Dresdner Journal : 09.05.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188005097
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800509
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-05
- Tag1880-05-09
- Monat1880-05
- Jahr1880
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- Titel
- Dresdner Journal : 09.05.1880
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^106 Sonntag, de» 9. Mai. 1880 I»» L«at»ed«» U«t«>»»: iLtlrticä: . . IS H»ric. 4 Ll-ertc S0?k. »lQ»«Io« llurorasro: 10 ?k L»»»«ek»ld d«deot»cliea keiolee, tritt?o»t- uod 8temp«lLU»cNt»8 tu QL». Io»»r»t«oprel8«r rür d«o N»nio «m«r xe«p»U«QSQ ?et>trsil« 20 ?k. vot»r „kiQ8«»o<it" dis Lsils b0 kk. LrsckvlL«»» 1^1 icd mit XQLN»kms der 8ovv- und keisttre^e ^Oeoä, kür den kolzendea DreMerÄurlml. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1»»«r»Ie»»»d»lime »N5vr8ri^: Fe Leand«tettce, Oowiuis^ionUr de» Ore»dQ«r douru^t»; L»»d«rU->»rll» Mi»» L»tp»tx S»»«I -Sr«,I»u kr^olikurt ». N.i LaaZ«««t«»n L t^vAtee, L»rU» Vt«» - S»mdurx kiNE-L«tp,tU»»»>lk«re ». ». »ü»<ü»»»l /i«d. .Uo»«e,- L»rit»: <8. Foenict. /«, atide^d«»«^, Lr»w»»: F §c/dc,tte >r»,l»o: I,. StanAe»'» 8üre»Ui vd»m»il,: />. FoiAt; kr>m^k»rt ». N.: F ^aeA<i^»ek6 u. F t). //eeemann- »ot»e kuvdknndiuQ^; SürUt,: 6. Lkütter, S»»»oe«r: 6 L<M<i>/. r, k»ri»-L«rU»-rr»»>lk»rt ». II. StuUx»rr: DauL« * Oo., L»md»iU: F XieKiAen, ^1d. Lteinse. llsrslisxsdsr: NüviLi. Lxpeditiov de» ltresdoer lowDst», Dresden, Lvin^emtrnsk« >to^ 20. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. In Folge der Mittheilung deS Herrn Reichskanz ler-, daß in letzter Zeit öfter» Apotyekerlehrlinge sich zur Apothekergehilfenprüfung gemeldet haben, welche die vorgeschriebene Lehrzeit mit Unterbrechungen zurückgelegt hatten, und daß hierbei die Frage zur Er örterung gekommen sei, ob in derartigen Fällen die beantragte Zulassung zur Prüfung zu gestatten sei, wird hiermit bekannt gemacht, daß unter der in 8 3 Ziffer 2 der Bekanntmachung de- Reichskanzlers, be treffend die Prüfung der Apothekergehilfen, vom 13. November 1875 (Eentralblatt für das deutsche Reich Seite 761) geforderten Lehrzeit eine Lehrzeit zu ver stehen ist, welche in unmittelbarer Aufeinanderfolge oder doch wenigstens ohne erhebliche Unterbrechungen zurückgelegt wird, und daß nur der Reichskanzler er mächtigt ist, in Uebereinstimmung mit der betreffenden Landesregierung, in besonderen AuSnahmesällen von der fraglichen Borschrift Dispensation zu ertheilen. Dresden, am 26. April 1880. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Teubert. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 7. Mai, AbendS. (Tel. d. Boh.) Montenegro hat an die Pforte eine Note gerichtet und folgende Forderungen formulirt: 1) Daß die ottomanische Regierung die Bestim mung des Konstantinopeler Memorandums ausführe, laut welcher die montenegrinischen Truppen in den Besitz der befestigten Stellungen zu treten haben; 2) daß die montenegrinische Regierung für alle infolge der Nichtdurchsührung der erwähnten Clausel seit dem 22. Aprilbis zum Tage,wodiemontenegrinischen Truppenvon jenen befestigten Punkren regelmäßigen Besitz ergreifen, ge tragenen Kosten und Ausgaben, sowie sür die erlittenen Verluste entschädigt werde; 3) Montenegro, welches sich auf da» Völkerrecht stützt, da» die Beziehungen zwischen zwei in Frieden lebenden Grenzstaaten regelt, verlangt, daß die Regierung des Sultans ernste und energische Maßregeln ergreife, um ihre auf montenegrinischem Gebiete sich befindenden bewaffneten Unterthanen zur Rückkehr in das Kaiserreich zu zwingen, um die Erneue- ,rung eines so anormalen Vorkommnisse» zu verhindern. Prag, Sonnabend, 8. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „Politik" zufolge beabsichtigen etwa IS tschechische Abgeordnete, darunter beide Adamek, Dr. Roth und vr. Grögr, demnächst ihre Man date uirdrrzulegen. Buda-Pest, Sonnabend, 8. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der volkSwirthschaftliche AuS- schuß der Deputirtentafel accrptirte heute unver ändert die Handelskonvention mit Deutschland. Betreffs der Regelung deS ApprrturverkehrS er klärte die Regierung, in Absicht deS Appretur- verfahrenS die bezüglichen Erleichterungen aufrecht zu erhalten. Auch diese Vorlage wurde ange nommen. Im Verlaufe der Verhandlungen erklärte der Han delsminister auf Anfrage des Deputirten Falk, ob die Regierung bei dem autonomen Tarife verharren oder Oesterreich eine Erhöhung einzelner Sätze zuge stehen wolle: die Regierung halte, wenn sich auch Aenderungen des autonomen Tarife- in dem einen oder dem anderen Punkte als nothwendig erweisen Feuilleton. Nediqirt von Otto Banck. Lon der FischereiauSstellung. Die Ausstellungen Englands und der Vereinigten Staaten von Nordamerika nehmen die Säle de» ersten Stocks, recht» und links von der Haupttreppe ein. Die englische Ausstellung, räumlich nicht so ausgedehnt wie die Nordamerika», repräsentirt sich Dank de» fast unbegrenzten Fonds, den die Regierung ihrem Lom- missar zur Verfügung gestellt, in überaus splendider Weise; mächtige Karten, die die Wände decken, geben interessanten Aufschluß über den bedeutenden Umfang, den die Fischerei in England und Schottland zur Zeit einnimmt; trefflich gearbeitete Modelle belehren uns über Bau und Einrichtung der Boote. Das Gebiet der Fischereigeräthe ist reich und erschöpfend vertreten; wissenschaftliche Instrumente führt un» in trefflicher, präciser Ausführung da» Ueteorologicul Oouooil zu London vor, und endlich weist die englische Ausstel lung ein Gebiet auf, da» wir in gleicher Ausdehnung in keiner andern Abiheilung finden, da» künstlerische: zahlreichen meisterhaft ausgeführten Oelgemälden haben Scenen au» dem Leben der Fische al» Motiv gedient. Die Eonservirung der Fische, namentlich der Heringe, wird un» in einem Modell vorgeführt, da» un» einen Einblick in die Salzerei von Jac. Mc. Eombie u. Eo. in Peterhrad arstattet. Auch fertige Producte der Eonservirung find in reicher Menge au-gestellt. — Eine der besten Abheilungen der ganzen Ausstellung ist die, deren Zusammenstellung wir der vuitsd sollten, wesentliche Aenderungen, insbesondere Erhöh ungen nicht für räthlich. Die Regierung habe jede hierauf gerichtete Bestrebung abgewiesen. Pari», Freitag, 7. Mai, AbendS. (W.T.B.) In der Deputirtenkammer wurden heute die In terpellation de» Bonapartistrn Mitchell über die Anwendung der Crnsur bei den Journalen und die Interpellation des Legitimisten Baudry d'Affon, betreffend die Annullirung eines gegen die Dekrete vom 29. März gerichteten Beschlusses de» Gene- ralrath» der Lendse, auf 1 Monat zurückgrstellt. Die Kammer fuhr dann in der Tarifbrrathung fort und genehmigte den Tarif für linnene Kaden nach den Anträgen der Regierung. Schließlich wurde der Antrag auf Aufhebung deS Gesetzes vom Jahre 1874, welches an Sonn- und Fest tagen die Arbeit untersagt, in erster Lesung an genommen. Paris, Sonnabend, 8. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ) Wie daS „Börsenblatt" meldet, haben die Eomit6S der StaatSbahnen beschlossen, eine Total dividende von 3V FrcS. zu propouiren. Brüssel, Freitag, 7. Mai, AbendS. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer berirth heute den Gesetzentwurf, betreffend die Verlängerung deS Ge setze» über dir Ausländer. Im Laufe der sehr erregten Debatte erklärte der Justizminister Bara, die Regierung werde den französischen Jesuiten gegenüber genau dieselbe Linie einhalten, die sie in Bezug auf deutsche Mitglieder religiöser Orden eingehalten habe. Wenn die aus ihrem Lande vertriebenen Congregationen sich etwa in Belgien zu rreonstituiren versuchen sollten, werde er daS Gesetz zur Anwendung bringen. Rom, Sonnabend, 8. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Abgeordneten Ricasoli und Peruzzi erklären in den Zeitungen, daß sie sich vom öffent lichen Leben zurückziehen. Dresden, 8. Mai. In der 31. Sitzung des Reichstags am 16. April dieses Jahres hat der Abgeordnete Lieb knecht bei Begründung seines Antrag» wegen Sistirung eines gegen den Abgeordneten Wiemer in Lhttnnitz bei dem dortigen Amtsgericht schwebenden Strafver fahrens im unmittelbaren Anschluß an seine — übrigen» unrichtige — Behauptung, daß durch eine von der Staatsanwaltschaft beantragt gewesene gericht liche Verfügung der Art. 31 der Reichsverfassung ver letzt worden sei, nach Ausweis deS stenographischen Berichts wörtlich Folgendes geäußert: »Sie sehen also, meine Herren, daß eine flaxrante Ber letzung von Gesetz und Recht, sogar der Reichsverfassung vorliegt. Und hier habe ich noch eines erschwerenden und charakteristischen Umstandes zu erwähnen. Der jenige Beamte der Staarsanwaltschast, welcher in diesem Falle das Gesetz mit Füßen getreten hat, wo es galt, einem Socialdemokraten entgegenzutreten, dieser selbe Beamte hat voriges Jahr, wosür ich die actenmäßigen Beweise habe, veranlaßt, daß ein Mann, welcher Unzucht mit Kindern getrieben, wieder in Freiheit gelangt ist, — d. h. der Mann wurde aus Grund ärztlicher Zeugnisse in eine slrivatanstalt entlassen, aus der er natürlich entflohen ist. Die Be weise dafür werde ich aus Verlangen vordringen.' Die hierin liegenden thatsächlichen Behauptungen, daß der Staatsanwalt auf Grund ärztlichen Zeugnisses die Entlassung eines Gefangenen in eine Prwatanstalt veranlaßt habe und daß der Gefangene aus dieser ent flohen sei, begründen sür sich allein noch nicht den Vorwurf einer Verschuldung gegen den Staatsanwalt, viel weniger den Vorwurf, daß er dem Gefangenen zur Flucht habe verhelfen wollen. Gleichwohl hat eine solche grobe Pflichtverletzung und damit geradezu die Begünstigung eines Verbrechens dem betreffenden 8tntes - 6ommissiou ok k'isb nnä kisderiss zu Washlngton verdanken und die unS ein treffliches Bild der Fischerei in den Vereinigten Staaten giebt. Eine große Lollectivausstellung zeigt uns in GypSabgüssen oder bildlichen Darstellungen 296 der wichtigsten Fisch arten Nordamerikas, sowie die Säugethiere, Vögel und Reptilien, die in Bezug auf Fischzucht schädlich oder nützlich sind. Eine besondere Aufmerksamkeit ist der Auster gewidmet, deren Verbreitung, deren Eigenthüm- lichkeiten in den Formen, im Wachsthum, in den Zuchtmethoden uns eine Reihe von Inseln darstellen. Daneben finden wir eine treffliche Sammlung von Algen und Tange, die die Pross. Eaton, Anderson und Farlow naturgetreu präparirt haben. DaS Haupt interesse nehmen jedoch in der amerikanischen Abthei- lung jene Objecte in Anspruch, die sich auf künstliche Fischzucht beziehen, und es ist sehr zu bedauern, daß gerade diese Sachen ziemlich versteckt in den Schränken de» CorridorS aufgestellt sind. Nächst den Franzosen, die bekanntlich zuerst die von den Deutschen gegebene Anregung benutzten und die künstliche Fischzucht zu einem bedeutungsvollen In dustriezweig erhoben, waren eS die Amerikaner, die bahnbrechend auf diesem Gebiete vorgingen. Die Fran zosen hatten die Nachahmung der natürlichen Verhält nisse al» eine Hauptaufgabe der künstlichen Fischzucht betrachtet. Sie hatten infolge dessen ihre Brutkästen möglichst dem Flußbette ähnlich zu machen gesucht, waren dabei