Dresdner Journal : 29.03.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187603295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18760329
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18760329
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1876
- Monat1876-03
- Tag1876-03-29
- Monat1876-03
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- Dresdner Journal : 29.03.1876
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73 Mittwoch, den SS, Miez, Lbo-oemsatsprel»: l» L.at»«L.i» L«t°L.! .je, ävukokM ^LUrUvU: . . 18 Ll»ric ^oi»vi tritt kost- u»ä X MrUok: 4 LlLrtc S0 ?5 8tsmp«Iru-ebl^ vw»u. ^iarelov kiuluweru! 10 kk. L»serLt«upr»l»«r 1 Nr ä«o itsum einer 8««o»Itelleu kvtitrsilo HO 1'5, Unter „LillßseLnät" cU« 2«i1a: bO kt. Lrsckelnenr l'L^Iied init ^»»nnd n« äor Sonn- nnä koiert»,« ltdenä» tLr «le» kolssoOen r»s. DrcsdmrÄomMl. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. 1876. Io»er»tennnn»km« »a^irte: r^txilss: ^r Lrc»n<i«tett«r, LonunieüonLr ä« vreeäner lourvLl»; vbenä^i.: Lu-en H>rt, Ln»dnr,-»»rUn-Vt«» I—I-Sr««I»a kr»»k1nrt ». IL.: D«>a»«»^e»» L ^o-ier,' L«rUn -Vt«n SLindnr^ kr»^-I^li>»t» rr»nttarr N UL»«L«n: M>«e, LerUn . s. Ilor^ict, 7nr«U,«ien- «ta»t, // Fidrec^t, Lremen: L Lr,»t»o: D Ltano«»'« tiürsnu; Ldemnit» />>. ^o»at, kr»ntt»rt ». ».: L ^acAe^iodo u F v. D«^-7Mi»n^ctlS Loedv., Daube L L'o., SiirUt»: /nv -D, Lennerer: 6. Lc-dütiier, k»ri»: Dava», Da/itt«, Luitter L Co., »tntt^rl: Daube L Co., Sindnr,: D./cieutlAen, Vien: Oxpetüt. Uersuexederr llSnixl. Lrpsäidion «je» Drveäner looruLl«, Öreeäen, ^«in^eretr»»»« H». 20. ASonnrments - Einladung. Auf das mit dem 1. April d. I. beginnende neue vierteljährliche Abonnement des „Dresdner Jour nals" werden Bestellungen zu dem Preise von 4 Mark 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unterzeichneten Expedi. tion (Zwingerstraße Nr. 20), für auswärts bei den betreffenden Po st- anstalten. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die JnsertionSgebühren werden im Jnseratentheile mit 20 Pf. str die gespaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „EingesandteS" sind die JnsertionSgebühren auf 50 Pf. pro Zeile festgestellt. ilAM" Wir ersuchen um recht baldige Erneu erung des Abonnements, da wir sonst die Lieferung vollständiger Exemplare ohne Mehrkosten für die geehrten Abonnenten nicht garantiren können. Königl. Expedition des Dresdner Journals. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Leipzig, Dienstag, 28. März, Vormittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die soeben abgehaltene, von 04 Actionären mit 141 Aktie« und 30« Stimmen besuchte Generalversammlung der allge meinen deutschen Ereditav alt genehmigte ohne Debatte eine Gesammtdivit nde von 7 Procent, sowie auch die sonstigen Am ige deS Verwaltungs- rathS. Stuttgart, DienStag,28.März, Mittags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzu A der Zweiten Kam mer beantragten die Abgg. chmidt, Tarwey und 25 Genoffen die Bitte au die Regierung, für die Herstellung eines ReichSbahngrsetzrS zu sorgen, um den Uebergang der deutschen Bahnens» den Besitz deS Reichs zu verhüten. Ab Elben und 8 Ge noffen beantragen, die Regierung solle dahin streben, daß die deutschen rahncalamitäten be endigt werden, und wenn nur Wahl zwischen dem Uebergang der preußischen Bahnen an daS Reich, oder dem Ankauf der preußischen Privatbahnen durch Preußen bleibe, dem ersteren Schritte bei- treten. Abg. Oesterlen und 15 Genossen inter- pelliren den Minister der auswärtigen Angelegen heiten, v. Mittnacht, waü die Regierung von dem Reichsbahnprojekt wisse, wie die Regierung dazu sich verhalte, und welche RechtSauffaffung dieselbe bezüglich der Folgen der Bahnerwerbungen deS Reichs für Württemberg habe? Die Beantwor tung der