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Dresdner Journal : 22.02.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188002220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-02
- Tag1880-02-22
- Monat1880-02
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 22.02.1880
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^44 sonntag, den Februar. L880. ».u.E d» 'b». b.u». > b.u.S. d» b.u«. bj >Ä > G >41. dnG. >S >B >» , »G >G. rG. ,G. >Ä. Ä G. >S. »G. Ä G >G. S. >d, niddiing fair «, Uhmrah —, do )sair-, rrn sair r.,Abd». London hfel ans su»- r 1887 - Pacific 1 reSdrn. izen pro v., gelb lter - ; aliz. u. - M., ländische i«- 21«, : inlän- ähr. 14« l ungar ISO B, 1b2 B. Futter- ; Wicken netto m- rujsijch vv Lo. Winter- Le,n- 40-2«« nt Faß M.; ländische Mal» esaat pr. weiß ««-12« izenmeyl ag 42 mmelm. 32 M. 24 M.; 0 28.0^ ,v« M; pr. I«« pr. 1V« 10« o Sttm- mild. (Pro. ««—24« M uni-Znli Roggen !,«a M , Ma, l., matt Februar ,8« M. M. lai-Juni Hafer i MG, Welter: Kerem»' - «in an» i» cheuffler letz« i» 4vo»»-»«»t»vrvl»r l» x»L»»> 4»ut,cU«l Natak«: iLkrtiol»: . . 1« Harb ^MrUcd 4 Harb ÜO?f ^raaolav uiaiavro: 10 L»,»»rb»1d ckaackeutnodao kciok^, tritt kost- unck 8tenrp«Iru»ckI»A Kiuru. I»kk«»te»prol»er k°ür ck«u kaaw «ioer xurpultkaou ketttrsilv 2« kk. vawr,,kiu8«»»uckv' äls 2«l« SO kk. 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Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für den Monat März werden zu dem Preise von 1 M. 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für answärtS bei den betreffenden Postan stalten. Ueber die Verhandlungen des deutschen Reichs tag» wird das „Dresdner Journal" wiederum durch seinen bewährten Specialreferenten be richten. In DreSde«-Neustadt können Abonnements- bestellnngen auf das „Dresdner Journal" in der Kunst- und Musikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (Hauptstraße 31), woselbst auch In serate zur Beförderung an unser Blatt ange nommen werden, abgegeben werden. köniyl. Expedition des Dresdner Journals. Mchtiimtlifirer Mil. U e b e r s i ch t. relegrapdische Nachrichten. Zeitung-schau. (Allgemeine evangelisch lutherische Kirchenzeitung. Neue Westfälische Volkszeitung) Tagesgeschichte. Ernennungen. Versetzungen ic. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Auerbach.) Beilage. Deutscher Neich-tag. (Sitzung vom 20. Februar.) Statistik uud Lolk-wirthschaft. Börsrnnachrichten. Telegraphische tlachrichten. Nom, Freitag, LV. Februar, Abend-. (W. T. B.) Der Papst empfing am heutigen Zahre-tage seiner Lahl die CardiuLle, Prälaten, Robelgarden und eine grSstere Anzahl anderer Personen, welche ihre Glückwünsche darbringen wollten, in Audienz. Der Papst sprach dem heiligen Collegium seinen Dank aus für dessen Unterstützung bei Leitung der Kirche. Die behufs Verbesserung der Verhältnisse der Kirche gemachten Anstrengungen seien zwar nicht ganz erfolglos geblieben; die Verhältnisfe seien jedoch noch immer schwierig, und die Periode harter Prüfungen sei noch nicht beendet. Der Papst berührte auch das Attentat gegen den Kaiser von Rußland, beklagte die sich so ost wiederholenden Symptome gesellschaftlicher Verderblich, drückte jedoch auch seine Freude darüber aus, daß die göttliche Vorsehung über das Wohl der menschlichen Gesellschaft und über da- Leben der Staatsoberhäupter wache. Endlich erwähnte der Papst den Besuch, den ihm der Fürst von Bulgarien abge- stattet habe. Er fügte hinzu, daß er die besten Hoff nungen für die Zukunft der Kirche im Orient hege, und zwar infolge der Wohlgeneigtheit der dortigen