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Dresdner Journal : 11.10.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187810119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18781011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18781011
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1878
- Monat1878-10
- Tag1878-10-11
- Monat1878-10
- Jahr1878
- Titel
- Dresdner Journal : 11.10.1878
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durch da» Ersetz schwer geschädigt und Viele werden um ihr Ligenthum gebracht werden. Wat et weiter bedeutet. «02000 dit booooo Wähler aller politischen Rechte zu berauben, werden Sie Ali« nach wahrnehmen Ich glaube, et giedi keine größere Aus reiWng zu» Klajirnhaß alt in diese» Gesetze. ^Widerspruch nntz Ammmmwg.) Die Lonservativen sind seit i87i aut der Gesetzgebung sehr zurückgetretrn gewesen, wesentlich aut dem Grunde, weil sie die neue Zeit nicht begriffen. Widerspruch rechtt). Jetzt find sie in der glücklichen Lage, dadurch, daß andere Parteien politische Hehler gemacht haben, größeren Lia- fluß zu gewinne» E« würde nicht tlug von ihnen sein, gleich die erste Zeit ihre» beginnenden Einflüsse» zu benutzen zu neuen Polizeigefetzen Selbst in Frankreich ist in den SO er Jahren ein solche» Autnahmegesetz durch dir Pairtkammer ver worfen worden. Die Presse der conservativen Partei ist auch nicht einig in dieser Beziehung. Selbst den Lonservativen gegenüber könnte einmal da» .Heule mir, morgen dir!" zur «»Windung kommen; wenigsten» hat erst in den letzten Tagen dir .Norddeutsch» Allgemeine Zeitung' eine Definition von Socialitmut gegeben, nach welcher Abg. v Sardorff sicher ein Socialist ist. Die nationalliberale Partei hat erst vor vier Monaten ein ähnliche» Gesetz verworfen und erklärt, sie wolle nur auf dem Boden de» gemeinen Recht» die Gefahr bekämpsen. Und wa» ist denn geschehen seit jener Verhandlung? Es ist ein zweite» Attentat begangen worben, und hat man nicht bei der Berathung des ersten Gesetzes geleugnet, daß zwischen dem Attentate und dem Gesetze ein Zusammenhang bestehe? Bei frühere» Belegenheiten haben sich Redner der nationalliberalen Partei gegen Kautschukparagraphen erklärt, und dieses Gesetz ist noch schlimmer al» ein Kautschukparagraph. Keine Partei würde mehr mit ihrer ganzen Vergangenheit brechen als die nationallibe rale Partei, wenn sie einem solchen Gesetze ihre Zustimmung geben wollte. Abg vr Bamberger hat gesagt, er habe schon vor 8 Jahren daraus hingewiesen, daß gerade Deutschland der Schauplatz der jocialdemokratischen Bewegung sei. Aber gerade vr. Bamberger ist nicht ohne Schuld daran, daß diese Bewegung so feste Wurzel gefaßt hat (Redner verliest eine Stelle aus einer vom Abg. vr. Bamberger im Jahre 1849 gehaltenen Festrede). Die in Dres den erscheinende „Reue Reichszeitung" hat gesagt, die Rational- liberalen müßten für den Entwurf stimmen, um einen Lieb- lingSwunsch deS Reichskanzlers zu erfüllen, und Abg. vr. LaSker hat dies in der Commission bestätigt, indem er meinte, die Nationalliberalen würden dem Entwürfe zustimmen, um nicht die politischen Verhältnisse in Deutschland zu trüben ES kommt mir dies so vor, al» wenn sich zwei Damen um die Gunst eines Herrn bewerben (Oho!). Aber der Sieg wird schließlich der jüngeren zusallen, und das sind in diesem Falle die Lonserva- liven (Große Heiterkeit). Die Rationalliberalen haben schon bei früher«, Belrgenheiten die Erfahrung gemacht, welchen Schaden das allmäpl che Znrückweichen in vielen Fragen ihnen gebracht hat. Ich habe für den Abg vr, Lasker kein anderes Gesühl, als das deS aufrichtigen Mitleids (der Präsident be zeichnet dies« Aeußerung al» parlamentarisch nicht zulässig). Ich wollte nicht vom Abg. vr. LaSker sprechen, sondern von der nationalliberalen Partei. Diese Partei hätte gerade bei diesem Gesetze Gelegenheit, die Wahlbeeinfluffung heimzuzahlen, die sich bei den