, so haben Seine königl. Hoheit der Großherzog zu genehmigen geruht, daß die Neichsmarkrechnuug mit dem 1. Januar 1875 im Großherzogthum einge führt werde. Eine hierauf bezügliche Verordnung wird nächstens im Regierungsblatt erscheinen." -f* Wien, 3. September. Uebermorgen kehrt der Kaiser aus Ungarn hierher zurück, um sich sogleich nach Prag und von da zu den Mauövern nach Brandeis zu begeben. Mit ihn, kehren der Minister des Aeußern und der Reichskriegsminister hierher zurück, welche im Gefolge Sr. Majestät den Cavaleriemanövern bei Totis beigewohnt haben. Daß Graf Andrassy seither in Wien gewesen sei, wie mehrseitig gemeldet worden, ist unwahr; der Minister hat, ieitdem er seinen Urlaub an- gctretcn, ungarischen Boden nicht mehr verlassen. Das Märchen von seiner heimlichen Zurückkunft in die Ncichshauptstadt auf wenige Stunden ist wohl nur er funden worden, um daran ein anderes zu knüpfen, näm lich daß hier ein Systrmwechsel in der inneren Politik sich vorbereite, welchen zu bekämpfen der Graf sick hier her auf den Weg gemacht haben soll. — Auch die Nach richt, daß der Ministerpräsident Fürst Au ersperg deu Kaiser nach Prag geleiten werde, entbehrt der Begrün dung. Von cisleithanischcn Ministern wird nur Oberst Horst, der Minister für Landesvertheidigung, sick in der Reisebcgleitung des Monarchcu befinden, wohl um da durch zu zeigeu, daß die Reise nur militärische, nicht politische Zwecke verfolge. — Die Kanonenfrage ist in unseren Journalen noch immer auf der Tagesordnung. Das merkwürdigste in Reflexionen über die Frage leistet im Pester „Hon" Mari; Jokai, der Dichter und Publi- cist, welcher seine journalistischen Collcgcn belehrt, sie hätten sämmtlich Unrecht, wenn sie behaupteten, daß die österreichisch-ungarische Armee nur Bronzegeschütze besitze; er selbst habe im Arsenal zu Wien Eisenkanonen gesehen. Ohne Zweifel; nur waren sic aus Gußeisen, was von Gußstahl bckauutlich einigermaßen verschieden ist, und dienen nicht als Feld-, sondern als Festungsgcschütz, wie denn überhaupt Kanonen aus Gußeisen unseres Wissens auch in außeröstcrreichscheu Ländern als Festungsgcschütz verwendet werden. Der Pester Romancier hätte noch weiter gehen und sagen dürfen, daß Oesterreich auch Gußstahlkanoncu besitze, uud er würde das Richtige ge troffen haben. Die ganze österreichische Marine, die alten und die Ucbungsschiffc ausgenommen, ist nämlich mit Gußstahlgeschützen, thcils Krupp'jchcn, thcils Armstrongs, armirt. Uebrigens ist die Frage, ob in der Feldarmee das Bronzcgeschütz beseitigt und die Gußstahlkanonc cin- geführt werden soll oder nicht, noch keineswegs spruch reif; bestimmte Beschlüsse sind nickt gefaßt, und man kann nur staunen über die rege Phantasie eines Pester Blat tes, welches heute schon wissen will, daß he« erst in acht Monaten zusammentretcndcn Delegationen ein vor läufiger erster Credit von 4 bis 5 Millionen zur An schaffung von Gußstahlkanoncu werde abverlangt werden. Prag, 4. September. Die Vorbereitungen zum Empfange des Kaisers sind hier wahrhaft großartig, und sowohl von deutscher, als von tschechischer Seite wetteifert Alles, sich in Kundgebungen der Loyali tät zu überbieten. Zum Empfange bei Sr. kaiserlichen Majestät hat sich bereits eine solche Menge von Depu tationen