Dresdner Journal : 22.02.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187602229
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18760222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18760222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1876
- Monat1876-02
- Tag1876-02-22
- Monat1876-02
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- Dresdner Journal : 22.02.1876
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43 Dienstag, den 22. Februar.1876 Lboonemvoloprel»: Im g»u»a» a«ut»«d«a Loleb«: däsirliosi: . . 18 Karb ^MUrlicU: 4 dlarb LV?5. Kinreluo Kuwmvru: 10 K5. La,»«rb»lb de» deutacsion keiobo» tritt l'o»t - und 8teiupelru»cl>lu^ biuru. Inseratenpreloer tllc Neu lkauw siuer ^ospaldeutiu KetitLeile 80 1'5. lloter „blluKesaudt'' dis 2oilo: 60 1'5. Dres-un Journal. Lrovkvlosn i HtxUcU mit -xusoasim« dar Soun- und IHertuzs Nevils tür doo kvl^sadsu '1'u^. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. > 1N8er»1vuLuuuI>m« au»«Lrt»: t^iprtg: Lr«n«t,tetter, LommisnonLr des Dresdner dourual»; «bsudus.: LuA«n Hort, S»wdllrg-L«rU»-Vi»u Le»,l-Lr«,I«u kr»»kturt ». N.: d/aaee»»Ke»a L ^0Aler / L«rU»-Vt»o-San>dnrkk kr»js-I.«ip»t^ rrsnLturl ». »k Nüuodsu: Kttd L5o««e, LerUa: 3. /eornict, /nra/ide,«- d«nL, // ^1kbrec/>t, Lrswsu: L'c^/otte,- vr«»1»u: T Lta»,a«»'« Ldrvnn; Ok-mm^r I>>. ^o»at, krsniclurt » H: L ^arAer'ociis u /. v. //errmann'»«!»« NuoUU., Daube tb <7o. / VLrlit»: /nvD , »»uaavr: 6/ 8'e/»ü«1er, ksrti: Lava«, La^tte, Luttier L D'o., »tart^urt: Daube L D'o., SsmdnrU: L. HeudZen, Vt«u: Dpxettt. u vrauvxebsrr Königl. Lipeditiou de» Dresduer Journals, Dresden, Avioeerstrass« dlo. 20. Ämtlicher Theil. Dresden, 20. Februar. Seine Hoheit der Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar ist gestern Abend 7 Uhr 15 Min. von Berlin hier eingetroffen und im „Victoria-Hotel" abgetreten. Dresden, 4. Januar. Sc. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Häusler Johann Gott lieb Bröckelt zu Altcibau und dem Schäfer Richter auf dem NiUergute Frankenhausen die silberne Medaille rom Albrechtsorden zu verleihen. Bekanntmachung. In Folge der Erkrankung des Dampskessel-Jnspectors Eommissionsrath Kato in Chemnitz ist bis auf Wei teres dem Assistenten desselben, Ingenieur Haacke daselbst, die Besorgung der dem Aufsichtsbeamten im II. Dampf- kessel-Jnspectionsbczirkc obliegenden Geschäfte übertragen worden. Dresden, am 17. Februar 1876. Ministerium des Innern. v. Rostitz Wallwitz. Fromm. Nichtamtlicher Theil. Uebersickt. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. Dresdner Nachrichten. Die Hochfluthkatastrophe bei Riesa. Provinzial - Nachrichten. Statistik und VolkSwirthschaft. Feuilleton. Inserate. Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Gerichtsverhandlungen. (Bautzen.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. Feuilleton. Börsennachrichten. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Riesa, Montag, 21. Februar, Nachm. 2 Uhr 2V Min. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Anzeichen mehren sich, daß die Eisenbahn-Elbbrücke neuen Be schädigungen unterworfen wird. Die Arbeiter sind entfernt und die stromauf gelegenen Bewohner alarmirt. (Bgl. die ausführlichen Mittheilungen unter der Rubrik „Dresdner Nachrichten".) Paris, Montag, 21. Februar, Morgens. (W. T. B.) Bisher ist daS Resultat von 104 De- vutirtenwahlen bekannt. Von den Gewählten sind 3 Conservative, 2 konservative Constitutionelle, 10 conservative Republikaner, 8 Bonapartisten, 2 L^itimisten, 47 Republikaner und K Radikale; in 17 Wahlbezirken find Nachwahlen erforderlich. Unter den gewählten Bonapartisten befindensich Rouher, der Herzog v. Mouchy und Janvier de la Motte; unter den gewählten Republikanern JulrS Ferry, Jules Gr^vy und Gambetta, welcher 4 Mal (in Paris, Bordeaux, Lille und Marseille) gewählt worden ist. Paris wählte Brelay, Barodet, LouiS Blanc (2 Mal), Denfert-Rochereau, ThierS, Brisson, Floquet, Greppo, Marmottan, Lockroy, Gambetta und Clemenceau. In 7 Pariser Arrondissements ist die Stichwahl erforderlich. Der Herzog Decanes erhielt im 8. Arrondissement die relative Majo rität. Alle in Paris gewählten Deputirten find Republikaner oder Radikale. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Dit feierliche Enthüllung des Rietschel-Denkmals am 21. Februar. Begünstigt vom herrlichsten Frühjahrswettcr fand die feierliche Enthüllung des Rietscheldenkmals Statt. Auf dem vor dem Akademiegrbäude der bildenden Künste der Brühl'- schen Terrasse befindlichen Festplatze, dessen linke Seite der mit grünen Tannenrciscrn und Fahnen in Landesfarbeu geschmückte Musiksalon begrenzte, und dessen Mitte das ver hüllte Standbild rinnahm, hatte sich zur Feier des Tages eine zahlreiche Bcrsammlung eingefunden, in welcher außer den Herren des von dem frühzeitig erschienenen Prinzen Georg königl. Hoheit geführten Festcomitös die Herren Staatsminister Frhr. v. Friesen, v. Fabrice, v. Nostitz Wallwitz, vr. v. Gerber, Staatsministcr a. D. und Minister des kgl. Hauses Frhr. v. Falkenstein , die Präsidenten und Vicepräsidenten beider Kammern der Ständevrrsammlnng und des Landesconsistoriums, der Stadtkommandant Gcnerallieutenant v. Haufen, der Kreishauptmann v. Einsiedel, Geh. Räthc Freies- lcbrn, Just, Polizridirector Schwauß, Oberbürgermeister Pfotenhauer, die Bürgermeister vr. Hertel, Vr. Stübel Stadtvrrordnrtenvorstehrr Hofrath Ackermann zu bemer ken waren und die Kunst- und wissenschaftlichen Kreist sich zahlreich vertreten sanden. Eingeholt von dcm Fcst- comits langten vom Palais der Königin Maria her Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre königl. Hoheit die Prinzessin Georg mit ihren Hofstaaten Punkt 12 Uhr Mittags auf dem abgeschlossene» Frstplatze an und nahmen in dem in Landesfarbeu ausgeschlagenen Paris, Montag, 21. Februar, Mittags. (W. T. B.) Nunmehr sind 189 Dcputirtenwahlen be kannt; von den Gewählten sind 5 Conservativr, 6 konservative Constitutionelle, 30 conservative Republikaner, 7 Legitimisten, 17 Bonapartisten, 68 Republikaner und 11 Radikale. Es sind bis- her 25 Stichwahlen nothwendig. Madrid, Sonntag, 20. Februar, Morgens. (W. T. B.) Einer Mittkeilung der amtlichen Zci- tung zufolge hat sich Estella heute Vormittag 8 Uhr dcm General Primo-di-Rivera auf Gnade und Ungnade ergeben. Wie aus Hendaye gemeldet wird, haben die Regierungstruppen Enderlosa, Lastaola und die Vera umgebenden Höhen genommen. Die Car listen befinden sich auf der Flucht. (Bgl, unter „Ta- gesgeschichte.") Madrid, Montag, 21. Februar. (Tel. d. Drcsdn. Journ.) Der General Primo-di-Rivera hat alle Forts von Navarra besetzt. Die Carlistische Artillerie von Estella ist zum größten Theile in die Hände des Siegers gefallen; nur ein geringer Theil wurde von den Carlisten vernichtet. London, Sonntag, 20. Februar, Nachmit tags. (W. T. B.) Wie dem „Odserver" aus Kairo vom gestrigen Tage gemeldet wird, ist der