Dresdner Journal : 06.12.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187612063
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18761206
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18761206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1876
- Monat1876-12
- Tag1876-12-06
- Monat1876-12
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- Titel
- Dresdner Journal : 06.12.1876
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w 283 H»»»i»e«eut»pr«li« r l- u«aU>vllsa IRtwhctl: . . 18 tritt kott- rmck K^b ^E»rlc SO kk. At^wpslruscdla^ bmru. Lmrv.ll« liuwmrrn: 10 kt. Ii»er»t«»pr«l»er kür <i«Q kLiuo «iasr x«p»Iwoso kvtitteils 20 kk. Hüter „Liogserutät" äis 2vitv KO kk. krsolieliiell; I'Lzlick mit ^azaASms äsr 8ovn- u„ti keisrttKS XOeoci» kür äva tol^eockva 1'»^. Btittwoch, den 6. December. DreMerIoimml Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. 187«. Iu«eruteoi»uni»Iiwv »usirLrt»: I-elxiix: 7»> /tran«/«tetter, Ocuumi^ioLLr äes Ure-xiaer ^ouro»t»; Uxatdurz L»rIill-Vlvii-I.«>prix-LL»«I-vr«»I»ll-?i-»iL^kllrt ». ».: L kt>A/rr,' Lsrlm - V,«a N»mdur^ » H. - »iwcdea: Äit<i. ' Lerltu i Ä. ^üf,uc^ , /»la/xirnliax^,' Lr«w«u: Lt/«iotte, Lrs»I»u Uürsaii.' 0d»w >»<: /> koiAt, rruütclurl ». H.: L ^ttkAe^seos u. (7. //errman»»'«el>v kjuvlik,, OürUl«: /»v.- D , SxLiiovvr: «7. 8c/iit»!«/er, rLri»-N«rtil»-rr»liIlkiu'r ». «. StMt^xrl : L (7o./ Lxwdurx: H. L'/euci</en, Vi«»: Fk. Uvrauxxebvr: IvOui^I. kxpeäitioa äe» Orvsttaer ^ouriml», Oresävo, /vili^erstnt»«« dlo. 20. Amtlicher Theil. D eSdev, 2. December. Se. Majestät der König hat d:m bisherigen Local - Schlachtsteuer - Einnehmer Johann Georg Gansauge in Tanneberg das Allge meine Ehrenzeichen zu verleihen geruht. Se. Majestät der König hat dem Professor an der Akademie der bildenden Künste und Mitglied des akademischen Raths llr. Adrian Ludwig Richter rück sichtlich der ersteren der beiden genannten Dienststellun gen die nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand vom l. December dieses Jahres an mit der gesetzlichen Pen sion unter huldvoller Anerkennung seiner langjährigen vorzüglichen Dienstleistungen allcrgnädigst zu bewilligen geruht. Dresden, 4. December. Se. Majestät der König hat den zeitheristen Cantor und Kirchschullehrer in Schönefeld b. Leipzig Gottlob Franz Baunack zum Bezirksschulinspcctor in dem Jnspectionsbezirke Oclsnitz zu ernennen geruht. Bekanntmachung, die Uebernahme der Chemnitz-Komotauer Eisen bahn durch den Staat betreffend. Nachvem die der Chemnitz-Komotauer Eisenbahn- Gesellschaft gehörigen Eisenbahnlinien: Flöha-Landes- grenze bei Reitzenhain und Pockau-Olbernhau von dem Staate angekauft worden sind, ist die Leitung des Be triebes dieser Linien vom heutigen Tage an der Gcneral-Direction der Staatscisenbahnen übertragen worden. Dresden, den 4. December 1876. Finanz-Ministerium. von Könneritz. Müller. Mllllamtlillrer Theil. Telegraphische Nachrichten.. Berlin, DienStag, 5. December, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In der heutigen Sitzung deS Reichstags beantwortete der Reichskanzler Fürst BiSmarck die Interpellation deS Abg. Rich ter (Hagen), betreffend die russische Grenzzoll- erhöhnng. Fürst Bismarck erklärt, die russische Zollpolitik sei vielleicht eine irrige? eine fremde Regierung sei jedoch außer Stande, darauf einzuwirken. Auf die politische Seite übergehend, bezeichnet Fürst Bismarck die Inter pellation als im gegenwärtigen Angenblick höchst unbe quem, da sie seine bisherigen Friedensbemühungen schä dige. Rußland verlange keineswegs von uns große Gefälligkeit, n und gehe nicht auf Eroberungen aus. Rußland verlange nur Vermittelung auf der Con- fcrenz behufs Besserung der Lage der Christen in oer Türkei, wozu unser Kaiser und wohl auch die