Dresdner Journal : 24.02.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187602240
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18760224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18760224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1876
- Monat1876-02
- Tag1876-02-24
- Monat1876-02
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- Dresdner Journal : 24.02.1876
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V ÄS. DomnAag, den S1. Februar. 187« ^dva»v««»t»pret»: I» ^»»»»» L«ar»ek«a : ^LNrlled: . . 18 Hark' ^j jLdrUod: 4 Hark SO?f ^inrstoe -kuwweru! 10 kk. rkald llo» ä«ut«ü»v» ttoiodv» tritt t'oit- uoN 8t«mpsI»u»okI»S diaru. t»»«rat«apr«l»or l ür ä«u Itauw «io«r sxo»v»Iwo«a H»titr«eil« 80 kt Uawr „kiojje>taoütV Ui« 2«ilo: SO kt. Dres-nn ZEml. Lrsvkeiaeur '^Lxlick mit LninaNm« ä«r kovll- aaä k"eiertaxa Xd«r>U» Mr äoa fvlxoväeo 1'a^. Verantwortlicher Redacteur: Hofrßth I. G. Hartmann in Dresden. Io«r»te»»»o»li»« au»M»rt,: /V Lr«-<t»eett«r, 6aauni»«ioaLr <t« Or««Uo«r ^ouraal»; «boo«i»» - L»««, Hort,' L»»kar»->«rU»-Vi«» >»»«1->r«»I»o »raaklarr ». N.: l/a»5e»c>te,n L ^oAtrr; >«UL.Vl«a-L»»>dur^ kr»^-I.«Ip«i»-rr»Lllurt ». » : Ntii L»»«e, S«rU»: A. Lvr>»«cL, LwttttUrn- L Fü>r«c^t, Nr«»«»: L. Lr««I»ur F Litt»»-«»'« Lareau; ck-mvUiH. I^oiat, kraalUart ». ».! L ^ae-er'ieko u F 0. Lr>-r»«a^,^tüw ttuckk., Laude L <7o , SSrUt»: /nv-L , LZmaovr: L' Lcda«1«r, kart»: Lava», LaMe, Lutt»«r L t7o., >toUU»ri: Laude L Oo., La»d«r,: L. LteuU-e», Visu: Ft. t-ppetik. K «rau>»»ek«rr Xüiübl. Lrpsäitiou äo» Orvxlosr ^oaraal», Orvsäso, 2vioxer»tra»»« Ko. 20. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageS-eschichte. (Dresden. Berlin. München. Wei mar. Wien. Buda-Pest. Parts. Rom. London. Konstantinopel. Teheran.) Erueunuvaen, Versetzungen re. im öffeutt. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial-NaLrichte«. (Chemnitz. Grimma. Wurzen.) Statistik und Bolkswirthschast. Feuilleton. Börsevvachrichten. Telegraphische WitterungSbericht«. TageSkalender. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 28. Februar, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Im Abgeordnetenhause beantwortete heute der CultuSminister die Inter pellation des Abg. Windthorst, wann die Vorlage deS UaterrichtsgesetzeS zu erwarten sei, mit einer längeren Darlegung der Schwierigkeit der Lor- arbeiten, deren Abschluß in nächster Zeit bevor stehe. Der Minister hofft, in der nächsten Session eia UnterrichtSgrsetz Vorleger, zu können, welches gleichzeitig mit dem Bolktschulwesen auch daS höhere UnterrichtSwesen regeln solle. Wien, Dienstag, 22. Februar, Nachmittags. (W. T. B.) Die „Wiener Abendpvst" und die „Politische Correspondenz* veröffentlichen den Wortlaut der Note, womit der türkische Minister deS Auswärtigen, Raschid Pascha, unter« 13. d. M. dem österreichisch ungarischen Botschafter, Grafen Zichy, angezeigt hat, daß vier der fünf vom Grafen Andrassy vorgeschlagenen Reform- Punkte in Bosnien und der Herzegowina sofort durchgrfübrt werden sollen, inglerchen den Wort laut der Weisungen, welche in Bezug darauf an die Vertreter deS SvltanS bei den Großmächten ergangen sind. Infolge der abermaligen Störungen des österreichi schen Gsenbahnverkehrs sind uns die neuesten Wiener Posten nicht