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Dresdner Journal : 21.12.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187912218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18791221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18791221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-12
- Tag1879-12-21
- Monat1879-12
- Jahr1879
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- Dresdner Journal : 21.12.1879
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147« einen Tribunen, der eine gefährliche Rolle übernommen bat, gefährlich für die Republik, gefährlich für seine Partei selber. Bezeichnend für die Zustände Frankreichs ist eS, daß fast Niemand im Ernste den gemäßigten Republikanern die Kraft und den festen Willen zu traut, mit so gefährlichen Männern wie Clemenceau entschieden und für alle Mal zu brechen Die Spal tung innerhalb der Mehrheit ist unzweifelhaft; aber man glaubt allgemein, daß die Linke es noch einmal versuchen wird, sich selbst und dem Lande die Bedeu tung deS Conflicts zu verheimlichen. Gambetta s „Re- puolique fran^aise" ist sehr unzufrieden mit dem Ausgang der Jnlerpellationsdebatte. „Niemand", meint sie, „hat dabei etwas gewonnen, weder das Cabmet, das heute so ist, wie es gestern war, noch die Kammer, deren Mehrheit sich zu theilen schien, noch selbst die Anhänger der Amnestie, welche sich ohne Nutzen sür ihre Sache schlagen ließen. Wir glauben in der That nicht, daß es dringlich war, über eine besondere Frage oder über die allgemeine Politik einen Minister zu interpelliren, der schon seine Entlassung gegeben hat, oder ein Cabinet, das nach seinem eigenen Ge- ständniß in seiner jetzigen Form nur noch ein paar Tage zu leben hat. Es scheint uns, daß in dem Augenblick, wo ein neues Ministerium sich bilden wird, eS besser gewesen wäre, die Frage ganz zu lassen. Man hätte nicht die Kammer zwingen sollen, sich über die Amnestie auSzusprechen." Des Weiteren erklärt sich dann die „RöpubUque franyaise" selber von Neuem als Anhängerin der allgemeinen Amnestie und. tadelt den Justizminister Le Royer um der Argumente willen, mit welchen er die Amnestie bekämpft hat. Ganz monströs erscheint ihr namentlich die Theorie Le Royer's, daß alle Mitglieder der Commune soli darisch verantwortlich seien. Diese Theorie ist in der That nicht einmal von den Kriegsgerichten zugelassen worden, welche bekanntlich die Mitglieder der Commune und des Centralcomitos zu sehr verschiedenen, theil- weise ganz leichten Strafen verurtheilt und einige von ihnen ganz freigesprochen haben. Aber das ist im Augenblick Nebensache. Die Hauptsache ist, wie sich die Debatte auf das Verhältniß der Regierung zur Kammer gestalten wird, und auf diefe Frage findet, wie gesagt, die „Räpnblique fran^aise" keine tröstliche Antwort. „Um unseren ganzen Gedanken zu bekennen", schließt sie, „so wird das Vertrauensvotum, welches Hr. Waddington nachgesucht und erhalten hat, dem Ministerium, welches sich verabschiedet, kein Atom Kraft geben, und für das kommende Ministerium wird es em Hinderniß fein." — Das Rochefort'fche Journal „Mot d'Ordre" bringt an der Spitze des Blattes breit gedruckt die Worte: „Die allgemeine Amnestie ist mit S67 gegen 109 Stimmen verworfen worden", und knüpft daran unheilbedeutende Worte für die Re gierung und die Kammer. Die allgemeine Amnestie soll in jeder neuen Session wieder ausstehen und den Stein des Anstoßes sür jedes Ministerium, das sich ihr widersetzt, bilden. Da die „Ropublique franyaise" zu verschiedenen Zeiten dieselbe Meinung ausgedrückt hat, so muß man allerdings auf eine Wiederholung der Amnestieinterpellation