Dresdner Journal : 15.02.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187902158
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-02
- Tag1879-02-15
- Monat1879-02
- Jahr1879
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- Titel
- Dresdner Journal : 15.02.1879
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W38 Sonnabend, den 15. Februar. 187». l» s o,«» « v»—»— dSdrUick- . . I» Ztm» ^^LkrUcd: 4 U»rK SV kk. Liuralu« Hun>»«D: 10 kk Lu—rdald d«deut»<.keu kmvds« tritt ?o»t- und 8t«mp«lru»eklu^ diuru. lussrutsupreluer kAr dou kaum «io« ^«paltouaa kstttovile 20 ?l Vater „Liosewuidt" dio Loils ü0 kt. NtÄiltrAomMl. krseliolusut UtsUot» mit Auanadias der 8onu- und Feiertag«' .4>,snd» für den kolbenden Ta^. Verantwortlicher Nedacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. louerulenuooalime L»tp»tz: H L«and«tettec, LommiieiunLr de» Dresdner dournai»; S»»durU - L«rUn Visa Letprts L»,«I Sr«»l»» rrsolrfu » » : Daa»«n*te«n L UoAirr SerUu Vi»»-N»wdoiA- ?r»^-Iwtx»t^ rnmlltUrt ». ». Länek«»: Nud Ko««,- L«rltn:L. A'o^ict, /«va/,d«ndo,U:, »r«w«»r L Lc-do««, Nr»»1»u: L. Stan-rn's Lüreau; 0ü«mwr, H. k>»n>lkurr ». L da-A-^ued« u. d U. D«^ma«»- »cde Nuodlinodluo^; SürUt»: 6- AkM«,, Sauuov«! 6 r«i» L«rUa-rr»ukturt ». ». »tutt^rt: Daud« L Oo., Lamdar,: D L7«udA«n, dd. Steiner. UerLusxeber: üvniel. Lupsditioo de« Dresdner dournul», Dresden, Lvinxsrstra«« Ho. 20. Amtlicher Theil. Dresden, 6. Februar. Se. Majestät der König hat dem Licedirector der vereinigten Gymnasial- und Realschul-Anstalt zu Plauen, Professor l)r. xbil. Carl Friedrich Gotthold Meutzner das Ritterkreuz I. Classe vom Verdienstorden allergnädigst »u verleihen geruht. Dresden, 12. Februar. Se. Majestät der König hat den Portepeefähnrrch Landmann des Fuß-Ar tillerie-Regiments Nr. 12 »um außeretatSmäßigen Se- condelieutenant allergnädigst zu befördern geruht. Se. Majestät der König hat dem Klempnermeister Hermann Regner allhier auf sein Ansuchen das Prä dikat „Königlicher Hofklempner" allergnädigst zu ver leihen geruht. Nichtamtlicher Theil, u e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Tagrtgeschichte. (Berlin. München. Karlsruhe. Ham burg. Weimar. Madrid. Kopenhagen.) Zur Orientfrage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialvachrichten. (Zwickau. Elsterberg.) Vermischtes. Statistik und Lolkswirthschaft. Eingesandtes. Feuilleton. Kirchenvachrichten. Taaetkalender. Inserate. Beilage. BSrsenvachrichten. Lelegraphische Witteruagsbericdtr. Inserate. Lelegraphische Nachrichten. Prag, Freitag, 14. Februar, Vormittag« ^12 Uhr. (Privat Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Statt halter Baron Weber nnd der Geolog Prof. Laube reisen «ach Teplitz ab, wo ein Theil der Quellen, mathmaßlich infolge der Katastrophe in den Durer Kohlenwerken, autaeblieben ist. In Teplitz herrscht hierüber große Bestürzung Die Schönauer Quel len waren bis gestern Abend normal. (Bgl. die Rubrik „Vermischtes".) Teplitz, Donnerstag, 13. Februar, Abends 9 Uhr. (Privat-Tel. d. DreSdn. Journ.) In unserer Stadt herrscht große Niedergeschlagenheit. In folge der Offeger Katastrophe verfiechte heute(l3. Februar) früh S Uhr die Stadt Teplitzer Urquelle, wovon daS Stadtbad, Aürstrnbad, Herrenhaus, Kaiserbad und Sofienbad gespeist wurden. Sollte die Quelle nicht wieder erscheinen, würde dies für die Stadt traurigste Consequenzen haben. Sach verständige geben Hoffnung, daß die Quelle wie der erscheinen wird. Steinbad, StephanSquelle, welche avch Eibenthum der Stadt, find nicht be rührt, ebenso die Schönauer Quellen. — Im Rel- sonschacht (briOffeg) stand das Wasser heute