zugegangen, weshalb wir die Antwort der Pforte an den Grafen Zichy nach dem Texte mittheileu, der unS in der neuesten stummer der Augsburger „Allg. Ztg." vorliegt. Die Note lautet: „Hohe Pforte, den 13. Februar 1876. Herr Bot schafter! Ich habe die Ehre, zu Ihrer Kenntniß zu bringen, daß die hohe Pforte mit Sorgfalt die Bosnien und die Herzegowina betreffenden 5 Punkte geprüft hat, welche in der an die Vertreter Oesterreich-Ungarns in London, Paris und Rom gerichteten und von Ew. Excellenz mir durch Verlesung mündlich mitgetheilten Depesche Sr. Excellenz des Grafen Andrassy enthal ten sind. Da die hohe Pforte die Ueberzeugung erlangt hat, daß die Mächte, um allen Verwicklungen, die aus der Fortsetzung der Unruhen in Bosnien und der Herze gowina entstehen könnten, vorzubcugen, geneigt sind, auf die insurgirten Provinzen mit allen ihnen zu Ge bote stehenden Mitteln eine die rasche Pacification der letzteren bezweckende und bewirkende moralische Pression auszuübeu, und da sie abermals einen Beweis sowohl des Entgegenkommens gegen die Rathschläge der Mächte, als des lebhaften Wunsches geben will, die Ordnung und die Wohlfahrt unter ihren verirrten Unterthanen wiedrrherzustcllen, so beeile ich mich Ew. Excellenz von der von Sr. kaiserl. Majestät dem Sultan in dieser An gelegenheit gefaßten Resolution Mittheilung zu machen. Nachdem die kaiserliche Regierung von den eben er wähnten wohlwollenden Gesinnungen der Mächte Act Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Bon den italienischen Geigenbauern. Unter dem Titel „Nicolo Paganini und die Geigenbauer* ist von Elise Polko bei Bernhard Schlicke in Leipzig soeben eine novellistisch behandelte Studie erschienen, die dem Publicum eine angenehm lesbare und zugleich sachlich unterrichtende Darstellung bietet. Die anspruchslose Verfasserin hat sich vielfach durch ihre kleinen Erzählungen aus dem Leben und Wirken berühmter Musiker bekannt gemacht, und man ließ in ihren gelungnern Arbeiten gern eine sehr roman- tisircnde, oft märchenhafte Zuthat als einen gefälligen Schmuck gelten. Später war ihre Feder wohl oft ein nrenig zu fleißig, und es machte sich in der Art der Auffassung und Durchführung eine gcwiffr Reproduk tion der eigenen Manier fühlbar. Das obengenannte Buch zeichnet sich indeß wieder durch eine concisere Hal tung, durch mehr Frischt in der Erzählung des Stoffes aus; dazu kommt das lebendige Interesse des Gegen standes , dessen Hauptperson, Paganini, immer dämo nisch anziehend bleibt, von der freien Hinzudichtung, dir schon zu seinen Lrbzeften begann, schwer zu trennen ist und eine derartige phantastisch biographische Behand lung sehr wohl verträgt. Im Anschluß daran hat die Verfasserin die Schulen und das Leben der allen Geigenbauer in den Haupt momenten historisch, aber auch novellistisch behandell, und ivenn wir daraus hier einen selbstständigen Abschnitt, „weit dabei von den Italienern Salo, Maggini, den Amati, Straduario, Guagliano und Guarnrrio die Rede ist, unsern Lesern mittheilen, so sollen dabei durchaus genommen, hat sie mittelst eines kaiserlichen Iradeh vom 15. Muharrem 1293 die sofortige Durchführung von 4 Punkten der vorgeschlagenen 5 in Bosnien und der Herzegowina angeordnct, und erklärt sie sich ent schlossen, diese Punkte in