Dresdner Journal : 06.10.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187410069
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18741006
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18741006
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-10
- Tag1874-10-06
- Monat1874-10
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- Dresdner Journal : 06.10.1874
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Fnnsncen-Nüi-eau, Vi«o: ^11 Oxpe/,L. . tlvronsxvdorr r üüui^I. klxpv6ition 6vx Urvvtiiisr 6sui-n:«I«, t.»rvü6i», ^I>.i^nrktli0>i^.««!s Xa. 1. Uichlumtlicher Theil nalgarde unter die Waffen getreten; die Kammern haben sich in Permanenz erklärt, das Erscheinen der Journale ist suspcndirt. In den Provinzen Buenos Aires, Santa-Fs, Entre-RioS, Rioja nnd Corrientes ist der Belagerungszustand erklärt worden. Wagen Ihre Majestät die Kaiserin Augusta, die Kaiserin Elisabeth und die Großherzogin von Baden, im zweiten Se. Majestät der Kaiser, der Großherzog und der Erb- DreSden, 5. Oktober. Ueber Bonghi's Ernennung zum italienischen Unterrichtsminister bringt die „Opinione" einen Leitartikel, in welchem sie zuerst auseinandcrsctzt, daß das Cabinet endlich einen Unterrichtsminister haben mußte, einmal, wegen der vielen Ernennungen und Anordnungen beim Beginne des Schuljahres, sodann um vollzählig in die Wahlcampagne einzutreten, nnd daß es Bonghi nehmen mußte, weil nicht leicht ein anderer Mann von wissenschaftlichem Ansehen und politischer Bedeutung zn finden war, der das Untcrrichtsportefeuille angenommen hätte, wenn ihm Bonghi in der Kammer als Gegner gegenüber stand. Man habe das ja schon erlebt; seit Amtlicher Theil. Dresden, 5. Oktober. Ihre Majestäten derKönig und die Königin haben heute das Jagdschloß Rehe- feld verlassen und Allerhöchstihre Billa zu Strehlen be zogen. Dresden, l. September. Mit allerhöchster Genehmi gung ist der zcitherige Professor an den» Polytechnikum zu Aachen, Johannes Leonidas Lewicki, zum Professor für Maschinenbaukunde und Maschinenconstruiren an der polytechnischen Schule hier ernannt worden. Dresden, 30. September. Seine Königliche Majestät haben dem zeither in Wartegeld gestandenen Vorstande des vormaligen Gerichtsamts Wermsdorf, Gerichtsamt- mann Moritz von der Mosel, die nachgesuchte Ver- setzuug in Ruhestand mit der gesetzlichen Pension, unter Belassung seines Titels und Ranges, zu bewilligen aller- gnädigst geruht. 1 Uhr fand im neuen Schlosse ein Dejeuner statt. Die Abreise der Kaiserin Elisabeth ersolgte Nachmittags V>4 Uhr mittelst Extrazuges. Die kaiserlich deutschen Majestäten, der Großherzog und die Großherzogin von Baden geleiteten die Kaiserin zum Bahnhofe und ver abschiedeten sich dort auf das Herzlichste von derselben. Tic Kaiserin fährt ohne Aufenthalt bis Possenhofen, wo sie von dem Kaiser von Oesterreich erwartet wird. Heute Abend 8 Uhr findet zu Ehren des Deut schen Kaisers ein Militärmonstrcconccrt und großes Feuerwerk vor dem Convcrsationshause statt. Mor gen und am Mittwoch soll ein internationales Steeplc chase und Armeerennen in Iffezheim ver anstaltct werden. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Montag, 5. October. (Tel. d. Dresd. Journ.) AuS Stettin wird hierher gemeldet, daß infolge eines Gerichtsbeschlusses gestern durch den Untersuchungsrichter bei dem früheren deutschen Botschafter in Paris, Grafen Harry v. Arnim, in Hassenhaide bei Stettin Haussuchung abgehalten und derselbe verhaftet worden ist. Baden-Baden, Sonntag, 4. October, Nach mittags. (W. T. B.) Die Kaiserin von Oesterreich ist heute Vormittag um 1412 Uhr mit Gefolge hier ringetroffen. Die kaiserlich deutschen Majestäten, der Großherzog, die Großherzogin und der Erbgroßhcrzoa von