Mittag über -1 m hoch uud stieg stündlich noch um 20 em. Teplitz, Freitag, 14. Februar, Vormittags. (W. T. B.) Die von dem k. k. Ministerium zur Untersuchung deS Standes der Kohlengruben von Dur und Osseg, sowie der hiesigen Heilquellen ab gesandten Geologen, Professor Laube und Berg- rath Wolff, sprechen sich nach eingehender Prüfung dahin auS, daß die gesunkene Urquelle im Stadt- bade nicht verloren, vielmehr baldige Aussicht auf Wiederherstellung der früheren Leistungsfähigkeit vorhanden ist. Der Wafferstand in den Kohlen gruben von Dur und Osseg ist noch im Steigen begriffen. Berlin, Freitag, 14. Februar, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ) DaS Abgeordnetenhaus setzte in seiner heutigen Sitzung die Berathung deS GeneralberichtS der Budgetcommission bezüg lich der Eisenbahnfrage fort. Die von der Bud- getcommission beantragte, gegen den Ankauf von Lollbahnen sich aussprechende Resolution wurde schließlich (bei Abstimmung mittelst Hammelsprung) mit 179 gegen 174 Stimmen abgelehnt. Die zwei übrigen Resolutionen, betreffend die Hebung der Rentabilität der Staatöbahnen durch den Bau localer Anschlußbahnen und die Vorlegung einer Darlegung über die Unterstützung der Secundär- bahnen durch Maßregeln der Gesetzgebung und Verwaltung, respective durch Staatsmittel, wurden angenommen. Wien, Freitag, 14. Februar, Vormittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „Presse" und das „Frrmdenblatt" erfahren, daß die gestern Abend als bereits vollendete Thatsache gemeldete Recon struction des gegenwärtigen CabinetS mit Di. v. Stremayr als Ministerpräsident und Graf Taaffe als Minister des Innern vorläufig als gescheitert zu betrachten sei. Paris, Freitag, 14. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Das „Journal officiel" veröffentlicht folgende Note: Obgleich die Nachricht vom Auf tauchen der Pest in der europäischen Türkei eine irrthümliche, und augenblicklich keine Gefahr für die Provenienzen der Levante zu befürchten ist, hat der HandelSminister dennoch als Vorsichtsmaßregel eine mindestens 2tägige Quarantäne in den Häfen deS MittelmeereS, Algier inbegriffen, für alle Schiffe auS dem schwarzen oder asowschen Meere angeordnet, selbst wenn die Gesundheitsatteste der selben in Ordnung sind. Das „Journal des Dubais" verlangt von der Regierung die Wiederaufnahme von Verhandlungen mit England, Deutschland und der Schweiz wegen deS Abschlusses neuer Handelsverträge. Versailles, Donnerstag, 13. Februar, AbcndS. (W. T. B.) Der Senat wählte heute an Stelle deS zum Zustizminister ernannten bisherigen Vice- Präsidenten, le Royer, Calmon (von der Linken) zum Vicepräsidenten. Die für die Vorberathung der Amnestievor- läge von den Abtheilungen der Deputirtenkammer gewählte Commission besteht aus 8 Mitgliedern, welche der Vorlage der Regierung zugeneigt sind, und aus 3 Mitgliedern, welche volle und unbe schränkte Amnestie wollen. Die Bonapartisten stimmten in den Abtheilungen offen mit den Ra dicalen für unbeschränkte Amnestie. London, Donnerstag, 13. Februar, Mittags. (Tel. d. Köln Zig.) Die Parlamentssession, deren Eröffnung heute erfolgt, gilt als Fortsetzung der kurzen sogenannten Herbstsrssion, bei deren Ab schluß sich die Häuser einfach vertagten. Die Thronrede fällt daher auS. Das Unterhaus wird Nachmittags um 4, das Oberhaus um 5 Uhr er öffnet. Die Führer beider Häuser werden Mit- theilungen machen, welche in minder crremonieller Weise Vie Thronrede diesmal ersetzen und bei den gestrigen officiellen Diners BeaconSfirld'ü, North cote'S, Granville'S und Hartington's bereits ange zeigt worden sind. London, Donnerstag, 