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Dresdner Journal : 30.05.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188005300
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800530
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800530
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-05
- Tag1880-05-30
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- Dresdner Journal : 30.05.1880
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O1SA I880 Sonntag, de» 30 Mal. r» x»a««i> 4»ur»cv«u U«teU«: <1Lt»rU>:d: . . 18 blur^. jtMkrUed: 4 Llarlr SOkk. Liorelos Xurnmarn: 10 kt Au««eb»IV äsaäeotaekeo keiebei tritt ?o»t- un«t 8temp«tru»Ldla^ biuau. l»»er»te»pret»er k^ir eien kaum «iaer ss«p»It«lleo kotitroils 20 ks. Vater „Liu^ammüt" äis 2«il« SV kf. Liwekslwsn r Ulztiak mit Xaiaakm« 6er Sonn- an6 ^eiertaxe UbanU» für 6ea folgenden Zres-nerIMrM. la»eri»t«aaon»Iim<> anaw»rt!<r Laixai^: /<> ^ra»6e>tctk!,, «.outun^.iout'u 6?« l)re»6avr 6c»urnrtk; Aamdnrg -Uarlin Visa Letpitx S»i«I - 8r«»l»u rr»akku> t ». N.! L ^OA/er, Lerlm Visa -Liuadarx kr»U-L»tp«ig kr»a>tturt ». ». »üaekea: ^tv«e, >«rlia:A./tornict,Znea/i6e«6<ia>:, Lr«w,a:A'.Lc^ott«, >r«»I»a: D>. ^tanAen » Lüreau; 0d«nmit,: ^oiAt; kr»alrtiirt ». L.: /t' ^««Ae^sede a. (7. //errmana- »eds ltiioliliixnUua^; vörMr: A/Mer, Sannovart t? Lc/i0 >-e > e k»ri, L«rlm - rrLaktart ». w. »tuttgarl: /)a«L« « c,o.,- ÜLwbarx X?ra6§en, ^4«i Äe»n«r. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Ueraasxvderi lköoinl. Lrpeäitioa 6e» Dresäavr Journal», Ilreixjen, XvinjseiAtritesv Ao. 20. Nachbestellungen auf daS „Dresdner Journal" für den Monat Juni werden zu dem Preise von 1 Mark 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für auswärts bei den betreffenden Post anstalten. In Dresden-Neustadt können Abonnements- bestellungen abgegeben werden in der Kunst- und Musikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (Hauptstraße 31), woselbst auch Inserate zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden. Amtlicher Theil. Se. Königliche Majestät hat allergnädigst geruht, dem Abtheilungsdirector im Finanzministerium, Ge heimen Rath Otto Theodor Meusel das Ritterkreuz 1. Klasse des Verdienstordens zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 28. Mai, AbendS. (Tel.d.Boh.) Nachdem nun auch Rußland die Zustimmung zu dem französischen Anträge ertheilte, erscheint der Vorschlag auf eine Konferenz pur« et simple angenommen. Diese Konferenz gilt ausschließlich der griechischen Greazfrage. Buda-Pest, Freitag, 28. Mai, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirten- täfel ward bei der Berathung deS von der Regie rung mit der rbeißbahngesellschaft vereinbarten Vertrages ein zu tz 5 vom Abg. HegedvS rin- gebrachteS Amendement mit 138 gegen 113 Stim men abgelehnt und die ganze Vorlage darauf, einem Anträge deS Ministerpräsidenten TiSza ge mäß, an den Finanzausschuß zurückverwirsen. (Der „Boh." telegraphirt man aus Buda-Pest: Die Regie rung erlitt heute in der Deputirtentafel eine empfind liche Niederlage. Sie blieb bei der namentlichen Ab stimmung über 8 5 des Gesetzes über den Ankauf der Theißbayn durch den Staat mit 25 Stimmen in der Minorität. Baron Sennyey stimmte mit der Opposi tion. Viele Mitglieder der Regierungspartei verließen vor der Abstimmung den Saal, um nicht offen gegen das Cabinet votiren zu müssen. Der gefallene Paragraph handelt von der Honorirung des DirectionSrathes dieser Eisenbahn für die Zeit der Liquidation. Da in dem selben ausschließlich Freunde der Regierung und