Dresdner Journal : 24.03.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187603242
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18760324
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18760324
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1876
- Monat1876-03
- Tag1876-03-24
- Monat1876-03
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- Dresdner Journal : 24.03.1876
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M «9.Freitag, den A. März. Ldv»»ewe»t»pre1»r ^Ldrlivd: . . 18 »l»rd )t iLNrUvd: 4 II »r^ bü?f. Lrorelav kiuwwerv: 10 kk. L«»»«ry»1d tl« NsutsLkeo kisiod«« tritt ko»t- u»a 8tvwpvlru»et»l»^ div»». lu»erat«Qprel»er 1 ar 6ev ltLuw «wer ^vivLltMea kstitLsit« 80 kk. Vutcr „kio^vsLvät" äi« 2«i1«: SO kk. LiAedeloe»: wit ^«ullsluu« ävr 8o»ü- uvck keiortüxa ^deoä» tLr äs» kolseväso Zres-nerÄoMMl. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. 1876 1ll8«ri»teiuu»u»Niu« »a»vLrt»: L^»nck«tette»', Ooi»iiui>»iollLk äv« Vrvsäosr ckoarvrll»; HA«- /-'oft, L»»dar,-L«U»-Vt«> ». N : Laa»«n»t«»» L N«U»-Vt«ll-Niu»diir^ kr»^-L«ip»1» kr»-UUiirr N HÜLedsL: N«t«i ,- L-rll»: Z. Lo^cict, /nrcUick«»- eianit, L Nr«w«»: L Lcktotte, 2, Ltanoen'« Lür«»»; 0k«ouütt: H. kr»Lk1»rt ». H : L ^a«A«''»eks u 0. ^errma»»»»^ct>« öuevk., LauöeLCo., SürUt»: Inv-O, S»»L<>v«r:6.Lc/uixle^,- ?»ri,: Lava», La/ttte, L«Uier L Oo., ItattU»rt: Laut« L Oo., S«u»di»rs: L. LieitckAcn, Vt«»: Ak. Oxpeiit. Her»u8x«d»r: XSlUFl. Lrpväitiov äs« vrssäosr ckovnutt», Orescksa, /vioKsrstra«»« ti». 20. Amtlicher Tüeil. Dresden, 22. März. Seine Königliche Majestät haben dem Lehnssekretär bei'm Appellationsgericht zu Dresdm, Hofrath Karl Hermann Heintze, das Ritter kreuz I. Klasse des Albrechtsordrns zu verleihen aller- gnädigst geruht. Bekanntmachung, die Verleihung von Stipendien aus dem goldenen Stipendiensond betr. In diesem Jahre können aus dem goldenen Sti- pendtenfond neun Stipendien an Studirende der Uni versität Leipzig Sächsischer Staatsangehörigkeit verliehen werden. Diejenigen jungen Männer, welche gesonnen sind, sich um Verleihung eines dieser Stipendien zu be werben, haben ihre Gesuche unter Berücksichtigung der in den nachstehend abgedruckten §§ 6 und 8 der Stif tungsurkunde vom 14. Februar 1873 vorgeschrirbenen Bedingungen schriftlich bis zum 3«. April dsS- IS. bei dem unterzeichneten Ministerium einzureichen. Dresden, 18. März 1876. Ministerium de« Königlichen Hauses, von Kalkenstein. Stiftungsurkunde den goldenen Stipendiensond betreffend, vom 14. Februar 1873. Wir, JOHANN, von Gottes Gnaden, König von Sachsen rc. re- re. urkunden hiermit, was folgt: rc. rc. 8. s. Diejenigen jungen Männer, welche aus Verleihung eines Stipendiums Anspruch machen wollen, haben innerhalb der bekannt zu machenden bestimmten Frist ihr Gesuch bei dem Ministerium Unseres Hause- schriftlich einzureichen und dem- selben ») ein obrigkeitliches Zeuaniß über ihre sächsische Staats angehörigkeit, über ihre Mittellosigkeit, über letztere nach Vor- schrift der Ministerial-Verordnuug vom 2. April 1834, ferner d) ein Zeuaniß deS Directoriums der Gelehrtenschule, auf welcher sie zur Universität vorbereitet worden sind, über ihr sittliches Verhalten in den letzten drei Jahre», und daß sie bei der bestandenen Abiturientcnprüfung die erste Censur (la ld) erlangt haben, im Original oder beglaubigter Abschrift beizufügen, nnd gleichzeitig °) eine freie Arbeit, in