aber auf zwei erhebliche Schwierigkeiten gestoßen; einmal hatte da» die Eier überströmende Wasser nur die obersten Schichten getroffen, und da die Eier ohne Wasser nicht existenzfähig waren, war man gezwungen gewesen, nur dünne Schichten in die Staatsanwalt Schuld gegeben werden sollen. Kein Gericht würde als zweifelhaft angesehen haben, daß diese Absicht Liebknecht'- au- der Fassung und dem Zusammenhänge der Aeußerungen, insbesondere auch daraus hervorgeht, daß der behauptete Vorgang al» ein Gegenstück zu der demselben Staatsanwalt beige messenen tendenziösen Verletzung der Reichsverfassung bei der strafrechtlichen Verfolgung eines Socialdemo- kraten hingestellt worden ist. Die nachgefolgten Reden geben auch dafür Zeugniß, daß in Liebknecht'- Aeuße rungen im Reichstag selbst eine schwere Beschuldigung des betreffenden Staatsanwalts gefunden worden ist. Liebknecht hat sich darauf berufen, daß er sie beweisen könne, und auf Verlangen beweisen werde. Da sein Privilegium als Abgeordneter ihn davor schützt, zum Erbringen seiner Beweise durch Anstellung einer Klage auf Grund tz 186 des Straf-Gesetz-Buchs genöthigt zu werden, so wollen wir ihm den Anlaß dazu hier mit geben, indem wir nicht blos die ohne Substan- tiirung gebliebene Beschuldigung al» unbegrün det, sondern auch seine thatsächlichen Behaup tungen, an welche er sie geknüpft hat, als Satz für Satz falsch bezeichnen. Nach der von dem angegriffenen Staatsanwalt auf Anfrage deS Justizministeriums erstatteten amtlichen Anzeige ist Folgendes der einzige Vorgang, auf wel chen sich die Liebknecht'sche Erzählung beziehen läßt. In den ersten Monaten deS vorigen JahreS — zu welcher Zeit der in jener Strafsache gegen den Abg. Wiemer thätig gewesene Beamte der Staats anwaltschaft zu Chemnitz der Staatsanwaltschaft bei dem damaligen Bezirksgericht zu Dresden angehört hat — kam eine hiesige, sehr bekannte Persönlichkeit m den Verdacht, des vom Abg. Liebknecht bezeichneten Verbrechens sich schuldig gemacht zu haben. Nach einigen vorbereitenden Erhebungen beantragte die Staatsanwaltschaft bei dem Bezirksgerichte die Eröff nung der Voruntersuchung gegen den Beschuldigten. Da Letzterer nach gerichtsärztlichem Gutachten krank und nicht transportfähig war, richtete die Staatsanwalt schaft ihren Antrag gleichzeitig darauf, daß der Be schuldigte, sobald sein Gesundheitszustand eS erlaube, in Untersuchungshaft versetzt werde. Dies ist nicht zur Ausführung gekommen. Der geistige Zustand deS Beschuldigten war ein solcher, daß von ärztlicher Seite Bedenken gegen seine Zurechnungsfähigkeit er hoben und es für nothwendig erklärt wurde, ihn in einer Heilanstalt der ärztlichen Beobachtung zu unter weisen. Der Beschuldigte wurde in eine Privatheil anstalt in Pirna gebracht. Die Staatsanwaltschaft ihrerseits hat diese Maßregel nicht veranlaßt, bei der selben überhaupt nicht concurrirt. Vom Untersuchungs richter aber wurde Vorsorge getroffen, daß ohne seine Genehmigung der Beschuldigte aus der Anstalt nicht entlassen werde. Im weiteren Verlaufe der Unter suchung wurde gerichtsärztlich festgrstellt, daß der Be schuldigte an einem die Freiheit deS Willens auS- schUeßenden krankhaften Zustande der Geistesthätigkeit leide und die Hoffnung auf eine Wiedererlangung einer ungestörten Geistesthätigkeit für ihn geschwunden erscheine. Unter diesen Umständen konnte von einer weiteren strafrechtlichen Verfolgung nicht die Rede sein. Der Untersuchungsrichter sprach sich daher für Wieder einstellung der Untersuchung aus, die Staatsanwalt schaft stimmte zu und das Bezirksgericht in collegialer Zustammcnstellung beschloß die Einstellung der Unter suchung. Bis zu diesem Zeitpunkte ist der Beschul digte unausgesetzt