ihrem vollen Umfang in diesen beiden Provinzen in Kraft treten zu lassen. Den hier in Abschrift beigeschlossenen, an die Ver treter Sr. Majestät des Sultans bei den Großmächten gerichteten Weisungen wollen Ew. Excellenz entnehmen, daß der fünfte Punkt durch eine Anordnung ersetzt worden ist, welche sowohl den Bedürfnissen dieser Pro vinzen, als den Absichten, welche den betreffenden Vor schlag des Grafen Andrassy hervorgerufen haben, in vollem Maß entspricht. Indem ich Ew. Excellenz von dieser Entscheidung der hohen Pforte in Kenntniß setze, benütze ich diese Gelegenheit rc. Raschid.* Buda-Pest, Dienstag, 22. Februar, Abends. (W. T. B.) Die Douau steiat hier langsam; bei Szab hat sich das EiS in Bewegung gesetzt, steht aber weiter stromaufwärts fest. In Komorn ist durch die Donau und die Waag eine theilweise Ueberschwemmung verursacht worden Die Waag hat viele Brücken weggeschwemmt. In Temesvar bat die Temes mehrere Dämme durchbrochen; der Brgafluß ist ausgetreten und hat mehrere Brücken fortgerisien. Paris, Dienstag, 22. Februar. Abend-. (W. T. B.) Die Abendblätter sprechen die Lrrmuthung auS, daß der Justizmininister Dufaure von dem Marschallpräfidentcn mit der Neubildung deS CabiuetS beauftragt werden würde, doch sei eS noch immer möglich, daß die Umbildung deS Cabi uetS bis nach dem Zusammentritt der Kammern vertagt werde. (Vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „Tagesgeschilpte".) Pari», Mittwoch, 23. Februar. (W. T. B.) DaS Journal „Soleil" erfährt, daß bezüglich der Neubildung deü Cabinets Folgendes wahrschein lich sei: Dufaure werde Bicepräfident des Minister- conseilS werden und das Portefeuille der Justiz behalten, der ehemalige Pariser Polizeipräfect L^on Renault aber das Ministerium deS Innern und der Liceadmiral Pothuau daS Ministerium der Marine übernehmen. Die Minister de Cissey, Herzog DecazeS, Wallon und Caillaux würden in dem neuen Cabinrt verbleiben. Madrid, Dienstag, 22. Februar, AbendS. (W. T. B.) Nach Mittheilungen, welche der Re- gierung zugegangen sind, ist die Entmuthigung der Carlisten eine vollkommene. Außer Dorre- garay sind auch SaballS, Lizzaraga, Pinal, Mo- raleS und andere Führer nach Frankreich überae- treten. Die Unterwerfungen feiten der Carlisti- scheu Truppen mehren sich. London, Mittwoch, 23. Februar, Morgens. (W. T. B.) Im Oberhause pasfirte die von dem Lordkanzler, Lord CairnS, eingebrachte Bill über die Erfindungspatente die erste Lesung. Die Bc- stimmungen derselben stimmen im Wesentlichen mit denjenigen der in der vorjährigen Session einge- brachten Bill überein; die hauptsächlichste Aende- runa besteht darin, daß nach der neu eingebrachten Bill allen Gattungen von Erfindungen ein Schutz auf den Zeitraum von 14 Jahren hinaus gewährt werden soll. Die handelsamtlichr Untersuchung wegen deS Zusammenstoßes des Hamburger Dampfers „Kran- couia" und deS Glasgower Dampfers „Strath- clyde" ist auf nächsten Dienstag festgesetzt und findet in Greenwich Statt. Die „Kranconia" ist dieser Untersuchung wegen angehalten worden. Konstantinopel, Dienstag, 22. Februar, AbendS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Ein Iradeh deS Sultans gewährt allgemeine Amnestie den jenigen Insurgenten, welche innerhalb 4 Wochen die kleinen Differenzen nicht