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Dresdner Journal : 27.06.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187706278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770627
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770627
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1877
- Monat1877-06
- Tag1877-06-27
- Monat1877-06
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- Dresdner Journal : 27.06.1877
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SS2 zu bedrohe» und zum Mindesten die türkische» Streit« kräfte zu zertheilen und eine concentrirtr strategisch« Bewegung der Türken gegen die Flußübcrschrettung unmöglich zu machen. Insofern hat die Konstantinopeler Nachricht, daß eine große Schlackt unmittelbar bevor« stehe, nicht sehr viel Wahrscheinliche-. Der eigentlich« Vormarsch der Russen wird ohnr Zweifel erst beginnen, wenn st« von dem rechten Donauuser unbestritten Besitz genommen haben und insbesondere die zu schlagende» Brücken durch Anlage von Brückenköpfen und Ver schanzungen stchergestellt haben werden. Mit anderen Worten: dem Aufmärsche auf dem linken Donauuser muß allem Anscheine nach zunächst der vollständige Aufmarsch auf dem rechten folgen, ehe an die Auf« »ahme weiterer militärischer Operationen gedacht werden kann. — Dir „Polit. Corr.* erhält, wie sie sagt au- eompetentefter Quelle, zur militärischen Lage in der Dobrudscha die »achfolgenden Mtttheilungcn: Durch die Uebcrschreitung der Donau zwischen Bratta und Galacz und in der Gegend von Hirsova, sind die Russen mit einem Schlage Herren der Dobrudjcka ge worden. Sie standen am 2l. d. M. mit einer Armec- division bei Jsmail-Kilia, mit einem completen Armee- corps bei Galacz und Bratta, endlich mit einer Armcc- division gegenüber Hirsova und verfügen demnach auf dieser Donaustrecke über 60,000 bi- 70,000 Mann. Ein weiteres Armeecorps, über dessen Bestimmung außer dem russischen Armcecommando wohl Niemand sonst Krnntniß haben kann, ist aus dem Inneren Ruß land- im Anzuge. Sollten e- die Umstänkt erheischen, daß dieses CorjÄ an die untere Donausttcckc dirigirt werde, so würde die russische Truppenstärke daselbst auf circa 100,000 Mann steigen; eine Macht, welcher die Türken in dieser Gegend schwerlich eine ebenbürtige ent- grgenstellen können. Die Türken haben in der Do brudscha nur circa 15,000 Mann, von denen ein großer Theil in den festen Plätzen und Positionen an der Donau verthcilt war und der Rest in der Gegend von Babadag in Reserve stand. Ihre Hauptkraft befindet sich in den Festungen Rustschuk, Lilistria, Schumla, Barna und dem durch diese Festungen begrenzten Raum« (dem sogenannten Festungsvierecke). Von den hier con- centrirten Truppen wird aber kaum etwas gegen die Dobrudscha in Verwendung kommen können, da mittler weile die russische Hauptkraft an anderen Punkten den Donauübrrgang bewerkstelligt und das Gros der tür-> kischen Armee auf sich gezogen haben dürfte, falls es die Türken überhaupt »»gezeigt finden, dem Feinde in offener Feldschlacht entgegenzutreten. Eetinje, 23. Juni. Ein von heute Nacht 10 Uhr datirtes Telegramm der neuesten „Polii. Corr.