Dresdner Journal : 04.01.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188001044
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-01
- Tag1880-01-04
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- Dresdner Journal : 04.01.1880
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^3 Sonntag, den 4. Januar. 1880. Im N»teU«: ^Sbrliot»: . . >8 jI MUrUvU: 4 INarll K0?t. t!ll>«eU>«kkulllwkro: «V?k L«««rIuUd äoiäeut»cti«a keieUv» tritt ?o»t- uou LtempslLUscüIajx kiora. tn»«rat<->ii»relxe r kür Uso k»am sü»«r ^v«?«ltvvso ?etitrsilv 20 kt. 0ut«r „Liv8««u»ät" äls 2«ito bO kk. kr»eli«lL«ar ILzlivU mit Xa«nxüms der 8ooa- anä keiert^^e ^bead» tär dsn sollenden 1^. Dresdner Jom!ial. lni-eratenanoaNm«- l^ipitx^ /->. Lra»<^<ctt<-> , i "iicu, do« Orssduer S»wdurU -N«rlia Visa l-stpits V»»«I-v^ii«u III». t ». M : /e-ia-e»t«te»n L ^o-ier, v«rlin Vi«L - kr»^-l.«iprix-rr»»Ilkurt ». N. Ullllik«»: ^tvci. Lbriia: §. FV^nicti, , Lr«m»a: Lc^totte,- Lro«l»o^ F ü>t«»iAen'z öüreiiU; Lkemml» H. poiAti kr»ultturt » N.: F ^aoAo^sciE u. t7. //ririna»i»i- «cko lüicliloindlnn^i Otzriit»: 6. MÄ/er, 8»»Lovr: <7. 7>e/i u , k»rii L«rim ^r»LllMrr « H. Statt^»rt: Daud« L SLwdor,: 7" /r/e^dAen, ^Id. Lt«nee. Verantwortlicher Redacteur: Im Auftrage Rudolf Günther in Dresden. Heranüx«d«rr Növiel. Expedition de« l>re»doer Journal», Dreien, 2vios;er«trit««s ^o. LV. Ämtlicher Theil. Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem praktischen Arzte Ur. meä. Dietrich zu Zwickau dar Ritterkreuz I. Llasse des AlbrechtsordenS zu ver leihen. Nichtamtlicher Theils Telegraphische Nachrichten. Worm», Tonnabeud, 3. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Durch plötzliche» Hochwasser sind dir untrrrn Stadttheile unter Wasser gesetzt. Da» Ei» Ide» Rhein» treibt bei Mannheim und Phi lippsburg ebenfalls ab. (Vgl. die Rubrik „Ver mischtes. ") Metz, Sonnabend, 3. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Da» Wasser der Mosel fällt. Der Eis gang ist ohne wesentlichen Schaden verlaufen, die Gefahr an der oberes Mosel beseitigt. Wien, Freitag, 3. Januar, Abends. (Corr.- Bur.) Bri dem Centralcomits für die Ueberschwem- mungSangelegenheiten find auS den oberen Donau- argrndrn im Laufe deS Nachmittags ungünstige Nachrichten eingrlaufen. Der Ei-stoß im Jnnflusse ist in voller Bewegung. Die Stadt Simbach ist deshalb durch Wasserstauung gefährdet. Bei Braunau ist der mittlere Theil der Brücke eingestürzt. Der Traunfluß und der Ennssluß, sowie die meisten anderen Nebenflüsse der Donau stei gen, wodurch die Gesahr für Wien vergrößert wird. In Krems erreichte der Wasserstand heute Nachmittag bereits 19 H Fuß. Ein großer Theil der Stadt Krems ist somit zweifelsohne unter Wasser. Der Ei-stoß bei Krem- staut sich wieder gegen Mar bach auf. In Tulln sind die Eisverhältnisse unver ändert, ebenso bei Wien, wo bereits alle Vorkehrungen getroffen sind, um einer etwaigen Gesahr thunlichst zu begegnen. Obwohl für heute Nacht noch nichts zu befürchten ist, haben dennoch die städtischen Ingenieure die Rettungshäuser bezogen. Im Hauptstrome und dem Donaucanale ist da- Wasser Nachmittags einige Lentimeter gefallen. Das Wasser im Wienflusse ist Nachmittags um 30 Lentimeter gefallen. Bei Greifenstein steigt das Wasser seit 8 Uhr Abends rapid. Der EiSstoh von Fishamend bis Ort ist abgegangen und die Donau an jener Stelle eisfrei. Wegen der Erklärung der Sachverständigen, daß daS städtische Lagerhaus, wo sich gegenwärtig für S Millionen Getreide befindet, nicht gegen jede WasserSgefahr gesichert sei, waren dort heute 1000 Arbeiter und 600 Wagen aufgeboten, um daS Getreide fortzuschaffen. Paris, Freitag, 