13. Februar, AbendS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Zn beiden Häusern deS Parlament« wurden, und zwar im Oberhause durch den Premier Earl Beaconsfield, im Unterhause durch den Schatzkanzler Sir S. H. Northcote, identische Erklärungen abgegeben, in welchen daS Bedauern über die Nirderjage der britischen Trup pen am Cap ausgesprochen wird. Dir Regierung sei entschlossen, die Scharte wieder auszuwetzen. Die Ausführung deS Berliner Vertrages würde befriedigend fortgesetzt. Die rusfischen Truppen haben bereits mit der Räumung des besetzten Ge bietes begonnen; dieselbe würde voraussichtlich zu der vertragsmäßigen Zeit beendet sein. Die Re- gierung hat die Staatsdomänen auf Cyprrn an- gekauft und zahlt dafür jährlich 5000 Pfd. Sterl. Der Zweck der Erpedition gegen Afghanistan sei erreicht; der Schutz der Nordwestgrcnze und die Wahrung der Unabhängigkeit Asghanistans seien jetzt möglich. St. Petersburg, Freitag, 14. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Dem „GoloS" geht auS Zarizin vom gestrigen Tage nachstehendes Tele gramm zu: Aus Sanitätsrücksichten wird beabsich tigt, das Generalgouvernement Astrachan in 3 Kreise zu theilen und an die Spitze jeden Kreises eine besondere Persönlichkeit auS dem ärztlichen Personal zu stellen, auch dem Generalgouverneur einen berathenden TanitätScomitö beizugrben. Die saratowsche Quarantänelinie wird östlich bis Pri- sehib vorgeschoben und von dort bis zur orenbur- ger Grenzwache geführt, westlich aber von Iwa nowka bis zur donschen Grenzwache gezogen. General Loris-Melikow telegraphirt an den Minister des Innern aus Zarizin unterm 12. Februar: Der Gouverneur von Astrachan meldet, daß heute in dem innerhalb des Quarantäne- kreises gelegenen Dorfe Kamennyjar 2 Todes- fälle vorgekommen find, an den übrigen Punkten aber weder Todte, noch Erkrankte sich befinden. Zur Feststellung der Krankheitsart in Kamennyjar wurde sofort ein Arzt abgesandt, welcher nöthigen- falls die Zsolirung der Kranken von den Gesunden bewerkstelligen, sowie die erforderlichen Maßregeln für das ganze Dorf treffen soll. Nach der voll ständigen Ausführung der beabsichtigten Maßregeln zur Sicherstellung des Eisenbahnverkehrs und deS Kischhandels, sowie der Transporte reise ich sofort nach Astrachan. Hier herrscht schon den dritten Tag Thauwetter und dadurch überall Schmutz. Der Zustand deS Professors Jacoby hat sich ver schlimmert. Washington, Donnerstag, 13. Februar, AbendS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Schatzsecretär Sherman zeigte in einem Schreiben dem Repräsen tantenhaus! an, daß in dem bevorstehenden Finanz jahre wahrscheinlich ein Deficit von 27 Millionen Dollars sich ergeben wird, und sucht zur Deckung desselben um die Genehmigung nach, 4procentige Bonds auszugeben. Eine Depesche aus K ingston vom heutigen Tage fignalisirt den Ausbruch von Unruhen auf Haiti. Auch unter den Negern auf St. Vincent sind Ruhestörungen vorgekommen. Lagesgeschichte. * Berlin, 13. Februar Ihre kaiserl. königl. Ho heit die Frau Kronprinzessin hat sich heute Vor mittag zum Besuche ihres Sohnes, des Prinzen Wil helm, zunächst nach Bonn begeben und wird morgen von dort nach England abreisen, wo sie bis zum 25. d. M. Gast des Prinzen v. Wales in Marlboroug- house sein wird. Vom 26. d. M. bis zum 4. März Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Lenksäulen im Gebiete der Cultur und Lite ratur. Von August Silberstein. (Wien, bei Wil helm Braumüller.) Der Verfasser hat in diesem Buche eine Reihen folge historischer Schilderungen und bettachtender Dar stellungen gegeben, die sich in vieler