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Dresdner Journal : 26.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188006265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-26
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- Dresdner Journal : 26.06.1880
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O146 Sonnabend, den ?6 Juni. 1880. l» ä«vt»ek«ll ^Ldrlied: . . 18 K»r^ j^iLkrUcU: 4 KO?s. Linreloe Huwmvro: 10 kk L«—rluUd 6e,äevt»cdeo NeicUe» tritt?o«t- uoä 8temp«Iru»cl>I»8 kiviu. luseratenprel»«; VUr äen kLuw sioer zv8p>tlt«o«ll ketitreils 20 ?k. Vater „Lias««u»ät" äis 2eils bi) kk. ki-Aelielu«»« I^NeU mit Xaeaakme der 8oav- avä keierta^«' ^beaU» kilr Uea kol^eaUea Dres-nerÄMmal. ln»eraten»aa«km«> »U8vllrt8» Leipii^: >r Ztraatktetter, vommixeionNr il<>, OreeUaer ^ourultk; SesdarU -lerlla Vt«a I.«ip»i8 8»»«I - 8r«,l»a rr»i>>ikurt ». N.! //aa«en«tein L kn</ier, LvrUa tV>ea-H»mdur^ kr»^-L«tp»jx rreaktart ». ». »üaodein Au</. ^ko««e, v«rlio §. Z^c-rnic^. /»<! u/i</kn</«x1-, 8r«w»u: L ü'e/i/otte ütanAe«'« Uiirvau; kksmmt» - H. ko«A<; rr»o>tkurt ». H.: F ^aeAer'--et>s u. v. //errm<i»n- 8cde liucliknnUIunA; vorUtr: tr Akü/irr,' Simaorer: 6. k»rti-L«rUa-?r»ll^turt » « Stut^rt: Lavü« L l/v.,- S-uodar,: F L/«v<tAen, ^tci Lte,E. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. N « r » u 8 x v d v r r NüiNLl. klrpeUitioa ll«8 l)rv»<jaer ^ourrmi«, Dresden, ^vial?er«tr!U!«e tlo. 20. NichtlimtliÄkr Theil. Ne»»rlt4>. Lei »graphische Nachricht««. Zeituug-schau. (Allgemeine evangelisch-lutherische Kirchenzeitung. Neue Preußische Zeitung.) Lagetgeschichte. (Berlin. Wien. Paris. London. Ehristiania. Belgrad. Bukarest. Philippopel. Au» BuenoS-Aire») Telegraphische Nachrichten. Berlin, Kreitag, LS. Juni, Nachmittag-. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Die Botschafterconferenz wird voransfichtlich morgen ihre Arbeiten beschlie ßen können mit der protokollarischen Erklärung, daß die in der Conferenz vereinigten Botschafter im Namen ihrer Mächte die türkisch - griechische Grenze in Ausführung von Art. 24 des Berliner Friedens tracirt hätten. Die Botschafter refe- rireu dann ihren Mächten, worauf identische Mit- thrilungrn bezüglich deS Conferrnzbeschluffes feiten der Mächte nach Konstantinopel erfolgen würden. Man meint, daß die Conferenzarbeit alle that- sächlichea Verhältnisse derartig in Betracht ge zogen hat und daß die Uebereinstimmung der Mächte eine so imposante ist, daß zur schließlichen Durchführung der Beschlüsse rin besonderes execu- livisches Vorgehen entbehrlich sein wird. In der heutigen Sitzung deS Abgeordnetenhau ses beantwortete Kinanzmivister Bitter die In terpellation des Abg. Virchow, betreffend die Ein beziehung Altona- und der untern Elbe in da- Zollvereiv-grbiet. Der Finanzminister erklärte hierbei, eS hätten sorg fältige Erwägungen stattgefunden, daß die wirthschaft- lichen Nachtheile der in Rede stehenden Maßregel nicht ihre Lortheile überwiegen. Abgesehen davon sei mit dem Zollanschlusse Altona- lediglich nach den Bestim mungen der Versassung verfahren. Die Kostenanschläge würden feiner Zeit dem Reichstage und dem BundeS- rathe vorgelegt werden. Bislang wären nur über- fchlägliche Berechnungen angestellt; die eigentlichen Kostenanfchläge könnten erst aus Grund bereits ein geleiteter Verhandlungen aufgestellt werden. Wegen der Geldmittel werde, sobald auf Preußen zurückgegriffen werde, gesetzmäßig verfahren werden. Die Regierung habe in dieser Angelegenheit ihr Verhalten dem Reichs tage gegenüber nicht zu rechtfertigen und lehne jede Erklärung in dieser Richtung ab. Ueber die auf die verbündeten deutschen Staaten zu nehmenden Rücksich ten, welche voll gewürdigt würden, sei nicht im preußi schen Abgeordnetenhause zu verbandeln, auch nicht auf diplomatischem Wege, nach der früheren Pragmatik des aufgelösten deutschen Bunde-, oder durch Einzelverhand- lungen; dieselben seien vielmehr verfassungsmäßig inner halb de» BundeSratheS zur Entscheidung zu bringen und zu erledigen. Pari-, Donnerstag, 24. Juni, Abend-. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Senat- wen dete fick bei der Berathung de- von dem Senator Demvle erstatteten Bericht-, welcher empfiehlt, die gegen die Dekrete vom 2V. März d. I. gerichteten Petitionen einfach zurückzuweisen, der frühere Präsident de- Senats, Herzog v. Audiffret - PaS- quier, lebhaft gegen die Decrete und trat für die Rechte de- Gewissen- und für die Rechte der Fa milienväter ein. Der Redner bestritt dem Staate da- Recht, sich gewissermaßen der Kinder zu be- mächtigen, und verlangte die Ueberweisung der in Rede stehenden Petitionen an den ConseilSpräfi- denten und den Justizminister. Demvle trat hie rauf für den in dem Berichte empfohlenen Antrag ein. Der Herzog v. Broglie suchte nachzuweisen, daß die von der Regierung hierbei angerufenrn Gesetze nicht anwendbar seien. Lon der Deputirtenkammer wurde da- Budget de- Cultu-ministerium- angenommen. Ein An trag auf Wiederherstellung der früheren Ziffer für die Besoldung der Prälaten und Cardinäle war adgelehnt worden. Bei der Berathung deS Bud gets deS Kriegsministeriums führten mehrere Red ner Klage über die Schwäche des EffectivbestandeS der Armee. Der Referent erklärte darauf, daß der KriegSminister diese Frage in Erwägung ge zogen und beschlossen habe, die Lücken bei der In fanterie durch eine bessere Lerthrilung deS Jahre-- contingentö auszufüllen. London, Donnerstag, 24. Juni, Nachts. (W. T B.) Da- Oberhaus nahm beute die Begräbniß- bill in dritter Lesung an. Im Unterhause erklärte auf eine Anfrage Ot- way'S der Unterstaatüsecretär Dilke, die Regie rung habe keine Nachricht erhalten, daß Mukhtar Pascha zum Oberbefehlshaber der türkischen Trup pen in der europäischen Türkei ernannt worden sei. Die Stärke der türkischen Truppen in Ma kedonien und dessen Umgebung betrage nicht 8V Vitt- Mann. — Der Premier Gladstone beantragte die zweite Lesung der Bill, betreffend die bekannten neuen Finanzvorschläge. Gladstone erklärte, daß der Termin für die Ein führung der neuen Weinzölle noch hinausgeschoben werden müsse, weil es nicht wahrscheinlich sei, daß das bezügliche neue Abkommen mit Frankreich bis zu dem zuerst in Aussicht genommenen Termine getroffen sein werde. Er glaube, daß die Unterhandlungen mit Frank reich im Herbst beginnen und wahrscheinlich im Januar abgeschlossen würden. — Nach längerer Debatte wurde die zweite Lesung der Bill ohne Abstimmung ange nommen. Im Laufe der Debatte war von verschiede nen Seiten betont worden, daß kein Grund vorhanden fei, Frankreich günstiger zu behandeln, als andere Län der, und daß England für Zugeständnisse seinerseits auch Vortheile emtauschen müsse. Der Premier Glad stone hielt die Grundsätze seiner Vorschläge betreffs der Weinzölle ausrecht. Bradlaugh wurde auf den Antrag Northcote'- wieder in Freiheit gesetzt. (Vgl. die „TageSge- schichte".) Cincinnati, Donnerstag, 24. Juni, Abends. (W. T. B.) Die demokratische Convention hat den General Hancock (den Candidaten Pennsylvaniens) zum demokratischen Candidaten für die Präsident schaft ernannt. Dresden, 25. Juni. Am heutigen Tage feiert die deutsche evangelische Kirche den Tag ihre» 350 jährigen Bestehens, denn am 25. Juni 1530 hat sich die Kirche der Reforma tion durch Uebergabe der Augsburgischen Confefsion als eine auf