übersehen werden, welche sich zwischen diesen Darstellungen und den neueren For schungen über die Geschichte der Violine geltend machen. Eine freie Ausschmückung, welche die Hauptzüge im Sinne der Wahrheit aufrecht hält und größeren Leser kreisen den werthvollen Stoff ansprechender macht, ge hört hier zu den erlaubten Ausschreitungen novellistischer Plauderei. Willkürliche Erfindungen sind in dieser Plau- derai so häufig, wie die Dunkelheiten im historischen Stoff. O. B. Die Nachrichten über die Entstehung der Geigen und ihre Behandlung tauchen erst zum Anfänge des 16. Jahrhunderts in Form von Büchern und Flug- fchristen auf. Sebastian Vicding, 1511, war es, und der hochgelehrte Agricola, die in gereimter und ungereim ter Rede die verschieden gestalteten Geigen besprachen — „die Großgcigen und Kleingeigen" — und weise Nathschläge gaben, wie man sie handhaben solle zur Freude für Herz und Ohren. Später spricht auch Mi chael Prätorius ausführlich über die „Violen" und be schreibt ihren Bau und Klang, und allerlei andere Stim men erheben sich neben ihm zum Preise der Saiten instrumente, und lasten sich ausführlich sowohl über ihre Schönheit vernehmen, als auch über die Kunst, sie sein säuberlich zu spielen; von ihren Erbauern aber verlautet kein Wort, nach ihnen fragt Niemand. Und doch ver dienen alle diese kleinen und großen Werkstätten uner müdlichen Fleißes, wunderbarer Geschicklichkeit und stiller Kämpfe, daß ein dankbarer Blick auch sie suche und be wundernd an ihnen hänge. Die Laute, dies Lieblingsinftrument vornehmer Frauen und Minnesänger, galanter Ritter und verliebter Pagen, erforderte in ihrer Form und meist kostbaren Verzie rung in Gold, Perlmutter, Silber und Elfenbein gar in die Heiwath zurückkehren. Die Regierung wird auf eigene Kosten deren Häuser und Kirchen wieder aufbauen und ihnen die Mittel zur Wieder aufnahme ihrer Arbeiten gewähren. Di« Grenz- behörden werden den Insurgenten diese Maßnah men mittheilen und die Rückkehr der Ausgewan derten erleichtern. Tagesgeschichte. Dresden, 23. Februar. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer wurden mehrere kleinere Be richte der Finanzdeputation über Positionen des Nach tragsbudgets für 1874/1875 bez. des außerordentlichen Budgets für 1876/1877 durch Annahme der die Be willigung der gestellten Postulate befürwortende« De putattonsanträge erledigt. Eine erheblichere Debatte fand nur bei der Berathnng mehrerer Nachpostulate für bau liche Herstellungen bei den Landes-Heil-, Straf- und Versorgungsanstalten Statt. * Berlin, 22. Februar. Se. königl. Hoheit der Großherzog von Mrcklenburg-Strelitz hat Ber lin heute früh wieder verlasten und ist nach Neustrelitz zurückgekehrt. — Im Hotel des kaiserlich türkischen Bot schafters, Aristarchi Bey, fand gestern "Nachmittag 5 Uhr rin Diner von 32 Gedecken Statt, an welchem beide kaiserliche Majestäten theilnahmen. — Der Bun desrat!) und die vereinigten Ausschüsse desselben für das Landherr und die Festungen und für Rechnungs wesen hielten heute Sitzungen. — Das Staatsmini sterium hat auch gestern Sitzung gehalten. Nach der „Post" hätten die Ministerberathungen, welche am Sonn tage und gestern stattfandcn, sich auf Feststellung der dem Landtage zu unterbreitenden wichtigen Vorlagen be zogen, also