Fürsten, unter denen er den Fürsten von Rumänien besonders rühmend hervorhob. Die Deputirtenkammer hat heute den Etat für da- Justizministerium genehmigt und mit der Be rathung de- MarinebudgrtS begonnen. » Die Mitglieder der Vegaerpedition find heute hier angrkommen und von der geographischen Ge sellschaft, den Vertretern mehrerer anderen Cor- poratioueu und von der schwedischen Kolonie am Bahnhofe empfangen worden. Bei dem schwedischen Feuilleton. ^rdiqlrt von Vtto Banck. Karl v. Dalberg der Tvadjutor und Fürst Prima». I. Nächst den Gestalten und Lebensbeziehungen unserer eignen Zeit sind der Mehrzahl der gebildeten Deutschen keine Menschen und Zustände so vertraut, als diejenigen unserer elastischen Literaturepoche. Eine unablässig arbeitende (hier und da selbst vom Wesentlichen zum Unwesentlichen, ja Nichtigen herabsteigende) Detail- forschung hat dem regen Interesse, welches von Hau» aus allen Beiträgen zur Geschichte und Erkenntniß der denkwürdigsten Periode unserer Culturentwicklung ent- gegenkommt, immer wachsende Erweiterung und hoffent lich auch Vertiefung gegeben.*) Wa» mit der gewaltigen geistigen Bewegung und dem gesellschaftlichen Umschwung zwischen 1770 und 1810 zufammenhängt, waS nament lich in einer näheren oder entfernteren Beziehung zur LebenSgeschichte der größten Vertreter dieser Bewegung und diese« Umschwung« steht, erregt Dhrilnahme und trifft aus eine so weitreichend« Vertrautheit mit Lharak- *) Ja solchem Sinn» ausgesagl, erlauben wir UN» auch, au»nahm«wen« diesen ausführlich«» «ussatz unsern Lesern dar- »»biettn, indem wir in demselben nicht die Besprechung »ine« Buche«, sondern vielmehr einen werthvvLen seldsmankngen Bei- tr^ per Bespiegelung lener interessanten Zettperiod« erblicken L. Red Gesandten findet heute ihnen zu Ehren ein größe re- Diner Statt. London, Sonnabend, L1. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In der gestrigen Sitzung dr- OberhauseS wurde dir Politik der Negierung be züglich Afghanistan- der Gegenstand lebhafter Di-cusfion. Der Herzog v. Argyll griff die Politik der Re gierung aus das Heftigste an und verlangte die Vor legung de- in Kabul entdeckten russischen Schristen- wechsels, hinsichtlich dessen er sehr skeptisch sei. Die gefammte Transaction der Regierung in Afghanistan verdiene den schärfsten Tadel und habe die Ehre des britischen Namens befleckt. Der Staatssecretär für Indien, Viscount Cranbrook, vertheidigte die Regierung und erklärte, die englische Regierung habe Denjenigen treulos be funden, der den Schlüssel Indiens besaß, und müsse daher selbst den Schlüssel Indiens in Besitz nehmen; sie habe die Pässe besetzt und werde dieselben behalten. Die Regierung habe diejenige Politik adoptirt, welche ihr als die für den Schutz von Indien vortheilhafteste erschienen fei, und werde sie aufrecht erhalten. Der russische Schriftenwechsel könne nicht vorgclegt werden. Im weiteren Verlaufe der Debatte vertheidigte der Premier Earl Beaconsfield die Politik der Re gierung bezüglich Afghanistans. Derselbe erklärte, die Regierung habe die Zeit für gekommen erachtet, wo es zu entfcheiden galt, wer die großen Thore Ind enS besitzen solle. Sie habe beschlossen, dieselben in Besitz zu nehmen und zu beherrschen, und habe dies mit vollem Erfolg erreicht. Nichts habe sich ereignet, waS die Regierung zu einer Aenderung ihrer bisherigen Politik hätte bewegen können. Unmöglich könne man Afghanistan verlassen, während es der Anarchie preis- gegeben sei. Wenn England aber fest entschlossen wäre, Gehorsam zu verlangen, so würden die Schwierigkeiten und Verwicklungen sofort verschwinden. Der Herzog v. Argyll zog feinen Antrag auf Vorlegung des russischen SchrsttenwechselS zurück. St. Petersburg, Sonnabend, 21. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Das Leichendegängniß der bei der Erplofion im kaiserlichen Winterpalai- verunglückten Soldaten fand gestern im Beiset» des Regimentschrfs, deS Großfürsten Konstantin, unter großer Betheiligung von Offizieren aller Grade der hiesigen Garnison und der Bevölkerung Statt. Die Särge wurden von Offizieren ge tragen. Der Kaiser und der Großfürst Thron folger wohnten den Leichrnfeierlichkeitrn in der Caserne des Regiment- bei und besuchten die Ver wundeten im Lazarrth. Ein weiterer Bericht des „NegierungS - An zeigers" theilt Nachstehendes mit: Die Explosion erfolgte am 17 Februar in den, Wohnungsräume und Corridore enthaltenden Souter rains des Winterpalais. Ueber denselben befand sich die Wachtstube mit doppelt gewölbter Decke. Das untere Gewölbe erhielt durch die Explosion 2 Löcher. In dem über der Wachtstube befindlichen Speise zimmer ist daS Parquet nur an zwei, den Löchern im Gewölbe entsprechenden Stellen gehoben. Außerdem bekam die Wand Risse. Die Explosion wurde nach der Meinung der Experten durch Dynamit ver anlaßt, dessen Quantum auf 2 Pfund geschätzt wird Man glaubt, daß der Dysamit vor der Explosion in oder aus dem Ofen in der Souterrain- Wohnung gelegen hat. Die Explosion erfolgte 6 Uhr 20 Minuten. Nach amtlicher Meldung sind von dem finnländischen Regimente 10 Mann geiüdtet und 44, darunter 8 Mann schwer, verwundet. Für die Hinter bliebenen der Gefallenen und für die Verwundeten wird bestens gesorgt. Bei dem Besuche der durch die teren, LebenSfchicksalen und geistigen Leistungen, als sie für irgend eine zurückliegende Zeit in irgend einem Publicum vorhanden Ist. Menschen, Verhältnisse, Sit ten, Locale und Costume der elastischen Periode sind unS allmählich so vertraut geworden, daß bei vielen Gebildeten die Meinung herrscht, sie könnten über die selben kaum etwas Neues erfahren. Da wir Alle und Alles kennen, bis zu Goethe'- Bedienten und dem blauen Werthersrack, bis zu Cotta'S Setzern und Schiller's Schreib- commode, fo vergessen wir leicht, daß eine ganze Reihe in jener Zeit vielgenannter und vielwirksamer Männer noch keinen Biographen gefunden hat, daß namentlich da, wo eS mit der Veröffentlichung schon bereitliegenden, auf eine kleine Episode der Zeitge schichte bezüglichen Materials nicht gethan ist, noch hochinteressante und bedeutsame Lebensläufe ihres Dar steller« harren. Allerdings handelt e- sich hier zu meist um solche Persönlichkeiten, die nicht au-schließlich der Literatur- und Kunstgeschichte der in Rede stehen den Zeit angehören. Aber gerade solche Gestalten und Naturen sind e«, welche wir gleichfalls kennen müssen, um ein volle- Berständniß, eine ganz lebendige An schauung der Sturm- und Drangperiode wir d«r nach folgenden Jahrzehende zu gewinnen. ES liegt in der Natur der Menfchen und der Dinge, daß nul t lauter Erfreuliche« und Erbauliches zu Tage tritt, wenn sich verstreute Erinnrrunaen zu einem Ganzen runden, aber die historische Wahrheit und meist selbst da» An denken namhafter Menschen können im Ganzen dabei nur gewinnen, und so heißen wir jeden ernsten und wesentlichen Beitrag zur Geschichte der letzten Jahr- zehende, de« vorigen und de« ersten Jahrzehrnd« unsere« Jahrhundert« hoch willkommen Explosion verwundeten Soldaten im Lazareth richtete der Kaiser an jeden Einzelnen theilnehmende Worte und sprach seinen Dank für ihre Treue und Pflicht erfüllung aus. Gestern ist