dem Worte Gottes ruhende Kirchengemein- schaft vor Kaiser und Reich legitiniirt. Die Augustana ist die dogmatische und rechtliche Stiftungsurkunde und Grundlage der deutsch evangelischen Kirche, der „Kirche Augsburgischer Consession*. Als am 25. Juni des Jahres 1580 die Semisäcularseier der Uebergabe der Augsburgischen Confession begangen wurde, erschien in Dresden auf Veranstaltung deS Kurfürsten August von Sachsen unter dem Namen Concordia die Samm lung aller evangelischen Bekenntnißschriften, deren jüngste und letzte, b'ormula Loneorllia d. i. Eintrachts- formel geheißen, eben an dieser Stelle zum ersten Male in die Oeffentlichkeit trat und somit ihre Weihe als Symboluin empfing. Im Hinblick aus diese Säcu- larfeier hat das evangelisch-lutherische Landescon- sistorium für da» Königreich Sachsen in dem von ihm herausgegebenen „ Verordnungsblatt * bereits unterm 8. Mai eine Aussprache an die evangelisch lutherischen Geistlichen deS Landes gerichtet, deren wesentlichen Inhalt wir nachstehend wiedergeben: „DaS Jahr 1580 ist für die gesammte evangelisch lutherische Kirche und für die evangelisch-lutherische Landeskirche Sachsens im Besondern von hoher Be deutung gewesen, vor Allem durch die am 25. Juni — als am 50. Jahrestage der Uebergabe der Augsburgi schen Confession — erfolgte Herausgabe des fowohl die ökumenischen Symbole als auch fämmtliche Be kennt« ißschriften der evangelisch-lutherischen Kirche um fassenden Concordienbuchs, welches auch die bereits rm Jahre 1577 vollendete und wie in vielen anderen evangelisch-lutherischen Landeskirchen, so auch in Sachsen zu symbolischem Ansehen gelangte Concordienformel enthält. Für die sächsische Landeskirche aber kommt noch außerdem die Errichtung der Klrchenordnung vom 1. Januar 1580 in Betracht, welche in Verbindung mit den die Bestimmungen der Generalartikel vom 8. Mai 1557 wiederholenden und erweiternde» Ge neralartikeln vom Jahre 1580 sür die Erhaltung der Segnungen der Reformation, für die geordnete Ge staltung des Kirchenwefens in Bezug auf Lehre, Cul- tuS, Verfassung und DiSciplin, sür Herstellung gemein samer und heilsamer Ordnung emgenssener Willkür gegenüber von größter Wichtigkeit geworden und ge blieben ist. Die Publicalion des Concordienbuchs aber hat nach allen vorgedachten Seiten hin und weit über die Grenzen der sächsischen Landeskirche hinaus einen entscheidenden, in seinem Werthe vielfach verkannten, aber in Wahrheit hoch anzuschlagenden Einfluß ausgeübt. Denn wie die Abfassung der Loncordienformel durch die unter den Theologen Augsburgischer Confession ausgebrochenen Streitigkeiten veranlaßt war und zu deren Beilegung, somit zur Abwendung drohender Spaltungen dienen sollte, so hatte die Veröffentlichung deS j Concordlenbuchs und der Concordienformel in Sonderheit den Zweck, „zu Ausbreitung deS reinen, unverfälschten Wortes Gottes, Erhaltung christlicher beständiger Einigkeit und Beförderung guter Zucht und Ehrbarkeit* zu helfen, den Leitern und Dienern der Kirche hierfür sichere Weisung und festen Anhalt zu geben, die Gemeinden gegen Lehrwillkür zu schützen und die Kirche vor neuen Zerwürfnissen zu bewahren, ohne jedoch — wofür die Einleitung der Concordienformel selbst daS entschiedenste Zeugmß ablegt — das Wort Gottes in heiliger Schrift irgend einem Menschenworte unterordnen zu wollen; sondern also, daß alle Lehre nach der einigen, unfehlbaren Richtschnur der unwan delbaren Wahrheit des göttlichen Wortes geurtheilt, danach auch alle entstandenen Irrungen christlich erklärt und entschieden werden sollten." Die Aussprache con- statirt, daß die Concordicnformel „an erster Stelle für die Träger des kirchlichen