gemeldet, daß es wohl kaum möglich sein wird, allen Gehör zu schenken. Namentlich ist die Zahl der Audienzwerber aus den tschechischen Bezirken eine auf fallend große. Selbvcrständlich mchtt sich auch mit jedem Tage die Zahl der Adressen, welche dem Monar chen gelegentlich seiner Anwesenheit übergeben werden, unter welchen Adressen jene der tschechischen Stadtver tretungen, deren Inhalt die Bitte um Wiederaufnahme der Ausgleichsverhandlungen enthält, eine besondere Rolle spielen. Bisher sind im Ganzen etwa zehn solcher Adressen beschlossen worden, ein Beweis, wie wenig noch die landesüblichen Agitationsmittel verfangen wol len. Die hiesige Stadtvcrtrctung wird erst heute Abend über den Zeithammer'sche« Adrcßentwurf, der sich zwar des Hinweises auf das Scptcmbcrrescript vom Jahre 1871 enthält, im Uebrigen aber den analogen Kundgebungen der anderen tschechischen Stadtvertretiin- gen gleicht, schlüssig werden. Au der Annahme dessel ben ist bei der derzeitigen Zusammensetzung unseres Stadtverordnctcncollcgiums wohl nicht zu zweifeln, doch wird es an c «er starken Opposition gegen dieselbe um so weniger fehlen, als die Jungtschcchen pnncipicll ge- nahmc finden und sich bei uns auch local auf einem fruchtbaren und wir hoffen gesellig angenehmen Terrain bewegen. Aus dem reichen Programm seien mit Hin weglassung der gemeinsamen Zusammenkünfte und Ver gnügungen nur die wissenschaftlichen Vorträge erwähnt. Major Sck uster: Neber die frühesten Bewohner der sächsischen Lande vor ihrer Berührung mit den Römern; Professor Vr. Virchow: Neber die Verbreitung bracky- ccphalcr Schädel in vorgeschichtlicher und geschichtlicher Zeit in Deutschland. — Ferner: Berichterstattungen über die Arbeiten der Commissionen durch die Ge schäftsführer Professor vr. Fraas, Prof. Or. Vir ch ow und Prof. Or. Schaafshausen. Berichterstattun gen über die auf Kosten der Gesellschaft ansgcführten Ausgrabungen durch die Professoren OOr. Sandber ger, Wibcl, Ecker, Schaaffhansen und Lissauer. — i>r. Karl Andree: Die Sambaquics oder Muschel- Hügelgräber Brasiliens. Neber Werkstätten der Steinzeit (Berichterstatter Vorbehalten). Neber Gräber der Stein zeit in Deutschland, Or. Klop fleisch. Neber die me galithischen Monumente in Deutschland (Berichterstatter Vorbehalten). Bericht und Discussion über die Bronze zeit in Deutschland. Neber die chemische Analyse der Bronze, von O>. Wibel. Neber die Herkunft der Bronze, Or. Lindenschmit. Hofrath Or. Förstemann: Mit theilungen über den Stockholmer Congrrß. — Prof. Or. Virchow: Chronologie der prähistorischen Alterthümrr in Deutschland (Gräber, Wälle, Ansiedelungen). Als Geschäftsführer dieser Versammlung wird Or. H. B. Geinitz fung'.rrn, während Or. Frantzius General- secrrtär ist. gen die Adresse sind, und der verfassungstreue Stadt- rath Or. Bendiner den Entwurf einer Gegcnadrcsse an- gemrldrt hat. Die ganze Demonstration wird übrigens ein bloser Schlag ins Wasser bleiben, da alle Adressen dieses Calibers dem Ministerium zur Beantwortung zu- gewiesen werden sollen. In den mündlichen Ansprachen an den Kaiser muß und wird aber jede Anspielung auf den Ausgleich sorgfältig vermieden werden, da jede die ser Ansprachen zuvor einer Censur durch dir verant wortliche Regierung unterzogen werden