Dresdner Journal : 29.04.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187604296
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18760429
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18760429
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1876
- Monat1876-04
- Tag1876-04-29
- Monat1876-04
- Jahr1876
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447
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- Titel
- Dresdner Journal : 29.04.1876
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I» »«t«a«: dat»rllod: . , »8 tt»rk ^Mrllob: 4N»rkb0?L 8i»»»Io» liovunora: 10 kk. Lu»»«i-K»Id ä« dvutiekev Leiotiv« tritt ko«t- uoä 8t«vpsI»«»atiI»E tlu»»u. kAr d« L»iua eiosr 8»«P»tt«»e» ksUtrsils zy ?k. vutsr „Lm^oiLvdt'' di« 2oil«: bv kk. Lr»cd «!»«»: Mitglied aut d«r 8oaa- aoel k«iart»A« Abeod» kLr de» Sol^«od«o Sonnabend, den 29. April. DreMerIolMMl. Verantwortlicher Redacteur: Hoftath I. G. Hartmann in Dresden. 1876. 1a»«r>te»»»^»« »u»MLrt,r L«tp«lU: Leaxd-tett«', 6<rmau»»t0LNr da» vr«doer doanutt,; od«vd»».: >«—I-rr»«t»ll 7r»L^k»rr «. N. - säa»«^te»^ L >l L^«i sto«e, ««rU»: o. Lor^ct, k^rakiÄsn- «ia«L, L Nr«»«»: L Schott«, Nr«^««; I, St«»««,', ÜLre»u; vd-matt»- F>. rr«attarl ». N.: L ^a«A^,oks o. <7. Len-ma-M^ob« ttucdk., L«-0«L 6«, SSrUt»: , L»»»,««r: 6 Lc-S«l«7,- r»rt»: Lava«, La/Ut«, Laüisr L 6o., a»«u<f«rt: Laad« L 0o., »«dar,: ? Lr-ad-s», Vt«»: Ak. L-ppekiL. Heraus,«dvrr NSni,l. Lipaditioa ä« l)ro»da«r ^oaraal», vr«doll, 2vü>,er»tr»«»« Ko. LV. Amtlicher Theil. Dresden, 28. April. Seine Königlich« Hoheit der Grobherzog von Oldenburg ist gestern früh hier etngetroffen und im Hotel Bellevue abgetreten. Bekanntmachung, betreffend die Außerkurssetzung von Scheidemünzen der Thalerwährung. Dom 12. April 1876. Auf Grund des Artikels 8 des Münzgesetzes vom 9. Juli 1873 (ReichS-Gesetzbl. S. 233) hat der Bun- drSrath die nachfolgenden Bestimmungen getroffen. 8 l- Die Groschenstücke der ThalerwLhrung, die '/»» Vm, Vi» Thalerstücke und alle übrigen, auf nicht mehr als Vu Thaler lautenden Silberscheidemünzen der Thalerwährung, welche noch gegenwärtig gesetzliche Zah lungsmittel sind, gelten vom 1. Juni 1876 ab nicht ferner als gesetzliche Zahlungsmittel. ES ist daher vom 1. Juni 1876 ab, außer den mit der Einlösung beauftragten Kasim, niemand ver pflichtet, diese Münzen in Zahlung zu nehmen. 8 2. Die im Umlauf befindlichen, in dem § 1 bezeich neten Münzen werden in der Zeit vom 1. Juni bis 31. August 1876 von den durch dir Landes-Zentral behörden zu bezeichnendem Kassen derjenigen Bundes staaten, welche diese Münzen geprägt haben, oder in deren Gebiet dieselben gesetzliches Zahlungsmittel sind, nach dem in Artikel lo Nr. 3 deS Münzgesetzes vom 9. Juli 1873 festgesetzten Werthverhältnisie für Rech nung des Deutschen Reiches sowohl in Zahlung ge nommen, als auch gegen Reichs- oder Landesmünzen umgewechselt. Nach dem 31. August 1876 werden derartige Mün zen auch von diesen Kassen weder in Zahlung, noch zur Umwechselung angenommen. §3. Die Verpflichtung zur Annahme und zum Umtausch (K 2) findet auf durchlöcherte und anders als durch den gewöhnlichen Umlauf im Gewicht verringerte, in- gleichen auf verfälschte Münzstücke keine Anwendung. Berlin, den 12. April 1876. Der Reichskanzler. v. BiSmarck. Zur Ausführung der Bestimmungen der vorstehen den, durch das Reichs-Gesetzblatt vom Jahre 1876 S. 162 publicirten Bekanntmachung des Herrn Reichs kanzlers, nach welcher von dem 1. Juni d. I. ab von dm sächsischen Landesmünzen die kupfernen Fünf-Pfennigstücke, die