Dresdner Journal : 28.04.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187604285
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18760428
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18760428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1876
- Monat1876-04
- Tag1876-04-28
- Monat1876-04
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- Dresdner Journal : 28.04.1876
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W 97. Adoua«»«»1»pr»l> r l» : ^Lkrliod: . . IS kl»rk ^jLtlrli-d- 4 I4»rk bO?f. Liu-oloo dummem: 10 kk. La»»«rl»»Id ck« 6sut»vt»sa li«i<!kv» tritt ko«t- »ull 8tomp«Iru»otll»^ tuüru. los»n»t«Lpr»t»<,r kSr ä»a L»uw maer xsipLlbsovo kstitrsUs SO kk. Outvr „Liv^obavät'' ctis 2oilv: bO kk. LrseLelL«»: ILzUoll mit «uv»time ä«r 8ooo- rm^ ksi»rt»DS ^devcl» Mr Ueo kol^«n6sr> l'Lx. Freitag, den 28. April. Dres-nerAmmml. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. 1876 Ia»«r»t«i»L»ai»kmv »u»^Lrtsr L«ip»iU: F> etter, LomwiiuoaLr <l« Orssduer 6ouriuU»; HAen H>rt, kUu»dur^->«rllL-Vl«» L»tp»iE- U—l-Lr«^»a rr^Lktarr ». N.: I/aasenit«» L ^opt«r,' L«rU».Vi»a-L»wdor^ rnmttirr N NU»cL«: L««t >«rU»: Z. Lornict, L. Xi-re«Ht, »r«»«: L. ü«-tt,tte, Nr««t»»: I. §ta«o»n'« vürs»u; VLsouüt«: H. ^o»at, kr»Llttvrt ». N.: L. ^aeAer'»ot>« u. F (7. Lerrma^»vtis Üu^kt»., LaudeL 60 , SvrUt,: /«vL , L»»L»r«r: (7. 8e-U»K«-,- k»rt,: Lava». La^tt«, Letter L 17o., : La«-« L Oo., Niodiu,: L /rieväA«^, Vi«o F7. t-xpetit. ll«r»ii8r»dvrr XSnizl. LrpvUitioa 6s» vrosäoor louro»!», Orvsäsa, /.viü^srstr»»»« No. SV. Amtlicher Tbeil. Dresden, 27. April. Ihre Durchlauchten der regie rende Fürst und die Fürstin Reuß ä. L. sind gestern Nachmittag hier eingetroffen und im »Hotel Bellevue" abgetreten. Dresden, 26. April. Auf allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ablebens Ihrer Königlichen Hoheit Dona Isabella Maria, Infantin von Portugal und Algarbien, am Königlichen Hofe eine Trauer auf eine Woche, vom 27. April bis mit 3. Mai d. I., an gelegt. Bekanntmachung, die Soldaten-Knaben-Erziehung--Anstalt zu Kleinstruppen betreffend, vom 13. April 1876. Bei der Soldaten-Knaben-Erziehungs-Anstalt zu Kleinstruppen sind diese Ostern, beziehendlich Michaelis dieses Jahres, noch einige Zöglingsstellen zu besetzen. Es werden demnach Diejenigen, welche auf solche Stellen für ihre Söhne, beziehcndlich Mündel reflectiren, hierdurch veranlaßt, ihre diesfallsigen Gesuche alsbald und spätestens bis zum 29. dieses Monats beim Kriegs- Ministerium allhier anzubringen. Zur Aufnahme berechtigt sind die Söhne von Mili tärpersonen des Königlich Sächsischen (XU.) Armee- Corps vom Feldwebel abwärts, welche entweder sich noch im activen Militärdienste befinden, oder aus diesem mit Jnvalidenversorgung oder dem Civilanstellungs- Schein ausgeschieden, beziehendlich im aktiven Dienste im Frlde geblieben oder in unmittelbarer Folge des Dienstes gestorben sind. Die Aufzunehmenden müssen ehelicher Geburt sein, das 12. Lebensjahr erfüllt haben und der evangelisch-lutherischen Confession angehören. Jedem Aufnahme-Gesuche find beizufügen: a) das Taufzeugniß des betreffenden Knaben, d) ein ärztliches Zeugniß über den Gesundheits zustand desselben, ol der Impfschein, 6) ein Schulzeugniß, e) der Militärabschied des Vaters, wenn dieser nicht mehr activ dient, t) der Trauschein der Eltern des Knaben, g) der Todtenschein der Eltern bei Waisen. Dresden, am 13. April 1876. KriegS-Ministerium. von Fabrice. Trautmann. Nichtamtlicher Theil. U-bersich«. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Straßburg. Mün chen. Schwerin. Wien. Rom. Neapel. London. Kopenhagen. Bukarest. Konstantinopel.) Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Mittweida.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. EiagesaudteS. Feuilletou. Inserate. TageSkalender. Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffeutl. Dienste. NeichSeisenbahvdebatte im preußischen Abgrord- netenhause. Statistik und VolkSwirthschaft. Inserate. Börsennachrichtev. Telegraphische WitterungSderichte Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 26. April, Abends. (W. T. B.) Die von verschiedenen Seiten gebrachte Mel dung, wonach die russische Negierung in Vorschlag gebracht haben sollte, die Herzegowina und Bos nien alS autonome Tributärstaaten zu contzituiren, wird in hiesigen Regierungskreisen als unbegrün det bezeichnet. Die ungarischen Minister haben heute dem Kaiser über den Erfolg ihrer Besprechungen mit den Parteien in Buda-Pest berichtet. Der Kaiser hat hierauf den Grafen Andrassy zu sich beschie- den. Die Konferenz soll morgen fortgesetzt werden. Rouen, Mittwoch, 26. April, Abends. (W.TL B.) Bei dem Brande deS Th^ütre-des-Arts haben 8 Personen den Tod gefunden; etwa 3V Personen wurden verletzt. Rom, Mittwoch, 26.April, Abends. (W.T.B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtevkammer erwiderte der Minister des Innern, Nicotera, auf eine bezügliche Anfrage, daß er die behufs Auf- Hebung der Mahlsteuer beabsichtigte Versammlung in Mantua untersagt habe, weil er Gründe hatte, zu befürchten, daß dabei Unordnungen vor- kommen würden Auf eine weitere Anfrage machte der Minister Mittheilungen über die jüngst in Corato durch die Gemerndesteuern verursachte» Unruhen und fügte hinzu, daß die Schuldigen ge richtlich verfolgt würden. Madrid, Mittwoch, 26. April, Abends. (W. T. B^) Die CorteS haben die drei ersten Artikel der Constitution genehmigt. Die Budgetcommission hat in Uebereinstimmung mit der Regierung beschlossen, ihren Bericht der Kammer nicht vorzulcgen, ohne zuvor mit den Staatögläubigern conferirt zu haben. Der Prinz v. Wales wird sich am nächsten Sonntag nach Lissabon begeben. Kairo, Mittwoch, 26. April, Vormittags. (W. T. B) Wie auö Maffuah hierher gemeldet wird, haben die ägyptischen Truppen in Abessinien den Rückmarsch nach Aegypten angetreten. Die selben werden demnächst eingeschifft werden. Tagesgeschichle. Dresden, 27. April. Beide Kammern hielten heute Sitzungen ab. Die Erste Kammer nahm in ihrer heute Vormittag 11 Uhr abgehaltenen Sitzung den Entwurf eines Gesetzes über die Landesimmobiliarbrandvcrsiche- rungsanstalt mit einigen von der Deputation beantragten Abändeningen einstimmig an. Die Zweite Kammer verwies nach einiger De batte den Gesetzentwurf über den Schutz der Waldungen gegen schädliche Insekten (insbesondere Borkenkäfer) an die Gesetzgebungsveputation und trat sodann in dieSchluß- brrathung der Novelle zum Staatsdienergesetze ein, welche mit einigen Abänderungen bei der Schlußabstimmung gegen 1 Stimme angenommen wurde. Zum Schluß faßte die Kammer auf Antrag der beiden Finanzdeputa tionen bei der von der Staatsrcgierung den Ständen über die zum Behufc der Deckung des außerordentlichen Bedarfs der Finanzperiode 1874/75 gethanen Schritte und getroffenen Maßregeln gemachten MUtheilung Be ruhigung und ermächtigte die Staatsregierung, den zur Rückzahlung der noch umlaufenden Schatzscheine an 24 Millionen Mark, sowie den zu Deckung der außer ordentlichen Ausgaben in der laufenden Finanzperiode erforderlichen, seiner Höhe nach noch festzustellenden Be trag durch den Verkauf 3procentiger, zugleich die An gabe des entsprechenden Capitalbetrags enthaltenden Rentcutitel unter den bestmöglichen Bedingungen zu be schaffen und demgemäß der Ständeversammlung einen Gesetzentwurf vorzulegen. * Berlin, 26. April. Der „St.