General zahlmeister Cave nach Alexandrien abgereist. Ge neral Stokes hat für die Regierung und LesscpS für die Suezgescllschast ein Abkommen unterzeich net, nach welchem die bisherige Zuschlagsstcuer durch eine andere Zuschlagsstcuer ersetzt wird, welche jährlich bis zu der im Jahre 1882 erfol genden Aufhebung der Steuer stufenweis um 50 Centimes fällt. Lesseps hat nunmehr seinen in Konstantinopel erhobenen Protest zurückgezogen. Die Gesellschaft wird jährlich 1 Million für die im Canal nöthig werdenden Reparaturen zahlen. St. Petersburg, Montag, 21. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Großfürstin Maria Nikolajewna, vcrwittwete Herzogin v Leuchten berg, ist heute früh 1 Uhr ihren Leiden erlegen. (Die Großfürstin Maria, geboren am 18. August 1819, war die Schwester Sr. Majestät dcs regierenden Kaisers Alexander II. von Rußland.) Tagesgeschichte. Dresden, 21. Februar. Die II. Kammer der wicdcr- rinberuscnen, seit dcm 28. October v. I. vertagt gewese nen Ständeversammlung wird bereits heute Abend 6 Uhr eine Sitzung abhaltcn. * Berlin, 20. Februar. Nach den übereinstimmenden Meldungen der neuesten Zeitungen ist der deutsche Botschaftcrpostcn am Wiener Hofe nunmehr de finitiv besetzt und dcm Grafen Otto zu Stolberg-Werni gerode, dcm dcrmaligen Präsidenten unscrs Herrenhauses, übertragen worden. Graf Otto zu Stolberg-Wernige rode ist der regierende Chef seiner Familie und noch nicht volle 40 Jahre alt (er ist geboren 30. Octobcr 1837) und betritt jetzt die diplomatische Laufbahn zum ersten Male. Nach der „Nat.-Ztg." ist seine Ernennung zum Botschafter in Wien vom Fürsten Bismarck aus- gegangcn, der ihn auch zur Annahme bestimmt haben soll. Die „Post" will wissen, Graf Stolberg sei in Wien als persona xratissima angenommen worden. — Die vorgestrige Sitzung des Abgcordnetenhau ses erhielt ein besonderes Interesse durch die Bewil ligungen für die Regicrungsprcsse. Im Pu blicum war man bisher der Ansicht, daß der amtliche „Deutsche Reichs- und Preuß. Staats-Anzeiger" ein für die Negierung sehr lucrativcs Unternehmen sei; jetzt hat sich durch die Landtagsvorlagen herausgcstellt, daß derselbe noch lincn Zuscbuß von 15,000 Mark erfor dert. Nachdem das Abgeordnetenhaus diese Summe be willigt hatte, gab der darauf folgende Etat des Buraus dcs Staatsmiuistcriums zu einer längcrn Debatte An- Parterreraume dcs Akademicgebäudcs Platz. Die Fcicr eröffnete das von der Kapelle dcs Lcibgrenadicrrcgiments und dcn Dresdner Gesangvereinen „Tannhäuser", „Apollo" und dcm Polytechnikcrgesangvercin „Erato" unter Leitung dcs Gcncralmusikdircctors Vr. Rietz vor getragene und von demselben compouirte, von llr. Ju lius Hübner gedichtete Wcihclied: Wo Deme Werkstatt einst gestanden, Geheimnißvoll, Dein geistig Heini. Wo Deine« Herzen« Träume fanden Des schöpferischen Lebens Keim; Hier, wo die Geister Dich umschwebten, Die Du gerusen in das Sein, Durch Deine Hand leibhaftig lebten, Die heul' mit uns den Kranz Dir weih'»! Da soll Dein Bildniß sich erbeben, Mild blickend auf Dein sterblich Thun, Und bildend, wie Dein schaffend Leben, Dein Geist unsterblich auf uns ruh'». Wie Du, der Wahrheit treu geblieben, Frei von der Eitelkeiten Zier, DeS Schaffens strengen Ernst zu üben, Geloben feierlich wir Dir! Und siehst Du heute auf uns nieder, Seligverklärter Meister Du! Dann tragen uusre Weihelicdcr Den Dank Dir aller Herzen zu! Hierauf betrat Prof. vr. Hcttuer die dcn königlichen Herrschaften