Station gern die Hand biete. Falls die Conferenz resultatlos bleibe, sei der Krieg wahrscheinlich. Dazu verlange Rußland Deutschlands Hilfe nicht. Nie mand aber werde verlangen, daß Deutschland gegen den Krieg sein Veto einlege. So lange wir auf diesem Flecke stehen, wird es nie gelingen, in unsere lOojährige Freundschaft mit Rußland einen Niß zu bringen. Das Dreikaiscrbündniß besteht in voller Kraft fort. Auch mit England habe Deutschland l 00jährige Freund- schastsbeziehungen. Die Aufgabe Deutschlands sei, zu vermitteln. Das auf Fricdenscrhaltung gerichtete Deutsch Feuilleton Redizirt von Vtto Banck. Residenztheater. Am 4. December wurde zum ersten Male „Die Crcolin", komische Operette in 3 Acten, nach dem Französischen von A. Millaud, Musik von Jacques Offen bach, aufgeführt. Diese Novität erwies, man kann leider nicht sagen bewährte, denselben Erfolg, den sie auch schon an andern Orten erfahren ha». Der Eindruck ist ein dcrartia vom schleppenden, intcressearmcn Stoff des Libretto gelähmter, daß man sich auch bei der brillantesten Ausführung kein Glück davon für ein Thcatcrrrpcrtoire versprechen könnte. Die lang sam sich ausführende Jntrigue, die weder gut erfunden, noch überraschend oder gar fein, vor allen Dingen aber nickt komisch ist, zerdehnt den letzten Act geradezu tödt- lich. Einem alten Schiffscapitäu, der 16 Ahnen, aber kein« Vernunft hat und zwei Nichten und einen Nesscu gegen ihren Willen verheirathen will, während sie an dere Herzensneigungen hegen, wird durch ganz gewöhn liche Täuschungen und Lügen ein Streich gespielt, so daß endlich die Verbindungen nach Wunsch, statt nach Com- mando erfolgen oder nachträglich anerkannt werden. Es findet dabei weder ein Kampf, noch eine fistelnde Zwi- schenepisode Statt, und der Capitän ist nicht Das, was uns für manchen Mangel schaolos halten könnte — ein humoristisches Original. Das bei Offenbach übliche frivote Element ist ganz beiläufig in den Teig des Ganzen mit hineingeknetet, bleibt jedoch insofern un schädlich, aber auch ohne Wirkung, als sich die lüdcr- lichen, warm empfundenen Intentionen eines jungen Galgenstricks niemalc in Handlung umsetzrn, da Letzterem der HalS eines jungm Mädchens fehlt, um den er sich land muß seine guten Beziehungen zu den Mächten er halten und kann nur activ eintretcn, wenn einer seiner Freunde gefährdet wäre. Deutschlands wohlwollende Haltung zu allen Mächten werde hoffentlich auch zu der Localisirung des Krieges beitragen. Furst Bismarck glaubt, daß es zu einer Verständigung zwischen Ruß land und England kommen werde, da beide Mächte ohnehin nickt in der Lage sind, sich in ihren Interessen direct zu berühren. Gelingt uns die Vermittelung und die Localisirung des Krieges nicht, so entsteht eine neue Lage, worüber mau vielfach combiniren, ich aber heute nicht Auskunft geben kann. W i en, Montag, 4. December,Abends. (W.T. B.) Der RtichSfinanzministcr Frhr. v. Hofmann ist heute Nachmittag in Begleitung dcS Hofraths Baron Falke nach Buda-Pest abgereist. Paris, Montag, 4 December, Abends (W. T. B.) Der Marschallpräsident Mac Mahon hat, der„AgenceHavaS" zufolge, den Herzog v.Audiffret- PaSqmcr ersucht, die Bildung eines neuen Cabi- ncts zu übernehmen. Derselbe hat diesen Auftrag bisher noch nicht angenommen Mac Mahon habe dem Herzog gegenüber bemerkt, daß er vor der definitiven Antwort deS Herzogs in der CabinetS- frage nichts Weiteres thun werde. Die von den Journalen gebrachten anderweitigen Mittheilungcn über die Zusammensetzung des neuen CabinetS werden von der „Agence Havas" für unbegründet erklärt. In parlamentarischen .Kreisen nimmt man an, daß die Constituirung des neuen CabinetS im Laufe deS morgenden TageS erfolgen werde. (Vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „Tagcsgeschichte".) Versailles, Montag, 4. November, Abends. (Corr.