2. Januar, Abend». (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „TempS" bringt über den Neujahr»rmpfang im Elys^r folgende Einzel heiten: Als de Freycinet die Botschafter einzeln begrübt hatte, zeigte der deutsche Botschafter, Fürst Hohenlohe, ihm den Empfang eines Telegramms vom Fürsten Bismarck an, worin ihn der deutsche Reichskanzler ersucht, dem Lonseilspräsidenten seine persönlichen Glückwünsche auSzudrücken und ihm mitzutheilen, daß, so sehr er das Scheiden deS Grafen v. St. Ballier von dem Botschafterposten in Berlin bedaure, er lebhaft wünsche, die freundschaftlichen und friedlichen Bezieh ungen zwischen beiden Ländern möchten aufrecht er halten bleiben. Fürst Hohenlohe fügte im eigenen Namen weitere verbindliche Aeußerungen hinzu und wie- auf die Beziehungen hin, durch welche seine Fa milie mit derjenigen de Freycinet'S verbunden ist. Freycinet dankte und bat den deutschen Botschafter, dem Fürsten Bismarck seinen sehnlichen und aufrichtigen Wunsch für die Erhaltung freundschaftlicher und fried licher Beziehungen zu übermitteln, durch die Frankreich Feuilleton. Nedigin von Vtto Banck. Lum Todt vereint. Novelle von Adolf Stern. (Fortsetzung zu Rr. «.) Das junge Weib sah den fremden, sie ernst ermah nenden Mann an, wie aus einem schweren Schlaf er wacht. Sie konnte seine Worte nur halb gehört haben — doch that sie eilig, war er von ihr verlangt hatte. Sie nahm einen Trunk und schickte sich zugleich an, dem jungen Arzte voranzugehen, der mit einer gewtssen Verwunderung diese plötzlichen Wandlungen beobachtete. Sie führte ihn über die Waldwiese zurück, auf der er sie vorhin zuerst erblickt hatte — mit schweigendem Gehorsam richtete sie ihren Schritt nach dem Konrad Wille'», der rasch aber ohne Hast ging Der Pfad, den sie weiter einschlugen, führte wenige Minuten auf wärt», dann lief er am Bergrücken durch da- kümmer liche junge Fichtengestrüpp, lenseit» derselben senkte er sich wieder tiefer, und bald tauchte der wilde, manchmal kaum erkennbare Weg in die Buchenwaldungen hinun ter, welche sich auch am Westabhang de» Dammer-- selbe» hinziehen. Bi» hierher hatten Doctor Konrad Wille und seine Führerin kein Wort weiter mit einander gesprochen. Jetzt aber, wie die Schritte auf dem festen, durch- ästetrn Boden und zwischen den dichtgedrängten Buchenstämmen laut wiederhallten, fand der Arzt, welcher die vor ihm Herschrritende für beinahe so trank mit Deutschland verbunden sei. Er sei glücklich, daß der Fürst Hohenlohe der Uebermittler seiner Wünsche sei, mit welchem die schon lange zwischen den beider seitigen Familien bestehenden freundschaftlichen Bezieh ungen noch enger zu knüpfen ihm zur größten Freude gereichen werde. Konstantinopel, Freitag, 2.Januar, AbendS. (W. T. B.) Bezüglich deS Ausgleich» der Diffe renz zwischen dem englischen Botschafter und der Pforte wird versichert, daß in der Audienz, welche der Botschafter gestern beim Sultan hatte, rin Einverständniß dahin erzielt worden sei, daß die bei den Missionären mit Beschlag belegten Pa piere zurückgestrllt werden, daß Achmet Tewsik zeitweilig au» Konstantinopel entfernt wirb und daß der Polizeiminister ein aufklärende» Schreiben an den Botschafter Layard richtet. Tie Wanderlager und Waarenauctiouen. II. Die Abhilfe. Die nächstliegende, von Staatswegen zu beschaffende Abhilfe, eine Abänderung der betreffenden Stelle des Freizügigkeitsgesetzes, ist allerdings nicht so schnell zu erlangen, als angesichts des weit verbreiteten Miß standes zu wünschen wäre. In vielen deutschen Staaten ist als Auskunfts- mittel die Belegung der Wanderlager und Waaren- auctionen mit Staatsabgaben, denen das Freizügigkeits gesetz nicht entgegensteht, ergriffen