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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 09.08.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-192608092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19260809
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19260809
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
- Jahr1926
- Monat1926-08
- Tag1926-08-09
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. l Zweites Blatt Montag, Le« 9. August Ar. ISS 192« Der Sport am Sonntage .Fußbal» am Sonnabend Sportklub aeaen Spielvereinigung 4:0 — Dresdensia gegen Hellas-Germania Mitt weida 4:2. — Fußballring gegen Branden burg 2:0. Der deutsche Fußballmeister in Berlin sieg reich- DaS Gastspiel der Spielvereinigung Fürth in der Reichshanptstadt gestaltete sich -u einem überlegenen Siege für die deutsche Meistermannschaft. Der Gegner, Union SCC., war den Fürthern keinen Augenblick gewach sen, die mit nicht weniger als 8:1 (3:1) sieg reich blieben. Oie Zubiläumswoche des SV. Brandenburg fand gestern mit» dem Schlußspiel der beiden Sieger aus den Vorrundenspielen zwischen Guts Muts und Spielvereinigung 5:1 ihren Abschluß. Erfolge die schaden! Am Sonnabend hatte der SE. 04 Freital die Rasensportelf zu Gaste. Die Gäste zeigten anfangs einen schönen Fußball, ließen sich aber später zu Undiszipliniertheiten Hinreißen, die dem Spiele keinen werbenden, sondern einen schädlichen Charakter verliehen. Es kam zu Auftritten mit Lem Schiedsrichter, die jeder Beschreibung spotten. Ja, einzelne Rasemport- spieler ließen sich so gar zu Tätlichkeiten h-inrei- ßen. Es ist natürlich auch unschön, wenn der an- geschte Schiedsrichter durch Abwesenheit glänzt. Wiederum ist es auch eine große Disziplin losigkeit der Rasensportspieler, dieses unsport liche Benehmen an den Tag zu legen. Es wäre angebracht, im Interesse des Sportes und des Veranstalters gegen solche Schädlinge des Sportes energisch vorzugehen, damit in Zu kunft die einwandfreie Durchführung der Spiele gewährleistet ist. Das Spiel endete 5:3 für Freital, Halbzeit 2 :1 für Rasensport. Der deutsche Fußballklub gewinnt den Gold- polal. DaS gestrige Fußballentscheidungsspiel in Prag um den Goldvokal endete mit dem Siege von Sparta über den Deutschen Fußballklub (Prags 4:2 (2:1s. Der Goldpokal gehört aber trotzdem dem D- F. C, da er in dem diesjähri gen Sv.-le ein günstigeres Torergebnis er zielt ha als Sparta. Beide Vereine haben 2 Siege und eine Niederlage zu verzeichnen. Das Torscore Les D. F. C. beträgt 7:5, das Ler Sparta 12 :10- Tie „Revanche" für die Deutsche Meister schaft Bayern München gegen Fortuna Leip zig in München endete mit einem 7:4-Siege der Bayern. - In Stuttgart wurden die Leip ziger von den Kickers 7 :1 geschlagen. Handball Einen hohen Sieg von 10:3 erfochten die Spieler Ler Meisterelf des SE. 04 Freital über den Jubilar Bran denburg. Zur Pause stand das Spiel nur 3 :2 für idle Freitaler. Die Brandenburger hatten sich allerhand vorgenommen, unterlagen aber Lem Tempo der zweiten Hälfte. Schon kurz nach Beginn eröffnete Böhme Hl den Tor- rcigen. Kühne ließ das zweite Tor folgen. Hier kamen die Trachauer durch Zobel zum ersten Erfolge, äber Kühne erhöhte den Vor sprung auf 3:2. Wenige Minuten vor der Halbzeit schossen die Platzbesitzer durch einen Fehler der GästeverteiLigung das zweite Tor. In der zweiten Hälfte legten die Gäste noch einmal tüchtig los und erzielten kurz hinter einander das vierte, fünfte und sechste Tor. Aus einem Gtrafwurf schoflen die Jubilare den drjtten Treffer. Dann über gab der Meister das Zepter nicht mehr aus der Hand. Noch vier Tore durch Männel, Palme, Kühne und Lohnigk stellten ein zweistelliges Resultat her. Durch diesen Sieg errangen die Freitaler einen prächtigen Ehrenpreis. Vor dem Spiele über reichte der Meister dem Jubilar einen Wimpel in den Vereinsfarben und der Freitaler Spiel führer sprach ihnen »um 25jährigen Jubiläum die herzlichsten Glückwünsche aus. * Glatt geschlagen wurde Guts Muts von dem Nordwestsachsen meister PSB. 21 Leipzig. 