Dresdner Journal : 18.01.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188001185
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-01
- Tag1880-01-18
- Monat1880-01
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- Dresdner Journal : 18.01.1880
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^14 Sonntag, den 18. Januar. 1880. I» Iw«— »«ÜL« tntt ?»6- a«t i L N»rli b0 8t«vp«lru»(Ü.I»8 tü°»a. -lÜUitzlLE ^sununsrv: 1V 1^1 Im^rrt^Qpfel»« r ttr äs» k»uw «u»«r k«tit»«lle »0 kl. votor „Lin^—nät" Si« 2«U» SO kl. mit äer 8ou»- wiui ?ersrlL^k ^Vvoä- für 6«o sol^enüvv NrrMnIoiilnal. loiErMeaunoiilim» au,MNk^«» ^r Lra»»^»tetter, Oommi^iollLr 6«« Orsvüoer 6ouim.Ui; L»wd«rU-L«rU» Vt«» I^tprt^ L*,,!-vr„I»u r^nitN, t ». //aarenstein L koAier, L«rlir» Vi-a-U,mkiu-^- kr»^-1^ipri^-kr»»Ilkart L H IlüotLua! /(u6 Z«rlt»: L. ^',-rrlict, /««ati6e«6a»it Li «»>,»: Lc/Uvtte,- Lr«,l»ll: I,. LtunAe»', Üür«.-su; cd,wmu^ ^oiAt; l^LLiUart ». A ^aeAe^»eke a. 0. I/errmann- »cl>e Ijnet>k>tn6Iiiv^i üvrUt»: k^. ^lMrr. S»LL«r«r! k»r>«-L«,rItll-rr»üLfurt ». 3k. St»UU»r1: Hand« L i^.,' SEdiuH: H /tke«6A«n, Lte»»«'. Verantwortlicher Redacteur: Im Auftrage Rudolf Günther in Dresden. Uerau^xsder LSviel. klrpeäiiiov 6er l>re«tl>er öourn»!», I)re«6«n, /.vivn^^irni,«« Xo iO Nichtamtlicher Theil. Telezra-Hische Rachrichte». Letpsiß, Sonnabend, 17. Januar, Nachmit tags. (Privat-Tel. d. Dre«du. Journ.) Die heute vormittag 11 Uhr erfolgte Ueberführung der irdi schen Ueberrestr des «irrl. Geh. Naths Prof. vr. v. Wächter von der Wohnung in der Goethestra-e »ach de« Bahnhöfe der Leipzig-Dresdner Staats- Hahn gestaltete fi«d zu eiuer erhebende» Trauerfrier. Der Sarg war im Wohnzimmer ausgestellt und mit Palmen und Lorbeern überschüttet. Pastor vr. Ahlfetd hielt die Trauerrede, nachdem der Universität«- sängerverein zu St. Pauli das „öe»ti mortui- ge sungen hatte. Hieraus hielt der Staatsminister vr. v. Gerber eine Ansprache, in welcher Se. Excellenz sagte, daß die Schüler de« Heimgegangenen den Ver lust ihres Lehrers, die Mitglieder der Universität den Verlust ihres College«, die Universität ihre höchste Zierde, die Regierung den Verlust de« treuesten und zuver lässigsten Dieners betrauern. Weiter sprachen am Sarge Geh. Rath Prof. vr. Windscheid und Prof. Vr. Seeger aus Tübingen. ES folgte darauf die Ueberführung der Le.che nach dem Bahnhofe unter zahlreicher Begleitung. Wir», Kreitag, 16. Jauuar, Abends. (W. T. B.) Der Budgetausschust der reichsräthliche» De- legatto» erledigte heute das Budget des Miuiste- riums des Auswärtigen den von der Negierung vorgrschlagtnea Ansätze« gemäß. Im Laufe der Eprcialdebatte erklärte der Mi nister des Auswärtigen, Baron Haymerle, auf die Eircularnote der rumänischen Regierung, betreffend die Beschlüsse der rumänischen Kammern in der Juden- frage, fei feiten der Tabinete eine Antwort noch nicht erfolgt. Seiten Oesterreich-Ungarns fei dies speciell deshalb nicht geschehen, weil die österreichisch-ungarische Regierung mit den übrigen Mächten habe in Ueber- stimmung gehen wollen. Sollten die Mächte, welche Rumänien bis jetzt nicht anerkannt hätten, sich ent schließen, aus der Grundlage de- «tatus quo ihre Anerkennung auSzusprechen, so werde man jedenfalls bemüht sein, von der rumänischen Regierung positive Zusagen wegen einer weitern Entwickelung des aus gestellten PrincipS zu erwirken. — Der Minister betonte ferner die Nothwendigkeit der Aufrechterhaltung der Botschafterposten in Konstantinopel und beim Batican. Bezüglich des letztern hob der