Wahlen von Seiten der Lonservativen und vielleicht auch von Seiten der Regierung gezeigt hat. Sie glauben vielleicht, durch ihre Zustimmung zu dem Gesetze die wirthschastliche Reaction hindern zu können; aber wenn die Lonservativen andere Bundesgenossen gefunden haben, dann wird man die RationaUiberalen vielleicht gar nicht mehr brauchen. Glauben Sie, daß durch Annahme dieses Gesetzes die witth- schastlichen Zustände gebessert werden? Ich glaube, die Schuld an dem wirthjchaftlichen Nothstande liegt zum Theil mit daran, daß w.r zuviel Zeit mit der Berathung von Strafgesetzen, Cul- turkampfgesetzen und Socialistengesetzen verbringen und dadurch abgehalten werden, unsere Blicke zu lenken auf die wahren Be dürfnisse des Volks (Zustimmung und Widerspruch). Die Ge schichte lehrt, daß die Verschärfung der Strafgesetze immer ein sicheres Zeichen ist für den Niedergang de» Staatslebens. Der Präsident erklärt, daß er e« sür bedenklich halte, das persönlich« Verhalt«, von Commissionsmitgliedern in der Commission im Plenum zu kritisiren. Reichskanzler Fürst v. BiSmarck: Bevor ich mich zu Art. l der Vorlage wende, möchte ich einige Aeußerungen des Vorredner» widerlegen bez. beleuchten. Ich habe bezüglich der Publikation de» „Berliner Tageblattes" lediglich zu er klären, daß die verbündeten Regierungen und jpcciell die preu ßische dieser Publication absolut fernstehen Wenn ich mich weiteren Punkten der Rede des Vorredner» zuwende, so geschieht das nicht, weil ihr Inhalt mich dazu veranlaßt, sondern der Grund liegt auf dem Gebiete meiner diplomatischen Wahr nehmung. Ich habe das Blatt des Vorredners ab und zu mit ziemlicher Aufmerksamkeit gelesen und gefunden, daß die Uriheile und Haltungen desselben immer genau vindicirten mit den Urtheilen und Haltungen der französischen officiösen Presse. Ich habe aus dem Blatte des Vorredners Sachen gelejen oder erfahren, die mir am Tage oder einige Tage darauf aus diplo matischen Wege als officielle Aeußerungen der französischen Re gierung bestätigt wurden (Hört!) Alles, was der Vorredner sagte, war daraus berechnet, Schwächen unserer Institutionen nachzuweisen. Hätte nicht ein französischer Politiker ganz die selbe Red« halten können? Der Vorredner hat in seinen Aeuße rungen un» das Beispiel des Auslandes vielfach hervorgehoben. Er hat sich ans die englische, die amerikanische, auch auf die srauzösijche Presse bezogen. Wenn ich nicht irre, sührte er uns Frankreich als mustergiltig an für die schonend« Behandlung der Gegner der Regierung und sagte, niemals wäre die Ab- nrtheilung der communistischen oder socialistischen Preßerzeug- niss« den Beschworenen entzogen worden. Dem Vorredner kann aber doch unmöglich entgangen sein, daß alle Lom- munarden durch Kriegsgerichte abgeurtheilt worden sind. Der Redner könnte mit diesen Auffassungen zur elsässer Protestpartei gehören, innerhalb des Fortschritts hat er aber damit kaum einen Platz. Der Vorredner hat sich dagegen er klärt, daß ich mich an den englischen Correspondenten gewendet hätte. Ls handelte sich aber damals darum, aus die öffentliche Meinung in England einen Eindruck zu machen. Wenn ich mich an da» Blatt des Vorredners gewendet hätte, jo könnte mir da» ja viel genützt haben; in Bezug aus die „Times" wußte ich aber, daß ich meinen Zweck erreichen würde, und ich setzte mich daher mit dem Correspondenten in Verbindung. Wende ich mich zu Art t des Entwurfs, so habe ich schon bei der ersten Lesung bemerkt, daß ich keiner Bestrebung feind bin, welch« positiv aus rin« Brrbefferung der Lage der Arbeit« ge richtet ist, soweit die Rücksicht aus die internationale Loncurrenz und auf eine absatzfähige Production e» erlaubt. Solche Be strebungen sind auch schon in früheren Zeiten vielfach verfolgt worden, ohne daß ab« solche Bestrebungen zu Tage getreten wären, wie wir sie heute bei den Socialdemokraten finden. Niemals hat man an eine Aufhebung