höhere Beamte sitzen, erblickte man darin einen Act des Ne potismus. Das Gesetz wurde an den Finanzausschuß zurückvciwiesen. Möglich, daß infolge dessen die Verstaatlichung der Theißbahn eine Verzögerung er leidet.) Paris, Freitag, 28. Mai, AbendS. (W.T.B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtrnkammer tadelte Clemenceau die am Sonntag getroffenen Maßregeln gegenüber einer Kundgebung, die be reits so gut wie aufgrgeben war. Clomenceau wirst der Regierung vor, kein Ver trauen in die Freiheit zu setzen; die Bevölkerung sei verständiger, als die Regierung. ES sei Zeit, es in Frankreich endlich einmal mit der politischen Freiheit zu versuchen. —Der Minister deS Innern, Constans, erwidert hieraus, die Regierung hätte eine Kundgebung nicht dulden tönnen, deren Zweck eS war, verbreche ¬ rische Thaten zu glorificiren. Gerade weil die Regie rung die öffentlichen Freiheiten wünsche, wolle sie die selben sicher stellen gegen Diejenigen, welche Verwir rung und Aufregung in die Gemüther und auf die Straße tragen. (Beifall.) — Paul de Cassag nac fragt, weshalb man, wenn die Kundgebung strafbar war, nicht die Verhafteten vor den Richter stelle; die Re gierung messe mit zweierlei Maß, sie sei streng gegen die Anhänger der Rechten und schone die der Linken. — Clemenceau beantragt eine Tagesordnung, in welcher Bedauern darüber ausgesprochen wird, daß die Regierung kein Vertrauen zu dem gesunden Sinne der Pariser Bevölkerung habe. Die Regierung verlangt dem gegenüber eine einfache Tagesordnung, welche alSdann mit 309 gegen 31 Stimmen angenommen wird. Der Bonapartist Janvier de la Motte inter- pellirte sodann die Regierung über daS vom Pa riser Municipalrathe gegen den Polizeipräfecten Andrirur beschlossene TadelSvotum. Janvier de la Motte frug, ob denn der Pariser Municipalrath der Herr sei, oder die Regierung. Wenn die Regierung der Herr sei, müsse der Pariser Municipalrath aufgelöst werden. — Der Handel»- minister erwiderte, das Votum des Municipalrath- sei annullirt worden. — Janvier de la Motte er- klätte die blose Annullirung des Votums sür eine platonische Maßregel, die Nichts weiter beweise, als die Schwäche der Regierung. — Der Kammerprä sident schloß den Zwischenfall mit der Erllärung, daß die Regierung zur Aufrechterhaltung der Ordnung deS Rathes von Janvier de la Motte nicht bedürfe. In der Sitzung der Budgetcommission erklärte der Marineminister, daß die Regierung nicht ab solut auf der Erpedition nach Tonkin bestehe. Die Kosten der Expedition werden in einer der Kammer gemachten Mittheilung auf 10 Millionen angeschlagen, und nimmt man deshalb in parla mentarischen Kreisen an, daß die Kammern die Expedition nicht genehmigen würden. Rom, Freitag, 28. Mai, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammrr dankte Präsident Karini für seine Wahl zum Prä sidenten, die er im Hinblick auf die Einstimmig keit, mit welcher dieselbe erfolgt sei, nicht ablehnen wolle. Bei der anderwriten Vicepräfibentenwahl wurden 428 Stimmen abgegeben; eS erhielten Abiguente (Dissident) 213, Lard (Dissident) 212, Maurogonato (Constitutioneller) 211, Spantigati (Ministerieller) 208 Stimmen, Ju Secretärrn wur den 1 Ministerieller, 1 Dissident, 2 konstitutionelle, zu Quästoren 1 konstitutioneller und 1 Mini sterieller gewählt. Der Kinanzminister wird, dem Vernehmen «ach, der Kammer eine Vorlage über die provisorische Ainanzgrbahrung pro Juni machen. Die parlamentarische Situation ist schwierig. Die ministerielle Partei ist nicht stark genug, um einer eventuellen Koalition der Konstitutionellen