silbernen Halden Neugroschenstücke, die Ein- und Zwei-Neugroschenstücke und die im 20-Guldmfuße ausgeprägten Churfürstlich und Königlich Sächsischen i/„ Thalerstücke außer Kurs gesetzt werden, wird hiermit bekannt ge macht, daß in den Monaten Juni, Juli und August 1876 die vorbezeichneten Münzen von der Finanz- Ha uptkasse zuDresden, der Lotterie-Darlehnr« kasse zu Leipzig und von sämmtlichen Forst- rentä intern, Bezirks steuer-Ein nah men,Haupt- Zoll- und Steuer-Aemtern, Nebe nzollämtern, Untersteuerämtern und Zoll- und Steuer- Recep tu ren nach dem gesetzlichen Werthverhältnisie sowohl in Zahlung angenommen, als auch gegen Reichs, oder Landesmünzen umgewechselt werden. Diese Casimstellen sind auch ermächtigt wordm, die von anderen deutschen Bundesstaaten geprägten Feuilleton. Redigirt von Otto Bauet. Dresden, 28. April. In Nr. 118 der „Dresdner Nachrichtm" wird berichtet, daß im Mat die Ausstellung der vom Staate acqutrttten Sammlungen des Directors vr. Mrver im Zwlngerpavillon erfolge« solle, daß der Pavillon wegen dieser Maßregel dem Chore de-Hof- theaters schon im October vor. Js. genommen und ledig lich „wegen der unbeugsamen WillenSmeinung eines RrsiottchefS" den ganzen Winter hindurch entzogen ge blieben und der Hoftheatrrkasie aus dieser Entziehung ein Aufwand von einigen Tausend Mark an Miethzins erwachsen sei. Diese Angaben sind durchaus unrichtig. Zunächst ist von einer Ausstellung der Meyer'jchcn Sammlungen im Zwingerpavillon gar nicht die Ned«. Derselbe soll vielmehr eingerichtet werden, uni die mit dem naturhistorischcn Museum verbuudene ethnographische Sammlung, von welcher allerdings die von Or. Meyer ebensalls mitgebrachten ethnographischen Gegenstände einen Theil bilden, dauernd aufzunehmcn- Sodann war die Einräumung und Aufstellung dieser Sammlung ursprünglich für den Spätherbst vorigen Jahres beab sichtigt, da sich aber ergab, daß für die neue Bestimmung deS Saales einige bauliche Veränderungen nothwendig waren und diese vor Eintritt deS Winter- nicht mehr vollendet werden konnten, so zog man e- vor, die Sammlung in einem unterdessen frei gewordenen Raume einstweilen aufzubewahrrn und die Einrichtung de» Pavillon- erst im Frühjahr vorzunehmen. Daß der HosthcaterLor inzwischen Schwierigkeiten gefunden, ei» andere- passende- Urbungslocal zu gewinnen, war der Verwaltung deS ZwingtlpavillonS anfänglich nicht be- Scheidemünzen, welche nach § 1 der vorstehenden tke- kanntmachung des Herrn Reichskanzler- vom l. Juni 1876 ab außer Kurs gesetzt werden, innerhalb des vorgedachten Zeitraums in Zahlung oder zur Umwech- selung anzunehmen. Die gegenwärtige Bekanntmachung ist auch in einer der nächsten Nummern der Amtsblätter zu veröffent lichen. Dresden, den 26. April 1876. Finanzministerium. von Friesen. v. Brück. Nichtamtlicher Theil. U-bersicht. Telegraphische Nachrichten. TaaeSgeschichte. (Dresden. Berlin. München. Wien. Paris. Brüssel. London. Kopenhagen. St. Petersburg. Rio-de-Janeiro.) ReichSeiseubahndebatte im preußischen Abgeord- ueteuhause. Ernennungen, Bersrtzunge» rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Proviuzial-Rachrichten. (Plagwitz. Zwickau. Pirna. Glauchau.) Vermischte». Statistik und Lolkswirthschaft. Feuilleton. Inserate. Tageskaleuder. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische WitterungSberichte Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Donnerstag, 27. April, Abends. (W. T. B.) Dem Beruehmen nach hätte der ungarische Ministerpräsident Tisza gestern aufS Neue de« Kaiser um seine Entlassung ersucht, der Kaiser habe dieselbe jedoch verweigert. Die Verhand lungen der beiden Ministerien werden fortgesetzt und dürften, wie man Jetzt annimmt, voraussicht lich noch längere Zeit in Anspruch nehmen. Die von einigen Blättern gebrachte Meldung, daß der russische Generalkonsul Staatsrath Ionin namens deS hiesigen CabinetS mit den Insurgenten unterhandele, entbehrt ebenso wie die Nachricht, daß der Statthalter Baron Rodich von seinem Posten zurücktrete, nach Mittheilung von gut unterrichteter Seite jeder Begründung. An einer beute in der Abrüstungsftage unter dem Boriitz dcS Kürsten v. Colloredo-Mannsfeld stattgehabken Conferenz nahmen 4 Mitglieder des Herrenhauses und etwa 3» Mitglieder deS Abge ordnetenhauses Theil. Nach einer eingehenden Berathung wurde einstimmig ein Antrag ange nommen, in welchem die Geneigtheit zur Bc- schickung einer europäischen Abgeordnetenconferenz ausgesprochen und die Einsetzung eines aus 9 Mit gliedern bestehenden ComitäS zur Berathung der bezüglichen Fragen vorgeschlagen wird. Brüssel, Donnerstag, 27. April, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Repräsen- tautenkammer machte der Ainanzminister Malou die Mittheilung, daß die belgische Negierung, nach- dem die Zuckerconvention von den holländischen Generalstaaten abgelehnt worden, wegen deS Zu sammentretens einer neuen Conferenz über die Zuckerfrage Schritte eingeleitet habe. kannt, als sie aber Nachricht davon erhielt, hat sie nicht einen Tag gezögert, demselben den Pavillon bis zum Eintritt der Bauperiode wieder zur Versügung zu stellen. Der Chor hat das Local denn auch schon wieder ge raume Zett hindurch und bis auf den heutigen Tag benutzt. Die Sängerin von Santa Maria dell' Orto. Novelle von Adolph Ster». (Fortsetzung au- Nr. 97 ) Wie die ersten Klänge vom Chor herabrauschten, trafen sich die Blicke des stattlichen Senators und Paolo Correo's. Jeder laS im Gesicht des Alldem seinen eigenen Gedanken: wo blieb Francesca — wie konnte die vielbesprochene Composition Barbarelli's ohne sie zur Ausführung gebracht werden? Und was war mit ihr vorgegangen, welche jetzt tausend Augen umsonst suchten ? Der Gesangmeister schien mit einer Art stillen Ingrimms sein Werk zu leiten — dir ganze musikliebende Versamm lung aber lauschte offenbar nur halb dem einleitenden Chor und dem kunstreichen fugirtrn Satz, mit welchem die Musik begann, und stand in stummer Ermattung, wer wohl die Stelle der Lieblingssängettn, deren Platz leer blieb, heute vertreten werde. Es vergingen kaum einige Minuten in dieser Spannung. Aber sie währten namentlich Paolo Corrro unendlich lange. Der junge Musiker, der sonst jedem feinsten Tone lauschte, Hötte heute nur rin verworrenes Geräusch von brausenden Orgrlklängen, von Violinen und Menschcnstimmrn, er fühlte sich befangen, selbst verwirrt und hätte sich am liebsten durch die dichte Menschrnmasse Bahn gebrochen, um hinaus in- Freie zu gelangen. Mit einem Male klang vom Chor herunter der Beginn einer Atte und Bukarest, Donnerstag, 27. April, Nach- mittags. (W. T. v.) Der Ministerpräsident Gene ral FloreSco hat hentr zunächst die Session der Deputirtenkammer und hierauf diejenige deS To- vatS mit einer kurzen Botschaft deS Kürsten er öffnet und gleichzeitig daS Programm deS «euek CabinetS daraeiegt In demselben wird nach außen die Bevvachtung strengster Neutralität und Festhalten a« de« Pariser Vertrage, im Innern die Aufrechterhaltung der Ordnung, Sparsamkeit in der Staatsverwaltung und eine versöhnliche Haltung verheißen. Tagtsgeschichte. Dresden, 