de» LigenthumS gedacht. Sobald uns von der Socialdcmokratie statt der negativen irgend ein positiv« Vorschlag gemacht wird, da» Loo» der Arbeit« zu verbessern, so wird die Regierung dem Vorschläge eine wohlwollend« Prüfung nicht «ntziehen. Statt dessen be gegnen wir der reinen untergrabenden Negation, ohne daß ge jagt wird, was an die Stelle des Bestehenden g«etzt werden soll. Ich kenne keinen solchen Vorschlag und glaub« auch d«n Grund zu krunen, warum di« H«««n «in« so große Verschmiege»- hrit beobachten, wie sie die Welt umgestalten wollen. Sie wessen es nicht, sie können die Versprechungen nicht halten, mit denen sie die Leute verführen Daß die Herren mit ihren Ver- 'prechungen Eingang gesunden haben, begreift sich ja nicht schwer Wa» bleibt einem geistig verarmten Menschen Anderes übrig, al» die Jagd nach sinnlichen Genüssen? Alle-, wa» ich bin und wa» ich hab«, könnte mich nicht veranlassen, zu wünschen, auch nur noch einen Tag läng« zu leben, wenn ich den Blauden an Bott und eine bessere Zukunft nicht hätte (Bravo!) Diesen Glauben rauben aber gerade dies« Herrn» dem Volke. Neun wir fragen, warum dieses Evangelium der Negation gerade in T-unchland so viele Anhänger grsnndeo hat, so müssen wir dir Zeit, in der da» geschah, näher in» Auge fasten. Mir sind erst seit >887 die Führ« dies« Partei amtlich bekannt geworden; damal» traten sie ab« »och einigermaßen schüchtern aus Da» Streben, da» sie jetzt beseelt, sich de« Staat» zu bemächtigen uad di« Staatsg«walt zu ihren Zwecken au»zubeuten, trat erst nach 1870 zu Lage. Mir ist ei» positive« Programm nicht bekannt geworden, da» die international« Lag« zur Ver- b«st«rung d«» Loose« der arbeitende» Klassen ausgestellt hätte; damal« aber, bet der Paris« Commune hätte sie zeigen können, wa« sie positiv wollte wa« haben sie ab« »»der« «zielt al« Mord uad Brand? Nachdem die französische Regierung den Ausstand nitdergeworsen hatte, leuchtete ei», daß diese« Ver such«seld verlasten werden mußte und daß sich die internationale Liga ein andere» Feld ausjuchen mußte Daß ihr Auge dabei aus Deutschland gefallen ist, wunde« mich gar nicht. Deutsch land ist ein Land mit sehr gutmüthigen Richtern (Bewegung) ein Land, in welchem sehr viel kritisirt wird, eia Land, in welchem die Operation»basi», die großen Städte, durch den Fortschritt sehr gut vorbereitet war (Lachen link»), denn der Fortschritt ist, landwitthschaftlich ausgedrückt, eine sehr gute Vorfrucht für die Socialdemokratie (Heiterkeit). Wir finden in den großen Städten die Neigung, die Regierung in Wort und Bild mit Vorwürfen zu überhäufen, ganz außerordentlich ent wickelt, nicht minder ist da» Streben nach Höherem in Deutsch land ungleich mehr verbreit«, als anderswo WaS lag also näher, als die internationale Agitation iu da» gelobte Land überzusiedeln? Das Freizügigkeilsgesetz, combinirt mit dem Unterstützungswohnsitzgesetz«, hat eine große Menge Arbeiter den kleinen Städten und dem Lande entzogen und in den großen Städten eine fluctuirende Bevölkerung erzeugt Dazu kam die Leichtigkeit der Agitation aus den gemeinen Mann durch billige Zeitungen, die gefördert worden ist durch die außerordentliche Milde unsere» Strafgesetzes Selbst Denjenigen, die verurtheilt wurden, schwebte noch die Hoffnung vor aus eine Amnestie, wie sie ja wohl bei außerordentlichen Gelegen heiten, bei Regierungswechsel» u. s. w. einzutrelen pflegt. Demnach kann es uns nicht wundern, daß bei diesen Verhält nisten, wo die mit der Regierung unzusriedenen Elemente sich in einen körp« v« einigen, sich aus den Boden der Agitation stellen, die Gefahr zu ein« solchen Höhe angeschwollen ist, und daß wir beispielsweise hier in Berlin 60 000—100 000 wohl- organisirte Männer haben, welche gegen die bestehende Ord nung eingenommen sind. Daß unter diesen Umständen ein Wiederaufblühen der Gewerbsthäligkeit, ein Aufschwung v« Industrie nicht möglich war, läßt sich