Beziehung weit über das gewöhnliche Maß erheben. Sie unterscheiden sich durch selbstständige Forschung, durch eigene, auS der Erkenntniß des Gegenstandes hervorgehende Urtheile und durch eine Ausführlichkeit, welche die Sachliebe veranlaßt, sehr vorthellhaft von jenen zahlreichen Ar beiten, die Nicht» weiter als eine populäre Zustutzung längst für den Fachmann erschlossener Stoffe sind. ES soll damit nicht im Entferntesten gesagt sein, daß Silberstein auf unberührtem Boden geschürft hätte. Aber man kann Vorgänger haben und doch das von ihnen Gefundene und eigenhändig Hmzugebrachte mit individueller Belebung benutzen. Gerade diefe Frifche und persönliche Verarbeitung des Stoffe» ist geeignet, ab und zu für eine subjectlve, vielleicht sogar irrthümliche Schlußfolgerung versöhnend einzutteten, während sie dem unantastbar Richtigen eine größere Tragweite und Ueberzeugung»kraft gewahrt, denn alle Bewegung und Kraft ist auch im Reiche de» Geiste» rin Resultat der Wärme. Wir finden hier folgende Personen und Zeiterfchei- nungen beyandeU: „Abraham a Sancta Clara, der Barftihermönch, kaiserliche Hofprediger und Humorist"; „Ulrich v. Lichtenstein und seine Abenteuer"; „Teufel und Hexen in Geschichte und Sage"; „Neidhart Fuchs, der Bauernfeind" und endlich „Der Holzmeister vom Naßwald". Bei der Erwägung aller dieser Themen treffen wir aus neue Ergebnisse. Da jede Zeit in modificirter Weise einen muthi- gen Abraham a Sancta Clara gebrauchen könnte, ihn aber leider gewöhnlich nicht besitzt, was man für unsere Gegenwart ganz besonders zu beklagen hat, so erweckt wohl das Portraitbild dieses Mannes, der sich immer mehr als großartiger Charakter und productives Genie enthüllt, ein vorzügliche» Interesse. Dec Darsteller geht auf die Beleuchtung dieser originalen und von ethischem Pathos innerhalb aller volksthümlichen Derbheit und Komik ideal gehobenen Gestalt mit einer Umsicht ein, von welcher hier die einleitenden allgemeinen Grundzüge Hervorhebung ver dienen. ES ist etwas Eiaenthümliches um den Namen Abraham a Sancta Clara. Er ist typisch geworden. Er geht von dem Munde, wie ein seltsam erregender Klang, fast möchte man sagen, wie die kurze Strophe einer Volk4melodie. So viele Silben, so viele a — es sind deren 8 — kein anderer Vocal dabei. Nicht leicht wird man einen ähnlich tönenden Namen finden. Und schon unmittelbar hierdurch prägt er sich dem Gedächtnisse als Curiosum ein, selbst ohne daß der Gedankengang sogleich die Klangesursache erkennt So bald dann auch daS Vorstellungsbild eines heitern Paters hinzugelanat, ist eine der seltsamsten in der Erinnerung wiederkehrenden, denkwürdigsten und blei benden Gestalten im Geiste festgeformt. Denkwürdig und bleibend. Fürwahr, der Mann verdient dies. Nur sehen die Allermeisten ihn als eine heitere Figur vor sich, Wltz und Späße fallen ihnen ein, das Lächeln umzieht ihren Mund, und seinem geistigen Sein tritt die Gefahr nahe, für das eines Schalksnarren oder Possenreißers, auch groben Polterers gehalten zu werden. Sehen wir jedoch tiefer in den Hintergrund jener Zeit hinein, und das Bild des Paters steigt lichtvoll vor uns empor. Ein rechtes Rembrandtgemälde: aus dem Schatten losringend, diesem angehörend, aber doch von einem magisch ergreifenden himmlischen Lichte und Strahle erleuchtet, dadurch nach dem großen Urquell des Lichtes weisend, das ein Abglanz der unfaßbaren, unendlichen Seele ist und daher der empordeutenden Erhabenheit voll! Was auch an der Art und Weise seine- Sprechens und Schreibens getadelt werden darf, soll und muß — Eines bleibt hoch über allen Zweifeln, und das ist: sein streng