deutscher Sprache einzureichen. Die Wahl des zu behandelnden Thema's bleibt den Bewerbern um daS Stipendium überlasten: es, wird jedoch vorausgesetzt, daß dieselben hierbei einen solchen Gegenstand wählen, bei besten erschöpfenden Besprechung ihnen Gelegenheit geboten ist, außer der Fertigkeit im Styl, auch die Reife ihres Urtheils und den Umfang ihrer erlangten allgemeinen wissenschaftlichen Bildung zu zeigen. Der Arbeit ist die ausdrückliche Erklärung, daß sie vom Einsender selbst und ohne fremde Beihilfe gefertigt worden, beizufügen. rc- rc. 8 S. Solche junge Mäuner, welche auf einem ausländischen Gymnasium voraebildet sind, oder sich lediglich durch Privat unterricht zum Besuch der Universität vorbereitet Haden, oder doch in der letzten Zeit ihrer Vorbereitung eine Gelehrtenschule nicht besuchten, und daher von der Gelehrtenschule, vor welcher sie die Maturitätsprüfung zu erstehen haben, das 8 « unter b erwähnte Sittenzeugniß nicht beibringen können, haben sich über ihr sittliches Verhalten aus eine andere glaubhafte Weise auszuweisen. Dagegen finden die übrigen im 8 6 unter », d, o erwähn ten Vorschriften auf diese Kategorie von Bewerbern um das Stipendium volle Anwendung. rc. rc- Gegeben zu Dresden, am 14. Februar 1873. (l-. 8.) Johann. vr. Johann Paul Freiherr von Falkenstein. Wilhelm Bär. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Refidenztheater. Das Gastspiel der k. Hofschau spielerin Frau Louise Erhartt aus Berlin begann am 22. März mit der Jane Eyre im Birch-Pfeiffer'schen Schauspiel „Die Waise vonLowood". Die Künst lerin erfreute sich nicht nur eines sehr lebhaften Beifalls, sondem auch eines sehr gut besetzten Hauses, das bei der oftmaligen Aufführung dieses Stückes an der hie sigen Hofbühne kaum erwartet werden durfte. Im Ganzen halte ich die Wahl und die Darstellung der genannten Rolle weder für eine glückliche, noch für eine kennzeichnende in Bezug auf das Künstlernaturell des talentvollen und technisch so fertig geschulten Gastes. ES liegt in diesem, durch reiche Mittel bevorzugten Naturell und in der Art seiner Bildung sicherlich viel Hinweis und Neigung zu stark ausgeprägten, in Leidenschaft und Tragik tief hineinragenden Cyarakter- gestalten. Der für die volle Entfaltung und das See lenleben des Weibes anzuschlagende Ton steht Frau Erhartt im Einklang mit ihrem Spiel und ihrer Ge- sammterscheinung näher, als die Empfindungsscala des Mädchenhaften. Wenn diese Scala nun auch vom eng lischen Romandichter sehr west und mit scharfen un natürlichen Farben über die Grenzen des Natürlichen hinausgeführt ist lein literarischer Spaziergang, den die theatralische Effectliebe der Frau Birch-Pfeiffer tapfer genug mitgemacht hat), so enthalten doch gerade diese uebertreibungen für die Darstellerin den Wink zur Milderung. Er stellt eine sehr peinliche Aufgabe, denn um psychologisch wahrer zu wirken, kommt es darauf an, durch jene Mäßigung wieder dem Eindruck des Karl Heinrich Körner zu Dresden, früher in Wils druff, ist der von ihm seither bekleideten Aemtcr der Advokatur und des Notariats in Folge Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte verlustig geworden, was nach 8 75 der Advokatenordnung und 8 89 der No tariatsordnung hierdurch bekannt gemacht wird. Dresden, am 15. März 1876. Ministerium der Justiz. Für den Minister: Pernitzsch. Fey. Nichtamtlicher Theil. Ukdersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Weimar. Neu strelitz. Wien. Prag. Paris. Rom. London. Konstan tinopel. Belgrad.) Dresdner Nachrichten. Proviuzial-Nachrichten. (Chemnitz. Annaberg. Wils druff.) Gerichtsverhandlungen. (Chemnitz.