und der Dissidenten entgegen zu treten. (Vgl. die „Zeitungsschau".) London, Freitag, 28. Mai, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Oberhauses sprach sich Lord Oranmore gegen die Ernennung Lord Ripon'S zum Vicekönig von Indien aus, weil derselbe der katholischen Konfession angrhöre. Earl Granville, Lord Northbrook und Lord Ettrick traten für die Ernennung Lord Ripon s ein, wo mit der Gegenstand wieder verlassen wurde. Im Unterhause gab die Wahl des Ausschusses zur Berathung der die Eidesleistung Bradlaugh'» betreffenden Frage zu einer lebhaften Debatte über die Zusammensetzung deS Ausschusses Veranlassung. Der Antrag Wolff'S auf Vertagung der Wahl wurde indeß mit 256 gegen 100 Stimmen abge- lehnt und die Ernennung deS Ausschusses hierauf vorgenommen. ES folgte die Beantwortung meh rerer Interpellationen. Auf eine Anfrage Labouchöre'S erklärt der Unter- staatSsecretär Dilke, er könne nur die früher schon von dem Marquis v. Salisbury abgegebene Versicherung bestätigen, daß das Land außer den bereit- bekannten Verpflichtungen keinerlei andere Verpflichtungen ein- gegargen sei. Eine Vorlegung deS seiner Zeit zwischen Salisbury und dem Grasen Schuwalow getroffenen Abkommen- sei um so mehr überflüssig, weil sich das selbe auf jetzt abgeschlossene Unterhandlungen bezogen habe und deshalb ohne jede praktische Wichtigkeit sei. — Der Premier Gladstone erwiderte auf eine An frage Chaplin'-, er habe in Bezug auf die englisch türkische Convention weder die Bezeichnung derselben al- „wahnsinnige Convention", noch andere bezüglich derselben von ihm gebrauchte Bezeichnungen zurückzu- uehmen (Beifall der Regierungspartei); er wiederhole aber diese Bezeichnungen nicht, weil das nur die ganz unnöthige Wirkung haben könnte, ein VertragSinstru- ment zu verunglimpfen, von welchem England, welches auch immer die Ansicht der jetzigen Regierung darüber sein möge, nicht loskommen könne. (Beifall der Oppo sition.) St. Petersburg, Freitag, 28 Mai, AbendS. (W. T. B.) DaS „Journal de St. Pötersbourg" nennt den 15. Juni alS den Tag, an welchem die in Berlin abzuhaltende Konferenz zusammentreten werde. Der „Regierungs-Anzeiger" publicirt, daß die in dem Proceß gegen Michailow, Weimar und Genossen Berurtheilten begnadigt worden find, und zwar: Michailow und Saburow, die zum Tode verur- thcilt waren, der Erstere zu 20jähriger, der Letztere zu 15jähnger Zwangsarbeit in den Bergwerken, Trost- schanSky zu 10jähriger Zwangsarbeit in den Berg werken, Weimar zu lOjähriger Zwangsarbeit in einer Festung, Maria Kolenkina zu einer 10jährigen, Berd nikow zu 8jähriger, Löwenthal zu bjähriger Fabrik zwangsarbeit, Olga Nathanson zur Ansiedlung in einer entfernten, Olga Witanjew zur Ansiedelung in einer weniger entfernten Gegend Sibiriens, Alexandra Ma linowskaja zum Aufenthalt in dem Gouvernement Tobolsk, Alle — die Malinowskaja ausgenommen — unter Verlust aller Rechte. Dresden, 29. Mai. „Die politischen Thatsachen haben den innern moralischen Proceß überholt." Mit diesen Worten hat Ferdinand Gregorovius, der ausgezeichnete Kenner Italiens, das letzte Jahrzehnt» italienischer Entwicklungs geschichte vortrefflich charakterisirt. Es rächt sich jetzt an Italien, daß günstige Zufälle, welche keinerlei Auf wand ethischer Kraft erheischten, seine Einigung her beigeführt, daß fremde Verdienste, welche der Nation eine kaum nennenswerthe Mitwirkung zumutheten, eS zu einer Großmacht crhoben haben. Von der allge meinen Corruption, der gegenüber das Verhalten der Rechten um so ehrenvoller sich hervorhebt, haben