* meldet: Heute ist der siebente Tag, daß ein wüthender Kampf aM linken Ufer der Zeta und des Drim geführt wird. Boa heute Morgen dis 7 Uhr Abends dauerte der er bitterte Kampf ununterbrochen zwischen den Dörfern Sanaici und Ninici fort. Der Berlust der Türken be trägt über 3000 Mann; dir Montenegriner verloren eine beträchtliche Zahl an Toeten und Verwundeten. Bukarest, 24.Juni. (Tel.) Der Kaiser Alexan der ist in Begleitung der Großfürsten um 5 Uhr hier ein- getroffen, dinirte beim Fürsten Karl im Palaste Cotro- ceni uud ist Abends nach Plvjesti zurückgercist. — Die „Polit. Corr.* erfahrt aus Bukarest in Be zug auf den Donauübergang der Russen nach stehende Details: Die ersten Truppen passtrtcn am 2l. die Donau, und zwar beiläufig 1000 Mann, welche über die Brücke nach Gbiacet und von da nach dem 12 Kilometer entfernten Matsch in marschirten. Andere 31.00 Mann wurden auf Dampfern und Barken, von welch letzter» jede 8 Mann enthielt, direct von Bratta nach Matschin übergesetzt. Die Dampfer machten die Tour zur Ueberführung der Truppen zwei Mal. Nach Matschin gelaugten die Russen erst nach einem erbitter te» und blutigen Kampfe mit den auf den Höhen vor Matschin lagernden Türken, welche, da die Russen nicht von der Donau aus, sondern von einer hinter dem Ge birge führenden Straße vorrückten, vom russischen An griffe überrascht wurden. Trotzdem vertheidigten die Türken ihre Position so hartnäckig, daß die Russen mehrmals angriffswcise gegen sie Vorgehen mußte» und es zum Handgemenge kam. In der Nackt campirten beteil- die Russen auf den ercwerten Höhen, wo selbst sie von den Bulgaren benachrichtigt wurden, daß dir Türken Matschin geräumt haben. (Matschin, cm unbedeutendes, zumeist von Bulgaren bewohntes Fischer dorf, das aus etwa 300 Erdhütten bestehen dürfte, war, wie man der „Pr." meldet, bereits am 22. d. von den Türken geräumt worden. Die „N. fr. Pr." erklärt sich den freiwilligen Rückzug der Türken durch deren Absicht, erst die Linie Czernawoda Küstendsche, wrlche die Dobrudscha abschlicßt uud gewissermaßen die Fortsetzung der Donausttllung bis an das Meer bildet, zu verthcidigen.) Hierauf gaben die Russen von den Höhen, welche sie besetzt hielten, Feuersignale dem,rus- , «... ' >7——MM— kehrte. Dies war kaum geschehen, als «ine schwache Detonation hörbar wurde, begleitet von geradezu furcht barer Wirkung. Das Meer wurde im Umkreise von mehrer» hundert Fuß vollkommen aufgewühlt, ein Ex- plvfionscentrum, ein thurmhoher Wasserberg emporge- hoben, untermengt mit Schlamm, Steinen und den Fetzen der verschiedenen Bojen. Die Wirkuna beruht darin, daß obiges Miniaturboot beim Durchschneiden der Torpeoozone einen mit 300 Pfo. gepreßter Schieß baumwolle gefüllten und mit einer conttnuirende» Zünd vorrichtung verseheuen Gegeutorpedo unbemerkt über da- Heck niedersinken läßt, der dann, an, Meeresgründe an- gelangt, nach einiger Zeit explodirt und alle Torpedos im Umkreise von mindestens 150 — 200 Fuß zerstört. Die Anwendung dieser Gegentorpedos dürfte sich na mentlich bei den empfindlicher» und meist nur in einer Tiefe von 3 Metern verankerten Cvntactminen als sehr erfolgreich Herausstellen, während sie den Observations minen zwar weniger anzuhaben vermögen, immerhin aber geeignet sein könnten, wenigstens die elektrische Verbindung zu zerreißen. Von sonstigen Versuchen sei nock da- Sprengen einer 1H Zoll starken eisernen Kette, die vorher einer Explosion von 100 Pfd. Pulver widerstanden hatte, mittelst einer Sprengladung von 2^h Pfd. Schießbaumwolle erwähnt. Als einzige- Mit tel, um sich gegen di« nächtlich«» Angriffe der Torpedo boote zu schützen, wird vorgeschlagen, da- Schiff im Umkreist mit