Dresdner Journal : 28.05.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188005289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800528
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800528
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-05
- Tag1880-05-28
- Monat1880-05
- Jahr1880
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- Titel
- Dresdner Journal : 28.05.1880
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.1! >21 Freitaq, de» Mai. 1880. l- -«-« 1"^°- «.».». - äs. ä-sttclum . . 18 tritt ksxt usä ^jLkrtiod : 4 Ll»rll bv kk. gt^^lruredl^ divm. 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Nichtamtlicher Theil. Übersicht. r el «graphische Nachrichten. Zeitung-schau. (New Iorker StaatSzeitung.) Tage-geschichte. (Dresden. Berlin. Buda-Pest Paris. Amsterdam. Rom. Christiania. St. Petersburg.) Diplomatischer Schriftenwechsel zur Genesis der Novelle zur kirchenpolitischen Gesetzgebung in Preußen. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Zwickau. Löbau.) Eingesandtes. Feuilleton. Lageskalender. Inserate. Beilage. Börsrnnackrichten. !elegraphische Witterungsberichte Zuserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 2«. Mai, Abend». (W. T. B.) Eine kaiserliche Berordnung vom heutigen Lage beruft die Landtage zum 8. Juni ein. Wien, Donnerstag, 27. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Wie das „Kremdenblatt" meldet, haben sich dem der Pforte von der österreichisch-ungari schen Negierung ertheilten Rathe, Skutari mit eiurm Truppencord»» »u umgebe«, um deu um Tust coucentrirtev Albanesen die Zufuhren abzu- schneiden, die Negierungen von Deutschland und Nußland angeschloffen. Einer Nachricht aus Skutari zufolge find daselbst 4 Tabor» zuver lässiger türkischer Truppen eivgetroffen, mit denen eine Cernirung möglich sein würde. Ob die an die Albanesen gelangenden Zufuhren wirklich auf hören werden, hängt hauptsächlich von dem Willen der türkischen Befehlshaber ab, die ihnen aus Konstautinopel zugehenden Befehle zu befolgen. Nom, Mittwoch, 26. Mai, Abend». (W. T.B.) Da» Parlament ist heute durch den König mit einer Thronrede eröffnet worden. Die Thronrede hebt hervor, daß es nothwendig ge wesen sei, das Parlament schleunig zu berufen, um eine sofortige Berathung und Erledigung der von der Nation erwarteten Gesetzentwürfe herdeizuiühren. Weiter heißt eS: „DaS Land, welches meiner Aufrichtigkeit vertraut und mich mit seinem Vertrauen stützt, hat meinem Rufe entsprochen und selbst in de: Aufregung des Wahlkampfes eine ruhige und würdige Haltung bewahrt. Die Regierung wird Ihnen abermals Gesetz entwürfe über Reformen vorlegen, für welche der Weg durch lange Vorbereitungen geebnet ist und welchen das Bedürsnlß des Landes einen neuen Impuls g,edt. Ich zweifle nicht, daß Sie diesem Bedürfnisse ent sprechen werden. Die vergangene Legislaturperiode hat, trotz unerwarteter Hindernisse und Verwickelungen, sowohl dauernde gute Ergebnisse als auch Entwürfe hinterlassen, welche der neuen Legislaturperiode eine schnelle und fruchtbare Arbeit erleichtern werden. Meine Regierung wird Sie auffordern, über die Mahlsteuer zu berathen. Ich habe das Vertrauen zu Ihnen, daß Sie, ohne das Gleichgewicht deS Budgets zu stören, die Frage im Interesse der Bevölkerung lösen werden. Sie werden ferner Gesetzentwürfe, betreffend die Grundsteuer und be treffend die Aufhebung des ZwangScourses, zu prüfen haben. Ich hoffe