Dresdner Journal : 06.07.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188007066
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800706
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800706
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-07
- Tag1880-07-06
- Monat1880-07
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- Titel
- Dresdner Journal : 06.07.1880
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0154 Dienstag, den 8. Juli. 1880 l» r^ «° 6e.6ent.cke° iLdrlicN: . lS »»rr. ^joUe» tritt kost- ooä ^Mkrticd: 4 bv? 8temp«lru«<:t»l»8 kiora. Klaistow Nummern: 10 kk. lusoratruprviser ^ür Ueo kLum eioor ^e»pi»itei»8o kstitreile 20 kt. iloter „LillAvxuiät" äio 2vit« bv kk. krsrNeiaeur HtnUvl» mit Xumiitkm« cler 8oriv- vn6 keisrt»8^ ^>-eo>1« t(lr lisn soi^e»<Iea t'»8 DreMerAouinal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. In»eratenann«t»m«> an»vNrti> ? Lslpit^i F>. <1^, i)r««tv8r Kourou k>; N»wdarx - LirNa Vi«o V»»,I - Lr»,I»u kr<u»^tui t ,. N: L koyier, L«rU» Vi«o-SsmdmU- ?r»^-L«>p»ir rr»llLkai-t ». ». Nvuedvo: L«rlw: §.Xl-enicl. 7«, , Lr«m«a: L Lc/Uott«,' Lr»»I»u: F. »«'» 8ürcu.u; Vd»MLlt»: n. koiAt; krslllclurt ». N.: ^arAer'svt»« u. T <7. //errma»n- »otlk I!»^>U>»»<iI»n8; vürMr: ü AsMer, N»mlov»r: 0. Lc/»u»>/ ", ksr>» LsrUll - kr-ulllturt ». H. Daube 0<-./ S»mdiu^: D L7eutiAen, F«j. Lteiuer. Norbnsxvder: Xkvixl. Lrpeäitioo äe» ltresänsr lonrmct«, ilresäen, /vii^erslrnsss I^o. 20. Amtlicher Theil. Dretden, 5. Juli. Se. Majestät der König hat heute Vormittag von Leipzig eine Reise in den Be zirk der Kreishauptmannschaft Zwickau angetreten. Dretden, 3. Juli. Se. Majestät der König hat dem Oberschmiedesteiger und Bergmaterialien - Nieder lage - Administrator Friedrich Wilhelm Straßburger in Freiberg da» AlbrechtSkreuz allergnädigst zu ver leihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uedersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Journal de» Däbat». Parlament. Räpublique fran^aise. TempS.) TaarSgeschichtr. (Dresden. Berlin. Paris. Madrid. St. Petersburg. Cetinje. Bukarest. Konstantinopel.) Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Anna berg. Adorf. Meißen. Löbau.) vermischte». Statistik und Lolk-wirthschaft. Feuilleton. Beilage, vörsennackrichtrn. Telegraphische Nachrichten. Pari», Montag, 5. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Partei der Linken und die republi kanische Union treten heute vor der Sitzung der Deputirtenkammer zusammen, nm gegenüber der Ablehnung der Amnestievorlage durch den Senat Stellung zu nehmen. Man glaubt, die Deputir- tenkammer werde das Amendement Bozürian ver werfen und einen neuen Antrag einbringrn, welcher sich dem Amendement Labiche nähern werde. (Vgl. die „Zeitungsschau" und unsere Pariser Corre- spondenz unter „TageSgeschichte".) Dem Journal „Justice" zufolge heißen die am vergangenen Sonnabend verhafteten 2 jungen Russen Klatschko und Eigenson. Brüssel, Sonntag, 4.Juli, Abend-. (W.T.B ) In der Zuschrift vom 3V. v. M., mit welcher der Minister deS Auswärtigen, Fr^re-Orban, dem päpstlichen NuntiuS seine Pässe zustellte, heißt rS: Da» Interesse für die Gerechtigkeit und Wahrheit nöthigt mich, meine Aeußerungen vom 28. d. M. und die Richtigkeit der Thatfachen aufrechtzuerhalten, welche durch rege und vermessene Ableugnungen nicht erschüt tert werden können. Der Minister protestirt sodann gegen die von dem Nuntius aufgestellte Behauptung, daß er (der Minister), als er den Kammern das Re sultat der Verhandlungen mit der Curie mittgeheilt, ge wußt habe, daß die