Dresdner Journal : 16.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188006166
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800616
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-06
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- Dresdner Journal : 16.06.1880
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0137 Mittwoch, den <6. Juni. 1880 l» ss»L,»» S,«t,cd«n : ^NUslick: . . 18 »tsrk UjLdrlick: 4 dlr»rk bO kk. 8>o»elov krummer»: 10 ?k L»i—riuUd äenäeotsedeo Heick«, tritt ?ost- unä 8tewpelru»ckl^8 kinxa. lnsoratenprel««: ^Nr Uea k»ma «iovr ^»pLttcoeo kstitreil« 20 ?f. Votvr „LioK««u>ät" clis 2eilo SV kk. Lr»eli»til»ii r I^liek mit Xuinskm« äer 8oov- vnä keiertsge ^>End» Mr Nea folgenden ^»8 DresdnerZolmmi. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. I»»<»r«1«iinnn»Nm« »a»rrNrt»r Lripitz: />>. 6o,uin>-->on!i^ ,tq« 0-e»6uvr ^ouruuk; S»mdorff - LsrUll Vis» »ipii^ I»„I - 8r,»l»a ^r„.I.kurt i« : Daa«e».<«tein X t'vAto, v«rlm Vt«»-L»wdurx rr^-l,«ip»iss krUnkturt ». X. K»<i ^tu«e, /«»akxirnUanit. Sr«»«' ^.§ckiette,' »r«,lL«: D §c«»'Aen » ttürc-Lu; 0k«ouUt>: ^o,At; rr»2klurt « «. >> ./aeAer'^eks u. 6. L^errma«»- «eke Niiclikniiälmi^i UdrUt«: S. L/Mer, ÜLimorsr: 0 8c/,„>>/ki^ k»rii »«rit» Vr»Qllturr ». ». S»»Ux»rt: Daube « (.u.,' »EdiuU^ D Li«u<tAen, ^»4 Lt«-er. Nvrausxvdsr: USvi^I. Lxpeäition <ie« Orexäoer lourvitt«, Dreien, /,v>n8v"tnts«v Ho. LV. Nichlamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte«. Innsbruck, Montag, 14. Juni, AbendS. (Lorr.-Bur.) Im Landtage wurde heute eine Er- rläruug der Bischöfe von Trient und Brixen im Vereine mit de« Aürsterzbischof von Salzburg etugebracht und verlesen, welche besagt: Wir kennen da- glaubens» und kaisertreue Volk Tirol» und wissen, daß wie von jeher die Polüik des selben und seiner Vertreter stets vom Geiste unserer heiligen Religion getragen und erfüllt war, so auch heute noch die erhabensten Interessen und Rechte der katholischen Kirche zu den ersten des Lande- zählen. Sie erfüllten daher ihre heilige Pflicht, indem sie gegen die vor einigen Jahren vollzogene Bildung rweier evangelischer Pfarrgemeinden in Meran und Innsbruck mit dem Rechte der öffentlichen Reli- gionSübung, welche die gesammte katholische Be völkerung de- Landes mit tiefstem Schmerze erfüllen mußte, feierliche Verwahrung einlegen. Seiten der Regierung wurde damals officiell die Thatsache con- statirt, daß da» letzte Bollwerk de» glaudenSeinen und glaubenstreuen Tirol gefallen und daß Tirol ein pa- ritätifche» Land geworden sei, in welchem der Pro testantismus mit der katholischen Religion gleichberech tigt sein soll. Wir theilen aufrichtig den bittern Schmerz, den jede» tirolifche Herz darüber empfinden muß. Gilt e» doch den Verlust de» ausschließlich katholischen Charakter», der Glaubenseinheit. Die Erklärung erinnert, wie ein Kaiserwort dieses Lande-recht durch das sanctiomrte Landesgesetz vom 7. April 1866 neuerdings anerkannt und bestätigt habe. Aus innerster Ueberzeugung für sein Recht fühle da- Land die Pflicht, jederzeit für das theuere Erbgut und die edelste Zierde des Vater lande- emzu- stehen. Die Bischöfe erheben daher nochmals ihre Stimme, um vor den Lande-vertretern gegen eine That sache Verwahrung einzulegen, welche wider Willen und mit Verletzung der heiligsten Gefühle des tiroler Bolte- vollzogen wurde, und ihre Verantwortung ab zulehnen, so lange die traurige Thatsache fortbesteht, und ersuchen schließlich, die Erklärung dem Landtags- Protokolle beizuschliehen, was auch beschlossen wurde. Pari», Montag, 14. Juni, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung d«S Senat- über nahm L6on Say da- Präsidium de- Senat- mit einer Ansprache. Leon Say sprach zunächst seinen Dank für seine Wahl zum Präsidenten aus und gedachte seines Vor gängers im Präsidium in ehrenden Worten. Say hob sodann hervor, die republikanischen Institutionen seien zwar noch jung, aber sie seien stark; sie könnten aber alle ihre Früchte nur durch die Uebereinstimmung der großen Staatsgewalten tragen: eine Uebereinstim mung, welche indessen der Würde oder Unabhängigkeit der Deputirtenkammer oder des Senats kein Opfer auferlegen solle. Diese Uebereinstimmung sei der schützende Mantel, welcher sich über die Republik, über die parlamentarische Regierung und über die modernen Ideen autbreite. Diese Uebereinstimmung sei vor handen, und der Senat werde bei seinem tiefen Ver- ständniß für die Erfordernisse der Politik sie zu er halten wissen und auf diese Weise die Aufgaben der Exekutivgewalt erleichtern, welche bei freien Völkern stets so schwierig seien. Der Senat werde so dazu beitragen, in dem Geiste der Bevölkerung die Pnn- cipien zu befestigen, welche er für untrennbar von der Idee der Republik erachtet: Achtung vor den Gesetzen und Aufrechterhaltung der Ordnung. (Beifall im linken Centrum.) Demüle legte hierauf den Bericht über die Pe titionen gegen die Dekrete vom 20. Mär; vor; der Bericht schlägt die Zurückweisung der Peti tionen vor. Die Berathung wurde auf den 24 d. festgesetzt. Schließlich wählte der Senat dir Com- Mission zur Borberathung de- Gesetzentwurf-, be treffend die Aufhebung der Obrdienzbriefe. Die Commission besteht au- 7 Anhängern und 2 Geg nern der Vorlage. In der heutigen Sitzung der Zolltarifrommisfion de- Senat- erklärte der Conseil-präfident Krey- cinet, daß nur zwischen L^on Say und dem Earl Granville Schreiben au-getauscht worden seien, welche aber keine-weg» für die beiderseitigen Re gierungen bindend seien. Die Commission beschloß hierauf, morgen über diesen Gegenstand eine An frage an die Regierung zu richten. Die Deputirtenkammer lehnte den vom Senat angenommenen Gesetzentwurf über die Militär verwaltung ab. Der Kriegsminister hatte sich so wohl gegen den vom Senat angenommenen Gesetz entwurf als auch gegen denjenigen der Commission . der Kammer ausgesprochen und verlangte die Zu rückverweisung der Vorlage an eine gemischte Com mission, die sich damit beschäftigen solle, einen Aus gleich zwischen beiden Entwürfen herzustellen. Paris, Montag, 14. Juni, NachtS. (W. T.B.) In parlamentarischen Kreisen glaubt man, daß die Regierung mit Rücksicht auf die Dispositionen des Senats darauf verzichten werde, die Initiative bezüglich der Amnestiesrage zu ergreifen, daß sie sich vielmehr auf möglichst umfassende Begnadi gungen beschränken werde. Der von der Budgetcommission der Deputirten- kammer bezüglich des Budgets für da- Ministe rium der auswärtigen Angelegenheiten erstattete Bericht beantragt die Ablehnung des Amendements RaSpail'S, betreffend die Aufhebung der franzö sischen Botschaft beim Vatikan. Der Drputirte Janvier de la Motte hat darauf verzichtet, die Regierung wegen der Ernennung Challemel-Larour'S zum Botschafter für London zu interpelliren. Paris, Dienstag, 15. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Man glaubt hier, daß sich England für dir Berliner Confrrenz den diesseitigen Anschau ungen anschließen und für dieselben durch In structionen, welche von Seiten der anderen Mächte den Botschaftern für die Confrrenz spätestens heute zugehen dürften, eine principielle Ueberein- stimmung aller Mächte gewonnen werden wird. Für die Ausführung der Grundgedanken werden wohl unmittelbar nach der ersten Arbeitssitzung der Confrrenz die Experten in Thätigkeit treten. London, Dienstag, 15. Juni. (Tel. d.Dresdn.