ferner, daß diese Legislaturperiode das Verdienst haben wird, die von Allen gewünschte Wahlreform herbeizuführen. Die Ausdehnung deS Wahlrechts wird dem nationalen Willen, welchen ich immer aufrichtig zu erkennen suchte, einen vollständi- gern Ausdruck geben. Die Wahlreform wird begleitet sein müssen von einer Reform der Cemmunal- und Provinzialgesetzgebung. Auf dem Gebiete des Eisen bahnwesens werden Sie sich mit Gesetzentwürfen zu beschäftigen haben, welche dem nationalen Wohlstände zu Gute kommen sollen. Auch werden Sie sich mit der Strafgesetzgebung und Handelsgesetzgebung zu be fassen haben. Ich rechne ferner auf Ihre andauernde Sorge für die Armee und Marine. Als ich das letzte Mal das Wort an Sie richtete, konnte ich mit Be friedigung die guten Beziehungen Italiens zu allen Regierungen constatiren. Unsere Politik in den aus wärtigen Angelegenheiten galt dem Werke der Ver mittelung und der Civilisation. Die Ereignisse haben unsere Voraussicht bestätigt. DaS Vertrauen, das man in unsere Unparteilichkeit setzte, sührte uns zu einer ehrenvollen Thätigkert in der diplomatischen Action, welche die loyale Ausführung des Berliner Vertrages sicherstellt. Die jüngst von einer befreundeten Macht ergriffene Initiative, welcher bereits die anderen Mächte, Italien einbegriffen, beigetreten sind, bezweckt, die noch nicht gelösten Schwierigkeiten zu beseitigen. Man darf vor Allem hoffen, daß die Pacification der an Mon tenegro grenzenden Gebiete sich ohne das Unglück eines ConflicteS vollziehen wird. Auch wird bezüglich der griechischen Frage bei nunmehriger Uebereinstim- mung aller Mächte unsere wirksame und uninteressirte Mitwirkung nicht fehlen, um eine Lösung zu suchen, welche den gemeinsamen Abmachungen und den Tra ditionen unserer nationalen Politik entspricht zu Gunsten des Friedens, welchen wir auf lange Dauer und mit Ehren uns zu sichern bemühen. Ich hoffe auf ein verdienstvolles Ergebniß Ihrer Arbeiten. Ein solches erwartet auch Italien, welches die Früchte seiner Einigung geerntet hat und an ihnen festhält vermöge der großen Geschichte seiner Schmerzen und Geschicke." Nachdem Aarini die Annahme der Candidatur für die Präsidentschaft der Deputirtenkammer ver weigert hat, beschlossen 138 Deputirte der con- stitutionellen Partei, Biancheri alS Candidatcn für die Präsidentschaft aufzustellen. (Bgl. die „Tagesgeschichte".) Dresden, 27. Mar. Die zunehmende europäische Einwanderung m die Vereinigten Staaten von Nordamerika hat dort die Frage der gesetzlichen Regulirung dieser Ein wanderung von Neuem in Fluß gebracht, und da ein großer Theil der Einwanderer aus Deutschen besteht, so bieten die auf den Schutz der Einwanderer gerichteten Bestrebungen auch für uns Interesse. Die „Deutsche Gesellschaft der Stadt New-Jork" hat dem Congreß ein Memorial unterbreitet, in welchem um baldige Annahme der dem Hause vorliegenden und von Mr. Cox (New-Jork) auf Betreiben der Ein- wanderungscommlssion des Staates New-Jork ein gebrachten Bill dringend ersucht wird. Uever diese Bill, laut welcher die Bundesregierung in Zukunft Feuilleton. Sirdigirt von Otto Banck. Kunstausstellung. Nicht immer für die übliche Betrachtungsweise ms Auge fallende, oder auch künstlerisch durch technische Reife wirklich am meisten hervorlretrnde Leistungen berühren mit ihrem Inhalt ein allgemeines Kunstthema. Diese Berührung kann eine unwillkürliche sein; das gilt für den vorliegenden Fall. Da hat