begreifen. Die Ver besserung des Looses de» Arbeiterstandes und die Agitation der Socialisten ist zweierlei. Solange sich ein Arbeiter dem Glauben hingiebt, daß man ohne Arbeit sich Genüsse schaffen könne, ist ja gar nicht zu erwarten, daß er Freude findet an der Arbeit. Ich glaube also, daß es nothwendig ist, die Macht der Agitation zu brechen. Wer die socialistische Presse der letzten Jahre ««folgt hat, wird wissen, daß diese Presst ja sogar den LönigSmord entschuldigt Wenn ein so verdienter, milder und beliebter Monarch wie Se. Majestät d« Kaiser meuchlings überfallen wird, so reicht ja gar kein Verbrechen an dieses heran. Wie die „National-Zeitung" neu lich sehr richtig sagte, c- haben die Wähl« aller Parteien mit Einschluß der Wähl« des Centrums und der Fortschrittspartei von ihren Abgeordneten erwartet, daß sie den Regierungen in dies« Befahr beistehen würden. Tie Herren mögen sich mit ihren Wählern darüber auseinandersetzen, wenn sie dieses Ver sprechen jetzt nicht halten; ich bin aber überzeugt, wenn sie ihren Wählern ein Versprechen gegeben haben, so haben sie eS durch ihre Haltung diesem Gesetze gegenüber unerfüllt gelasten. Ich nehme den Abg I)r Hänel aus, welcher mit einem ein gehenden Anttage ausgetreten ist. Er hat für seine Person den von mir d« Fortschrittspartei gemachten Vorwurf entkräftet, daß sie eine Partei der Negation sei, welche noch keinen posi tiven Vorschlag gemacht habe. Die Regierungen und Diejenigen, die mit ihr gehen, befinden sich in einer sehr schwierigen par lamentarischen Lage Wir haben von einem sehr großen Theile des Reichstags keine Unterstützung zu erwarten, unsere Opera tionsbasis beschränkt sich aus die nationalliberale und die beiden conservativen Fractionen. Ich kann nur die Bitte an diese drei Fractionen richten, daß die Herren nicht der Reginung, sondern dem Lande den Dienst erweisen, sich unter einander zu verständigen und Diejenigen, welche die staatliche Entwickelung auf der ittzigen Basis wollen, näher zusammenzuschließen, aber nicht mit einander zu rivalisiren. Ich kann diese Gelegenheit nicht vorübergehen lasten, ohne dagegen zu remonktriren, daß ich bei d« Auslösung die Tendenz gehabt hätte, gegen irgend welche Personen oder Parteien seindlich vorzugehen. Ich habe nur die Absicht gehabt, daß die Abgeordneten sich mit ihren Wählern besprechen, und habe die Hoffnung gehabt, daß sie bei Berührung der heimathlichen Erde die Stärke wiederfinden würden Von diesen drei Fractionen erwarte ich also die An nähme des Gesetze», durch welches wir die Gesuhr bekämpfen wollen, und wir haben zu diesem Behufe eine Vorlage gemacht, die mir als eine mäßige erschien. Ihrer Commission ist sie zu weitgehend erschienen. Das ist mir ein Beweis, daß sie nicht das Maß von Bettrauen zu uns hat, welches wir beanspruchen, um Mittel zu einer erfolgreichen Bekämpfung des Uebels zu «halten. Dieses Vertrauen läßt sich nicht erzwingen, es läßt sich vielleicht ersetzen durch eine sorgfältige loyale Ausführung des Gesetzes. Mein Streben wird dahin gerichtet jein; das muß »ch aber von Ihnen verlangen, ein Besetz zu erhalten, auf dessen Boden sich die Regierungen mit Erfolg bewegen können. Haben Sie nicht das Vertrauen zu unS und speciell zu mir, der ich dafür die Ver antwortlichkeit trage, drß das Gesetz Ihren Intentionen ge mäß ausgefühtt wird; haben Sie die Furcht, daß wir da« Gesetz mißbrauchen werden; fürchten Sie sich mehr vor den verbündeten Regierungen, als vor den Socialdemokraten, dann weiß ich, was ich zu thun habe. Dann muß ich mein Amt abtteten an Einen, zu dem Sie mehr Vertrauen haben, oder der andere Mittel zur Bekämpfung der Gefahr hat, als ich anzuwcndcn weiß Was den K l anlangt, jo ist sowohl die Umwandlung des Ausdruck» „Untergrabung" in „Umsturz", als die Einschaltung der Worte; „in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise" eine unnöthige Abschwächung. Wenn Sie unS das Gesetz