m der einen oder andern Form gefaßt sein. Tagesgeschichte. Dresden, 20. Dccember. Die Zweite Kammer hielt heute ihre letzte Sitzung vor dem Feste ab. Das königl. Decret, betreffend den Rechenschaftsbericht der Brandversicherungscommission über die Verwaltung der LandesimmobiliarbrandversicherungsanstaltiudenJahren 1877 und 1878, wurde der Rechenschaftsdevutation überwiesen; Titel 2 des außerordentlichen Staatshaus- haltsetats, für Fortsetzung der Elbstromcorrectionsbau- ten, in der postulirten Höhe, und Cap. 88 und 89 der Zuschüsse des ordentlichen Staatshaushaltsetats, Warte- gelder, Pensionen und außerordentliche Unterstützungen, mit einer kleinen Abminderung bewilligt. Die Kammer vertagte sich sodann bis Montag den 5. Januar. * Berlin, 19. Decembcr. Dem Bundesrath ist der Bericht des Vorsitzenden der Commission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines bürgerlichen Ge setzbuchs über die gegenwärtige Lage der CommissionS- ardeiten übergeben worden. Danach hat sich die Com mission darüber verständigt, 1) daß die Berathung deS Erbrechts bis zur Vollendung der übrigen Theilent würfe ausgesetzt bleibt; 2) daß nach Vollendung der übrigen Entwürfe die Hauptcommission über das wei tere Verfahren Beschluß fasten soll; 3) die Entwürfe einer doppelten Berathung unterliegen sollen; 4) daß nach Schluß der ersten Berathung ein Hauptentwurf des ganzen künftigen Gesetzbuchs ausgearbeitet und dem BundeSrathe vorzulegcn sei, und 5) daß, wenn bis Ostern 1880 der eine oder andere Entwurf nicht voll endet ist, der betreffende Redactor ihn, soweit er voll widmet. Wir können uns zunächst für diese Anzeige nur mit der Bemerkung begnügen, daß auch diese Er zählung in den Tagen deS alten Aegyptens spielt und daß „die Schwestern" Zeitgenossinnen der Kleopatra sind. Culturgeschichtlich ist diese Leistung des be rühmten Forschers, der den PapyruS literarisch frucht bringend zu machen verstand, interessant und lehrreich für alle Laien gerade wie die früheren Arbeiten deS Verfassers. Die Frage nach dem Werthe deS Romans als eine- solchen in dichterischer Beziehung würde bei ihrer Beantwortung auS dem Rahmen einer empfehlen den Referats in den der Kritik hinüberführen und findet wohl noch später eine Erledigung. „Homer'» Odyssee" und „Homer'» Ilias", im Versmaße der Urschrift übersetzt von L. W. Ehrenthal, sind soeben m 2 Bänden zu Leipzig im Berlage de- bibliographischen Institut» erschienen. Da da» große Werk dieser Weltdichtungen für alle nur Halbwegs gebildete Leserkreise und Altersklassen eine unersetzbare Lccture bleiben wird, so seien dem Publi cum diese Bände als Festgeschenk in Erinnerung ge bracht und e» möge dabei vorläufig nur bemerkt wer den, daß der gelehrte Uebersetzer dann nach liebevoller 2< »jähriger Beschäftigung mit seinem Gegenstände eine würdige Arbeit vollendet hat. Auch dem gebildeten Leser, bei dem man bereit- den Besitz der Vossischen Uebertragung voran- setzen muß, wird hier, selbst wenn er sich intim mit dem Originaltext in der Ursprache beschäftigt hat, durch Vergleiche verschiedener geistiger endet ist, dem Vorsitzenden vorlegen soll; die Haupt commission aber soll entscheiden, ob und inwiefern der ersten Berathung des Entwurfs die zweite folgen soll. — Die Commission zur Aufstellung eine- Entwurfs de- amtlichen WaarenverzeichnisfeS zum Zoll tarif vom 15. Juli 1879 hat ihre Arbeiten vollendet und dem BundeSrath den 416 Seiten umfassenden Entwurf eines folchen Verzeichnisses zur Genehmigung vorgelegt. — Der verantwortliche Redacteur einer Zeitung ist nach dem Reichspreßgesetz als Verfasser derselben und deshalb rücksichtlich