Dresdner Journal : 23.09.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187409230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740923
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740923
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-09
- Tag1874-09-23
- Monat1874-09
- Jahr1874
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- Titel
- Dresdner Journal : 23.09.1874
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1874 Mittwoch, den 23. September ^22! ä bvi»««<>i»t»prvi»: t» -»»-» ä«ut»vd»i> ^LdrticU:. . KsicL« tritt ko«t-mW ^jLdrliet»: l Idlr. lb A^r 8t«wp«l»a«>bl»^ dium». L»a»«tr>sdiuwnl«ru! 1 tt^r. I»»«r»t«»pr<!l»«, ^Nr U«i> N»am sin«r ^«ni>»It«i»»u ?stit»'ile: S ki^r Oat«r „IkinK«uu»ät" «ti« L«il«: S Krsobslnsnr l^iieb mit Xninwun« 6er 8ovo- uv6 k'siertLx«, ^i>«v6» Mr «iso kolxen6en I'^. NrrÄMrÄMMl. Verantwortlicher Redactcur: CommissionSrath I. G. Hartmann in Dresden. ln*eritten»a»t»«e »vttMlrttr I<chIpilU: F'r. Lra,»6«tett«', Ooma»i«iiollLr 6«» I>re»6n«r -lourvltls^ ebenätt« t Lu-e» F'o»t u. K N»»darU-»«rN» Vl«ll-I.«ip,t^-Lch»«i-Sr„i»u-rr»Lttart» ».: ^a«eaÄe»a 6' ^vA/er, L«rIt»» Vi«a-S»illdiir^-rr»g-l^ip^.rr»i»k- turt ».>l.-Müncti«!»: N»ct ^ko««r, I»rU»: w Nrernirz/er, /ni«/r</rnfiank, // X/örrr/it, Lr«m«o: Lc-/ott«, Sr«, l»a: LlttnAe»»'« 8«rv»u; vd-nulut,: 4>'r. kriu»>- t«r1« Ll.: L./ueAer'üetle u. t?. //rrru«annHi>- tiuet,!'., vtzrNk»: Vav /)., L<u»t»v«r: 6'. ?»r>»: /^,/itte, Lnttier ce Co., Stottx»rt: I-auLc <l Co., ^'«e/ei. ,i noocrn-^,<rrn««, Vi«»: ^4k. 0^t/>d. , Uerautixel»«!-: » ''önirrl. I^rpcwitjon 6e» ttrex6ner -Inurnal», i>re»tlei», ^ittr^tUettpeu^UHtte !>'<>. 4. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die Wiedereindcrufung der Ständeversammlung betreffend. Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Königs wird dir gegenwärtig vertagte StLndeversammlung zum l. Ottober d. I. wiedereinberufen. Dresden, den 21. September 1874. G e s a m m t in i n i st e r i » m Frhr. v. Ariesen. v. Nostitz-Wallwitz. Roßberg. Mit allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist der Dircctor der Kupferstich- und Hand- zeichnungs - Sammlung, Professor L. Gruner, zum Mitglied? der Königlichen Galeriecommission ernannt worden. RWamtlichrr Theil. U ebersicht. Telegraphische Nachrichten ZeitungSschau. (Journal des Debats. — Spanische Blätter.) Tagetgeschichte. (Dresden. Berlin. Posen. Königs berg. Broniberg. Coblenz. Straßburg. Aus Baden. Heidelberg. Wien. Prag. Paris. Aus den Meder- landcn. Rom. Turin. Mantua. Madrid.) L>atistik und BolkSwirthschaft. Börsennachrichten. Telegraphische WitteruvgSberichte. Beilage. Der Proceß vor dem Zuchtpolizeiaericht zu Graffe. Liste auSgelooster Landrentenbriese. ^fspyl-.tp'lls^'' Nachrichten. Königsberg, DicvStag, 22 September, Rach' mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Das ostpreußische Tribunal hat heute daS erstiustauzliche Erkennt niß gegen den Bischof von Ermland, Eremevtz, bestätigt, welche» gegen denselben »egen der wieder erfolgten amtlichen NnMüng de» Geistlichen See burg in Wuhsen ausgesprochen worden war und auf 2W Thaler, eventuell sechswöchentliche Haft lautet. Sckweinfurt, 22. September, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Kullmann ist heute von hier nach Würzburg abgeführt worden, um vor daS im