Dresdner Journal : 14.10.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188010146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18801014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18801014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-10
- Tag1880-10-14
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- Dresdner Journal : 14.10.1880
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v S10 Donnerstag, den t t, Octoder, O 188» i» ff«»,«» <««»»«»«» »,«,»« ^U»rliek! . . 1» K>u* X itdrliek! « «»rk »0 ?t 8>o»«Io« dtumw«rv: 1V?t L«—rk«Id <1«ä«M»et>oo tioiok« tritt kort- uoU 8teu>p«I»u»el>I>^ tliu,». l»»«r»te»prel,er k«r ä«o k»um siavr x«»p»lt«lleo ?vt>t»«lt« ro ks. votor „kiob«»oät" äio Leit« bv kt. DnMerÄMmal. kr»ekel»«>i l^liel» »it Xo»i>»tlw« 6er 8oo»- avä keiertt^» ^beoäi für äeo sot^enäev 1'»L. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Io«erateni»nn»kme «n-v»«?«, H Ztrunctottetter, c!»uiu-i!>^uu^i Uv- Vrvxtaer 1ouro»k; S»wd«r»-0«rU» Vt«o L«lp»t, «»,,! -Lr«,I»a rrnl-ellil M: //aa»en«tein L koA/er, L«eUu Vt«L-S»mdiii-U kr»A-l^ipiiU-rr»»ktart ». H. »üucUso' »rett»: §. /tornttett, , Lremea t §c-»kotte >r»,I«o: L, <8t<t»oAk«'« 6iirv»u; vdsmutri t k>, i kr«»kt«rt ». «.: F ^aeAe^rvkv u. t). Lerrn,a,in- »ckv ItuodkunÜliioz; »ÜrUt,: ü LküUer, S«uu»ov«r: 0 Le/»«--/-',.' ?»ri» L«rtt» rr>u>Ilturr », U Stuti^rrl: I-a-de A SEdui^e k' /^/evU§en, Steiner, U«r»u»8«d«r: Lüviel. LipeUitioo äe« Dresäuer lourvicl«, Dreecien, Lviotteretr»«»« üo, SO. Amtlicher «heil. Dresden, 13. October. Se. Königlich« Hoheit der Prinz Georg ist heute Rachmittg 2 Uhr 55 Min. nach Eibyllruott gereist. Nichtamtlicher Theil. Ueb«,s>»I. r el «graphische Nachrichten. ZritmtgSschav. (Rheinisch-Westfälische Post. Globu».) LageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Fulda. München. Wien Prag. Paris. Haag. Bern. Rom. Catania. London. Kopenhagen St. Petersburg. BuenoS-AireS.) Zur »rientalischeu Krage. Dresdner Nachrichten. Propivzialnachrichteu. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau. Meißen. Zittau. Schönau a. d. Eigen.) Statistik und LolkSwirthschaft. Feuilleton. raaeSkalender. Inserate. Beilage. Börsennachrickten. Telegraphisch« WitterungSberichtr. Inserate. Lelegraphische Uachrichten. Berlin, Mittwoch, 13. Oktober, Nachmittag». (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Bezüglich der neuesten Phase der montenegrinischen Greazfrage schreibt die „Provinzial Eorrespoadev»": Die Friedens- Hoffnungen »nd der Berliner »ertrag haben hier- dnrck eine »ene Bestätigung erhalten. Ferner theilt d«S halbamtliche Organ mit, daß die für daS Ende des MoaatS, ettva de« 28., in Au-ficht genommene Eröffnung de» preußische« Landtags »ahrschetulich dnrch den Ministerpräsi denten Erafen z« Stolberg erfolgen wird. Wie«, Mittwoch, 13. October. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Vie de» Botschaften» der Mächte vor gestern Nacht übergebene türkische Rote hat, laut der „Neuen freien Presse", folgenden Wortlaut: Der unterzeichnete Minister des Auswärtigen ist durch seine Regierung beauftragt, nachfolgend zur Kenntniß der Botschafter zu bringen, daß die Pforte, um einen neuen Beweis ihrer Loyalität und ihres guten Willens zu geben, erklärt, daß sie Dulcigno abtntt und sofort den Localbehördrn kategorische Instructionen ertheilen wird, damit die Stadt durch friedliche Mittel den montenegrinischen Behörden übergeben werde. Eine Convention wird die Ces. sion-bedingungrn regeln. Die ottomanische Regie rung, welche