9:8 Tore lassen einen Klassenunterschied zugunsten der Leip ziger vermuten, dem war aber nicht so. Guts MutS hatte Pech mit seinen Schüssen, gingen doch davon fünf an die Latte, auch waren die Guts Mutsqz in der ersten Hälfte den Leip zigern vollkommen ebenbürtig. Der Liga-Neuling D. S. C. wagte sich seit längerer Zeit wieder einmal an die Oeffentlichkeit und mußte seine allzulange Ruhepause im Spiel gegen Ring mit einer 7 :0-Niederlage bezahlen. Nur mit 0 Mann wollte Rasensport den Kampf mit Südwest auf nehmen, mußte dieses Wagnis allerdings mit einer 9 :2-NieLerlage büßen. In der Gla^hüttenstadt Radeberg wollten die Jägerparkleute von 18SS ebenfalls das Spiel mit neun Mann bestreiten. Auch sie mußten ihren Wagemut mit einer 2 :1- Niederlage bezahlen. Im ersten Spiele errang Nord-West gegen die Bankclf ein be achtliches 5:5. Weitere Ergebnisse: Brandenburg 1. Damen gegen Guts Muts 1. Damen 0:1. — 1893 1. Damen gegen D. B. C. 1. Damen 2:0. — Sportlust 1. Damen gegen Spielvereinigung 1. Damen 3:2. * Oie Deutschen Leichtathletikmeister- schatten, die am Sonnabend und Sonntag in Leipzig ausgetragen wurden, hatten unter der Un gunst des Wetters zu leiden. Der gebotene Sport war hervorragend. So stellte Körnig- Breslau mit 10,3 Sek- eine oeue Weltbestleistung i» 1ÜÜ-Met«rla»f. auf. Auch sonst gab es noch verschiedene Best leistungen. Nachstehend die Ergebnisse vom Sonnabend: , - Diskttswerfen bestarmig: v. Eberstein-Ham burg 44, 23 Meter: beidarmig: Hänchen-Ber lin 72,91 Meter. — 3X1000-Metcrstasscl: Preu ßen-Stettin 7:45,1. — 110-Meter-Hürdenlauf: Troßbach-Berlin 15,3. — 200-Meterlaufen: Körnig-Breslau 21,5 (deutsche Bestzeit). — 5000-Meterlauf.: Dieckmann-Hannover 15:13,2. — 400-Meterlaufen: Dr. Peltzer-Stettin 49 Sekunden. Vom Sonntag: Hochsprung, Entschei dung: Huhn, VfB. Jena, 1,80 Meter. — Weit sprung, Entscheidung: Dobermann, SpV. Ma rienburg Köln, 7,36 Meter (neue deutsche Best leistung). — 800-Meterlaufen, Entscheidung: Bücher, SC. Teutonia-Berlin, 2:00^. — Stab hochspringen: Möbius, VfL- 06 Saalfeld, 3,60 Meter. — 100-Meterlaufen: Zwischenlauf: Treibholz, Schwarz-Weiß Essen, 10,7 Sek: 2. Zwischenlauf: Körnig, Schlesien Breslau, 10,5 Sek. — 400-Meter-Hürdenlaufen: Entschei dung: Dr. Peltzer, Preußen Stettin, 54,9 Sek (neue deutsche Bestleistung). — Kugelstoßen, bestarmig: Schröder, SC 99 Dortmund, 13,66 Meter: beidarmig: Brechenmacher, Eintracht Frankfurt a- M., 13,41 und 11M -- 24,74 Me- ter. — Speerwerfen, bestarmtg: Zimmermann- Breslau 57,96 Meter: beidarmig: Dr. Lüdecke, DSC. Berlin, 57,60 und 41,06 — 98,66 Meter. — 100-Meterlaufen, Entscheidung: Körnig, Schlesien Breslau, 10,8 (neue Welthöchstlei stung und neue deutsche Bestleistung). — 1500- Meterlaufen: Dr. Peltzer, Preußen Stettin, 4:09,2. — 4X100-Meterstaffcl: 1. Vorlauf: Preußen Krefeld 43 Sek.: 2 Vorlauf: Phönix Karlsruhe 43 Sek- — 10 000-Meterlaufen, Ent scheidung: Rätze, VsB. Luckenwalde, 32:20,8. — 4X100 - Meterstaffel, Entscheidung: Phönix Karlsruhe 42,1 (neue deutsche Bestleistung). * Wassersport Tie Ueberquerung des Acrmelkanals ist der deutsch-amerikanischen Schwimmerin Gertrud Ed er le nunmehr gelungen. 