Dresdner Journal : 20.03.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188003206
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800320
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-03
- Tag1880-03-20
- Monat1880-03
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- Dresdner Journal : 20.03.1880
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Sonnabend, den 20 März. 1880 1» UM»»«» L««t»ek«» >«t«»«: ILdrlwi»: . . 18 jt iLdrUck: 4 tl»rk dv?s. L>urel»«Hiuiuo«rll: 10 ?s L»»»«rd»id 6e»äent»c8«o kt-ioke« tritt ?o»t- uo<l !>ten>l>el»u»ctilu^ tu»»». lo»«r»tviipreli»«r PLr ä«o 8»uio sui«r US-p«Urvu«n ketit,«»!« 20 ?s. v»t»r „LioU—Mvät" äi« L«I« b<i kt. Lr»ed«t»«»r 1^UU«d mit Xommtiw« ä«r 8oov- Ullä keientLUr Xbsmli für clev folUvnüen ^»8 DreMerZomnnl. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. t . . - ru»er»t«u»oi>»dm« »u»t»>r1»» 1^ip»iUE ^>r /iru^^tettrr, LommisöiooLr äs« lirvGÜuvr ^ourvttt»; Nmodor« N«rii» Vti» I>ip»iU L»»»I - Lr«,l»a ^ronktu, t ». N-! Daa»rn»t«n L ^«Aier, L«rll» Vt«»-L»wd»rU kr»U-l^Ip,iU-rr»Lkt»rl ». ». Nü»oL«»' L/o«e, L.rIM: L. H»H, /nvaii<ie-«tia»oe, Sr«m«»: Lc/äotte, Lr«,I»a: D. §ta-lAe»>'» öür^Lu; vl»»»mtti: rrsuLkurt ». U L ^««Aer'seds u. «/. Drrrma»»- »cäs liuokbitnülunU; SsrUt»: A/Mer, Lmmovr t,' i8c/««>>7 ,.' ?»rt» 8«rIü» rr«»Ltilrt ». H SrütlU»ri Daube «c t.a., NumdmU^ D A'/eväAen, Lteiner Il«rLu»x«dvr: Töoigl. kipeäitiov lies Oresclnsr ^our»»i», I>re«6eo, Ho. 20. Amtlicher Theil. Dretdeu, 19. März. Sr. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar ist gestern Abend 6 Uhr 20 Min. nach Berlin abgereist. Dresden, 19. Mürz. Se. Majestät der König hat dem Prosessor Dr. Knothe des Königlichen Kadetten korps bei dessen Versetzung in den Ruhestand daS Ritterkreuz I. Classe de» Verdienstorden» allergnädigst zu verleihen geruht. Bekanntmachung. Nach einer so eben erst anher gelangten Mitthei- lung soll zu Anfang de» Monats April in Amster dam eine Ausstellung goldner und silberner Kunstgegenstände au» älterer Zeit stattfinden, was unter Hinweis auf das in der Kanzlei deS Ministe rium» de» Innern einzusehende Programm hierdurch bekannt gemacht wird. Dresden, am 16. März 1880. Ministerium des Innern, v. Nostitz-Wallwitz. Fromm. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Wie«, Freitag, IS. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die von einem hiesigen Morgevblatt ver breiteten Gerüchte über eine angebliche Minister- krifiS beruhen auf tendenziösen Erfindungen. Paris, Donnerstag, 18. März, AbrndS. (W. T. B^ Der Senat trat heute in die Berathung »eS Gesetzentwurfs, betreffend den Generalstab, ein. Der KriegSminister Aarrü beleuchtete die Punkte, in denen der Gesetzentwurf sich vortheil- Haft von den bisherigen Bestimmungen unterscheide. Marschall Eanrobrrt erklärte, daß er sich der Ab stimmung enthalten werde. Wir «S heißt, find durch die Jesuiten bereits alle Mitglieder der Congregation, welche der fran zösischen Rationalität nicht angehören, veranlaßt worden, sich nach dem Auslande zu begeben. Die „Agence Hava»" erklärt die Nachricht von der Zurückberufung deS Botschafter», General» Ehanzy, in St. Petersburg für unrichtig; dem Vernehmen uach werde Chanzy demnächst nur einen Urlaub antrrteu. Dir Journale weisen darauf hin, daß Ehanzy alljährlich im Frühjahr auf Urlaub »ehe- Rom, Donnerstag, 18. März, Abend». (W. T. B.) Dir Drputirtenkammer srtzte heute die Be- rathuug de» Budget» für da» Ministerium de» Au»wärtigen fort. ES kam hierbei zu einem Con- flict mit de« Kammerpräsidenten. Die Deputirten Bovio, Oliva und Mancini be gründeten die von ihnen