zugckchrtc, mit grünen Reisern geschmückte Bühne zu folgender Festrede: Der Tag, welcher gewählt wurde, um in festlicher, durch die bohr Anwesenheit Ihrer königl Majestäten und des er lauchten königl. Hauses geweihter Versammlung da« Denkmal Rietschel'«, da« letzt noch von der behenden Hülle umschlossen ist. feierlich zu enthüllen, ist der Todestag Rietschel'«. Es sind heute fünfzehn Jahre, dab der unsterbliche Meister von un« geschieden ist. Und die Stätte, aus tvelcher diese« Denkmal erricht,» wurde, ist dieselbe Stätte, aus der einst dir Werkstatt Riet- laß, welcher als Dispositionsfond für allgemeine poli tische Zwecke die Summe von jährlich 93,000Mark fordert. Die Äbg. Richter (Hagen), Frhr. v. Schorlemer - Alst und Windthorst (Meppen) wünschten, daß auch die in nere „Neptilienpresse" aufgcgeben würde, wie es Fürst Bismarck mit der auswärtige,! gethan habe, daß ferner in den anerkannt officiösrn Blättern, wie in der „Pro- vinzialcorrespondcnz", gegen oppositionelle Parteien ein höflicherer Ton angeschlagen werde, endlich wurde die Regierung über ibr Berhältniß zur „Norddeutschen All gemeinen Zeitung" intcrpellirt. Der Minister des In nern Graf zu Eulenburg erwiderte, daß die Regierung auf eine Einwirkung auf die Presse nicht verzichten könne, um den natürlichen Kampf im Staatslcben auf dcm richtigen Niveau zu halten. Eine Verbindung mit der „Nordd. Allg. Zeitung" stellte der Minister auf das Bestimmteste in Abrede. Gegen dcn Vorwurf des Abg. Richter (Hagen), daß die Negierung, um die liberalen Parteien niederzuhaltcn, die Agitationen der Socialdemo kratie, welche jetzt unterdrückt würden, früher begünstigt habe, erwiderte der Minister, die Negierung hai>c nicht eher gegen die socialistische Bewegung vorgehen können, als bis die öffentliche Meinung von der Gefährlichkeit derselben überzeugt gewesen, und das sei erst seit 1874 der Fall; sie habe die Fruckt nicht pflücken können, be vor sic reif gewesen, eine Erklärung, welche — von allen Recriminationen wegen der Vergangenheit abge sehen — im Hause große, mit Heiterkeit gemischte Sen sation hervorrief,'weil also nach der Auffassung der preußischen Negierung oder vielmehr dcs Herrn Mini sters die socialistische Agitation zum Untergange reif ist. Bei der Abstimmung wurde (wie bereits im vorigen Blatt kurz gemeldet) die geforderte Summe von 93,000 Mark mit 173 gegen 131 Stimmen bewilligt. Gegen dieselbe stimmten das Ccntrum, die Fortschrittspartei und die Polen. — Die Justizcommission des Reichstags hatte ihre Redactionscommission (die Abgg. vr. Schwarze, vr. Bähr und Becker) beauftragt, auf Grund der gefaßten Beschlüsse zwei neue Titel für das Organisationsgcsetz zu bearbeiten und ihr zur definitiven Feststellung vorzulcgen. Diese beiden Titel betreffen die Rechtsanwaltschaft und die Einrichtung der Gerichte. Die Nedactionscommission hat sich diesem Auftrage un terzogen und diese beiden hochwichtigen Materien bear beitet. Am 19. d. M. hat die Commission auch diese beiden Titel bcrathen und die Vorschläge der Redactions commission mch einigen Abänderungen angenommen. -Hiermit ist die erste Lesung der sämmmtlichen großen Justizgesetzc beendigt, und es tritt nun die Vertagung ein, während deren die einzelnen Regierungen über die Beschlüsse der Commission in Berathung treten, damit sodann die Commission bei ihrem Wiederzusammentritt von dcn Entschließungen der Negierungen Kenntniß er hält und hierauf die zweite Lesung (die