speciell derjenigen, welche die Reform der inneren Verwaltung betreffen, unter ihnen das Compe- tenzgesetz. — Die heutige „N. A. Z." enthält an bevor zugter Stelle folgende Note: „Die sogenannte Eisen- bahnfrage giedt den Blättern fortdauernd Anlaß zu irrthümlichcn Mittheilungen. "Neuestens wurde hierüber gemeldet, daß für eine die Eisenbahnen betreffende Vor lage bereits die königliche Ermächtigung ertheilt sei, daß die Vorlage demzufolge schon in kürzester Frist dem Ab geordnetenhaus« zugchen werde u. dgl. m. In Wahr heit ist aber die Angelegenheit noch nicht über das in Sir. 34 der „Si. Allg. Ztg." charakterisirtr Stadium hinausgeschritten. Zunächst sind noch weitere technische Vorarbeiten angeordnet, die erst die Grundlage für eine Entscheidung des Staatsministeriums, eventuell einer yöhercn Instanz bilden sollen. Bis nach Vollendung dieser Vorarbeiten ist jede weitere Beschlußfassung des Staatsministeriums ausgesetzt, und es kann daher von einer Vorlage in der allernächsten Zeit füglich nicht die Rede sein." — Der „Düsseldorfer Anzeiger" vom 19. d. Mts. Nr. 50 stellte in einem Artikel unter der Ucberschrist „Der Staat und die heimische In dustrie" neben Anderm als Thatsache hin, daß „das Handelsministerium mit österreichischen Eiscnbahnbcdarfs- fabriken wegen einer Lieferung von 60 Lokomotiven für Staatsbahne» in Unterhandlung stehe." Heute erklärt nun der officielle „St.-A.*, er sei in den Stand gesetzt, diese Behauptung als völlig unzutreffend und jeder Begründung entbehrend bezeichnen zu können. Auch die vor einigen Tagen von einem hiesigen Corre- spondenten auswärtiger Blätter verbreitete Stachricht, daß in einer bei dem Herrn Handelsministcr stattgehabten Audienz mehrere hervorragende Industrielle unter Darlegung ihrer bedrängten Lage um Unterstützung durch neue Aufträge gebeten haben, ist, wie die „Post" versichert, in ihrem ganzen Umfange erfunden; dem gemäß entbehre auch alles Das, was der Herr Minister ihnen erwidert und in Aussicht gestellt haben soll, jeder tatsächlichen Grundlage. tl. Berlin, 22. Februar. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses, welcher am Ministertische die Staatsministcr Graf zu Eulenburg und Or. Frieden thal beiwohnten, bildete die Tagesordnung die fortge- gewandtc Hände zu ihrem Bau und ihrer Ausschmückung, und eben diese Hände waren es denn auch, die in aller Stille zuerst den kunstvollen Bau der Violine aufge- richtct. Man nennt zunächst den Namen eines Kerliuo von Brescia, als eines viclgrrühmten Lautenmachers, 1450, eines Dondelli von Mantua, ferner Duifopragar aus Wälschtirol, Linarelli und Anderer, als besonders geschmackvolle Arbeiter aller Art von Saiteninstrumen ten, bis denn endlich am Gardasee die erste wirkliche Gcigcnwerkstatt entstand in dem kleinen Hause des Gas- paro di Salo. Dem Wanderer, der durch das Sarcathal und die düstere Felsenschlucht, Ouco 6i Vila, jenem See entge genzicht, zeigt die mä ästige Burg des alten Geschlechts der Grafen Arco den Weg, die schimmernd mit ihren wei ßen Mauern den Gipfel eines schroffen Felsens krönt. Wie ein Riesenthautropfen vom tiefsten Blau liegt der Gardasee vor den entzückten Blicken, der größte jener zauberischen Seen des gesegneten Landes. Wild und trotzig bäumen sich im Norden, nach