nur um die Flottendemonstration zu verhindern dieses Opfer bringt, hofft, daß durch diese Maßregeln die Flottendemonstratiou vollständig hintangehalten werden wird. Paris, DieuStag, Ist. October, Abends. (W. T. B) Der diesseitige Botschafter in »er- li«, Graf Saint-Lallier, hatte heute eine längere Unterredung mit de« Minister deS Auswärtigen, Barthelemy Saint - Hilaire. Der Botschafter wird am 2«. d. nach Berlin znrückkrhren. Der Nedactevr deS „GauloiS", Woestynr, welcher den Obersten Jung beschuldigt hatte, die MobilifirungSpläne der französischen Armee an Deutschland aaSgeliefert zv Haven, wnrde heute wrgen Verleumdung de» Obersten Jung zu 6 Monaten GrfLngniß, 1000 FrcS. Geldstrafe und 5000 FrcS. Schadenersatz nebst Zinsen verurtheilt. Dncatez, der Gerant deS „GauloiS", wurde zu SOO FrcS. Geldstrafe verurtheilt, der Drucker deS „GauloiS" freigesprochen. London, Dien-tag, 12. October, AbendS. (W. T. B.) Die „TimrS" melden in einer dritten Ausgabe a«S Konstantinopel vom heutigen Lage: Die Pforte übermittelte heute den Bot- schasteru eine Rote, in welcher sie erklärt, daß Ke sofort die nöthigen Instructionen für die Uebergabr DulcignoS an Montenegro ertheilen werde. London, Mittwoch, 13. October. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „Daily NewS" melden auS Ceti« je vom gestrigen Lage, der Senator Prtrovich werde sich heute nach Dnlcigno begeben, nm daS Eommando der Stadt zv übernehmen. Die „LimeS" sagen, nachdem Dulcigno definitiv übergeben vnd die montenegrinische Krage erledigt worden, sei die Klottenkundgrbung, der«» Zweck die Lösnng der montenegrinischen Krage war, Ipso tücto zu Ende. St. Petersburg, Mittwoch, 13. October. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „RegieruugSanzeiger' erklärt alle Gerüchte über ein Ausfuhrverbot oder eine Verzollung von Exportgetooid: für»«begründet. Dresden, 13. October. Mi» riesengroßen Schritten hat sich die Cultur von der ältesten Stätte ihres Walten-, von Europa aus, in allen Zonen und Regionen, welche überhaupt eine höhere Bildung und Gesittung der Menschen auskom men lasten, Land um Land erobert und mit ihren Segnungen beglückt. Schon ist man in den alten Mutterstaaten so überzeugt von der Mündigkeit der überseeischen Töchter, daß man nicht mehr Gehorsam verlangt, sondern um die Gunst der reichen Töchter sich bemüht, daß man ihnen nicht mehr magisterhaste Unterweisungen über die einfachsten Grundlagen natio nalen EmporkommenS zu geben wagt, sondern mit Staunen, und zwar nicht immer mit freudigem, di« Fortschritte jener jungen Colonialstaaten auf den Ge bieten der Industrie, deS Handels, der technischen Wissenschaften, kurz in Allem, was den Mann zu Be sitz und Macht verhilft, ohne Weiteres zugestehen muß. E» nahm daher nicht Wunder, als die handelSmäch- tigen, industriereichen Bereinigten Staaten von Nord amerika mit ihren energischen, erfindungsreichen, bienen fleißigen Bewohnern den alten Culturstaaten Europas kühn an die Seite traten und nach der Brüderstadt der Quäker, Philadelphia, die Nationen deS ErdballS zu einer Schaustellung der Produkte ihrer Länder und ihres Fleißes zusammenriefen. Niemand aber hätte gedacht, daß schon die nächst« Weltausstellung die civilisirten Nationen deS Erdkun de- in rascher Aufeinanderfolge zwei Mal (Sidney — Melbourne) in jenem Erdenraume zusammen führen würde, welcher, getrennt von alter und neuer Welt, denjenigen Theil des Globus bedeckt, welcher sich am längsten unser« Bekanntschaft entzog. Noch kann man in verschiedenen