'Sie startete vormittags 7,8 Uhr am Cap Griz Nez und kam abends 9,40 Uhr in Kingstown an. Sie hat damit als erste Frau den Kanal durch- Frik ^rane nnd Viktor Rausch die neuen Bahn-BnndeSmeister. Durch eine Unmenge Vor- und Hoffnungs- läufe, die zum Teil am Sonnabend bei recht mäßigem Besuch und zum andern Teil am gestrigen Sonntag vor etwa 4000 Zuschauern zum Austrag kamen, gelangten in die End läufe der kurzen Meisterschaft Engel, Stesses und Graue, die mit dem Verteidiger Oszmella anzutreten hatten. Steffes unterlag erwar tungsgemäß gegen Engel, doch als Oszmella gegen Graue startete, gab cs die erste Ueber- raschung des Tages: Graue konnte den Ver teidiger sicher schlagen. Die Entscheidung um den dritten und vierten Platz bestritt Oszmella gänzlich lustlos- Er hielt lediglich das Hinter rad von Steffes. Mit Spannung sah man dem Entjcheidungskampf um den ersten und zweiten Platz entgegen. Alles glaubte an einen Sieg Engels, doch es kam anders: Engel wollte Graue etwas hoch tragen, doch der Berliner nützte diese günstige Gelegenheit, innen durchzuhuschen und nach erbittertem Kampfe dem Grand-Prix-Sieger eine Nieder lage beizubringen. Auch die lange Meisterschaft brachte dahin gehend eine Uebcrraschung, als die Favoriten, wie Oszmella. Engel und Steffes vorzeitig «lSschiedeu. Mit der Länge des Rennens wurde Rausch immer bester, sicherte sich in gu ter Manier die letzten fünf Wertungen und damit den Titel der Bundesmeisterschaft über 25 Kilometer verdient vor K?m recht tapfer fahrenden 18jährigen Stettiner Carpus. Im Vorgabefahren rettete Rudi Mayer die Ehre der Dresdner Vundesamateure durch einen brillant herausgefahrenen Sieg. Ein 20-Kilometer-Rennen hinter Tandem- sührung hätte sehr leicht einen zweiten Dresd ner in Front sehen können, doch stürzte der an Stelle von Einsiedel gestartete und bis dahin recht achtbar gefahrene Woldemar Groß in folge Reifenschadens nicht unerheblich und mußte von der Bahn getragen werden. Ter neue Meister Viktor Rausch konnte auch hier zum Siege kommen. Schließlich gelangte noch der Endlaus des Tandemsahrens über 2000 Meter zum Austrag, in dem die starte Kom bination Engel—Steffes vor Oszmella— Schorn triumphieren konnte. Ergebnisse: Endläufe -er 1-Kilometer- Meisterschast: 1- Lauf: 1. Engel, 2. Steffes schwömmen, gleichzeitig aber auch mit 14 Stun den 82 Minuten den bisher von Tirabochi mit 16 Stunden 23 Minuten gehaltenen Rekord wesentlich unterboten. Die Deutsche« Rudermeifterfchaste«, die am Sonntag auf dem Main bei Schwein furt ausgetragen wurden — die Vorrennen hatten bereits am Sonnabend stattgefunden—, erbrachten folgende Meister: Vierer o. St: Kölner RG. 91 6:8,2. — Meisterschafts-Einer: Frankfurter RB. 65 (Flinsch) 6:48,4. —Mei sterschafts-Zweier o. St.: Ulmer RC. Donau 6:32,8. — Doppelzweier: Wiking-Linz 6:36L. — Achter: Berliner RC. 5:41,1. Kraftfahrfpori ine« neuen Tourenwagenrekord stellte Caracciola-Dresden beim Klau senpaßrennen in der Schweiz auf einem Mer cedeswagen mit 20:50,2 auf Die beste Zeit der Motorräder erzielte in der Klasse bis 500 ccm Franconi auf Motosacochc mit 17:48,6, ebenfalls damit eine neue Höchstleistung auf- stellend. (1^L L.): 2. Lauf: 1. Graue, 2. Oszmella. Entscheidungslaus um den 3. und 4. Platz: Stesses, Oszmella. Entscheidungslauf um den 1. und 2. Platz: 1- Fritz Graue, 2- Engel (aufgerichtet, 3 L.). Endlauf der 25-Kilomcter-Meisterschast: 1. Rausch, 28 Punkte, 40:18,4: 2. Carpus, 17 Punkte: 3. Skupinski, 14 Punkte: 4. Brehmer, 6 Punkte: 5. Donath, 6 Punkte Die erste« Snndesscstlichcn Saalsport- darbietnngcn- In der Ausstellung scharten sich die Saal sportler zu ihrem Auftakt Im Saale der Ausstellung wogte es hin und her, ein Ge dränge fast wie am Eröffnungstag aus der Brühlschen Terrasse. Sämtliche Darbietungen des Saales wurden auf dem Kandelaber-Platz und im Cafe Guck wiederholt — auch hier drängte sich alleL- Tas Zweierradballspiel für die Mannschaften, die an der Meisterschaft nicht teilnehmeu Linnen, brachte in der Ent scheidung eine« kurpven Sieg für die Turner- Erfurt DaS Ergebnis von 8:7 gegen Frank furt 1905 wurde nur durch Spielverlängerung erzielt. In dem Achterniederradfchmuckreigen schnitten R -C. Würzburg und R.