Minister hervor, es sei kem Grund vorhanden, den derzeitigen Papst, der sich wegen feiner concilianten Haltung der allgemeinsten Sympathien in Europa erfreue, mit weniger Rücksicht zu behandeln, als seinen Vorgänger. Es würde weder der Machtstellung, noch den Traditionen Oesterreich- Ungarn« entsprechen, mit der Aufhebung der Botschaft bei dem päpstlichen Stuhle die Initiative zu ergreifen. Das SouveränetätSrecht des heiligen Stuhle- sei all seitig — auch von Italien — unbestritten demselben zuerkannt, und dessen Macht und Stellung bleibe nicht auf die Ausdehnung des territorialen Gebietes be schränkt. Niemand werde sich der Erkenntniß ver schließen, daß im Batican eine große und tief ein greifende Macht vertreten sei, deren Rückwirkung aus die einzelnen Staaten nicht geleugnet werden könne. Die Erfordernisse für die Tonjulate Bosnien« und der Herzegowina wurden vom Ausschüsse in« Extra- ordinarium übertragen, wogegen SectionSchef Frhr. v. Ealice keine meritorischr Einwendung zu machen erklärt. Der Sectiontchef erklärte, daß Verhandlungen mit den beiderseitigen Regierungen im Zuge seien, um durch die Uebertragung der Tonsularagenden an die LandeSdrhörden die Aufhebung dieser Eonfulate zu erzielen. Buda Pest, Freitag, 16. Januar, Nachts. (W. T. B.) Der heutige Abend ist durchaus ruhig verlaufen. Der Ministerpräsident Tisza kehrte am Spätabend von Wien hierher zurück; es hat aber, obschon bezügliche Besorgnisse gehegt wurden, kei- uerlei Lolksausammlung oder sonstige Kundgebung stattgefunden. Paris, Freitag, 16. Januar, Abends. (W. T. B) Die ministerielle Erklärung, welche heute im Senat und in der Deputirtevkammer verlesen wurde, lautet, wie folgt: „Der Tabinetswechsel, welcher mitJhrer neuen Session zusammenfällt, zeigt kein Ausaeben der klugen und ge messenen Politik an, welche im Innern wie nach außen hin der Lage Frankreich« zukommt; noch weniger zeigt die selbe eine Aenderung in den Beziehungen zwischen den verschiedenen Fractionen der republikanischen Majorität an, deren Bereinigung und aufrichtige« Einvernehmen für da- Wohl de« Lande« so nützlich wie jemals sind. Der Tabinetswechsel bedeutet lediglich, daß, Dank dem erworbenen Terrain und begünstigt durch die erprobte Festigkeit unserer Institutionen, Frankreich von jetzt ab mit Entschiedenheit vorwärts schreiten kann auf dem Wege nothwendigrr Reformen und allmählicher Ver besserungen. Diesen Zweck ohne Ueberstürzung und ohne Schwäche zu verwirklichen, werden wir eifrig be müht fein. Wir rechnen, um diese« Ziel zu erreichen, auf Ihre Mitwirkung, indem wir Ihre energische Unterstützung in Anspruch nehmen. Wir haben vor un- eine gewisse Anzahl von Fra gen, die durch die Ereignisse herbelgesühlt worden sind und welche wir ohne Nachthtil nicht in der Schwebe lassen können. Für jede dieser Fragen werden wir eine Lösung Vorschlägen. Wir werden beim Senat beantragen, daß er den Gesetzen über den öffentlichen Unterricht zustimme, welche die Kammer bereit« an genommen hat. Wir werden dieselben vervollständigen durch ein Gesetz über den Primärunterricht, welche« den Wünschen de- Lande- entspricht. Die Magistratur wird reorganisirt werden müssen; wir wollen mit Ihnen, daß dieselbe eine starke, eine geehrte, eine un abhängige, und auch eine unseren Institutionen gegen über achtungsvolle sei. Die Reform de» Verwaltungs- Personal« befindet sich unter den Händen der Regie rung; es wird an un« sein, Ihren Voreingenommen heiten ein End« zu machen durch gute Wahlen für die Spitze und durch eine