Büchern das Urtheil eines deutschen Geographen über die LandeSnatur Australien- fin den, daß dasselbe in seinem Innern eine einförmige, wasfer- und pfianzenarme trostlose Einöde sei, afrika nischer, als Afrika selbst. Der beste Kenner de- australischen Lande-, der deutsche Baron Müller, und der jüngste unter den wenig zahlreichen Erforschern Australiens, Ernst GileS, stimmen dagegen Beide in dem Uttheile überein, daß da- Land voll trefflicher Weidegründe, ausgedehnter cultursähiger Bodenstriche und reich an nutzbaren Mineralien sei, so daß von dem 132000 Quadratmeilen großen Festlande mit der Zeit soviel dem Menschen gewonnen wcrden könnte, um eine Bevölkerung gleich derjenigen, welche Europa gegenwärtig nährt, zu tragen. Man muß ja bedenken, daß daS australische Festland, welches sich mit seiner Nordküste dem Aequator bis auf 12 Breitenkreise (180 Meilen) nähert, sich aber mit seiner Südküste noch über 50 Grade (750 Meilen) von dem Eise des Südpols entfernt hält, nirgends so unwirthliche Ge genden aufzuwelsen hat, wie der Norden Europas, der nur von einer äußerst dünnen Bevölkerung besetzt ist. Allerdings würde sich das ganze Land einer viel grö ßern Fruchtbarkeit, einer viel reichern und mannich- saltigern Pflanzenwelt erfreuen, wenn die einzigen b« deutenderen GebirgSmauern nicht an seiner Ost sondern an seiner Westküste ausgestieAen wären; denn dann hätten die Wolken, welche jahraus jahrein der Südost passat vom großen Oceane her nach dem australischen Festlande führt, ihren Segen ungehindert über das ganze Land auSgießen können, dann hätten sich ihre letzten feuchten Niederschläge von dem westlichen Hochgebirge herabrinnend zu Strömen gesammelt, die unter ähn lichen Umständen wie in Südamerika, mit großartiger Wassersülle dahinrauschend, das,Land zu einer Heimath üppigsten Pflanzenwuchses machen konnten. Da aber der größere Reichthum an fließenden Gewässern an daS im Osten sich erhebende Bergland gebunden ist, so ist auch dieser Theil Australiens bisher fast die einzige Heimstätte europäischer Einwanderer gewor den. Ueder die letzteren äußert sich ein Artikel der »Rhei nisch-Westfälischen Post*, wie folgt: ES haben sich hier unter dem Banner deS seemächtigen England Colonien entwickelt, die von Jahr zu Jahr mehr auf blühen; Handels- und gewerbthätige Städte, wohl habende Dörfer beherbergen eine vielfach wohlhabende, nirgends aber geradezu ärmliche Bevölkerung. Die eigentliche Aristokratie der Colonien bilden die Squat ters oder Viehzüchter; sie sind auch der Grundstock der vorwiegend producirenden Bevölkerung, namentlich in NewsüdwaleS und Victoria. ES ist bezeichnend, daß unter diesen Hunderten und Tausenden von unter nehmungslustigen Männern, welche Heerden von 10t)00 bis 100000 Schafen halten, sich kein einziger Deutscher findet. ES giebt wohl auch deutsche Farmer, welche einige Hundert Schase halten; aber die Schaf zucht in so großem Maßstabe wie der Engländer zu betreiben, dazu mangelte eS dem Deutschen wohl zu meist an dem nöthigen Capitale, weshalb er es vor zog, sich al» Handwerker, Kaufmann, Künstler zu einer bescheidenern Existenz emporzuringen. Unter denDeutschen m Australien wird man wenig jüngere Leute finden; die meisten von ihnen wurden am Anfänge der 50er Jahre durch die in Deutschland auSgebrochene Australien schwärmerei an das Gestade Australiens geführt. Viele von den deutschen Goldgräbern brachten aber von den Goldfeldern eine zerrüttete Gesundheit und wenig von Dem, wonach ihr Herz sie gedrängt