der durch dieselbe begründeten strafbaren Handlungen als Thäter zu be- urtheilen und zu bestrafen, wenn nicht durch besondere Umstände die Annahme seiner Thäterschast ausgeschlossen wird. Zu diesen, die Strafbarkeit als Thäter aus schließenden besondern Umständen ist nach einem Er- kenntniß deS Reichsgerichts, ll. Strafsenat-, vom 14. November 1879 nicht zu zählen, wenn der Re dacteur wegen Antritt- einer Reise sich von den Re- dactionSgeschäften selbst dlSpensirt hat oder sich hat diSpensiren lassen. — Das Staatsministerium trat heute Nachmittag zu einer Sitzung zusammen. — In der heutigen Plenarsitzung des Abgeordnetenhauses stand zunächst die von Mitgliedern sämmtlicher Fractio- nen unterzeichnete Interpellation über den Umfang deS in Oberschlesien eingetretenen NothstandeS auf der Tagesordnung. Dieselbe lautet: i) Welche Resultate haben die amtlichen Ermittelungen über den Umfang deS in Oberschlesien eingetretenen Nothstan des ergeben? L) Welche Maßregeln Hal die königl. StaatSregierung ge trosten, um dem Nothstande zu begegnen? 3) Beabsichtigt die königl StaatSregierung eventuell mit einer Forderung an die Landesverlretung heranzutreleu behusS Beschaffung außerordentlicher Mittel zur Beseiti gung des Nothstandes? Der Finanzminister Bitter erklärte sich aus An frage deS Präsidenten zur sofortigen Beantwortung der Interpellation bereit. Abg. Frhr v. Huene: DaS Boll und das Haus wünsche statt unvollständiger Zeitungsnachrichten authentische Erklä rungen über den Umfang de» NothstandeS in Obers»lesien von der Negierung zu haben. Dieser Wunsch habe die erste Frage der Jnterpellatton dictirt. Die zweite gehe keineswegs aus Mißtrauen gegen die Fürsorge der StaatSregierung hervor, sondern ihre Beantwortung solle nur zur Beruhigung des Lan des dienen. Die dritte Frage solle nur die Bereitwilligkeit des Hauses documentiren, sür die Linderung des NothstandeS außerordentliche Mittel zu bewilligen. Der Finanz minister Bitter kann im Allgemeinen Dem jenigen, was der Interpellant über die Nothständc ausgesprochen, soweit eS thatsächlich begründet ist, nur beitreten u d erkennt an, baß in den letzten 4 Wochen infolge des frühzeitigen und strengen Winters eine erhebliche Verschärfung des NothstandeS stattgefunden hat. Die StaatSregierung sieht seit Monaten diesen Zuständen mit der gespanntesten Aufmerksamkeit entgegen, und hat an ihrem Theil gethan, waS beruhigend, vorsorgend, mildernd einwirken konnte. Die vom Nolhstande bedrohten Kreise schieben sich in den südlichen Ecken der Provinz Schlesien zwischen das russische und österreichische Gebiet hinein, und um fassen zunächst die Kreise Ratibor, Kosel, Rybnik und Pleß; außer diesen 4 Kreisen sind noch Nothftand-crjcheinungen nicht nnbedenklicher Art in den Kreiien Gleiwitz und Lublinitz aus getreten, so daß es sich nm eine Fläche von ungefähr v7 Quadratmeilen und, unter Abzug der städtischen Bevölkerung, um eine Anzahl von 400 von Seelen handelt. Unter dieser Bevölkerung sind bereit- oder werden muthmaßlich dem Noth stände verfallen 8V bi- 86 000 Bewohner. Der Minister be merkt, daß für die zahlreiche Arbeiterbevölkerung in den Berg werks- und Hüttenbezirken der Kreise Gleiwitz, Beuthen, Tarnv- witz und Zabrze nach den sorgfältigsten Erkundigungen ein Nothstand nicht zu befürchten ist, der zu Maßregeln der staat- regierung Veranlassung gäbe, da eS an lohnender Arbeit nicht sehlt. Die Nolhverhältnisse in den genannten 6 Kreisen werden ihre volle Schärfe erst um Weihnachten zu entwickeln beginnen, während sie bisher immer noch in solchen Grenzen blieben, daß die Mittel der Provinzialbrhörden genügten. Es läßt