-A." meldet, daß Ihre Majestät die Kaiserin heute Abend nach Weimar abrcisen wird, wohin die beiden ältesten Töchter des Prinzen Friedrich Karl dieselbe begleiten und von dort hierher zurückkchren. Ihre Majestät wird im Laufe des 29. in Coblenz eintreffen. — Se. Majestät der Kaiser von Rußland wird am 11. Mai zu einem Besuche am hiesigen Hofe erwartet. Die Abreise Sr. Majestät aus Berlin wird am 13. Mai Abends erfolgen. Wäh rend der Anwesenheit des Kaisers Alexander hierselbst soll eine große Parade stattfindcn. — Die heutige „Prov.- Corr." bemerkt in Bezug auf den Rücktritt des Reichskanz- lrramtspräsidentcn, daß Staatsminister Dr. Delbrück auf seinen wiederholten und dringenden Wunsch von Sr. Majestät dem Kaiser aus seiner bisherigen Stellung entlassen und in den Ruhestand versetzt worden ist, und sagt dann weiter: „Gesundheitsrücksichten allein haben diesen Entschluß hcrbeigeführt: auch die ungewöhnliche, fast beispielslose Arbeitskraft und Arbeitslust Delbrück's konnten schließlich der aufreibenden Wirkung, welche die Anforderungen des jetzigen Staatslebcns auf alle Män ner in leitenden Stellungen ausüben, nicht widerstehen, «nd obwohl in seiner Wirksamkeit bisher noch kein An zeichen der Ermattung hervortrat, so hatte er selbst doch das Gefühl, daß seine Kraft sich aufzureiben beginne. Von dem Augenblicke aber, wo er nicht mehr im Stande zu sein glaubte, sein Amt mit voller Kraft wie bisher weiterzuführen, hielt er es für Pflicht, demselben über haupt zu entsagen." Schließlich giebt die „Pr.-C." der Hoffnung Raum, daß derselbe nach einer Zeit der Ruhe das Gefühl seiner Kraft in vollem Maße wiedergcwinnc und seine in mannichfacher Beziehung unvergleichliche und unersetzliche Erfahrung und Tüchtigkeit von Neuem dem deutschen Vaterlande widmen möge, welches ihm mit dem Kaiser und dem Reichskanzler für die bisher erworbenen so reichen Verdienste immerdar den innigsten Dank zollen wird. — Wie die „N. Pr. Z." hört, soll zum Nachfolger Delbrück's der großh. hessische Minister präsident Hofmann in Aussicht genommen sein. II. Berlin, 26. April. Im Abgeordnetenhause hat heute vor überfüllten Tribünen die Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Uebertragung der Eigen thums- und sonstigen Rechte des Staats an Eisen bahnen auf das deutsche Reich, begonnen. AmMinister- tische waren bei Eröffnung der Sitzung anwesend die Staats,ninister Camphausen, Dr. Falk, Graf zu Eulen burg, Dr. Achenbach und Dr. Friedenthal, und während der Rede des ersten Sprechers erschienen auch der Mi nisterpräsident Fürst Bismarck und der Präsident des Reichseisenbahnamtes Maybach. Stach der vom Präsi denten festgestellten Rednerliste haben sich 16 Sprecher angemeldet, und zwar 7 für, 9 gegen die Vorlage; für die Vorlage wollen sprechen die Abgg. Dr. Hammacher, v. Sybel, v. Wedell-Malchow, Graf Bethusy-Huc, LaSkrr, Jung, MiquÄ, gegen dieselbe die Abgg. Richter (Ha gen), Berger, Reichensperger, Dr. Hänel, Dr. Virchow, Windthorst (Meppen), v. Schorlemer-Alst, Biesenbach und Kalle. Indem wir bezüglich der Debatte auf den Specialbericht (in der Beilage) verweisen, bemerken wir hier, daß von diesen angemeldeten Rednern heute nicht mebr als zwei, die Abgg. Richter (gegen) und Dr. Lasker (für) das Wort erhalten haben; außerdem hat noch Fürst v. Bismarck zwei Mal gesprochen. Da der Abg. Richter, dessen Rede mehr als zwei volle Stunden gedauert, aber auch auf den Rücktritt des Präsidenten des Reichskanzleramtcs zu sprechen kam, so erklärte der Ministerpräsident ausdrücklich, daß der Rücktritt des Ministers Delbrück mit politischen Motiven durchaus nicht zusammenhänge; zwischen dem Kaiser so wenig wie mit ihm (dem Reichskanzler) einerseits und dem Minister Delbrück andererseits habe ein Schatten von Meinungs verschiedenheiten bestanden. Bezüglich der Stellung der Fraktionen des Abgeordnetenhauses zur Eisenbahnvor lage erfährt die „Voss. Ztg." Folgendes: dieCentrums- fraction beschloß in ihrer vorgestrigen (Montag) Abend sitzung , gegen den Verkauf der preußischen Staatsbahnen an das Reich zu stimmen und zu sprechen. Ferner will die Ccntrumsfraction die Verweisung der Reichseiscnbahn- vorlage in eine Commission zur Vorberathung für die 2. Lesung verlangen. Die uationaltiberale Fraction hat beschlossen, für das Reichseisenbahnproject einzu- treten. Nur der Abg. Schröder in Königsberg behielt sich die Entscheidung über sein Votum vor. Die Polen haben sich gegen den Verkauf der preußischen StaatS- dahncn an das Reich erklärt. Die Fortschrittsfraction wird, vielleicht mit Ausnahme von drei Mitgliedern, gegen das Reichseisenbahngesetz stimmen. Straßburg i. E., 24, April. Die „Str. Ztg." meldet: Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs von Sachsen waren gestern alle öffent lichen Gebäude festlich beflaggt. Um 11 Uhr Vormit tags war Gottesdienst in der Thomaskirche, welchem das 6. künigl. sächsische Infanterieregiment Nr. 106 bei wohnte. Um '^1 Uhr war gemeinsame Paroleausgade auf dem Broglieplatz. Nachmittags 4 Uhr fand ein Festessen des Offiziercorps des Infanterieregiments Nr. 105 im Offiziercasino Statt, an welchem sich auch der Oberpräsident, die Generalität, sowie die Stabsoffiziere der Garnison betheiligten. " München, 25. April. In den gestrigen Sitzungen des Finanzausschusses der Kammer der Abgeord neten, in welchen es sich großentheils um die Nachwei sung von Ausgaben handelte, referirte der Abg. Fran kenburger über den Etat der Gesandtschaften. Wie der „N. C." erfährt, bemerkte derselbe, daß er von einem Anträge, auf das Gesandtschaftsrecht zu verzichten, bei zweifelloser Erfolglosigkeit — welche feiten der Staats- regicrung sofort bestätigt wurde — Umgang nehme. Abg. Freytag erklärte, er habe früher selbst die Ein ziehung der Gesandtschaftsposten bis auf den in Wien beantragt, allein nunmehr erachte er das Grsandtschafts- recht und dessen Ausübung für außerordentlich wichtig. Abg. Frankenburger erwiderte hierauf, daß er diese Wand lung und Wendung vorausgesehen habe und nicht darauf bestehe, daß seine Sätze in den Bericht des Ausschusses an die Kammer einzuverleiben seien. Schwerin, 24. April. Wie man den „Hamb. Nachr." schreibt, wird hier der Rückkauf der mecklenburgischen Eisenbahnen durch den Staat als eine Eventuali tät besprochen, die bald greifbarere Formen annehmen werde. * Wien, 26. April. Mit dem heutigen Tage be ginnen wieder die Verhandlungen in der Ausgleichs- frage. Heute um 3 Uhr