28. April. Se. königl. Hoheit der Groß- Herzog von Oldenburg, Höchstwelcher gestern früh hier eingetroffen, ist heute Nachmittag zu Ihren könig lichen Majestäten zur Tafel in der k. Billa zu Strehlen geladen. Ihre Durchlauchten der Fürst und die Fürstin Reuß ä. L. waren gestern zur königl. Tafel in Streh len und Abends zu Ihrer Majestät der Königin Mutter zum Thee geladen. Höchstdieselben haben auch der gestrigen Vorstellung im Hoftheatrr ((in der Altstadt) beigewohnt. Dresden, 28. April. In der heutigen Sitzung der ErstenKammer erstattete Oberbürgermeister vr. Andrä Bericht über da- bezüglich deS Gesetzentwurf- über die Entschädigung der Geistlichen rc. für den Wegfall von Gebühren von den Gesetzaebungsdrputationen beider Kammern gepflogene Bereinigung-verfahren. Ma« hat sich darüber geeinigt, da- in tz 3 von der Zweiten Kammer beschlossene Verbot der Annahme von Ge schenken für Amtshandlungen fetten der Geistlichen in einer etwas präciseren Fassung in das Gesetz aufzu- nehmen, wogegen bezüglich aller übrigen Differenzpunkte dir Deputation der Zwesten Kammer Beitritt zu den diesseitigen Beschlüssen empfiehlt. Nachdem Oberhof prediger vr. Kohlschütter und Staat-minister vr. v. Gerber darauf hingewiesen hatten, wie wünschrnswrtth das Zustandekommen deS Gesetzes sei, wurde der Ver- einigungsvorschlag zu § 3 gegen 2 Stimmen ange nommen. Hierauf erledigte die Kammer eine Anzahl Petitionen. Nächste Sitzung unbestimmt. Die Zweite Kammer beschloß nach längerer Debatte einen Antrag des Abg. vr. Biedermann und Genossen auf Erlaß eines Gesetzes, eine Abänderung des Landtagswahlgesetzes betreffend, in Schlußberathung zu nehmen und nahm sodann den Entwurf eines Ge setzes, das Mobiliar- und Privatfruerversicherungswesen betreffend, mit den in der Sitzung vom 22. April d. I. beschlossenen Abänderungen in Schlußberathung gegen 2 Stimmen an. Nächste Sitzung Montag. * Berlin, 27. April. Der „D. R.- u. Pr. St.- Anz." dringt heute in seinem nichtamtlichen Theile nur die Notiz, daß der Präsident des Reichskanzleramtes, Staatsminister vr. Delbrück, auf seinen wiedpboltrn und dringenden Wunsch von Sr. Majestät dem Kaiser aus seiner bisherigen Stellung vom 1. Juli or. ab ent lassen und in den Ruhestand versetzt worden ist. lieber die Gründe, weiche den Staatsminister Vr. Delbrück zum Rücktritt bewogen haben, theilt das officielle Btatt sodann die betreffende Stelle der Rede mit, in welcher der Präsident des Staatsministeriums, Reichskanzler Fürst v. Bismarck, in der gestrigen Sitzung des Hauses der Abgeordneten Veranlassung nahm, sich hierüber zu äußern. — Der Bun des rat h und der Auschuß desselben für Elsaß-Lothringen hielten heute Sitzungen. — Die kaiserl. Reichsdisctplinarkammer zu Potsdam verhandelte heute in der Untersuchungsache gegen den Grafen Harry v. Arnim. Der Gerichtshof war zusammengesetzt aus Paolo stand erschüttert und beseligt zugleich — mit dem ersten Ton erkannte er Francesca's Stimme! Und indem er wieder emporsah, den Bewegungen Barbarelli's folgte und dem Gesang voll gespannter Aufmerksamkeit lauschte, ward er inne, daß die geliebte süße Stimme hinter dem Gitter hervorklang, hinter welchem die Nonnen und Novizen von Maria dell' Otto ihren Platz hatten. Unsicher, als könne er der unzweifelhaften Gewißheit gewiß werden, blickte er sich um. Er erblickte auf allen Gesichtern den Ausdruck verwunderter Bestürzung, er schrocknen Bedauern-. Signor Andrea Giustiniani, der Senator, war erblaßt, wie ihn Paolo nie zuvor gesehen. Durch die Reihen, die sich dicht hinter