sich aber nicht leugnen, daß der frühe Eintritt des Winters den Noth stand sehr wesentlich erschwert und verstärkt habe. Zur Gewinnung eines Urtheils darüber müssen wir einen Blick aus die Situation der dortigen Arbeiterbevölkerung wer fen. Diese bewegt sich schon in guten Jahren hart an der Grenze der Dürftigkeit; bei mäßigen Ansprüchen, bei fleißiger Arbeit und bei mittlerem Tagelohn leben sie saft ausschließlich von Kartoffeln und Kraut. Eine mittlere Ernte erzeugt dort schon bedenkliche Schwankungen; jede Fehlernte muß zu einem mehr oder minder intensiven Nothstande führen. Mit Ausnahme weniger Jahre mit reichlichen Erträgen siud die Ernteergebnisse sehr mäßig gewesen, und eS ist daher nicht zu verwundern, wenn jetzt bei völliger Mißernte ein Rolhstand eingetreten ist. Es fehlt neben allen sonstigen Mitteln erftens an der Leistungsfähigkeit und zweitens an der Widerstands fähigkeit der Ealamiläl gegenüber, wie sie jetzt mit solcher Schärfe hereingebrochcn ist. Bei Alledem meldet die Provin zialverwaltung leider, daß der Wucher die Bevölkerung mit einem saft unzerreißbaren Netz umsponnen hat. Die Bevölkerung besteht zum Theil aus Einliegern, zum andern Theil aus Häuslern, die neben ihrem Hause theilweije auch noch ein paar Morgen Land besitzen; sie kennt nur die tägliche Noth und die tägliche Arbeit, wie sie von einem Morgen zum andern sich ihr darbietet. Sie ist. wenn auch nicht übermäßig so doch dermaßen zusammengedrängt, daß der schlechte Bod.ir sie nur in günstigen Jahren ernähren kann. Der Boden ist zum Theil schon an sich sehr schlecht, zum Theil aber auch noch sehr schlecht cultivirt. Die KreiScommunalverbände, denen die nächste Ausgabe zur Beseitigung der Nothstände ihrer Bevölke rung anheimfallen mußte, sind wegen sehr bedeutender Opfer sür KreiScommunalchausföen in einer Lage, welche sie bei der Armuth der Bevölkerung nicht in den Stand jetzt, ihnen ohne Lesearten und Wiedergaben eine interessante Unterhal tung und eine Erweiterung des Verständnisses bereitet werden. Die Ausstattung ist vortrefflich. „Aus Sage und Geschichte", lyrisch-epische Dichtungen von Friedrich Günther. Dresden, E. Pier- son's Buchhandlung. Es wurden diese Gedichte schon bei ihrem Erscheinen besprochen, und wir wiederholen die dabei betonte Empfehlung in Anbetracht ihres ge eigneten, streng sittlichen und warm gemüthvollen Charakters, der das Büchelchen zu einem Festgeschenk eignet. Auch spricht in diesem Sinne dessen bisherige freundliche Aufnahme in der Presfe, die vielfach neben der gewandten, ost humoristischen Befähigung des Ro manzen- und Balladenerzählers auch dessen humani stische und religiöse Weltanschauung hervorgehoben hat. „Ein tapferes Herz" von der Verfasserin eine» „Worte- an Frauen über die Frau". Dresden, Verlag von E. Pierson'- Buchhandlung. Die Ver fasserin (Konstanze Leiserbergk, wie die Vorrede verräth) hat hier in einer kleinen oberösterreichischen Dorfge schichte den alten unermüdlich betretenen Weg der Menschen durch Schuld zur Sühne und Läuterung zu schildern versucht, dabei weniger realistische Farben au» der Wirklichkeit al- eine allgemeine idealistische An schauung von der Welt und der Gesellschaft zu Grunde legend Hierau- ergab sich, daß dabei mehr eine mora lische Lenden» al» die ungeschminkte Lrbensnatürlich- keit zum Ausdruck kam und daß der Werth der Selbst- Weitere« entgegenzukommen Beispiel-weise hatte der Krei- Nalibor 1878 eine Schuldenlast von l Soo oov M, der Kreis Pleß von er» 800 M, der Kreis Kofel außer einer Anleihe von 16 ib 000 M. noch eine Schuld von L2boor M , der Kreis Gleiwitz 1707 000 M. und der Kreis Lublinitz 