Adolf Thomas in Dresden ein Bild ge malt, das zwar seinen Gegenstand und die Intention des Malers keineswegs vollkommen umfaßt und zum AuStrag bringt, aber dennoch sehr beträchtliche Ver dienste hat. Es zu sehen erfüllt mit Freude und innigem Wohlgefallen an diesem mit Wärme, ja mit fast naivem, herzlichem Ringen aufgefaßten NaturauS- druck. Und gerade diese naive Hingabe, diese» unbe wußte Verlaffen der traditionellen Kunstrecepte hat so viel erreicht, rückt uns die malerischen Impulse der Wirklichkeit schon im Spiegel der lallenden Kunstnach ahmung so liebenswürdig nahe. Ich habe immer in Bezug auf den sichtbaren, doch unbrlohnten Fleiß die Bilder mit wehmüthigem Be dauern gesehen, welche Thoma» nach italienischen Mo tiven gemalt, meist nach genauen Localstudien gearbeitet hat. Sie standen in keiner Beziehung zur wahren Raturserle de» Lande» und beschäftigten sich nur mit dem Gewand« derselben in konventioneller Weise. Kei- aeSweg» jedoch stand der Genannte in seinen herzlichen Bemühungen allein innerhalb dieser Methodik, welcher sich der Deutsche als Nordländer aus Angst und Noth in die Arme wirft, sobald ihn das klare Licht des Südens ohnmächtig zu Boden glänzt. Der Hinter grund fast so hell, als die nächste Nähe! hier blaue Schatten, wo sonst warme Dunkeltinten liegen! wun derbarste Perspective ohne farbige Abstufung! Zwischen töne, die der irritirte Blick nicht wahlmmmt und im Suchen nervös wird! dabei die saftige, von Contrasten vertiefte Kraft, die Verdreifachung hellaufjauchzender Farbenstimmen: — das versetzt in eine hilflose Lage, trauriger noch dadurch, daß diese Eindrücke erste Ein drücke sind, daß sie mit der Unruhe der Ueberraschung auf uns «ndringen und in keine ErinnungSkette or ganisch und anheimelnd einzureihen sind.... Erst jahrelanges Verweilen stärkt und orientirt das ge blendete Auge, lenkt die bebende Hand. Doch wenn wir diese Hand zu ehrlichem Bekennt- niß dahin legen, wo be» manchem Menschen ein Herz sitzt, so müssen wir eingestehen, daß sich nur wenigen, sehr wenigen Künstlern der italienische Naturgenuß zu schöner und wahrer Wiedergabe offenbart hat. ES kommt nicht darauf an, die Namen Derjenigen anzuführeu, die mit glücklichem Gewinn aus dem Süden wiederkehrtcn oder segensreich weiterschaffend für die meiste Zeit dort verblieben sind. Jedoch noch ein Mal, diese Gemeinde ist verhältnißmäßig klein. Groß aber ist die Zahl der Landschaftsmaler, die in Italien sich selbst verloren und keinen Ersatz dafür wiederfandrn. Ehe sich diese» fruchtbare Resultat unwiederbring lich vollziehen kann, kommt e» für Jeden darauf an, auf sich selbst Obacht zu geben und sein eigener bester Freund zu sem. d>e Fürsorge für die New-Iorker, sowie anderweitige Ein wanderungsinstitute übernehmen soll, ist bereits vom Comitö für auswärtige Angelegenheiten ein günstiger Bericht erstattet worden. Außerdem ist auch vem Se nat durch Mr. William» eine von den Beamten der „Deutschen Gesellschaft der Stadt New-Jork" unter zeichnete Denkschrift überreicht worden, worin auf die Nothwendigkeit nationaler Gesetzgebung zum Schutz der im New-Iorker Hafen landenden Einwanderer und be treffs Verpflegung kranker Einwanderer aufmerksam gemacht und um Annahme der Cox'schen Bill dringend ersucht wird. Falls die Bill durchgehen sollte, würden die Dampsergejelljchaften in Bremen und Hamburg sich veranlaßt sehen, bei der Expedition von Aus wanderern sehr sorgsam zu Werke zu