muß. — Am 20. d. M. wird in der Nähe der Stadt Pribyslau die feierliche Einweihung des Denkmals stattfinden, wel ches dem blinden Führer der hussitischen Taboriten- schaarcn Johann Zizka an jener Stelle errichtet wurde, wo er vor 45o Jahren sein Leben aushauchte. Die Theilnahme der tschechischen Bevölkerung verspricht eine sehr lebhafte zu werde«, trotzdem die clericale Par tei es an Anstrengungen nicht fehlen lassen wird, das Landvolk von der Betheiligung au der Feier abzuhaltcn. — Marienbad, 2. September. Auch im hiesigen Badeorte fand eine einfache, den örtlichen Verhältnissen entsprechende Sedan feier statt. Nachdem bereits bei der in der evangelischen Kirche abgehaltenen Morgen andacht der Wichtigkeit des heutigen Tages in würdiger Weise gedacht worden war, vereinigte sich eine Anzahl von 160 Curgästen aller Länder des deutschen Reiches, welche fast zur Hälfte aus Sachsen bestaub, Mittags 2 Uhr zu einem gemeinschaftlichen Mittagsmahle in dem hierzu geschmackvoll und passend dccorirten Saale des „Hüte! Klinger". Bei diesem Festessen wurden von Sr. Excellenz dem königl. preußischen Staatssekretär v. Bü low aus Berlin ein Toast auf Se. Majestät den Deut schen Kaiser und von Herrn Oberappcllationsgenchts- präsidenten Schultz-Völckcr aus Ratibor ein solcher auf Se. Majestät den Kaiser von Oesterreich ausgcbracht, in welche alle Anwesenden mit Begeisterung cinstimmtcn. — Das anspruchslose Fest verlief in ungezwungener, heiterer Stimmung und gedachten dessen Theilnehmcr hierbei auch vielfach ihrer Heimath, in welcher in meistens wohl glänzenderer, aber gleich herzlicher Weise der heu tige Ehrentag des deutschen Volkes gefeiert wird. Buda Pest, 3. September. (W. Zt.) In der heuti gen Sitzung des Generalconvents der evangeli schen Kirche Augsburger Konfession erklärte die Ma jorität nach einer stürmischen Debatte, den in Angelegen heit des Rauschenbacher Gymnasiums gefaßten Beschluß als zu Recht bestehend anzucrkcnncn und denselben gc- nehmigcud zur Kcnntniß zu nehmen. Die Minorität will hierauf Protest cinlcgcn und schicken sich die Slo waken an, unter großem Tumult den Convent zu ver lassen. Erst nach geraumer ZZt tritt wieder allmählich Ruhe ein und geht die Versammlung zum zweiten Gegen stand der Tagesordnung über. Agram, 3. September. (Tel.) Landtagssitzung. Nach der Schlußrede des Ausschußrcscrcntcn wurde die Generaldebatte geschlossen und der Volksschulgesctzeutwurf fast einstimmig zur Grundlage der Spccialdcbattc ange nommen, welche sofort begann. In derselben wurden die Paragraphen 1 bis 40 nach dem Ausschußantragc angenommen. Mehrere Amendements wurden abgelehnt. Karlowitz, 3. September. (Tel.) Die bischöfliche Syn ode wählte einstimmig dcnArchimandrtten Vojnovics znm Bischof von Tcmcswar und Theophan Zsivkovics zum Bischof von Karlstadt. Paris, 1. September. Hinsichtlich der Reise Mac Mahon's nach dem Süden ist bis jetzt nur so viel festgesetzt, daß der Präsident die Stadt Lyon besuchen wird. Cavaleriemanöver, welche in den Umgebungen von Lyon stattsinden sollten, sind mit Rücksicht auf dieses Project vertagt worden. Heute jagt der Marschall in der Gegend von Lagny. — Den Credit von 162,810,000 Fr., welcher dem Kriegsminister zur Deckung seiner in das Liguidationsconto eingestellten