beantragten, regierungsfreund lichen Tagesordnungen. Als Mancini hierbei äußerte, daß Bonghi die Linke mit olympischem Stolze behan delt habe, wurde derselbe vom Präsidenten Farini auf gefordert, sich in seiner Ausdrucksweise zu mäßigen, its kam infolge dessen zu einem lebhaften Zwischenfall zwischen Mancini und dem Präsidenten Farini, so, daß Mancini schließlich unter Zustimmung der Linken auf da» Wort verzichtete, während Farini den Präsidenten sitz verließ. Auch die Mitglieder der Rechten und die Minister entfernten sich au- dem Sitzungssaal. Der Bicepräsident Spantigali ließ eine halbstündige Unter brechung der Sitzung emtreten. Nachdem die Sitzung durch den Bicepräsideiiten Spantigati wieder eröffnet worden war, erklärte Mancini, er habe niemals ein Wort geäußert, welches den Präsidenten Farini habe beleidigen können. Der Bicepräsident Spantigati schloß darauf die Sitzung, indem er der Hoffnung Ausdruck gab, daß Farini den Präsidentensitz morgen wieder ein nehmen werde. Rom, Freitag, 1v. März. (Tel. d. DreSdn Journ.) Ueber den Zwischenfall in der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer wird noch folgende» Nähere mitgrtheilt: Als der Präsident der Kammer, Farini, sich aus dem BerathungSsaale nach den Appartements des Prä sidiums zurückgezogen halte, wurden der Ministerpräsi dent Cairoli, die Minister Depretis, Baccarmi und Billa, sowie die Deputaten Crispi, Nicotera und Sella und die Mitglieder des Präsidiums, mit Ausnahme deS Präsidenten Farini, zusammenberufen, um über die Mittel zur Begleichung des Vorfalls zu berathen. Man be- fchloß, Farini zu ersuchen, daß er den Vorsitz wieder über nehme und die Sitzung eröffne. Farini weigerte sich aber, besonders weil die Linke den Vicepräsidenten Spantigati, als er den Präsidentenstuhl einnahm, mit Beifall be grüßt hatte, welche Kundgebung Farini als deutliche Mißbilligung feines Verhaltens feiten seiner Partei betrachtete. Die Mitglieder des Präsidiums beschlossen hierauf, in die Kammer zurückzukehren und die Sitz ung zu schließen. — Heute findet abermals eine Be rathung der Mitglieder des Präsidiums Statt. Man hofft, daß ein Arrangement zu Stande komme. Infolge de» gestrigen Zwischenfall» in der Kammer hat der Präsident der Kammer, Farini, demisfionirt. Seine Wiederwahl ist jedoch wahr scheinlich. Der Deputiere Sella ersuchte in einer Ver sammlung der Rechten, an seiner Statt einen neuen Parteichef zu wählen; er betonte, er wolle Mitglied der Partei bleiben, nur möge ihn die Partei von der Verantwortung in der Mahlsteuer- frage entbinden, worin er seine Anschauungen nicht ändern könnte. Die Versammlung beschloß, keinen neuen Chef zu ernennen und nur ^en Deputirten Cavallotti bi» zur definitiven Ent scheidung mit der Leitung der Parteiarbeiten zu betrauen, und drückte ihre Sympathie für Farini au». Madrid, Donnerstag, 18. März, Abend». (W. T. B.) Der König hat heute einen Ministerrath abgehalten und in demselben Elduayrn zum Mi nister deS Auswärtigen, Bustillo» zum Minister der Colonien und Coögayon zum Finanzminister ernannt. London, Donnerstag, 18. März, AbendS. (W. T. B) In der heutigen Sitzung de» Unter hauses erklärte der Tchatzkanzler Northcote auf eine Anfrage Gourley», General Robert» sei be müht, Näheres über die Zustände in Gbuzni in Erfahrung zu bringen; über Unterhandlungen mit Mahomed Zan könne dir Regierung nichts berichten. London, Freitag, 19. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die heutigen Morgenblätter veröffentlichen einen Bericht des auS Frankreich ausgewiesenen und augenblicklich in England weilenden Russen Hartmann, in welchem derselbe bekennt, der Haupt- Urheber deS Moskauer Attentates gewesen zu sein. Hartmann beabsichtigt, in wenigen Tagen nach Amerika auSzuwandern. Konstantinopel, Donnerstag, 18. März, Mittags. (W. T. B.) Wie verlautet, hätte der Mörder deS Obersten Kumerau die Thal einge standen; es würde aber behauptet, daß derselbe irrsinnig sei. Die Untersuchung dauert fort. (Vgl. die „ TageSgeschichte'.) In Aleppo, in der Provinz Salonichi und an mehreren anderen Orten hat die Herabsetzung de» WertheS deS Metallgeldes zu ernsten Ruhestörun- gen geführt. Feuilleton. Nedi-in von Ltt» Banck. Da» Reisen in Rußland. (Fortsetzung zu Rr. «».) Wehr dem unglücklichen Sterblichen, der gleich nach dem Schmelzen de» Schnees eine lange Reise per Landstraße zu machen hat, oder, noch schlimmer, im Anfänge de» Winter», wenn der Herbstschmutz durch Kälte in Stein verwandelt, aber vom Schnee noch nicht geebnet worden ist! In jeder Jahreszeit ist eS ziemlich sicher, daß die Einförmigkeit der Reffe durch kleine unvorhergesehene, mehr oder weniger unangenehme Vorfälle unterbrochen wird. C» bricht z. B. ein Achse, ein Rad löst sich lo», oder r» stellt sich heraus, daß Pferde schwer zu beschaffen sind. Um ein Beispiel der ernsteren Vor fälle zu geben, welch« Vorkommen können, schalte ich eine Stelle auS meinem Tagebuch« hier ein. Wir kamen früh Morgens in Maikop an. Diese kleine Stadt beherrscht den Eingang zu einem der Thäler, welche sich gegen die Hauptkette deS Kaukasus erstrecken. Auf der Poststation angelangt, bestellten wir so fort Pferde für die nächste Post, erhielten jedoch die lakonische Antwort: „Es find keine Pferde vor handen I* .Und wann werden Sie welche haben?' -Morgen!' Wir faßten diese letzte Antwort al» eine Art muth- williger UeVertreibung auf und verlangten da» Buch, in dem reglementSmäßig die Absahrten gebührend ein geschrieben werden und aus welchem leicht zu ersehen ist, wann das nächste Gespann bereit stehen sollte. Es stellte sich heraus, daß wir um 4 Uhr Nachmittags Pferde erhalten mußten; wir zeigten also dem Herrn Posthalter verschiedene Documente, die vom Minister deS Innern und anderen einflußreichen Personen unter zeichnet waren und gaben ihm den Rath, jede Ueber- tretung des Postreglements zu vermeiden. Diese Documenie, welche bewiesen, daß wir die besondere Protection der Behörden genossen, waren uns gewöhnlich bei Verhandlungen mit störrischen Posthaltern sehr zu Statten gekommen; aber dieser war kein Posthalter vom gewöhnlichen Schlage. Er war ein Kosak von herkulischer Gestalt mit großem, kugel förmigem Kopfe und kurz gestutztem, borstigem Haare, buschigen Augenbrauen und riesigem, hängendem Schnurrbart. Seine trotzige Miene und seine ganze Haltung deuteten klar auf „einen unangenehmen Kun den'. Obgleich es noch früh am Tage war, hatte er offenbar schon eine beträchtliche Menge Alkohol zu sich genommen und fein ganzes Auftreten zeigte deutlich genug, daß er nicht zu Jenen gehörte, die „rin leichtes Räuschchen' liebenswürdig macht. Nachdem er die Documente mit hochnäsiger Miene betrachtet hatte, al» wolle ,r damit andeuten, daß e- ihm auch möglich sei, dieselben zu lesen, warf er die Papiere auf den Lisch und bemerkte, indem er seine Ritfenfäuste in seine weiten Taschen schob, mit einer rollenden Stimme im tiefsten Baß langsam und ent schieden: „Sie werden morgen früh Pferde bekommen!' Nachdem wir den Befehl gegeben hatten, daß man um 4 Uhr Nachmittag» Pferde für un» bereit halte, Dresden, l9. März. I» demselben Moment, in welchem die religiösen und kirchlichen Kämpfe bei den Völkern romanischer Race, namentlich bei den Franzosen, heftiger