- Journ.) In der gestrigen Sitzung des Unterhauses antwortete der Unterstaatösecretär deS Aeußern, Dilke, dem Parlamentsmitglied» Errington auf dessen diesbezügliche Anfrage, die Convertirung deS Eigrnthums des Collegiums ckv propa^unüa tick« in Rom feiten der italienischen Regierung beruhe auf Gesetzen. Eine Einmischung sei daher unthunlich. Hierauf äußerte sich Dilke auf eine Interpellation O'Donnell's bezüglich deS neuen französischen Botschafters in London, Challemel- Lacour. Tilke erklärte hierbei, Challemel-Lacour sei nie zum Botschafter in Berlin ernannt worden. Auch habe die deutsche Regierung niemals privatim dec französischen gegenüber sich gegen die Ernennung Challemel's aus gesprochen. Der deutsche Botschafter in London, Graf zu Münster, habe Granville benachrichtigt, falls Chal- lemel ernannt wäre, würde er in Deutschland mit Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Kunstausstellung. Unter den kleinen Bildern von freundlich an sprechendem Charakter zeichnet sich die idyllische Land schaft „Partie am Ammerfee" von Karl le Feubure in Tölz au-, die schon vor längerer Zeit vom Kunst- verein angekaust ist und dem glücklichen Gewinner durch die gefühlvolle und doch so anspruchslose Fein heit de- Vortrag- willkommen sein wird. Wären die reizenden Natutstudienbllder von Adal bert Waagen in Berchtesgaden noch ausgestellt, so würden diese köstlichen Leistungen, die eine Schatz kammer für den Schönheit und Wahrheit Suchenden boten, den Mittelpunkt für alle naturliebenden Be schauer bilden. Zur besondern Belehrung und Be leuchtung dieser naturliebenden Beschauer mache ich noch ein Mal bekannt, daß, so viel mir mügetheilt wurde, kein einziger Auftrag in Dresden an den Maler wegen Wiederholung einer seiner 64 fast durchweg hochschätzbaren, zur größern Hälfte entzückenden Ar- beiten ertheilts worden ist, gewiß ein eigenthümliche» Zeichen von ebenso eigenthümlicher Kunstprotectwn. Möge sich indeß der Künstler durch diese kühle Er fahrung nicht abhalten lassen, seine Leistungen dem Dresdner Kunstverein, der Dresdner Kunstausstellung zuzusenden. In beiden Fällen wird eS an dankbarer Aufnahme ebenso wenig fehlen, wie an warmer kriti scher Anerkennung de» Gelungenen und an inniger Theilnahmr jener Kreise de» Publicum», welche durch Bildung und Sinnigkeit den guten Namen des Künst lers schaffen helfen, ohne sich doch den kostspieligen eigenen Besitz von Kunstwerken vergönnen zu dürfen. Zwei landschaftlich hervorstechende Bilder von L. Sckell in München „Blick auf den Wendelstein* und „Bei Mittewald" waren schon früher in der Emil Richter'fchen Kunsthandlung hierselbst neben andern recht tüchtigen Arbeiten in Oel und Aquarell den Lieb habern vorgeführt. Sie gehören den technisch gehalt vollen Veduten an, haben einen realistischen und doch sehr gemäßigten, harmonisch klaren Ton, Zengniß ab legend, wie sehr der Maler in der Erscheinungswelt der Alpennatur zu Hause ist. Und noch einen andern, sich immer wiederholenden Beweis liefern sie: man ersieht aus ihnen, wie aus Waagen'» wieder jganz an ders gearteten Darstellungen, den Motivreichthum und die Formenfülle des bayrischen Hochlande». Wenn die deutschen Alpen nur diese» eine kleine Stück Erde, da» ja eigentlich nur zu ihrem Vorland gehört, bedeckten, sie würden schon Alles an Kraft und Glanz und elegifchem Zauber überragen, wa- fonst die Bergnatur geschaffen hat. Unter den Landschaftsmalern begegnen wir auch Rudolf Schietzold, einem