Ausgaben eröffnet worden ist, hat derselbe wie folgt vcrtheilt: 56,779,OM Fr. sür die Artillerie, 26,941,OM Fr. für Tragwaffen, 6,800,0(0 Fr. für Equipirung, 1,480,000 Fr. für das Sattelzeug der Artillcricpfcrde, 39,0 0/ 00 Fr. für Be- festigungcu, 16,800,00'« Fr. für Militärgcbäude, 500,000 für die weitere Ausstattung der Ucbungslagcr, 700,000 Fr. für das Material des Genies, 1,300/00 Fr. für die Umwandlung des Eisenbahnmaterials, je öM,0M Fr. für die Fcldspitälcr, Subsistenzmittel und Telegraphen, endlich circa l l Millionen für Bekleidung und Lager zeug. Dcr „Moniteur de l'Annöe" veröffentlicht an der Spitze des Blattes folgenden Tagesbefehl: Der Kriegs minister hat mit der lebhaftesten Befriedigung gesehen, wie nachdrücklich und verständig die so wichtigen Arbeiten an dcr Festung Toul betrieben werden; er wünscht den Offizieren und Mannschaften vom Genie zn dem Eifer Glück, mit welchem sie ihre Aufgabe erfüllen; er wird sich freuen, dies dem Marschallpräsidcnten der Republik mitzutheilcn. Lie Cascrnirungcn uud Stallungen sind gut gehalten. Die Haltung dcr Truppen ist eine sehr vorschriftsmäßige, ihre Reinlichkeit bemerkenswetth, und der Minister freut sich, nur Lobsprüche ertheilen zu können. Als Gratifikation sür den 22. August soll sämmtlichcn Truppen dcr Besatzung eine Weinration verabreicht werden. Paris, 3. September. John Lemoinne kritisirt heute in den „Döbats" den Brief des Grafen v. Cham- bord an Don Carlos. Es wäre zu bedauern, meint er, wenn dieser Brief wirklich geschrieben worden, denn er könnte nicht nur die royalistische und clericale Sache, sondern zugleich die französische Sache stark compromit- tirrn. — Der gestrige Sedan tag hat eine Fluth von Leitartikeln hervorgcrufcn, welche, wie man sich denken kann, dem Kaiserreich übel mitspiclcn; die Bonapartistcn rächen sick dafür, indem sic die von den Republikanern angeblich für den 4. September beabsichtigten Festlich keiten denunciren. Auch die Regierung scheint für diesen Tag republikanische Kundgebungen zu erwarten; das Ministerium des Innern hat wenigstens sämmtlichen Präfecten den Befehl crthcilt, auf der Hut zu sein und vorkommen Falls mit allen gesetzlichen Mitteln rinzu- schreiten. Es scheint aber nicht, daß die Republikaner der Behörde durch öffentliche Demonstrationen einen Vor wand znm Einschreiten geben wollen. — Die monarchi stischen Blätter können nicht umhin, anzucrkcnncn, daß der Versailler Advocat Joly, indem er zu Gunsten sei nes Mitcandidaten Senart zurücktrat, ein neues Bei spiel von der im radikalen Lager herrschenden Wahl disc iplin gegeben hat. Sie beklagen umsomehr die Uneinigkeit dcr konservativen Parteien. Der „Fran^ais", welcher wirklich mit erstaunlichem Glücke in der reaktio nären Presse die Rolle des Basilio spielt, giebt zu ver stehen, daß das Versprechen einer Candidatur für die allgemeinen Wahlen nicht hingereicht habe, um Herrn Joly zum Rücktritt zu bewegen, und daß die radikale Partei zu diesem Ende noch andere wirksamere Mittel angewandt habe. — Bei Gelegenheit der kürzlich be endigten Anfertigung der neuen Wahllisten für di Generalraths- und Gemeinderathswahlen Hal man wieder die Bemerkung machen können, daß in Paris das politische Interesse.für jetzt weit geringer angeregt ist, als