gehen. Die er wähnte Bill enthält hauptsächlich folgende Bestim mungen: Alljährlich sollen 250000 Dollars aus dem Nationalschatze bewilligt werden für einen Emigranten fond, für die Pflege von Emigranten bei und nach ihrer Ankunft rc. Ein Capitän, Elgenthümer oder Agent eines Schiffes darf Niemanden außer amerika nische Bürger an den amerikanischen Gestaden landen, der innerhalb eines Jahres vorher wegen eines in famen Verbrechens im Gesängniß gewesen und unter dem Versprechen, nach den Vereinigten Staaten aus wandern zu wollen, daraus entlassen worden ist; oder der innerhalb 6 Monaten vorher in einem Jrrenhause, Armenhause oder Institute ähnlicher Art eingesperrt gewesen oder öffentlich unterstützt worden; noch darf er Jemand ans Land setzen, der unfähig ist, sich selbst zu erhallen, und keine Verwandte bei sich hat, die in solchem Falle bereit sind, für ihn zu sorgen, damit er nicht dem Staate zur Last falle. Wenn sich solche Personen an Bord eines Schiffes befinden, sollen sie nicht landen, sondern dahin zurückgeschickt werden, von woher sie gekommen, und zwar auf Kosten des Capi- täns, Eigenthümers oder Agenten de» Schiffes. Wenn aber eine solche Person, ohne daß ihr Charakter er kannt worden, ans Land gekommen ist und sie inner halb 60 Tagen erkannt wird, dann soll sie auf Kosten des Schiffes, das sie gebracht, zurückgeschickl werden. Der Capitän jedes Schiffes soll eine Liste führen, worin Namen, Geburtsort, Alter und Beschäf tigung jedes Passagiers angegeben ist und ob irgend einer der Passagiere ein Pauper, Verbrecher, Wahn sinniger, Idiot, ob er taubstumm, blind oder verkrüp pelt oder anderweitig unfähig ist, seinen Unterhalt zu erwerben, und ob etwaige verarmte oder verkrüppelte Personen Verwandte bei sich haben, die sich verpflichten, für deren Unterhalt zu sorgen. Diese Liste muß beim Navalosfizier des Landungshafens abgegeben werden. Auf Verletzung des proponirten Gesetzes soll schwere Strafe gesetzt und etwaige Strafgelder zum Emigrantenfond im Schatzamte geschlafen werden. Die Mißstände bei der Beförderung von Auswanderern auf den hamburgischen, bremischen und englischen Schiffen müssen jedoch gerade in den letzten Wochen, in denen eine ganz außerge wöhnlich große Zahl Europamüder die Fahrt über den Ocean unternommen hat, in so eclatanter Weise zu Tage getreten sein, daß die amerikanischen Behörden die Annahme der sowohl im Interesse der Emigranten wie zum Schutze der Vereinigten Staaten gegen eine Ueberflulhung durch mittellose, arbeitsunsähige oder anrüchige Individuen in Vorschlag gebrachten Bill nicht erst abgewartet haben, sondern sofort gegen die Capitäne der mit Zwischendeckspassagleren überfüllten Dampfer eingejchritten sind. Auch über den Umstand, daß das zur Zeit geltende Gesetz gegen die Uebersül- lung der Schiffe mit Passagieren zunächst nur die Segelschiffe im Auge hat, scheint man in Anbetracht des dringenden Nothstandes hinweggesehen zu haben. Bisher hatten nämlich die Gerichte anerkannt, daß das amerikanische Passagiergesetz, welches 14 Quadratfuß der Deckobersiäche für jeden Passagier auf Schiffen Niemand, Ler diese Warnung recht versteht, wird deshalb auf die Idee kommen, sich Italien zu ver schließen. Solche Vorsicht gliche der, als ob ein junger Mann das Menschenleben lieber nicht sortsetzen wollte, weil es mit seiner spitzfindigen Möglichkeit, sich im Bett den eingeschlafenen Fuß zu brechen, rn der Thal so überaus