Dresdner Journal : 09.09.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187609099
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18760909
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1876
- Monat1876-09
- Tag1876-09-09
- Monat1876-09
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- Dresdner Journal : 09.09.1876
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M 210. Sonnabend, den 9. September. 187«. » U»»«> ä«> 6«ot«vds» "belieb- . . 18 U«vN- »ntt ko.t- ZtMeliob: «»t»rk50?L 8towp«l.<«dl^ Nii»u. Kiarstos klommvrvr 1« "> l»»er»t«»pr»l»«r kür äsv L»aw «osr g«>o»1t«vei> ksllksils LO ?k. vatsr ^Liv8v»»oNt'' <U« Loils: SV kk. Lriebolnsnr IH^Iicd "üt äsr koiu»- m>4 ksisrt»^» ^beuä» Mr Neu tollen clev 1'»z-, Äres-utrZMrml. Verantwortlicker Redacteur: Hofrath I. M. Hartmann in Dresden. 1o«eratouLi»»»!lmv »u»rrLrt»r Lstx^ss: H Lranctrtetter, 6ommi»iwukr Ns« Orssäoer ^ourmeli; >l.: ^/aasenste«» L ,' >«rU» -Vt-oHEduiL rr»LiNllr-. ». U. Müookoa- iNv«««/ Lsrll»: ä. Lc^nicL-, ^nra/»«ien<a»»t, Lrswso: L öc^Stte,' Llsiisu: §ta»«A0»'» Lüreail; VL«wu>t>: />>. ?r»nkkur! ». H . L ^creAe^»cks u. «7. //eee»»tin»'»eliu ituckN., üürUt,: /nv-^> , S»iu»»v«r: t/'. §c/»ü««le,, ?»ri» - Lirlm - kriurUvrl »H »turtx»«: Dauör L Oo, Skwdarx: Z' L7ev«iAen,- Visa: AI. U vrausxedor: Xöm^I. klrpvllitioll Ue» Oresäusr ^ourosl», OresUvu, Lvingerstrreg»« Ao. SO. Amtlicher Theil. DreSde«, 8. September. Seine Majestät der Deutsche Kaiser, König von Preußen, sind gestern Abend 6 Uhr 30 Minuten, Seine Majestät derKönig heute früh 8 Uhr von Leipzig nach Merseburg ab- gereist. Nichtamtlicher Theil. Ucbersicht. relegraphische Nachrichten. Bom türkischen Kriegsschauplätze. Ta-eS-eschichte. Ernennunaeu, Bersetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial - Nachrichten. vermischtes. Statistik nnd LolkSwivthschaft. EingrsandteS. Feuilleton. TageSkalender. BSrseunachrichten. Inserate Telegraphische Nachrichten. B erlin, Freitag, 8. September, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die auf der Rückkehr auS den türkischen Gewässern begriffenen deutschen Panzerschiffe „Kaiser" und „Deutschland" haben sich gestern von Gibraltar nach Plymouth begeben. DitPanzerschiffe „Friedrich Karl" und „ Kronprin z" find gestern vou Salonichi nach Smyrna abge- gangen. Wien, Donnerstag, 7. September, Abends. (W. T. B.) Der Kaiser hat von FeldSbera auS rin Handschreiben an den Feldmarschall Erzherzog Albrecht gerichtet, in welchem er sich von dem Re sultate der Statt gehabten Truppenmanöver in hohem Grade befriedigt erklärt, allen dabei ver wendeten Commaudanten und Truppen deS stehen den HeereS und der Landwehr wegen ihres Eifers, ihrer Ausdauer und ihrer kriegsmäßigen Schulung seine volle Anerkennung autspricht und dem Erz herzog Albrecht für sein« mühevolle uud lehrreiche Leitung der Uebungen ganz besonders dankt. Zara, Donnerstag, 7. September, Mittags. (W. T. B) Alle Flüchtlinge auS der Herzegowina, welche sich in Grahowo aufhielten, und viele mon tenegrinische Familien find auf österreichisches Ge- biet geflüchtet. Ragusa, Donnerstag, 7. September, Nach- mittags. (Lorr.-Bur.) Einem Gerüchte zufolge haben die JnsurgeutenchefS Zimonic und Socica daS zerstörte Kort Zlostup genommen, hierbei SO Gefangene gemacht und Munition, sowie Lebens- mittel erbeutet. Mukhtar Pascha, auS ZaSlap de- bouchirend, drang vor und verbrannte daS monte negrinische Dorf Patkovic. Cetinjr, Donnerstag, 7. September, Vor mittags. (W. T. B.) Die Regierung veröffentlicht folgende Nachrichten vom Kriegsschauplätze: Derwisch Pascha hat 2 Bataillone Montenegriner, die bei dem Dorfe Rogani im Kreise Pipen lagerten, überfallen. Dieselben haben mit Heldenmuth dem Angriff der ganzen