Dresdner Journal : 23.04.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187604238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18760423
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18760423
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1876
- Monat1876-04
- Tag1876-04-23
- Monat1876-04
- Jahr1876
-
423
-
424
-
425
-
426
-
427
-
428
- Titel
- Dresdner Journal : 23.04.1876
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
W 83. Sonntag, den A. AM. 187«. Ldo» ve»«»t«preli r l. ä«ä«^cbon ^Uok- . . 1»^» lUüede» tritt?o.t- u°ä z^jübrlloür 1 bO 1'5. kiura. Lia««li»« UswmvrQ: 10 ?t lL»»r»U!opr«l»«r kür äsu L»um «iovr ^o»v»It«Lvo kvtittoil« SO ?f. U»t«r ^Is^estuxlt'' «tio 2«1»: bv kk. Lrvekvl»«» r 1'LzUod mit Lnnikm« ä« 8ooo- uvck koiortLss« ^b«r»Ä» kür äe» kolxelläso r»x. Ares-nerAmmml. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. 1u««r»tvL»üL»üm« »ltSMÜr1»r I^ixntA: H D^anckttette^, Oommüuoaür üs» vr«ckner ^ourvsl»; «ksväs.».: ^'srt, Li»var,->«rU»-Vt« I—I-ür«»I»u rr»»Irütrl ». N.: //aa»«»tt«»» L kodier,' >«rUL-t7l«a-Na»dmA rr»U-I^tv»tU rnmttarr «. N. - »»»vk«»: üko«e, L«rU»: Ä. X»rn»ct, ^»vak,ck«M ciant, D AikfetAt,- »rsmio: D LeXi«««, >r»^»»i D §tan-«»'» Lürosu; ed«amtM: H. koiat, »rm^tart ». N . A. ^aeA«^»eds u F <7. Der»-«a—»*»ck« Lockt»., DaubeL L7o., Sörllt»: Inv.-D, L»L«v«r: 6.<8eb»t«1«r, ?»rt»: Lava», Da/itte, Luiiier L <7o., «tott»»r»: Daab« L vo., Smodor,: D. Lleadi-en, Vt«»: Li. Oxpeiit. Uer»a»ü»d»rt Lünizl. Lrpsäitioo cts« l>rv«äosr ^oarmU», Oresäso, Aviozkrstr»»»« Xo. LV. Für die Monate Mai und Juni werden Bestellungen auf da- „Drer-ser )s»r »sl" angenommen für Dresden in unserer Ex p ed ition (Zwinger straße 20), für auswärts bei allen Postanstalten. Der Preis für diese beiden Monate be trägt 3 Mark. Inserate im „D.eSdner Journal" werden für die Znseratenzeile nut 20 Pf., unter „Einge- sandte-" mit 50 Pf. pro Textzeile berechnet. Königs Expedition -es Dresdner Journals. Amtlicher Tdeil. Dresden, 18. Apri». Se. Majestät der König haben dem Kirchschullehrer August Gotthelf Linke in Herzogs- walde da- Albrrchtskreuz zu verleihen allergnädigst geruht. Nichtamtlicher Theil. U-b«rsi»t. Telegraphische Rachrichte«. Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Breslau. Frank furt a. M. München. Oldenburg. Koburg. Wien. Madrid. Serajewo.) Ernevu«ngeu, Lersetzungen rc. im öffcntl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau. Grimma. Freiberg. Altenberg.) Lermischtes. Statistik «ad Lolkswirthschaft. CinaesaudteS. Kenilleto«. rageskalevder. Inserate. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Paris, Freitag, 21.April, Nachmittag«. (W. T. V.) Der Marschallpräfident Mac Mahon hat heute früh die Königin von England begrüßt, als dieselbe bei der Weiterreise nach Cherbourg Paris auf der Ringbahn berührte. Die Commission für die Weltausstellung hat sich bei der Wahl des Ausstellung-Platzes nunmehr definitiv für daS Marsfeld und den Trocadero ent schieden. (Vgl. unsere Pariser Cvrrrspondenz im «Feuilleton" der heutigen Nummer.) Glasgow, Sonnabend, 22. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Heute Morgen ist hier eine furcht bare Feuersbrunst auSgebrochen. Die Hauptver kehrsader der Stadt, Buchananstreet, wo die meisten Magazine sich befinden, steht in vollen Flammen. Bitbcr war es noch nicht möglich, daS Feuer zu bewälttgen. Konstantinopel, Freitag, 21. April, Nach mittags. (W. T. B.) Durch einen Jradeh des Sultans ist die Bildung eines militärischen La ¬ gers in Skutari (Albanien) behufs Ueberwachung von Montenegro angeordnet worden. In Börsenkreisen ist daS Gerücht verbreitet, daß der Sturz des GroßwrfirS