worden. Diesen Zweck verfolgen im Königreiche Bayern das Gesetz vom 10. März 1879, im Großherzogthum Hessen das Gesetz vom 26. Juli 1878, im Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin das Gesetz vom 22. September 1877, im Herzogthum Sachsin - Koburg - Gotha das Gesetz vom 17. October 1878, im Herzogthum Sachsen-Meiningen das Gesetz vom 30. November 1878, im Herzogthum Sachsen-Altenburg das Gesetz vom l3. März 1878, im Fürstenthum Schwarzburg- Sondershausen das Gesetz vom 22. Februar 1879, im Königreiche Sachsen das Gesetz, die Besteuerung des Gewerbebetriebs im Umherziehen betreffend, vom 1. Juli 1878, welches in 8 4 insbesondere auch von der Besteuerung der Wanderlager und Waarenver- steigerungen handelt. Doch ist dieses Auskunftsmittel nicht hinreichend, wenn nicht, wie hier und da auch geschehen, die Besteuerung der Wanderlager so hoch oemessen wird, daß sie einem Verbote nahe kommt. Eine communliche Besteuerung der Wanderlager mußte nach der Wortfassung von 8 8 des Freizügig keitsgesetzes fortwährend als unzulässig erscheinen, dis endlich von Seite des BundeSraths selbst am 17. März 1879 in Bezug auf die Wanderlager ein die Aus legung von § 8 des FreizügigkeitSgesetzes betreffender Beschluß gefaßt wurde. Dieser Beschluß geht davon aus, daß die Wanderlager, unter welche im weitern Sinne als eine bestimmte Form dieser Art von Ge schäftsbetrieb auch die Waarenauctionen zu rechnen seien, als ein Gewerbebetrieb im Umherziehen zu be handeln sind, weil mit denselben eine gewerblich« Niederlassung im Sinne des 8 55 der Gewerbeordnung vom 21. Juni 1869 nicht verbunden sst. Er bestimmt ferner, daß zu den Wanderlagern der Regel nach die jenigen Unternehmungen zu rechnen sind, in welchen außerhalb deS Wohnortes des Unternehmers von einer festen Berkauftstätte (Laden, Magazin, Bude, Zimmer, Schiff und dergl.) aus vorübergehend Waaren feil ge halten werden, und stellt endlich fest, daß die Anzeige von der Eröffnung eines stehenden Gewerbebetriebes nach ß 14 der Reichsgewerbeordnung nicht als ein Moment anzusehen ist, welches der Beurtheilung, ob ein Unternehmen thatsächlich als Wanderlager anzu sehen sei, vorgreifen könnte. Demzufolge erklärt nun der obenerwähnte BundesrathSbeschluß m Betreff der kommunalen Besteuerung der Wanderlager, daß 8 8 hielt, al- dkn Kranken, dem sie zu Hilfe eilten, daß der Geängstigten die lautlose Wanderung nicht wohl- thun werde. SS fiel ihm bei, daß sie vorhin auf seine Fragen nach ihrem Namen nur halbe Antwort gegeben habe und er nichts wisse, als daß sie das zunge We>b eine- Waldhüters sei. Er Hub daher, in dem er jetzt neben ihr ging, wieder an: „Sie können immer noch ein wenig langsamer au-schreiten — nur wenig! — denn Sie werden sicher daheim gleich zu thun finden. Sie haben mir noch nicht gesagt, wie Sie heißen, und von Ihrem Manne hörte ich nur, daß Sie ihn Franz nannten! Wer sind Sie also? und dann — w,e ist's mit der Krank heit Ihre- Mannes gekommen?* Er hatte vorhin absichtlich die so natürliche und nächstliegende Frage nicht thun wollen. Sein klarer Blick wollte selbst sehen, und er fürchtete die gcHeime Macht, welche ein unklarer Bericht und ein vorgefaßte» Bild über den Arzt üben können. Aber jetzt kam e- ihm vor, als sei seine Führerin fähig, besser und jach sicher zu berichten, al» er in solchen Fällen gewohnt war. Die junge Frau hatte sofort, al» er sprach, ihr Gesicht ihm zugewandt. Einen Augenblick aber flog wieder rin Schatten von Mißtrauen über die Züge der Rkönerin, dann schien sie sich zu besinnen und gab rasche und anfänglich klare Antwort: „Ich heiße Gertrud und mein Mann Franz Buch ner. Er ist, wie ich Ihnen sagte, Waldhüter de- rei