-V. Sturm vogel mit ihren Darbietungen am besten ab, während den Blumenrcigen der Radfahrer verein Bussard mit 8^4 vor der zweiten Mannschaft R -C. Würzburg au sein Banner zu heften vermochte Der Kunstmeistersahrer Müller verblüffte auch diesmal mit seinen mannigfachen Darbietungen auf den verschie densten „Typen" der Räder. Nicht untätig blieb auch das „zarte" Geschlecht. Gestern wa ren sie es, die nicht nur den größten Beisall für sich buchen dursten, sondern auch an Sau berkeit und Akurateste ihrer Darbietungen stark überlegen waren. Eine große Reihe Festveranstaltungen be gleiteten das sportliche Treiben des BTR, das wir im Sportetil behandeln. So bereiteten die Vertreter der Stadtverwaltung und des Gaues 37 Dresden Sonnabend nachmittag auf dem Theaterplatz den Wandcrfahrern einen festlichen Empfang. Nach einem Orchesterstück ergriff für die Stadt verwaltung Staütbaurat Wolf das Wort und würdigte den großen, erhebenden Gedanken, der der Wanderfahrt zugrunde lag. Deutsche 43. Bundessest des B. D. R. Die Ehe der Renate Heinsius. Roman von Ruth Goetz. (Nachdruck »erbot««.) „Otto, ich ... du erinnerst mich daran. Ich bin zu dir gekommen, weil ich ... lache mich nicht aus, aber ich will . es dir sagen, was mich heute den ganzen Tag bedrückte »und wie wahnsinnig machte. Dein Unglück ließ mich nicht ruhen. Ich habe mir den Kopf zermartert, und da bin ich 1 auf eine schreckliche, aus eine sonderbare Idee gekommen." - „Was ist es, Renate? Sage eS mir, laß mich nicht ! im Ungewissen. Ich will eS dir ewig danken." „Keinen Dank, nein, du wirst ihn mir nicht mehr geben können, Otto!" „Renate, sprich nicht so, Kind, Liebling!" Er näherte sich ihr, sie wich zurück. c „Nicht, nein, höre mich an, Otto, die Stunde drängt!" r Sie drückte die Hände gegen die Brust und er stand neben § ihr, im Taumel, in rasender Erregung. -Ich habe die Meinung ... die Überzeugung ge- ' Wonnen, daß ein Mensch dir nicht wohl will auf der ' Hütte. Otto, hast du alles geprüft, alles verglichen, was in ' den Zahlen steht?" Er umklammerte ihre Gestalt. „Renate, was ist eS was meinst du?" „Hast du? Ich verstehe ja nichts davon, aber mir - sagt mein Verstand, daß nur ein Mensch vernichtet haben kann, was Euch allen gut und klar schien. Sind alle Zahlen -richtig, alle, die du ausgerechnet hast?" „Welche Zahlen, Renate?" Die Stimme versagte ihm. Sie hob rührend, angstvoll die Schultern. „Ach, Otto, es ist ein Verdacht, den ich ausspreche, aber meine Für- sorge geht so weit, daß ich ihn nicht mehr unterdrücken kann. Ich verstehe, wie ich dir sage, nichts, leider nichkS davon, aber ich meine ... du hast gegen Halmer zuerst Mißtrauen gehabt ... Kann er es nicht sein? Weshalb 'überwachte er die Anfertigung der Schablonen? Kann er nichts geändert haben? In der Zeichnung, ick meine. in deinen Angaben? Einen Winkel, einen Buchstabens Hast du darauf schon einmal geachtet?" Der Mann sank wie vernichtet auf einen Stuhl. Er bedeckte mit der Hand die glanzlos gewordenen Augen. „Kann eS sein? Ist eS denkbar?" murmelte er. Und in ausbrechender Verzweiflung sank er vor Renale nieder: „Vergib, verzeih', Renate, du bist gut wie ein Gott, laß mich nicht umsonst flehen in dieser Stunde." „Nein, nein," ... sie war wieder kalt und