468 voo M. Die Kreise sind hiernach selbst bei der äußersten Anstrengung nicht in der Lage, ohne Hinzutritt der Provinz und, wie die StaatSregierung glaubt, ohne Hinzutritt deS Staate-, zu Helsen. Die Nothstände in den 6 Kreisen sind vorbereitet durch d»e all gemeine Dürftigkeit, die dort vorherrscht, und durch die soeben geschilderte Situation; zum Ausbruch ist die Roth gelangt durch die elementaren Folgen, welche eine völlige Mißernte herbei- gesührt hat. Letztere ist der au-jchließliche Grund des jetzigen Noth standes, der als vorhanden anilkannt werden muß Es hat eine sehr heftige Ueberschwemmung der Oder in den Kreisen Ra- tibor und Kosel stattgesunden, welche die Wiesenerträge völlig vernichtete; heftig und wiederholte Re;engüsse brachten dann völligen Mißwachs, so daß da- Haupternähruugsmittel der Bevölkerung, die Kartoffel, so gut wie ganz verloren gegangen ist. Zuweilen ist es nothwendig gewesen, die Kartoffeln 2 bis 3 Mal zu legen; nicht unbedeutende Felder Haden gar nichts ertragen, aus dem übrigen Theil ist die Frucht sehr schlecht ge wachsen, und an vielen Stellen hat sie höchstens die Hälfte der zur Ernährung nolhwendigcn Ernte erbracht. Der gänzliche Fehlschlag der Heuernte rnfolge der Ueberschwemmung hatte schon im Sommer zu bedenklicher Futternolh gesührt. Auch da- Kraut ist infolge der Nässe total mißrathen. Unter diesen Umständen muß sür 80 0 0 Seelen gesorgt werden, wenn sie nicht dem Hunger oder dem Typhus verfallen sollen, und diese Sorge soll und wird sich erstrecken im weiteren Verlaufe aus Zuschüsse an Geld von nicht unbeträchtlichem Umsange, denen rm Frühjahre noch die Mittel zur Beschaffung von Saat und sonstigen nothwendigen wirthjchaftlichen Aushilfen hinzutreten werden. Der Obcrpräsident von Schlesien hat gebeten ihm zur Bezeichnung derjenigen Summen, welche erforderlich fein werden, noch eine ganz kurze Frist zu gewähren. Die StaatS regierung hofft, daß sie sehr bald in der Lage sein wird, nach dem Wiederzusammenlritt des hohen Hause« ihm die detaitlir- testen Vorlagen über die nothwendigen Mittel zu machen. In diesem Augenblicke fehlt es nicht an Mitteln zu diesem Zweck. Inzwischen sind die Behörden, die Provinzialverwallung mit ihren Organen und ebenso die Privatwohllhätigkeit, denen sich die provinziell organisirtenFrauenvereine angejchlojsen haben, mit aller Hingebung in Wirksamkeit getreten. Soviel zur Beantwortung de- ersten TheilS der an die Negierung gerichteten Interpellation. Der Staat habe dem Commuualverbande von Kosel 300 voo M , dem von Ratibor 400 000 M. zu günstigen Bedingungen als Darlehn überwiesen. Dem Oberpräsidenten seien zum Bau von Bicinalwegen 3O OVO M. und später noch 4b vvv M ä konäa peräu zur Disposition gestellt. Unter denselben Bedingungen yabe der Communalverband des Kreises Rybnik zu Ehaussäe- bauten ibv vv M. erhalten. Bezüglich der Erhebung von Steuern sei die Anordnung getroffen, daß nicht durch Härte, Schroffheit oder Fiecalität irgend welche Verlegenheit hervor- gerusen werde. Ter Transport von Lebensmitteln sei durch er hebliche Tarifermäßigung der Staalsbahnrn erleichtert und in gleichem Sinne aus die Privatbahnen eingewirkt worden. End lich sei dem Oberpräsidenten und dem Landarmendirector seitcn der StaatSregierung die bestimmte Hoffnung gemocht, daß eine etwaige Ueberjchreitung der vorhandenen Mittel zur Linderung des NothstandeS mit Zustimmung der Landesverlretung später Deckung aus Staatsmitteln finden werde. Es werde tür Ar beitsgelegenheit und, soweit nöthig, sür unentgeltliche Gewäh rung von LebenSbedürsnissen — mit Ausschluß von baaren Geldunterstützungcn — ausreichend