October zusammrntretende dortige Schwur gericht gestellt zu werden. Haag, Montag, 21. September, Mittags. (W. T. B.) Der König hat heute die General- staateu in Person eröffnet. Die Thronrede gedenkt der mit so allseitiger und herzlicher Theilnahmc der Bevölkerung begangenen Jubiläumsfeier des Königs und hebt die überaus freund schaftlichen Beziehungen der niederländischen Regierung zu allen fremden Mächten hervor. Es wird ferner die günstige Finanzlage des Landes und der befriedigende Ausfall der Ernte erwähnt und bezüglich der öffent lichen Arbeiten bemerkt, daß ein Theil derselben betreffs seiner Ausführung noch weiterer Sicherstellung bedürfe, ein anderer Theil aber noch zur Ausführung vorbe reitet werden müsse. Eine partielle Trockenlegung des Zuydcrsces stehe in nächster Aussicht. Die Thronrede bemerkt ferner, daß die Gesetzbücher des Landes theil- weise einer Revision unterworfen und zur Berathung durch die Generalstaaten vorbereitet worden seien, und weist auf die Modifikationen der Unterrichtsgesetzgebung hin, die für unerläßlich erachtet werden. Die Nach- sandten gewechselt wurden. In der Thatsachc der Anerkennung Serrano's selbst erkennen die der Regie rung nahestehenden Blätter den Todesstoß für die Car- listische Sache. Die konservativen Blätter erklären die Rathschläge der Gesandten als die richtigen Normen für Spaniens künftige innere Politik; die Alfonsistischen freuen sich, die republikanischen beschweren sich über die Anrede: .Herr Herzog!", weil darin die Berläugnung der Republik liege. Wight mit ihrer jüngsten Tochter, der Erzherzogin Va lerie, einige Tage zuin Besucht unserer Kaiserin zu ver weilen gedenkt. — Se. königl. Hoheit der Prinz Leopold von Bayern, welcher sich vor einigen Tagen zu den Ma növer» nach Hannover begab, ist vorgestern Abend von dort wieder hierher zurückgekehrt, wird noch einige Tage hier verweilen und alsdann nach München zurückkehren. Gestern hat derselbe Potsdam in Augenschein genom men. — Der „St.-A." meldet, daß in der gestrigen Sitzung des Staatsministeriums die Einführung des neuernanntcn Ministers für die landwirthschaftlichen An gelegenheiten, i)r. F r i e d e u 1 h a l, stattgefunden hat. Heute Mittag hat derselbe die Räthe seines Ministe riums empfangen und die sämmtlichen Bureaux be sichtigt. Posen, 2o. September. Vian schreibt der „N. Pr. Ztg.. Gegen den Domherrn und Official Dorszewski zu Gncscn war eine gerichtliche Untersuchung we gen Theilnahmc au Unterschlagung von Geldern, über welche er im Namen des erzbischöflichen Consisto- riums die Oberaufsicht führte, sowie vou Gelderu des katholischen Waisenhauses zu Gneseu eiugeleitet worden. Es ist nun constatirt worden, daß von 'Geldern der erz bischöflichen Evusistonalkasse 7000 Thlr. unterschlagen worden sind; da jedoch der Hauptschuldige im Gefäng nisse gestorben ist und sich genügendes Beweismaterial zur Belastung nicht ergab, so ist der Official Dorszewski von der Anklage wegen Theilnahmc an Unterschlagung der 7<XX) Thlr. frcigcsprochen worden. Dagegen ist die Anklagesache wegen Unterschlagung von Geldern des ka tholischen Waisenhauses zu Gneseu noch nicht zum Ab schlusse gebracht. — Während das Deutschthum unserer Stadt es noch immer nicht dazu gebracht hat, in den Besitz eines den Ausorderungen der 'Neuzeit entsprechen den