türkischen Macht widerstanden, bis ihnen noch 3 andere Bataillone zu Hilfe kamen. Mit letzteren vereint haben sie die Türken über den Moracafluß bis nach Podgorizza zurüekgetrieben. Es sind viele vom Feinde gefallen; eine große Anzahl von Türken ist im Moracafluß er trunken. Paris, Donnerstag, 7. September, Abends. (W. T B.) Die Commission für die Weltausstellung von 1878 hat daS Reglement über die Vertheilung deS Ausstellungsraumes unter die verschiedenen fremden Nationen definitiv festgestellt. Bei der Vertheilung wurde der Raum zu Grunde gelegt, den die betreffenden Nationen bei der Weitaus- stellung von 1867 eingenommen haben. England und Deutschland erhielten Ehrenplätze zugetheilt. London, Freitag, 8. September. (W. T. B) Bei einem Banket in Sheffield empfahl der Füh rer der parlamentarischen Opposition, Marquis of Hartington, die baldige Berufung deS Parla ments und fübrte auS, daß die orientalische Frage nicht durch den Krieg, sondern durch die Vermit telung der Großmächte gelöst werden solle. Die Lösung sei schwierig, aber unerläßlich. England müsse aufhören, alle Schritte abzulehuen, die nicht von ihm auSgegangen sind. (Vgl. unter „Tages geschichte".) Konstantinopel, Donnerstag, 7. Septem ber, vormittags. sW. T. B.) Bestem Vernehmen nach hat der türkische Ministerrath gestern über die FriedenSbedingungen verhandelt, welche die Pforte in den nächsten Tagen den Mächten vor legen wird. (Vgl. die Rubrik „Vom türkischen Kriegs schauplätze".) Der Großwesir liegt krank danieder. Konstantinopel, Donnerstag, 7. September, Abends. (W. T. B.) Die Eercmonic der Schwert- umgürtung deS neuen Sultans Abdul Hamid II. hat heute in der Moschee Ejub im Beisein der Minister, von Civil- und Militärpersoncn, sowie der geistlichen Würdenträger Statt gefunden. Auf der Rückkehr auS der Moschee besuchte der Sul tan daS Mausoleum seines Latcrö. Belgrad, Donnerstag, 7. September, Nach» mittags. (W. T. B.) Der Minister Ristic bat heute an die Consuln der Mächte eine zweite Note gerichtet und durch dieselbe eine Reihe neuer von den Türken begangener GrausamkcitSacte zu deren Kenntniß gebracht. Namentlich wird constalirt, daß im Bezirke von Zai- car das Land systematisch verwüstet würde, und daß allabendlich unter den Augen der türkischen Behörden ganze Dörfer nicdcrgcbrannt würden. Im Bezirke von Alerinac seien bereits 48 Ortschaften cingcäschcrt. Die Genfer Convention werde, trotz aller Versprechungen, von den Türken nicht respcctirt; es werde von den Türken, sobald dieselben nur des rothen Kreuzes au- sichtig würden, auf die Ambulauzen geschossen. Am Sonntag sei der Secretär des rothen Kreuzcomitäs in Mexinac bei Ausübung seiner Functionen gctödtct wor den, nachdem die Türken ihm vorher erst einen Arm abgchaucn hätten. Von den serbischen Offizieren sei einstimmig constatirt, daß die ganz regelmäßig nach einem Kampfe stattfindcnden Brandstiftungen durch keinerlei strategische Nothwendigkeit gerechtfertigt würden, und daß das ganze Verfahren der Türken ein unerbittliches System beharrlicher Verfolgung und ein reines Zcr- störungs- und Ausroltungswcrk sei und nicht dcrKricg führnng civilisirter Völker entspreche. Vom türkischen Kriegsschauplätze. Cctinje, 6. September. (Corr.