chen Grafen in Gersfeld, er hat auch die Aufsicht über all die Holzschläge bi- Maria-Ehrenberg und bl» zum Silberhos hinüber*, setzte da» junge Weib mit einem gewissen Stolze hinzu. „Mein Franz war im mer kräftig und kerngesund; in den drei Jahren, seit des FreizügigkeitSgesetzes die Gemeinden nicht hindere, die Unternehmer von Wanderlagern und zwar von Beginn des Betriebs an zu solchen Abgaben heranzuziehen, welche auf die in der Gemeinde vor handenen gewerblichen Betriebe gelegt sind, mögen diese Abgaben nach dem Umfange, der Dauer deS Betriebs oder nach andern, ans der Natur des letztern und nicht aus der Person des Unternehmers abgeleiteten sachlichen Momenten veranlagt werden, wogegen die erwähnte Gesetzbestimmung allerdings die Heranziehung der Unternehmer von Wanderlagern zu solchen Abgaben ausschließe, welche die Person dieser Gewerbtreibenden treffen, insbesondere also auch die Heranziehung zu denjenigen Abgaben, welche unmittel bar auf ihr Einkommen, wenn auch nur auf den aus dem Wanderlagerbetrieb herrührenden Theil desselben gelegt werden. Dieser BundesralhSbeschluß hat insofern wesentlich genützt, als derselbe gerade den oben besprochenen schwachen Punkt in § 8 des FreizügigkeitSgesetzes be seitigt. Im Königreiche Sachsen konnten jedoch bisher die wohlthätigen Wirkungen dieses Beschlusses wegen eines besonderen Hindernisse-, welches denselben entgegen stand, noch nicht zur Geltung kommen. Mit Rücksicht aus 8 8 des Freizügigkeitsgel'etzeS ist nämlich im Ver laufe der ständischen Verhandlungen in 8 26 derrevi- dirten Städteordnung und in 8 17 der revidirten Landgemeindeordnung die Bestimmung ausgenommen worden, daß selbstständige Personen, welche sich nur vorübergehend im Gemeindebezirk aushalten, bei mehr als dreimonatiger Dauer dieses Aufenthaltes, in soweit nicht besondere gesetzliche Vorschnsten entgegen- stehen, zu angemessenen Beiträgen zu den Gemeinde lasten verpflichtet werden können. Hiernach dursten bisher derartige Personen während eines Aufenthaltes von höchstens dreimonatiger oder kürzerer Dauer nicht zu den Gemeindeabgaben herangezogen werden. Die Besorgniß, daß die Unternehmer von Wander lagern diese Sachlage in Sachsen, wenn ihnen in be nachbarten Staaten das Geschäft erschwert wird, sofort ausbeuten und unser Vaterland mit ihren unsaubern Unternehmungen heimsuchen werden, ist eine sehr nahe liegende. In Preußen ist dieselbe Besorgniß gehegt und deshalb dem gegenwärtig in Berlin versammelten Landtage unterm 6. December 1879 ein die Besteue rung des WanderlagerbetriebS betreffender Gesetzentwurf vorgelegt worden, nach welchem der Wanderlagerbetrieb in jedem Orte mit einer nach den Vorschriften des vorgelegten Gesetzes für die Gemeinde zu erheben den Steuer belegt werden soll. Auch die königl. sächsische Regierung ist in dieser Beziehung nicht unthätlg geblieben und es wird in unserm Vaterland« ohne Zweifel mit Freude begrüßt werden, daß dieselbe, sichern« Vernehmen nach, dem jetzt versammelten Landtage schon in nächster Zeit einen Gesetzentwurf vorzulegen beabsichtigt, durch wel chen die oben erwähnte, daS Besteuerungsrecht der Gemeinden beschränkende Bestimmung in 8 26 der revidirten Städteordnung und in 8 17 der revidirten Landgemeindeordnung aufgehoben, also den Gemeinden die Erhebung einer Steuer von Wanderlagern und Waarenversteigerungen gleichsalls, wenn auch zur Zeit noch mit der dem obgedachtcn BundeSrathSbeichlusse entsprechenden Beschränkung ermöglicht werden soll. Das sicherste und gründlichste Mittel gegen den betrügerischen Verkehr mit schlechten Waaren liegt freilich in den Händen der Käufer. Wenn diese erst so klug sein werden, auS schwindelhaft