definitive) vor- nimmt. Die Commission schloß hierauf am 19. d. M. ihre Sitzungen, indem der Präsident derselben, der Abg. Miquel, noch der Rcdactionscommission dcn besonderen Dank für ihre aufopfernde Thätigkcit aussprach. Es wurde angeführt, daß die Rcdactionscommission mehr als 60 Sitzungen, und zwar von 3 nnd mehr Stunden gehalten und in ihnen die Rcdaction und die Zusammen stellung der Beschlüsse und nach ihnen die Umarbeitung der Regierungsvorlagen besorgt hat. Als Termin dcs Wicderzusammei'.tritts ist Anfang April in Aussicht ge nommen worden. 11. Berlin, 19. Februar. In der heutigen Sitzung des Abgcvrdnetcnhauses, welcher die Staatsministcr vr. Leonhardt und Vr. Friedenthal beiwohnten, wurde zunächst bei fortgesetzter zweiter Berathung des Budgets für 1876 die Position Gestütsvcrwaltung ohne Debatte unverkürzt bewilligt. Bei der nächsten Position: Justiz verwaltung, nimmt das Haus nach längerer Debatte, an der sich der Justizministcr vr. Leonhardt sowie die Abgg. Ebcrty, Götting, Werner und vr. Windthorst bctbciligcn, einen vom Abg. Werner und Gen. gestellten Antrag an, welcher dahin geht, die Staätsregierung aufzufordcrn, die gesummte Strafvollstreckung und die schel's stand, in welcher Rietschel fast alle seine Werke erson- nen und geschaffen hat. Gegenüber die Akademie der Künste, in melcher er dreißig Jahre hindurch treu und gewissenhaft wirkte nnd im Verein mit Hähnel die Dresdner Bilderschule begründete, deren Ruhm jetzt durch die ganze gebildete Welt geht. Das Gefühl, da« uns in dieser feierlichen Stunde durchdringt, ist das erhebende Gefühl der reinsten Liebe und Dankbarkeit für den großen Meister, dessen Name in der deutschen Kunst geschichte unauslöschlich ist und dessen Werke sortlcbcn wer den für alle Zeil. Und wir dürfen es mit Sicherheit aussprechen, daß dies erhebende Gefühl das gemeinsame Gefühl Aller ist. die für die Herrlichkeit deutscher Art und Kunst ein fühlendes Herz haben. Tenn unter allen deutschen Bildnern ist Rietschel der volksthümlichste. Er, der ans der schlichten Bürgerlichkeit dcs deutschen Volks lebens erwachsen ist. weiß sich auch auf der Höhe der Bildung, die er sich in unablässigem Bildungseiscr errungen, und in der sesten. echt plastischen Hoheit und Graßheit, an welcher die Unbeirrbar'«! seines künstlerischen Stilgefühls überall unver brüchlich festhält, jene naive Schlichtheit und tiefe GemüthSin- ncrlichkeit zu wahren, die der Gruudrug seines ganzen Wesens ist und die unmittelbar aus dem Herzen kommend sich mit unwiderstehlicher Macht alle Herzen erobert. Volksthümlich wurdr Rietschel schon durch seine freien Jdealschöpsungen, noch mehr aber und mit zwingender Sieges- kraft wurde er es durch seine großen Monumentalwrrkc Rietschel hat eine sehr stattliche Anzahl anmuthigster und machtvollster Jdcalgcstaltcn geschaffen; frei erfunden« wie die zwölf Rellesdarstellungen von der Culturgeschichte der Menschheit in der Leipziger Aula und die Reliefs der vier Tageszeiten, anti- lisirendc wie die großen Giedelgruppen de« jetzt von den Flammen vernichteten Theater« in Dresden. doSGiedelrelies amOvernhause in Berlin, die hoheitsvolle Brunonia auf dem Herzog!. Schlosst zu Braunschweig, christliche wie da« Reliefmeduillon de» Christ- engelS und die Gruppe der schmerzensreichen Mutter am Leich nam Christi. Wer diese gewaltige Gestaltenfülle in unserm Rietschelmuseom durchwandert, bewundert immer ausS Reue die unerschöpfliche Vielseitigkeit, der kaum irgend ein Seelen- to» fremd war ES giebt sicher nur wenige Werke in der gc- sammteu Kunstgeschichte, di« sich an Tiefe nnd Genialität der geschichtlichen Jntuision mit >enen großen Reliefdarftellunge», Bearbeitung der Angelegenheiten brr sämmtlichen Straf- und Besserungsanstalten, sowie der Gefängnisse im Ressort des Justizministeriums zu vereinigen. 