Licht zu umg«b«n, es selbst aber in Dun kelheit zu lassen- Zu ditsem Zwecke würde sich daS clcktrisck« Licht jedoch nicht eignen, sondern nur die Holmes'schr» SicherhcitSstgnale, wclcke die G statt einer Kugel besitzen und die bemerkenswerth« Eigenschaft ha bt», sich bei Berührung des Wassers zu «ntzü.rden und riu sehr h«lle- Lichr zu zeigen, da- w«d«r durch Wind, noch durch Wasser verlischt und 30 bis 4'» Minuten sischtn Lager in Bratta, um Succur- zu vrrlangen, welcher auch thatsächlich dahin dirigirt wurde. Die nächste Vorrückung der Russen galt der Besetzung von Matjchi», wo sic von dm dortige» Bulgaren mit Enthusiasmus empfangen wurden. Am 23. MorgmS 9 Uhr hat der Uebergang des ganzen russischen Armee- corps in der beiläufigen Stärke von 20,<00 Mann auf der Schiffbrücke von Bratta begonnen. Nachmit tags fand eine 5stündige Kanonade zwischen den tür kischen Batterien von Rustschuk und den russischen Batterien voll Slobosia und Giurgewo Statt. In letzterer Stadt wurden 2 Kinder und 1 Mann durch die tür kischen Projektile gctödtet, mehrere Personen verwundet und das Telegraphenbureau stark beschädigt. — Wie dem „Daily Telegraph* au- Rustschuk ge meldet wird, ist am 24. d. ein Versuch der Russen, bei Pyrgos die Donau zu überschreiten, von den Türken zuxückgewiesen worden. Tiflis, 24 Juni. Der Spccialberichterstatter der „Pr." auf dem asiatischen Kriegsschauplätze telrgraphirt: Bei Kars wird das Bombardement fortgesetzt, durchweiche- das Fort Muchlis-Tabia am meisten, nnd zwar durch eine locale Explosion gelitten hat In den letzten Tagen sank die Temperatur im Lager der russischen Truppen vor Kars bis auf 5 Grad unter Null. — Die persischen Unterthanen verlassen Erzerum; die türkischen Be hörden haben sich von dort nach Erzingian begeben. — In Kachelten mußte dir Regierung infolge agra rischer Streitigkeiten und Unruhen bei den Diedobzcn und Turianzen, welche zwischen Edelleuten und Bauern ausgcbrochen waren, einschrciten. — Ueber die von uns nach englischen Berichten bereits ausführlich geschilderte Schlacht bei Scidekan liegt jetzt auch, in einem St. Petersburger Telegramm, das amtliche russische Bulletin vor. Dasselbe, aus Mazra von, 24. d. datirt, meldet: Die Colonne des Gen ralS Tergukassow schlug am 18. d. zwischen Scidekan nnd Delibaba die türkischen Truppen unter Ferik Mehcmeo Pascha, welche sich auf das Hartnäckigste ver- theibigten. Unsere Truppen errangen einen vollständigen Sieg, zwangen die Türken zur Flucht und machten viele Gefangene. Ferik Mehcmcd Pascha fiel in der Schlacht. Der Berlust der Russen beträgt :7 Tobte; 119 Sol daten und 2 Offiziere wurden verwundet. Der General Tergukassow constatirt die vortreffliche Wirkung unserer Artillerie und das muthige Vorgehen unftrer Truppen. — Die bolonne des Generals Heimann steht bei Meshingcrd. TnsiessieWchie. Dre-den, 26.Juni. Nach einem aus Nagatz hier eingegangencn Telegramm sino Ihre Majestäten der König und die Königin heute Vormittag von dort nach dem Engadin abgercist. DreSden, 26. Juni. Heute Vormittag ist Se. Ex- ceüenz der Herr Staatsminister a. D. Frhr. v. Frie sen, zunächst von Lindau kommend, wieder hier einge- troffen. * Berlin, 25. Juni. Wie aus Ems gemeldet wird, empstug Sc. Majestät der Kaiser heute Vormittag den Besuch Sr. königl Hoheit des Großherzogs Ludwig IV. von Hessen. — Gestern fand in Gegenwart Ihrer kaiserl. und königl. Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin, des Prinzen Wilhelm, der Prinzessin Charlotte, des Kultusministers t)r. Falk, des Präsiden ten des evangelischen Oberkirchenralhs Dr. Herrmann, des Oberpiäsioenten v. Jagow, des Consistorialpräsiden- tcn Hegel u. s. w. die feierliche Einweihung der restanrirten Klosterkirche zu Lehnin Statt. Die von König Friedrich Wilhelm IV. bereis in Aussicht genommene Restauration dieses bedeutungsvollen Gottes hauses ist nach den von demselben entworfenen und ge nehmigten Plänen ausgeführt und die allerhöchste Ca- binelsorvre, welche diese Ausführung anorvnetc, ans Versailles vom 18. Januar 1871 datirt. Die Weihrede hielt der Generalsuperintendent Propst Or Brückner, welcher darauf hinwies, daß die alteLchnin'sche Weissagung zu Schanden geworden, dcnnoch aber erfüllt sei, nur nicht im Sinne ihres Verfassers, indem ein deutsches Königthum nicht auf dem Grabe dcr Hohenzolleru, son dern durch diese selbst entstanden sei. — Der Reichs kanzler Fürst Bismarck wnd, wie die „Post* hört, wahrscheinlich im Laufe dieser Woche, vielleicht schon in den nächsten Tagen, nach Beendigung seiner Cur, van Kisstngen hier cintrcffen. — Der neue ottvmrnifche Bot schafter Saadullah Bey ist nach mehrtägigem Aufent halte in Wien am Sonnabend in Berlin emgctroffen. Er ist von mehrern Secretären und Diener» begleitet. — Der Bundescath und der Ausschuß desselben für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen. Ueber die Plenarsitzung, in welcher der Vicepräsioent des preußi schen Staatsministeriu.ns, Finanzministcr Camphausen, den Vorsitz führte, berichtet die „Nat.»Ztg.* Folgendes: brennt. Das Licht ist in der Kugel enthalten, die aus Mödern geschossen wird und so leicht ist, daß sie auf dem Wasser treibt, gleichzeitig aber auch hart genug ist, um den Druck des Pulvers zu ertragen. Würden von einem Kriegsschiffe etwa 6 dieser Signale nah den ver schiedenen Richtungen hin abgeschossrn, so würde nach Anfickt von Fachleuten rings um das in Dunkelheit befindliche Schiff ein Heller Lichtkreis geschaffen sein, welcher jede Annäherung eines Torpedobootes verhütet. Auch in Cherbourg sind nach den „Miltheilungen ans dem Gebiete des Seewesens* kürzlich sehr inter- essante Tcrpedvvrrsuche, und zwar mit Thornycroft'schen Booten, angcstcllt, unter ganz gleichen Bedingungen, wie sie beim Ernstgebrauchc angenommen werden kön nen. Man faßte bei denselben besonders den noch nicht ganz klargestellten Umland, wie sich das Boot nach der Explosion verhalten würde, ins Auge, ob nämlich Boot und Maschinen nicht solche Beschädigungen erleiden, die den Rüchzug unmöglich machen könnten, sowie ob daS Boot beim Anfahren gegen ein ebenfalls in Fahrt be findliches Schiff nicht große Havarien erleidet Zwei Offiziere übernahmen das Commando von zwei Tbor- nycroftbootcn und griffen die durch den Dampfer „Co- ligny* grschleppie au-raugtrte Holzfregatte „Bayonnaisr* an. Letztere wurde durch die Explosion der Torpedos zum Sinken gebracht, während die Thvrrycrostboote, von welchen eins mit voller Kraft gefahren war und nur im Momente de- Anpralles gestoppt hatte. voll kommen unverletzt blieben. Die bei diesen Versuchen verwandten Torpedoboote sind von Thornyrrost in Chi-wich erbaut, 20 Meter lang, mit Maschinen von 200 Pfervekraft. laufen 18,4» Knoten und führen Tor pedos, die mit 30 Kilo Schießbaumwolle geladen sind. — In Tonlon wurden vor Kurzem neuartige von zwei