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschäft. EingesandteS. Feuilleton. Inserate. TageSkaleud er. Beilage. Börsennachrichtev. Telegraphische WitterungSberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 22. März, Abends. (W. T. B.) Auch von Seiten der„Politischen Korrespondenz" wird bestätigt, daß die Insurgenten das Waffen- stillstandSanerbieten Achmed Mukhtar Paschas nicht abgewiesen haben. (Vgl. die ausführlichen Mit- theilungen unter „Tagesgeschichte".) Brüssel, Mittwoch, 22. März, Nachmittags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Reprä- sentantenkammer wurde der gestern von dem Finanz- Minister Malou eingebrachte, zur Unterstützung der „Vumjuv UvI^njup" bestimmte Gesetzentwurf mit 83 gegen 4 Stimmen angenommen. Rom, Mittwoch, 22. Mürz, Nachmittags. (W. T. B.) Uebcr die Bildung des neuen Mini sterium- wird gemeldet, daß der Deputirte DepretiS neben der Präsidentschaft deS Cabinets das Mini sterium der Finanzen übernehmen wird. Der ita- lienische Gesandte in der Schweiz, Senator Mele gari, hat daS Portefeuille deS Aeußern, der Romans näher zu kommen. Im epischen breiten Gange der Romanbildung fallen outrirte Scenen weniger, als im Drama auf, wo sie in der Kürze der Zeit sich als schroffe Uebergänge gruppiren müssen. Liegt nun aber die Force einer Schauspielerin, wie im vorstehenden Fall, im kräftigen dramatischen Aus druck, so wird sie sich schwer entschließen können, zum Besten des Totalbildcs jene grellen Lichter und Schatten zu modcriren. Im Gegentheile glaubt sie wohl leicht, dieser Sette der chicancusen Nolle für ihr Individualität durch vollen Kraftaufwand eine erhöhte Wirkung abzu gewinnen. Dieses etwas starke Effectuircn ohne sympathische Feinmalerei machte sich, bei überaus intelligenter und völlig klarer Auffassung der Charakteristik und der ein zelnen Sinnstcllcn in der Darstellung der ganzen Rolle geltend, am wenigsten zum Schluß, am meiste» aber im ersten Theile derselben. In diesem wird dadurch die Lösung eines schon sehr schwierigen Problems unmög lich : die Erscheinung der Kindlichkeit und Unreife, neben Wildheit und desperater innerer Empörung des Moral- grfühls, welches Jane zu einem Worterguß anspornt, der geistig nicht siebzehn, sondern dreißig Jahre alt ist und durch deren Rhetorik sie in Oxford hätte Doctor beider Rechte werden können. Der Eindruck dieser Scene — die maßgebend für das Stück ist — gestaltet sich be denklich, wenn jene Rhetorik mit allem Nachdruck noch lebhafter herausgearbeitct wird. Jedenfalls gaben diese Effecte und der letztere, vom Autor anmuthiger geschilderte Theil der Rolle Frau Erhartt Gelegenheit, ihr vorzügliches Organ, ihre klar accentuirte Sprache und eine schöne Einfachheit der Be wegung zu zeigen. O. B. Deputirte Maucini daS der Justiz angenommen. Nachdem der Deputirte Correnti (Centrum) den Eintritt in das Cabinet abgelehnt hat, wird das selbe voraussichtlich nur au» Mitgliedern der Linken bestehen. Rom, Mittwoch, 22. März, AbeudS. (W. T. B.) Ueber die Bildung deS neuen Cabinet- wird weiter gemeldet, daß Nicotera daS Portefeuille des Innern, Zannardelli da- der öffentlichen Ar beiten, General Mezzacapo daS deS Kriege- und