-Bur.) Gestern unter hielten die Türken aus allen ihren Werken zwischen Podgorizza und Spuz ein starkes Artilleriefeucr zur Deckung eines von ihnen auf zwei Seilen unternommenen Versuches, über die montenegrinische Grenze einzudringen. Dieser Versuch wurde von Bozo Petrovic zurückge- wiesen. Belgrad, 5. September. Einem Schreiben, welches der neuesten „Polit. Corr." von hier zugcht, entnehmen wir Folgendes: Es wird hier abermals die Frage der Zusammcnberusung der Sknpschtina vcntilirt. Im Schooße des Ministeriums herrsche» darüber zwei dia ¬ metral entgegengesetzte Ansichten; 3 Minister behaupten, die Sknpschtina allein könne die Friedenspräliminarien acceptircn, da sie auch den Krieg beschlossen hat. Die andern Mitglieder des Cabincts weisen aus der Ver fassung nach, daß der Fürst, rcsp. seine Negierung, das Recht hat, über Krieg und Frieden zu entscheiden. Der Sknpschtina bleibt freilich das Recht der Ratification des Vertrages Vorbehalten. Bis zur Stunde ist noch keine Entscheidung in dieser Sache getroffen worden. — General Tschcrnajew befindet sich seit dem 3. d. in Deligrad, dessen Befcstignngswcrkc sehr ausgedehnt wurden. Außer den Positionsgeschützen zählt die Ar tillerie in Deligrad 150 Piecen. Die Macht, über welche Tschcrnajew verfügt, beträgt 55,000 Mann In fanterie, 3000 Reiter und 25 Batterien Artillerie. Die besten Truppen, die Belgrader und die Gruzaner Ba taillone, stehen noch in Alexinac. — Laut einem Scmliner Telegramm der „Schles. Ztg." hat Tschcrnajew im verschanzten Lager von Dc ligrad folgende Stellung eingenommen: Die Werke von Deligrad, mit den Geschützen aus Alexiuac armirt und in entsprechender Weise besetzt, bilden den linken Flügel der neuen Stellung Tschernajew's und zugleich die eigentliche Sperre des Morawathales; die übrigen Trup pen stehen in vortheilhaften Positionen auf der Linie Djunis-Kavnik-Veliki-Siljegovac-Vukanja, womit die Communicationcn mit Krusewac gesichert sind. Nisch, 6. September. Ein von heute Vormittag datirtes Telegramm der „N. fr. Pr." meldet: Die türkische Armee rückt ans dem linken Morawaufer langsam vorwärts. Täglich finden Necognoscirun gen gegen Alexinac Statt. Letzteres scheint von dem größten Theile der serbischen Besatzung geräumt zu sein, obwohl vier Nedoutcn der Westfront noch feuern. — Der Oberst Lloyd Lindsay, der als Leiter der englischen Ambulanz mit mehreren Aerzten in Belgrad cingctrofsen ist, meldet brieflich von dort über den guten Empfang, den die Gesellschaft beim Fürsten Milan und anderswo gefunden und schließt mit einigen erwähnens- werthen Aeußcrungcn über die Eifersucht zwischen Serben und Russen. Ich kann nur bestätigen, be merkt er, daß mit Ausnahme der russischen Offiziere alle Welt blos einen Wunsch, und zwar den, nach Ein schreiten der neutralen Mächte zu Gnnsten einer Wieder herstellung des Friedens hegt. Wenn ich die russischen Offiziere ausschließe, so spreche ich von einer sehr starken und mächtigen Zahl, und ich darf wohl einen Schritt weiter gehen und erklären, daß die Serben mehr als einigermaßen mißtrauisch gegen den Eifer ihrer russischen Freunde sind. Anch die Tlatsache, daß unter den serbischen Truppen Selbstverstümmlung, namentlich Ver wundung der linken Hand, sehr häufig sei, um nur die Gefahren des Kampfes zu vermeiden, wird in demselben Briefe bestätigt. Widdin, 1. September. In einem Schreiben, welches die neueste „Polit. Corr." veröffentlicht, heißt cs: Wäh rend die Negierung cs noch immer für angemessen er achtet, die bulgarische Nation die Schärfe des Schwertes fühlen zu lassen, hat sie für die tscherkessischen Wüthcriche keine Strafen. Nach wie vor begehen diese Kaukasier, die sich in Hellen Hausen in Widdin und Umgebung herumtreiben,ihre Schandthaten; 2 Dörfer bei Widdin wurden vou ihnen nicdergcbraunt und 40 bulgarische Insassen mcdergemetzelt. Hier in der Stadt kommen wieder täglich Raubanfällc vor, und der Gou verneur will oder kann nicht diesen Bösewichtern das Handwerk legen. Viele Bulgaren slüchten sich nach Rumänien. Vian versichert aus glaubwürdiger Quelle, daß seit dem Monat Mai schon mehr als 50,000 Bulgaren in Rumänien eine Zufluchtsstätte gesunden haben (?). Hätte nicht der reiche Bulgare Ionin in Buka