nicht in dem Maße geben, wie wir eS brauchen, so können wir es ja annehmen; wir würden aber genöthigt jein, in der nächsten Session andere Vorlagen zu machen, noch auf andern Gebieten der Gesetzgebung Maßregeln vorzuschlagen. Abg. vr. Hänel weist den Borwurs, als ob die Fort schrittspartei sich lediglich negirend verhalle, unter Hinweis auf die großen Verdienste des Aba. vr. Schulze-Delitzsch auf witthschaftlichem Gebiete zurück. Die Fraction habe in der Commission durch ihn einen Antrag eingebracht, der aber frei lich noch nicht so reif habe sein können, als ein Gesetzentwurf. Tie Fortschrittspartei nehme also eine sehr bestimmte positive Haltung ein, und zwar diejenige, welche er in der ersten Lesung entwickelt habe. Die Fortschttttspartel habe es ausgegeben, den Antrag wieder einzubringen, da es für eine Partei geradezu unmöglich sei, einen Strajgesetzparagraphen mit derjenigen Reise auSzuarbeiteu, welcher »hn zur Plenarberathung befähige. Die Pattei stimme gegen das Gesetz, weil demselben auch nach den Berathungcn der Commission noch der Charakter des Par tei- und Tendenzgesetzes anhaste, wogegen sie bereit sei, auf dem Boden des gemeinen Rechts der Gefahr cntgegenzutreten. Abg. v- Schmid (Württemberg, wendet sich gegen die Rede des Abg. Sonnemann, welche sich durch sich selbst richte, begrübt aber das von demselben gemachte Zugeständniß. daß das von dem Abg. Sonnemann b«t seiner Berathung so sehr bekämpfte Preßgejetz die Preßfreiheit gewahrt habe. Bei an dern Völkern fnen derartige Ausnahmegesetze nicht nöthig ge wesen, weil dort noch ein nationaler Geist herrsche. Die deutsche Reichspattei stehe ganz aus dem Standpunkte der Gesetzvorlage und hoffe, daß di« Beschlüsse der Commission noch einer kleinen Amendirung unterzogen werden würden; speciell wünsche sie bei Z 1 den Wegfall der Worte: „in rin« den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise", um den Regierungen die Mög lichkeit zu gewähren, jede gemeingefährliche Agitation zu ver folgen. Abg. vr. Brüel constatitt gegenüber den Bemerkungen des Reichskanzlers, daß jein ablehnendes Verhalten vollständig dem Wellen jein« Wähler entsprech«. Einem Vertrauen gegen den Reichskanzler könnte er für seine Person keinen Ausdruck geben; möchte ab« da- Vertrauen größer oder genug« sein, w sei e» doch die Aufgabe deS Reichstags möglichste Sichnheil zu schaffen, daß da« Vertrauen nicht gelauscht werden könne. Der Redner begründ« sodann in ausführlicher Rede seine ab lehnende Haltung, ohne sich aber im Zusammenhänge Anderen verständlich machen zu können, als ein« Anzahl von Abgeord neten, welche sich ^n sein« unmittelbaren Näh« versammelt haben Ein Murren dn Entrüstung, welche» bei einer Stelle seiner Red« in dirser Lorona entsteht, veranlaßt den den Vor sitz führenden Bicepräsidenten Frhrn. v. Staufsenberg, sich die steno graphische Niederschrift dies« Stelle kommen zu lassen, aus welc^r sich ngiebt, daß d« Redn« an den Unwillen erinnert, mit welchem da- hannöversch« Volk seiu«rz«i1 di« französisch« Fremdhrrrschast «tragen habe und dir lttztge Herrschaft über Hannover mit jener Fremdyerrschaft aus gleich« Linir gest«llt hat D« Vicepräfident erklärt es für parlamentarisch unzu lässig, die Herrschaft eine- deutschen Monarchen de- Deutschen Kais«-, mit der französischen zu vergleichen, sie al-eine Fremd Herrschaft zu bezeichnen. Reichskanzler Fürst v BiSmarck constatitt, daß « von d« Rede de« Abg. vr. Brüel nicht eine Sylb« verstanden habe und deshalb Nichts aus dieselbe erwidern könne. DaS Haus beschließt die Vertagung der Berathung. Persönlich bemerkt Abg. vr. LaSker dem Abg Sonnemann gegenüb«, daß er in die Berathung de» GesetzentwursS deshalb mit ringrtreten sei, weil die Regierung wiederholt ausdrücklich erklärt habe, daß sie aus dem Wege d« Specialgesetzgebung vorgehen wolle. Abg Sonnemann fordert den Reichskanzler aus, eine Thatsache mitzutheilen, aus