Amtes bestimmt" ist, und fährt dann fort: „Sie ist, obschon eine unserer Be kenntnißschriften, doch nach ihrer gefammten theologi- fchen Fassung kein Gemeindebekenntniß in dem Sinne, wie das apostolifche Glaubensbekenntniß, die beiden Katechismen Luther'S und die Augsburgische Confession. Wohl aber haben die Kirchenordnung vom Jahre 1580 und die Concordienformel mittelbar eine hohe Bedeutung auch für die Gemeinden. Für wissenschaft liches Studium und kirchliches Lehren und Wirken der Geistlichen aber bieten sie einen reichen Schatz, dessen Hebung und Verwerthung zu ihrer eignen theologi schen Fortbildung wie zur Belehrung und Leitung der ihnen befohlenen Gemeinden nur zum Segen ge reichen kann. Ist nun auch von Anordnung einer eigentlichen kirchlichen Säcularfeier aus den vorange deuteten Gründen abzusehen, so kann doch nur gewünscht und empfohlen werden, daß die Geistlichen von den auf das Jahr 1580 zurückgehenden Säcularerinnerungen dieses JahreS Anlaß nehmen, in ihren Predigten — namentlich am bevorstehenden 5. Sonntage nach Trini tatiS, als dem, dem Gedächtnißtage der Publicalion deS Concordienbuches am nächsten liegenden Sonntage, sowie am diesjährigen ReformationSfeste, nach Befinden aber auch an anderen Sonntagen, an denen der eine oder andere der in diesem Kirchenjahre zur Wahl stehenden Texte schickliche Gelegenheit dazu bietet — ihren Gemeinden die Bedeutung Dessen, was in den Tagen der Väter zum Segen für unsere Landeskirche geschehen ist, eingehend und erbaulich darzulegen, ins besondere das Bewußtsein von Dem in ihnen zu be leben, was unsere Kirche an ihren Bekenntnißschriften hat, als den in der heiligen Schrift, der einigen Regel und Richtschnur christlichen Glaubens und Leben-, gegründeten Zeugnissen von Dem, womit unsere Küche steht und fällt, daran also sestzubleiben hat, wer in Wahrheit zu dieser Kirche gehören will. Denn lauter und rein und als eine Krast GotteS zur Selig keit wird das Evangelium von Christo nur so lange verkündigt, als sestgehalten wird an Dem, was unsere Kirche laut ihrer Bekenntnißschriften glaubt, lehrt und bekennt von Jesu Christo, dem eingeborenen Sohn des lebendigen Gottes, von der durch ihn nach dem ewigen Ratschlusse der göttlichen Gnade vollbrachten Erlösung und Versühnung, von der Rechtfertigung des Sünders allein aus dem Glauben, von der einen hei ligen, christlichen Kirche, als der Gemeinde aller Gläu bigen, bei welchen das Evangelium rein gepredigt und die Sacramente laut des Evangelii gereicht werden." — An der Spitze der neuesten Nummer der „All gemeinen evangelisch-lutherischen Kirchen zeitung" weist der Ausschuß der allgemeinen luthe rischen Conferenz darauf hm, daß es „schwere Zeiten waren, welche auf den Hingang des großen Zeugen und Propheten unseres Volkes Or. Martin Luther folgten, Zeiten der schwersten Erschütterungen von außen und innen", und sagt weiter: „Es war eine schwere Arbeit, nach so langen Jahren zum Theil bitterer Kämpfe einen Einklang der Gedanken und der Lehrform zu gewinnen. Und wenn sich auch zeigte, daß die Uebereinstimmung schließlich größer war, als man nach Allem vermuthen durfte, so kostete es doch viel Mühe, Geduld und Weisheit, um zum erwünsch ten Ziele zu gelangen. Um so mehr ist es recht und billig, daß wir das Gedächtniß der Männer in Ehren halten, welche es sich nicht verdrießen ließen, darum sich zu bemühen, bis sie ihr Werk mit Erfolg gekrönt sahen. Nord- und Süddeutschland haben hierin treu lich zusammengehalten, mit Andreä dem Schwaben der Niedersachse Chemnitz, und unter den Fürsten, welche hilfreich die Hand boten, wollen wir vor Allem des sächsischen Kurfürsten nicht vergessen, der es sich treu lich angelegen sein ließ, das Einigungswerk zu fördern. Wir haben reichlich Grund, Gottes Gnade zu pressen, daß er das Werk der Concordie gelingen ließ, welches um die verschiedenen lutherischen Kirchen das Band der Gemeinschaft schlingt. Unsere Kirche hat sonst kein äußeres Band der Einheit. Die territorialen Grenzen haben nur allzu sehr auch kirchliche Schranken in ihr aufgerichtet. Und die Folge davon ist, daß auch die Ordnungen und Formen des kirchlichen Leben» in stärkerem Maße und Grade ihre besonderen Wege gehen, als wir es Alle wünschen und zu wünschen Grund haben. Je schwerer wir dies je zuweilen em pfinden, um so dankbarer und freudiger wollen wir eS von Gott hinnehmen, daß uns in dem gemeinsamen Bekenntniß ein Band der Einheit gegeben ist, welches uns aus der Zertrennung und Zerstreuung immer wieder zur Gemeinschaft sammeln kann. Hier ist das Haus unserer Väter, in welchem die Söhne sich finden und begegnen und wohl und heimisch sühlen. Aber mehr werth noch, als die Einheit, ist uns die Wahr heit, die wir darin besitzen. Denn, wenn uns Etwas Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Refidenzkheater. Am 24. Juni fand daS Ensemble- aastspiel der Mitglieder des königl. Theaters am Gärtnerplatz in München unter Leitung des königl. bayrischen Hofjchauspielers, Herrn Max Hos pauer Statt. Man gab bei au-verkaustem Hause daS Volks stück von Ganghofer-Neuert: „Der Herrgott- schnitzer von Ammergau". Zehn Vorstellungen dieser Gesellschaft würden dem Publicum und allen wahren Kunstfreunden allerdings lieber fein müssen al» nur zwei. ES ist dringend zu wünschen, daß im Herbst nachgeholt werden könne, wa» jetzt die vorgeschrittene Zeit verbietet, obgleich sie den Besuch nicht behindern würde. Die Münchner VolkStheater, wie solche früher in ihrer vollen nationalen Eigenthümlichkeit und zwar ausgeprägter und gesunder nach Wesen und Repertoire inhalt al» die Wiener existirten und bühnten, haben stet» überraschende Resultate gezeigt. Die süddeutschen Schauspieler wurden sehr leicht de» Dialekte» mächtig, den sie oft von Jugend auf selbst gesprochen, mindesten» vielfach gehört hatten. Ebenfo sind ihnen die Sitten und Bräuche der Alpen- bewohner, besonder» der stark ausgeprägten oberbayer- schen Stämme, um welche e» sich auf der Münchner Volk»bühnr wesentlich handelt, genau vertraut und e» ist ihnen somit erschlossen, wa» sich dem norddeutschen Schauspieler niemal» ganz und ungezwungen offenbart. Dieses Nahestehen zu den auf der Bühne verlangten Typen bedingt allerdings noch keineswegs jene vor zügliche Vollendung und echt künstlerische Naturtreue, wie wir sie von der Gesellschaft des Gärtnerplatztheater» gefehen haben. Es war ein durch Neuheit und über raschende Tüchtigkeit aufregender, wenn auch freudig aufregender Gruß, besonders für Jeden, der fo manche Zeit seines Lebens unter jenen Bergbewohnern geweilt hat und mit ihnen zu verkehren verstand. Ich fand in Geberde und Rede jede eigenthümliche Nuance wieder, ja die oft unscheinbarsten Eigenthümlichkeiten. Dieser Gesammteindruck von dem Spiegelbilde des treu aufgefaßten realen Leben- wird durch einige zur Ver ständlichkeit nöthige Milderung deS Dialekt- ebenso wenig gestört, wie durch die Thatsache, daß eS zwei Darstellern nicht immer möglich war, ein unscheinbares, vorübergehendes Zurückfallen in da- Schriftdeutsche ganz zu meiden. Durch köstliche Wahrheit und genrebildliche Frische entzückte die Jnscenirung, das Arrangement der Gruppe, die Bewegung der Massen, da- national Marklrte der Hochzeitsbräuche, der Gebirgstanz, das in den Alpen so grell hervortretende Wechseln, Retardiren und Be schleunigen im Tempo