-Bur.) In der heutigen Sitzung der Dcpu- tirtcnkammcr gab der Minister des Innern, de Marcdre, von der Rechten intcrpellirt, zu, er habe am vorigen Sonnabend die Tagesordnung über die künftige Anwendung dcS BetzattungSreglements im Namen der Regierung angenommen, ohne Zeit, noch Gelegenheit gehabt zu haben, seine College» zu consultiren. Die Kammer genehmigte mit 405 gegen 32 Stimmen einen Credit von 300,000 FrcS. für Reise- und Repräsentationsauslagen für den Prä sidenten der Republik. Der Finanzminister hatte erklärt, Mac Mahon nehme den Credit nicht an, aber alS der Radicale Maigne denselben als anti- demokratisch bekämpfte, die Annahme desselben em pfohlen. Antwerpen, Montag, 4. December, AbendS. (W. T. B.) Hier eingetroffene Depeschen melden, wie der „Pröcurseur" mittheilt, den Ausbruch einer Revolution in B uenoS-Aires Die Stadt ist in Belagerungszustand erklärt worden. Bukarest, Montag, 4. December, Nachmit tags. (W. T. B.) Der Scuat bat nunmehr nach 3tägigrn Debatten beschlossen, daß die gerichtliche Verfolgung der angeklagten früheren Minister, welche zugleich Senatoren sind, stattfinden soll. Athen, DienStag, 5. December. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Da DeligeorgiS ein neues Cabinet nicht bilden konnte, so hat der König das Ministerium Komunduros ersucht, die Geschäfte bis zur Besei- tigung der gegenwärtigen Krisis weiter zu führen. Die Abstimmung über die Steuervorlage wird in der Kammer heute wiederholt- Für orientalischen /rage. St. Petersburg, 2. Dccembrr. Der heutige „St. P. Herold" schreibt: Gegenüber den Behauptungen aus wärtiger Blätter, daß eine Vor conferenz der Ver schlingen könnte. Wir haben seine flotte Laufbahn vor der Scene zu suchen. Der Dichter und Componist, Beide fühlten sich bei ihrem Suchen nach neuen Bühnenrcizungcn ersichtlich von der Idee gekitzelt, in einer jungen heißblütigen Crcolin — wie sic der transatlantsiche Roman bis zum Ueberdruß in Mode gebracht hat — einen prickeln den Köder für alte übersättigte Thcatcrhechte auf die Scene werfen zu können. Dieser Gedanke, der zu spät gekommen ist, wurcc aber heißer empfunden, als aus geführt. Offenbach's Creoliu Dora ist nur eine heraus- gcputzte Statistin, die dem Charakter ihrer anticuropäi- schen Racenhastigk.it, ohne in die Handlung cinzugreifc», blos durch ein paar rabbiatc Acußerungeu und durch ein kleines Nationallicdchen dürftigen Ausdruck verleiht. Musikalisch ist mir die neue Operette zwar in einigen Piecen feiner als manche andere hierher gehörige Arbeit vorgekommen, aber die dclicaterc Färbung paßte nickt zu den grobe», derben Linien des Textes, der vielmehr melodiöse Effecte von realistischer Frische verlangt haben würde und vor Allem auch komische Couplets. Das musikalisch cigcntbümlich und anmuthig erfundene Lied des Capitäns, in welchem er seine Thätigkeit und An schauung schildert, ünv der Sieucrmannsgesang decken jenes Bedürfniß nicht. Bei allen diesen Schwächen macht die undankbare „Creolin" bedeutende Anforderungen an die Darstellung, Anforderungen, die musikalisch ein Wenig weit über die Grenzen des Residenzlbcalers hinausgehen und die Mattigkeit des Eindruckes steigern. Die Titelrolle selbst ist nicht leicht zu singen, und Frl. Dombrowska war ihr wenig gewachsen. Frl. Tschcrpa, welche die Mündel Antoinette gab, fehlt für das Singspiel alle Leichtigkeit. Ganz besonders schwer ist dir Rolle des Neffen Rrnö, vou Frl. Hänsel treter der Mächte aufgegeben sei und nian gleich zur Eröffnung der eigentlichen Conferenz zu schreiten ver einbart habe, halten wir unsere vor längerer Zeit be reits gebrachte Mitthcilung aufrecht, daß allerdings als Einleitung der Friedensverhandlungen in Konstanti nopel