welcher hervorgehe, daß er odn die .Frankfutter Zeitung" jemals in irgend einer Verbindung mit der französischen Regierung oder irgend einem französischen Amte gestanden habe Bis Da» geschehe, muffe « dies« Be hauptung als eine willkürliche Erfindung bezeichnen Gerade auf dem Gebiete der auswärtigen Politik hab« sein« Zeitung in den letzten zwei Jahren stets aus der S«ite de» Reichskanz lers gestanden. Reichskanzler Fürst v BiSmarck bestreitet, daß « dem Vorredner den Borwurs gemacht habe, derselbe stehe in Berbinoung mit d« französischen Regierung, «inne« ab« da ran, daß im Jahre 1870 in Deutjchland oppositionelle Elemente ausgetaucht seien, die sich spät« al- Agenten der kaiserlich fran zösischen Regierung entpuppt hätten. Abg. Sonnemann legt dar, wie es komme, daß sein Blatt von seinem Paris« Correspondenten besonder» gute In formationen erhalle, und protestirt nochmal» gegen die Unter stellung, als ob sein Blatt ein Organ der sranzösischen Regie rung sei. Nach weiteren persönlichen Bemerkungen der Abgg. v. Kardorff, v. Schmid (Württemberg) und Sonnemann wird die nächste Sitzung, in welcher die zweite Lesung des Gesetzentwurfs fortgesetzt werden soll, aus morgen Vormittag 11 Uhr festgesetzt. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement deS Cultut und öffentlichen Unterrichts. Erledigt ist die katholische Schulstelle zu Tscharnitz bei Panschwitz. Collator: die oberste Schulbehörde. Einkom men, außer freier Wohnung und den etwa zu fordernden Alterszulagen, 840 M. Fixum, 72 M. sür den Unterricht in d« Fortbildungsschule, sowie 80 M. Entschädigung für Be heizung und Beleuchtung des Schullocal». Gesuche um diese Stelle sind bis zum 31. Octob« an den königl. BezirlSschul- inspector vr. Wild in Bautzen abzugeben. Dresdner Nachrichten vom 10. October. U. In der unter Vorsitz des Vicevorstehers Jordan gestern Abend H8 Uhr abgehaltenen 29. öffent lichen Sitzung der Stadtverordneten trug der Vorsitzende unter mehreren Registrandeneingängen auch eine Einladung des Comites für Errichtung eines Nieritzdenkmals zur feierlichen Enthüllung dieses letzteren vor, welche Freitag Mittag auf der Theresien- straße stattsindet. Aus der dritten Ergänzungswahl für die, gesetzlicher Vorschrift gemäß, mit Ablauf dieses Jahres aus dem Rathscollegium ausscheidenden 5 Stadt- räthe Walther, Seyffarth (Beide bereits wieder ge wählt), Klepperbein, Liebe und vr. Wigard ging, mit 49 von 55 Stimmen gewählt, Stadtrath Klepperbein hervor. Die nach Vollzug dieser Wahl folgenden fünf Berichte ertheilt sämmtlich der Rechtsausschuß, die ersten drei davon durch Ref. Stadtv. Schubert, die letzten zwei durch Ref. Stadtv. Reiche-Eisenstuck. Das Collegium vollzieht nach den Ausschußgutachten eine Urkunde über Arealabtretung an Herrn Gäbler zur Verbreiterung und Regulirung der Poppitzstraße, tritt der Veräußerung eines communllchen Areals an der Hochuferstraße an Herrn Sandsteinhändler Nitzschner und danach der Nledersetzung einer ständigen, städti schen Grundeigenthumsdeputation bei, letzteres mit der Modifikation, daß die beschlossene neue Organisation mit dem Jahre 1879 ms Leben trete und unter der Bitte an den Stadtrath um Mittheilung der Vorschläge über die Organisation des neu zu begründenden Aus schusses. Hierauf ersucht das Collegium unter Kennt- mßnahme eines stadträthlichen Communicates vom 2. d. Mts. in Verbindung mit der Mmisterialverordnung vom 14. vor. Mts. den Stadtrath, die Frage wegen Fixirung des Beginns des Schuljahres fondauernd im Auge zu halten, bez. sich etwaigen hieraus gerichteten Schritten aus den übrigen Theilen des Landes anzuschließen, und vollzieht danach eine Urkunde betreffs der Localschulordnung, welche Urkunde in Gemäßheit der Beschlüsse der städtischen Collegien unter Concurrenz des Bezirks des Bezirksschulinspec- tors und resp. zufolge einer CultuSmiNisterialverord- nung ausgefertigt worden ist. Aus Bericht des