der 11. Soldat infolge seiner bei der Erplofion erhaltenen Verwundung gestorben. Der „Agrnce ruffe" zufolge find nunmehr sämmt licht Arbeiter gefunden, welche das Zimmer, in dem die Erplofion stattfand, bewohnt haben. Ihre Unschuld scheint festzustehen. Dresden, 21. Februar. Dem Beschluß der letzten Landessynode deS Groß- herzogthums Hessen, wonach den Küchenvorständen die ihnen auf Grund der Kirchenverfassung zustehende Pflicht kirchlicher Armenpflege durch Zuwendung der nöthigen Mittel ermöglicht werden soll, ist nun mehr, soweit es die Verhältnisse gestatten, Rechnung getragen worden. Außer den sogenannten Büchfen- geldern (die bei Taufen und Trauungen erhoben wer den und die seither zu Gunsten der LandeSwaisen in die Staatskasse flossen) und der Neujahrscollecte sind nämlich nun auch die sonntäglichen Kirchenopfer der kirchlichen Gemeindearmenpflege zurückgegeben. Freilich gilt Letzteres nur mit der rechtlich nicht zu umgehenden Einschränkung: „soweit sie, besonderen rechtlichen An sprüchen und speciellen Bewilligungen gemäß, nicht anderweite Verwendung finden müssen." Demgemäß ist ausdrücklich vom Ministerium des Innern und der Justiz auf Antrag des Kirchenregiments verfügt wor den, daß die feüher so vielfach übliche Ablieferung der Kirchenopfer an die Gemeindekasfen zum Zweck der bürgerlichen Armenpflege in Zukunft nicht mehr statt- zufinden habe, daß dagegen da, wo die Kirchenopser seither wegen Jnsufficienz der Kirchenfonds zur Be streitung der allgemeinen kirchlichen Bedürfnisse ver wendet wurden, es dabei zu verbleiben habe, wenn nicht auf Anträge der Kirchenvorstände und Kirchen gemeindevertretungen anders bestimmt werde, und daß endlich besondere Verhältnisse, stiftungsmäßige Bestimmungen, rechtliche Ansprüche und fpecielle Ver- willigungen auch fernerhin wie feither zu beachten seien. Von dieser Verfügung der Regierung gab das Oberconsistorium den Kirchenvorständen Kennt- niß, machte die Gesichtspunkte geltend, die bei Uebung kirchlicher Armenpflege im Unterschied von der bürgerlichen und rein Humanitären maßgebend feien, und ertheilte zugleich in 8 Paragraphen eine förmliche Instruction zur Ausübung kirchlicher Armenpflege. Es wird darin aus die Pflicht der Kirche und jeder Einzelgemeinde hinsichtlich der Fürsorge für Arme, Kranke und Verwahrloste hingewiesen; es werden die Mittel angegeben, die für kirchliche Armenpflege flüssig zu machen sind und von den Kirchenkassen in Ein nahme und Ausgabe verrechnet werden sollen; es wird die kirchliche Armenpflege dem Kirchenvorstande zuge- nnesen, der nach Bedarf besondere Diakonen zuziehen kann, und dem es überlassen bleibt, je nach den localen Verhältnissen die Gemeinden in einzelne Bezirke einzu- theilen rc. Die ganze Instruction ist recht gut und praktisch und in dem dieselbe begleitenden Ausschrelben die Aufgabe kirchlicher Armenpflege richtig dahin prä- cisirt, daß sie nicht sowohl die leibliche Armuth als solcye bekämpfe, fondern vor Allem darauf ausgehe, die geistige Armuth zu Heden, durch welche jene so oft entsteht oder doch zu einer unerträglichen Last gemacht wird. Kirchliche Armenpflege verwende darum nicht bloS Geldmittel, sondern suche durch dcren Beihilfe religiös-sittliche Aufrichtung und christlichen Trost zu spenden. Ihre Aufgabe sei mehr, vollendeter Armuth thunlichst vorzubeugen, die innere Kraft der Almen zu stärken, daß sie ihre Noth durch eigene Anstrengung zu heben oder doch zu tragen lernen, und in zweiter Zu den Büchern, die eine seither Allen sichtbare und empfindliche Lücke vorzüglich und endgiltig auS- füllen. rechnen