in der Heilanstalt geblieben. WaS später aus ihm geworden, ist amtlich nicht bekannt. Die Justizbehörden hatten daran nach Erledigung des Strafverfahrens kein Interesse zu nehmen. Aus dieser Sachdarstellung ergiebt sich, falls Lieb knecht — wie nicht anders angenommen werden kann, so lange er nicht das Gegentheil behauptet — diesen Brutkästen zu legen, und dann hatte daS überströmende Wasser auf die Eier allen Schlamm abgesetzt und da durch wiederum die Entwickelung der Eier gestört. Die Amerikaner haben daher in richtiger Erkenntniß dieser Uebelstände da- Princip der Naturnachahmung verlassen und sich mehr an die Sache selbst haltend, das der Untcrströmung angenommen, bei dem da» Wasser, das durch Löcher von unten in den eigentlichen Brutapparat eindringt, die in beliebiger Höhe auf geschichteten Eier sämmtlich befeuchtet und zugleich einen unter andern Verhältnissen schädigenden gegenseitigen Druck der Eier vermeldet. Der kalifornische Brüt- apparat, dem dieses Princip zu Grunde liegt, hat sich auch in Deutschland Anerkennung verschafft, wenn er auch hier einigen Veränderungen unterworfen werden mußte, Veränderungen, die ihre Veranlassung in dem verschiedenartigen Betriebe der Fischzucht in beiden Ländern haben, und hier kommen wir auf den zweiten Umstand, der un» die Ausstellung der amerikanischen Fischzüchter interessant macht. Während wir in Deutsch land über den Kleinbetrieb bei der künstlichen Fisch zucht noch nicht hinausgekommen sind, hat man in Amerika die großartigsten Anlagen geschaffen, die Dampfkraft und Maschinenarbeit in ausgedehntestem Maße sich zu Nutze gemacht. UeberauS erschöpfend hat Amerika die Geräthe für den Fischerelbetrieb aus gestellt und hierbei ebensowohl den historischen, wie den geographischen Gesichtspunkt berücksichtigt. Diese Abthe,lung, die vollständigste ihrer Art in der ganzen Ausstellung, dürste mehr, al» alle andern geeignet sein, ein Bild von der reichen Mannichsaltigkeit zu geben, die die Fischereigeräthe aufwrisen, ein Bild, ka um so eigentümlicher ist, al- e- unS zugleich zeigt, Vorgang im Auge gehabt hat, für die Beurtheilung seiner Erzählung im Reichstag Folgendes. Es ist nicht wahr, daß der Beschuldigte auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft in eine Privatheilanstalt ge bracht worden ist; die Staatsanwaltschaft ist bei dieser Maßregel ganz unbetheiligt gewesen. Es ist nicht wahr, daß der Beschuldigte in die Anstalt entlassen worden ist; er war nie verhaftet und konnte also auch nicht aus einer Haft entlassen werden. Es ist nicht wahr, daß der Beschuldigte entflohen ist; er hat vielmehr bi- zur völligen Erledigung des Straspro- cesse- zur Verfügung der Behörden gestanden. Nach Einstellung der Untersuchung konnte eine Flucht nicht mehr in Frage kommen. Hiermit ist aber das Maß der Unrichtigkeiten in der Liebknecht'schen Erzählung noch nicht erschöpft. Es kommt noch hinzu, daß derjenige Staatsanwalt, welchen wegen deS Verfahrens m dieser Sache ein Borwurf treffen könnte, wenn ein solcher überhaupt begründet wäre, nicht derselbe Beamte, der in dem Strafverfahren gegen Wiemer und Gen. thätig ge wesen, sondern ein anderer Beamter ist. Der Staats anwalt, dessen Ehre Liebknecht angetastet, ist in jene DreSvner Untersuchung erst im letzten Stadium ein getreten, nachdem sein College, welcher bis dahin die Sache selbständig und ohne jede Concurrenz des Er steren bearbeitet hatte, aus der Staatsanwaltschaft aus geschieden war, und zwar erst zu einer Zeit, zu wel cher der Beschuldigte sich in der Heilanstalt bereit- befand. Nicht er wäre es daher gewesen, welcher die Entlassung deS Beschuldigten veranlaßt hätte, wenn überhaupt eine Entlassung von der Staats