hatte, in die australischen Colonialstädte zurück, wo sie meist durch die gröbste Arbeit sich einen Unterhalt sichern mußten. Man sollte ein sür alle Mal die Ansicht auf- stecken, als ob in fremden Ländern der Erwerb, noch dazu das schnelle Reichwerden, leichter sei, als zu Hause. Unter den 6623 Personen von Neusüd- wale-, welche im vergangenen Jahre als Deutsche auf geführt wurden, sind nur einige Ackerbauer und Wein- züchtcr wohlhabend. Auf einen Aufruf deS deutschen ReichScommifsarS um deutsche Arbeiter im AuSstel- lungSpalaste meldeten sich 700. Während die Deutschen in Amerika durch politisch-tüchtige Köpfe sich dem vor herrschenden Angloamerikanerthum gegenüber mit der Zeit Achtung verschafften und dadurch daS Schwinden deutscher Sprache und Sitte, wenn nicht gänzlich auf- halten, so doch verlangsamen konnten, so tritt in Australien die Entdeutschung meist schon in der zweiten Generation ein; denn während die Söhne auS Ge- schäftSrücksichten noch die Sprache de- Vater- erlernen, wird man sich mit den in englischen Pensionaten er zogenen Töchtern kaum deutsch verständigen können. Wie in Nordamerika, so sind auch in den australischen Städten gewisse Gewerbe fast ausschließlich in deutschen Händen z. B daS Gewerbe der Optiker, der Uhr macher, auch der Gastwirthe. Sie genießen als solche die Achtung ihrer Mitbürger, sie haben sich ihr deutsches Gemüth bewahrt, plaudern gern von der deutschen Heimath und — trinken in alter deutscher Weise gern ihien Schoppen Bier. Wenige kehren auS dieser ihrer neuen Heimath je wieder nach der deutschen Erde zurück, weil die Capitalansamm- lung doch nicht so rasch geht, daß sich der deutsche Einwanderer alS Goldonkel unter seinen Vettern und Basen im Mutterlande geriren oder wenigstens für sich ein behäbiges Leben führen könnte. So das in überseeischen Angelegenheiten wohl- orientirte rheinisch-westfälische Organ. Auch die geo graphische Zeitschrift „Globus* beschäftigt sich mit den Arbeitsverhältnissen in Australien und sagt: Wenn gewisse Leute AuSwandel ungslustigen noch immer Australien als ein Eldorado anempsehlen, so steht da mit das unter der dortigen arbeitenden Klasse herr schende Elend in grellstem Widerspruche. Arbeit für einen solchen Lohn, daß ein Mann mit seiner Familie davon leben kann, ist schwer zu finden Hunderte von Arbeitern suchen vergeblich nach Verdienst, be lagern die RegierungSgebäude und verlangen Brod für die Ihrigen. Es ist dies zum großen Theile die Folge der freien Einwanderung au- Europa, welche die australischen Colonien auf Beschluß ihrer Parla mente (die darin sitzenden reichen Herren wollen bil lige Arbeitskräfte) viele Jahre hindurch europäischen Auswanderern fast ohne Beschränkung zu Gute kom men ließen. In höchst unwahrer, unbegründeter Weise hat man diese Arbeiternoth in Australien mit den dort eingewanderten Chinesen in Verbindung gebracht. Der Janhagel, welcher in diesen Colonien ein besonders ausgearteter ist, erlaubt sich unter dieser falschen Annahme die rohesten und grausamsten Hand lungen gegen dieselben. Die Beispiele, welche wir anführen könnten, sind so empörend, daß man dabei eher an Bestien, denn an Menschen denken muß. Diese Erbitterung gegen die Chinesen, welche in der That die harmlosesten Menschen sind, hat selbst bei Parlamentsmitgliedern Eingang gesunden, indem sie, unbekümmert um das internationale Völkerrecht, den Antrag stellten, daß in Zukunft die Chinesen beim je desmaligen Eintritt in eine der Colonien mit einer Kopfsteuer von 10 