in den Provinzen. Wie bekannt, wird eine ganze Kategorie von Wählern nur auf das ausdrück liche Verlangen der Bethciligten in die Listen aufge- nommen. In Paris hat kaum die Hälfte dieser Wah ler sick der Mühe unterzogen, ihre Einschreibung zu erwirke«; in den Hauptstädten der Departements tritt eine andere Erscheinung zu Tage. Die Municipalität von Marseille z. B. hatte 14,7M Streichungen in den Listen vorgenommcv, sie hat 14,2M Wähler wieder ein schreiben müssen. In 'Nantes kamen auf 6600 Streichun gen 50M Wiedereinfchrcibungcn; in Toulouse stellen sich diese Ziffern wie 10,OM zu 80M, im Havre wie 47M zu 37M, in Besancon wie 12,OM zu I I,4M u. s. w. — Der ueue Griechische Gesandte, Koun- duriotis, hat gestern dem Marschallpräsidenten seine Beglaubigungsschreiben überreicht. Für den Empfang des spanischen Gefandten scheint noch kein Tag festge setzt zu sein. LersailleS, 3. September. (W. T. B.) In der Sitzung der P crmanenzcommiifiou gelangten heute, wie beretts kurz gemeldet, mehrere Interpellationen zur Erledigung. Die Deputirten Mahy und Picard von der Linken brachten die Maßregeln gegen die Presse zur Sprache und beklagten sich über das parteiliche Ver fahren der Regierung. Der Minister dcs Innern, Ba ron v. Chabaud la-Tour, erwiderte darauf, daß er mit Mäßigung, aber mit Festigkeit sich der gesetzlichen Mittel bedienen werde, um die Regierung gegen Angriffe zu vcrtheidigcu. — Ler Justizminister Tailhand «lachte darauf die Mittheilung, daß dcr Proccß gegen die au der Entweichung Bazaine's bctheiligten Personen am 14. d. 'M. vor den, Gerichtshöfe m Grasse (Departement der Alpes-maritimes) eröffnet werden' würbe. Ler legitimistische Dcputirtc de la Bouillcrie interpellme dann die Regierung, ob sie ein französisches Kriegsschiff an die Mündung der Bivassoa senden werde. In Ver tretung dcs abwesende« Herzogs v. Dscazes erklärte der Munster des Znucr« auf die Juterpellatiou, datz Frankreich, nachdem die Anerkennung der spaulschen Re gierung von fast allen curopäffchcu Mächten im Prin- cip angenommen worden fei, sich den übrige« Mächte« angeschlofsc« habe. Er habe keine Kcnntniß davon, ob die Regierung Kriegsschiffe an dcr ipauischcn Nvldküste kreuze« lassen werde, dieselbe werde indessen jeder Inter vention in die inneren Angelegenheiten Spaniens fern bleiben. Die Stationirung einer Lruppcuabtheilung bei Bourg-Madame habe nur den Zweck, Grcnzüberschrci- tungen dcr Carliyen zu verhindern. — Aus eine An frage des lcgilimistischcn Abgeordneten Vicomte d'Abv- villc, ob die spanische Regierung die Erklärung dcs Be lagerungszustandes in den französische« GrenzdepaNc- meuts gesordert habe, erwiderte der Minister, daß dies Verlauge« nicht gestellt worden sei. Ler Vicomte d'Aboville und Herr von la Bouillcrie gabeu »ach diesen Erwiderungen des Munsters darauf die Erklärung ab, daß sie ihre« Protest gege« die A«crkeuttu«g der spa nische« Rcgleruttg wiederhole« müßte«. Die Sitzung wurde daun aufgehoben. Rom, 31. August. (K. Z.) Das 'Ministerium Lanza-Sella ging in einer Krisis unter, die von cmcm Sturmwcttcr politischer Parteileidenschastc« begleitet war. Jeder, dcr eine« Stei« aus die damalige Verwaltung warf, wollte dazu feilte gute« Gründe haben, und tue öffentliche Meinung selber schien durch