Schlußfolgerungen, die er aus den Aeußerungen des Cardinal-Staatssecretärs Nina gezo gen, den Intentionen des Papstes nicht entsprächen. ES sei das, fügt der Minister hinzu, eine Versiche rung, die auch nicht das geringste Anzeichen von Wahr scheinlichkeit habe. Der Brief schließt: Ich würde Ihnen, wenn Sie nicht die Eigenschaft eines Diplomaten be säßen, das Recht nicht haben zugestehen können, über Das abzuurtheilen, was der Politik deS Landes ent sprechen kann. Genf, Montag, 5. Juli, früh. (W. T. B.) DaS Gesetz über Trennung de« StaateS von der Kirche ist bei der gestrigen Abstimmung mit 9306 gegen 4064 Stimmen abgelrhnt worden. Die Zahl der eingeschriebenen Abstimmungsberechtigten be trug 17 431. —SS—— ! . Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Aachruf an Karl Friedrich Lessing, Ehrenmitglied der Dresdner Kunstakademie. s am b. Juni 1880. Ich wollte wohl der Welt Dein Wesen zeigen, Wie ich Dich kannte um so manches Jahr, Dein hohe» Streben, männlich ernst und klar — Allein Dein Grist gebietet mir zu schweigen. Bescheidenheit, so hohe, war Dir eigen, Dein Sinn so kindlich unbefangen wahr, Und doch wie Eichen fest, unwandelbar, Vom Wind der Meinung nimmermehr zu beugen. Wa» braucht e» Worte? Reden doch die Werke Zu Deinem Ruhm, der Nachwelt ausbewahrt, Die Lvwenklaue zeugt von Löwrnstärke. So frei von modisch wälsckem Firlefanz, Du, wie Dein Ahn, urkrästig deutsch von Art, Dir weiht Dein Volk den deutschen Eichenkranz I Dresden. Iuliu» Hltbner. Münchner Hostheater. Ueber die „Piccolomini darstellung" sagt die „Allg. Ztg.": E» war für ganze mit geistiger Sparnung und Gehobenheil t Athen, Sonntag, 4. Juli, Mittags. (W T. B.) Die Regierung hat die Armeereserve embe- rufen. Athen, Montag, 5. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ) Man sieht hier gespannt der Antwort der Pforte auf die nächster Tage zu überreichende Collectivnote der Conferenzmächte entgegen. Die griechische Regierung acceptirt jedenfalls loyal die Beschlüsse der Conferenz und wird durchweg eine denselben adäquate Haltung einuehmen. Sollten türkischerseitS Schwierigkeiten erhoben werden, so wird Griechenland den Rath der Conferenzmächte in Anspruch nehmen und dem entsprechend sein weiteres Verfahren einrichten. Dresden, 5. Juli. In Frankreich bietet sich uns gegenwärtig wieder das Schauspiel einer jener Störungen des staatlichen Lebens, welche wir als „Frictionen" bezeichnen möch ten, wenn diese Reibungen keine ständigen wären und wenn dieselben durch die turbulente Art und Weise, in welcher sie im öffentlichen Leben sich kundgrben, nicht weit über das Maß Dessen hinausgingen, waS dem Begriffe, den wir mit diesem geflügelten Worte verbinden, etwa entspricht. Die Amnestievorlage hat zu einem mit den Anträgen der Regierung und den Be schlüssen der Deputirtenkammer nicht übereinstimmenden Votum deS Senats geführt. Derselbe hat die von der Regierung beantragte und von der Deputirten kammer beschlossene bedingungslose Amnestie verworfen. Der Gegenentwurf des Senators Labiche, dem sich die Regierung angeschlossen hatte und welcher die Amnestie allen Derjenigen gewähren will, die der Präsident der Republik 3 Monate nach der Verkündigung des Ge setzes begnadigen würde, wurde mit 145 gegen 133 Stimmen abgelehnt. Das Amendement deS Senators Bozörian, welches allen wegen des Communeaufstandes Verurtheilten mit Ausnahme von Brandstiftern und Mördern Amnestie ertheilt, wurde dagegen mit 143 gegen 138 Stimmen angenommen. (Vgl. um stehend unter „Tagesgeschichte" den Sitzungsbericht unsers Pariser