betriebenen Ge schäften überhaupt keine Waaren mehr zu entnehmen, wenn sie nicht mehr selber, wie seither, dazu beitragen, daß der Schwindel rentirt, wird am schnellsten rin gesundes Leben in unsere Erwerbsverhältnissi zurück kehren. Thue Jeder hierzu das Seine! wir beisammen sind, hat ihm kein Finger weh gethan. Und nun liegt er wie von Sinnen und ist bald so wild wie damals, da er auS der Fremde heinikam, und bald so schwach, wie ich nie geglaubt hätte, daß ein starker Mann werden könnte. Dazu glüht er über und über und hat brennenden Durst, so daß ihm da- kalte Wasser aus dem Sinndrunn nicht kalt genug ist! Wir waren an Mariä Heimsuchung in Lberbach, dem Herrn Pfarrer zu beichten, und von dort herauf ist Franz schon krank heimgekommen. Jetzt liegt er hilf los und meint selbst zu sterben, und er wollte durch aus, daß ich ihm einen Doctor schaffen sollte — er trieb mich an, al- ob ich mich vor dem Sterben fürch tete — Darum konnte er ruhig sein!* Konrad Wille wußte genug von den scheinbar jähen GesühlSwechjeln und der schwerflüssigen Ausdruckswelse der Volksklasse, der die junge Waldhütersrau angehören mochte, um durch den harten dumpfen Ton, in welchem die letzten Worte Gertrud'- gesprochen wurden, nicht allzusehr zurückgeschreckt zu werden. Und dennoch, wenn er nicht gleichzeitig in da- Gesicht seiner Führerin ge sehen hätte, wäre wohl ein scheltende- Wort über seine Lippen gekommen. Aber da» wundersame Zucken, da- er deutlich in den Mienen de» jungen Weibe» wahr nahm, die Mischung von Grauen und heraus forderndem Muty und dabei doch wieder der lebendige fast kindliche Schmerz und die Hellen schweren Thränen in den Augen Gertrud » ergriffen ihn. Der Eindruck, daß er hier einer eigen gearteten Natur gegenüber stehe, kehrte ihm verstärkt nneder. Um da» Gespräch nicht abzubrechen und vielleicht, um einen jähen heftigen Thränenautbruch zu hindern, den er für möglich hielt, fragte er so ruhig er jetzt vermochte: Dresden, 3. Januar. Die preußische „Provinzial-Correspondenz" bringt an der Spitze ihre- neuesten Blattes einen Rückblick auf das Jahr 1879, welcher sich zunächst mit der Zollreform, dem Ausfall der Wahlen zum preußischen Abgeordnetenhause, der Consolidation de» preußischen Staatsbahnnetzes, der Fortführung der im Reich begonnenen Steuerreform und der Fortführung der preußischen Verwaltungsresorm beschäftigt. Da- halbamtliche Organ sagt sodann: „Auf dem Gebiete der auswärtigen Politik ist das vergangene Jahr durch Ereignisse erfreulicher Art und voraussichtlich von nachhaltig guter Wirkung sür Deutschland bezeichnet. Die zunehmende Freundschaft zwischen dem deutschen Reich und der österreichisch ungarischen Monarchie hatte einen sichtbaren Ausdruck in dem Vertrag vom 11. October 1878 gefunden, durch welchen die im Art. V des Prager Friedens von Preußen gegen Oesterreich übernommene Verpflichtung, die nördlichen District« des Herzogthums Schleswig aus den Wunsch der dor tigen Bevölkerung an Dänemark zurückzugeben, auf gehoben wurde. Dieser Vertrag ist im Anfang des vergangenen Jahres zur öffentlichen Kenntniß gebracht worden. Als unser Kaiser im Spätsommer zur Cur in Gastein weilte, empfing er am 9. August den FreundschaitSbesuch des Kauers Franz Josef. Al- später der Reichskanzler ebenfalls die Cur in Gastein gebrauchte, erhielt er am 27. August den Besuch des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten der östeireichisch - ungarischen Monarchie, des Grafen An- drassy. Um diesen Besuch zu erwidern, traf der Fürst Bismarck am 2l. September in Wien ein, daS er am 24. wieder verließ. In den Tagen diese» Aufenthaltes ist es zwischen dem Kaiser Franz Josef und dem