tägliche, feste, wachsame Action für alle Staffeln der Beamtenhierarchie. Ein Gesetzentwurf über da- Versammlung-recht ist Ihnen von unseren AmtSvorgängern vorgrlegt worden; wir acceptiren die Bestimmungen desselben. Ein Ge setzentwurf über die Presse wird Ihnen unverweilt vor- gelegt werden; derselbe wird von weiteren FreiheitS- tdeen getragen sein, aber leine Straflosigkeit procla- miren. ES scheint un- in der That nicht weite, ein Privilegium zu schaffen zu Gunsten der Schriftsteller, oder die Republik ohne Waffen zu lassen gegenüber den Angriffen und Beschimpfungen, welche bl- jetzt keine Regierung ertragen hat. Diese- sind die Fragen, deren Lösung wir im Laufe der Legislatur für mög lich und nothwendig halten. Denjenigen, welche in edlem Eifer versucht sein sollten, diese Ausgabe ungenügend zu finden, rusen wir in- Gedächtniß zurück, daß diese Ausgabe nicht die ein zige ist. Interessen anderer Art nehmen nicht minder gebieterisch Ihre Aufmerksamkeit in Anspruch. Da- Land ist mit der Au-iührung eine- ausgedehnten Pro gramms öffentlicher Arbeiten befaßt; eS wird eine Ehrensache für die Republik sein, dieselben zu gutem Ende zu führen. Die Regierung ihrerseits wird sich mit Ausdauer diesem Werke widmen. Sie haben ferner die Zollfragrn Frankreich- zu ordnen. Wir find bereit, dieselben mit Ihnen zu di«- cutiren; in dieser DiScussion werden wir auf einem Terrain bleiben, welche- sich dem gegenwärtigen Stande der Dinge anschließt. Ferner sind wichtige Militär- gesetze zu votiren; wir werden Sie ersuchen, deren Be- rathung zu beschleunigen. Bon Ihnen, meine Herren, von Ihrer Methode, von Ihrer Entscheidung, von dem Geiste, den Sie in Ihre Berathungen zu legen wissen werden, hängt eS ab, die Vollendung de- Werke- zu sichern, welche- un» obliegt und welche- in würdiger Weise die gegenwärtige Legi-latur krönen wird. Ferner wird da» Budget Ihre Arbeit in Anspruch nehmen. Dank dem beständigen Mehrertrag der Steuern, werden wir in der Lage sein, erhebliche Ent lastungen vorzufchlagen, wobei jedoch der für die großen öffentlichen Arbeiten nothwendige Aufwand durchau« unberührt bleiben wird. WaS un» angeht, die wir getreu Ihre Entschlie ßungen auszuführen haben, so w-rden wir un« be mühen, die Gesetze mit Mäßigung, Unparteilichkeit und in einem stet» liberalen Gerste anzuwenden. Unsere Sorge wird darauf gerichtet sein, der Nation die bei den Güter zu verschaffen, welche ihr unerläßlich sind: Ruhe und Frieden. Ohne auszuhören, sest zu sein, werden wir versöhnlich fein, weil wir nicht auSschließen, sondern zusammenführen wollen, weil wir nur eine Republik gründen wollen, in welche alle guten Fran zosen allmählich eintreten können. Sie, meine Herren, werden uns ber dieser edlen Aufgabe unterstützen; Sie werden Gewicht darauf legen, da» Werk der Gesetz gebung iu dieser Weise zu vervollständigen, so daß — nachdem Sie an» Ziel gelangt sind, nachdem Sie einerseits die eben aufgezählten Fragen gelöst, anderer seits Beruhigung in die Gemüther gebracht haben — Sie da» Recht haben, von Sich zu sagen und sagen zu lassen, daß die Zeit gut angewendet war, und daß Sie Sich wohlverdient um da» Land gemacht haben." Die ministerielle Erklärung wurde iu der Kam mer wesentlich beifälliger, als i« Senat ausge nommen, und fanden namentlich die Stellen über die Unterrichtsgrsetze und über die Beamte» leb hafte» Beifall. Im Senat wurde Barthölemy St. Hilaire zum vicepräfidenten gewählt. Paris, Sonnabend, 17. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Journale der Linken und der „Union i^pudlicaioe" äußern sich ohne Rück halt mit Befriedigung über die ministerielle Er klärung. Die Organe de« linken Centrums und der äußersten Linken find darüber ungehalten, daß die Erklärung nicht« über die Amnestiefrage ent halte und zu sehr den Erklärungen des vorigen CabinetS gleiche. London, Freitag, 16. Januar, Abend«. (W. T B.) Ein Telegramm au« Kalkutta von heute meldet, General Rodert« habe angezeigt, daß er den Posten eine« Militärgouverneur« von Kabul aufgehoben und die Verwaltung von Kabul dem Wali Mahomed Khan übertragen habe. New-Dork, Kreitag, 16. Januar, Abend«. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der fufionistische Senat de« Staate« Maine wählte Josef Smith zum Gouverneur gemäß dem Gesetze, nach welchem der Senat den Gouverneur zu wählen hat, wenn die Volksabstimmung ohne Resultat geblieben ist. Smith war bei der letzten Wahl der Candidat der GreenbackSpartei. Der deutsch-österreichische BeredelmtgSberkehr. (Fortsetzung zu Nr. IS.) Zur Kennzeichnung de» Umfange« de« deutsch- öfteneichijchen Veredelungsverkehr»S m seiner wichtig sten Branche, der Textilindustrie, führen wir an, daß Feuilleton. Nedigirt von Ott» Ba»««. A. Hostheater. — Altstadt. — Am 16. Januar: „Sappho", Trauerspiel in 5 Acten von Franz Grillparzer. Eine in der That vortreffliche Aufführung, die »och außerdem ungefähr mit dem Geburtstage de« Dichters zusammentraf. Der fpeciell österreichische Poet ist verhältnißmäßig früher bei uns in Deutsch land bühnenpopulär geworden, als es Goethe und Schiller, Dank der österreichischen Tensur und Hof- theaterrücksichten, in unserm jetzt so wortfreien Nach barstaate zu Theil werden konnte. Dars man auch unserm Publicum nicht zumuthen, an der Muse des Wiener Dramatikers so viel Reiz zu finden und ihr soviel Belehrung zuzuwenden, als sie durch Verhältnisse und Verhaltmkmätzigkit in ihrem Vaterland« mit Recht für ihre Verdienste und für ihre literarische, hochachtbare Lauterkeit gesunden hat, so hätte sich doch ein etwas lebhafterer Theater besuch, auch schon »egen des Werthes der künstlerischen Leistung, gar wohl erwarten lasst». Frl. Ulrich, die schon lange im Besitz der Titel rolle und dazu in jeder Weise durch persönlich« und bezüglich ihres Talentes individuelle Ausstattung un vergleichlich geeignet ist, legte in ihrer Darstellung mit ebenso viei Recht wie Glück da« größte Gewicht auf di« Enthüllung drr eigentlichen Kermpunkte ihrer Nei gung, aus die Fraglichkeit de« dazu vorhandenen Natur recht«, auf de» Abstand ihrer Jahre und ihrer Innen ¬ welt dem jugendlichen Phaon gegenüber. Dieser quälende Seelenzwiespalt, diese« Hin- und Hertaumeln de« aufgeregten Gefühl« zwischen leidenschaftlichem Be gehren, eifersüchtigem Zürnen und humanistischer Ge rechtigkeit der Intelligenz, wie diese die Denkerin der Dichterin aufdrängen muß, gehört zu den besten Mo menten im Stück und ist viel interessanter sür jede echte Schauspielerin, al« der endliche Ausbruch de« Affect«. Nicht im Aufsteigen der Wolken, nicht im Kämpfen mit dem Winde, wohl aber im LoSbrechen gleichen sich alle Gewitter. E« gelang d«r Künstlerin mit vielem Erfolg, die verborgenen, wie heftigen Zuckungen de« Herzen« stumm und in Worten reden zu lassen und sie war dabei einfacher, edler al« früher. Für da« erste lange Zwiegespräch mit Phaon könnte sich, beiläufig erwähnt, jede Sapphodarstellerin die Haltung und die gefälligen Attitüden erleichtern, wenn sie die Lyra, namentlich diese, ein alte« Deco- ration«möbrl m»t hölzernen Saiten, nicht