auch die jüngst stattgehabten Wahlen für die Deputirten- kammer in Italien ein trauriges Zeugniß abgelegt. Es standen sich gegenüber die ministerielle Linke, die dlssidirende Linke, welche sich in der Abstimmung vom 29 April nach vielen vorhergegangenrn und wieder bei gelegten Divergenzen von den früheren Parteifreunden getrennt und damit die Ministerkrisis, sowie die Auf lösung der Kammer herbeigesührt hat, und die Con- stitutionellen, wie die Rechte in den Wahltelegrammen heißt, weil sie an den „constitutionellen Vereinen" die CadreS ihrer Parteiorganisation hat. Die Clericalen waren abermals vor die schwierige Alternative gestellt, entweder den Wahlen und somit der Entscheidung über da- Geschick ihres Landes stumm zuzusehen, ober die bisher befolgte Enthaltungspolitik zu verlassen und ihr ganzes politisches Auftreten zu ändern. Die ge wichtigsten Gründe sprachen für die eine, wie für die andere Entscheidung. Den Ausschlag für die Meisten dürfte jedoch wiederum das Schweigen de» PapsteS gegeben haben, welcher wiederholt erklärt hat, daß man e- dem päpstlichen Stuhle über lassen müsse, die Zeit und die Weise einer Aenderung des politischen Verhaltens zu bestimmen. Jeden falls würde der Eintritt der clericalen Partei in das Parlament nur dazu dienen — und daS wissen die Clericalen sehr wohl —, durch die Gefahr die Liberalen zu größerer Einigkeit, zum Aufgeben der kleinlichen Streitigkeiten und zur Aufnahme eine- plan vollen Programms zu nöthigen. Die unbestrittene und alleinige Behauptung des Feldes hat die Trägheit, Zersplitterung und Erfolglosigkeit der Linken veranlaßt. Das Auftreten einer starken entschieden feindseligen Partei, wie die clericale sein würde, könnte nicht ver fehlen, den Liberalen einen andern Geist einzuflößen. Dies sieht man unter den Clericalen natürlich voraus, und sie ziehen es vor, der Selbstzerstörung der Liberalen Wohlgemuth zuzuschauen. Die Rechte, die Linke und die sämmtlichen nicht zahlreichen Schattirungen beider wollen so ziemlich dasselbe; der Unterschied »st lediglich der, daß die Einen einen Grad mehr, die Anderen einen Grad weniger, die Einen in schnellerem, die Anderen in langsamerem Schritt, die Einen mit diesen, die Anderen mit jenen Männern das Ziel erreichen wollen. Dieser Umstand bewirkt, daß nicht zwei große scharf geschiedene Parteien, sondern kleinere Fractionen vorhanden sind, die, ohne durch principielle Differenzen gehindert zu sein, heute die Regierung unterstützen, morgen aus irgend einer sekundären Ursache in Opposition zu ihr treten. Daher der Unbestand in der Regierung und die häufigen, oft ganz unerklärlichen Krisen. Sie sind unter der Herrschaft der Linken am häufigsten gewor den, weil ihre Gruppen durch wenig mehr, als durch Personen- und Opportunitätsfragen von einander ge trennt sind und doch auS solchen beständig LabinetS- sragen machen. Die Ursache liegt nicht zum kleinsten Theil in der überwältigenden Mehrheit, mit welcher vor vier Jahren die Linke an das Ruder gelangt ist. Sie sicherte ihren Principien das Uebergewicht und enthob sie der Nothwendigkeit, durch ihr System und ihre Erfolge sich der Herrschaft werth zu zeigen, wie sie eS hätte thun müssen, wenn sie eine starke und wesent lich differirende Opposition sich gegenüber gehabt hätte. Die Parteien der Linken suchten sich durch Wortschwall zu überbieten und leisteten darin Erstaunliches. DaS System der gegenseitigen Herabsetzung, Verspottung, Verdächtigung feierte seine glänzendsten Triumphe. Die Rhetorik, welcher für den Augenblick ihr gewohntes Feld auf