Doppino das deS Unterrichts übernehmen wird. Konstantinopel, Mittwoch, 22. März, Mit tags. (W. T. B.) Die Pforte ist von dem Fürsten von Montenegro officiell benachrichtigt worden, daß der Fürst den Präsidenten deS Senats und die Senatoren BoScovich und Urbiffa nach Grahovo entsendet habe, um daselbst seine Befehle wegen Aufrechterhaltung strikter Neutralität gegenüvrr den Insurgenten in der Herzegowina bekannt zu geben. Washington, Mittwoch, 22. März, Vor mittags. (W. T. B.) Die Commission de- Senates Hat ihren bezüglichen Bericht vorgelegt, in welchem ße sich gegen die Ernennung von Richard Henry Dana M». zum Gesandten der Vereinigten Staaten in London ausspricht. New - Aork, Mittwoch, 22.März, Vormittag-. (W. T. B.) Hierselbst hat man eine weitverzweigte Verbindung entdeckt, welche sich mit der Anfertigung falscher Werthpapiere der Vereinigten Staaten und der Banken beschäftigt. Lier der Haupt- betheiligten find verhaftet. Lon der Küste werden zahlreiche Schiffbrüche infolge der letzten Stürme gemeldet. Zufolge Nachrichten au- Galveston, welche noch der Bestätigung bedürfen, sollen die mexikanischen Insurgenten die Regierungstruppen im Staate Oaxaca geschlagen haben. Montevideo, DienStag, 21. März, Vormittags. (W.T.B.) Das neue Ministerium besteht auS Andre Vasquez, Finanzminister; Ambrosio Lelazzo, Mi nister der auswärtigen Angelegenheiten; Montero, Minister deS Innern, und dem Obersten LaSquez als Kriegsminister. Ein Manifest des zum Pictator von Urugay erklärten seitherigen KnegSmtvisterS, Obersten Latorre, kündigt die beabfichtigten Re formen in der Staatsverwaltung an. Tagesgeschichte. Dresden, 23. März. Laut eingegangenen Nachrichten werden Ihre königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Karl von Preußen,infolge eingetretener Erkrankung Sr. k. Hoheit des Prinzen Karl, zu dem am k. Hofe erwarleten Besuche hier nicht eintreffen. Dresden, 23. März. Die Erste Kammer be- rieth in ihrer heute Mittag 12 Uhr abgchaltenen Sitzung die Abtheilungen und U des Ausgabebuo- gets für 1876/77, allgemeine Staatsbedürfnifse und Gesammtministerium nebst Dependenzen betreffend, und bewilligte ohne erhebliche Debatte die betreffenden Posi tionen mit nur geringen Abstreichungen. Hierauf be schloß die Kammer, dem ständischen Archivar Fröhlicher für die von demselben gefertigte Zusammenstellung der während des Landtags 1873/74 von den Kämmen: ge faßten Beschlüssen, gestellten Anträgen und der daraus Die Silberentwerthung. Ueber diese mcrcantilc und staatsökonomische Materie sind neuester Zeit verschiedene kürzere und längere Erör terungen angestellt worden. Schon vor hundert Jahren hat sich der große Reformator, ja Schöpfer der moder nen Staatsökonomie, Adam Smith, mit der Schwan kung und möglichsten Fixirung der Werthmetalle be schäftigt, und neuerdings finden unsere Leser im October heft der „Deutschen Rundschau" (von 1875) einen instruc- tivcn Artikel von Neumann-Spallart: „Die Edel metalle im Kulturleben". Historisch wurde bereits der Ge genstand von Bibra in seinen „Gold- und Cilberfundcn" berührt, und die bewegliche retrograde Silbcrvaluta der Börsenberichte, die in ihrem Generaldurchschnitt die Mar- kirung einer ideellen Wcltbörse darstellcn, bildet den täglichen Kommentar zu diesem Thema. Dasselbe intercssirt auch warm genug die größeren, nicht streng geschäftlichen Kreise des Publicums, denn das ausgemünzte Metall ist