frarz-stschcn Marineoffizieren erfundene SchlepptorpedoS Nach Feststellung de- Protokolls der letzten Sitzung ge langte der Antrag der Ausschüsse für Zoll- und Steuer- wesen, Handel und Verkehr und für Justizwesen, be treffend den Antrag Preußen- wegen Einführung einer ReichSstempcl- und Erbschaftssteuer, zur Annah««. Ein gleiches Resultat erfolgte auf mündlichen Bericht der Ausschüsse für Seewesen, Handel und Verkehr und Justizwesen über den Gesetzentwurf, betreffend die Unter- . suckung von Sreunfäll n. Den Schluß machte die Vorleg ung von Eingaben. ES wird nunmehr eine Vertagung des Bundesraths bis zum Spätsommer statstuden, d. h. rs wcrdcn nur die laufenden Geschäfte erledigt und Plenar- sitzungen, sowie wichtigere legislatorische Arbeiten ruhen. — Gegen die Zweckmäßigkeit der sich in rascher Reihen folge wiedttholei'den allgemeinen Weltausstellungen sind in industriellen Kreisen früher starke Bedenken ausge treten, die sich nun, laut derA. Ztg.*, auch gegen allzuhäufigc la»dwirthschaftlicke Ausstellungen Geltung verschafft haben. Diese Bedenken siud nament lich vom landwirthschastlichen Ministerium, vom LandeS- öksnomiccothgium und von größeren landwirthschafttichcn Vereinen hervorgehob«». Neuerdings hatten die deutschen Fabrikanten und Händler landwirthschastlichex Maschinen einen Verein gebildet, dessen Hauptaufgabe ist, ein« er folgreiche Agitation gegen die öftere Wiederholung land« wirthschaftlicher Ausstellungen zu betreiben. Wie jetzt bekannt wird, soll diese Agitation insofern eine Wirkung geübt haben, als man sich in landwirthschastlichen Kreisen überzeugt, daß Ausstellungen in kurzen Zwischen räumen den Fabrikanten nicht gestatten, die im land- wirthschaftlichen Maschinenwesen eingcführten Aendtrun« gen und Verbesserungen an den Maschinen erproben zu- können. München, 25. Juni. Wie die „Südd. Pr.* meldet, hat sich der Ministerpräsident v. Pfretzschner nach Kissingen begeben» um den Reichskanzler Fürsten Bis marck im Auftrage des Königs zu begrüßen. Prag, 25. Juni. Von den Urhebern der kürz lich gemeldeten nächtlichen Demonstration vor dem Gebäude der hiesigen katholischen Ressource wurden be reits zwei ermittelt und zwar ein Posamentiergehilfe und ein Handlungscommis. Ersterer wurde zu5iägigem Polizeiarrest verurt heilt, Letzterer dem Bezirksgerichte eingelicfcrt. Dagegen ist es bisher nicht gelungen, die Urheber des antipäpstlichen Antodafe's am Zizkaberge zu eruircn, trotzdem die Polizciorgane in dieser Rich tung die eifrigsten Recherchen pflegen. — In dcr über morgigen Sitzung des hiesigen Stadtverordnetem«!!^ giums wird unter Anderem ein Gegenstand zur Ver handlung kommen, der nicht verfehlen dürfte, größere Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Es handelt sich nämlich um Wiedereinführung des Schulgeldes an den städtischen Volks- und Bürgerschulen. Vor ungefähr drei Jahren war über Initiative der jung- tschechische» Partei, trotz der Einsprache vieler einfluß reichen Mitglieder der Stadtvertretung, die Aufhebung des Schulgeldes prtncipicll beschlossen worden. Der hierdurch entstehende Ausfall in den städtischen Ein- nahmen sollte durch eine besondere Schulumlage gedeckt werden. Diese Umlage ha! aber infolge der stetig steigenden Ansprüche für Schu'.zwecke eine solche Höhe erreicht, daß die öffentliche Meinung sich für Wieder einführung des Schulgeldes aussprach. Auf größere Opposition dürfte der bezügliche Antrag im Stadtvcr- ordnctencvllegium kaum stoßen, nachdem das jung- tschcchische Element aus der Stadtvertretung fast voll ständig verdrängt ist und die einflußreicheren Alttschcchen seit jeher Gegner der Schulgcldaufhebung waren. Brüssel, 25. Juni. Man telegraphirt dem „Fr. Jour».