eine Conferenz der Vertreter der Großmächte bezweckt wird, an der denn auch angesichts dieses Cha rakters der Conferenz ein Vertreter der Pforte nicht theilzunehmen hätte. Wie wir hören, würde auch dieser Vorconfercnz, welcher der Doyen des diplomatischen Corps präsidiren würde, die Beschäftigung mit der immer mehr in den Vordergrund tretenden Occupationsfrage zufalleu und von dem Resultate dieser Berathungen dürfte das Schicksal der Conferenz überhaupt be dingt sein. * Odessa, 1. December. Wie man der „Polit. Corr." schreibt, hat der Obercommandant der russischen Südarmee, Großfürst Nikolai Nikolajewitsch, den Antrag gestellt, der Staat solle sich der ihrer Ernährer beraubten Familien annehmen. Der Kaiser hat den Antrag genehmigt, und wird der Senat die Höhe der betreffenden Pensionen normiren. Großfürst Nikolai hat sich dadurch die Sympathien seiner Armee erobert. Eine Kundgebung für ihn wird in den Armeekreisen vorbereitet. 3 Ärmeccorps haben ihren Aufmarsch be reits vollzogen, und die anderen 3 dürften damit bis zum 5. December zu Ende kommen. Die Stäbe der 3 Corps sind in Ktschencw, in Orgejcw und im Markt flecken (Mcstetschko) Guracalbina, im Bcnderer Kreise. Die Stäbe der anderen 3 Corps sind hart am Pruth untergebracht. — Die russische Commission, welche in Rumänien weilte, hat alle Modalitäten mit dem rumänischen Kricgsministcr vereinbart, unter welchen der Durchzug der russischen Armee stattzufinden hat. Danach wird das Gros der Armee in den Fürsten- thümcrn gar nicht verweilen und direct an die Donau befördert werden. Nur 1 Division dürste durch längere Zeit in der kleinen Walachei cantonniren. Belgrad, 3. December. Man telcgraphirt der „Schles. Ztg.": Die Demarcationscommission hielt heute eine Bcrathung bei dem russischen Bevoll mächtigten ab. Die Abreise der Commission an die Drina soll morgen erfolgen. — In der Angelegenheit der hierher übergesicdelten deutschen Waffenfabrik- arbeiter hatte Graf Bray eine Audienz bei dem Für sten. Die Zahlung der rückständigen Löhne ist infolge dessen angeordnct worden, doch kehren die Arbeiter in ihre Hcimalh zurück. — 75 Bulgaren, welche bisher im montenegrinischen Heere gedient und sich jetzt auf einem Donaudampfer cingeschisst hatten, nm sich nach Serbien zu begeben, sollten aus Befehl der ungarischen Negierung nicht in Belgrad, sondern in Widdin ans Land gesetzt werden. Die serbische Behörde, hiervon verständigt, verlangte gestern Mittag, als das Schiff hier landete, die Ausschiffung der Bulgaren, und als der Capitän dies verweigerte, verließen die Bulgaren unter dem Beistände der hiesigen Polizei eigenmächtig das Schiff, indem sie erklärten, daß sie sich nicht den Türken ausliefern lassen wollten. Konstantinopel, 3. December. (Tel.) Die Regie rung hat ihren Vertretern im Auslande folgende Mit thcilung zugchcn lassen: Von der europäischen Presse ist die Nachricht von einer Meinungsverschiedenheit ver breitet worden, die zwischen dem Großwestir nnd dem Präsidenten des Staatsraths in Bezug auf die einzn- führenden Reformen zu Tage getreten sein soll. Diese Nachricht ist ohne jede Begründung. Die Aus arbeitung der Nefvrmentwürfe ist zu Ende gediehen, und unter den Mitgliedern des kaiserlichen Cabincts hat bezüglich derselben stets das vollständigste Einver nehmen bestanden. öiMSgtschichir. Dresden, 5. December. Im Reichstag ist vor Kurzem die Frage, ob das künftige Reichsgericht in Leipzig seinen Sitz haben werde, nebenbei berührt und vorgcführt, eine Partie, die künstlerisch anmuthigen Ge sangsvortrag mit viel Stimmmitteln verlangt. In den beiden burlesk komischen Gestalten der Notare (Hr. Alexander und Hr. Karl) läßt sich nur ein grob wirkendes Intermezzo erzielen. Mit vcrhättnißmäßig großer Geschicklichkeit entledigte