bevorstehe. Athen, Freitag, 21. April, Vormittags. (W. T. B.) Der Ministerpräsident KomunduroS hat auS Anlaß der bevorstehenden Abreise der könig lichen Familie nach dem AuSlande ein Circular- schreiben an die Präfecten gerichtet, in welchem die im Innern und nach Außen herrschende Ruhe her- vorgehoben und die Hoffnung ausgesprochen wird, daß die friedliche Politik Griechenlands bezüglich der Orientfrage anerkannt und von der Türkei durch thatsächliche freundschaftliche Politik werde erwiedert werden. Tagesgeschichte. Dresden, 22. April. Se. Durchlaucht der regie rende Fürst vonSchwarzburg-Sondershausen nebst Prinzessin Tochter Elisabeth, Höchstwelche hier eingetroffen und im „Hotel de Saxe" abgetreten sind, haben heute Ihren Majestäten dem Könige und der Königin, der Königin Mutter und der Königin Maria, sowie Ihren k. Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzessin Georg Besuche abgestattet. Ihre Majestäten der König und die Königin werden nicht, wie in Aussicht genommen war, die k. Villa in Strehlen schon heute, sondern erst in einigen Tagen beziehen. Dresden, 22. April. Morgen als am hohen Ge burtstage Sr. Majestät des Königs werden mehrere Veränderungen bei den königlichen Cavalerie- regimentern Platz greifen. Die beiden leichten Re gimenter werden in Husaren umgewandelt und erhält das 1. Reiterregiment den Namen königl. sächs. 1. Husaren regiment Nr. 18, das 2. Reiterregiment den eines königl. sächs. 2. Husarenregiments „Kronprinz Friedrich Wil helm des deutschen Reiches und von Preußen" Nr. 10. Das 3. Reiterregiment nimmt den Namen „Carabinier- Regiment" (2. schweres Regiment) au. Dresden, 22. April. Die Erste Kammer berieth in ihrer heutigen Sitzung die Bericht e ihrer dritten De putation über den Rechenschaftsbericht auf die Finanz periode 1872/73 und genehmigte fast ohne Debatte die von der Deputation gestellten Anträge, welche in der Hauptsache mit den von der Zweiten Kammer gefaßten Beschlüssen übereinstimmen, von derselben nur insofern abwrichen, als statt der zwei Anträge, die Regierung möge die bei den Positionen 66 ä und 85 bewilligten Summen ohne die dringendste Nothwendigkeit nicht über schreiten, ein ganz allgemeiner Antrag dahin beschlossen wurde, daß künftig im Ausgabebudget die bewilligten Summen ohne dringende Nothwcndigkeit nicht über schritten werden mögen; außerdem wurden noch zwei, die formelle Einrichtung.mehrer Etatspositionen betreffende Anträge beschlossen. Der Hauptantrag, daß die Kam mer nach Vorgang der Zweiten Kammer durch die ab gelegte Rechenschaft sich für vollständig befriedigt erachte, fand einstimmige Annahme. Nächste Sitzung-Dienstag. In der Zweiten Kammer erstattete die Finanzdeputation Bericht über das k. Dccret Nr. 6l, den Betrag zu Beschaffung von Beamtcnwohnungcn bei verschiedenen Anstalten betreffend, ferner über Pos. 6 des außerordentlichen und Pos. 22« des ordentlichen Budgets, sowie über die Dispositions- summe zu den durch die Neichsgesctzgcbung nöthig wer denden Baulichkeiten bei vorhandenen Gerichtsgebäuden. Die Kammer trat ohne erhebliche Debatte den Dcpu- tationsvorschlägcn bei und nahm schließlich einen Ge setzentwurf über das Mobiliar- und Privatfcucrversiche- rungswesen mit einigen von der Deputation und den Abgg. Penzig und Vicepräsidcnt Streit beantragten Ab änderungen und Zusätzen in der Hauptvorberachung an. Nächste Sitzung Montag. Dre-den, 22. April. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 10. und 11. Stück vom Jahre 1876 hier ein- getrvffen. Das 10. Stück enthält lediglich Nr. 1130) Verordnung vom 1. April d. I., die Ausführung des Gesetzes vom 13. Juni 1873 über die Kriegslcistungen betreffend. — Das 11. Stück enthält: Nr. 1131) Verord nung vom 3. April d. I., die Cautionen der Telegraphen- bcamten betreffend; Nr. 1132) Bekanntmachung vom 12. April d. I., die Außcrcourssetzung von Scheide münzen der Thalerwährung betreffend. * Berlin, 21. April. Nachrichten aus Wies baden zufolge ist die großherzoglich badische Familie gestern Abend »um Besuch Sr. Majestät des Kaisers dastlbst eingetroffen. Heute findet ein großes Diner bei SL Majestät Statt, zu welchem sämmtliche in Wies- baUn anwesenden Fürstlichkeiten eingeladen sind. — Wie bereits erwähnt, wird der Kaiser von Wiesbaden au- einen Ausflug nach Caub machen, um sich über di« infolge des dort jüngst stattgehabten Bergsturzes er forderlichen Maßregeln an Ort und Stelle zu unter richten und weiteren Vortrag halten zu lassen. Zu die sem Zweck hat sich gestern auch der Minister des Innern, Graf zu Eulenburg von hier nach Wiesbaden begeben, um Se. Majestät von dort aus nach Caub zu be gleiten. — Die nächste Plenarsitzung des Bun de sraths wird am 27. April Mittags stattfinden und in derselben der Bericht des Justizausschusses über die drei Justizgesetze zur Berathung gelangen. — Vom Xll. (königlich sächsischen) Armeecorps sind der Major Haberland vom 2. Feldartillerieregiment Nr. 28 und der Hauptmann v. Engel, Batteriechef im vorgenannten Regiment zum 2. Gardefeldanillerieregi- ment, der Hauptmann Teichmann, Batteriechef im 1. Feldartillerieregiment Nr. 12, zum 1. Gardefeldartillerie- regiment commandirt worden und von Dresden hier ein getroffen. — Der verantwortliche Redactrur der „Ger mania", Paul Hädicke, ist vorgestern im Redactions bureau durch den Criminalcommlssar Pick verhaftet worden. Nach Angabe der „Germ." ist die Abführung desselben in die Untersuchungshaft auf gerichtlichen Be fehl infolge einer Anklage auf Majestätsbeleidigung erfolgt. — Dem Abgeordnetenhause ist ein neuer Ent wurf, betreffend die Umzugskosten der Beamten, zuge gangen. Es ist dies das Gesetz, dessen Einbringung im Laufe der Budgetdebatte wiederholentlich erwähnt Wörden ist. Auch der Entwurf wegen Verlegung des Etatsjahres ist dem Abschluß nahe und wird genau dem Gesetz über die Verlegung des Etatsjahres des Reiches entsprechen. Die Subcommission für das Com- petenzgcsetz hält jetzt jeden Tag Sitzung und wird un streitig der Hauptcommifsion wesentlich Vorarbeiten, so daß die Berathungen alsbald zu Ende gedeihen können. Für das Plenum wird bezüglich des Competenzgesetzes mit Ausschluß eines Theiles die Lu dioe-Annahme be antragt, durch welche viel Zeit gewonnen würde. * BreSlau, 21. April. Gestern Vormittag erfolgte in der evangelischen Gnadenkirche zu Sagan die Bei setzung der Leiche der Herzogin v. Acerenza-Pigna- telli, Johanna Katharina, Prinzessin von Kurland, Semgallen und Sagan, welche von Löbichau (im Her- zogthum Altenburg) dahin übergeführt worden war. Die Herzog!. Gruft birgt bereits die irdischen Ueberreste des Herzogs Peter, des letzten Herzogs von Kurland aus dem Hause Biron, welcher am 13. Januar 1800 verstorben ist. Eine besondere kirchliche Trauerfcicr wird, wie die „Schles. Ztg." erfährt, im Herbst dieses Jahres stattfinden, wenn die Ueberführung der zu Lö bichau ruhenden irdischen Ueberreste der Gemahlin des Herzogs Peter, der Herzogin Dorothea von Kurland, sowie ihrer Tochter, der Fürstin Pauline von Hohen- zollern-Hechingen, erfolgt sein wird. Frankfurt a. M., 21. dlpril. Die „Frankf. Zei tung" bringt in der vielbesprochenen Geraer Angelegen heit, welche den Zeugnißzwang zur Folge hatte und mehreren Nedactcuren des Blattes Gefängnißstrafe zuzog, folgende ausgleichcndc Erklärung: Feuilleton Redizirt vo« Otto Banck. Das groA Coneert