Nachmittags fand eine Be sprechung zwischen den mit der Führung der Verhand lungen betrauten Mitgliedern der beiderseitigen Mini- Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Refidenztheater. Am 26. April wurde zum ersten Male das Charakterbilv von Pierre Newsky und Dumas Sohn „die Danischeffs" zum Benefiz für Fräulein Steinburg gegeben. Es hat dieses für Deutschland neue Stück bereits viel von sich reden gemacht und andernorts Urtheile erfahren, die sich nicht nur entschieden entgegentreten, sondern auch mit zuviel Schroffheit die dramatische Lebensberechtigung der französischen Arbeit verwerfen. Von einem sittlichen Rigorismus kann bei solcher Pole mik nicht die Rede sein, denn die literarische Ausführung dieses Dramas dient im Ganzen einem durchaus mora lischen Pathos; in Bezug auf die scenischen Erforder nisse stützt sich die Theilnahme des großen Publikums auf sehr natürliche und gesunde Effecte. Die russische Leibeigenschaftsfrage mit allen ihren zu Misere oder wirklicher Tragik hinführenden Consequrnzen ist zwar aus der Culturgeschichte der Gegenwart gestrichen, und dieser glückliche Fortschritt hat den Lebensnerv der Fabel zum Danischeffdrama, das in so vielen Varianten dereinst in der barbarischen Wirklichkeit aufgeführt wurde, überholt und die Illusion dafür abgeschwächt, — aber daS europäische Theatecpublicum kann im Grunde recht wohl damit zu frieden sein, Zustände ge schildert zu sehen, welche die Welt nicht mehr bedrücken und — seit gestern — überwunden sind. Kann man doch nur so kurz den Bestand einer Besserung nennen, gegenüber einer entwürdigenden Mcnschenschändung, die im feindlichen Gegensätze zum Geiste deS Christenthums Jahrhunderte lang in zahllosen Formen in der Welt ¬ geschichte gewüthet hat und deren böse Principien trotz veredelter Gesetze noch immer und überall auf dunklen Seitenwegen ihr Unwesen: die schnöde Unterdrückung des Schwachen durch den Starken, des Armen durch den Reichen, zu treiben suchen. Der dünkelhafte Egois mus brutaler Gewalt und schleichender Perfidie sind niemals auszurotten, und da sich in erlaubteren Gestal ten ihre wahlverwandtschaftlichen Elemente unter allen Verhältnissen fortzeugen, so gehört nicht zu viel Phan tasie dazu, sich für die Entlarvung ihrer Sünden im großen uns fremd gewordenen Maßstabe zu erwärmen. Diesem Gefühle gab sich denn auch das zahlreich versammelte Publicum hin und erfreute sich zugleich des sorgsam und ungemein gut einstudirten Ensembles. Das Stück, dessen einfacher Inhalt am besten mit Spannung im Theater zu genießen ist, hat einen pikanten, oft fei nen und witzigen Dialog, der ganz besonders in der Rolle eines französischen Gesandtschaftsattachös liegt, welche Herr Müller durch seine fesselnde Redekunst trefflich zu repräsentircn verstand. Die Benefiziantin spielte in diesem modernen „Nur eine Seele" die Seele Anna, die passive Heldin des Schauspiels, mit ange nehmer Weichheit und Wärme, ruhig und natürlich im Ausdruck. Die schwierigste Rolle des Stückes ist Osip, und Herr Edgar gab in derselben ein ganz vorzüglich haltungsvolles, klar abgestimmtes Charakterbild. Es war bis jetzt dieses jungen intelligenten Künstlers beste und in der Wirkung durchgreifende Leistung, die es aushält, nach strengem Maßstab betrachtet zu werden. Ferner waren bei der Aufführung noch besonders Frau Müller und Fräulein Bensberg (Gräfin Danischeff, Prinzeß Lydia) beschäftigt. O. B. Die Sängerin von Santa Maria