sich Hr. Simon der umfangreichen Rolle des Schiffscapitäns. Bezüglich der Ausstattung hat die Operette aus nahmsweise wenig Kosten verursacht. O. B. Montag, den 4. December wurde von der Robert Schumann'scken Singakademie unter Direktion des Hrn. Fr. Vaumfelocr „Das verloren^ Paradies", Oratorium von A. Rubinstein, zum Besten deS Albcrtvercins in der Kreuzkirche ausgeführt. „Orato- rlum" bedeutet hier nicht ein engeres Auknüpfin an die Oratorien des vcrigen Jahrhunderts, wie z. B. bei Mendelssohn, dessen moderne Wiederbelebung des Ora toriums sich an Händel und Bach anlchnt. Rubin- stcin's Musik steht durchaus in der Gegenwart. Nicht so der Text „das verlorene Paradies" eine (von Schlön bach) in freier Behandlung in drei Abschnitte zusam mengedrängte, dramatisirte Skizze des bekannten religiö sen Epos Milton's, oder vielmehr dieser poesicvollen und zugleich puritanischen Theorien mit dem tragischen Kampf zwischen Himmel und Satan und der lehrhaften, damals zeitgemäßen Haupttendenz, den Ursprung allcS Uebels zu erklären. Diese dramatisch bewegte Einklei dung als geistliche Oper war besonders geeignet für Rubinstein's Neigung. Er hat sich der Aufgabe offen bar mit Begeisterung hingegeben, und seiner bedeutenden schöpferischen Begabung mehr Ausdauer und Vollen dungstrieb gestattet, als andere seiner uns hier bekannt gewordenen größeren Werke aufweisen. Phantasie, Er findungskraft, poetisch« und sinnlich kräftige Conceptto-l, mit der anderen Frage in Verbindung gebracht worden, ob für Sachsen, wie dies nach den Entwürfen zu der jetzt dem Abschluß nahen Ncichsjustizgesetzgebung zu lässig, auch dem Zwecke eines gemeinsamen obersten Gerichts, der Erhaltung der Rechtseinheit auf dem Gebiete des Ncichsrcchts, an und für sich entsprechend sein würde, nach der Einführung der Reichsproceßgesetze vorläufig und für chie Zeit bis zum Inkrafttreten eines bürgerlichen Gesetzbuchs für Deutschland noch ein eige nes Gericht dritter Instanz für die im Landes recht wurzelnden bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten bci- bchalten, oder ob schon jetzt auch für diese Rechts streitigkeiten das Reichsgericht in Anspruch genommen werden solle. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" knüpft in ihrer diesjährigen Nummer 278 an ein Re ferat über die betreffende Reichstagsverhandlung die zu treffende Bemerkung, daß die sächsische Regierung bei ihrer diesfallsigen Beschlußfassung die mannichfachen Interessen, welche durch diese, nach Lage der Verhält nisse »ach allen Richtungen hin gerade für Sachsen verschiedenartige Schwierigkeiten darbictende Frage be rührt werden, eingehend in Erwägung ziehen werde, und zugleich den Wunsch nach einer authentischen Mit thcilung darüber, ob über diese Frage feiten der Re gierung bereits eine endgiltigc Entscheidung getroffen sei. Wir sind in der Lage, mittheilcn zu können, daß dies nickt der Fall, die Negierung vielmehr dieser Frage erst dann näher treten wird, wenn die im Fluß befindliche Rcichsjustizgesctzgcbnng zum Abschluß gekommen und an die dadurch bedingte Umgestaltung einer größe ren Anzahl von Landesgesetzcn zn gehen ist, daß aber die sächsische Regierung, so großen Werth sie einerseits darauf legt, daß Leipzig der Sitz des Reichsgerichts bleibe, doch andererseits bisher geglaubt hat, beide Fra gen als connex nickt betrachten zu dürfen. Denn die von ihnen berührten Interessen sind so heterogener Na tnr, daß dabei an cinc Art von Compensation füglich nicht wird gedacht werden können, und zwar um so weniger, als die Interessen, welche sich überhaupt für die einstweilige Beibehaltung eines eigenen Gerichts dritter Instanz für einen Theil der bürgerlichen Rechtsstrcitig- keitcn geltend machen lassen, rein sächsische Interessen seien, während die Ortsfrage zwar ebenfalls für Sach sen besondere Bedeutung hat, an erster Stelle aber von dem Standpunkte des Interesses der Gesammtheit der Bundesstaaten und des Reiches beurtheilt werden muß. * Berlin, 4. December. Gestern Nachmittag hat Se. Majestät der Kaiser einen MinisterconscU ab- gehaltcn, an welchem auch der Kronprinz Theil genom men hat, und heute ist das Staats Ministerium wiederum zu einer Sitzung zusammengctreten. In der letztern sollen die Beschlüsse des Reichstags bezüglich der großen Justizgcsctze zur Bcrathung gekommen sein, mit denen sich nun zunächst der Justizausschuß des Bundcsraths zn beschäftigen haben wird. — Heute kommt auch die „Post" auf das vielbesprochene parlamentarische Diner des Fürsten v. Bismarck zurück. Nach den Angaben dieses Blattes wurde der Reichskanzler auch wegen der Erhöhung der russischen Grcnzzölle be fragt. Er entgegnete, die russische Regierung wolle nicht zugcben, daß sie die Zölle erhöht habe, denn diese wären ursprünglich auch in Gold und Silber bezahlt worden. Weiter verfolgte Fürst Bismarck diese Materie nicht (die morgen durch eine Interpellation des Aba. Richler auch im Reichstage zur Sprache kommen wird). Die parlamentarische Soiree beim Fürsten Bis marck am letzten Sonnabend war, wie die „N. Pr. Z." hört, zahlreich besucht. Außer Mitgliedern des Reichs tags hatten sich die Minister Or. Falk, Or. Achenbach und v. Stosch, ferner der Gcneralpostmeister Or. Stephan und viele Bundcsrathsmitglieder cingcfundcn. Auch die Fürstin und Comtcssc Bismarck waren anwesend. Der Reichskanzler kam auf das Gespräch zurück, das er am Freitag Abend mit dem Vorstände des Reichs tags über die Orientfrage geführt hatte, und er be rührte namentlich, beinahe ausschließlich die Haltung des Reiches gegenüber Oesterreich. Habe Deutschland geistreiche, technische und im instrumentalen Colvrit reiche Behandlung treten uns im hohen Grade entgegen. Aber im Gegensatz dazu bleiben bestehen: Ungleichheit des Gehalts, namentlich fühlbare Schwäche des grö ßeren Theils der Sologesänge, eine gewisse lockere bisweilen weitschweifige Ungcbnnccnheit und Mischung des Stils in der Gestaltung, und bei aller Erregbarkeit der Empfindung doch ein Mangel an jener warmen, einfach zum Herzen sprechenden Innerlichkeit des Ge fühls, an jener seelischen Vertiefung des Ausdrucks, wo durch wir augenblicklich erfaßt, unwiderstehlich ergriffen werten. Der Text enthält zu viel Worte, besonders in der ersten Abtheilung; der Kampf der himmlischen und satanischen empörten Hccrsckaaren wird zwar wild und esscctvoU genug, aber zu breit für «ine so gesteigerte Action und — wenn nicht die undeutliche Klangwirkung täuschte — zu wenig plastisch, klar und charakteristisch in den Gegensätzen geschildert. Als bedeutend treten hervor die Gesänge SatanS und der groß gedachte und «usgcführte Chorsatz „Alles, alles sei zerstört". Der zweite Theil „die Schöpfung" ist durchaus reich an genial crfundcncn, in feiner Ausgestaltung durchgcführten Sätzen, voll melodischem Reiz und geistreicher instrumen taler Malerei; so die Cböre „Klare Wölbung sch ich steigen" — „Wie sich Alles mit Knospen füllt" — „Stilles Leuchten, goldnes Blinken" rc., dazu die ersten Laute des ersten Menschenpaares. Aber für die wei tern Gesänge Adam's und Eva's ist der einfache, ursprüng liche Ausdruck der Empfindung nicht gefunden; Abdiel, der zugleich die „Stimme dcs Herrn" vernehmen läßt, wird in seinen Soli langweilig, und der dritte Theil dcs Werkes, obwohl er inierkssantc und geistvolle Einzeln- heilen bietrt, fällt entschieden in seinem Werthe. Sehr schön ist oas Terzett der drei Erzengel „Herr der Wel ten", welches allerdings nicht zu genügender Geltung
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