Tirol hin, seine Ufer auf, das Becken erscheint schmal, die Farbe grau, je weiter nach Süden aber, je mächtiger wird die Fluth, je leuchtender die Farbe. Ter eingeengte Bergs« sprengt plötzlich wie in Ungeduld seinen Gürtel und kleidet sich nun in ein lose dahinwallendes Gewand, dann und wann leicht zusammengrbalten durch die Agraffe irgend einer Insel. Aber der Gardasee wechselt seine Toilette, wie eine schöne Frau, die dem Geliebten immer neu er scheinen möchte, die Wellen zeigen einen Farbcnwechsel, wie jener räthselhaste schillernde Stein, den der Volks mund so poetisch „Weltauge* nennt. Große Vögel mit weißen Schwingen fliegen still und langsam über den See, mit weichem Flügelschlag, im Schilfe zwitschert und singt es leise, Fischerdarken mit Hellen Segeln gleiten über die Wellen, in der silbernen Furche, die sie ziehen, setzte Berathung des Etats für 1876, und zwar die Be- rachung des Etats des landwirthschastlichen Ministe riums. Nach einer kurzen Erörterung über die Frage der Ablösung der in den verschiedenen Landestheilen auf ländlichen Grundstücken ruhenden Reallasten und über die Gehalte verschiedener Beamtcnklassen, äußerte Abg. ParisiuS den Wunsch, für die landwirthschastlichen Mittelschulen das Recht zur Entlassung von Abiturien ten mit der Oualification zum einjährig-freiwilligen Dienste zu erwirken. Der Minister Or. Friedenthal entgegnete, daß bei den Ansichten hierüber im Reichs- kanzleramte für Verwirklichung dieses Wunsches die vorhandene Aussicht eine nur geringe sei. Der Minister gab hiernach dem Abg. Donalics zu dem Wunsche auf Vermehrung der kreisthierärztlichen Kräfte in den von Viehseuchen bedrohten Bezirken längs der russischen Grenze eine befriedigende Zusage und erklärte sodann dem Abg. v. d. Goltz gegenüber, daß eine Anzahl von Unregelmäßigkeiten, von denen er (v. d. Goltz) behauptet, daß sie bei Veröffentlichung der auf Grund des neuen Sruchengrsetzes angeordneten Sperrmaßregeln vorgekom men seien, allerdings sich ereignet hätten/ daß jedoch eine allgemeine Instruction in Ausarbeitung begriffen sei, welche die Abstellung solcher bezwecke. Weiterhin wurden von der Regierung eine Aufbesserung des Ein kommens der Kreisthierärzte und der baldige Erlaß von Ausführungsverordnungen zum Fischereigesctzt zugcsagt. In Bezug auf die Unterstützung der landwirthschastlichen Vereine beschwerte sich Abg. v. Czarlinski darüber, daß man den polnischen Vereinen jede Beihilfe vorent- halte, worauf Minister vr. Friedenthal erwiderte, daß genannte Vereine sofort der Unterstützung thcil- haft werden würden, sobald sie ihren politischen Charakter aufgeben und eben rein landwirthschaft- liche werden wollten. Die übrigen Etats wurden anstandslos genehmigt und hiernach zur Berathung des Etats des Ministeriums deS Innern übergegangen, dessen Einnahmen das Haus zunächst ohne Debatte ge nehmigt. Bei Tit. 1, Gehalt des Ministers, bringt Abg. Frhr. v. Heercmann das Verfahren der Regierung zu Münster gegen den Magistrat dieser Stadt wegen Er laß einer Adresse an den Bischof von Mainz zu dessen 25jährigem Jubiläum zur Sprache und bittet den Mi nister, Remednr hiergegen eintretcn zu lassen. Der Ml nistcr Graf zu Eulenburg hält den betreffenden Fall allerdings für einen peinlichen, glaubt jedoch den Re