moralischer Charakter, daS Durch drungensein vom erhabenen Berufe, das stetige Lenken nach dem Ziele, feine Mitmenschen zu belehren und zu bessern, ja ihnen durch eignen Lebenswandel, im Geiste, scherzhaft und ernsthaft ein Muster und Vor bild zu sein. Kein Zeitgenosse und keiner der Nachfolgenden ver mochte bei diesem Sittenrichter seinen eignen Witz und Spott, die von ihm abgeschossenen Satyrpfeile, nach ihm zurückzulenken und auf seinen eignen Lebens wandel anzuwenden. Und dies will für jene Zeit, für einen so stark tadelnd erscheinenden Mann viel bedeuten Um Abraham a Sancta Clara ganz zu verstehen und zu begreifen, genügt es nicht etwa bloS, sein Schriften und seinen Lebenswandel zu kennen. Damit das Bild in der Zusammenwirkung seiner wahrhaften Farben gesehen werde, muß es in den Rahmen seiner Zeit gefaßt werden. Kein größeres Unrecht kann einem Charakter, einem Manne, welcher im Geiste wirkt, zugefügt werden, als wenn er aus der Umgebung seiner Zeit ganz heraus» gerückt und in das Licht der neuesten Aufklärung ge» stellt wird, welches den Schatten der Vergangenheit desto düsterer zurückwirst. Wir sind auch dahin gelangt, unter den Menschen nicht einzelne Götter wandeln zu sehen, und ihnen förmlich als solchen, die wie Brahma sich au» sich selbst gezeugt hätten, Anbetung zu widmen. Der wahrhaft Gebildete weiß, daß jeder Sterbliche ein Product seines Jahrhunderts, seiner Mitlebenden, seines Geschickes und seines eignen Selbst ist, so daß in der einen geistigen Gestalt sich daS Mannichsache gemeinsam vollendet. Je mehr sie unserm Blicke da» Ideale darstellt, desto mehr drängt e» wohl unser Herz, ihm alle Sympathien zu widmen, ohne daß jedoch der ruhiger gewordene Geist entsagt, später aller Theil haberschast das Recht widerfahren zu lassen. So wenig irgend ein Literaturheroe ohne den leben digen Rahmen seiner Zeit, seines Lande», seiner Um gebung und Sippe — ebensowenig Abraham a Sancta Clara, der Sittenrichter, der Humorist, der Prediger, der Mönch, ohne die Zeit, in welche er kam, ohne da» Änd, in welches ihn sein Geschick brachte, ohne die Verhältnisse, welche ihn umfingen, ohne den Beruf, welcher für den Mann deS Geistes gerade hier der einzige frei mensch liche und gewaltig wirksame war! Was er fein sollte, war der aus der Tiefe emporringrnde Mann ganz und gedenkt die hohe Frau in Windsor zuzubringen, worauf sie am 13. März, dem Tage der Vermählung de» Herzogs v. Connaught, nach einem 8tägigen Aufent halte im Buckinghampalaste in London, nach Berlin zurückkehren wird. — Beim Bun de» rath ist, wie die „N. A. Z." berichtet, ein Antrag eingegangen, welcher im Namen des Präsidiums vom Reichskanzler einge bracht worden ist und darauf hinausgeht, die Aus arbeitung eines Gesetzes zur Regelung deS Güter tarifwesens auf den deutschen Eisenbahnen be schließen und zu diesem Behufe zunächst einen Aus schuß berufen zu wollen, welcher aus einem Vertreter deS Präsidiums und aus einer vom Bundesrathe näher zu bestimmenden Zahl von Vertretern derjenigen Bun desstaaten, welche eine eigene Staatsbahnverwaltung besitzen, zu bestehen hätte. Dem Anttage vorauf geht eine ausführliche Darstellung der gegenwärtigen Sach lage und deS Reformbedürfnisses. Es heißt darin: DaS in Deutschland bisher bestehende System der Fracht- berechnung für die Eisenbahngüter wurde durch die Berliner Eonserenz deutscher Eifenbahnverwaltungen im Februar 1877 im Wege der Vereinbarung zwischen den Staats- und Privat bahnverwaltungen sestgestellt, nachdem der BundeSrath durch den Beschluß vom 14. December 1876 sein Einverständniß mit den allgemeinen Grundzügen des Systems erklärt hatte In einigen Punkten nicht principieller Natur ist das aus den Be- rathungen der Eonserenz hervorgegangene Resormtarisschema in zwischen, gleichsalls im Wege der freien Vereinbarung, einzelnen Veränderungen unterzogen worden. Die zur Zeit sestgestellte Fassung ist in einer Anlage dem Anträge bcigefügt. Die Beschlüsse der Eonserenz bezogen sich aber nur aus die Classification der Güter, nicht aus die innerhalb der einzelnen Klassen anzuwenden- den Frachtsätze Die Regulirung der Frachtpreise der Eisen bahnen als öffentlicher Verkehrswege, bei deren Benutzung die gleiche Behandlung Aller nicht beeinträchtigt oder künstlich be schränkt werden darf, ist jedoch für die wirthschastlichen Inte ressen der Ration von weittragendster Bedeutung. Die Reichs regierung wird sich der Ausübung der ihr verfassungsmäßig obliegenden Pflichten, einen den Anforderungen der nationalen Wirthschast entsprechenden Zustand aus diesem Gebiete herbei zuführen, nicht länger entziehen dürfen, nachdem sich erwiesen hat, daß die bisher eingeschlagenen Wege nicht zum Ziele füh ren. Die Eisenbahnen sind vom Staate monopolisirte, öffent liche Verkehrswege. Durch die Rechte der Expropriation u. s w. hat der Staat den Eisenbahnen einen Theil der staatlichen Hoheit-rechte tingeräumt. Die Verleihung dieser Hoheit-rechte ist aber im Interesse des Gemeinwohls erfolgt. E- gereicht jedenfalls zum Nachtheil der Gesammtinteressen, wenn die Pn- vateisenbahnen die entsprechenden Gesichtspunkte außer Acht lassen müssen, und eS ergiebt sich hieraus eine Verstärkung dec Gründe, welche gegen daS System der Privateifenbahnen über haupt sprechen Wenn eS hiernach keinem Zweifel unterliegen kann, daß die Festsetzung der Tarffsätze nur der Staatsgewalt zugewiesen werden darf, welche allein die Interessen de- Allge meinwohl- mit Nachdruck wahren könne, so ist auch die Rich tung für die Regelung des Tarifwesens durch die Lage der deutschen Eisenbahnverhältniffe vorgezeichnet. Der Taris muß für Jedermann klar sein, die Gleichberechtigung der Reich-an gehörigen sichern, die bisherigen Benachtheiligungrn de» kleinen Gewerbebetriebes beseitigen und bei seiner Anwendung die Ent stehung schädlicher, die Kosten des Transporte- erhöhender Bil dungen nicht begünstigen, sowie die Integrität der Beamten nicht gefährden. Diesen Anforderungen wird durch da- be stehende Tarissystem nicht entsprochen. Es wird in der Be gründung alsdann zu einer umfassenden Darlegung der gegen wärtigen Zustände übergegangen und schließlich gesagt: Die Nothwendigkeit der baldigen Herstellung eines geordneten Zu standes im deutschen Eijenbahntariswesen tritt in so dringender Weise heran, daß zur Ausführung der gesetzlichen Regelung der Erlaß eines allgemeinen ReichSeisenbahngeseyeS, welcher mit anderen noch nicht spruchreifen Fragen zusammenhängt. nicht abgewartet werden kann. Die gesonderte Ordnung deS Taris- wesens unterliegt keinem Bedenken, da dasselbe ohnehin eine getrennte Materie aus dem Gebiete der Elsenbahnaesetzgebung bildet und einer unabhängigen Behandlung sähig ist. — Der Bericht der Eisenenquötecommisfio» nen, der der Zolltarifscommission überwiefen worden, befürwortet die Wiedereinführung, resp. Erhöhung der Eifenzölle, und zwar von etwa 6—10 M. pro 1000 Kilo für Roheisen, 20—35 M. für Stabeisen, 20—30 M. für Gußwaaren, 60—80 M. für Weißblech, 40 bis 80 M. für Maschinen. Die durch das Gesetz von 1873 aufgehobenen und seit dem I. Januar 1877 in Wegfall gekommenen Eisenzölle haben betragen für Roheisen 5 M., für Stabeisen 35 M., für ganz grobe
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