gefährlich ist. Wohl aber ist der Zug nach dem Süden, zu ost von technisch ungeübten Talenten angetreten, zu einem üblichen Mißbrauch geworden. Man erwartet in jenem gelobten Lande die mühelose Erleuchtung wie ein Himmelsgeschenk, das auch den Unmündigen in die Studienmappe fällt. Statt desfen tragen sie die Con fusion nach Hause. Daher plagen den Kunstfreund diese Tausende von halbfertigen Anläufen, in denen es realistisch unverschämt, oder idealistisch nett und hübsch und flach und niedlich versucht ist, der Land schaft jenseits der Apenninen eine Vedute abzugewinnen, m»t akadenlisirter Palette und nach erprobtem Recept in blauen, violeten, orangegelben und braunen Tönen, wie sie eben Taormina oder Capri für die entzückten Stümper aller Zeiten vorräthig hat. Fest steht das beklagenswerthe, ganz antinationale Ergebniß, daß über Italien, dieser Schule deS Menschen - malerS — dessen elastischen Schönheitszauber, dessen geistverklärende Macht ich stets nur bewundert und nie bestritten habe —, das eigene Vaterland vernachlässigt wird. Und doch empfangen wir Schattenkmder des Nordens daheim den unserer Seelenstimmung wahl verwandten Eindruck. Wohl ist unser deutsches Mittel gebirge in seiner meistens linienarmen wulstigen For- menlosigkeit bedenklich, selbst für den Meister, denn das Poetische darf nie mit dem Malerischen verwech- verlangt, tvährend die bremische Verordnung von 1866 nur 12 Quadratfuß vorschrelbt, auf Dampfschiffe keine Anwendung finde. Die erste (Kabel-) Meldung von dem Vorgehen der amerikanischen Behörden gegen die Capitäne von 15 Auswandererdampfern war den Londoner „Times" von ihrem Correspondenten in Philadelphia zugegangen. Da die tendenziöse Fassung dieser Depesche zu gehässigen Commentaren über die deutsche Rhederei mehrfach Anlaß geboten hat, so repro- duciren wir im Nachstehenden die Mittheilungen der „New IorkerStaatszeitung" über die bezüglichen Maß regeln der amerikanischen Behörden. DaS genannte Blatt schreibt unterm 13. d. Mts.: Die beträchtliche Einwanderung der letzten Monate hat die Aufmerk samkeit des Bundescommissars Shields auf die Bestim mungen der revidirten Statuten gelenkt, welche vor schreiben, daß Passagierschlffe für jeden einzelnen er wachsenen Passagier einen Raum von l4 Quadratfuß bei 7H Fuß Deckenhöhe haben müssen. Der Commissar glaubte annehmen zu müssen, daß eine große Anzahl von Dampfern diese Verordnungen, die zum Wohle der Einwanderer erlassen wurden, in flagranter Welfe verletzten. Er schickte daher den Passagierschiffinspector Gaines an Bord des kürzlich angelangten deuochen Dampfers „Main"; derselbe nahm eine oberflächliche Messung des Inhalts des Dampfers vor und kam zu dem Schlüsse, daß der Dampfer statt der thatsächlich beförderten 671 Passagiere nur 601 hätten befördern dürfen. Die Folge war, daß Bundescommissar Shields einen Verhaftsbefchl gegen den Capitän des Dampiers, Hrn. Julius Barre, erließ. Hr. Schwab, der Reprä sentant der Dampfergesellschaft, erklärte dem Commissar, daß die Messungen m Abwesenheit des CapitänS vor genommen und jedenfalls unrichtig seien. Er ersuche daher, den Capitän einstweilen aus Ehrenwort zu ent lassen und eine zweite sorgfältige Messung der Schiffs räume vornehmen zu lassen. Der Bundescommissar kam beiden Verlangen nach. Einem unserer Berichter- staller theilte gestern Hr. Gaines mit, daß das hier emjchlagende Gesetz, trotz verschiedener Amendements, doch noch so lückenhaft