das Arbeitsrrsultat und Lebensmark jedes Einzelnen, der durch sein Wirken und Genießen Theilnehmcr ist am Tribut und Gewinn, welchen die Gegenwart fordert und gewährt. Die „Allg. Ztg." brachte eine Korrespondenz aus Berlin, in der cs heißt: „Die Entwerthung des Silbers hat in letzterer Zeit so beunruhigende Dimensionen an genommen, daß man in verschiedenen Ländem eine amt liche Untersuchung dieser Kalamität anbefohlen hat. Auch in Deutschland beschäftigt man sich angelegentlich mit der Frage: wie dem stetigen Fallen der Silberpreise Einhalt zu gebieten ist, da man sich wohl bewußt ist, daß die Entwerthung des Silbers der Durchführung unserer Münzrcform einen Verlust von wenigstens eini gen Millionen Thalern bereitet. Ehe wir einer ein gehenderen Erörterung der Frage näher treten, weisen erfolgten Erledigungen und Entschließungen, den Dank der Ständeversammlung auszusprechen und die Zusam menstellung zum ständischen Archive zu nehmen. Schließ lich erledigte die Kammer einige Petitionen und Be schwerden. Die Zweite Kammer berieth den Rechenschafts bericht für dir Finanzperiode 1872/73, bezüglich dessen sie, abgesehen von einigen speciellrn Anträgen, auf An trag ihrer Rechenschastsdeputatiou einstimmig die Erklä rung beschloß, daß sie sich durch die von der k. Staats- regierung abgelegte Rechenschaft für vollständig befriedigt erachte. * Berlin, 22. März. Ueber die hiesige Feier deS Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs entnehmen wir dem „St.-Anz." Folgendes: Die Häuser Berlins zeigten schon in früher Morgen stunde einen reichen Fahnenschmuck und in der Um gebung des kaiserlichen Palais versammelte sich im Laufe des Vormittags, trotz des ungünstigen Wetters, ein zahlreiches Publicum. Die Entgegennahme der Glück wünsche feiten Sr. Majestät des Kaisers erfolgte in der Weise, daß um 10 Uhr die königliche Familie und die anwesenden fürstlichen Gäste, um '»11 Uhr der könig liche Hof, um 11 Uhr die Generalität und die Mili- tärbcvollmächtigten, um !ä12 Uhr die Kommandeure der Leibregimenter empfanden wurden. Bei dem Em pfange der Generalität hielt der Feldmarschall Graf Wrangel nach einer Mittheilung des „W. T. B." fol gende Anrede an Se. Majestät den Kaiser und König: „Ew. kaiserliche und königliche Majestät wollen in Gna den gestatten, daß ich im Namen der hier versammelten Offi ziere zu AUerhöchsldero heutigem Geburtstage unsre ehrfurchts vollen Glückwünsche in aller Uuterthänigkett darbriuge. Ew. Majestät sind der kühne Lenker der Schlachten, der nie besiegte stzldherr in Europa. Vereint flehen wir zum Allmächtigen, Er wolle Ew. Ma jestät auch fernerhin in voller Lebensfrische nnd 2 d ukrast bis in die fernsten, fernsten Zeiten zum Heil und Gegen für Deutschland gnädiglich erhalten." Se. Majestät der Kaiser und König erwiderten hierauf: „Nehmen Sic Meinen Dank für die Wünscht, welche Sie, Herr Feldmarschall, im Namen aller hier Versammelten aus gesprochen. Damit könnte Ich selbst für den heutigen Tag — endigen, wenn Sie in Ihrer Anrede nicht eine Andeutung ge macht hätten, die Ich nicht annehmen möchte, die Ich aber auch nicht abzuweisen vermag, da meine hrave Armee durch ihre Thaten sie zu einer Wahrheit gemacht hat. Sie haben Mir somit Gelegenheit gegeben, ja die Micht auserlegt, Ihrer Andeutung gegenüber allen Generälen Meiner Armee zunächst durch die heute hier anwesenden, welche früher schon zu rech ter Zeit