rest den Emigranten große Summen zukommen lassen, so wären schon viele der Unglücklichen dem Hungertode erlegen. Tultscha, 2. September. Man schreibt der„Pr.": Aus den Balkangcbicteu von Kotel, Schcrawna, Katu- nischtc und Iehtcrcne befinden sich nicht weniger als 15,000 Flüchtlinge in der Dobrudscha. Diese erzählen nicht nur unglaubliche Gräuelthaten, die man an ihren Familie», an ihrem Hab und Gut in der Heimath verübte; sie berichten auch von einer endlosen Reihe von Unthatcn, die an ihnen bewaffnete, wie un- bewaffnete Muhamedancr ans der Flucht in die Do brudscha verübtcu. Die verstümmelten Weiber gab man den Zigeunern in die „Pflege"; die schöneren Mädchen wurden allenthalben und mitunter in Gegenwart be hördlicher Organe von Tschcrkcssen auf offener Straße verkauft. Konstantinopel, 6. September. Der „Pr." wird telegraphirt: Wie hier verlautet, hat der Großwesir gestern Vormittag an Abdul Kerim Pascha tele graphirt und denselben aufgefordert, schleunigst vorwärts zu dringen, um dem Kriege baldigst eiu Ende zu mache». Letzterer telcgraphirte hierauf zurück, er werde auch ferner hin nur langsam vorwärts dringen, um so den Serben Zeit zu lassen, ihre Städte zu räumen und ihre Hab seligkeiten niit sich zu nehmen, um seinen Soldaten keinen Anlaß zu geben, durch irgend eine Plünderung oder Blutthat den Zorn Europas herauszubeschwörcu. * Konstantinopel, 6. September. Während, wie bereits telegraphisch gemeldet, die (alte) „Pr." erfährt, daß die Pforte den von den Botschaftern befürworteten Waffenstillstand vor der Hand abgelehnt haben soll, und das genannte Blatt darin ein Symptom er blickt, daß im Nathc Abdul Hamid's die Kricgspartei wieder die Oberhand habe, telegraphirt man der „N. fr. Pr.": Gerüchtweise verlautet, daß der Waffenstillstands- Vorschlag beseitigt ist und daß nun ohne diesen die Be dingungen eines Friedens in Erörterung gezogen werden sollen. Dem „Pester Lloyd" zufolge hätte die Pforte dcu Waffenstillstandsantrag definitiv abgclehnt. Die Vertreter der Mächte, fügt das ungarische Blatt hinzu, durften eine solche Antwort voraussehcu, obwohl der Pforte nicht darin» zu thun ist, ei»e Mediation als solche abzulehnen. Durch ihre Erklärung habe die Pforte bewiesen, daß sie bereit ist, auf Grundlage fehr- gemäßigter Bedingungen die Friedensverhandlungen auf- zunchmcu. Die Pforte werde die Bedingungen sofort nach der Cercmonic der Schwcrtumgürtung den Mächten zur Kenntniß bringen. Jedenfalls müsse die Pforte den Friedenspreis, ihrem Versprechen gemäß, in den nächsten Tagen den Mächten bekannt geben. Dann werde natur gemäß ein Waffenstillstand auf Grundlage dieser Frie denspräliminarien geschloffen werden. Hiermit überein stimmend wird von „W. T. B." über St. Petersburg gemeldet, die Pforte habe auf die Vorstellungen der Botschafter wegen Herbeiführung der allseitigen Waffen ruhe erklärt, daß eine solche Waffenruhe bei der gegen wärtigen militärischen Sachlage nicht in ihrem Interesse liege; gleichzeitig habe sie aber eine baldige Aufstellung ihrer Bedingungen für den Frieden in Aussicht gestellt. Tngesgeschichtt. Dresden, 8. September. Sc. Majestät derKönig sind heute Morgen von Leipzig nach Merseburg gereist, um den dasigen großen Manövern beizuwohncn. Ihre Majestät die Königin werden heute Abend '^7. Uhr aus Leipzig hier eintreffen und Sich ohne Aufenthalt über Niedersedlitz nach Pillnitz begeben. Sc. königl. Hoheit der Prinz Georg bat Se. Majestät den König heute früh «ach Merseburg begleitet und wird Abends bereits wieder in Leipzig eintrcffen, woselbst Höchstdcrselbe bis Montag verweilen wird, während Ihre königl. Ho heit die Prinzessin Georg bereits heute Mittag-von Leipzig nach Hosterwitz zurückgckehrt ist. G Leipzig, 