sei, daß es noch nicht gelungen, aus den durch ihn zur Anzeige gekommenen 500 Fällen auch nur eine einzige Verurtheilung zu er zielen. Die zweite Vermessung habe übrigens ein günstigeres Resultat, als die erste, ergeben; auch sei der Fall des Dampfers „Main" einer der mildesten, der ihm je vorgekommen sei. Capitän Barre machte geltend, daß er einen Theil der Zwischeildeckspassaglere in der zweiten Kajüte und Passagiere der zweiten in erster Kajüte untergebracht hab«. Hr. Schwab, der Vertreter der Firma Oelrichs u. Co., gab an, daß, wenn auch zugegeben werden müsse, daß nach den amerikanischen Gesetzen der Raum im Zwischendeck etwas beschrankt gewesen sei, so sei doch der Gesammt- raumdes Schiffes ganz im Einklang mit denamerikanischln Verordnungen. UebngenS sei es noch sehr zweifel haft, ob in dem Falle eines deutschen Schiffes die deutschen Gesetze, welche bedeutend weniger Raum vor schreiben, oder die aulerilanischen Platz griffen. Jeden falls würden die verschiedenen Dampfergeselljchaften vereinigt in der Angelegenheit Schritte ergreifen. Die deutschen Gesetze schreiben vor, daß für jeden Zwischen deckspassagier bei einer Höhe des Raumes von 6 Fuß 12 Quadratfuß Raum da sein müsse. Zwei Kinder im Alter von l—10 Jahren werden für eine Person gezählt. Das betreffende Gesetz sagt übrigens in 8 13 alin. 3 ausdrücklich: Uebrigens wird den Schiffs expedienten zur Vermeidung etwaiger Nachtheile em pfohlen, falls die Gesetze des Bestimmungsortes einen größeren Raum vorschreiben, diese zu befolgen. Die Äehilfsbundesmarschälle haben übrigens wegen angeb licher Uebertretung des obenerwähnten Paragraphen der revidirten Statuten Verhaftsbesehle noch gegen 14 andere Schiffscapltäne in Händen, darunter die Capi selt werden. Einzelne Theile dieses Mittelgebirge» (wie die für den Touristen so liebliche, poetisch an regende sächsische Schweiz) sind aufs Vorsichtigste zu meiden und bieten nur Vordergrundstudlen dar, wenn der Künstler nicht vergrößerte Steine malen will, die statt mit Moos mit Bäumen bewachsen sind. Aber wir haben auf heimischem Boden Alles, was die landschaftliche Natur je Schönes, Großes, Gewal tiges, lieblich Idyllisches und plastisch Dramatisches geschaffen hat: — wir haben die Alpen und haben den deutschen Wald Ich will über die Alpen nicht immer wieder sprechen; sie reden laut genug für sich selbst und haben schon in der Malerei, auch nach Calame's Tode, man chen wenigstens lheilweise glücklichen Vertreter gefunden. Da sie eben die reichste Scala und das Ungeheuerste verlangen, was die Landschaftsmalerei, diese noch so junge Kunst, jemals bieten kann, so haben sie bis jetzt, besonders, »in kleinen Maßstabe, mehr erfolgreiche Zeich ner als Maler gefunden. Der deutsche Wald in seiner wundersam reichen Lharaktergestalt, Kraft-, farbigen Licht- und stimmungs vollen Gestaltenerscheinung kann solche Beachtung in den letzten dreißig Jahren den Künstlern nicht nach rühmen. An die Verklärung von der malerischen Poesie, von der süß mächtigen Individualität deS deut schen Waldes haben sich nur Wenige gewagt. Der Baum, die Baumgruppe, gut oder «u zro« gemalt, dienen meistens al» Schmuck des Vorgrundes, al» decorativeS Vorsatzstück DaS mag erlaubt sein, doch eS führt zu keiner Lösung der großen Frage . . . Ich komme auf das Bild von Thomas zurück und erwähne noch einmal, daß ich weit entfernt diu, e» zu
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