denn je entbrennen, fcheint der deutsche Culturkampf einem friedlichen Ende zuzugehen. In einem Schreiben au den in der Verbannung lebenden Erzbischof Paulus MelcherS von Köln, welches erlassen ist an läßlich eines CommenlarS, den der Bischof zur päpst lichen Encyklika über den Socialismus geschrieben hatte, erklärt der Papst den demokratischen Socialismus für eine „schreckliche und gefährliche Pest', zu deren Hei lung die Kirche vorzugsweise die Pflicht, aber auch die Mittel habe. Die Aufgabe sei um so dringlicher, als im Allgemeinen, trotz der „außerordentlichen undbe- wundernswerthen Fortschritte der natürlichen Künste und Wissenschaften', doch „täglich die Verschlimmerung der Sitten ui trauriger Weise zunehme.' Die Kirche bedürfe aber der Freiheit, um mit vollem Segen wirken zu können, wie überall, fo auch in unserm „berühmten Baterlande". Er, der Papst, habe die feste Hoffnung, da i der Friede zwischen Staat und Kirche m Deutsch land wieder hergestellt werden könne, wenn nur „von beiden Selten der geneigte Wille" dazu vorhanden sei. Er wolle seinerseits diesen Willen constauren durch die Er- laubniß, „daß der preußischen StaatSreglerung vor der ka nonischen Institution die Name» aller Priester angezeigt werden, welche di« Bischöfe der Diäresen zur Theilnahme ihrer Sorgen m der Ausübung der Seelsorge wählen.' Einer officlösen Berliner Correspondenz der „Darmstädter Zeitung" zufolge gilt in dortigen unterrichteten Kreisen diese- Schreiben als der unmittelbare Vorläufer deS fest abgeschlossenen Friedens mit der Curie, „dessen nähere Bedingungen der Welt vielleicht gleichzeitig mit dem Klange der Osterglocken verkündet werden dürsten." Wie der „Schlesischen Zeitung" von vertrauenS- wenher Seite mttgetheilt wird, ist der preußlichen Re gierung von seiten der Curie eine formelle Kundgebung bezüglich des Zugeständnisses, welches in dem päpst lichen Schreiben enthalten ist, nicht gemacht worden, auch werde eine derartige Mittheilung in Berlin nicht erwartet. Die im Amte befindlichen Bischöfe würden fortan die zu ernennenden Geistlichen dem Oberpräsi- denten namhaft machen, und ohne besondere Formalien werde damit der Eckstein des CulturkampfeS beseitigt sein. Diese Art der Erledigung dürste der preußischen Regierung um so willkommener sein, als durch dieselbe der ganzen Angelegenheit der dem Gange der kirchen politischen Gesetzgebung entsprechende interne Charakter gewahrt bleibt. Ob die Bischöfe dabei einer Weisung des Papstes folgen, oder ob sie aus eigenem Entschlusse handeln, sei für die preußische Regierung irrelevant; jedensalls sei die Bedingung erfüllt, von der schon der frühere Cultusminffter das Eingehen auf die Forderung einer Revision der Maigefetze abhängig machte: die Geistlichkeit hat dem Princip, jenen Ge setzen in allen ihren Theilen passiven Widerstand ent gegenzustellen, thatsächlich entsagt. Gerade derjenigen Bestimmung, von deren Beachtung die preußische Re gierung alles Wertere abhängig zu machen wiederholt erklärt hat, wird fortan seilen der Geistlichkeit unbedingt Folge geleistet werden. Daß der Papst hierzu seine Genehmigung ertheilt hat, ohne sich auf ein formelles Ueberelnkommen mit der Staats regierung zu berufen, habe im Hinblick auf die Er klärung der in Fulda versammelten Bischöfe vom Mai 1873 noch besondere Bedeutung, denn in jener Erklärung wurde auch der Gehorsam gegen solche Be stimmungen, „welche die Kirche verschiedenen Staaten kraft eines Uebereinkommens derselben mit dem apo stolischen Stuhl zugestanden hat", ausdrücklich verwei gert, „weil man sonst die Competenz des Staates, über kirchliche