Baden, die Herzogin v. Hamilton, der österreichische Gesandte Baron v. Pfusterschmid und der preußische Gesandte Graf v. Flemming waren zur Begrüßung am Bahnhofe anwesend. Tie Kaiserin Elisabeth nahm Absteigequar tier bei dem österreichische» Gesandten in der Villa Merk. Bei der Fahrt dorthin befanden sich im ersten Mahon sich darüber geäußert habe, ob er in Rom verbleiben oder Italien verlassen wolle, unrichtig. Rom, Montag, S. October. (Tel. d. Drrsdn. Journ.) Aus Legnago wird gemeldet, daß der Ministerpräsident und Kivanzminister Minghetti bei einem Banket, welches ihm zu Ehren von seinen dortigen Wählern veranstaltet worden war, eine Urbrrficht der Finanzlage Italiens gab. Danach wird das Deficit des Jahres 187* im Be trage von 54 Millionen durch die Eisenbahnconventton um 20 und durch die bereits votirten Steuern um 12 Mil lionen herabgemindert. Ter Rest von 22 Dtilltonen wird durch die Cousumtionssteuer und durch die Zoll- cinkünfte gedeckt. Daher seien keine neuen Steuern er forderlich. Kerner verhieß Minghetti neue Gesetzvorlagen zur Bekämpfung der meuchlerischen Geheimbünde Maffia und Eamorra. Madrid, Sonntag, 4. October, Morgens. (W. T. B.) Die Anrede, welche der französische Gesandte gestern bei Uebcrreichung seiner Creditive an den Präsidenten der Erecutivgewalt, Marschall Serrano, richtete (vgl. unter „Tagcsgeschichte"), hat, dem Vernehmen nach, wegen ihrer außerordent lichen Kürze und übertriebenen Zurückhaltung in kiesigen ofsiciellen Kreisen einen wenig günstigen Eindruck gemacht. BesrnderS aufgefallen ist, daß des Bürgerkrieges keine Erwähnung geschehen ist, dessen Fortdauer nur durch die Unterstützung er möglicht wird, welche den Karlisten durch den Bezug von Hilfsmitteln über die Pyrenäengrenze zn Lyeil wird. Kopenhagen, Montag, 5. October. Tel. d. Drcsdn. Journ.) Der König hat heute den Reichs tag in Person eröffnet. Die Thronrede sagt: Der König fühle sich gedrängt, die Grüße Islands und der Faroerinseln den, Reichs tage persönlich zu überbringen. Er erwarte ein ein trächtiges Zusammenwirken des neuen Cabinets und des Reichstages bei den vorgeschlagenen Reformen. Für die Vertheidigung des Reichs nnd die Zwecke des Staats dienstes werden neue Bewilligungen beansprucht Die Beziehungen zu den auswärtigen Mächten seien frcnnd- schaftliche. Die politischen Verhältnisse gestatteten noch nicht die Erledigung der nordschleswigscheu Frage; die Regierung halte aber an der Hoffnung einer bcfricdi- Wicn, Sonntag, 4.October, Vormittags. (W. T. B) Gutem Vernehmen nach hat die dänische Regierung wegen einiger aus Schleswig erfolgter Ausweisungen dänischer Unterthanen in Berlin Vorstellung erheben lassen. Paris, Sonntag, 4. October, Mittags. (W. T. B.) Der „Agence HavaS" zufolge bestätigt es sich, daß zwischen dem Papst und dem Präsidenten Mac Mahon betreffs der Abberufung deS „Or6- noque" ein Briefwechsel stattgefunden hat. Da gegen ist nach derselben Quelle die von dem rö- mischen Blatte „Libertü" gebrachte Mittheilung, daß der Papst in seinem Antwortschreiben an Mac ....... genden Lösung derselben fest, welche dem Könige und großherzog von Baden. Die Kaiserin MäM Mme dem Volke unverändert am Herzen liege. den kaiserlich deutschen Majestäten und dein Großhuzog <-Pernambuco, Sonnabend, 3. Oktober. (W.t und der Großherzogin von Baden einen Bestich ab. Um T.Bl) Hier eingegangeneMeldungen auS BuenoS- -- - -- Aires bestätigen, daß dort ein Aufstand unter der Führung des Generals Mitre ausgebrochen ist. Die Flotte hat sich für Mitre erklärt, der seine Streitkräfte hei Chivilcoy und San Martin concentrirt hat. In Buenos Aires ist die Natio- Feuilleton Nedigirt von Otto Banck. König!. Hoftheater. — Neustadt. — Am 4. Ok tober. „Ein geadelter