des Dialogs, und ich würde auch den GesangSvortrag hinzufügen können, wenn dessen oft wohlthuende Lebendigkeit nicht durch Noten, die nicht im Buche stehen, hin und wieder peinlich ge worden wäre. Da-Stück von Ganghofer-Neuert ist allerdings an einigen Stellen gedehnt und würde mit seiner Musik von F. M. Prestela noch stärker wirken, wenn eS der Zeit nach etwas concentrirter gehalten wäre. Aber eS ist ein durchaus sehr wohlgelungene», harm lose-, charakteristisches Stück, welches weder zu Ten denzen noch theatralischen Uebertreibungen greift, son dern eine natürliche Handlung ohne unversöhnten Miß- ton zum Austrag bringt. An gesundem Humor, an echtem schlagenden Aelplerwitz, an Komik der Situation sehlt es eben so wenig, wie an weichen Gemüthsscenen, die doch aber nicht zum Weichlichen und Süßlichen geschmacklos gesteigert sind. Die Darsteller passen sämmtlich zu ihren Rollen und sind scheinbar ganz und gar mit denselben iden- tificirt; bei ihrem Erscheinen denkt man nicht mehr anS Theater und glaubt nur die Wirklichkeit vor Augen zu haben. Ich hörte Betonungen, deren Wahrheit, deren ele mentarer Naturreiz für manchen hohlen Klang auf der Bühne auf lange Zeit entschädigen. Besonders Frl. Elise Bach (die Loni), Frl. Schönchen (die Lohner Traudl), Hn Neuert (der alte Pechlerlehnl) waren reich an solchen Betonungen, die ich Zauberklänge aus der täglichen Wirklichkeit nennen muß. Auch Frl. Fischer (die Kellnerin) sprach mit trefflicher Natür lichkeit. Und diese Natürlichkeit zeigte daS Spiel Aller. Pauli, die Titelrolle, wurde von Hrn. Albert mit großem ethischen Nachdruck und dabei sehr ein- sach gespielt. Hr. Hospauer gab den verkommenen GalSbuden Lois mit einer Fülle unvergleichlichen Humors ohne jemals die feine Grenzlinie der Wahr heit zu verletzen. O. Banck. * Die königl. Hofbuchhandlung von GilberS in Dresden ließ von dem Brunnendcnkmal „Der Gänse dieb" von Robert Diez und Paul Weidner ein Lichtdruckbild von Rümmler u Jonas darstellen, da- die genannte Arbeit sehr klar wiedergiebt. * Die „N. fr. Pr." meldet: Endlich hat das Wiener Stadtthcater den langersehnten Pächter: Karl v. Bukovics hat den Vertrag unterschrieben, welcher ihm für die nächsten 4 Jahre den Pacht des Theaters sichert. Die DirectionSräthe haben dieses Schlußresul tat der seit einigen Tagen währenden Verhandlungen mit großer Befriedigung ausgenommen und versprechen sich von der Direction Bukovics' die günstigsten Er folge. In der Thal gehört Bukovics zu den belieb testen Künstlern Wiens, und man kennt ihn trotz der vielen heiteren Gestalten, die er uns schon vorgeführt, als einen Mann von solider Gesinnung. Bukovics hat eine lange Bühnencarriere hinter sich und ist da durch, daß er an kleineren Bühnen schon als Leiter thätig war, in den Besitz praktischer Erfahrungen ge langt. * Ueber die Bedeutung deS farbigen Lichtes sür das gesunde und kranke Auge theilt „Böttcher'S Polytechn. Notizblatt" aus dem mit obigem Titel ver sehenen Merkchen von l)r. Magnus Folgendes mit. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind insofern von Bedeu tung und beachtenSwerth, als aus ihnen hervorgeht, daß die gegenwärtig noch allgemein verbreitete Licht- therapie, welche bei allen Erkrankungen deS Auge» (welchen Charakter dieselben auch immer haben mögen) nur eine Lichtsortc, nämlich das blaue Licht, al« ge eignet und heilsam erachtet, doch nicht wissenschaftlich fo fest begründet ist, wie man die» bisher annahm, vielmehr einer sehr ernstlichen und aründlichen wissen- schastlichen Reform dringend bedarf. Die Resultate, zu denen Vr. Magnu» im Lause seiner Untersuchung
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