bereit gestanden und jetzt noch mit Rath und That bereit stehen. Meinen Dank für rhre Leistungen zu sagen, ein Dank, der sich am besten in der Hoffnung, ja in Meiner Ueber zengung auSspricht, daß eS durch Ihre Hilfe auch ferner so bleiben wird." Nach A12 Uhr hatte der herzoglich sachsen - alten- burgische Minister v. Gerstenberg die Ehre, Sr. kaiser lichen Majestät die Glückwünsche Sr. Hoheit des Her zogs von Sachsen-Altenburg zu übermitteln. Um '-i-12 Uhr empfingen Se. Majestät die Mitglieder des Staats ministeriums unter Führung des Präsidenten desselben, Reichskanzlers Fürsten v. Bismarck, um 12 Uhr die Fürsten und deren Gemahlinnen, um '»1 Uhr die am allerhöchsten Hofe accreditirten Botschafter und deren Gemahlinnen und um ii 1 Uhr die Präsidien beider Häuser des Landtags. Das Familiendiner zur Feier des all.'rhöchstcn Geburtstages fand auch in diesem Jahre im Palais Ihrer kaiserl. und königl. Hoheiten des Kron prinzen und der Kronprinzessin Statt. Für das aller höchste und die fremden Gefolge war die Marschalls tafel im königl. Schlosse servirt. — Militärischerseits wurde der Festtag in herkömmlicher Weise begangen. — Der Reichskanzler Fürst v. Bismarck hatte die hier be glaubigten Botschafter, Gesandten und Geschäftsträger, sowie einige hohe Reichsbeamte zu einem Festmahle ver sammelt, während der Staatssecretär des auswärtigen Amtes, v. Bülow, die Räthe des auswärtigen Amtes und der Präsident des Reichskanzleramtes, Staats- minister Or. Delbrück, die Mitglieder des Bundesrathcü wir den Vorwurf zurück, daß unsere Münzreform an diesem beträchtlichen Verluste die Hauptschuld trage; denn es ist klar, daß auch ohne eine einheitliche Um wandlung unserer Zahlungsmittel der Verlust nicht hätte erspart werden können. Die Ursache der Ent werthung des Silbers ist sogar nur zu einem geringen Theil durch die Einführung der deutschen Münzreform bedingt worden; die Hauptursache besteht in der enor men Steigerung der Silberproduction und der sich ver ringernden Nachfrage nach Silber. Die Minen in Nevada und den Rocky-Mountains, deren Ertragsfähigkeit anfangs unterschätzt wurde, haben be deutende Quantitäten Silber zu Tage gefördert. Einen: amtlichen Berichte des Startscommissars für das Mincn- wescn, Professor Raymond, entnehmen wir, daß die Ge- sammtsilbcrproduction in den Vereinigten Staaten 1850 nur 200,000 M. betrug. Selbst 1860 hatte sie noch nicht 600,(XX) M. erreicht. 1870 dagegen betrug sie 62 Mill. M., d. h. 300 Mal so viel als vor 10 Jah ren. 1874 ergab sie über 120 Mill., etwas weniger als die drei vorhergehenden Jahre. Von 1860—1875 betrug die Silberproduction amerikanischer Minen 1,005,402,000 M. Von streng fachwiffenschastlicher Sette, der wir durchaus Glauben schenken können, wird angenommen, daß der Silberertrag amerikanischer Minen während der nächsten fünf Jahre sogar den Bettag der selben während der letzten 30 Jahre übersteigen wird. Angesichts dieser kolossalen Mehrproduktion fällt der von von der Reichsregierung zu bewirkende Verkauf des aus den ausrangirten alten deutschen Silbermünzen ge wonnenen Metalls, nach Abzug der neuen geprägten und noch zu prägenden Silbermünzcn, nicht maßgebend inS Gc wicht. Denn wenn wir selbst gemäß der vom Abg. Sonne mann im Reichstage angrstelltcn hohen Schätzung annehmrn, daß wirklich noch 450 Mill. M. zu verkaufen sind, so wird
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