dell' Orto. Novelle von Adolph Zier». (Fortsetzung auS Nr. Sü.) Wenige Minuten waren verflossen, seit Paolo Correo in den dunkeln Laubgängcn des Gartens verschwunden war und Francesca ihren schmerzlichen Empfindungen nachhing, als drinnen in der Kirche die Abendandacht der frommen Schwestern von Madonna dell' Orto endete. Die junge Sängerin hatte noch Besinnung ge nug, dicht an die Kirchcnpforte zurückzutreten und sich erst, als eine Anzahl Nonnen schon den Rückweg zum Kloster ein geschlagen hatten, an Anastasia anzuschlietzen. Die Laicnschwester mochte die einzige sein, welche sorgen voll bemerkt hatte, daß Francesca nicht in der Kirche erschienen war. Sie ergriff jetzt ungestüm die Hand des jungen Mädchens und bemerkte selbst in dem Hell dunkel der Halle, daß Francesca mit wankendem Schritt au ihrer Seite ging. „Francesca! Kind!" sagte sie eifrig, „wo bliebst Du, was thust Du? Deine Hände sind heiß wie im Fieber und Du zitterst — was ist Dir geschehen?" „O nichts, nichts Anastasia!" antwortete das junge Mädchen, von ihren hcrvorquellenden Thränen Lügen gestraft. „Ich muß Dich allein sprechen, begleite mich nach meiner Zelle. — Paolo war hier!" „Der Gottlose!" murmelte Schwester Anastasia vor sich hin. Francesca aber stützte sich fester auf den Arm ihrer Begleiterin und seufzte, nachdem sie einige Male vergebens nach Worten gerungen hatte, zuletzt: S? „Auch er weiß meine Liebe nur zu kränken! Sie sind es nicht werth, daß man ihrer denkt, für sie lebt — Keiner — Keiner von ihnen fragt nach unserem Weh! — auch der Beste, auch Paolo denkt nur an sich!" . Schwester Anastasia vernahm mit geheimem Ent zücken diesen Ton, sie stimmte eifrig kopfnickend bei und warf scheinbar nachlässig die Aeußerung hin: „Kommst Du endlich zur Einsicht, Kind? Die Superior« hat Dir längst gesagt und ich habe Dich tausend Mal er mahnt, keinem all dieser Liebesschwüre zu trauen — aber Du hieltest ja Jeden für Deinen Feind, der zu Dir ein Wort gegen Signor Correo sprach!" Und in dem sie ihre brennende Neugier bezwang, alsbald zu er fahren, was wohl zwischen Paolo und ihrer Pfleg- befohlenen geschehen sein möge, hoffte sie um so sicherer von Allem unterrichtet zu werden. Francesca aber, der Begegnung nachsinnend und die Abenteuer des Tages rasch noch einmal durchlebend, ging in trübem Schweigen neben der Auflauschenden. Erst als die hohen dunkeln Mauern des Klosters im Hintergründe des Gartens sich dicht vor ihr erhoben, als Sorell« Anastasia sich eben zu ungeduldigen Fragen anschickte, hob das junge Mädchen an: „All' ihre Liebe bringt mir nur Leid. Keiner gönnt dem Anderen auch nur einen Blick von mir und selbst der Eine, den ich liebe, kann cs nicht ertragen, daß ich an die Andern nur ein freundliches Wort richte. Bar» barelli schilt, daß ich die heilige Kunst verrathe, der Senator benutzt jeden Augenblick, mich mit seinen. Werbungen zu bestürmen. Er hat mir heute seine Hand angeboten — vielleicht nur um mich mit Paolo zu ent zweien! Paolo aber hört nicht einmal, was ich ihm zu sagen habe — er bricht hier herein, wo ich ihn nicht sehen und sprechen darf und will, daß ich in einem Augen blick über unser Leben entscheide! Wenn dies das ganze Leben so fortgehen — jeder Tag, jeder Augenblick so durchquält werden sollte, wäre es ja tausend Mal besser sich hier etnzuschließrn, hier in Frieden mit Gott und sich selbst zu leben wie Ihr Alle! Thue ich Paolo'S
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