alten Bekannten und ge- bornen Dresdner, der jetzt seine zweite Heimath Mün chen zeitweilig mit einem Aufenthalt in Italien ver tauscht hat und neue Motive und Studien für den poetischen stimmungsvollen Vortrag seine» Pinsels sammeln wird. Da» eine seiner Bilder stellt ein „Motiv vom Chiemsee", da» andere in gleicher Größe „Zell am See gegen da» Krtzsteinhorn" dar, eine Gegend, die jetzt auch für minder unternehmende Tou risten durch die Giselabahn leicht zugänglich geworden größter Bereitwilligkeit ausgenommen werden. — O'Donnell erklärt sich mit dieser Antwort nicht zu frieden und will feine Behauptungen unterstützen, wa» den Anlaß zu einer lebhaften Scene giebt. — Glad stone beantragt, dem Redner da» Wort zu entziehen. — Parnell beantragt Vertagung der Debatte. — Re gierungsseitig wird erklärt, daß die Botschafter gegen die Angriffe geschützt werden müßten. Der Antrag Parnell'S wird mit 245 gegen 106 Stimmen, darauf der Antrag Nolan'S auf Vertagung der Sitzung mit 224 gegen 58 Stim men abgelehnt. Gladstone zieht seinen Antrag zurück. O'Donnell begnügt sich, seine Interpella tion ohne Rede anzukündigen, und wird sie am Donnerstag begründen. Den „Time-" geht auS Paris dir Nachricht zu, England sei nach einem Meinungsaustausch mit der französischen Regierung dem von de Krey- einet gemachten Vorschläge betreffs Regulirung der griechischen Grenze beigetreten, da dieser am meisten mit den Interessen des Berliner Con- gresses übereinstimme. St. Petersburg, Montag, 14.Juni, Abends. (W. T. B.) Der diesseitige Botschafter in Berlin, v. Saburow, ist heute Nachmittag um ^2 Uhr nach Berlin abgereist. Die Enthüllungsfeier deS Denkmals Puschkin's ist nunmehr auf den 18. d. festgesetzt worden. New-Dork, Montag, 14. Juni, AbendS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Dem hiesigen peruanischen Geschäftsträger ist vom peruanischen Generalkon sul in Panama eine Depesche zugegangen, der zu- solge die peruanische Stadt Tacna nach 3tägigcm Kampfe von den chilenische» Truppen eingenommen worden ist. Der Gesammtverlust der peruanischen Truppen beziffert sich auf 8000 Mann. Tacna wurde sodann von den verbündeten peruanischen und bolivianischen Armeen belagert. Montero nahm 1000 Chilenen gefangen. Lelva und Mon tero haben die chilenischen Truppen vollständig eingeschlossen. (Vgl. die „Tagesgefchlchte" unter Rio- de - Janeiro.) Dresden, 15. Juni. In Frankreich scheint das Nationalfest vom 14. Juli einen immer vielseitigeren Charakter anneh men zu sollen. Die Pariser Blätter der letzten Tage bringen allerlei Details über die große militärische Feier, welche am 14. Juli anläßlich der Vertheilung der neuen Fahnen und der Vereidigung der Truppen auf die Verfassung im Bois - de - Boulogne stattfinden soll. Der Eid soll lauten: ,Au uvm äu re^imsnt, js jure sur l'üouusur lle rester üäöle L la t)ou8ti- tutiou et äe äeteuäre ee llrapeau ju8gu'ä la mort." („Im Namen des Regiments schwöre ich auf die Ehre, der Verfassung treu zu bleiben und diese Fahne dis zum Tode zu vertheidigen.") Vielleicht erfahren wir bei diesem Anlaß aus einer Zusammenstellung sei- ten irgend emer Pariser Zeitung, wie oft die franzö sische Armee seit 1789 ihre Feldzeichen wechseln mußte, und wie viele Eide auf wie viele Verfassungen seit 1789 geschworen und nicht gehalten worden sind. Die Eidesformel felbst legt gar mancherlei Bemerkungen nahe. Die „Republique franyaise" fpricht sich soeben wieder einmal energisch für die Beeidigung der Armee auf die Republik aus. Die bevorstehende Feier des 14. Juli hat aber auch ihren guten Theil dazu beige tragen, daß die Generalamnestie, man