gesorgt werden. Die Pro vinz habe sür den Bau von Ehaussöen und Vicinalwegen 880 000 M. aus ihren Mitteln bewilligt und für gleiche Zwecke den vom Nothstand bedrohten Kreisen 1^ Millionen - da runter 10 Procent ü konä» peräu — als Darlehn gewährt. Der Wegebaufond der Provinz sei um bvovoo M. verstärkt und die zur goldenen Hochzeit des Kaijerpaares zu Stiftungs zwecken bewilligten -ooooo M. dem Landarmenverband zur Disposition üocrwlesen worden. Ter Gesundheitszustand sei bi- auf einige sporadische Fälle nicht besorgnißerregend und es ser Vorsorge getroffen, daß im Falle einer etwaigen Epi demie sofort die nüthige Hilse vorhanden sei. Kar toffeln würben in den NolystandSbistricten nicht fehlen. Die StaatSregierung würde glauben, den traurigen Thatjachen de- NothstandeS nicht volle Rechnung getragen zu haben, wenn sie nicht ihre Aufmerksamkeit daraus richten sollte, diesen Ver hältnissen sür die Dauer Abhilfe zu schaffen. Es wird vielleicht möglich sein, durch aufmerksame Behandlung und genaue Be obachtung bessere Zustände herbeizusüyren, soweit dies durch Menschenhand geschehen kann, als sie bisher vorhanden gewesen sind. Es ist die Absicht, alle betheiligten Ressorts zu gemein schaftlicher Thätigkeit einzuladen, um zu untersuchen, wie man den Verkehr ausjchließen. die landwirthichaftlichen Zustände ver bessern, die Bodenerträge sicherer gestalten, die allgemeine Bil dung und Erwerbslyätigkeit der Bevölkerung heben könne. Wir würden uns glücklich schätzen, wenn wir in die Lage kämen, nach Beseitigung der unglücklichen Zustände die Wege sür die nachhaltige Besserung der Verhältnisse zu ebenen und sür die Betroffenen die Morgenröthe einer bessern Zukunst heraus zu jühren Abg. vr. Virchow erklärt hieraus, daß er im Hinblick aus die vom Finanzminister in Aussicht gestellten Vorlagen, da sich ja dieselben nicht nur mit Lem gegenwärtigen Nolhstande, sondern mit einer durchgreifenden Verbesserung der Zustände Oberschlesiens beschäftigen würden, aus die von ihm beabsich tigte Besprechung der Interpellation verzichte. Da auch fönst von kemer Seite eme Besprechung beantragt wird, ist der Gegenstand erledigt. Nach Er ledigung einer Reihe von Vorlagen in dritter Be rathung folgt die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend tue Abänderung des Fischereigesetzes für den preußischen Staat. Abg. Schmidt (Stettin) beantragt Ueberweisung an die Agrarcommission, welchem An träge auch nach kurzer Debatte das Haus zustlinmt. * München, 19. December. Der König hat den bisherigen Regierungspräsioenten von Oberbayern, v. Herman, zum Regierungspräsidenten von Mittel franken, den Polizeipräsidenten v. Feilitzsch zum Re gierungspräsidenten von Oberbayern, und den Regie- rungsrath Pechmann zum Polizeldirector von München Überwindung und der sittlichen Würde kräftig betont ward. Die Schreibweise zeigt von stilistischer Sauberkeit. * Unter den Notizkalendern dieses Jahres befindet sich auch die „Agenda" auS dem Verlag von Sam. Lukas in Elberfeld, die sich durch praktische räumliche Einrichtung für Tagesnotizen auszelchnet und außer dem für Capitalisten und Solche, die eS noch in die sem Jahre werden wollen, das denkbar ausführlichste Register für Zahlstellen von Coupons bei deutschen Bankhäusern enthält. — Auch der kleine „Damen kalender" ans demselben Verlag und zu dem gleichen Zweck entsprechend eingerichtet, ist ein elegante- Büchel chen. Noch sei, abermals aus dem Verlag von Luka» in Elberfeld, ein „Tägliches Notizbuch" für Comp toirs und Bureaux empfohlen. Hier fehlt der prakti schen Einrichtung Nicht-, was zu dem betreffenden Zwecke wünschenswerth wäre. — Bei