*: Der frühere Staatsminister Rogier wurde gestern, indem er den König zum Wettrennen nach Spaa begleitete, vom Schlage gerührt. Der König ließ den verdienten Staatsmann u.it einem Exprcßzng nach Lüttich bringen. Noch ist Hoffnung vorhanden. Dresdner Nachrichten vom 26. Juni. — In der Rathsple n arsitzung vom !9. d. M. sind, wie jetzt veröffentlicht wird, über die infolge von Neuwahlen erforderliche anderweite Berthe ilung der stadträthlicken Geschäfte unter die elf besolde ten Rathsmitglieder von dem Borstande des Rathe- Vorschlägc eröffnet nnd von dem Rathe genehmigt wor den, »ach welchen übertragen, bez. belassen werden sollen: dem Oberbürgermeister vr. St üb el das allgemeine Directorium, das statistilche Bureau, die Garleuanlagen und die Leitung des RechnungSausschnsses; dem Bürgermeister Dr. Hertel die Stellvertretung de- Obeebürgermelsters, die Verwaltung des CapitalvermSgeuS der Stadt und der Stiftungen, die Direktion der Stadt- hauplbuchdalterei und Hanpikaffe, deS Leihhauses und der Sparkaffe; dem Bürgermeister Kürst co die Verfassung-sacht«, die Wahl- und Bürgerrechts-, sowie die Standcsamtssacheu. das Impfwesen und der Vorsitz im Hewerbtschiedsgerichl; erprobt, die vom Buge des angxeifenden Schiffes an einer 80 Meter langen Schleppleine ins Wasser ge lassen werden und so eingerichtet sind, daß sie sich, so bald das Schiff in Fahrt kommt, von selbst auf 40 Meter von der Schiffsseitr entfernen und in dieser Ent fernung verbleiben. Der Avisodampfer „Drffaix* hatte den Versuchstorpcdo an Bord und steuerte mit 13 Kno ten Fahrt an die vom Dampfer „Util* mit 4—5 Mei len Geschwindigkeit geschleppte Brig „Läzard* yeran. Im Momente des Anstöße- des Torpedos gegen die Brigg ei folgte die Explosion, es erhob sich eine dicke 20 Meter hohe Wassersäule, die Holztrümmer und Wasser fässer mit sick führte. Die „Lszard* war in der Mitte entzweigebrochen und im Sinken begriffen; dcr gänzliche Untergang derselben wurde nur durch ihre au- leeren Fässern bestehend« Ladung aufgehalten. Wtr fügen diesen Schilderungen noch einen neuesten in die- Gebiet gehörigen Bericht aus Stockholm hinzu: Dit mit den Torpedos neuerdings auf der Donau gemachten Erfahrungen haben hier, wie in Dänemark, wo man gleichmäßig mit der Frage einer Kriegsflotte beschäftigt ist, welche das Räthsel lösen soll, den Er fordernissen dcr heutigen Kriegskunst zu entsprechen und doch zu den beschränkten Mitteln des Lande- in ange messenem Verhältnisse zu stehen, das größte Interesse erregt. Es hängt damit zusammen, daß in diesen Tagen hier mit den vo» der Firma Palmcrantz und Comp. hierselbst seit mehreren Jahren verfertigten 4 läufigen Kugkispritzen neue Versuche angcstellt worden sind, um die Anwendbarkeit dieser Waffe gegen Torpedo- und Torpedoboote zu prüfen. E- wurden dabei drei hinter einander ausgestellte gewalzte Eisrnplatten jede Zoll dick, von zwei fast auf denselben Punkt treffenden ge härteten Bleikugeln durchbohrt und in der kürzen Zeit von 18 Lecundrn 40 Patronen abgefturrt. Der Bex- de« Stadtrath Teucher di« Directio» drr Stadtsteuer- uuitzm«, die Militär- »d EimwatttaANgesach««, da» .veu-UiNchweseu und da« Waff«rteUu»sSPesGi^ de» Heuduev die Anchcn uud Schulsachen uud die Lw»att«ab«r Liudmdttsirnnoeaüftall; de» Slad'.ruth vüuisch die Verwüst an« der Baupolizei uud drr Vorsitz io der Prüfuu-sr»»missi»» für Bautzoud «etter; , de» Eladtralh Sun»« da- Ar»r«»ersor,lla«-wtsrll, di« LenuMlu, d«s Versorg uud Ard«u»hau1e«. de« Find«!