'Nach weiterhin erfolgter Genehmigung dcs Gehaltes dcs Mi nisters beschließt das Haus bei dem Titel Obcrtribunal eine Anzahl von den Secrctärrn, Registratoren und Registraturassistentcn um Gehaltserhöhung cingegangencr Petitionen auf Antrag ter Budgetcommission an die Staatsregicrung zur Abhilfe zu überweisen, und ge nehmigt hiernach die Positionen dcs folgenden Capitcls: Appellationsgerichtshof zu Köln und rheinische Landge richte. Im weiteren Verlauf der Sitzung stellt Abg. Schröder bei Cap. 79, Stadtgericht zu Berlin, den An trag, die Richter und Subalternbeamten des betr. Stadt gerichts zu vermehren. Nachdem der Antragsteller die bestehenden Uebelstände, Verzögerung der Rechtspflege und Ueberbürdung der Beamten eingehend erörtert, er klärt Ministerialdirector Wenzel, daß die Justizverwal tung von einer weiteren Vermehrung der etatsmäßigen Stellen deshalb Abstand genommen, weil durch die neue Vormundschaftsordnung nnd die Grundbuchordnung eine erhebliche Zahl von Richtern entbehrlich werden würde. Für das augenblickliche oder vorübergehende Bedürfnis würde durch Zuweisung von Assessoren gesorgt werden. Aus diese Erklärung zieht der Abg. Schröder seinen Antrag zurück. Sämmtliche übrige Positionen des Etats der Justizverwaltung werden hierauf ohne erhebliche Debatte genehmigt und die Sitzung vom Präsidenten auf Dienstag vertagt. Mainz, 18. Februar. (Fr. I.) Der Magistrat von Münster hatte den Bischof v. Kettelcr zu seinem Jubiläum in einer Adresse beglückwünscht. Regierung und Oberpräsidium zu Münster erblickten hierin eine den Communalbchörden nicht zustehende und „bei der Stellung des Adressaten" der preußischen Regierung feindliche Demonstration und gingen mit Disciplinar- strafen vor. Der Bischof glaubte gegeu jene Stelle in einer, kurzer Hand durch den „WestpH. Merc." ver öffentlichten „Erklärung" remonstriren zu sollen „als Bischof, wie als treuer Sohn seines Vaterlandes". Der Oberpräsidcnt v. Kühlwetter hat nun wegen des Inhalts dieser „Erklärung" Strafantrag gestellt, und cs ist der Bischof bereits vor dem Untersuchungsrichter zur Ver nehmung geladen gewesen. Braunschweig, 18. Februar. Ueber den Ausgang des Processes gegen den Schriftsteller vr. )ur. Gustav Rasch, welcher bekanntlich der Majestätsbelei- djgung für nicht schuldig erklärt, dagegen wegen Ver gehen gegen die Ktz 130 nnd 131 des Neichsstrafgesrtz- buchs in conlumutium zu 10 Monaten Gefängniß, sowie zur Erstattung der Kosten der Untersuchung ver- urtheilt worden ist, schreibt man der „Wes.-Ztg.": Dcm Erkenntnisse fehlt die Begründung. Es fiel dieser Um stand allgemein auf, da man gespannt war, die Gründe des hohen Gerichtshofes zu erfahren, und cs im hiesige» Strasprcccßverfahrcn wie überall in Deutschland unbe kannt ist, daß ein Erkenntniß sich nur auf den soge nannten Tenor beschränken darf, ohne baß bei dessen Publication ausdrücklich bemerkt wird, die Veröffent lichung der Gründe baldigst folgen zu lassen. In dieser ' Beziehung wurde vom Präsidenten nichts erwähnt, so daß nur die Annahme übrig bleibt, da§ der Gerichts hof es nicht für nöthig