den beiden Neben buhlern drängten, ging ein summendes «Geräusch: „Sie hat sich überreden lassen — sie wird den Schleier neh- men!" Und erst im wettern Fortgang der Musik wen dete sich dir Aufmerksamkeit dem Werke Barbarelli's einigermaßen wieder zu. Nur Paolo war nicht mehr im Stande, sich zu sammeln, zu fassen. Jedesmal, wenn die Stimme Francesca's wieder erklang, sah er bebend hinauf, seine Blicke bohrten sich gleichsam durch das vergoldete Gitter, er sog begierig die Töne ein. Und sowie Francesca verstummte, verschwamm ihm alles Andere, was er hörte; kein Eindruck der Klänge hastete in seiner Seele, die Musik, von der er selbst jetzt noch wußte, daß sie vortrefflich sei, machte ihm dennoch nur Pein — Aves schien gedehnt und endlo-! Der Patri- cier im violetten Sammetkleid, der ihm wie unwillkür- sich und unbewußt, Schritt um Schritt näher kam, schien unter ähnlichen Empfindungen zu leiden. Paolo wagte ihm nur flüchtig ins Gesicht zu sehen. Ihm war al» könne Giustiniani, al» könne Jeder der Lausend Um stehenden in seiner Seele lesen. Eine heftige und quä lende Reue über seinen Abschied am verflossenen Abend erwachte alsbald. Und zugleich durchzuckte ihn der Ve den Herren Obettribunalsrath Johow (Präsident), wirklicher Legationsrath Reichardt, geh. Postrath und Oberpostdirrctvr Bald«, geh. Justizrath S«llo, Kretsgr- richtsrath Wruzel (Beisitzer). Die Staatsanwaltschaft vettrat der wirkliche Legationsrath Wilcke. Der Ange klagte war zum Termin nicht erschienen, sondern durch den RechtSanwalt Ouenstedt vertreten. Nach längerer Verhandlung wurde gegen den Grafen Arnim auf Ent lassung aus dem Dienste und Veruttheiluna in die Kosten des Verfahrens erkannt. Das Urthttl führt au-, daß die Disciplinarkammer in Ueberrinstimmung mit dem Reichsdiscipsinarhof sich nicht für befugt haste, die lhatsächüchcn Feststellungen des Gerichts zu rrvidtrrn. Es stehe fest, daß Arnim in seiner amtlichen Eigenschaft amtliche diplomatische Actenstücke vorsätzlich btt Seite ge schafft und schon dieser grobe Verstoß gegen Dienstver pflichtung genüge, um einen solchen Diplomaten nicht mehr im diplomatischen Dienste zu verwenden. Dem gegenüber seien alle anderen Punkte der Anklage unter geordnet. Ein Antrag der Vertheidigung, die früheren Vorgesetzten des Grafen Arnim, die Minister ». Man teuffel und v. Schleinitz, ferner den Fürsten BiSmarck und Lord Granville zu vernehmen, sei als unerheblich abzulehnen. — Das Abgeordnetenhaus hat heute die erste Lesung der Eiscndahnvorlage beendet (vgl. den Specialbettcht umstehend); die zweite Brrathung wird gleichfalls im Plenum stattfindrn. — Ueber die heutige Plenarsitzung de- Bun de-raths berichtet die „N.-Z." Folgendes: Den Vorsitz führte Staatsmtnister Delbrück. Es wurde zunächst Beschluß gefaßt über den Antrag, betr. die Anrechnung der Gemeindedienstzeit eines Postunterbeamten bei seiner Pensionirung. Dann folgten die im Wesentlichen be« kannten Anträge des Justizausschuffes, betreffend die Beschlüsse der Reichstagsjustizcommission über die Ent würfe eines GettchtsverfassungsgesetzeS, einer Strafpro- crß- und einer Civilproceßordnung. Der Bunde-rath stimmte sämmtlichen Anträgen zu und beschloß bez. der selben nicht schriftlich, sondern durch den Direktor der Abtheilung des Rttch-öauzleramt- für Justtzwrsen v. Amsberg der Rttchstagtcommission berichten zu lassen. Besonders wurde beschlossen, den von der Commission ringefügten Theil über die Stellung de- deutsch«» Rechtsanwalts auszuscheiden und dm Reichskanzler um Bearbeitung dieser Materie