Correspondenten.) Der Senat hat durch diesen seinen Beschluß vielfach großen Verdruß erregt; aber alle Diejenigen, welche, sei es innerhalb oder außerhalb Frankreichs, auf dem conservanven Standpunkte stehen und welche nicht alle gesetzliche Autorität und die Grundlagen des Sittengesetzer auf das Tiefste erschüttert sehen wollen, werden diesen Be schluß des Senats, aus welchem hervorgeht, daß auch in Frankreich noch conservative Elemente vorhanden sind, welche muthig für ihre Ueberzeugung und für die gefährdete öffentliche Moral eintreten, mit Befriedigung aufnehmen. Zum Verständniß der Entschließung des Senats ist eS erforderlich, daß man zunächst den Bericht des Refe renten der Commission, Voisins-Lavermvre, näher ins Auge saßt. Nachdem derselbe die bereits hinlänglich bekannten Gründe, welche für die volle Amnestie an geführt werden, aufgezählt und des Beschlusses der Deputirtenkammer gedacht hat, erklärt er, daß die ent schlossenen Gegner der Amnestie auf einem ganz ver- chiedenen Standpunkte sich befänden. Für diese domi- nirt die Principienfrage und die Frage der nationalen Moral alle Rücksichten der Opportunität. Sie läugnen nicht die Complicationen, welche die Verwerfung der Amnestie Hervorrufen kann; aber ihr Mandat legt ihnen dem Lande, der Gesellschaft und der Republik gegenüber eine Verantwortlichkeit auf, welchen ihnen ihre Entschließungen aufnöthlgt und dictirt. Sie sagen ohne Zaudern: Wir dürfen die Amnestie nicht gewähren, wir haben kein Recht hierzu, der Ausstand der Com mune ist kein gewöhnlicher Bürgerkrieg. Er ist weder durch sein Prlncip, noch durch seinen Verlauf, noch nehmende HauS ein neuer, ein nicht blos äußerlich überraschender, sondern die Seele nn Innersten er fassender Eindruck. Es steht jetzt schon fest, daß das „Gesammtgastspiel" eine weitgehende künstlerische Be deutung und Wirkung besitze, daß eS um die deutsche Schansvielkunst keineswegs so schlimm bestellt sei, als eine pessimistische Anschauung unS glauben machen will. Auch die Theaterkritik kann Gewinn daraus ziehen, kann dabei sehr Vieles lernen. Eine Menge neuer Gesichtspunkte haben sich schon in dieser ersten Vorstellung eröffnet, der Maßstab unserer Beurtheilung hat vielfache Erweiterung erfahren. Wir haben wieder so recht das alte Axiom erprobt, daß der Weg zur Erkenntniß die Vergleichung sei, und je mannichfaltiger die Objecte dieser, desto gründlicher und verlässiger jene. Die dramatische Größe Schiller's ist uns mit der Scharfe ihrer Charakteristik, mit der machtvollen Zusammenfassung der Theile nie so fühlbar, nie ist eS uns so anschaulich geworden, welch' ein Realismus in den Schöpfungen dieses idealen Dichters stecke, als in der Piccolominivorstellung deS „Gesammtgastspiels". Gewiß ein handgreiflicher Beweis ihrer aus gesunder künstlerischer Grundlage ruhenden Tüchtigkeit! Wir haben unS auch überzeugt, daß durch congenialeS Em pfinden mit dem Dichter und intuitiv richtige Repro- ducrion seines Werkes sich wie von selbst ein Ensemble bilden kann, das vor dem durch sorgfältige Ein- studirung erreichten noch den Vorzug lebendiger Unmittelbarkeit voraus hat. Soweit der Bericht erstatter. Auch „Wallenstein'» Tod" machte einen - schönen Eindruck. Interessante Proben legt die Re- » clame ab, welche bei dieser Gelegenheit wieder ein- I- mal so recht gußeisern zum Besten bestimmter Personen durch sein Ende zu entschuldigen. Er hat an Gewalt - thaten alles Das übertroffen, dessen wir uns aus den schrecklichsten Tagen unserer Geschichte erinnern. Die Umstände, unter welchen er zum Ausbruche kam, die