Interpellation, sowie die Berathung der beiden Anträge findet nächsten Donnerstag Statt. Wien, Montag, 27. März, Nachmittags. (W. T. B.) Die „Politische Korrespondenz" bestätigt, daß die serbische Regierung officiell erklärt hat, sie habe keinerlei Absicht, die Türkei anzugreifen, noch auch in irgend etwa» daS PacificationSwerk der Großmächte zu behindern und sich dadurch einen Collectivschritt der Großmächte zuzuziehen. Die bis jetzt getroffenen militärischen Vorberei tungen seien nur eine Ergänzung der militäri schen Organisation Serbiens, welche während der letzten Jahre vernachlässigt worden sei. (Vergl. den Wortlaut dieses Kommunique unter „ Tagesgrschichte".) Versailles, Montag, 27. März, AbendS. (W. T.B.) In der heutigen Sitzung der Deputirten- kammer wurde die Wahl deS Bonapartistrn Robert Mitchell nach längerer Debatte für giltig, die jenige deS Bonapartistrn HaentjenS dagegen für ungtltig erklärt. Loudon, Montag, 27. März, AbendS. (W. T.B.) Im Unterhause beantwortete heute der Kanzler der Schatzkammer, Sir Northcote, die am letzten Freitag von Samuelson bereits angemeldete Interpellation über die von dem Kanzler der Schatzkammer in der Sitzung vom 14. vor. M. hinsichtlich der Finanzlage Aegyptenö entwickelten A «sichten. Sir Northcote erklärte, seine damals über die finanzielle Lage Aegyptens dargrlegten Anschauungen seien auf die, ihm von Cave überkommenen Informa tionen begründet gewesen. Seitdem er nun den voll ständigen Bericht des Letzteren gesehen habe, habe er keinen Grund, seine vor einigen Wochen entwickelten Mei nungen zu modificiren. 'Northcote fügte hinzu, der Premierminister Disraeli habe, als er von der unsiche ren Lage der ägyptischen Finanzen sprach, keineswegs von Entdeckungen gesprochen, welche durch den Bericht Cave's gemacht seien, sondern vielmehr von einer That- sache, die Jedermann vollkommen bekannt gewesen sei, nämlich davon, daß der Khedive Anstrengungen gemacht habe, um Arrangements zu treffen, welche die Ursache der gegenwärtigen üblen Finanzlage verbessern sollen. Der Kanzler schloß seine Rede, indem er erklärte, er selbst sei zwar nicht der Ansicht, daß die Veröffentlichung des Berichtes Cave's den Interessen des Khedive schaden könne, jedoch sei die Regierung genöthigt, die Wünsche des Khedive zu berücksichtigen. Tagesgeschichte. Dresden, 28. März. Die Erste Kammer unter zog in ihrer heutigen Sitzung den Gesetzentwurf über die Entschädigung für den Wegfall von Gebühren der Geistlichen und Kirchendiener ihrer Berathung. In der zweistündigen Generaldebatte sprachen mit Ausnahme des Herrn v. Böhlau, welcher die ursprüngliche Regie rungsvorlage der Spccialberathung zu Grunde gelegt wissen wollte, sämmtliche Redner, Meinhold, Oberhoi- prediger Or. Kohlschütter, Superintendent Lechlcr, Staats- Minister a. D. vr. v. Falkenstein und Kammerherr v. Erdmannsdorff, ihre Meinung dahin aus, daß ihnen zwar die Regierungsvorlage besser zusage, daß sie aber aus Opportunitätsrücksichten auf den von der jenseitigen Kammer beschlossenen, von der diesseitigen Deputation in mehreren wesentlichen Punkten amendirten Entwurf eingehen wollten. In der Spccialberathung wurden die beiden ersten Paragraphen unverändert angenommen. (Die Diskussion über 8 3 dauerte bei Schluß des Blattes noch fort.) Die Zweite Kammer bewilligte in ihrer heute Vormittag abgehaltenen Sitzung die Pos. 1 bis mit 7a und 10 bis mit 22 des Budgets der Staatseinkünfte, den Vorschlägen der Deputation gemäß, trat sodann den Deputattonsanträgen in Bezug auf das k. Decret, den Wiederaufbau der abgebrannten Wirthschaftsgebäuve des Kammergutsvorwerkes Graupe bei dem Vorwerke Jessen betreffend, ohne Debgtte bei. Ferner beschloß die Kam mer: die k. Staatsregierung wolle erwägen, in wieweit das Hochbauwcsen zweckmäßiger zu gestalten sei, und hierüber der nächsten Ständeversammlung eine Vorlage zugchen lassen. Schließlich wurden die Postulate für die Akademie der bildenden Künste zu Dresden, die Kunstakademie zu Leipzig, für den Kunstfond und das Körnermuseum bewilligt. * Berlin, 27. März. Ueber die Ergebnisse, welche der Abschluß des Reichshaushalts des Jahres 1875 geliefert hat, enthält der „D- R.-A." heute folgende Mittheilung: Dieselben sind befriedigend und entsprechen den Erwartungen, welche die Reichs - sinanzverwaltung hegen durfte und im Reichstage bei Berathung des Reichshaushaltsrtats für 1876 zum Ausdruck brachte. Die Verwaltung des Reichsheeres (mit Einschluß von Bayern) hat, abgesehen von den nicht unwesentlichen Ersparnissen beim allgemeinen Penfionsfond und einem höheren Ertrage ihrer Ver waltungseinnahmen, etwa 8,000,000 M. mehr in An spruch genommen, als der Äat soraussrtzte. Der Zu schuß für die Telegraphenverwaltung hat den Anschlag um rund 386,000 M. überschritten. Die Ausgaben im Hkssort des ^auswärtigen Amts sind mit etwa 254,000 M., die Kosten für Herstellung der Reichskassenscheine mit 115,-00M., und die schleswig-holsteinischen Pensionen mit 279,000 M. über den Etat hinausgegangen. An auherrtatsmäßigen Ausgaben des ordentlichen Haus halts sind rund 252,000 M. bestritten worden. Der Ueberschuß der Postverwaltung ist hinter dem Etatsan- fatze um 1,575,000 M. zurückgeblieben. Im Ganzen beziffern sich die Hauptsummen, um welche die wirk lichen Ergebnisse des Reichshaushalts für 1875 un günstiger ausgefallen sind, als im Etat vorgesehen war, auf rund 11,200,000 M. Gegenüber diesem Deckungs- bedarf sind folgende Mehrerträge bei den Einnahmen zu verzeichnen: Es haben für 1875 mehr eingebracht, als im Etat veranschlagt war: die Zölle und Ver brauchssteuern, deren Ertrag ungefähr dieselbe Höhe wie 1874 erreicht hat, 17,595,000 M., die Wechsel- stempelsteuer 289,000 M., die Zinsen von belegten Ncichsgeldern 2,583,000 M., die Reichseisenbahnen 1,4^,000 M., die Ueberschüsse der Vorjahre 198,000 M. und die verschiedenen Einnahmen zuzüglich einzelner außeretatsmäßiger Auskünfte 774,000 M. Diesen Mehr- ertrügen treten dit Ersparnisse hinzu, welche sich bei einzelnen Ausgabecapiteln ergeben haben. Es sind an Zinsen für die Reichsschuld die gesammten im Etat für diesen Zweck angesetzten 2,040,000 M., bei den fort dauernden Ausgaben der Marineverwaltung 500,000 M., bei den Ausgaben des allgemeinen Pensionsfonds (ab gesehen von den schon erwähnten schleswig-holsteinischen Pensionen) 1,428,000 M., an der Subvention für die Gotthardbahn 376,000 M. erspart worden. Im Ganzen belaufen sich die Hauptsummcn, um welche die wirklichen Ergebnisse günstiger gewesen sinv, als der Etat voraus- sctzws auf rund 27,300,000 M., so daß sich für 1875 ein Ueberschuß von etwas über 16,000/XX) M. er geben hat. — Der Generalfeldmarschall Graf v. Moltke, Chef des Gcneralstabcs der Armee, hat den ihm alle» höchst bewilligten mehrwöchigen Urlaub nach Italien angetretcn; in seiner Begleitung befindet sich der zweite Adjutant desselben, Hauptmann v. Burt. — Der „R.- u. St.-Anz." bemerkt zur Ergänzung der von ihm gebrachten (auch in unser Blatt über gegangenen) Notiz über die Entwürfe der Reichs - justizgesetze, daß dieselbe der „ B. A. C." entnommen war. Zugleich bemerkt das officielle Blatt in Betreff des Ent wurfs der Strafproceßordnung, daß nicht die zweite, wie in dem Artikel angegeben, sondern bisher nur die erste Lesung desselben Statt gefunden hat. — Wie die „N. A. Z." mittheilt, hat am 19. März eine Ausschußsitzung des Vereins für Social politik Statt gefunden, an der sich die Herren Bren tano, Dunckel, Engel, Gensel, Gneist, Held, Hirsch, Janson, Kalle, Ludwig-Wolf, Nasse, Roth, Samtcr, Schmöller, Sombart und Thiel betheiligten. Es wurde beschlossen, die Thätigkcit des Vereins fortzusetzen zu nächst durch Verbreitung einer Schrift über das Lehr lingswesen, dann durch Vorbereitung eines Bandes von Gutachten über die wichtige, jetzt schwebende Communal- steuerfrage. H. Berlin, 27. März. Ix der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses theilte der Präsident zu ¬ nächst mit, daß vom Minister der auswärtigen Ange» legenheiten der zwischen Preußen, Oldenburg und Bre men abgeschlossene Vertrag wegen der künftigen Unter haltung der Schisffahrtszeichen eingegangen ist. Der Finanzminister gab hiernach eine eingehende Ueberficht über den Finanzabschluß des Jahres 1875, aus dem hervorgeht, daß der Etat des benannten Jahres in Ein nahme und Ausgabe mit 694,498,919 M. balanctrte, während die wirklichen Einnahmen sich auf 704,090,821 M., die Ausgaben aber abzüglich der AuSgabereste auS dem Jahre 1874 und einschließlich der ins Jahr 1876 hinüberzunrhmenden, bereits angewiesenen Ausgaben auf 686,712,785 M. belaufen, so daß das Jahr 1875 mit einem Ueberschuß von 17,378,036 M. abschließt. Wenn davon auch 1,584,914 M. zu Mehrausgaben bei der sogen, extraordinären Verwaltung entnommen wer den müssen, so verbleibt doch immer ein disponibler Ueberschuß von 15,493,121 M. Dir Minderausgaben bei den verschiedenen Verwaltungen haben zusammen 16,099,047 M. ergeben, denen allerdings Mehrausgaben von 8,312,113 M. gegenübertreten, so daß im Ganzen eine Ausgabeersparniß von 7,786,934 M. stattgefunden hat. Die bedeutendsten Mehrausgaben find bei der Justizverwaltung erwachsen, welche jedoch durch das ein gegangene Plus an Sporteleinnahmen mehr als gedeckt werden. Minderausgaben weisen besonders die Etats der allgemeinen Finanzverwaltung, der Staatsschulden verwaltung, vorzüglich aber der des Handelsministeriums auf, und zwar bei der Bergwerksverwaltung 992,000 M., im Ordinarium der Eisenbahnverwaltung 5,827,000 M. und im Extraordinarium derselben 1,072,000 M. Der Minister erklärte am Schluß seines Exposes, daß aus der französischen Kriegscontribution noch 24 Mill. M. auf die Staaten des Norddeutschen Bundes ver theilt werden und daß davon 19,400,000 M. auf Preu ßen fallen würden, die, wenn keine andere gesetzliche Bestimmung darüber getroffen wird, nach Maßgabe des Gesetzes über die 120-Millionen-Anleihe dem Äsenbahn- bau zu Gute zu kommen habe. Das Haus trat hier nach in die Tagesordnung ein, deren erster Gegenstand dir erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Vereinigung des Herzogthums Lauenburg mit der preu ßischen Monarchie war. Der Entwurf wird nach längerer Discnssion, an welcher sich die Abgg. vr. Virchow, Hammacher, Wisselink, Behr, Windthorst- Bielefeld, Miquöl, sowie Regierungscommissar Geh. Rath Michelli betheiligen, genehmigt und soll, nach Ablehnung eines Antrags des Abg. Ur. Virchow, denselben commtssarisch zu berathen, die zweite Berathung desselben im Plenum stattfinden. Nach Erledigung einiger Petitionen, sowie des Etats der Serbadeanstalt Cranz, beschließt das Haus auf Antrag des Abg. Schmidt, die Staatsregieruna auf- zufordcrn, auf die Beseitigung der fiscalischen Brücken zölle baldmöglichst Bedacht zu nehmen, und wird sodann die Sitzung auf Mttwoch vertagt. München, 27. März. (Tel.) In der heutigm Sitzung der Kammer der Abgeordneten beant wortete der Justizminister vr. v. Fäustle vor Eintritt in die Tagesordnung die am letzten Donnerstag von dem Abg. Or. Schüttinger verlesene Interpellation, be treffend die Verbindung eines Reichsamtes mit einem bayerschen Staatsamte. Der Minister erklärte, daß es nach der Lage der Gesetzgebung des Reichs zweifellos zulässig sei, Beamte einzelner Bundesstaaten zu Reichs- bankcommissaren zu ernennen; auch stehe dem kein durch das Landesrecht begründetes Hinderniß entgegen. Die Besorgniß, daß eine solche Doppelstellung zu Collistonen führen könne, sei vollständig unbegründet. Die Bank- commissare hätten keinerlei verwaltende, sondern nur eine beaufsichtigende Stellung. Im weitern Fortgange der Sitzung erledigte die Kammer die Petitionen mehrerer Gemeinden in Betreff der Errichtung von Schulen. (Die betreffenden Gemeinden sträuben sich gegen die Errichtung einer eigenen Schule, und der Petitions- ausschuß hält die Petitionen für begründet, da das Schuldotationsgesetz vom Jahre 1861 die Schulen zwar für Gemeindeanstalten erkläre, aber nicht bestimme, daß Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Auf dem Dresdner Konservatorium für Musik war am 27. d. rin theatralischer Uebungsabend veranstaltet. Es wurde — mit sehr zweckmäßiger Wahl — Kreutzer's Oper „Das Nachtlager in Granada", und zwar mit Hinweglaffung der Chöre, aber mit Begleitung des Orchesters — nur von Zöglingen des Institutes aufgeführt. Solche Versuche in möglichst vollständiger Aufführung einer Oper bieten den Schülern ungemeine Vortheile für die praktische Uebung und für die Prü fung ihrer Kräfte. Den Spielern im Orchester eröff nen sie ganz neue Seiten der instrumentalen Aufgaben, neue Schwierigkeiten correcten Zusammenspiels; den Ausführenden auf der Bühne ergeben sie das Gefühl eines schon erlangten erfreulichen Grades von musika lischer Sicherheit in ihrer gesanglichen Vorbildung für die Bühne, oder die Ueberzeugung, daß sie für ein solches Ziel noch andauernden, eifrigsten Fleiß einzu- setzen haben. Manchem auch zeigt eine solche praktische Ausübung «die Unzulänglichkeit seiner Begabung und führt ihn zur Einsicht, daß es gerathener sei, dem lockenden Ruf der Bühne zu widerstehen, als die Zahl ihrer unfähigen Mitglieder zu vermehren. Für all' diese fördernden Erfahrungen fand sich genugsam Ver anlassung in dieser Aufführung. Das ermuthigendste Resultat gewann Herr Meinhold in der Rolle des Jägers. Sein Bariton ist nicht stark, aber von sehr angenehmem, gleichmäßigem, warmem Klang, rein in der Intonation, technisch löblich und mit Geschmack 'ge schult ; seine Vorbildung erscheint genug vorgeschritten, um auf einer (räumlich kleinen) Buhne erfolgreich mit ¬ wirken zu können. Es ist ein anerkcnnenswerthes Ver dienst der Herren Lehrer, wenn sic von Zeit zu Zeit mit sorgsamer Mühe und Umsicht solche theatralische Ucbungsabende veranstalten; es waren dafür thätig Herr Director Pudor (Studium der Opernpartien), Herr Bürde (Darstellung), Herr Schmole (Orchesterlcitung) und die Herren Brömme und v. Böhme als Gesang- lrhrer. C. B. Die deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Zu jeder Zeit bereit sein, Gutes zu tbun, Anderen zu helfen und dabei mit Mannesmuth das eigene Leben aufs Spiel setzen, das ist der Zweck eines Häufleins unserer deutschen Landsleute, welche Sommer und Win ter, Frühjahr und Herbst hindurch gleich rastlos thätig Wache halten an den Küsten unseres deutschen Vater landes zur Rettung der zur See gefährdeten Mitmenschen. So hat denn auch im vergangenen Jahre die Mann schaft der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiff brüchiger eine Reihe von Heldcnthaten vollführt, die zwar nicht hinausposaunt worden sind in die Welt, von denm aber die 104 Personen, welche durch sie dem Tode in den Wellen entrissen worden sind, dankend er zählen können und erzählen werden, so lange sie leben. Um nun zu zeigen, welcher Art diese Thätigkeit der braven Männer gewesen, lassen wir hier eine Anzahl Details über die im Vorjahre an deutschen Küsten vor- gekommrnen Seeunfälle und Rettungen folgen, welche wir dem Jahresberichte der oben bezeichneten Gesellschaft entnehmen: Am 25. März passirten auf dem Wege nach ihrer Hrimath 5 gerettete Mann der Besatzung des auf der Telloplattr