in einem besondern Entwürfe zu ersuchen. Von verschiedenen Seiten wurden Wünsche über die spätere Bertheilung der Untergerichte geltend gemacht. Der Antrag des Handel-au-schusses auf Ein leitung eines EnquöteverfahrrnS bezüglich der gesetzlichen Regelung des Patentwesens (Schutz der Erfindungen) wurde angenommen. Derselbe Ausschuß berichtete sodann über die Vorlage betreffend die zu erlassenden Ausführungs- bestimmungen zum Gesetz über die Beseitigung von Ansteckungsstoffen bei Biehbefirderungen auf Eisenbahnen. Mündliche Ausschußderichte wurden ferner erstattet über den Antrag Hessens wegen Aenderung des Statut- der Bant für Süddeutschland in Darmstadt, über die anzu« stellenden Erhebungen, betreffend die Verhältnisse der in Fabriken beschäftigten Fraum und Minderjährigen, die Anstellung von Wundärzten al» Jmpfärzte, sowie über eine Petition, betreffend die Rheinschifffahtt, be ziehungsweise den Freihafen zu Köln. Endlich wurde der kürzlich dem Inhalte nach mitgetheilte Entwurf einer Verordnung wegen Abänderung des Gesetzes über die Ve- zirksvettrelungrn in Elaß-Lothringrn angenommen. — Am Schluffe der Sitzung zeigte der Staat-ministerDelbrück an, daß cr demnächst einen längeren Urlaub antrtten werde und daß vor dem Ende des nächsten Monats kaum An laß sich bieten dürfte, eine Plenarsitzung anznberaumen. Seines Rücktritts vom Amte that der Minister mit keinem Worte Erwähnung. * München, 26. April. Die Kammer der Ab geordneten überwies in ihrer heutigen Sitzung den Gesetzentwurf über die pfälzischen Bahnen einem beson- dern Ausschuß von 14 Mitgliedern. Im Verlaufe der Debatte wurde beklagt, daß die Renten dieser Bahnen -- -E-sS danke, ob das Geschehene schon jetzt unwiderruflich — ob es eine Möglichkeit sei, daß er Francesca verlieren könne? Er hätte die verzweifelte Frage laut in die dichtgedrängte lauschende Versammlung Hineinrufen mö gen und fühlte doch seine Zunge wie gelähmt, so daß er die hastig geflüsterten Worte Giustiniani's: „Um Gotteswillen — was wißt Ihr davon?" nur mit einem gestammelten Laut zu beantworten vermochte. Dabei klang die Messe Barbarelli's mit ihren feierlichen Rhyth men weiter, die Tönefluth umrauschte ihn wie einen Versinkenden und jeder Einsatz Francesca's hob ihn für einige Minuten wieder empor. Es war ihm, al» ob die Stimme der jungen Sängerin leicht zittere und so oft er die Wahrnehmung machte, bebte er selbst und stützte sich zuletzt, ohne es selbst zu wissen, auf den Arm Signor Andrea'-, welcher jetzt dicht neben ihm stand. Endlich ging die Aufführung zu Ende, die Kirche begann sich zu entleeren, Hunderte von flüsternden und schwirrenden Stimmen und Lauten schlugen an Paolo'S Ohr und aus allen klang der Name Francesca. Er sah noch immer und mit erneuter Anstrengung nach dem abgeschlossenen Theile de- Chor- hinauf, er nahm wahr, daß Barbarellt noch einmal durch das Gitter spracy und gleich darauf mit auffallender Hast ver schwand. Von einem dumpfen Gefühl getrieben, als ob ihm draußen besser und freier zu Muthe werden würde, suchte der junge Kapellmeister, unter den Letzten, den vordem Ausgang der Kirche zu gewinnen. Nach der Pforte, dir in die Klostergätten führte, wagte er kaum hinzublicken. Draußen war der sonst so stille Canal noch von Gondeln erfüllt, welche nach allen Seiten abfuhren und sich zerstreuten. Aber selbst tn den Worten, welchc aus den Fahrzeugen gewechselt wurden, zitterte da- Ereigniß des Tage- rach und außer FranceSca'S Namen Hötte Paolo Corrro auch den
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