Meuchelmorde, die Brandstiftungen, die ihn bis zu seinem Ende begleitet, verleihen ihm den Charakter einer schweren Vaterlandsverletzung. Seit Langem vorausbedacht und vorbereitet, kam er angesichts deS Feindes zum Ausbruch, der mit schlecht verhehlter Freude den Peripetien dieses gottlosen Kampfes zusah. Der Communeaufstand hat gegen das Vaterland die Waffen gekehrt, die eS zu seiner Vertheidigung bedurfte; er war eine Revolte gegen das allgemeine Stimmrecht, durch welches — zum ersten Male seit 1848 — eine souveräne Nationalversammlung ernannt worden war. In seinem Sturze entehrte er sich m seiner tollen Wuth durch den Meuchelmord der Geißeln und die Anzündung unserer Bauwerke. Sollen wir diesen Verbrechen gegenüber die auf der Tribüne so oft zwischen der Begnadigung und der Amnestie gemachte juristische Unterscheidung vergessen? Die Gnade hebt die bürgerliche Strase auf; aber sie beseitig! nicht den moralischen Flecken läßt den Verurtheilten seiner bür gerlichen und politischen Rechte entkleidet. Sie bezieht sich weit mehr auf die Person, als auf die Sache, um welche es sich handelt. Sie rechtfertigt das Verbrechen nicht, sondern sie bedeckt es mit Vergessenheit. Das Gewissen empört sich dagegen, die Bürgerrechte Ver- räthern am Vaterlande und an der Ehre zurückzugeben, den Anstiftern, den Thätern und Mitschuldigen der Brandstiftungen und Meuchelmorde. Diese Menschen sollen wieder Geschworene, Wähler, vielleicht Gesetzgeber werden können, sie sollen den besten Bürgern gleich gestellt werden können, den reinsten und tadellosesten, die sich nie einen Fehltritt zu Schulden kommen ließen? Unmöglich, das hieße das öffentliche Gefühl beleidigen! der Bericht von Voisins-Lavermöres hat auf Seiten der Regierung und der Linken des Senats sehr unan genehme Empfindungen wachgerusen, namentlich durch leinen Schluß, bei welchem der Berichterstatter in sehr wirksamer Weise die Austreibung der Congregationen und die Amnestie der Brandstifter in Contact bringt. „Um zum Schlüsse zu kommen", sagte der Bericht erstatter, „frage ich: ist wohl die Stunde für eine solche Maßregel günstig? Gestern hat man die religiösen Genossenschaften ausgetrieben, und morgen sollen die Mörder der Geißeln und der Dominicaner zurückkehren. Welche Lehre wird das Land hier auSziehen?" — Dieser Gegensatz, welcher zwischen beiden Maßregeln, der Aus treibung der Congregationen und der Amnestie der Communards besteht, ist allerdings nicht unbemerkt geblieben, und nicht ohne Sarkasmus hat man die verschiedenen Anträge mit dem Evangelium in Be ziehung gebracht. Der Antrag Labiche wurde der An trag Pontius Pilatus genannt. Nach demselben soll, wie oben bereits bemerkt, die vorgeschlagene Amnestie für alle Diejenigen gelten, welche schon bisher oder binnen 3 Monaten nach Erlaß dieses Gesetzes vom Präsidenten der Republik begnadigt worden sind. Mit anderen Worten, der Senat würde die ganze Verant wortlichkeit für die Amnestie auf die Regierung wälzen, da diese nach ihrem eigenen Anträge nicht umhin könnte, alle Communeverurtheilten ohne Ausnahme zu be gnadigen, und würde sich selbst die Hände in Unschuld waschen. Das „Journal des DebatS" bemerkte m der vorigen Woche witzig: „Pontius Pilatus ist gewiß kein nachahmenswerlhes Muster; indeß zürnen wir ihm mehr, daß er Jesum auSgeliesert, als daß er Barnabam auf freien Fuß gesetzt hat, und in diesem Augenblicke güt es, BarabbaS auf freien Fuß zu setzen." Die republikanische Presse ist selbstverständlich von dem Beschlusse des Senats nicht befriedigt und schreit nach wie vor: „Gieb uns den BarabbaS!" Das Amende ment Bozsrian wurde dieser Anschauung gemäß bereits hervortritt. So sagt in der „Chronik des Gesammt gastspiels" ein Verehrer Possart's über diesen tüchtigen Schauspieler, geschickten Regisseur und äußerst selbst herrlichen Theaterdirectorfolgendes Urkomische:„Possart. Dieser Name faßt viele Begriffe in sich! Den Schau spieler, den Schriftsteller, den Dramaturgen — den Regisseur! Derjenige, welcher Possart, den Schauspieler, gesehen hat, ist noch nicht berechtigt, zu sagen, er kenne Possact — denn er hat nur ein Stück von ihm ge sehen, das Ganze aber macht den Mann, und der ganze Possart ist nicht nur Der, welcher Abends beim Lampenschimmer auf der Bühne steht und Herz und Gemüht bewegt — der ganze Possart ist ein unermüd lich thätiger Mann, für den der Tag nicht Stunden genug hat, um Das in ihm zu vollbringen, was er aussühren möchte. Der Possart auf der Bühne schafft, wie jeder darstellende Künstler, nur für den Augen blick und erntet den Erfolg des Augenblicke»; die Schöpfungen des ganzen Possart aber überdauern den Augenblick, sie wirken in die Zukunft hinein, und die Erfolge seiner Thätigkeit als Dramaturg, Schriftsteller und Regisseur kommen nicht ihm allein, sondern der ganzen Kunstmelt zu Gute." Hoffentlich lebt ein sol cher Mann recht lange und der Himmel schenkt ihm ausnahmsweise 26 Arbeitsstunden, damit er sich zum Wohle der Menschheit noch stärker bethätigen kann. Mission. In Japan wurde in einer der prote stantischen Mission-kirchen Tokio», in Shinsakai-Bashi, ein zahlreich besuchtes Meeting am 19. April abge halten zur Feier der Vollendung der Uebersetzung de» Neuen Testament» in» Japanische, Versuche solcher Uebersetzungen sind schon früher zu verschiedenen von den leitenden republikanischen Organen als un annehmbar bezeichnet, da die Durchführung derselben einer Verwerfung der Amnestie gleichkäme, weil die Kriegsgerichte die Solidarität der Acte der Commune und der Theilnahme an Mord und Brandstiftung für die meisten Betheiligten angenommen hätten und selbst Rochefort hiernach ausgeschlossen sein würde. — Die Journale der Intransigenten erklären, nachdem der Beschluß des Senats bekannt geworden, der Senat habe durch sein Votum einen Selbstmord an sich voll zogen. Die Blätter der gemäßigten Linken fordern die Deputirtenkammer auf, dem Beschluß des Senats beizutreten. Die Journale der Rechten beglückwünschen den Senat zu seinem Beschlusse. DaS Organ Du- faure's, das „Parlement", sagt, der Senat habe da» Vertrauen gerechtfertigt, welches das Land in denselben gesetzt habe. — Die „Ropublique franyaise" erklärt, die Amnestie müsse eine vollständige und ganze sein und giebt dadurch zu erkennen, welche Stimmung in den Regierungskreisen gegenüber dem Beschlusse deS Senats herrscht. Zugleich aber läßt das Organ Gam- betta's durchblicken, daß die Mehrheit der Kammer nicht aus ihrem frühern Votum absolut bestehen, son dern sich mit dem Amendement Labiche oder einem ähnlichen Compromiß begnügen könnte. Die Unter handlungen weiden also aufs Neue beginnen. — Auch der „TempS" spricht sich in diesem Sinne aus. Er sagt: „Die Regierung ist überzeugt, daß unsere innere Lage nur gewinnen kann, wenn sie definitiv von einer aufregenden Frage befreit wird, von welcher eS erlaubt ist, die Einwirkung auf die künftigen Generalrath»» Wahlen zu fürchten. Von diesem Gesichtspunkte au» wäre es nützlich gewesen, ihre Vorlage zu prüfen. Wir glauben nicht, daß Hr. VoisinS-Laverniore gut inspirirt war indem er eine Debatte hervorrief, die einer solchen aufregenden