weiß nicht recht wie, zur Tagesfrage geworden ist. Unser Pariser Correspondent spricht, trotz aller gegentheiligen Behaup tungen, sich dahin auS, daß die Angelegenheit durchaus noch nicht m das Stadium der Verwirklichung getreten ist und dem Auge ihr blendendes Seebecken mit dem schneebedeckten Halbkreis der Tauernkette erschlossen hat. In diese kühn aussteigende Umgebung läßt uns das zweite Bild mit der anmuthigen sonnenüber glänzten Staffage de» Touristenbootes am Seeuser Hineinschauen, während die andere Landschaft eine der ruhigen, fünften Idyllen am sogenannten bayerschen Meer wiedergiebt. Unter den kleinen Cabinetsbildchen zeichnet sich „Kammerkätzchen" von W. Rögge in München durch coquette Zierlichkeit und saubere Technik einiger maßen aus. Chr. Mali in München hat auch diese Ausstel lung wieder mit drei Thierstücken beschickt: „Mittag auf dem Lande", „Viehmarkt im Dorfe" und „Ein Morgen". Wenn sich diese Bilder auch nicht durch einen Kraftaufwand in der technifchen Ausführung, in der lebenathmenden Frische der malerischen Außenseite markiren, so erinnern sie doch in Einzelheiten immer wieder an die vortheilhaften Eigenschaften und Tüchtig keiten, die der zu fleißige Meister in feinen besten Leistungen zu oft bekundet hat. O. B Jndianerkinder und ihre Pflege. (Schluß zu Rr. 1«».) Die Töchter der Häuptlinge wandern einträchtig und ohne sich vornehmer zu dünken, mit den übrigen Mädchen ihre« Stammes in den Wald, um Holz und Reisig zu sammeln, und die Bürde, die sie auf ihrem Rücken helmtragen, ist nicht minder schwer, als die ihrer Ge spielinnen. Wie schwer sie arbeiten müssen, diese armen Kinder, während ihre Brüder leicht und jeder ist. Uebrigens sei die Amnestie eine jener Angelegen heiten, welche die Parteien einander als Spielball an den Kopf werfen und gegen einander benutzen. Man werde sich wundern, wenn die Dinge erst einmal so weit gediehen sind, wie geringen Eindruck die Gewährung dieser Generalamnestie und selbst die Rückkehr der Am- nestlrten, will sagen der letzten Amnestirten, machen wird. Jedenfalls hat sich in Bezug auf die Frage der voll ständigen Amnestie seit der Niederlage Blanqui'S in Lyon ein durchgreifender Stimmungswechsel vollzogen. Blätter, wie das „XIX. Siscle" und der „Temps", die noch unlängst die Unmöglichkeit dieser Maßregel vertraten, beginnen nicht nur dieselbe ernstlich zu dis- cutiren, sondern das erstere Journal, das sich stets durch seinen glühenden Haß gegen die Communisten auSzeichnete, erblickt jetzt >n der vollständigen Amnestie nur eine zeitgemäße Maßnahme— Der „TempS" sucht seinen Rollenwechfel etwa» zu vermitteln, indem er sagt, daß das von den Lyoner Wählern gegebene Bei spiel gewiß als ein erstes günstiges Symptom der sich im Lande vollziehenden Beschwichtigung aufzufassen sei, daß man aber darum noch nicht sagen könne, daß die Bedingungen schon erfüllt seien, von denen Areycinet die Maßregel habe abhängig machen wollen. — Dar auf erwidert die „Republique franyaise", daß, wenn der Ministerpräsident nach dem Buchstaben der von ihm in der Amnestiedebatte gehaltenen Rede gehen wollte, man die vollständige Amnestie nie erhalten würde; denn an einigen unruhigen Köpfen würde es nie fehlen, welche einen Vorwand zur Aufschiebung der Maßregel würden bieten können. Das Gambetta'fche Organ verlangt mit solcher Energie die Amnestie, daß die Gewährung derselben, die Freycinet noch als eine Zeitfrage hingestellt hatte, nicht lange mehr ausstehen kann. Die „republikanische Union" ist stark genug, um das Widerstreben der Regierung zu besiegen. Der letztern wäre es schließlich nur