zum Besten deS Rieder- walddeukmalS, welches am 21. April im Gewerbe hause stattfand, bekundete die warme Theilnahme Dres dens für das patriotische Kunstwerk, dessen Schöpfer unter uns lebt. Se. Majestät der König, sowie Ihre königl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Georg wvbnten der Aufführung bei, und trotz der beendeten Saison waren die weiten Räume des Saales dicht ge füllt. Schon beim Eintritt in den letztem lenkte sich der Blick nach dem decorativ aufgestellten größeren Modell deS Denkmals. Auch der vom Herrn Galeriedirector vr. Julius Hübner gedichtete und von Herrn Hof« schauspieler Porth gesprochene Prolog huldigte dem Meister Johannes Schilling, „der aus Herzensgründe uns durch die Macht der Kunst verklärt des Reiches Macht." Die Orchesterleistungen wurden von der königl. musikalischen Kapelle unter Direktion des Herrn Kapellmeisters Schuch rxecutirt; die Soli hatten eine Anzahl Mitglieder des königl. HofthraterS übernommen. Erstere eröffnete das Programm mit der schwungvollen Wiedergabe der Ouvertüre zu „Euryanthe" und schloß dasselbe mit einem, dem König Ludwig II. von Bayern gewidmeten Huldigungsmarsch von Richard Wagner, der unser- Wissens hier noch nm war und jedenfalls zu den weihevollsten Grlegenheitscompositionen des Ton dichter- gehört. Eine höchst sympathische Aufnahme wurde den mttwirkenden Gesangskünstlern zu Theil. Frau Schuch betheiligte sich in dankrnSwerther Weise durch dm virtuosen Vortrag der Aric mit zwei obligaten Flöten (Herren Kammermusiker Zizold und Meinel) aus dem „Nordstern" von Meyerbccr, Fräulein Nanitz durch die bekannte Arie aus „Mitrane" von Rossi. Fräulein Malten sang in Gemeinschaft mit Hrn. Kammersänger Degele ein Duett aus der Oper „Faust" von Spohr. Bei der Ausführung des Sextetts aus dem „Don Juan" durch Fräul. Malten, Frau Schuch, Fräul. Nanitz, die Herren A. Erl, Köhler und Eichberger war, wie wir mit Befriedigung registriren, die Neugestaltung des Textes von Karl Niese adoptirt worden. Eine sehr in teressante Gabe bot Herr Conccrtmeister Lauterbach durch den Vortrag eines Concertstückcs für die Violine von Saint-Saens, dessen Andante von geradezu bestrickender Schönheit ist. Die Beschränkung des Programms und die dadurch ermöglichte kurze Dauer der Productioncn war bei der vorgeschrittenen Jahreszeit doppelt am Platze, verdient aber deshalb nicht minder, anerkennend erwähnt zu werden. R. Gthr. Die Sängerin von Santa Maria dell' Orto. Novelle von Adolph Atem. (Fortsetzung auS Nr. vr.) Ein langes Schweigen folgte dem Bericht Jacopo's — der alte wie der junge Mann scheuten sich offenbar Einer dem Andern seine Gedanken zu offenbaren. Zuletzt hob der Gondolier wieder an: „Sie können aus Barbarelli's Haus über keine Brücke nach dem Kloster gegangen sein. Vermuthlich ist eine Gondel des Wegs gekommen und hat ihnen das Warten auf mich erspart." „Gewiß eine Gondel und Du weißt auch wessen Gondel!" entgegnete Paolo bitter. „Ich wußte es im Grunde säwn, als vorhin der Senator an uns vorüber fuhr! Und ich glaube auch kein Wort davon, daß sie drüben bei Nicolo Barbarelli nicht wissen, wer Fran ¬ cesca hcimgeleitet. Signor Andrea lag vielleicht schon bereit, als Du nach San Angelo fuhrst, um mich zu rufen!" „Signor Paolo — sie selbst sandte mich Euch zu rufen!" wandte der Gondolier in ernstem Tone ein. „Was Herr Giustanirni gethan hat, weiß ich nicht, daß Signorina Francesca kein falsches Spiel mit Euch svielt, wollt ich auf alle Reliquien von ganz Venedig beschwören!" Die einfache Wahrheit und schlichte Ueberzeugung verfehlten für einen Augenblick ihres Eindruckes auf den jungen Kapellmeister nicht. Er wandte sein Gesicht