gicrungspräsidcntcn in Schutz nehmen zu können, da die UngiltigkeitLerklärung besagter Adresse damit motivirt sei, dqß sie in Abwesenheit, also Hinterm Rücken des Bürgermeisters von der Stadtvertrctung Münsters ver faßt worden sei. Derselbe schließt mit dem Wunsche: Gott gebe, daß die Zeit dieses Kampfes bald vorüber sein möge. Nach einer weitern Discusston über eine An zahl, vom Abg. Franz hervorgebrachte Beschwerden wird die Position genehmigt und die Sitzung bis morgen ver tagt. Auf der morgigen Tagc-ordnung befindet sich auch eine Interpellation des Abg. Or. Windthorst, betreffend die Vorlegung des Unterrichtsgesetzes. München, 22. Februar. (Tel.) In der morgenden Sitzung der Kammer der Abgeordneten wird der Abg. Freytag im Namen der clericalen Partei die Ne gierung in Bezug auf ihre Stellung zu der Frage des Uebcrgangs der Eisenbahnen an das Reich interpellireu und insbesondere die Frage stellen, ob die Staatsregie rung unter irgendwelchen Umständen die Eisenbahnen an das Reich abtrcten würde Lp Weimar, 22. Februar. Die durch daS Reichs- gesctz über die Civilehe nothwendig gewordene Aufhebung der Stolgcbühren hat die thüringischen Staaten veran laßt, die Geistlichen- und Schulstellen, deren Einnahmen durch den Wegfall jener Gebühren, die sich im Groß- herzogthum Sachsen auf über 50,000 M. jährlich be liefen, erheblich geschmälert werden, zu entschädigen. In erster Linie soll dies aus den OrtsKrchcnäraren, in zweiter Linie durch kirchliche Umlagen geschehen, doch sind die ärmeren Gemeinden, welche im Wcimarischen etwa 16,000 M. dazu beizusteuern haben, aus Staats- schnellen Fische mit flimmerndem Schuppcnpanzcr über- müthig hoch in die Höhe. (Fortsrtzuog folgt.) * Aus Weimar wird uns gemeldet: G. zu Putlitz hat nach seiner früher in der „Deutschen Rundschau" veröffentlichten Novelle ein sünfactiges Lustspiel ge schrieben, das vor einigen Tagen hier zum ersten Mal aufgeführt ward. „Die Kompagnons", so ist der Name des Lustspiels, leidet unter einigen Längen, doch fehlt es nicht an hübschen Momenten in der Handlung. Die Charaktere sind leicht und anmnthig gezeichnet, vortrefflich uud von anziehender Originalität die beiden Compagnons selbst, ein alter italienischer Steinhauer Leone und seine reizende Tochter Rafaclla. Dieser ist durch Erbschaft die Werkstätte, das „Studio" zuge- sallen; hier ist sic der Chef des Hauses, während der lustige, dem Wein nicht abholde Vater nur der Ge hilfe ist. Um diese Figuren gruppircn sich die übrigen, eine englische Dame mit ihrem Sohne und altem Diener, ein italienischer Arzt und seine Frau, Gestalten, wie wir ihnen im deutschen Lustspiel unendlich oft begegnen und die uns ein weiteres Interesse nicht abgewinncn, das sich vorwiegend auf jene beiden Compagnons, in denen sich die dichterische Begabung Putlitz' auf das Glücklichste offenbart conccntrirt. Die Heirath des jungen Engländers mit Rafaella bildet selbstverständlich den Schluß. * Von der illustrirten Zeitung: „Der Waldmann, Blätter für Jäger und Jagdfrcunde*, redigirt von Jvernois, ist bei Paul Wolff in Leipzig berUtS die 8. Nummer in Folioformat erschienen und man erficht aus der Führung des Ganzen eine sorgliche AnSwahl des Stoffes und seiner Behandlung.
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