immer in der Hand behielte. Daß sie Sappho ist, glaubt man ihr auch ohne die« Emblem; die wirkliche Dichterin hatte nach rlner Reise nicht» Eiligere« zu thun, al« da« Instrument ihren Dienern zu übergeben. Nur dir Maler können diese« Merkzeichen nicht entbehren, um anzuzeigrn, daß eine am Meere«stranv wellende grie chisch drapirte Jungfrau nicht etwa eine Jphigenia, Medea, Ariavne oder ein andere« mythologische« Ge schöpf von Geschwisterkinderähnlichktlt ist. Schwierig keiten genug für Stellung und Bewegung macht auf ber Bühne fchon an und für sich da« antike Lostum, wa« man, wie Frau Errlmger sagte, eigentlich täglich ein Stündchen tragen müßte, um seiner ohne Aerger- niß Herr zu werden. Wahie Kleinigkeit sind dagegen hohe Absätze, wie man sie jetzt auch aus der Bühne zur Entstellung der Füße und zur Verunzierung de» Gange» trägt; oder die Schleppe, mit welcher sich ihre geschickteste Trägerin auf dem Theater beständig herum- schubsen muß, und immer wieder liegt da« lange un gefüge Ding gerade da, wo sie eben hintreten will. Da« letztere erklärt sich historisch ganz natürlich: Schleppen wurden zuerst nur sür die Großen der Erde erfunden, für welche Schleppenträgennnen bereit waren. Al» Andere die Mode nachmachten, mußten sie sich's in Ermangelung von Gefolge gefallen lassen, daß sehr oft di« Lächerlichkeit ihre Schleppenträgerin wurde. Auch Hr. Matkow-ky und Frl. Bormann waren al» Phaon und Melitta durch fleißige» Bestreben in ihren Leistungen fördernd sür da« Stück. Wäre in demselben auch nur ein Funke antiken Geistes, so wür den diese sentimentalen Auffassungen minder passend fein. O. B. Lum Tode vereint. Novell« von Adolf Giern. (Fortsetzung zu Nr. 13.) Da begann sie zu schluchzen und ich hatte ge wonnen Spiel und durfte sie fragen: „Warum nicht lieber zu mir, als au« der Welt?" Und sie sagte immer nur wieder: „Es geht nicht Franz, eS kann nicht gehen, wenn Alle wider einen oder ein paar arme Menschen sind!" Und ich lachte — Gott ver- »ech mir«, ich weiß heute noch nicht, wie ich lachen konnte — und rief: „Was schiert un» dir ganze Welt, wenn wir beisammen find. Wir frage» nicht« nach während der Jahre 1872 bi» 1877 für deutsche Rechnung in Oesterreich jährlich veredelt wurden: etwa 16tz bl» 24 Tausend Zollctr. Baumwollgarn, - . 26 - 35 - - Leinengarn, - 2 - 5 - - Baumwollwaaren, - k - k - - Wollenwaarcn, dagegen im deutschen Reiche für österreichische Rechnung: etwa 1 bi» 1k Tausend Zollctr. Baumwollgarn, - 6 - 8k » » Leinengarn, - 53 - 69 - - Baumwollwaaren, und etwa 12-15 - - Wollenwaaren. Unter den sächsischen HauptzollamlSbezirken zeichnet sich der Zittauer durch einen sehr bedeutenden Ber- edelungSverkehr au». So verarbeiteten während des Jahre» 1877 über die Grenze diese» Bezirke» im Ler- edelungSverkehre: Oesterreichische Weber ca. 13k Tausend Zollctr. Garn, - Färber - 2k ' - - - Bleicher - 17k - ' - Deutsche Färber ca. 7k Tausend Zollctr. Gewebe, - Bleicher - 2k ' - Garn, - Appreteure - 2 - - Gewebe. Sowohl au» diesen, wie au» den vorher angeführten Zahlen ist zu entnehmen, daß der deutsch-österreichifche TextilveredelungSverkchr auf österreichischer Seite mehr den Garndearbeitern (Webern und Bleichern) aus deutscher Seite mehr den Gewebebearbeitern (Färbern, Druckern und Appreteuren) zu Gute kommt, ein Um stand, der sür die Geschichte deS Institute« von Be deutung geworden ist. Tenn jener Verkehr beschäftigt in Oesterreich vorwiegend kleine, in Deutschland vor wiegend große Unternehmer. Nun haben sich zwar die österreichischen