wir auch die vor Kurzem erschienene Biographie „Karl v. Dalberg und seine Zeit" von Karl Frhrn. v. Beaulieu - Marconnay. *) Frhr. v. Beaulieu, dem wir neben einer ganzen Reihe kleinerer Arbeiten zur deutschen Literatur-, Cultur- und politischen Geschichte deS 18. Jahrhundert-, die vor trefflichen Monographien „der HubertuSburger Friede" und „Ernst August, Herzog von Sachsen-Weimar", sowie die Studien „Anna Amalia, Karl August und der Ministerv. Fritsch" verdanken, hat an da- au-geführte Le bensbild einer der eigenthümlichsten und problematischsten Naturen, welche durch die Briefwechsel und Ucberliefe- rungen der klassischen Periode hindurchgehen, vieljährige Studien und die ernsteste Arb-it deS Forschers und Dar stellers gesetzt. Er sand, daß da- Bild der Statt- hallerS von Erfurt, deS letzten Coadjutor» von Mainz und nachmals des Fürsten PumaS des verhängniß vollen Rheinbünde», noch nicht klar gezeichnet fei. „Auf der einen Seite von der überschwenglichen Panegyrik Krämer'» in den Himmel erhoben, aus der andern Seite von der schne-denden Kritik Häusser» unbedingt verdammt, schwebt das Bild dieses Manne» zwischen zwei extremen Polen." So mußte die erste Pflicht historischer Gerechtigkeit sein, sich alle Zeugnisse für den Gang und die Wirkung diese« in seiner Weise einzigen, einst vtelgelobten und späterhin mehr geschmähten Leben« zu verschaffen Aber der Unstern Dalberg'« *) Karl v Dalb«ra und sein« Zett. Zur Biographie und Lharakteristik d«» Fürste» Prima» von Karl Frhrn v Beau- lieu Marcoanah. 2 vünde. Weimar, Hermann Bihlau 187». Linie erst, materieller Noth mit materiellen Mitteln zu steuern. Die (Luthardt'sche) „Allgemeine evange lisch-lutherische Kirchenzeitung" begleitet diese beiden Verfügungen mit folgenden Bemerkungen: „So richtig auch dies Alles ist, und fo dankenSwerth es erscheint, daß das großherzogl. hessische Kirchen regiment in dieser Weise die Einführung der feither fast völlig daniederliegenden kirchlichen Armenpflege sich angelegen fein läßt, so wird man sich doch keiner Täuschung darüber hingeben dürfen, daß e» damit in der Praxis nur fehr langsam vorwärts gehen wird, und daß für sehr viele Gemeinden trotz Instruction und kirchenregimentlichen Ausschrei- benS eine wirklich kirchliche Armenpflege lediglich ein frommer Wunsch bleiben wird. Denn eS liegt ja in der Natur der Sache, daß nur da, wo wahrhaft kirchliches Leben, d. h. lebendiger Glaube sich findet, auch kirchliche Armenpflege nach den vom Kirchen- regiment aufgestellten Gesichtspunkten möglich ist. Der Glaube aber kann natürlich auch durch die beste Instruction nicht gegeben werden. Wo er fehlt, da wird die befohlene Armenpflege sich auf daS Vertheilen der größeren oder geringeren, dem Kirchenvorstand zur Verfügung stehenden Geldmittel beschränken und zu einem äußeren, todten Werke, welchem tiefere, christliche Motive fehlen, herabsinken. Wir sagen dies, nicht um die Maßregel deS KirchenregimeniS, die uns durchaus sympathisch ist, zu bekritteln, sondern lediglich um vor der großen Täuschung zu warnen, der man hier und da sich hingeben zu wollen scheint, als ob mit der kirchenregimentlichen Instruction die Hauptsache gethan sei und wirklich kirchliche Armenpflege nunmehr die nothwendlge Consequenz derselben für alle Gemeinden der Landeskirche sein werde. Instructionen können nicht Leben erzeugen, sondern nur vorhandenes Leben regeln und ihm feste Norm geben. Wo die Kirchen vorstände sind, wie sie sein sollen, da wird die In struction für kirchliche Armenpflege diese ihre Ausgabe erfüllen. Wo dies aber nicht der Fall