7. September, Abends. Se. Majestät der König haben Sich mit Sr. Majestät dem Deut schen Kaiser und den übrigen hier weilenden Fürst lichkeiten heute Morgen (zu Wagen) nach Gruna begeben, um dem Corpsmanövcr bei Magdeborn beizu- wohucn, und sind Nachmittags gegen 'z-2 Uhr von dort zurückgckehrt. Leider war heftiges Regcuwctter ein. Feuilletom Redigirt von -Veto Banck. Neue Erwerbungen der königlichen Gemäldegalerie. Unter den neuesten Ankäufen nehmen die beiden zuletzt erworbenen Bilder, welche aus einer Nachlaß- auction des Herrn Rhaban Ruhl in Köln stammen, einen besonders hohen Rang ein. Das vorzüglichste von beiden ist ein werbliches Bildniß von Bartholomäus van der Helft, die Frau des Bürgermeisters von Amsterdam Andries Bicker darstellend und an Lcbenswahrhcit und Frische, so wie an Meisterschaft der Ausführung dem Allerbesten ebenbürtig, was dir holländische Schule in ihrer vollendetsten Zeit hervorgebracht hat. Eine wohl- häbtge Patricirrfrau , nach der Inschrift des BildcS 46 Jahre alt, von frischester Farbe und dem Ausdrucke lebensfroher Gutmüthigkeit strahlend, in dem kleidsamen, einfachen schwarzen Eostume der Zeit, mit dem blendend weißen Radkragen, dessen lichter Abglanz dem wohlge nährten Antlitz noch einen erhöhten Grad von Farben- frisch« verleiht; die Hände, behaglich ineinander geschlagen dir Handschuh fassend, sind womöglich noch lebenswahrer und individueller gemalt ab» der Kopf, die ganze Per sönlichkeit auf einfach dunklem Hintergründe rund und voll, wie eine wirkliche Gestalt abgehoben. Bei der Auction in Köln erhob sich unter de« versammelten Kennern und Käufern ein nachhastiger Zweifel, ob das Bild wirk lich von v. d. Helft gemalt sei, und man war vielfach nicht abgeneigt, dasselbe mit seiner für den genannten Meister allerdings seltenen Frisch« und markigen Behandlung, am End« gar dem Meister Rembrandt selbrr zuzuschreidrn. Allein als rS hier in Dresden einer leichten Reinigung unterworfen wurde, zeigte sich die volle unversehrt ori ginale Inschrift: B. v. d. Hclst f. 1642 und stellte somit den Meister außer alle» Zweifel. Wohl aber darf man annehmen, daß v d. Hclst unter dem Einfluß des damals gerade auf der Höhe der Meisterschaft und des Ruhmes stehenden Rembrandt, unwillkürlich, bewußt und unbewußt im Geiste dieses größten der holländischen Maler, ein io vortreffliches Werk geschaffen habe. Ein Werk, das den ältesten und besten Bildnissen Nembrandt's, in deren unmittelbaren Nähe cs jetzt seinen bleibenden Platz gefunden hat*), ein geradezu gefährlicher Rival geworden ist. Noch mag bemerkt werden, daß das Gegenstück, das Bildniß des Andries Bicker in der Galerie des Trippenyuys in Amsterdam befindlich, auch dort zu den Zierden der Sammlung gezählt wird. Aus derselben Versteigerung wurde noch ei» höchst anmuthigcs Bildchen des Hans Memlink erworben, welches den heiligen Christoph darstcllt, wie er daS Christkind auf seiner Schulter durch das Wasser trägt. Die Gestalt des Heiligen ist von einer außerordentlich rdlen und feinen Charakteristik und von einer Schön heit der Verhältnisse und einer Richtigkeit der Formen, wie sie auch in dieser Schule nur selten vorkommt. Er ist im Begriff, mit seiner wunderbaren Last ans Land zu steigen, und hat drn einen Fuß bereits auf's Ufer gesetzt, während er die erhobene Rechte auf den Baum stamm stützt, der ihm als Stab dient, und den linken Arm in die Seit« stemmt, um die ganze Schwere der Last zu bczeichnrn, welche seine Schulter beugt. Ein blaues Untergcwand und ein rvther Mantel umgeben in den reichsten und gewähltesten Falten den Leib des alten Helden and zeigen und verhüllen zugleich die mächtigen Glieder, deren Bewegung und Zusammen- *) Es ist unter Nr. SNW, in dem