Kaufmann". Lustspiel in fünf Aufzügen von E. A. Görner. (Neu einstudirt.) Obgleich dieses Lustspiel im Tone und nach dem Recepte alter Theaterauschauungen geschrieben ist und in vielen seiner Hauptcsiecte gar nicht recht für den ge sunden Sinn unserer Zeit paßt, so hat es doch wie billig durch derb komische Scenen und gefällige Dar- stellbarkcit zahlreiche Freunde im Publicum gefunden und hatte somit einen ungewöhnlichen Theaterbesuch her beigeführt. Und in der That ist unsere Darstellung die ses Stückes, wie sich dieselbe nach der neuen Einsiudi- rung herausstellt, eine sehr lebendige und wird von der Hauptpartic im humoristischen Gebiet, von Hänselmeier dem Klempner, durch Herrn Dessoir's Darstellung ungemein gehoben. Dieser Künstler ist stets am glück lichsten in seinen Wirkungen, wenn es ihm vergönnt ist, einen gewissen Ucbermuth in der Herbeizirhung und An wendung .drastischer Diittel spielen zu lassen, während es ihm zuweilen ein schwerer Zwang ist, sich den stren gen Vorschriften einer wirklichen Dichtung zu fügen. Wo sich nun unbeschadet des Sinnes für jenen Uebcrmuth eine leichthin vcm Verfasser skizzirte Figur unserm überaus talentvollen Komiker darbietet, da er freut man sich mit Wohlgefallen an dessen humoristischer Gestaltungskraft, an den überaus drolligen Pointen, die er wie erheiternde Bl tze des stummen Spiels seinen Worten beimischt. In solchen Momenten wird oft eine gewisse Uebertrcibung zur Tugerd, ähnlich jenen Erscheinungen, wenn in launigen Scenen des wirklichen Lebens die joviale Stimmung zu kühnen, aber erlaub ten Höhepunkten gelangt. Gut und präcis inscenirt und durch rasches Zusammen spiel gefestigt war auch das Lustspiel im Wirken der übrigen Hauptpartien; dabei muß besonders die Ver tretung der Titelrolle durch Herru Jaffö als ein fein durchdachtes und sorglich ausgeführtes bürgerliches Charakterbild hervorgehoben werden. Der Künstler führte seinen allmählichen Uebei gang zum hohlen Dünkel psychologisch treu und wahr vor Augen und wurde iu diesen Scenen von Fräul. Berg als Frau v. Rohr beck mit trefflicher Künstlerschaft unterstützt. Fräul. Allram war als Klempnerfrau sehr erheiternd, und für die Rollen munterer mit Mutterwitz und vor lauter Keckheit begabter junger Mädchen ist es ein Vor theil, Fräul. Masson immer noch bei unserer Bühne thätig zu sehen. Herr Hagen war sehr monoton. O. B. Bemerkungen über dramatische Vorträge. Fast jede große Stadt hat jetzt ihren beliebten Rhe tor, der sich in die Gunst des Publicums hineingelesen und in dessen Dianier sich das Publicum hineingehört hat; manche dieser Künstler bestreichen auch mit Glück andere deutsche Gebiete. Das Bemühen, besonder die seltenen oder niemals aufgesührten Bühnendichtungen auf eine sinnvolle Weise zum Verständniß zu bringen und einiges Erklärende darüber zu sagen, kommt dem intelligenten Bedürfniß vieler Kreise entgegen und kann bei reicher Bildung und edel geschultem Talent zu einer Thätigkeit führen, die über das Niveau des gewöhnlichen Broderwerbs hinausragt. Ties haben verschiedene Bei spiele erwiesen. An ihrer Spitze — um nur von der deutschen Literatur zu sprechen — der in seinen Salons einigen Jahren her sei das Unterrichtswesen eine wahre Fatalität in der Kammer gewesen; was der Unterrichts- minister wollte, das wollte wieder Bonghi nicht, und umgekehrt. So habe man endlich zu Letzterem sagen müsse» : „Probire es selber", u»d er sei nothgedrungen darauf einge gangen. Die „ Opinione "giebt dem neuen Minister, der auch als Journalist einen bedeutenden Namen wie eine zahl reiche Gegnerschaft hat, einige gute Rathschläge ins Amt mit. Er möge, räth sie, nicht gleich mit große» Refor men kommen, denn dazu sei jetzt nicht die rechte Zeit; die