Kölling in Wit tenberg sind die „600 Kinderräthfel," Scherzfragen, Ver-chen und Gebete für gute Kinder von Ernst Lausch in fünfter Auflage erschienen. Es ist verständnißvoll und echt pädagogisch gearbeitet, aufsteigend vom Leich testen zum Leichten und allmählich zum Schwereren, schärft den Verstand und hilft da- kleine Capitel der Klnderkenutnissr fpielend vermehren. s In Verona ist am 6. December Salesio Pe- arassi gestorben, einer der bedeutendsten Bildhauer Italien», der unter anderen Ehren auch die genoß, ernannt. — In der heutigen Sitzung der Abgeordj- netenkammer verkündet« der Präsident Frhr. v Ow eine allerhöchste Botschaft, wonach die Dauer der Land tags bis zum 31. Januar verlängert wird. Der Fi nanzminister v. Riedel legt der Kammer 4 Gesetzent würfe vor, deren erster die provisorifche Steuererhebung für 1880 betrifft; dieser Gesetzentwurf fei gleichlau tend mit seinen Vorgängern. Der zweite betrifft die Behandlung der vier Resormgesetzentwürfe über die directen Steuern; mit diesem Gesetzentwürfe entspreche die StaatSregierung den Wünschen der Kammer in Bezug auf die Behandlung der vier neuen Steuer gesetzentwürfe vollständig. Wie die Abgeordnetenkam mer solle auch die RelchSrathSkammer einen Ausschuß zur Vorberathung derselben niedersetzen, jedoch erst nach der Erledigung durch die Abgeordnetenkammer. Der dritte Gesetzentwurf, die Abänderung einiger Bestimmungen in den bestehenden Gesetzen über die Einkommen-, Ca- pitalrenten- und Gewerbesteuer betreffend, verdanke rein geschäftlichen Gründen seinen Ursprung und be zwecke die Fatirung bei der nächsten statlfindenden Neu- regulirung in Reichsmünze umzurechnen. Die vierte Vorlage betrifft die Branntweinsteuer. Bei dem Ent wurf der vom Standpunkte der Sanität und Moralität nothwendigen, vom finanziellen Standpunkte berechtigten Besteuerung des Branntweins sei den wirthschastlichen Ansprüchen, insbesondere der Landwirthschaft, voll ständig Rechnung getragen; eS werde die Production und der Handel mit demselben gesördert, andererseits feien aber auch durch das hierbei beobachtete System die bestehenden Verhältnisse berücksichtigt. Als Haupt reform diene die Maischraumbesteuerung. Da der Ent wurf auch erhebilck-e wirthschaftliche Vortheile biete, empfehle der Minister denselben der Kammer zur An nahme und zur Verweisung an einen besonderen AuS- schuß. Sternberg, 17. December. Man schreibt der „N. Pr. Ztg": In ihrer heutigen Plenarversammlung hat die mecklenburgische Ritterschaft fast einstimmig be schlossen, an beide Landesherren wiederholt die Bitte um Verwendung ihres hohen Einflusses sür die Be seitigung der obligatorischen Civilehe, unter Freilassung der sogenannten Nothcivilehe, zu richten. In Sachen der Abänderung des mecklenburgischen Trauformulars wurde sodann mit großer Majorität beschlossen, sich gegen die durch das Kirchenregiment einseitig verfügte Abänderung zu verwahren und zugleich beide Landes herren um Wiederherstellung deS früher« Wortlaut- (insbesondere Wiederherstellung des Ausdrucks „zur Ehe nehmen") zu bitten. * Greiz, 19. Decembcr. Der Landtag hat die Landeshaushaltsetats pro 1880 bis 1882 genehmigt. Schon für das Jahr 1880 werden anstatt der bis herigen 12 Einkommen- und 5 Grundsteuertermine nur 11 Einkommensteuertermine und 4"/„ Grundsteuertermine erhoben werden. Ferner ist festgestellt, daß die Grund- und Einkommensteuerterwive um so viel, als Ueber- schüsse von Zöllen und RelchSsteuern mehr ein gehen, als veranschlagt ist, gleichmäßig weiter ermäßigt werden. * Wien, 19. December. Nach einer der „Polit. Lorr." aus Lissabon zugehenden Mlttheilung werden Ihre k