großen Rembrandt» saale ii, Wand », ausgestellt. Hang in einfachster Deutlichkeit und Plastik die ganze Stellung der Figur klar macht. Das Christkind, be kleidet mit einem violetten Röckchen, trägt in seiner linken Hand die symbolische Weltkugel von Krystall, welche von einem darauf befestigten Kreuz mit Fahne überragt wird, während es seine Rechte segnend empor hebt. Oben in lichten Wolken thront Gott Vater und unter ihm schwebt die Taube des heiligen Geistes, eine Zugabe, die sonst bei dieser Darstellung des S Christoph nicht gewöhnlich ist. Wenn die Gestalt des Heiligen in unserem Biloe den berühmten S. Christoph der ehemals Boisseräe'schen Sammlung an plastischer Schönheit in der That bei Weitem übertrifft, so mangelt dem Bilde dagegen allerdings der symbolische Reiz der ausgehenden Sonne, welche dem Münchner Bilde eine so cigenthüm- liche Poesie verleiht. In dem unsrigen herrscht eine gleichmäßige Tagcshelle, die nur in den oberen Schichten des tiefblauen Himmels eine Andeutung nächtlichen Dunkels zeigt, obgleich der typische Einsiedler mit seiner Laterne keineswegs vergessen ist. Der ganze landschaft liche Hintergrund ist vom höchsten Reiz naiver Natur anschauung und sicher der Wirklichkeit entnommen, in seiner mikroskopischen Vollendung der Hand Memlink's vollkommen würdig und entsprechend wie die Figuren, wenn cs auch, bei der heute üblichen Skepsis, an Be zweifelung des Autors sicher nicht fehlen wird, dessen Authenticität.überdies nur bei sehr wenigen Bildern wirklich fest steht. Der Umstand, daß dies Bild früher zur Sammlung König Wilhelm's von Holland gehörte (es trägt noch das große Siegel auf der Rückseite), be weist entschieden für die Würdigung, welche es von jeher gefunden.*) *) DaSlelbe ist im Holbeiusaale 2. au der Sesteowand uuter Nr. 2417 ausgehäugt morden Wenn die kürzliche Erwerbung eines ganz ausge zeichnet schönen Landschaftsbildcs der holländischen Schult, welches den .Inn van cier LI «er von Harlem, einem seltensten Meister zugeschricbcn wird, als ein höchst glück licher Zufall betrachtet wcrdcu darf, so ist cs eine ge radezu wunderbare Verkettung von Umständen, welche vor wenig Wochen erst das dazu gehörige Gegenstück von der Hand desselben Meisters in den Besitz der königlichen Galerie gebracht hat. Das erste befand sich im Privatbesitz in Leipzig und hatie früher der be kannten Sammlung des I>r. Riedrich angehört, in welcher cs als ein Bild Jakobs van Ruysdael aufge- sührt wurde, bis neuere Forschung darin ein Werk des noch nicht lange wieder entdeckten und beachteten 3an van äor Lloer von Harlem erkannte, den zuerst der französische Kunstgelehrte Thorä (bekannter unter seinem Pseudonym W Burger) wieder in die Kunstgeschichte Hollands ausgenommen und im Verein mit dcm Namensverwandten 3»n van äor Llevr von Delft, durch eine Anzahl von Werken beglaubigt hatte. Unser zuerst erworbenes Bild stellt einen Waldrand vor, an dessen rechter Seite eine stattliche Eiche die Hauptfigur des Bildes rcpräsentirt, an deren Fuß vor bei nach links hin ein Waldweg ins Gebüsch führt, welchen ein Jäger auf einem Schimmel einschlägt, dem ein Jagdhund folgt. Ganz rechts verliert sich der Blick in eine reiche Ferne, welche mit der feinsten Betonung aller unzähligen Einzelheiten einen Rcichthum von ver schiedenartigsten Flächen und Gegenständen zur e>nheit- lichsten Wirkung verbindet. Die Eiche sowie die andern niedrigeren Bäume und Büsche sind mit der feinsten Detaillirung des verschiedenartigen Laubwerks und seiner Färbung in zartester Vollendung durchgeführt, was bet den kleinen Dimensionen des Bildes doppelt rrstauncns- werth erscheint. Vor Allem aber ist die große Lustfläch«
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