nichts beruhigt werden zu könne», als durch die Entfernung beider 'Männer aus dem Cabinet. Wie kommt es nun, daß Sella schon nach einigen Monaten wieder zurückge wünscht, ja, von der Consortcric als der Einzige be zeichnet wird, der die ungewisse Lage besser» kann? Die Antwort lautet: Es ist kein besserer Kinanzminister zu finden. Die Italiener haben Mangel an Staats männern selbst zweiten Ranges. Heute gilt die Verbin dung Minghetti-SeUa für so gut wie gesichert. — Der „Liberta" zufolge wollen der Minister des Innern und der Kriegsminister zur Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit in Sicilicn die Beziehungen zwischen de» Civil- und Militärbehörden so ordnen, daß ein ener gisches Zusammenwirken der beiden Autoritäten ermög licht und somit die Unterdrückung des Bri ganten- thums erleichtert wird. Laut „Esercito" würbe der General Pacavillini, welcher sich schon durch seine frühere Unterdrückung des Brigantenwesens i» Sicilieu und im Neapolitanischen einen Name» gemacht hat, von 'Neuem mit dcr Führung der Operationen gegen die Briganten betraut werden. London, 1. September. „Morningpost" melde: in fetter Schrift, daß die spanifchen Gesandte« in London, Paris u. s. w. nicht eher ihre Beglaubigungs schreiben überreiche» werden, bis sie die 'Nachricht er halten haben, daß der spanische Vertreter am Berliner Hose die seinigen überreicht hat. Dieses Verfahren soll beobachtet werden, um Deutschland für die Initiative, welche es in Angelegenheit der Anerkennung Spaniens ergriffen hat, zu danken. — Zu der diesjährigen Pilgerfahrt englischer Ultramonlanen nach Frank reich haben sich bis jetzt nur etwa 4M—5M Personen gemeldet, Man wird es ihnen wieder bequem machen. Ein Extradampser schafft sie von Newhaven nach Dieppe, wo sie dann per Eisenbahn ihre» Weg zu ihrem dies malige» Ziele, zum Grabe des h. Edmund in Pontigny nehmen. An der Spitze des Pilgercomites steht wieder der junge Herzog v. Norfolk nebst einigen anceren katholischen Aristokraten; die Seele des Ganzen ist aber bekanntlich Nir. Manning, der ultramontane Erz bischof von Westminster, der dafür in seine« Kirchen und in Zeitungsspalten agitiren ließ. New-Dock, 19. August. (Wes.-Z.) Nach einem bei nahe zehnmonatlichen Stillstand scheint cs jetzt, als wenn wieder Leben in die Handelswclt hier kommen sollte. Ma« hat sich diese ganze Zeil fast in allen Kreisen die mannichfachsten Einschränkungen auferlegt, und jetzt deu te« alle Anzeichen darauf hin, daß die Zeit des Mangels ihrem schnellen Ende entgegengcht. Auf den Emte- fcldern herrscht lebhafte Thätigkeit. Weizenjendungen kommen bereits zu den atlantischen Häfen und bald werden auch Baumwolle, Labak und Mais geschickt wer den. Die Zunahme der amerikanischen Pro duct r in einem Zeiträume von nur 30 Jahren grenzt ans Fabelhafte. Die Bevölkerung der Vereinigten Staa ten stieg von 17,069,458 Köpfen im Jahre 1840 bis auf 38^558,371 im Jahre 1870, aber die Production des Landes hat sich viel mehr noch vergrößert. In den 30 Jahren stieg beispielsweise die Wetzenproduction von 84,8x1,175 Bushels auf 287,745,626; die von Butter und Käse verdreifachte sich während dieser Zett und stieg von 202,410,440 Pfund auf 677,Ot7,O9L Der Heu-
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