Vorfrage durchaus nicht bedurfte. Die Ver- theidiger der Amnestie, wie sie die Regierung auffaßt, werden dem Berichterstatter auf diesem Wege nicht fol gen. Sie werden keine andere Sorge haben, als die Gründe der Umstände und der Opportunität zu rechtfertigen, welche die Vorlage zu einer politischen Nothwendigkeit machen. Sie werden nicht zögern, einen hundert Mal abgeurtheilten Proceß wieder aufzunehmen, der nur noch der Geschichte angehört." — Ueber die Wirkungen, welche der Beschluß deS Senats haben wird, läßt sich bereits Einiges folgern. Eine CabmetSkrisiS scheint nicht bevorzustehen; die Regierung erscheint vielmehr entschlossen, die Amnestievorlage zu verwirklichen. Schon während der Berathung im Senat hat man ver sucht, auf die Entschlüsse dieser Körperschaft emzuwirken, und that Präsident Grevy selbst Schritte in diesem Sinne. Das Motiv dieser Handlungsweise der Re gierung wäre nach Pariser Nachrichten die — Furcht. Dem Senator Arbel soll der Präsident Grevy gesagt haben, im Falle der Verwerfung sei für den 14. Juli das Schlimmste zu befürchten. Man wünscht, alle- Mögliche zu versuchen, um die Amnestie zu erlangen, damit in das Freudenfest vom 14. Juli kern Mißklang hineingellt. Die meiste Aussicht hat das Amendement Labiche oder Pontius Pilatus, welches die Regierung nunmehr zu dem ihrigen machen und in der Deputir tenkammer einbringen will. Omen ubsit! würde ein Römer sagen. Lagesgeschichte. Dreöden, 5. Juli. Ueber den Aufenthalt Sr. Majestät des Königs in Leipzig und die heute früh erfolgte Abreise Allerhöchstdesselben in den Bezirk der KreiShauptmannschast Zwickau sind unS nachstehende Mittheilungen zugegangen: -D Leipzig, 5. Juli. Das bereits in voriger Nummer mitgetheilte Programm hat keine Aenderung wohl aber die Ergänzung erfahren, daß am Sonn- Malen gemacht worden. Nicht blos von den katho lischen Missionären, die nach Franciscus von Lavier von 1549 an ins Land kamen und bis zum Erlaß deS christenfeindlichen Edicts von Tyeyasu 1587 mit außerordentlichem Erfolge für Verbreitung deS Christen thums thätig waren. Man weiß, daß von ihnen die 10 Gebote und das Vaterunser übersetzt wurden, sowie ohne Zweifel verschiedene Theile des Alten und Neuen Testaments. Aber nichts von Alledem ist bis heute erhalten; alles wurde wohl sorgfältig gesammelt und vernichtet. Die neueren Versuche beginnen mit Gütz laff, welcher eine Uebersetzung deS JohanneS-Evange- liumS herstellte, die um 1838 in Singapur gedruckt wurde. Von dieser Uebersetzung scheint kern Exemplar nach Japan gekommen zu sein. Sodann übersetzte ein l)r. Williams das Buch der Genesis und eine» der vier Evangelien; diese Uebersetzungen sind nie zum Druck gediehen und durch einen Brand im Jahre 1867 im Manuscript verbrannt. Die neueste Uebersetzung deS Neuen Testaments ist das Werk mehrerer ameri kanischen und englischen Missionäre, die im Jahre 1872 zu einer Commission zusammentraten, unter dem Vor sitze deS Vr. Verbeck von der amerikanischen reformirten Klrchenmission, und unter dem Beistand eines conver- tirten Japaners Namens Okuno ihr Werk vollendeten. Die einzelnen Stücke wurden in Holztafeln einge- schnitten und seit 1875 fortlaufend veröffentlicht; sie liegen nun in 2 Bänden al» ein fertige- Ganzes vor. vr. Verbeck hielt bei dem obenerwähnten Meeting die Festrede, in welcher er auf die großen Anstrengungen der europäischen, insbesondere englischen Bibelgesellschaften hinwies, und meinte, daß den Heiden die Bibel zu bringen, die eigentliche Aufgabe der
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