bequem, die auf di^- Amnestie bezüglichen Agitationen endgiltig aus der Welt zu schaffen, namentlich da dieselben sich nur in den großen Städten abfpielen, wo sie eine gefähr liche Nachbarschaft für die Centralbehörden und deren Thätigkeit bilden. Bei dem langen energlfchen Wioer- stand, den sie gegen die Amnestie gezeigt hat, würde man nun auch der Regierung ihre Einwilligung in diese Maßregel nicht als eine Schwäche auslegen. Das Gambetta'sche Blatt legt e- der Regierung nahe, lieber freiwillig den Act der Amnestie zu vollziehen, als ihn sich von der Kammer aufzwingen zu lassen, deren Dispositionen täglich mehr auf die Sette der Amnestie Hinneigen. Da der linkscentrssche „Tsls- graphe" bemerkt hatte, selbst Felix Pyat halte die Ge währung der allgemeinen Amnestie erst nach den Gene ralwahlen für möglich, fpöttelt die „Republique fran- yaise" in folgender Weise: „In dem Augenblicke, wo die wüchendilen Gemäßigten Felix Pyat fragen, auf welchem Terrain es ihm beliebe, die allgemeinen Wahlen zu machen, begreift es sich, daß das Mini sterium nur belstlmmen kann", zu deutsch: Man muß den Communards die Waffe des Amnestiebegehrens vor den Wahlen entwinden. Zum Schlüsse heißt es: „Die Amnestie wird den definitiven Bruch der öffent lichen Gewalten mit der eigensinnigen (entLte«) Po litik Dufaure's und Waddington's markiren. Da» wird der Bewers sein, daß man entschlossen ist, mit der Demokratie und für die Demokratie zu regieren und nicht für die größere Zufriedenheit der doctrinären Gruppe." — Das „Journal deS Dobats" sieht die Amnestie mit scheelen Augen an und würde nur im Nothfalle in den fauern Apfel beißen, glaubt aber noch nicht, daß die Regierung fchon so weit sei. — Das sich darbietende Schauspiel ist be zeichnend. Die Pontifices der Linken berathschlagen, die Auguren halten Consultationen, die republikanische Presse beschäftigt sich damit in mehr oder minder zu- Last ledig durch Wald und Feld laufen und von früh bi» spät nur an ihr Vergnügen denken! Ein indianisches Mädchen verliert fchon in früher Jugend den Typus eines Kindes und nimmt den eines be sonnenen, nachdenklichen Frauchens an. Kein Wunder! Hat sie doch vom Morgen dis zum Abend für Andere zu fchaffen und zu sorgen. Sie sucht Beeren und Wurzeln, befreit Thierhäute von den Haaren, gerbt Bälge, näht mit emsiger Hand Felle aneinander und flicht Matten und Körbe. Auch in Perlenstickereien ist sie wohl erfahren. Der Fleiß der Indianerinnen ist wahrhaft bewunderungswürdig. Nie sieht man eine von ihnen müßig, die jüngsten, wie die ältesten gleichen den Arbeitsbienen. Doch sind sie minder streitsüchtig als diese und lehnen sich nie gegen die Drohnen auf. Der Sinn für Musik geht den Jndianerkindern nicht ab. Wie den Tanz, so lieben sie auch den Gesang. Doch sind ihre Weisen eintönig und klagend. Ein frisches, fröhliches Jubellied hört man unter ihnen nie. Ihr Tactgefühl ist gut ausgebildet und wenn sie singen, schlagen sie mit einem Stock auf einen Holz klotz oder eine rohe Trommel. Auch an Wiegenliedern fehlt eS diesen Naturmen schen nicht Die Mütter pflegen ihre Babies mit leiser, wohltönender Stimme m Schlaf zu singen. Einige dieser Wiegenlieder sind kleine anmuthende Compositionen, die meisten sind jedoch ohne eigent lichen Sinn und bestehen nur aus einer einzigen Strophe, die m einförmigem Tone so lange wieder holt wird, bi- sie ihren Zw-ck, das Kind einzuschläfern, erreicht hat. Hin und wieder improvisirt eine Mutter zu Ehren ihre- Liebling» ein kleine- Lied, und malt »hm in demselben seine Zukunft mit den Farben au»,
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