Finanz ausschusses (Res. Stadtv. Kanitz) erhöht das Collegium die im Haushaltplan für das Wasserwerk für Repa raturen und Ergänzungen am Rohrnetz, bez. zu Unterhaltung der Dampfmaschinen und Kessel bewillig ten Mittel um 5000 und bez. 1500 Mark unter Ver weisung der Summen auf Pos. 42 der Ausgaben des diesjährigen Haushaltplanes. Schließlich erhebt man bezüglich der Vervielsältigung deS neuen StadtplaneS das Gutachten des vorgenannten Ausschusses (Ref. Stadtv. Kunstmöbelsabri Üant Friedrich): Collegium wolle dem Beschlusse des Rathes beitreten und die zur Erwerbung der 4 lithographischen Steine zum neuen Dresdner Stadtplan erforderlichen 1100 Mark, sowie für 4X100 Abzüge von denselben 240 Mark und für Versicherung und Transport der Steine 60 Mark, im Ganzen 1400 Mark zu Lasten der Pos. 42 der Ausgaben des diesjährigen HaushaltplanS bewil ligen, zum Beschluß. Schluß der Sitzung H10 Uhr. b. Der Fortbildung-Verein für Arbeiter jeden Berufs hat soeben seinen Jahresbericht veröffent lich!. Dieser Verein ward, wie aus dem Berichte er sichtlich, am 5. September 1870 gestiftet, bezweckt, ge werbliche Bildung und gute Sitten »m Arbeiterstande zu verbreiten, und enthält sich aller anderen Bestreb ungen. Der Verein sucht durch Lehre und Vortrag dem Staate nützliche Bürger iu bilden. Zu diesem Zweck richtet er sein Augenmerk auf guten Unterricht, hat tüchtige Lehrkräfte und ausreichende Lehrmittel. Die Zahl der Mitglieder und Schüler des Vereins beträgt 280, die Zahi der FortbildungSschüler 446 einschließlich der Schüler de- Verein- „Dresdner Gast witthe", welcher seit 25. September 1876 dieselben dem Verein übergeben hat und deren Zahl sich auf 105 beläuft. Im BereinSjahr vom 1. September 1877 bis 31. August 1878 wurden 2336 Unrerricht-ftunden ertheilt, und zwar in Teutsch, Stil, Otthogravhie, Rechnen, Geometrie, Zeichnen, Geographie, Schreien, Stenographie, Gesang, Turnen, Buchführung, Englisch und Französisch. Durch Herrn vr. Küuffer und durch einen Ungenannten wurden im Vorjahr 4 Freistellen an arme Schüler, sowie durch Verein-mittel 6 Frei stellen, je auf 1 Jahr, gegeben Vorträge wurden in diesem Jahre 40 gehalten und zwar von den Herren: v. Barfuß, Prof. Böhmert, vr. Drechsler, vr. Gleis berg, Lehrer Häntzschel, Hendel, vr. Edmund Hohl feld, vr. Moldau, vr. Neumann, Secretär Pertisch, vr. Perrot, Pastor vr. Peter, Ingenieur Pieper, Pastor vr. Sülze, Wallnau und Schlagehan. Die Bibliothek besteht am Schluffe des Jahre- auS 982 Bänden. Der Verein feiert nächsten Sonntag sein 8. Stiftungsfest im königl. Belvedere der Brühl'schen Terrasse. h. Im großen Saale deS Gewerbehauses findet, wie bereits erwähnt, morgen daS große Concert Statt, welches der hiesige österreichisch-ungarische Verein zum Besten der Verwundeten und Hinter bliebenen der k. k. Occupationslruppen veranstaltet. Wir wollen des edeln Zweckes wegen nicht unterlassen, auf dasselbe nochmals besonders hinzuweisen b. Ein altrenommirtes, über ein halbe- Jahrhundert in unserer Stadt bestehende- Geschäft, die Conditorei des königl. Hofconditors Kreutzkamm, hat in diesen Tagen durch Verlegung von der Badergasse nach dem vortheilhastest ausgebauten und komfortabel eingerichte ten Parterre des Hauses Altmarkt 23 eine günstige Veränderung erfahren. — Wie der „Dr. A." erfährt, hat gestern in dem benachbarten Strießen die Grundsteinlegung zu der Kirche der böhmischen Gemeinde stattgefunden. provinMnachrichten. D Leipzig, 9. October. In der heutigen öffent liehen Sitzung des hiesigen Schöffengerichts befand sich der Monteur Ernst Robert Geipel auS Dresden wegen Tödtung aus Fahrlässigkeit auf der Anklage bank. Am 25. April d. I. wurde der im neuen Post- haltcreigebäude hier angebrachte Fahrstuhl probirt. Geipel, welcher die Zusammensetzung des von einer Dresdner Firma gelieferten Stuhles übernommen hatte, hatte zur Probe und Hilfeleistung mehrere Postillone herangezogen. Die