- Hause«, drr »niderpstegaustalt «ad der Wa srncoloair»; dem Eladtralh Hendel da« Feuer-, WobUahrt«- and Mediciua!poll»«i«eseo, die Huiibel»-, G«w«rbt- und Jaou»,«- lachen, sowie da« Markl- uud Ei pweseü^ dem Stadtrath Bdttger da» Hoübauwrsea. die Ver waltung der Eommougrnudstackr, der Meyrr schea Stiftuog«- häuser und der iudirecteu Abgaben, sowie dir Braudver- sichrrungSsacheu; de» Stadtrath Grabowski da« Slrasteadau- «ad StraheabeleachlllllgSwesea, die Verwaltung der städtischen Elasfabrikea and des Marstall»; to»i« dem »ur Ergturaug des Rath»col«gmm« «««zuwah. lendeo RathSmitgltede die Angclcgruhtitea de» Unter stützungswohnsitze«, d,e Baad«-- »ud Elaatsaogebvrigkests- lachen, die Drreclloa des Krautest- und de« Waiseud >ase«, de« Asyl» für Sieche, drr Maoaer- and Frauruhoipilüttr, sowie der Ur. Hüatz'schea Asyl- uud der AgathestMuag. Weiter hat d«r Rath in dieser Ptenarsitzung be schlossen, den Stadtbaudirector Friedrich in An erkennung seiner langjährigen, pflichtgetrenrn und er folgreichen Thättgkett bei drr Vorbereitung und Aus führung städtischer Hochbauten und bei der Verwaltung der Communglundftückr zu den «ollegialen Berathungen des Raths über Angelegenheiten der bezeichneten Art zuzuziehen, ihm über solch« eine berathend« Stimme in den Sitzungen einzuräumen und ihn gleichzeitig zum Stadtbaurath zu ernennen. D«n Stadtverordneten soll hiervon, wie auch von den obigen Beschlüssen, Mit- theilung gemacht werden — Auf Vorschlag de- Aus schusses für da- Feuerlöschwesen hat der Rath beschlossen, daß vom 1. Juli ad bei ausgebrochenem Schaden feuer links der Elbe ledigttch auf dem Krruzthurme und bei einem Feuer rechts drr Elbe lediglich auf dem Neustädter Kirchthurme sturmen zu lassen. vr. Eine einfache, aber erhebende Feier veretnigte am gestrigen Tage in der neunten Morgenstunde d«n Vorstand und die Freunde des Verein- zu Rath und That in dem alten Schulgebäude auf der Josephinenstraße Nr. 12. Sie gatt der Einweihung des auf dem Schulareal erbauten neuen Schul gebäudes, welches nach außen und innen in seiner Einfachheit und Zweckmäßigkeit tinen sehr wohlthuenden Eindruck macht. In Gegenwart des Vorstandes und de- größeren Theiles der Schulkinder mit ihren Lehrern, dir sich im Schulsaal des alten Gebäude- vrrsammelt batten, begann die Feirr mit dem gemeinschaftlichen Gesänge dcs ersten Verses des Liedes: „Nun danket Alle Gott rc.*, worauf Herr Conststorialrath Or. Dibe- littS ein kurzes Lob und Dankgebet aussprach für alle Segnungen, mit denen der treue Gott bisher an Lehrern und Lernenden in diesem Hause sich verherrlicht hatlr. Hierauf begab sich die Versammlung im feierltchen Zuge in das neue Schulgebäude. Angelangt in der Vorhalle der ersten Etage daselbst, hielt Herr Consistorial- rath Ur. DideliuS eine kurze ergreifende Weihrede, in welcher er, anknüpfeiid an die geschichtliche Thatsache, daß gerade heute vor 347 Jahren in Augsburg die Evangelischen mit den evangelischen Fürsten vor Kaiser und Reick ei» gut Bekcnntniß deS Glaubens abgelegt hättrn, allen Denen, die an dieser Anstatt schafft» und wirken, lehren und lernen, dringend an da« Herz legte, allezeit in Glauben und Frömmigkeit, in Fleiß und Treue, in Wort und That auch ein gut Bekcnntniß abzulcgen, Gott zugleich dankend, der Baumeister und Bauleute vor jeglichem Unfall behütet hab«, und zuletzt Gottes Schutz und Segen herabflehend auf Vorstand, Lehrer und Lernende, und Alle, die hier ein- und aus» gehen. Nachdem hierauf die Versammlung drei Bers« aus dem Liede: „Ach bleib mit Deiner Gnade rc.