starr ... „laß mich, laß mich allein, ich kann heute nicht mehr. Ich flehe dich an, laß mich ... ein andermal werden wir sprechen, es soll noch einmal Klarheit werden. Heute nicht, ich mag es nicht." Sie ging aus dem Zimmer. Otto hörte, wie sie an ihrem Schreibtisch noch eine Weile stand, der Deckel klappte, eine Schublade wurde herausgezogen. Eine trostlose Bangigkeit überfiel ihn. Es war nicht denkbar, daß sie sich nun hinsetzte und arbeitete. Aber er hatte nicht den Mut, zu ihr hinein zustürzen, sie in die Arme zu ziehen und sie mit der Macht seiner unglücklichen Liebe zu zwingen, sein Ge ständnis anzuhören. Renate saß eine kurze Weile, sie schrieb mit fliegender Hast einige Worte auf das Papier. Ein Abschiedswort an Lohe, von dem sie nicht ohne Gruß gehen wollte. Einen Dank für die treue selbstlose Freundschaft, die er ihr gegeben. Noch überlegte sie, ob sie ihm das Vertrauen schenken sollte, um ihm zu sagen, weshalb sie ging. Aber da stand der Vormittag beschämend vor ihrer Erinnerung, als sie aus Liebe zu ihrem Mann bet dem anderen gebettelt hatte. Aus betrogener, verratener Liebe. Eilig schloß sie den Brief. Dann wurde es still. Otto klopfte schüchtern an die Tür. „Renale," bat er. Sie lieb ihn nicht vergebens rufen, sie öffnete und stand im Nahmen. Der Mann stürzte auf die Frau zu. Renate wehrte ab. „Nicht, Otto, sei verständig, lege dich zu Bett, schlafe einige Stunden." Er sah sie an, als spräche sie im Fieber. „Und was tust du. Renate?/ - -- - - „Hch bin nkchs .».-sch Habe einiges zu ordnen. Ich will einige Stunden ungestört sein. Du aber hast Nutze nötig, dann gehe früh, ganz zeitig hinaus auf das Werk, fange gleich an, und wenn ich recht behalten habe" ... Sie schauderte, sie bedeckte die Augen mit den Händen. „Aber ich will lieber meinen Glauben an die Mensch- heit verlieren, als dich länger unglücklich sehen." Mit erstickter Stimme sagte sie: „Lebe wohl!" Sie reichte ihm die Hand und ging. Renates Worte hatten seine bedrückte Seele mit einer Unruhe erfüllt, die seine Gedanken zerriß. Es war mitten in der Nacht, als er von Hause fortging, um auf das Walzwerk zu eilen. Er trennte sich heute schwerer als sonst von seinem Heim. Die seltsamen Worte seiner Frau tönten noch in seinem Ohre nach, er hörte ihre erstickte Stimme, mit der sie ihm „Lebe wobl" sagte. Fast Ware er aus dem Wege noch einmal umgekehrt, ihr noch einen Kuß auf die schlafenden Augen zu drücken. Tausend Vorsätze wurden lebendig in ihm, und er dachte mehr daran, wie er sie wie der versöhnen sollte, als an die unglückliche Erfindung. Nicht wie immer schritt er aufrecht dahin. Er schämte sich der häßlichen Szene, und wie er einst Zorn gegen Renate empfunden, wenn sie ihm einen Plan durchkreuzen wollte, so stieg das Gefühl des Hasses gegen Malwe in ihm empor. Sein Gang galt zuerst dem Walzwerk. Die Weißen Bogenlampen blendeten sein Auge, da er lange in der Dunkelheit gewandert war. Die Arbeit stand hier nicht eine Minute still, während drüben die neuen Walzenstraben im tiefsten Dunkel lagen. Nur eine kurze Zeit hielt Otto sich auf, und ein rasendes Gefühl des Neides, der Wnt und Verzweiflung befiel ihn, als er sah, wie die Walzen arbeiteten, wie langsam aus den gelbglühenden Blöcken die Schienen entstanden. Auf der Fertigwalze, in der die Schienen ihre letzte Bildung durchmachten, durch den Fer- tigstich zur Vollendung geführt wurden, kamen immer neue Gebilde heraus, bewegten sich auf Rollen zu der da hinterliegenden Schere, damit der noch glühenden Schiene das gefranste Ende abgeschnitten wurde und sie die richtige Länge erbiev- - „ (Fortsetzung solM
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