k. Hoheiten der Erzherzog Rainer und Frau Erzherzogin Marie nach ihrem dortigen Aufenthalte eine Bereifung Andalusiens vornehmen, um sich darauf in Malaga für einige Wochen nieder zulassen, von wo dieselben im Februar nach Madrid zurückzukehren beabsichtigen. — Die gestern von beiden Häusern des Reichsrathes gewählte gemeinsame Con- ferenzcommission zur Berathung über die Wehr vorlage ist heute Vormittag 10 Uhr zusammengetre- tcn, um den 8 2 der Wehrvorlage in Berathung zu ziehen und einen gemeinsamen Bericht festzustellen. Der Sitzung wohnte der LandeSvertheidigunqSmmister Generalmajor Frhr. v. Horst bei. Die Commission des Herrenhauses wählte Anton Ritter v. Schmerling, die des Abgeordnetenhauses Or. Smolka zum Präsi denten. DaS Loos entschied, daß der Erstere den Vorsitz führen solle. Es entspann sich nun eine lange Debatte, die blS H2 Uhr Nachmittags währte. Abg. Or. Rechbauer trat nochmals für seinen Antrag auf Ijährige Bewilligung des 8 2 ein und beantiagte, über denselben in der Commission abstimmen zu lassen. Abg. Czedik gab der Commission gleichfalls alle Gründe bekannt, die ihn bewogen hatten, seinen Antrag auf Reducirung des Friedensstandes zu stellen, beantragte aber nicht, über semen Vorschlag abstimmen zu lassen. Fast sämmtliche Mitglieder der Commission griffen in die Debatte ein, in welcher zumeist der Antrag ver treten wurde, der Wiederaufnahme deS 8 2 der Wehr- vorlage zuzustimmen. Bei der Abstimmung wurde dieser Antrag mit allen gegen die Stimme deS Abg. Or. Rechbauer angenommen, und wird dieser Beschluß den beiden Häusern des ReichSratheS nun mitgetheilt Ehrenmitglied der Dresdner Akademie zu sein. Er hatte die echt ruhmvolle Laufbahn zurückgelegt, sich aus den drückendsten und ungünstigsten Verhältnissen in reiner Begeisterung zur Kunst emporzuarbeiten. In Verona 1812 geboren, wo fein Vater ein armer Haus knecht, seine Mutter eine Wäscherin war, wurde er zuerst durch die Holzschneidekunst technisch entwickelt, doch immer in seinem Streben durch die Ansprüche feines Ba- ters, der sein Talent ausbeuten wollte, gehemmt. Der Wohlthäter deS jungen Künstler» wurde sein erster Leh rer Giovanni Cagliari, der ihn eigentlich zur Malerei hinlenkte, während er später unter Montresor die Bildhauerei speciell studirte. Durch Sir William Bancke- erhielt er die ersten Aufträge für England, die bald noch durch andere Kunstfreunde vermehrt wurden. Ein stilvoller Naturalismus, eine feine Grazie und Har monie zeichnen seine Arbeiten au», unter denen die Darstellungen aus dem Thirrreich voll Frische und Leben sind. Diese waren es wohl auch wesentlich, welche den Geschmack der Engländer sympathisch be rührten. Im Museum zu Verona erfreut unter Anderm seine Gruppe mit zwei Lauben» die durch einen kleinen Falken erschreckt werden; ferner bilden zwei Landelaber mit weiblichen Gestalten eine Zierde der Sammlung; endlich erwähnen wir .mehrere Relief», welche verschiedene jagdbare Thiere in ßwiester Be wegung darstellrn. k. wert m>ssi kürz» im s Weh Ueb im i arap Thai gemo niste Jwb der den Ast« sond' Dani nicht fast Die wäre begu Wäh keit. Kan 20 6i festig ligt. erklcr theis grün catim preis sei E absiä Man etwa diene die ; Wille wend reich« Nato opfer Dep> gesti, die l milit Habei werd Scla pella Mini tat r ten r der s nalev L dent sicher stark zu h» Er k Jella stoße sicher völke eS u sende Bedö den Brig Offe, sei a stärk, Robi sei l mit bertS noch „Tir läge, Nort gönn 280l Thü para! liegt die soll«, nörd lang mein in g al» I lichei herg Gew Seit Bese sein, umfi 285« Fou schrt ung sein Die Str Jag
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