Dinge einseitig zu verfügen, anerkennen gingen wir aus, um einige für uns nothwendige Er kundigungen einzuziehen. Da wir indeß voraussetzten, daß man unserm Befehl nicht nachkommen würde, fo ersuchten wir einen Beamten, dem wir einen Besuch abstatteten, er möge andere Pferde für uns befolgen. Diefer Versuch, weitere Schwierigkeiten mit dem dicken Kosaken zu vermeiden, erwies sich als erfolglos. Es waren keine andere Miethpferde im Orte aufzutreiben. Wir kehrten deshalb um 4 Uhr zu der Station zurück, und da sich unsere Vermuthung als nur zu sehr be gründet herausstellte, so wendeten wir uns wieder an den genannten Beamten. Derselbe hatte die Güte, zur Station zu kommen und dem widerspenstigen Post halter gegenüber seinen ganzen Einfluß für uns gel tend zu machen; doch Alles war vergeblich. Herkules war weder in der Stimmung, Beamten noch gewöhn lichen Sterblichen Gehör zu geben und beantwortete jeden Rath und jeden Befehl aus eine Weise, die deut lich zeigte, daß er auch gesetzliche Autorität wenig achte. Endlich glang eS unserm Freunde, mit großer Mühe, andere Pferde für uns zu schaffen, und wir begnügten uns damit, einen Bericht über den Vorfall in das Beschwerdebuch einzutragen. (Schluß folgt.) * Au- Wien vom 18. d. meldet die „Pr.': Beim Obersthofmeister Fürsten Hohenlohe fand heute Mit tag eine Sitzung Slatt, an der der Reichsfinanzminister Baron Hofmann, der frühere Generalintendant Graf Wrbna, der Kanzleidirector de» Obersthofmeiste- ramte» Hosratk Westermayer, RegierungSrath Eisen reich al» Hoftheaterreferent im Obersthofmeisteramt und Regierung»rath Dr. HanSlick Theil nahmen. Die würde." Von positiven Maßnahmen der preußischen StaatSregierung behufs Erzielung eine- moäu» vi- veucli werde erst die Rede sein können, wenn der Er laß des Papstes praktisch wirksam geworden ist; einst weilen sei nur eine möglichst milde Anwendung der Maigesetze, soweit dieselbe ohne Aufopferung ihrer Principien möglich, m Aussicht zu nehmen. Beschlüsse des Staatsministeriums über eine Modification diefer Gesetze feien noch nicht gefaßt, und auch im günstig sten Falle dürften vor der nächsten Wintersejsion de- Landtags Schritte dieser Art nicht geschehen. In einem „Frieden auf kirchenpolitifchem Gebiete" überschriebe nen Artikel bemerkt die „Schles. Ztg." zu der frohen Botschaft aus Rom: „Fürst Bismarck darf sich eine- neuen, großen diplomatifchen Erfolge- rühmen; er ist nicht nach Canossa gegangen, er hat vielmehr den Frieden ganz auf demjenigen Wege erzielt, den er von vornherein in Aussicht nahm: auf dem Wege der Ver ständigung mit einem friedliebenden Papste, und zwar unter principieller Aufrechterhaltung des staatlichen Gesetzgebung-rechtes. . . Von der Stunde an, da der Culturkampf entbrannte, haben wir selbst fest aus der Seite des Staates gestanden. Unsere Ueberzeugung, daß der moderne, der souveräne Staat nicht nur be rechtigt, sondern verpflichtet sei, im Wege der Gesetz gebung die Grenzen zwischen den inneren und äußeren Angelegenheiten der Kirchen zu ziehen, hat keinen Augenblick gewankl. Wir haben aber stets anerkannt, daß die staatliche Gesetzgebung die Grenzen ihrer Macht m einzelnen Punkten zu weit gesteckt habe, und darum Concessionen von beiden Selten sür möglich erachtet. Der Wiederherstellung des Friedens haben wir schon m jenen Tagen, da die Wogen des Kampfes noch hoch g ngen, lebhaft das Wort geredet. Mit den FrledenS- wüiijchen, die nunmehr fett Jahresfrist in fast allen Partel- lageru laut geworden sind, haben wir in der Reihe der unabhängigen staatSfreundlichen Organe lange ifoUrt ge standen. Unsere zuversichtlichen