anwaltschaft veranlaßt worden wäre. Tagesgeschichte. * Berlin, 7. Mai. Die Tage der Debatten über die Socialistenvorlage im Reichstage sind vorüber; der Reichstag hat der Vorlage mit den von seiner Com mission beschlossenen Abänderungen mit großer Ma jorität zugestimmt, und eS ist somit Aussicht vorhanden, daß erst in einer Reihe von Jahren der Parlaments saal aus der Leipziger Straße wieder den Tummelplatz für die langathmigen bald anklagenden, bald drohenden Redeübungen der socialdemokratischen Wortführer ab geben wird, die nun einmal mit den Verhandlungen über eine solche Vorlage unvermeidlich verbunden sind. ES war die Folge eines Einverständnisses zwischen allen Parteien, daß den im Uebrigen durch das Gesetz „mundtodt" gemachten Vertretern der socialdemokrati schen Partei bei diesem Anlaß möglichste Gelegenheit gegeben werde, dem langverhaltenen Rededrange Luft zu machen, und man wird nicht behaupten können, daß die Beneficiaten von dieser Licenz einen allzubescheidenen Gebrauch gemacht hätten. Mit viel Geduld und wenig Interesse hörte daS Haus in seiner großen Mehrheit vier lange Sitzungen hindurch die endlosen Ausfüh rungen der Herren an, die mit einer langen Reihe von Anklagen gegen Polizeibehörden und Staats anwälte, gegen Regierungsbehörden und Relchscvmmis- sion auSgefüllt sind, aus denen hervorgehen soll, daß daS Gesetz nicht im Sinne deS Gesetzgebers, oder, wie eS die Herren mit einem mindestens an der Grenze deS parlamentarisch Erlaubten stehenden Ausdruck zu be zeichnen pflegen, illoyal gehandhabt werde. Nach dem bekannten Satz: „cLlumniure auelueter semper uliguiä bseret": nur frisch drauf los verleumde», etwas bleibt doch hängen, verfahren sie, und siehe da, das Sprichwort behält Recht, eS finden sich doch ver schiedene der Minorität des Hauses angehörende Mit glieder, welche meinen: „Ja, wenn so viel Anklagen vor gebracht werden, da muß doch etwas Wahres daran sein, und wenn nur ein Theil wahr ist, da kann man mit gutem Gewissen doch nicht für Verlängerung des Ge- daß all dieser Mannichsaltigkeit doch immer die gleichen einfachen Principien zu Grunde liegen, mögen wir die Geräthe vor Augen haben, wie sie im hohen Norden von den E-kimoS gebraucht werden, oder mögen sie den Indianern der Westküste als Hilfsmittel gedient haben. Es ist dies gerade einer jener allgemeinen Gesichtspunkte, die uns zum ersten Mal durch die Ausstellung evident vor Augen geführt werden, diese principielle Uebereinstimmung der Fischereigeräthe, die wir überall wiederfinden, bei den Fischern der nor dischen Gewässer, bei den Fischern Chinas, Japans und der malay schen Gewässer, in Amerika und an den Ge staden des Mittelmeeres. Die Kartographie, soweit sie die geographische Verbreitung der Fische zum Gegen stände hat, ist auch hier reich vertreten, und nicht un erwähnt mag eS bleiben, daß Amerika auch eine Spe- cification der auf Fischerei und Fischzucht bezüglichen Patente ausgestellt hat. Prei»aufgaden. Der Dresdner Kunstgewerbe- verein hat aus Grund seiner Statuten beschlossen, folgende Preisaufgaben zu stellen: 1) Entwurf zu einem Pianinogehäuse, 2) Entwurf zu einem Kachelofen mit oder ohne Kamin, 3) Entwurf zu einem Tafelservice in Porzellan mit einfacher Bemalung, 4) Entwurf zu einem Landelaber in Bronze oder bronttrtem Metall, 5) Entwurf zu einem silbernen Eßbesteck, 6) Entwurf zu einer gemalten Zimmerdecke sür ein Herrenzimmer von 4, 5 zu 6 Meter Tiefe. Da» Preisgericht be steht aus Prof. C. Graff, Hosbildhauer Hartmann, Architekt A. HauSschild, Silberarbeitcr Marpe, Prof. M. Rade, Decoration-maler Schaberschul, Pros. Weiß bach. Die näheren Bedingungen dieser interessanten
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