hinweg, damit Jacopo die Schamröthc nicht wahrnehmen sollte, welche plötzlich aufstieg. Selbst eine Thräne stahl sich in sein Auge — er sah Francesca in all ihrer selbstvergessnen Hingabe, ihrer leidenschaftlichen Anhäng lichkeit an ihn vor sich und sein Verdacht erschien ihm schnöd und unwürdig. Aber indem er ein Wort zu Jacopo sprechen wollte, was seine Reue bezeugen konnte, bewegten doch die Dämonen des Mißtrauens und der leidenschaftlichen Eifersucht aufs Neue seine Lippen: „Du hast Recht Alter! es ist unwürdig, seine Liebste zu schelten, ehe man sie gehört hat! Sie ist vielleicht so treu, als sie schön und holdselig ist! Auch ist sie klug und würde mich nicht selber rufen lassen, wenn ihr daran gelegen war, mich nicht zu sehen! Zwar harrte ich heute einer Botschaft von ihr — doch ist's wohl vorgekommen, daß ein armer, Narr von Liebhaber um sonst geharrt hat! Aber was kann geschehen sein, um sie in Giustiniani's Gondel zu lockend — Was hat ihr der Senatar vorgespiegelt Jacopo? Wenn sie schon wüßte, daß unsere Erwartungen durch den Krieg in Deutschland wie von einer Bora verweht sind?! Frauen sind thöricht genug, dem Manne dir Schuld deS Schick ¬ sals aufzubürden! Wer weiß, ob sie nicht in ihrem Mißmuth über die getäuschten Hoffnungen in Signor Andreas Gondel trat. Mir hat sie erspart ihr die Hiobspost seist zu bringen — aber freilich der Trost, auf den ich von ihren Lippen gehofft, ist auch dahin—!" „Was Samstags verdorrt, blüht Sonntags wieder auf!" unterbrach der alte Gondolier die leidenschaftlichen Ausrufungen. Heute Abend müßt Ihr Euch in Geduld fassen — erfahre ich wider Verhoffcn noch ein Wort, so bring ichs zum Theater von San Angelo. Wohin befehlt Ihr, daß Beppo Euch führen soll?" „Uebecall hin, wo ich dem rothröckigen Patricier nicht begegne" versetzte Paolo. „Meinetwegen zum Thea ter, wenn ich doch hier hinweg muß. Du siehst, Freund, ich bin heute nicht voll Vertrauen, aber auf Dich will ich dennoch zählen. Ich weiß wohl, daß Du Francesca am Abend nicht sehen kannst — doch vielleicht wird cs möglich sein, ein Wort von Schwester Anastasia zu erhaschen!" „Wenn ich sie sprechen kann, gewiß Herr! Wollt Ihr indeß einen Rath hören, so schlagt Euch heute Abend die Begegnung aus dem Sinn und quält Euer Hirn nicht mit falschem Verdacht, der zerstiebt, wenn der Morgen scheint oder wenn Ihr Madonna FranceSca lächeln seht," antwortete der Alte. Er gab zugleich Beppo einen Wink und die beiden Gondeln, welche so lange beisammen geschaukelt hatten, fuhren jetzt in den entgegengesetzten Richtungen des Canals auseinander. Paolo schaute der des alten Jacopo, welche dem Kloster Santa Maria dell' Orto zustrebte, unverwandt nach und athmete tief auf, als dieselbe in der Dämmerung entschwand. Der junge Kapellmeister ließ sich nach dem Theater von San Angelo rudern. Aber ehe er dasselbe betreten, war ihm klar, daß er, dessen Seele und Sinne heute nur drau« „In Nr. 34 Abendblatt der „Frankfurter Zeitung" vom S. Februar l87b jst aus Lera eine Correspondr»; veröffentlicht worden, in welcher dem Director vr. Battels uud dem Lehrer kollegium der dortigen Bürgerschulen ein pfU mwldnges Ver halten nachgesagt und insbesondere der Borwurf gemacht wird, dab bei öffentlichen Prüfungen die guten Schüler der »weite» Bürgerschule zur Schaustellung in die erste gesteckt worden seien. Weaen dieser Correspondeo» ist aus Antrag des Direktors 1>r. Battels und des Lehrerkollegiums eiu Prehproceb gegen u»S angestrengt worden. Bei der hierauf vorgenommeoen Ver nehmung der Zeugen hat sich nun herausgestellt. daß die in jener Correspoudenz dem Direktor und dem icehrercollegiu» der städtischen Bürgerschule zu (Aera gemachttn Vorwürfe that- sächlich durchaus unbegründet sind- Wir nehmen keinen An stand. dies hiermit öffentlich zu erklären, und bedauern »ustrer- seits, von unserem Correspondenten so fälschlich berichtet wor den zu sein, daß die Betheiligten mit Recht in ihrer Ebre sich gekränkt fühlen durften. Frankfurt a. M., 1». April 187«. Die Redaktion der „Frankfurter Zeitung". Wie das „Fr. Journ." vcrnimmt, hat infolge obiger Erklärung der Kläger seinen Strafantrag zurück gezogen, und die in dieser Sache für morgen anbe« räumte Verhandlung fällt demgemäß auS. * München, 20. April. In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten gab der Präsident die allerhöchste Botschaft bekannt, durch welche der Landtag bis zum 31. Mai d. I. verlängert wird. Auf der Tagesordnung stand zunächst der Bericht des Finanz ausschusses zu den Nachweisungen über die Einnahmen und Ausgaben von dem Gesetz- und Regierungs- rrsp. Verordnungsblatte pro 1873 und 1874. Der Referent knüpfte an den Antrag, die Nachweisungen zu geneh migen, den Wunsch, es möchte die königl. StaatSregte- rung dahin wirken, daß die Amtsblätter der äußeren Verwaltungsbehörden, soweit dies noch nicht geschehen, purificirt, d. h. ihres politischen Inhaltes entkleidet würden. Der Minister des Innern, v. Pfeufrr con- statirt, wie bereits im Jahre 1873 eine Entschließung dahin ergangen ist, daß alle Amtsblätter ihres politischen Inhaltes zu entkleiden und selbstständige Amtsblätter einzuführcn seien. Diese Entschließung, «bemerkte der Minister, ist zum größten Theil zum Vollzug gelangt, doch könne er nicht unterlassen, zu bemerken, daß aus der Mitte der Bürgermeister schon Bedenken erhoben wurden, ob das vom Ministerium angeordnete Verfahren zweckmäßig sei; denn während früher die politischen Blätter mit den amtlichen Bekanntmachungen sehr fleißig gelesen worden seien, würden die reinen Amtsblätter gar nicht mehr gelesen. Dies ist der Grund, warum noch manche Bezirksamtmänner zögern, reine Amtsblätter einzuführen; ein politisches Blatt, welches die Bekannt machungen enthält, kostet der Gemeinde gar nichts, wäh rend ein reines Amtsblatt der Gemeinde zur Last fällt. Der Abg. Brandenburg fügte den Aeußerungen des Ministers bezüglich des politischen Inhalts der Amtsblätter noch bei, daß das Amtsblatt doch ein Format haben müsse; wenn heute eine dringende Bekanntmachung erscheine, so könne man mit derselben nicht zuwarten, bis das nächste Amtsblatt erscheine, wolle man Dies aber, so blieben eben verschiedene Spalten leer. Nachdem noch eiu clericaler Abgeordneter für die Entfernung des po litischen Inhalts aus den Amtsblättern gesprochen hatte, wurden die Nachweisungen einstimmig genehmigt. Bei der Berichterstattung über die Einnahmen und Aus gaben der hiesigen Münzanstalt gab der Finanzminister v. Bcrr einen Uebcrblick über die bereits geprägten neuen Münzen, wonach auf einen jeden Kopf ohne Unterschied 41,29 Mark treffen. Nach Erledigung dieses Gegenstandes wurde der Etat des hiesigen Hofbrauhauses überhaupt discutirt. Ein Redner tadelte das schlechte Einschcnken, unter dem man so häufig leide und woran, nach einer Erklärung der Staatsregierung, der große Andrang und namentlich das maßweise Holen feiten der „Finalen" die Schuld trägt. Abg. Herz beansprucht für das welt berühmte, von fast allen Fremden besuchte Local etwas mehr Anstand und Reinlichkeit; es solle wenigstens ein Mittelding sein zwischen Salon und Spelunke. Der Ministerialcommissar v. Aichberger zeigte, wie schwer hier abzuhelfen; wenn man nicht das gegenwärtige Pu blicum des Hofbraubauscs daraus verdrängen wolle,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht