Dresdner Journal : 27.03.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187903275
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-03
- Tag1879-03-27
- Monat1879-03
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- Dresdner Journal : 27.03.1879
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W7I Donnerstag, den 27. März. «879. ^^1»: . . 1» j» )«I»rtteb: 4 -t-llil Hy?f Linxti—HusrL—D: >0 ?1 6« 6»«»^» lt««G«» tritt?«t- »M St»w»«Ui»»e«I»L ki>». t»—ntt«»prrl»«i PL, 8»mn «urer » kt 0ot«r „Lio^Evät" 61» L«I» bv kk. Lr»«b«l»»»r United mit Xoinüdm» 6er 8ovs- aock ksiert»^e Xbev6» für äeo soljxen6«> D»8 GiSS DreMnÄmmal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. lu»er>»teimoo»km« t n. Cvmwu»«ooL, 6», O^äusr 6our»>-l»; SLmdm» - I«rU» 77t«» >»»«! - rr»»ilku > t ». » : LaaeEte,- L l'a-ter, v»rlt» Vt»»-S>uvdv«- -I^ip»>,-^r»L^tLrt ». ».-»«metzelt LerU»: L. Lobtet, /«raii6en6«,tL , >,»»«» i L Lc-Uott« - /. LianA^l'« Lüresu; VLemütte: F^r poiAt; knmkkurt ». ».: ^a^Ae^sede u. 0 L'. ^/errmann- ,cde Lockk»o6Illo^; vüriitt: O LtMer, Semzorer! <7 Sc^««,/<-r, k»rt, LerllL-rr»LLtutt ». » Stett^ett-. 7)a«d« L L'o., L»wdiu»: T' L?e«6sr», al6 Ltn^er. »«rnusxvbvr: lköniel. Lrp«6itiov 6ee Ore»6oer 6ourvLi», Vrosckea, 2viv^ererrrzr»e Xo. itO. Ämtlichrr Lheil. Vrettze« 22. März Sc. Mmestät der König hat zu genehmigen geruht, daß der Conrrctor, Professor vr. Alfred Fleckeisen am hiesigen vitzthum'schen Gymnasium da« ihm von Gr. Durchlaucht dem Für sten Reuß l- L., Heinrich XIV., verliehene Fürstlich Reußnche Ehrenkreuz ll. Llasst annehme und trage. Ge. Königliche Hoheit Prinz Georg Herzog zu Sachsen hat den hiesigen Flnschermeister und «Ding lichen Hoflieferanten Franz Wokurka auch zu Höchst - seinem Hoflieferanten zu ernennen gnädigst geruht. Bekanntmachung, die Verlegung des Sitzes der amtshauptmann schaftlichen Delegatton zu Döhlen betr. Der Sitz der amtShauptmannschaftlichrn Delegation zu Döhlen wird vom I. April diese» Jahre» an nach Potschappel verlest. Die Behörde führt von diesem Tage an die Bezeichnung: „ amt»hauptmannschaftliche Delegation zu Potschappel". Dresden, am 20. März 1879. Ministerium des Innern. v. Rostitz-Wallwitz. Paulig. Versailles, DienStag, 25. Mürz, Abends. zW. T. B) Der Senat votirte heute die Dring lichkeit für die Berathung deS Antrages Peyrat auf Zusammentritt deS CongreffeS behusS Revision der Verfassung. Hieraus dürfte jedoch noch kein Schluß bezüglich deS Endresultats zu ziehen sein, da daS linke Centrum, welches, wie bereits gemel det, gegen die Rückverlegung der Kammern nach Paris ist, zum Voraus erklärt hatte, daß es nur für die Dringlichkeit stimme, um diese Frage möglichst schnell zur Lösung zu bringen. Die Linke deS Senat» bat beschlossen, daß im Falle deS Zusammentritte» de» Congresse» keine andere Frage, al» die betreffs der Rückverlegung der ParlamentSsitzungen nach Paris zur Berathung zugelaffen werden solle. Der Senat wird am Donnerstag die Commission für die Lorberathung deS Anträge« Peyrat wählen. In der Deputirtenkammer brachte der Minister deS Innern, Lep^re, einen Gesetzentwurf ein, be treffend die Bewilligung eine» Credits für die in daS Vaterland zurückkehrenden Amnestirten. London, DienStag, 25. März, Abend». (W. T. B.) Der heutigen Sitzung de» Oberhauses wohnten der König der Belgier, sowie die Herzogin v. Connaught und die Herzogin v. Edinburgh bei. Der Saal und die Tribünen waren überfüllt. Auf der Tagesordnung stand da» Tadel»votum deS LordS LandSdowne wegen de» ZulukriegrS. nichtamtlicher Shell. uedersicht. Telegraphische Nachrichten. lageSgeschichlr. (Berlin. Straßburg. Au» dem Alten- durgischen. Zürich. Rom. Madrid.) Zur Orieutfragr. Dresdner Nachrichten Proninzialuachrichten. (Chemnitz. Zittau.) «ertchtSoerhandlunge». (Zwickau.) Verwischtes. Statistik und Volkswirthschaft. Kenilleton. rageskalender Inserate. Beilage. Srnennmegen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Gerichtsverhandlungen. (Chemnitz.) Statistik nnd Volkswirthschaft. Betriehsübersicht der könial. sächs. Staatseiseu- Hahne« »o» Januar d. I Börsenuawrichten. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 2«. März, Nachmittag». (Tel. d. Dre»dn. Journ.) Der soeben erschienenen „Proninzial-Lorrespondra^ zufolge ist daS Be finden Sr. Majestät des Kaisers ein immer gün stigeres, nnd es steht zn hoffe«, daß die immer mehr »errtngerte Blutanswwellung auf der rechten Seite i» Kurze» gauzltch geschwunden sein »erde. Pari», Dien»tag, 25. März, Abend». (W. T. B.) Die Königin von England, welche heute >ve«d um 6 Uhr in Cherbourg eingetroffrn ist, beabsichtigt ihre Reise nach Italien morgen fort zusetzen und «orgen Abend hier einzutreffea. Der Pariser Municipalrath hatte sich heute zu einer außerordentlichen Sitzung versammelt und entschied sich dahin, die früher zur Unterstützung der Amnestitten votirte« IvstvMKrcS. dem unter Lo«i» Blane »nd Victor Hugo zusammeugetretenen Somit» z« übergebe«. Lord Land sdowne hob bei Begründung seine» Anträge» hervor, England habe den König Letewayo provocirt und den Krieg im ungünstigsten Momente hervorgerufen. Der Krieg sei nicht ein Defensivkrieg, sondern ausschließlich ein Offensivkrieg. Der Regierung seien die Absichten des Äeneralgouverneurs Bartle Frere bekannt gewesen; sie hätte sie früher hemmen müssen, jetzt aber, da sie Sir Bartle Frere einen Tadel zugehen ließ, ihn wenigstens abberufen sollen. Der Staatssekretär für Indien, Lord Lran- brook, beantragte die Berwerfung des Anttages. Die Regierung theile das Bedauern Landsdowne's, daß das Ultimatum dem Könige Cetewayo ahne die Sanction der Regierung übermittelt worden sei, und aus diesem Grunde allein habe sie Bartle Frere einen Tadel zu gehen lassen. Der Krieg sei vielleicht unabwendbar gewesen, doch hätte Bartle Frere ihn nicht überstürzen müssen. Obwohl daher der gegen den Gcneralgouver- neur ausgesprochene Tadel berechiigt gewesen wäre, so sei doch eine Degradirung Bartle Freres nicht berech tigt, welche durch die Abberufung desselben geboten gewesen wäre. Der Generalgouverneur sei eine befähigte, intelligente und ehrenhafte Persönlichkeit und habe dem Lande wiederholt große Dienste geleistet. Der Premier, Earl Beaconsfield, erklärte im Laufe der Debatte, daß er die Politik der Regierung, die auf die Bildung einer Conföderation, aber nicht auf eine Annexion adziele, nicht discutiren wolle; er halte sich aber für verpflichtet, zu erklären, daß Sir Barl le Frere der rechte Mann am dem rechten Platze sei. Der selbe habe nur deshalb Tadel erfahren, weil er sich eine Gewalt, die ausschließlich der höchsten Stelle zu stehe, nämlich die Gewalt, Krieg zu erklären oder Frie den zu schließen, angeeignet habe. Schließlich wurde daS vom Lord LandSdowne beantragte TadelSvotum mit 156 gegen 61 Stim men adgelehnt. Im Unterhause erklärte der Schatzkanzler, Sir S. H. Northcott, auf eine Anfrage Campbell », die Unterhandlungen wegen der jüngsten Krisi» in Aegypten dauerten noch fort. Es sei daher noch nicht möglich, bezügliche Mittheilungen zu machen; mit Frankreich sei ein völliges Einvernehmen in dieser Angelegenheit erzielt worden. St. Petersburg, DienStag, 25. März, AbendS. (W T. B.) Ein Extrablatt deS „Ne- gierungS-AnzeigerS" meldet: AlS heute Nachmit tag 1 Uhr der Chef der Gendarmerie, General v. Drentelen (der Nachfolger des einem Attentate zum Opfer gefallenen Generals Mefenzow) im Wagen beim Sommrrgarten vorüberfuhr, um sich in die Sitzung de» Ministerrathes zu begeben, wurde er von einem berittenen jungen Manne ringeholt, welcher einen Revolverschuß auf den General ab feuerte. Die Kugel ging durch beide Wagen fenster. Der General, welcher unverletzt blieb, bewahrte volle Geistesgegenwart und ließ den ent fliehenden Verbrecher durch seinen Kutscher ver folgen. Der Verbrecher gewann einen Vorsprung, stürzte jedoch dabei vom Pferde, ließ dasselbe aber im Stich und entkam mittelst einer Droschke. Lagesgeschichte. * Berlin, 25. März. Se. Majestät der Kaiser hat an den Reichskanzler folgenden Dank zur Ver öffentlichung ergehen lassen: »Wenige Monate sind verflogen, seit Ich für die Beweise treuer Theilnahmc aus mehr als einer Veranlassung öffentlich zu danken hatte, und schon wieder sehe Ich Mich in der Lage, m gleicher Weise Meiner Erkenntlichkeit Ausdruck zu geben. Der Tag, an welchem Mir deS Höchsten Gnade ein neues Lebensjahr anzutreten vergönnte, ist diesmal der Anlaß ge worden, Mich von nah und sern mit freundlichen Huldigungen zu überraschen. So umsassend und mannichsaltig ist wiederum die Fülle derselben, daß Ich im Augenblick noch nicht jedes Einzelne gebührend zu würdigen vermag; eS bedarf sür Mich vorerst einer gründlichen Sichtung des überreichen Zusammen flusses von Telegrammen, Adressen und brieflichen Zurusen, von Dichtungen, Kunstsachen, Blumenspende« und sonstigen Angebinden, um den ganzen Umsang dieser Glückwunsch bewegung zu schätzen. Gleichwohl ermesse Zch freudig, in wie vielen Herzen Mir zum S2. März sympathische- Bedenken gewidmet worden ist. Aus sroh gestimmtem Bemüth drängt es Mich daher, ihnen allen, den Spendern glückwünschender Aufmerksamkeiten, alsbald zu bekunden, wie gern Ich ihren Eiser anerkenne, Mir den Uebergang in das neu begonnene Lebensjahr genußreich zu gestallen. Zu dem Behuf will Ich in Anbetracht der Unmöglichkeit, jedes Einzelnen Geburtstags gruß besonders zu erwidern, Meinen Dank an ihre Gesammt- deu richten, und beauftrage Sie demnach, den vorstehenden Erlaß sogleich zu veröffentlichen. Berlin, den 23. März 1879. Wilhelm." — Gestern Abend 7 Uhr fand in Gegenwart Ihrer Majestät der Kaiserin, der Großherzoginnen von Baden und Sachsen-Weimar, derPrinzessin Albrecht und der Erbprinzessin von Hohenzollern im Festsaale des landwirthschaftlichen Ministeriums die General versammlung des vaterländischen Frauenver eins Statt. iLtaatSminister Dr. Friedenthal begrüßte zunächst die fürstlichen Frauen, sowie die Delegirten deS bayerschen Frauenvereins, des sächsischen Albert- verein», des württembergischen WohlthätigkeitsvereinS, des badischen Frauenvereins und des hessischen Alice- vereinS, dankte den nach Berlin geeilten Delegirten der Zweigvereine und bewillkommnete die zahlreich er schienenen Damen. Der Geh. Rath Vr. Hepke verlas den Jahresbericht. Der Verein hat sowohl an Aus dehnung als an innerer Vertiefung gewonnen. Im Ganzen umfaßt der vaterländische Frauenverein zur Zeit 454 Zweigvereine mit 42000 Mitgliedern. Ele mentare Unglücksfälle sind im vergangenen Jahre wenig zu beklagen gewesen, dagegen galt es, die Noth in den Jndusttiebezirken zu bekämpfen, ein Bestreben, in welchem der Verein bei zahlreichen anderen Vereinen eine werkthätige Beihilfe sand. Ein weites Feld loh nender Thätigkeit bot sich wiederum auf dem Gebiete der Krankenpflebe, der Sorge für die Kinder und die arbeitenden Klaffen. Ter Verein hat 13 Institute für Krankenpflegerinnen, unterstützt 250 Krankenpflegerinnen und besitzt 54 Krankenhäuser, 24 Waijenanftalten und 83 Kinderbewahranstalten, 19 Rcttungs- und Er ziehungsanstalten und 30 verschiedene Schulen, die alle zusammen einen Zuschuß von 24000 M. erforderten. DaS Gesammtvermögen deS Vereins belief sich auf 771 671 M. am Schlüsse des vergangenen Jahres. Zum Schluß erhob sich Ihre Majestät die Kaiserin und richtete folgende Worte an die Versammlung: „Im Namen der hier versammelten und auch der abwesen den Fürstinnen danke ich dem vaterländischen Frauen vereine für seine Leistungen, seine Hingebung und seine Treue; ich danke dem ganzen deutschen Frauenverbande für seine nationale Organisation, die uns eine Bürg schaft giebt dafür, daß das große Werk für alle Zu kunft dauernden Bestand haben wird. DaS walte Gott!" — Die „N. A. Z." schreibt: Dem BundcSrath ist unter Begleitschreiben des Reichskanzler- daS Pro tokoll der Conferenz mitgetheilt worden, welche in der Zeit vom 7. bis 11. März die Frage der gesetz lichen Regelung deS Gütertarifwesens auf den deutschen Eisenbahnen berathen hat. An der Con- ferenz nahmen unter Vorsitz des Vorsitzenden de- ReichSeisenbahnamtS, Geh. Raths Körte, Vertreter der jenigen Staaten Theil, welche bei der Frage durch den Besitz von Staatsbahnen direct betheiligt sind, nämlich: geh. RegierungSrath vr. Schulz (Reichseisenbahnver- waltung), geh. Oberregierunzsrath d'Avi», geh. Regie- rungsrath Fleck (Handelsministerium), Generaldirektor der bayrischen BerkehrSanstalten v. Hocheder, geh. Finanz- rath Hoffmann und Finanzrath v. d. Planitz (Sachsen), Oberfinanzrath Weizsäcker (Württemberg), General direktor Eisenlohr, RegierungSrath Schröder (Baden), Ministerialvath Fink, Oberfinanzrath Mohn (Hessen), Oberregierungsrath Ramsauer (Oldenburg), sowie aus hesondere Anordnung des Reichskanzler» geh. Ober regierungsrath Kräfft im Reichseisenbahnamt. Bei diesen Berathunaen handelt es sich nicht um Fassung von bindenden Beschlüssen. Bei der Frachtberechnung der Güter ist zu unterscheiden, ob Eilgut, Stückgut oder Wagenladungen. Bezüglich der Regelung der Concurrenz ist folgende vom Vorsitzenden unter näherer Begründung befürwortete Bestimmung vorgeschlagen: „Die Fracht ist über den billigsten Beförderungsweg zu berechnen. Abweichungen von den Einheitssätzen sind gestattet und werden genau zu präcisiren sein. Diese Abweichungen unterliegen der Genehmigung de» BundeSraths. Zur Vorberathung wichtiger, m einem Tarifgrsetz der Reichscentralbehördc zur Beschlußnahme überwiesener Gegenstände ist ein ReichSeisenbahnau»- schuß aus 24 Mitgliedern einzurichten, 12 Mitglieder aus den Eisenbahnverwaltungrn, 12 aus den Kreisen der Land- und Forstwirthschaft." Ungeachtet aller bei den ersten Erwägungen einer umfassenden Reform natürlicher McinungSverfchiedenheit tritt nach dem Ge- jammtelndruck der in dem Protokoll niedergelegten Auffassungen und Vorschläge die Neigung hervor, den dem Präsidialantrage zu Grunde liegenden Bestrebungen entgegen zu kommen. Diese zielen daraus ab, daS ge- sammte Gütertarifwesen nach möglichst gleichartigen Grundsätzen gemeinsam zu ordnen, die im Interesse deS Verkehrs unentbehrliche Klarheit und Uebersicht- llchkeit in der Tarifirung zu schaffen und zu sichern und gesetzlichen Schutz zu gewähren, daß die deutschen Eisenbahnen in erster Linie nicht fremdländischen Ver kehrs interessen dienstbar werden, sondern, ihrer Be stimmung bei ver Anlage entsprechend, vorzugsweise dem deutschen Verkehr, der deutschen Production und dem Absatz der Erzeugnisse der letzteren förderlich werden. Straßburg, 25. März. Ein Telegramm der „Schief. Ztg." meldet: Es verlautet, daß die Landc»- verwaltung von Elsaß-Lothringen beschlossen hat, von der Publikation der amtlichen Nachrichten in der „Straßburger Zeitung" wegen der Auslassungen dieses Blattes über die letzte Rede des Fürsten Bl»- marck, betreffend die Reorganisation der Verwaltung der Reichslande, forthin Abstand zu nehmen. Feuilleton. Nedi>itt von Otto Banck. Vo» Later der Aerztr. Vr. Wilhelm Alex. Freund hat in seinem sinnigen, im Schletter'schen Verlag zu BreSlau erschienenen Buche: „Blicke in'» Culturlebrn" auch eine» Manne» der antiken Zeit gedacht, der mehr im Munde geführt wird, al» wirklich gekannt ist. Aber er verdient einen Hin wei», der jeden gebildeten Laien interessiren wird. E» ist der viel citirte griechische Arzt Hippokrate». Plato «nd Aristotelc» sprechen von ihm al» von dem weitest berühmten lebenden Arzte, Lehrer und Schriftsteller in der Medirin. Wir wissen, daß Hippokrate» seine Lehre in ei» bestimmte» System zusammengefaht, ver breitet und seine Schule zur berühmtesten von allen anderen seine» vaterlande» gemacht hat. Lntsvrossen war er einer uralten Familie, welche ihre» ersten Ursprung bi» in da» Zeitalter der Heroen verfolgen zu können vorgab. Mochte der Glanz, den Hippokrate» durch diese» göttlichen Ursprung seiner Ahnen überkommen hatte, noch so groß sein, der Ruh« seiner eigenen Geiste»thaten hat denselben weit überstrahlt. Al» Geburt»jahr wird 460 v. Chr. angegeben; al» Geburtsort die Insel Ko», woher sein Beiname: der bKsche Arzt. Gestorben soll er in Larissa sein im Jahre 377, also 83 Jahre alt. Gein Vater, Heraklide», au» einer alten kölschen Priesterfamilie soll ihn in den erblichen Kenntnissen der ASklepiade» unterrichtet haben. Darauf sei er .. . i. » . lange Zeit in Griechenland beobachtend und behandelnd herumgezogen. Während des peloponnesischen Krieges muß er in der Blüthe seiner Jahrc und auf dem Gipfel seines Ruhme» gestanden haben. Trotzdcm ist von einer Wirksamkeit in der berühmten atheniensifchen Pest nirgends die Rede; ja es scheint erwiesen, daß er, wahrscheinlich durch politische Verhältnisse daran ver hindert, die Metropole der griechischen Bildung, Athen, nie besucht habe. DaS sind die vagen Linien des Rahmens, innerhalb dessen Or. Freuno das Bild deS Manne- zu zeichnen versucht. Welcher Spiegel zeigt uns die Züge diese» Bilde»! Wenn wir diese Frage des Verfassers verfolgen, so können wir nur einen frei zufammengestellten Extrakt von Dem bieten, was der Verfasfer breiter auf- gebaut hat, ein Verfahren, wodurch mancher Eindruck beeinträchtigt wird. Rach zwei Richtungen hin zielt die Thätigkeit des ArzteS. Er behandelt Kranke seiner Kunst gemäß, um sie gesund zu machen; er führt die unfertig überkom mene Wissenschaft seldstthätig vorwärts, indem er sie von Jrrthümern säubert und mit neuen Thatsachen bereichert. Die ungleich größere Zahl der Aerzte bleibt au» Rothwendigkeit oder Wahl in der ersten Richtung befangen. Hätte Hippokrate» zu diesen gehört, so läge er, und wäre er der glücklichste Arzt der Erde ge wesen, längst in tiefster Nacht der Vergessenheit be graben. Nicht, al» ob diese Vergessenheit unter allen Umständen eine verdiente wäre; der Aufwand geistiger Kraft ist in der Praxis ost unvergleichlich bedeutender, als in der Wissenschaften Bearbeitung der Medicin; aber, wie da» lebendige Object seiner Thätigkeit endlich da- hinwelkt, so auch Mit seinem Verkündiger der Ruhm. In dieser Hinsicht theilt der Arzt daS Schicksal aller Künstler (wie er selber einer ist), die ihre Thätigkeit nicht verewigen, mit Virtuosen und Schauspielern. Nur so lange die Menschen leben, die ihre Kunst ge nossen, lebt ihr Ruhm. — Aber Hippokrate» hat nach beiden Richtungen hin gearbeitet. Er hat sich in Schriften verewigt und bedurfte des Mundes seiner Clienten nicht, um sür alle Zeiten berühmt dazustehen. — Seine Werke sind die Quelle unseres Unheils über seine Person. — Sind denn nun die Werke eines Mannes wie Hippokrate- nicht blose Verkündiger seiner geistigen Begabung und LeistungSsähigkeit; können wir aus denselben auch Schlüsse aus seine Persönlich keit, also auch auf seinen Charakter ziehen? Die Schriften des Hippokrates sind fruchtbarer für Beurtheilung des Autor-, als vergleichsweise die von Autoren anderer Gebiete (Mathematik, Physik) für diesen Zweck; weil Hippokrates vorzugsweise Vertreter der ärztlichen Kunst war und die Bearbeitung der Medicin als Kunst die Subjektivität des Bearbeiters in höherem Maße herausfordcrt, als dies in dem Ge biete reiner Wissenschaft der Fall ist. Der Arzt arbeitet nicht nur mit der Hand, nicht nur mit dem Kopfe, nicht nur mit dem Herzen, sondern mit allen dreien, und darum kann ein Kundiger au» seiner Arbeit, sei sie am Krankenbette, sei sie am Schreibtische gethan, ein ziemlich sicheres Urtheil über die Person de» Mannes ziehen. In diesem Sinne sprach Hustland: „in der Arzneikunde kommt es nicht sowohl daraus an, was man weiß, sondern was man ist". Man täusche sich nicht darüber, daß diese Inanspruchnahme de» ganzen Menschen, ja manchmal vorzugsweise de» Herzen» im Berufe de» Arztes in einer Schwäch« der Sache liegt, daß die Arbeit mit anderen Worten um so viel weniger Herzenssache wird, al» ihr Gegenstand durch und durch erkannt und dem Verstände commen- surabel wird. Die Sehnsucht, die Medicin dahin zu bringen, ist natürlich, und auch der Kranke wird schließ lich lieber einen gemüthskalten, nach fest erkannten Grundsätzen verstandsgemäß behandelnden, als einem gemüthSwarmen, im Handeln unsicheren oder zur Thatenlosigkeit gezwungenen Arzte sich anvertrauen. Alle Arbeit, die in neuerer und neuester Zeit von der wissenschaftlichen Medicin producirt wird, geht auf diese- Ziel, die Medicin zu wissenschaftlicher Schärfe zu führen, los. „Ich habe — sagt der Autor — einen bedeutenden Mann unserer Zeit sprechen hören, daß er sich al- Arzt in der Erkenntniß der Unzugänglichkeit und Unsicherheit feiner Wissenschaft in der traurigsten Lage befunden habe; darum sei er, um feste Grundlage zu gewinnen, auf die Durchforschung der Functionen des gesunden Körpers, tue Physiologie, zurückgegangen, und da diese Durchforschung ohne Erkenntniß der einfachsten mecha nischen, chemischen und physikalischen Vorgänge nicht möglich sei, so habe er auch diese Wissenichaft selbst- thätlg betrieben; gegenwärtig ist Helmholtz Professor der Physik in Berlin." Aber dieser Entwlckrtungsgang der Medicin zur Wissenschaft ist ein sehr langsamer und seine ersten Schritte sind schwer in Bezug auf da» Endziel zu beurtheilen. Der Apfelkern kann dem Apfelbaume, die Raupe dem Schmetterlinge nicht un ähnlicher sein, als die Arbeiten der Physiker und Physiologen, aus denen unsere ZukunftSmedicin basiren soll, der gegenwärtig au»geübten Medicin. Und bi» dieser lange Weg zurückgelegt ist, wenn er e» je wer-
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