Kammer habe zuviel Anderes zu thun, Finanz-, Eisenbahn-, Verwaltungsfragen zu erledigen. Vorläu fig solle er nur die Verwaltung des Unterrichtswescns verbessern, darauf sehen, daß Lehrer und Schüler ihre Pflicht thun, unerbittlich gegen die Nachlässigen und Unfähigen sein, das Ansehen der Studien heben, die Freiheit der Wissenschaft beschützen und nur diejenigen Verbesserungen einführen, die ein Minister von sich ans, ohne sich an das Parlament zu wenden, dnrchfüdren könne. Ein solches Vorgehen müssen Hrn. Bonghi seine aufrichtigen Freunde empfehlen, und es wäre kindisch, von ihm zu verlange», daß er als Minister nun alles Das sofort ausführe, was er als Journalist irgend ein Mal empfohlen und vertheidiat. Die „Italic" begrüßt Thiers ans italienischem Boden mit folgenden Worten: „Herr Thiers ist in Ita lien. Wir heißen unseren ehemaligen Widersacher von Herzen willkommen. Belehrt durch die Diacht der Ver hältnisse, hat der berühmte Greis offen und rückhaltlos jene italienische Einheit anerkannt, die er mit so vieler Heftigkeit bis zu den; Tage bekämpft hatte, wo Frank reich, durch unerhörte Unglücksschläge niedergeworfen, sich auf sich selbst zurückziehen und der Politik entsagen mußte, welche die Staatsmänner aus der Schule des Hrn. Thiers für die einzige den Interessen ihres Landes angemessene hielten. Tic Feindseligkeit selbst, die er so lange gegen uns an den Tag gelegt, ist nur durch das Uebermaß seines Patriotismus hervorgerufcu worden. Wir mochten als Italiener uns darüber beklagen. Stellt man sich hingegen auf den Standpunkt seines Landes, so kann man darin nur eineu Anspruch mehr auf die Dankbarkeit des letzteren erkennen, selbst wenn darge- than wird, daß er sich geirrt hat und daß die Bildung der italienischen Einheit für Frankreich immerdar ein Gegenstand des Ruhmes nicht nur wegen des Antheils, den es daran genommen, sonder» auch darum sein wird, weil die Nachbarschaft einer freie» und befreundeten Na tion viel mehr Werth hat für Frankreich, als jene klei ner, für sich selbst und Andere, sei es vom politischen, sei es, und dies namentlich, vom witthschaftlichen Ttanb- punktc aus, unvermögender Staaten." Tngesgeschichle. Dresden, 5. Octvbcr. Die Erste Kammer er ledigte in ihrer vorgestrigen Abendsitzuug den Ab schnitt II» des Einkommensteucrgesctzentwurfs, enthaltend die 88 13 bis 21 durchgängig nach den Anträgen ihrer Finanzdcputation bez. deren Majorität. Die we sentlichste Abweichung von den Beschlüssen der Zweite» Kammer besteht darin, daß bei der Berechnung des steuerpflichtigen Einkommens der Abzug der direkten Staatssteuern, welchen die Zweite Kammer nicht gestatte» wollte, gestattet sein soll. Eine längere Discussion ent spann sich über den 8 14, welcher eine Aufzählung der Hauptqucllen des Einkommens giebt. Eine Minorität wollte diese Auszählung noch erschöpfender geben, als die Majorität in Uebereinstimmung mit dem Beschlusse der Zweiten Kammer vorschlug, vermochte jedoch uicht die Mehrheit der Kammer für ihren Antrag zu ge winnen. (Vgl. die Landtagsbeilage.) In der heutigen Sitzung der Kammer wurde die Berathung des Einkommensteuergesetzes fortgesetzt uud beendet. Die Vorschläge der Deputation, welche auch heute ausnahmslos die Zustimmung der Kammer fanden, stimmen materiell, von geringen Abweichungen lesende Ludwig Tieck als ein in seiner Glanzepoche un erreichbares Beispiel; ferner Karl v. Holtei, den Gustav zu Putlitz in semcu „Bühueuerinnerungcu" in gewissen: Sinne mit Recht den größten dramatischen Vorleser nennt, weil er der am meisten naturfrische war; endlich in Bezug auf Humor uud charakteristische Komik Emil Palleske. Dazu kommt aus mehrer» Epoche» »och eine Reihe vo» Schauspieler«, die bei besoudereu Gelegenhei ten als Vorleser glänzten. Grunert, Dawison, Ed. Devrient haben sich derartigen Versuchen ab und zu vor einem gewählten, zuweilen gesalbten Kreis mit Erfolg hingegeben. Sonst wohl zum persönlichen Ehrgeiz ge neigt, zeichneten sich doch bei solcher Gelegenheit echte, geprüfte Bühnenkünstler als Kenner dramatischer Auf gaben meistens durch besondere Vorsicht aus uud wähn ten nicht, daß ein rhetorischer Vortrag die Bühne ersetzen könne, eine Verirrung, die stets vom rechten Wege ab- und zum Mißbrauch technischer Ueberkünstelung führte; dadurch „klapperte die Mühle, aber man sah kein Diehl". In neuester Zeit ist Herr Türschmann als Rhetor mit besonderem Erfolg ausgetreten, der nicht nur durch seine entschiedene Talentbegabung, sondern auch durch das Mitgefühl gegeu das trübe Schicksal des Genannten getragen wurde. Bei all seine» manierirten Verirrungen gönnte man dem fast blinden Manne eine Bethätigung, die er auf anderen Gebieten nicht finden konnte. Auch das Auswendiglernen der Stücke war hier selbstverständ lich, diese Urbung eines guten Gedächtnisses, die an und für sich jeden Lairn, aber sicher lernende Schauspieler kei neswegs srappirt und außerdem die Hörrr beängstigt und den Uebelstand hrrbeiruft, daß der Vortragende in unge deckter Stellung und mit freien Händen zu einem Spiel mit seinem Oberkörper herausgefordrrt wird, während der Untrrkörper auf dem Stuhl unbrhaglich frstgrbannt ist. abgesehen, mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer über ein. Eine Diskussion fand nur bei einigen wenigen Punkten statt. Die Frage auf Annahme des Gesetzes wurde gegen eine Stimme (Handelskammerpräsident Becker) bejaht. Ten von der Zweiten Kammer beschlossenen Anträgen wurde mit einige» von der Deputation bean tragten Modifikationen ebenfalls beigetreten, nur der Antrag, welcher die baldige Beseitigung der Kreissteuer- räthe verlangt, wurde abgelehnt. Hierauf trat die Kam mer iu die Berathung der Novelle zum Gewerbe- uud Personalsteuergesetze eiu. Die wichtigste Differenz zwi schen den Anträgen der Deputation und den Beschlüssen der Zweiten Kammer besteht darin, daß die letztere gegen die Ansicht der Regierung bei der Besteuerung der Kauf leute, Händler, Fabrikanten, Fleischer, Bäcker und Actien- gesellschaftcn den Abzug eines Fünftheils vom Tarifsatz« gestatten will, wogegen die Deputation mit Ausnahme des Handelskammcrpräsidentcn Rülke, der den Beitritt zu dem jenseitigen Beschlusse befürwortet, diese Bestim mung gestrichen wissen will. Stach einer längeren Dis- cussiön, in welcher Staatsminister Frhr. v. Friesen ein gehend die gegen den Vorschlag der Majorität geltend gemachten Einwendungen widerlegte, entschied sich die Kammer mit 21 gegeu i) Stimmen für de» Majoritäts antrag, also gegen den Beschluß der Zweiten Kammer. Die Zweite Kammer beschäftigte sich zunächst mit dem Anträge des Abg. Körner, welcher das Direktorium aufsordern soll, sich mit der Staatsregierung darüber in Vernehmung zu setzen, welche Bewandtuiß es mit der Be förderung bez. Anstellung der Abgg. v. Könneritz, v. Ein siedel, v. Zahn und llr. Hahn im Staatsdienste habe, und darüber der Kammer Vortrag zu erstatten. Beim Registraudenvortrag gelangte eine auf diese» Antrag be zügliche Mittheilung des k. Gesammtministeriums zur Ver lesung, nach welcher die Beförderung bez. Anstellung der genannten Mitglieder zwar beabsichtigt wird, aber noch nicht vollzogen ist. Abg. Körner erklärte seinen Antrag zwar durch diese Mittheilung für formell erledigt, behielt sich aber die Stellung eines anderweiten Antrags vor, da nach seiner Ansicht im Geiste des § 71 der Ver fassungsurkunde, welche von dem angestellten bez. be förderten Staatsdicner die Niederlegung des Man dats verlangt, die Anstellung bez. Beförderung von dem Zeitpunkte an zu rechuru sei, wo zwischen der StaatSregierung und dem betreffenden Abgeord neten die Vereinbarung über die Anstellung oder Be« sörderung erzielt worden ist. Staatsminister Or. v. Gerber gab die Ansicht der Staatsregierung über diese Frage zu erkenueu, daß ein solcher lediglich vor- bcreitrndev Act uicht als Anstellung, bez. Beförderung selbst betrachtet werden könne, daß vielmehr als Mo mente, von welchen an die Anstellung als perfect be trachtet werden könne, die Verpflichtung, die Aushän digung des Anstcllungsdccrets, die Publikation der An stellung oder der Eintritt in das Amt betrachtet werden könnten. Auch für die vorliegende Frage sei er der Meinung, daß als Moment der Anstellung die Ein weisung in das Amt betrachtet werden müsse; doch stehe cs überhaupt nicht iu der Gewalt der Staatsregierung, ein Kammermitglicd zur Niederlcgung seines Mandats zu veranlassen. Abg. Körner erklärt darauf, daß sein Antrag weniger gegen die StaatSregierung gerichtet ge wesen sei, als vielmehr die betreffenden Mitglieder habe veranlassen sollen, eine Meinungsäußerung der Kammer über diese Angelegenheit hervorzurufen. Die Kammer erklärt einstimmig den Antrag für erledigt. — Hierauf uahm die Kammer einen vom Präsidenten Dr. Schaff rath bearbeiteten „Entwurf einer Geschäftsordnung für die Zweite Kammer der Ständevcrsammlung des König reichs Sachsen", nachdem Abg. Wigard einen von ihm gestellten Antrag auf lin-lNoc-Aunahmc des Entwurfs wieder zurückgezogen hatte, in Vorberathung. * Berlin, 3. Oktober. Die Schwierigkeiten, welche bei der Aufstellung des Militäretats pro 1875 sich darbietcn, beruhen, wie die „D. N.-E." erfährt, ganz besonders iu der Aufstellung des Extraordinariums, da die Bedürfnisse der einzelnen Armeecorps gerade auf Dieser Dualismus zwischen .Ruhe und gesticulirender Erregung, die hin und wieder dem Rhetor in die un teren Extremitäten führt, damit sie nicht einschlafen, wirkt beängstigend und unschön. Wir glauben den Kopf und Oberkörper eines Schauspielers mit den Beinen eines Eandidatcn zu sehen, dem sein Vorgesetzter erlaubt hat, sich niedcrzulassen, damit er ihm sein Anstellungs gesuch um so humaner abschlagcn kann. Während wir nnteu diese hvchnothpciuliche Scene zwischen einem Pe tenten und einen: Kirchcnrath vor uns haben, redet oben Schiller, Shakespeare oder Sophokles mit leuchten den Worten dazwischen. Herrn Türschmann'S Methode hat bereits mehrere Nach folger erweckt, obgleich dieselbe freilich für Künstler mit gesunden Augen nicht paßt, denn wenn auch das fast wörtliche Auswendigwisscn eine Bedingung des guten Rhetors ist, so soll er doch mit dieser Pflichterfüllung nicht coquettiren, indem er das Buch aus der Hand legt. Zu den Nachahmern des Herrn Türschmann gehörte auch der in Dresden mehrfach gehörte Herr Linde, ein Talent von so begabten Stimmmitteln, wie excentrischen und geschmacklosen Ansichten. Die Presse in Deutsch land hat sich all' diesen Bestrebungen gegenüber ohne Pflichttreue gegen die rechtlichen Forderungen der wah ren Kunst erwiesen. Die Kritik kann sehr leicht zu der gefälligen Gutmüthigkcit veranlaßt werden, über Ent täuschungen zu schweigen, oder in gewundener Rede fortzuloben, wo es sich um persönliche Gebrechen oder um einen in seinem Metier und Unvermögen gealterten Techniker handelt. Wo aber an Stelle dieser traurigen Factoren hoffnungsvolle Kraft und jugendliches Streben vorhanden sind, da muß die offene Redlichkeit die Ober hand gewinnen über die schwächliche Schonung, diese Kupplerin für unglückliche Resultate. Jenes ungemessene Lob der Zeitungen, das Unmündige rrtheilen und Ge-
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