Auffahrt war eben vollendet, d. h. der Fahrstuhl von unten nach oben geleitet worden, als plötzlich durch Zerreißen des Guttes und Aus springen der Schrauben rc. der Stuhl aus der Höhe herunterstürzte und unglücklicher Weise den noch unten stehenden Postillon Hempel traf, der sofort gelobtet wurde. Der Angeklagte Geipel leugnete beharrlich, sich einer Fahrlässigkeit nach der einen oder andern Richtung hin schuldig gemacht zu haben und wurde vom Schöffengericht von der erhobenen Anklage frei gesprochen. — Das Stadtverordnetencollegium genehmigte in der heute Abend stattgefundenen Sitzung einen Beitrag von 15000 M. zu dem auf 150000 M. bemessenen Garantiefond für die KunstgewcrbeauS- stellung, welche im Jahre 1879 hier stattfinden soll. Maren. (L. Z.) Am vergangenen Sonntage haben wir das Einweihungsfest unserer bedeutend vergrößerten, gänzlich umgebauten und stilgemäß er neuerten Kirche feiern können; eS war ein schöne- Fest, welches noch durch die Theilnahme der hohen Kirchenbehörden, des Kirchenpatron-, der ganzen Ge meinde und vieler Gäste von nah und fern erhöht wurde, denen die erhebende Festfeier ganz gewiß in angenehmer Erinnerung bleiben wird. Unser nun sehr schön gewordenes Gotteshaus wurde 1877—78 nach den Plänen deS Architekten Altendorf aus Leipzig von dem Baumeister Droscha aus Dohna umgebaut und hat nun nicht allein die erwünschte Anzahl von Sitz plätze» erhalten, sondern es ist auch ein Werk daraus erstanden, an welchem die Gemeinde ihre Freude hat. Als besonders bemerkenswerthe Ausschmückung-gegen stände der Kirche sind eine neue Orgel von Geißler in Eilenburg, schöne Altarbekleidungen aus Herrnhut und namentlich 3 prachtvolle Glasmalereien auf dem Altarplatze anzuführen, welche uns durch gütige Ver mittelung unseres Kirchenpattons, deS Hrn. Serre, von der Tiedge-Stiftung in Dresden geschenkt und von Hrn. Glasmaler Schulze in Leipzig auSgefühtt wurden. * Schandau, 9. October. Bon zuverlässiger Seite geht uns die Mittheilung zu, daß der in der gestrigen Nummer aus der „Elbzeitung" entnommene Hergang eines Unglücksfalles m den Postelwitzer Stein brüchen, wobei der Steinbrecher August Friebel auS Ostrau sein Leben verlor, einer Ergänzung dahin be darf, daß genannter Friebel, ungeachtet mehrfacher an ihn sowohl selten des BruchmelsterS als auch seiner Mitarbeiter ergangenen Aufforderung, während der Dauer des Herunterlassens von Steinblöcken au- dem obern Bruchotte von seinem Arbeitsplätze sich weg zu begeben und in Sicherheit sich zu stellen, nicht Folge geleistet hat und daß somit Friebel selbst Schuld daran trägt, sein Leben auf so traurige Weise eingebüßt zu haben. Plauen i. B., 9. October. (Pl. Ztg.) Die Ein führung des neuernannten DirectorS der vereinigten Gymnasial- und Realschulanstalt hier, Hrn.Prof, vr. Schubart, fand heute Vormittag 10 Uhr in der festlich geschmückten und von einem zahlreichen Audi torium gefüllten Turnhalle durch Hrn. Geh. Rath vr. Gilbert aus Dresden Statt. Nach einem einleitenden Gesänge des Singechors der Anstalt betrat der soeben genannte königl. Commissar die Rednerbühne, betonte die Verdienste des in den wohlverdienten Ruhestand getretenen Vorgängers und sagte, das königl. Ministe rium habe in Hrn. Prof. vr. Schubart den würdigste» Nachfolger in einem durch Eigenartigkeit der Verhält nisse besonders schwierigen Amte erkannt, zumal der selbe bereit- in früheren Jahren der Doppclanstalt al- Lehrer angehött und so mit deren Organisation bereit- vertraut sei. Nach Uebcrreichung der Bestallung-nr- kunde wendete sich Redner in ermahnenden Worten an da- Lehrerkollegium und den Schülercötu-, erstere- zu treulicher Mitarbeiterschaft und einheitlichem Streben nach den der Schule vorgestrckten Zielen anhaltend, letzteren zu unablässigem Fleiße ermunternd. Hr.Direttor Prof. vr. Schubart ging in seiner hierauf folgenden Rede auf die
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