Hoffnungen gründeten sich vor Allem auf die große Accommodationsfählgkeil, welche die katholische Kirche im Laufe der Jahrhun derte ohne Aufopferung ihrer abstrocten Principien so vielfach bewiesen hat. Unsere Hoffnungen sind er füllt, und freudig begrüßen wir das jetzt gesicherte Ende des unseligen Kampfes. Unseren seitherigen Gegnern auf kirchenpolitifchem Felde aber versagen wir das Zeugniß nicht, daß sie wacker und ohne Men- schensurchl standgehalten in dem langen Ringen. Den Katholiken un weiten Vaterlande zollen wir die An erkennung, daß sie der Welt bewiesen haben, welche Macht die Religion noch über deutsche Herzen übt. Insbesondere aber gebührt dem katholischen Clerus, der, aller materiellen Nachtheile ungeachtet, den Ge horsam gegen seine kirchlichen Oberen treu gewahrt hat, trotz alles Dessen, was wir mißbilligen und be kämpfen mußten, unsere volle Achtung." — Auch die „Kölnische Zeitung" spricht bereits von dem „Ende deS CulturkampfeS" und >agl: „Gelingt es dem Papste Leo XIII., den Frieden Mit dem Staate wiederherzu stellen — und wir zweifeln nun nicht mehr daran —, fo ist zu hoffen, daß er auch in manch anderer Hin sicht die Wunden wieder heilen werde, welche der kaiho- lffchen Kirche namentlich in Deutschland geschlagen wurden, und baß der Friede nicht nur mit dem Staate erhalten, sondern auch der Geist des Zwiespalts und der Unverträglichkeit innerhalb der katholischen Kirche selber endlich wieder gebannt werde. Wäre auch Das ihm bejchieden, so wäre der jetzige Papst ein neuer und wahrhaftiger Leo der Große." — Die conserva- tive Presse beobachtet dem päpstlichen Schreiben gegen über dis jetzt eine gewisse Reserve, der aber ein übel wollendes Motiv um so weniger unterliegen kann, als sie dabei dem Wunsche nach Wiederherstellung deS Friedens Ausdruck giebt. Die „Neue Preußische Zeitung" sagt, das wichtige Document enthalte , > ! Verhandlungen betrafen die Angelegenheiten der bei den Hoftheater, besonder- beabsichtigte Neuerungen und Perfonalveränderungen in der Hofoper. Armer kenswerth ist die Anwesenheit Hofmann's, der als künf tiger Hoftheaterintendant bezeichnet wird, und die Ab wesenheit des Operndirectors Jauner, der heute nach Italien abreistc. Man spricht auch von der Berufung Hanslick's in die Hofoperndireclion. * Im Verlage des verstorbenen I. I. Weber er schien von Friedrich Kirchner ein eigenthümliche» Album: „Erkenne Dich selbst", das bereits in 4. Auf lage vorliegt. In demselben sollen sich die Freund« nicht mit Stammbuchversen, die oft fade genug oder unwahr sind, fondern mit einer Selbstcharakteristik em- zeichnen, zu welcher sie die Beaniwortung von 25 auf jedem Blatte vorgedruckten Fragen, nach den LieblingS- eigenschaften am Manne und am Weibe, der Lieblings beschäftigung, der Idee von Glück und Unglück und anderer zur Seldsterkenntniß anregender Fragen ver anlaßt. In England sollen derartige Stammbücher allgemein verbreitet sein, und daß sie auch in Deutsch, land Anklang finden, beweisen die rasch auf einander folgenden Auflagen, welche das vorliegende erlebt hat. Die Ausstattung desselben ist dem Zweck entsprechend glänzend. Zunächst macht das Buch den Eindruck einer neuen gesellschaftlichen Spielerei. * Im Monat Mai wird eine österreichische Expedition unter Leitung des Professors der classi- fchen Archäologie an der Wiener Universität, Dr. Otto Benndorf, nach Olympia abgehen; dieselbe soll nebst dem Genannten noch aus den Herren E. Petersen, Professor in Prag, und Dr. W. Gurlitt, Professor in Graz, ferner einigen Mitgliedern de» archäologischen
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