Interessen ten nicht schweigend verhalten, al» selten österreichischer Großindustriellen der Veredelung-Verkehr al« eine den österreichischen WirthschaftSinteressen widerstreitende Ein richtung heftig angegriffen wurde. In der Prager Handel»- und Gewerbekammer, welche nach einer Kund gebung vom December 1879 den Veredelung-verkehr nur noch mit BeredelungSzöllen und auch in dieser Beschränkung nur noch al» ein kurze« Provisorium beidehalten wissen wollte, wurde im Jahre 1875, unter Bezugnahme auf die dringenden Bitten der böhmischen Weber, den Veredelungsverkehr aufrecht zu erhalten, wörtlich geäußert: „Die Schlußfolgerung, da- Appreturverfahren sei entweder schwer zu belasten oder auszuheben, ist partei nehmend gegen die Weberei. Das Appreturversahren ist eine Existenzfrage für die Weberei geworden. Bl« zum Jahre 1854 bestand nur Handweberei. Diese befand sich in Böhmen in den Händen von vielleicht 50 bl- 100 größeren und kleineren Unternehmern. Denen standen al» Tottonkäuser gegenüber 4 bi« 5 mächtige und einige kleine Druckereien. Diese wenigen Großkäufer machten sich natürlich im Einkäufe eine äußerst geringe Eoncurrenz. Der Verkäufer hatte gar keine Auswahl von Abnehmern und mußte sich von dem kleinen Käuferkrelse den Preis dittirea lassen. AuS diesen Zeiten rührt da- in der ganzen Welt sprichwörtlich gewordene Weberelend. Denn nachdem keine Eoncurrenz im Verlause nach oben möglich war, blieb nur die Eoncurrenz nach unten, gegenüber dem Arbeiter übrig Eist mit der Einsührung de» Appre- turversahrrnS im Jahre 1854 besserten sich diese Zu stände allmälich." Eine ganz ähnliche Schilderung der traurigen Lage der Weberei vor der Einsührung des Appreturverkehr« wurde gelegentlich einer von der Handel-- und Ge- werbekammer zu Wien nn Decemder 1875 veranstal teten Erhebung laut. Allen — wir bleiben allein und thun keinen Blick nach den Andern, so lang wir da« Leben haben." „Und wenn ein- von uns stirbt Franz — und da« Andere bleibt allein zurück?" Und wie sie da- jagte und mich au- ihren Thränen herau« hilflos anschaute, da war mirS doch, als wälzte sich der dicke schivrre Nebel drüben über den Eichen tiefer in den Wald hinein und al- sähe ich eine Sonne zwischen den Bäumen, und ich zog Gertrud sest an mich und sagte ihr in- Ohr: „Wir leben nur mitsammen, und wenn Ein- stirbt, so solgt ihm da» Andere freiwillig nach — da- schwören wir unS!" Sie aber jauchzte auf, al- sei uns mit einem Mal die Erlösung gekommen, und mir war'S ebenso und wir schwuren eS un«, nur Ein« mit dem Andern zu leben, und dachten wahrlich, wir hätten unsere Sache in GoiteS Hand gestelltI Lom Walde hinweg ging die Gertrud mrt mir den langen steilen Weg nach Oberbach hinüber und wir waren ,o glücklich, so froh mit einander, daß mir nicht einmal ein Arg kam, und wir träumten, e» wäre die Welt hinter un« verfunken und sprachen auch gar nicht mehr von dem vergangenen Leid, nur von dem künftigen Glück. Auch kom nach der dunkeln Stunde am Hud-r- waldreich Alle» so, wie wir'- un- dachten und träumten. Der gute goldne Pfarrherr von Oberbach gab meiner Liebsten Unterkunft in seinem Hause für den Winter, und ich ging zum Notar nach Gertfeld, der stritt Gertrud- Habseligkeiten und kleine Aussteuer und ihr Erb« von dem alten Herckner herau«, und ich bat den Grafen, mich aus diese Stelle und in die» Haus zu versetzen, da« Keiner recht mochte, weil e« so einsam ist, und da« un« dünkte, als wäre es sür un« erdacht und gebaut! Und i» Mai
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