dem Monte-Cltorio verschlossen blieb, war in noch abstoßenderer Gestalt in die Presse übergegangen. Seit Beendigung der Wahlen führten die Blätter der ministeriellen und der dissidirenden Linken eine etwas versöhnlichere Sprache gegen einander; es wird bereit- von der Nothwendigkeit gesprochen, das gemeinsame Programm der verstärkten Rechten gegenüber mit ver einten Kräften zu vertheidigen, und es ist demnach auch von einer Coalition beider Fractionen die Rede, die m dem Eintritte des einen und andern der beiden Dissidentensührer Nicotera und Crispi ins Cabinet ihre Besiegelung finden solle. Charakterlos genug ist das Cabinet Cairoli-Depretis, um auch diese Erniedri gung zu begehen, aber uützen wird es ihm wenig, denn seine beiden rachsüchtigen Gegner werden vielleicht der jetzt schon von den ministeriellen Organen ange- Feuillrton. Nedigitt von Otto Banck. Refidenztheater. Am 28. Mai fuhr der berühmte Darsteller Reuter'scher Originale, Hr. Th. Schelper, fort, sein Gastspiel auf diesem Gebiete zu ergänzen. ES geschah in „Die drei Langhänse", für die Bühne von Emil Pohl eingerichtet und in „Jochen Päsel", den, wie den „Onkel Bräsig", Fritz Harnack scenisch arrangirt hat. Der genannte Gast wurde wesentlich wieder von dem andern Gaste, Hrn. Schreiber, und von Hrn. Worlitzsch und Frau Bauer-Körnig unterstütz», dre sich mit ausfallender, durch Fleiß und gefällige Geschicklichkeit gehobener Schauspielergabe so gar in fern liegende Aufgaben hineinfindet. So auch m daS mecklenburgische Bauermädchen Karoline. Durch die Fortschritte diese- immer sittlich feinfühlig und tact- voll spielenden Mitglied«» wurden dieser Bühne eine Anzahl sehr wesentlicher Theaterabende ermöglicht und begünstigt. Bei dem Unternehmen, auS Erzählungen mit be sonderer Rücksicht auf ihre charakteristische Kraft und drastischen Momente Bühneufcenen herau-zuschnitzeln, die eine Art Stück abgeben, werden immer viel Spahne wegfallen und viele Lücken zu ergänzen fein. Da diese Ergänzung von anderem Holze und mit anderer Hand au-geführl werden muß, wobei ost peinliche Beding ungen zu berücksichtigen find, so kann da» Resultat nur selten em so glückliche» fein, wir bei „Onkel Bräsig". Den Freunden der Reuter'schen Komik bleibt indeß immer noch für ihre harmlosen Ansprüche an lebenswahre literarische Lichtblicke mancher ergötzliche Genuß übrig, sobald ein Künstler, wie Hr. Schelper, aus der Bühne steht, dessen wunderbare, treuherzige Verwirklichungskraft uns das Comödienspiel und alle „Künstlichkeit" vergessen macht. Mit diesen Eindrücken ging der lebhafte Beifall denn auch Hand in Hand. O. B. Eine Erwerbung der königl. Gemäldegalerie im vorigen Jahrhundert. Dem großartigen Ankäufe aus der modenesischen Galerie, durch welchen die Dresdner Gemäldesammlung erst zu ihrer jetzigen großen Bedeutung gelangte, folg ten gar bald andere Erwerbungen in Italien, sowie auch in den Niederlanden, Spanien, Deutschland und Frankreich. In letzterem Lande hatte sich seit dem Regierungs antritt Ludwig'- XV. eine Wandlung de- Geschmackes und zwar zu Gunsten der Vielseitigkeit in der Malerei vollzogen. Die Zeiten eines Ludwig'- XIV, dem die Kunst nur al- eine Dienerin de- Throne-, zur Ver herrlichung seiner Person und seiner Regierung galt und der sie beim Betreten anderer Bahnen alS un würdig au- seinen Schlössern verbannte, waren vor über. Da» Publicum, der ewigen Allegorie herzlich müde, wendete sich von all' den heidnischen Güttern, Heroen und personificirten Tugenden und Lastern ab, um au» dem frisch quellenden Born de» täglichen