erachtet habe, das abgegebene Erkenntniß zu motivircn. Die Vertheidigung wird aus diesem Umstande, der in der Juristcnwelt bedeutendes Aufsehen zu erregen geeignet erscheint, einen Nichtig keitsgrund herzuleitcn im Stande sein, der nur mit Erfolg geltend zu machen sein dürfte. Eine Appellation gegen Entscheidungen der Strafkammer des Kreisgcrichts ist nach der hiesigen Strafpcoceßordnnng nicht zulässig; cs bleibt nur der Antrag auf Cassation, welchem auf Grund eines Formfehlers stattgcgeben wird. * Wien, 19. Februar. Es hat allgemeine Auf merksamkeit erregt, als kürzlich aus Triest die Ankunft des Statthalters von Dalmatien, Feldzeugmeisters Ba rons Rodich gemeldet wurde. Die an diese Nachricht geknüpfte Vcrmuthung, daß der General sich auf dem ' — ; in welchen Rieischel die bedeutsamsten Zeitalter und Bölker- entwickeluugen geschildert bat, vergleichen lassen. Und mit wie wunderbarem Tiefsinn und mit wie einfachen Mitteln wußte der Künstler den tiefsten Kern der Orestessage zu fassen, durch die scharte Gegensätzlichkeit des Muttermordes und der stra fenden Erinnqen und der sühnenden Milde der schützenden Götter das Grundwescn aller Tragik gestaltend! Welche Poesie stiller Innigkeit in dem lieblichen Christcngel, der den Heiland der Well entgegenlrägt. welche ergreifende Poesie tiefsten Schmer zes und unbeugbarster Seelenhoheit in der seelenvollen Gestalt der am Leichnam des Sohnes trauernden Mutter! Und diese tiefe Poesie der Erfindung wird getragen vom unverbrüchlich sten Formenadel, der auch in den christlichen Stoffen jede nazarenische Einseitigkeit von sich abwcist. Die Sprache Rict- schel's, je nach der Verschiedenheit der Ausgaben verschieden nuancirt, ist immer die selbstständige und freischöpferische Sprache ureigenster Empfindung und geistvollster Naturkcnntniß; die Hoheit der Antike, aber nach Maßgabe der besten Renaisfance individueller, wärmer und weicher. Und die Sprache Rietschel s ist immer die Sprache schlichter anspruchsloser Sachlichkeit, die Sprache überzeugender Deutlichkeit, die nicht ruht nnd nicht rastet, bis das Motiv zu voller Kraft und Klarheit heraus- gebildet ist; wohl wissend, daß vor Allem klar zu den Sinnen sprechen muß, wer klar zum Gemüth sprechen will. Seinen höchsten Ruhm und seine epochemachende Stellung aber erlangte Rietschel erst durch die großen Monumental- schöpsungen, die die Thätigkcit seiner letzten Jahre ersüllten. Der Grundzug seiner Monumcutalbildnerei, der scharfe charakteristische AuSdruck und die seine Stilisirung desselben nach den Forderungen und Gesetzen plastischer Schönheit, tritt schon in seinem Jogendwerk hervor, in der Monumentalstatut des Königs Friedrich August des Gerechten; aber noch un- fertig und in der Nachwirkung herkömmlicher Aeußcrlichkeiten besangen. In voller befreiter und befreiender Meisterschaft bethätigt und vollendet er sich erst in der Koloffalstatue Lesfingü. in der Gellcrtskizze, in der Goethe- und Schillergruppe, in der Rauchbüfte, in der großen cyklischcn Composilion de« Luthcr monumentcs. Bolle Lebenswahrheit nicht blo« des Portrait«, sondern auch des zur vollen physiognomischen Bestimmtheit unerläßlichen Zeitcostum«; aber in dieser scharfen Individua lisirnog die hopeit-volle Idealität der fest und klar ausgespro chenen eigensten Wesenheit und GtisteSthat d«S verherrlichten Helden, die hoheitevoll« Idealität eines groß sehenden Künst-
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