Schauspielhauses zu gelangen, und das alle Stadt- theatcr wegen seiner Feuergefährlichkeit gegenwärtig ge schlossen ist, haben die Polen im Laufe dieses und des vergangenen Jahres ein recht stattliches, gut eingerichte tes Theater mit einem Kostenauswande von etwa 80,000 Thlr. errichtet. Ebenso bauen sic hier gegen wärtig ein Nationalmuseum, iu welchem die reich haltige» SammluuaeuM uulMcheir Penins der Freund« der Mttjenschaften üntrrgcvracht werden sollen. Königsberg, 21. September. (Tel.) Für die Be erdigung eines Altkatholiken, welche heute statt finden sollte, hatte der katholische Propst Dinter das Grab auf uugeweihtcm Bvdeu Herrichten lassen. Die Wittwe des Verstorbenen protestirte jedoch gegen die Beisetzung der Leiche an ungewcihter Stelle, und ist die Beerdigung deshalb vorläufig unterblieben. Bromberg, 18. Septembir. ('N. Pr. Z.) Die hiesige königl. Negierung hat, wie cs in ihrer Verfügung heißt, „im Interesse des Deutschthums" die Namen von 21 Städten des Regierungsbezirks in deutsche umge wandelt und die Behörden angewiesen, in Zukunft nur die deutsche Schreibweise in Anwendung zu bringen. Koblenz, -0. September. (Fr. I.) Gestern wurde bei dem Präsidenten des provisorisch geschlossenen katho lischen Lcsevcrcins, Adv.-Anw. lo. Müller, noch einmal polizeiliche Haussuchung gehalten, welche, wie das erste Mal, resultatlos verlief. Auwalt Müller behän digte dem Pvlizcicvmmissar ein Verzeichniß derjenige» Lehrer, welche auf höhere Weisung aus dem genannten Vereine ausgetreten sind. Auch der zweite Präsident des Vereins, Di. m<!<i. Verflassen, wurde durch de» Be such eines Polizeicommissars überrascht; gefunden hat man indeß nichts. — Die vor einigen Tagen erfolgte provisorische Schließung dcs Borromäusvereins ist wieder aufgehoben, nachdem die Polizeibehörde mehrere Schriften und Bolanden confiscirt hatte. — In der letzten Sitzung der Eriminaldcputation dcs Kreisgerichts zu Neuwied wurde« die vorläufig geschlossenen Ver einigungen des Mainzer Katholikenvereins zu Engers, <sayn, Bendorf, Waldbreitbach, St. Katharinen- Lorscheid, Linz definitiv für geschlossen erklärt und die betreffenden Vorstände wegen Ucbertretung und Ver richten aus Atchiu ließen erwarten, daß man mit Klug hcit und Ausdauer den Widerstand überwinden werd«, der noch geleistet werde; die Marine und Armee Habs« sich des höchsten Lobes würdig gemacht. Der Zustand in den Colonien überhaupt sei ein durchaus befrie digender. Madrid, Montag, 21. September, Morgen» (W. T. B.) Die amtliche „Gmeta ' veröffentlicht eine Verfügung der Regierung, betreffend die Reu- organifirung der Armee und die Erhöhung der Löhne für die im Felde stehenden Soldaten Da» Journal „Politica" bringt einen Artikel, welcher ausführt, daß ein gemeinsames Vorgehen der auswärtigen Mächte gegen die Carlisten ge boten erscheine, falls die Grenzsperre von der fran- »öfischen Regierung nicht mit größter Strenge ge- handhabt werde. Die deutschen Kanonenboote, an deren Bord sich der deutsche Konsul in Bayonne, Richard Lin dau, befindet, sind durch daS stürmische Meer bis her am Auslaufen auS dem Hafen von Bilbao verhindert worden. Tagesgeschichte. Dresden, 22. September. Se. kgl. Hoheit der Prinz Georg ist in Begleitung des Rittmeisters von der Planitz heute Morgen 4 Uhr 35 Min. »ach der Weinburg gereist. * Berlin, 2l. September. Sr Majestät der Kai ser ist in vergangener 'Nacht von Kiel zurückgekehrt. 'Nach Mitthcilungen aus Kiel lautete bei dem gestrigen Stapellaufc des Panzerschiffes „Friedrich der Große" der Taufspruch Sr. Majestät dcs Kaisers: „Ich taufe Dich Friedrich der Große, auf daß Du Deinem Na me» ui aller Welt Ehre und Ruhm macheu mögest." Nach der Feierlichkeit begab Sich der Kaiser nach der Werst in Düsternbrook und alsdann nach dem „Hoiel Bellevue", wo eine Tafel von 180 Couverts statt fand. Se. Majestät brachten an der Tafel folgenden Toast aus: „Ich trinke aus das Wohl Meiner so slätia wachsenden Marine, die heute nicht allein durch den Bau, sondern auch durch deu Namen, den das neue Schiff fortan tragen wird, einen so bedeutenden Zuwachs an Macht erhalten hat Wir wollen dabei des Prinzen Meines Hauses gedenken, der deu Gedanken Meines Hochscligen Bruders erkannt und ausgeführt und daduich den Grund für unsere Marine gelegt hat. Den Dank, den wir ihm schulden, spreche Ich aber auch gegen Alle aus, die das Werk seitdem gefördert haben Ich trinke auf das Wohl des Landes, in dessen Gewässern sich dieser Auf schwung und dieses Wachsthum bis zu seiner jetzigen Blüthe vollzogen, des Landes, das Mir auch heute wieder einen so herzlichen Empfang bereitet hat." Der Chef der Admiralität, Staatsmittistcr General v. Stosch, erwicertc darauf, a»k»üpfe»d a» die Name» der fünf neuen Panzcrfrcgattcn, ungefähr Folgendes: „Der Große Kurfürst hat den preußischen Staat gegrün det, Friedrich der Große ihn zu europäischer Machtstellung ir- hob«i, Kaiser Wilhelm hat durch Preußow Mmtzl »aS einige DeLtschland geschaffen- Wir danken dies dem HohcnwUern- geiste, welcher in der Armee lebt und sie zu großen Thaten geführt hat. Ich gelobe Euerer Majestät im Namen des Lsfi- ziercorps der Manne, und ich rufe die Anwesenden als Zeu gen dafür an, daß die Marine in Krieg und Frieden in glei cher Weise mit hingebender Aufopferung Euerer Majestät Be fehle erfüllen wird. Ein dreifaches begeistertes Hoch aus Sc. Majestät den Kaiser Wilhelm." Die Abreise Sr. Majestät von Kiel erfolgte Abends ^7 Uhr; um 8 Uhr hat der Kaiser dan» mit dc» fürst liche» Herrschaften in Eutin den Thee genommen und darauf die Weiterreise angetreten. Wie aus Lübeck ge meldet wird, wurde der Kaiser auf allen Stationen, wo sich viele Tausende versammelt halten, herzlich nnd enthusiastisch begrüßt und gab seinen Dank für den überaus herzlichen Empfang, der ihn auf der ganzen Reise und auch hier zu Theil geworden, in der Antwort auf die Ansprache, die der Bürgermeister von Lübeck, Curtius, auf dem Bahnhöfe an Se. Majestät richtete, Ausdruck. — Die „N.-Z." schreibt: Während des Aufent halts des Hrn. v. Keudcll in Berlin wird, dem Ver nehmen nach, über die Reise dcs Kaisers »ach Italic» endgiltiger Beschluß gefaßt werde». Das letzte Wort i» dieser Angelegenheit werden die Aerzte zu sprechen haben, und es scheint bei dem jetzigen ganz vor trefflichen Gesundheitszustände des Kaisers die Aussicht vorhanden, daß dieselben keinen Widerstand entgegen setzen werden. Die Reise dürfte eventuell in der ersten Hälfte dcs nächsten Monats, und zwar möglicherweise direct von Baden-Baden erfolgen, wohin der Kaiser, wie alljährlich, zur Geburtstagsfeier der Kaiserin sich begeben wird. Während seines Aufenthaltes in Baden-Baden wird der Kaiser auch die Kaiserin von Oesterreich da selbst begrüßen, welche auf der Rückkehr von der Insel Dresden, 22. September. Das Pariser „Journal des Döbats" bespricht in Anknüpfung an den Besuch, welchen der Kaiser Franz Joseph im Anfänge dieses Monats der Landeshaupt stadt Prag gewidmet hat, die Partei verhält nisse in Böhmen und bekundet hierbei eine in der französischen Presse seltene Vertrautheit mit den Zuständen des öster reichischen Kaiserstaatcs. In diesem Artikel heißt cs: Die Tschechen seien seit jeher das Haupthindcrniß der Consolidirung Oesterreichs auf verfassungsmäßigem Boden gewesen. Nach dem vollständigen Schiffbruche, deu sic mit ihrer Abstincuzpolitik und dem passiven Widerstand erlitten, blieb ihnen nichts mehr übrig, als die Verfassung anzu erkennen und in den Neichsrath zn gehen. Wenn die österreichische Constitution wirklich, wie die Tschechen behaupten, die Deutschen begünstigt, so sei dies nur ihre eigene Schuld. Im Jahre 1867, als die Verfassung revidirt wurde, hätten sie dieselbe im Vereine mit den Polen in ihrem Sinne amendircn kön nen. Anstatt dessen setzten sie eine vcrdammenswerthe Demonstration in Scene. Anstatt nach Wien zu gehen, verfügten sie sich nach Moskau. Lie adopttrten Die Taktik, Oesterreich nna'iMMh mit Rußland zu be drohen und die panslawistische Agitation zn unterstützen. Das „Journal des Döbats" unterzieht nun die öster reichische Verfassung einer kurzen Kritik und weist darauf hin, daß sie denn doch nicht so schleckt sein könne, da sie nun schon von alle» Nationalitäten, die Tschechen ausgenommen, anerkannt sei nnd sich im Reichstage an der Seite der Deutschen Polen, Ruthcncn, Slowenen, Dalmatiner und Wälschtiroler in ganz respektabler Zahl finden. .Wir gehören gewiß nicht zu den Vertheidigcrn der deutschen Centralisten", schreibt das französische Blatt, „wir können keine besondere Zärtlichkeit für eine Partei empfinden, welche gegen Frankreich seit 1870 eine dauernde Feindseligkeit zeigt und welche die deutschen Siege zum Theile als die ihrige» betrachtet und feiert. Aber wenn es sich nm die polifische Raison und nicht uni Gefühls- Politik handelt, wenn die Frage gestellt wird zwischen den Föderalisten und den konstitutionellen Centralisten, so wird das „Journal des Dcbats" nicht einen Mo ment zaudern, sich für die Letzteren auszusprcchen, weil die Verfassung, die sie vertheidigen, hundert Mal mehr taugt, als die „Fundamentalarfikcl" der Tschechen, weil die Existenz eines Centralparlaments, welches die poli tische Gnheit des Staates garantirt, eine Lebensbc- dingung für Oesterreich ist und weil der Föderalismus, wie er von den Feudalen und klerikalen verstanden wird, unfehlbar zur Auflösung der Monarchie der Habs burger führen würde." Die spanischen Blätter sind mit Commentaren an gefüllt über die Bedeutung der Reden, welcke bei dcm Empfang des deutschen und österreichischen Ge Feuilleton Redigirt von Otto Banck. Gluck'» Opern in einer neuen Partiturausgabe. Hektor Berlioz schrieb einst in einem Aufsätze über Gluck's Opern: „In wenig Jahren werden einige wenige Exemplare dieser umfassenden dramatischen Gebilde, dieser unnach ahmlichen Vorbilder ausdrucksvoller Musik, als unver standene Trümmer einer vergangenen Kunstepochc in den aroßcn Bibliotheken stehen: Mcmnonssäulen, die keinen Klang mehr geben, Sphinxe, deren Geheimniß ewig un-' enträthselt bleibt. Auf das Wagniß einer neuen, sorg fältig durchgcsehcnen, mit Anmerkungen begleiteten und aut ins Deutsche und Italienische übersetzten Ausgabe hat im ganzen Europa Niemand sich eingelassen. Nirgends geschah auch nur der Versuch, eine Subscription zu die sem Zwecke in Gang zu bringen, — um so die mehr und mehr sich häufenden Ursachen des Verfalls von diesen Meisterwerken abzuwenden. Und trotz aller Hilfs mittel, welche der Kunst und der Industrie zu Gebote stehen, werden doch diese Meisterwerke an der unerhör ten Gleichgiltigkeit Aller gegen die großen Interessen der musikalischen Kunst zu Grunde gehen." Den in diesen Zeilen ausgesprochenen Gedanken zu verwirklichen, hat M'"' Pelletan in Paris unter nommen. Nur wahre Verehrung für Gluck und Be wunderung seiner Werke bewogen sie zu diesem an Mühen und Kosten reichen, aber für die Spekulation un fruchtbaren Unternehmen und die Vereinigung mit einer musikalischen Capacität, mit Herrn B. Damcke, sicherte der Ausführung daS erstrebte Ziel, eine allen Anfor ¬ derungen entsprechende künstlerische Vollendung und kri tische Correctheit. Beiden Herausgebern gebührt der Dank aller gebildeten Kunstfreunde: sie dienen der Kunst im edelsten Sinne, indem sie ihr die Schöpfungen eines ihrer Großmeister in reiner unverfälschter Gestalt er halten. Lassen wir sie selbst sprechen: „Wir wollten den Geist des Meisters zu reiner, voller Wirkung verhelfen; wir wollten die erhabenen Monumente, die er uns hinter lassen, von entstellendem Rost und Staub, von wuchern dem Gestrüpp, das sie unzugänglich zu machen drohte, befreien. Wir wollten endlich, durch einen Act dank barer Pietät die Vernachlässigung und Geringschätzung eines ganzen Jahrhunderts sühnen, indem wir Das, was England und Deutschland für Händel und Bach gethan, für Gluck thaten, welcher Frankreich mit dem Weihege- schenk seiner Meisterwerke begabte. Diese Absicht zu er reichen, wurde keine Mühe gescheut und unsere Arbeit auf gewissenhafte und gründliche Prüfung der authen tischsten Documente gegründet, zu denen wir zu gelangen vermochten." Diese befinden sich natürlich allein in Paris, wo Gluck seine Opern in Scene setzte, namentlich in dm Archiven der großen Oper. Durch irgend ein Errigniß — und dies bleibt in Paris noch mehr zu befürchten als anderswo — konnten sie der Zerstörung verfallen, und die Versäumniß ihrer rechtzeitigen Benutzung wäre rin unabweislicher Vorwurf für unsere Kunstpenode ge blieben. MM Pellctan war mit vollständigem Er folg unermüdlich, alle Hilfsmittel für die neue Redaction der Gluü'schen Werke zu erlangen, welche in musikalischer Hinsicht B. Damcke übernahm. Vergegenwärtigen wir uns diese Aufgabe. Die alten Pariser Partiturausgaben, nach denen die die bekannten fünf Opern Gluck's bei uns gegeben und verbreitet wurden, enthalten keinen correcten Abdruck derselben: sie sind zum Theil eine mehr getreue als in telligente Wiedergabe dcs Manuskripts, mit allen Ab kürzungen, flüchtigen Andeutungen, Auslassungen und Nachlässigkeitsfehlern. Und die Fahrlässigkeit Gluck's im Niederschreiben seiner Werke war — wie schon Berlioz bemerkt — in der That unbegreiflich, so daß man die vielen groben Verstöße, die in den Aufführungen dieser Opern begangen werden, großentheils als vom Meister selbst verschuldet bezeichnen muß, für den eine genaue und sorgsame Redaktion seiner Werke zu den Unmöglichkeiten gehört zu haben scheint. Dies findet sich auch in den alten Partiturabschristcn, nach denen die Opern einstudirt wurden, bestätigt. So fehlt z. B. oft an Stellen, wo ein Blasinstrument mit einer Stimme des Quartetts gehen soll, die Bestimmung: „welches?" und „wie weit" oder „obz. B. beide Oboen im Unisono mit der ersten Geige spielen oder die erste und zweite Geige verdoppeln sollen rc." Nur die alten Orchesterstimmen gcben über solche und ähnliche Fälle meistentheils berich tigende Auskunft, denn dem Abschreiber oder auch später den Spielern mußte der Componist seine Intentionen genauer mittheilen. Natürlich fügte der Stecher noch seine Fehler denen des Manuscripts hinzu, und eine Correctur der Probebogen durch Gluck dürfen wir schwer lich annehmen. Schreibt doch Graf Durazzo an Favart bei einer gelegentlichen Anwesenheit Gluck's in Paris: „Ich bitte, zwingen Sie Gluck zur Durchsicht der Cor- recturbogen seines „Orfeo", denn er ist von 'Natur sehr indolent und gleichgilfig in Betreff seiner eigenen Werke." Und noch ein anderer Umstand tritt hinzu. Die Edition der Opernpartituren — welche zu jener Zeit den Clavierauszug ersetzten und z. B. von „Iphi genie in Aulis" binnen wenigen Tagen in 2000 Exem plaren verkauft wurde — pflegte damals kurz nach der ersten Aufführung der Oper zu erscheinen, und das Manuskript mußte demnach vor derselben in seiner ersten Fassung dem Stecher überliefert sein. Aber schon die Proben und noch mehr die ersten Aufführungen, und die nach längerer Frist eintretenden Reprisen der Oper veranlaßten Gluck zu wesentlichen Arnderungcu, zu Auslassungen, zu Einschaltungen nener Nummern, zur Umarbeitungen ganzer Scenen (namentlich einiger Final sätze) und dics Alles blicb dann der bereits gestochenen Parfilur fremd. Aber auch hinsichtlich dieser Aenderungcn war zu unterscheiden. Denn eS traten solche dazu, durch welche spätere Dirigenten der Oper mit einsichtsloser Willkür das Werk verunstalteten, wie sich denn zu allen Zeiten die Orchesterdirigenten kein Gewissen daraus gemacht haben, sich zu unerwünschten Mitarbeitern an den Meisterwerken aufzudrängen, welche ihrer Leitung an vertraut waren. So häufte das vorhandene Material in vielfachsten Combinationen die Schwierigkeiten der kritisch sichtenden musikalischen Redaction in ungewöhnlichster Weise. B. Damcke verstand sie zu besigen. Er verbindet mit einem in timen Verständniß der Gluck'schcn Musik, ihres Geistes und dramatischen Charakters, mit dem feinfühligen Erfassen der GluLschen Intentionen auch einen vorurthrils- losen Blick für des Meisters Schwächen, ein unbefangenes klares Erkennen, wo er den vollen Ausdruck seiner Ideen nicht erreichte; er vereinigt mit einer minutiös ausge übten Forschung ein musikalisch sicheres, mit scharfsinniger uud besonnener Erwägung entscheidendes kritisches Ur- thril für Berichtigung der Fehler, Wahl der Lesarten, Lösung der Widersprüche, und dazu jene gewissenhafte Pietät, welche eigne Zuthaten principiell abweist und nur danach trachtet, Gluck mit der Physiognomie wirderzugeben, welche ihm eigenthümlich ist.
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