Leben» und der Natur Erquickung nach au-gestandener Langeweile zu schöpfen. Die Bauernbilder eine- De nier», die einst de» König» Wort: „Otar mvi oes l»I" au» den Prachtgemächern Berfallle» ent ¬ fernen ließ, fanden Aufnahme in den Sammlungen zahlreicher Kunstfreunde und wurden gar bald begehrte Waare, und wohl in keinem Lande, Holland nicht aus genommen, fand sich so eine große Menge der köst lichsten niederländischen Bilder angehäuft, als gerade in Frankreich. Es gehörte zur Zeit des fünfzehnten Ludwig's mit zum guten Tone, ein Cabinet, wie man damals Bildersammlungen nannte, zu besitzen, und da Todesfälle oder andere Vorkommnisse oft die Veran lassung zur Auslösung und Veräußerung derselben waren, so benutzten die Agenten König August's lll., de Bray und Theodor Le Leu*), diese Gelegenheit, der königl. Galerie neue Schätze zuzuführen. Der Katalog der Galerie welcher, wo immer mög lich, die Provenienz der Bilder angiedt, nennt nicht weniger als sechzehn solcher französischen Cabinet», auS denen Bilder der königl. Galerie stammen. Das größte Contingent stellte die Sammlung Carignan (19 Stück)' dann kamen die LabinetS de la Verrue mit 7, Dubreuil mit 6, Crozat (Marquis de Tugny) mit 6, Tallard mit 4, Orleans, PaSquier, Polignac und Du Pile mit je 2, Poincenet, Lenoir, Jabach, Blondy, Lambert, Vaux und FontpertuiS mit je 1 Bilde. Noch erwähnt der Katalog einen gewissen Araignon, auS dessen Besitz mehrere Bilder zur Galerie gelangten, doch scheint derselbe mehr der Agent eine» ungenannt sein wollenden ElgenthümerS gewesen zu sein, wenig * Lebte zeitweise in Dresden und wurde von da au» nach den Otten, wo sein« Thäligkeit al« nothwendig sich hrrau»- stellte, gesendet Am meisten war die» in seinem «alerlande Frankreich der Fall, wohin er auch nach Au«bmch de» 7 jäh rigen Kriege« mit einem Post de» Hofmarschallamte« versehen am »1. October 17b« zurücktehtte. stens läßt die Ueberschrift einer 24 Bilder enthalten den, sorgfältig abgefaßten, mit Maß und Preisan gabe versehenen Liste dies schließen. Der Agent Gras Brühl'S, eben jener Le Leu und der Bildhauer Slodtz*) der nach des Malers Rigaud Tode bei solchen Käufen als kunstverständiger Beirath fungirte, besichtigten die Bilder und notirten aus der Liste Gegenpreise, wodurch sich die von Araignon geforderte Gesammtsumme von 88500 Livre- auf 57800 Livre-reducirte, mit welchem Preis sich auch Letzterer, laut eines aus Paris den 19. November 1750 von Le Leu an Graf Brühl ge richteten Schreibens einverstanden erklärt. Der König wählte jedoch nur 8 Bilder aus, von denen der Kata log vier Stück angiebt; eS sind d>eS: Nr. 833 Bath- seba von Rubens; unter den großen Bildern deS Mei ster» wohl das schönste, weil durchweg von ihm selbst gemalt; Nr. 1225. Rembrandt, seine Frau, SaSke van Uylenborgh aus den Schooß haltend; Nr. 931. D. Teniers der Jüngere: Dorfkirmeß; Nr. 1137. G. Dov, Bildniß des Meisters. Außer diesen vier Bildern gelangten noch Nr. 1287, Adriaen van Ostade, eine Bauerngesellschaft; ein schönes Bild Philipp Wouver- man'S Nr. 1372 und endlich zwei, itun verschollene Werke französischer Meister, die drei Marien am Grabe von Eustache Lesueur und die Historie Jephla's von Bon Boulogne in den Besitz deS Königs, der auf Grund der Taxation Slodtz' 20900 Livre» dafür auszahlen lieh, eine Summe, für welche man heut zu Tage da» einzige Bild von Ruben» nicht mehr er langen würde * RenS Michel Glodtz Bildhauer und Unigl. Labinett- zrichner. iAeb. zu Pari« »70», grst. daselbst 1784.
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