* ge sungen hatte, ergriff S«. Excellenz dec Herr Minister des königl. Hauses, Staatsminister a D. I)r. Frhr. v. Falkenstein das Wort, mit dem er besonders ernst mahnend an dir versammelten Lehrer sich wandte, ihre bisher bewährte Pflichttreue auch in diesem neuen Schul gebäude fort und fort an den Tag zu legen, damit, wie bisher, die Schule zu Rath und That ritte Stätte wahrer christlicher Bildung bleibt zur Ehre Gotte-, zum Wohle dcr Stadt und des Vaterlandes. Zuletzt brachte Herr Regierungsrath Dr. Wenzel ein dreifaches, herz liches Lebehoch aus aus den erhabenen Protector de- Vereins, Se. Majestät den geliebten König und Landes- vatcr, in welches die Versammlung mit warmer Be geisterung einstimmte. Dem treuen Schutze und gnaden reichen Segen Gottes sei diese Schulstätte ferner em pfohlen, aus welcher seit ihrer Gründung so viele brave und nützliche Mitglieder der menschlichen Gesell- schäft zugeführt wurden. — I» der k. Blindenanstalt fand gestern Vormittag unter reger Betheiligung die v. Olsufiew'sche Stif- ' 'N ' . .. I , I t such ward selbstverständlich in kurzem Abstande gemacht Lon gehärteten Kehlkugeln ward die besagte Scheibe jo vollständig durchdrungen, daß es au-sah, als ob Löcher in ditselbe gebohrt wären. Diese Mitrailttusen würden namentlich an Bord gegen Torpedos und Mnenboote angrwcndet werden können, für welche sie gefährlich ge nug werden dürften, da jedes Magazin, welches 40 Pa tronen faßt, in der kurzen Zeit von 18 Sekunden ohne übertriebene Schnelligkeit abgefeuert werden kann. Einige solche Kugelspritzen von 1 englischen Zoll Caliber sind nun am 16. v. von der genannten Firma an die könig liche Flotte abgeliefert worden. Ueber alle diese für den Augenblick hvch interessan te» Erörterungen läßt sich al- Schlußbemerkung nicht unterdrücken, daß die neuen Versuche im Ganzen doch weiter nichts, al- Minen und Contreminen find, welche sich die Erfinder drr neuen Instrumente für Massen mord einander legen. Hat man endlich Abwchrmaß- regeln gegen Torpedos unv dergleichen glücklich erfun den und angeschafft, so wiro man diese Erfinder preisen. Abrr man übereilt sich dabei Denn es werden wahr scheinlich dieselben witzigen Köpfe der Kcuerwcrk-kunst christlicher KriegSvölftr sich auf die Erfindung von Vorkehrungen legen, mit denen man die sinnreiche Ab wehr noch sinnreicher entkräftet. Die- verspricht, wie dir Verdickung der Schiff-Panzer und di« damit Schritt ballende Verstärkung dcr Kanontnprvjectilc, ein« Schraube ohnr Ende zu werden. Die Frage: wie weit und wie lange noch ein durch stille List gegenseitig von de« feind lichen Parteien ausgeübtrs Jndieluftfprengen ganzer Kriegsschiffe und Flotten den Ramen eines Kampfes deanspruchen kann, entzieht sich gegenwärtig dcr vr- sprrckung, wird aber virlletcht künftig im Sinn« dcr modernen Kncg-recht-bcgriffc eine europäische Beant wortung finden.
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