Grafen Andrassy einerseits und dem Kanzler des deutschen Reiches andererseits zu einem eingehenden Meinungsaustausch gekommen, bei welchem eine vollkommene Uebereinstimmung der Ansichten über die Bedürfnisse der beiden Nachbarreiche constatirt worden ist. Die Kunde von dieser Uebereinstimmung hat auf die öffentliche Meinung von Europa den Ein fluß einer Bürgschaft des Friedens von wohlthätiger Wirksamkeit geübt. Man hat erkannt, daß, wenn zwei mächtige Reiche in der Mitte des Welttheils mit ihrer Lage zufrieden sind und den Wunsch hegen, die Be dingungen derselben in der allgemeinen Lage deS Welt theils erhalten zu sehen, darin eine Gewähr enthalten ist gegen Friedensstörungen durch Kräfte, denen die Erschütterung der Staatsordnung durch den Zwiespalt der Staaten gelegen sein würde. Welche unheimlichen Kräfte sich inmitten der europäischen Gesellschaft regen, davon hat, wie schon das Jahr 1878, so auch da» vergangene Jahr erschütternde Beweise gegeben. Da» deutsche Volk aber darf aus diesem Jahre mit Recht eine Stärkung der Zuversicht schöpfen, daß das redliche Suchen der praktischen Wahrheit im öffentlichen Leben und die unermüdliche Arbeit an derielben eS mehr und mehr diejenigen Einrichtungen finden lassen wird und dasjenige Verständniß der öffentlichen Pflicht, welche zum Frieden, zum Gedeihen und zur Kraft führen." Die „Times" beschäftigten sich dieser Tage ein gehend mit der Lage Englands in Indien und suchten nachzuwelsen, daß die Gesinnungen der Indier jetzt loyaler, als je seien. Da Engländer und Indier gemeinsam in Afghanistan für England streiten, werde der Sieg ein Anlaß gemeinsamen Triumphe» sein. In den letzten 2 Jahren hätten die Ereignisse aus die Gemüther der Indier einen lebhaften Eindruck gemacht und einen großen Wechsel der Gesinnungen hervorgerufen. AnsangS 1878 gab eS in Indien wachsende Beweise der Mißachtung England- und der Unzufriedenheit mit der englischen Herrschast. Die „Ihr wart in Oberbach zur Beichte? Hättet Ihr nicht näher nach Dalherda hinüber? „Wir gehen nie dort zur Kirche!" gab Gertrud kurz zur Antwort, und obschon er ihre Miene nicht sah — sie ging auf dem schmäler werdenden Weg und zwischen dem dichter stehenden Unterholz jetzt wieder vor ihm — so hatte er doch scharf genug aufgemerkt, und den harten trotzigen Ton, in welchem sie die paar Worte sagte, deutlich vernommen. Er schüttelte leise kn Kopf, sein Abenteuer fing ihn an innerlich zu beschäftigen. Und er ließ geschehen, daß sie jetzt, obwohl der Weg wieder bergan stieg, rascher und rascher ging, und folgte ihr schweigend. Ruiz- um die beiden VorwärtSeilenden lag noch immer erquicklicher Waldschatten. Nur zuweilen gaben die Buchen, zwischen denen hier Eichen und prächtige Ahorn standen, soviel Raum, daß volle- Sonnenlicht aus den Weg fiel. Aber an den zitternden flirrenden Strahlen, die überall von oben hereinbsitzten, ließ sich wahrnehmen, daß e» Mittag sei. Und jetzt wurden Lichtungen häufiger, zur Seite zeigten sich weitgedehnte Wiesenabhänge — und dann traten sie hinaus aus eine kleine Hochwiese, an deren Rand ein niedrige- Hau- sicht bar wurde. Auch ohne Wort hätte Doctor Konrad an der plötzlichen, beinah« wilden Erregung seiner Führerin rrrathen, daß dort da» Ziel sei. Er war eine sonnige friedlich« Stelle, tiefe Einsamkeit ringtum, in einem kleinen Gehege zwischen dem Wald und d«m Zaun um da- Hau» weideten ein paar Ziegen. Da» Häus chen selbst» von wohlgehaltrnem, ja für eine Wohnung im Rhöngebirge schmuckem und stattlichem Au-srhen verrieth mit seinem sonnenüberglänztrn Dach und seinen we,ßschimmernden Mauern nicht, welche Noth de»
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