ist, da stellt diefelbe ihnen wenigstens em Ideal vor, das, wenn sie es nicht verwirklichen oder gar nicht einmal verwirk lichen wollen, sich zu einem Zeugniß wider sie gestaltet. Unter allen Umständen sagt die Instruction den Kirchcn- vorständen klar und bestimmt, was hinsichtlick der Armenpflege ihres Amtes ist. Und daß die» gesckneht, daß sie in dieser Beziehung nachdrücklich auf ihre Pflicht hingewiesen werden, ist eine Thatsache, die gewiß nicht erfolglos bleiben wird." — Auch eine Correspondenz der „Neuen Westfälischen Volks zeitung" aus dem Großherzoglhum Hessen conslatirt, daß die Einrichtung der kirchlichen Armenpflege in vielen Grmemden als etwas Befremdendes, in an deren als etwas Unnöthiges angesehen werde. Der Berichterstatter des, die religiösen Interessen mit großer Entschiedenheit vertretenden conservatlven Blattes fügt treffend hinzu: „Auf diefe Stimmung ist selbstver ständlich keine Rücksicht zu nehmen. Wer weiß, daß „die Schätze der Kirche" die Armen sind, muß die mit dem 1. Januar 1880 in Wirkung getretene Verfügung des Kirchenregiments mit Freuden begrüßen. Es haben in den letzten Jahren in den DecanatSsynoden Verhandlungen über die kirchliche Armenpflege statt gefunden. Durch diese wurde dieser Erlaß mit Be sonnenheit vorbereitet. Es kommen humanifttlche Armenvereine in den Städten darauf, Distrikte oder Bezirke zu bilden und für diese Pfleger und Pfleger innen zu bestellen. Diese sollen sich von der angeb lichen Noth der Armen persönlich überzeugen und das Nothwendige zur Anschaffung Vorschlägen. Dasselbe zu thun, find unsere weltlichen Mitglieder der Kirchen- vorstände durch die Verfassung verpflichtet; bei ihnen kommt aber hinzu, daß sie das Recht und die Pflicht haben, das religiös-sittliche Moment zu betonen und ebenso wohl auf Reinlichkeit, als aus Remi- hat eS gewollt, daß über den alternden, in unselige politische Verhältnisse verstrickten „Großherzog von Frankfurt" in den zahlreichen Archiven, die der Bio graph durchforschte (die Hauptausbeute boten die Staats archive zu Wien, Berlin, Dresden, Weimar, daS bay rische Provinzialarchiv zu Würzburg, das städtische Archiv m Frankfurt a. M.), unendlich mehr vorhanden war, als über den Jüngling und werdenden Mann, der mit Karl August und Goethe, mit Schiller und Wilhelm v. Humboldt im intimsten Verkehr gelebt. Mit Recht spricht v. Beaulieu in seiner Vorrede, in der er den Mangel eines wohlgepflegten Fanulien- archivS der Dalberg'jchen alten Familie beklagt, von einem „empfindlichsten Verlust für unsere Literatur geschichte." „Ein Mann, der mit den Besten seiner Zeit gelebt und verkehrt hat, der eine unglaublich auS- gebreitete Bekanntschaft hatte, die sich vom Throne herab durch alle Klassen und Berufszweige hinzog, der mit emsiger Beflissenheit seine Beziehungen zu den Jüngern und Meistern der Künste und Wissen schaften pflegte, ein solcher Mann mußte be» der da maligen Schwierigkeit de» Reisen» eme ausgedehnte Corrcspondenz führen und demnach im Besitz der kost barsten Documente au» der Glanzperiode der Literatur sich befinden. Die nachstehende Darstellung liefert die Beweise, daß er Briefe erhalten, und zwar theilweis« in ansehnlicher Menge von der Herzogin Anna Amalia, vom Herzog Karl August von Weimar, vom Herzog Ernst II. und Prinzen August von Gotha, von Goeiye, Wieland, Herder, Schiller, Wilhelm v. Humbol^ uud hundert Anderen. Und zwar Briefe, die in der Regcl wichtige und interessante Gegenstände behandeln. Alle» die« ist für un« verloren." Wenn trotz diese« Vcr-
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