gestrandeten russischen Schooners „Charlotte", Capitän Wiekmann, die Staot Bremen. Ihr Steuer mann erzählte über ihre Rettung folgende Einzelheiten: Der russische Schooner „Charlotte" war mit Steinkohlen beladen von Shields nach Brunshausen bestimmt. Den 20. März, bei starkem Nordweststurm und heftigem Schnee gestöber trieb derselbe mit dicht gerefften Segeln auf die Telloplatte bei Baltrum und wurde in kurzer Zeit total wrack. Um 4 Uhr Morgens nahm das Schiff, welches sich zwar noch auf flottem Wasser, jedoch wohl schon im Bereich der sogenannten Grundseen befand, eine Sturzsee über, die Alles an Bord unter Wasser setzte. Nachdem sich das Wasser etwas verlaufen hatte und man nach den: angcrichtcten Schaden sehen konnte, fand man, daß die Boote zertrümmert und der Capitän über Bord geschlagen sei. Derselbe blieb verschwunden, Niemand hat wieder etwas von ihm gesehen noch gehört. Um 6 Uhr Morgens stieß der Schooner zum ersten Male auf Grund. Vor der Gewalt der jetzt ununterbrochen über das Schiff hinrollendrn Wellen flüchtete sich die Mannschaft in die Wanten, aber dir Masten brechen uicht lange nachher und reißen die Leute mit sich über Bord. Fünf Mann gelingt es, sich wieder an den, noch am Schiffe festhängenden Lee-Wanten an Bord zu ziehen; zwei ihrer Kameraden, der Zimmermann und der Junge, ein Sohn des Rheders, sind verschwunden. Wahrscheinlich haben sie schon bei dem Sturz der Masten Beschädigungen erlitten und dann nicht mehr die noch erforderliche Kraft gehabt, gegen die See anzukämpfen. Das Schiff, durch die über Bord gefallenen Masten erleichtert, wurde nun von der See noch weiter auf den Strand geworfen und nahm, in dem flachern Wasser, nicht mehr so schwere See über wie vorher, so daß es den Leuten mit Ausbietung aller ihrer Kräfte noch mög lich war, sich auf Deck zu halten. Aber vor Kälte er starrt und alle Augenblicke wieder aufs Neue durch näßt, fangen ihre Kräfte an, sie zu verlassen. Man fragt sich schon, ob es nicht besser sei, diesem qualvollen Dasein ein Ende zu machen. Da erblickt der Steuer mann auf der Spitze einer hohen Welle in Lee einen schwarzen Punkt. Was kann das sein? Wrackstücke oder ein Boot. Ein Boot — unmöglich — bet der hohen See kann sich kein Boot halten. Aber es war doch ein Boot und zwar das Baltrumer Rettungsboot mit seiner braven Mannschaft, die sich mit unsäglicher Mühe nach dem Wrack hingearbeitet, um ihre in Lebens gefahr befindlichen Brüder zu retten. Um 9 Uhr Mor gens gelang es der Bootsbesatzung, die Schiffbrüchigen abzunehmen. Der Steuermann erzählte, als sie die Ge wißheit erlangt hätten, daß es wirklich ein Boot sei, was ihnen zu Hilfe käme, hätten sie Alle geweint wie die Kinder. Wie er ans Land gekommen, darauf könne er sich nur dunkel besinnen, er wisse nur, daß man ihn aus dem Boote gehoben und nach dem Hause des Vogts getragen, welcher ihn mit trockner Kleidung ver sehen und mit Speise und Trank erfrischt hätte. Bei dem in der Nacht vom 16. auf den 17. jenes Monats wüthenden Nordwcststurme war die holländische Kufs „Zwei Gebrüder", Capitän Nicnhuis, aus Appin- gedam in Holland, mit schweren Eisenplatten von Rot- -terdam nach Kicl bestimmt, so leck gesprungen, daß sie nicht mehr flott gehalten werden konnte, und am 17. gleich nach Mittag bei Darserort auf den Strand gesetzt werden mußte. Wenngleich der Sturm nun schon etwas in der Abnahme begriffen war, so ging die See doch noch so hoch und brach sich auf dcn Riffen vor der Ortsspitze so sehr, daß die Wellen sofort über das tief- liegende Schiff hinwegschlugen. Der Besatzung war es nicht möglich, mit dem eigenen Boote abzukommen, und auch vom Lande aus konnte ohne Lebensgefahr kein anderes als das Rettungsboot zu Hilft geschickt werden,
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