Pfd. St. belegt werden. Und auf öffentlichen Meetings wurde beschlossen, daß bei den nächsten Parlamentswahlen nur solche Candidaten be rücksichtigt werden sollen, welche energischen Maßregeln gegen die Einwanderung der Chinesen ihre Unter stützung zusagen. Auch ist in einzelnen Colonien, wie in Südaustralien, bereits durchgesetzt, daß bei öffent lichen Arbeiten keine Chinesen mehr Anstellung finden. Wenn es gleich richtig ist, daß die Chinesen bei ihren viel geringeren Bedürfnissen auch billiger arbeiten kön nen, so steht es doch ebenso fest, daß sie den europäi schen Arbeitern in Australien kaum eine Concurrenz machen. Eine genaue Nachforschung, welche die Re gierung der Colonie Victoria, wo sehr viel in Chi- nesenversolgung gemacht wird, über die Zahl und Be schäftigung derselben in den einzelnen Colonien neuer dings hat anstellen lassen, beweist dies zur Evidenz. Wir entnehmen aus der dem Parlamente in Melbourne darüber zugegangenen Vorlage solgende Einzelheiten. Im Jahre 1859 belief sich die Chinesenbevölkerung in Feuilleton. Redigier von Ott» Banck. EncyklopädischeS Wörterbuch der französi sche« und deutschen Sprache. Unter Mitwirkung von Prof. Vr. Los. v. Billatte herau-grgeben von Pros. vr. Karl Sachs. Theil H. Deutsch-franzö sisch Berlin, Langenscheidt'sche Verlagsbuchhandlung 1880 (große Ausgabe). Acht Jahre find verflossen, seitdem der Unterieich- nete in diesem Blatte die Beendigung de- ersten, fran zösisch - deutschen Theil» diese» Musterwerk» anzeigte und ein solcher Zeitraum gehörte auch dazu, um den zweiten deutsch-französischen Theil zu vollenden. E» bedarf wohl nicht erst der Versicherung, daß derselbe mit gleicher Sorgfalt, gleicher Gelehrsamkeit und glei cher liebe, stchtlichkeit abgefaßt ist, als sein Vorgänger, allein gleichwohl dürfen wir nicht unterlasse«, ausdrück lich hervorzuheben, daß derselbe al» deutscher Sprach schatz sicher fast noch höher zu stellen ist denn jener. Deutsche Forschung und deutscher Fleiß haben in dem Zeitraum von 13 Jahren ein Sprachwerk zu Stande gebracht, welch«« selbst in Frankreich, wo man doch gerade auf diesem Felde so vortreffliche Arbeiten besaß — ich erinnere nur an da» viotionll-ur« 6» l'^oaää wi«, an die Werke von Boistr, Mozi«, Litträ —, solches Aufsehen und Anerkennung fand, daß e» in der Commisfion-fitzung de- französischen Unterricht-mini- steruun» vom 30. März d. I. auf die Liste der für die Lehrerbibliotheken der Gymnasien und sonstigen gelehrte» Anstalten anzuschaffe«den Werke gefetzt ward. WaS nun daS Werk selbst anlangt, so haben wir den Plan und die Einrichtung desselben bereit» bei Beurtheilung de- ersten Theil- weitläufig erörtert, wir beschränken un- also hier darauf, zu bemerken, daß der selbe von dem durch seine sprachwissenschaftlichen Ar beiten sehr wohlbekannten Verleger hrrrührt. Der selbe hatte auch im Verlauf sechsjähriger Arbeit die Aussprache jede- französischen Wortes im I. Theil nach dem Toussaint - Langenscheid?schen Systeme ange geben und seine Methode bis zur Vollendung de» Ganzen gewissenhaft durchgeführt. Für den I. Theil war ein RedactionSbureau von sechs Gelehrten auS beiden Nationalitäten unter der Oberleitung de» Pro- sefsor» der Realschule zu Brandenburg a. d. Havel, vr. Sach», thätig, da- Manuskript deS II. aber lie fette vr. Billatte, Professor am Gymnasium zu Neu strelitz, während vr. Sachs dasselbe in etymologischer Beziehung ergänzte, revldirte und die Ueberwachung de» Druck» und sorgfältige Correctur besorgte. DaS Werk selbst ward vcn vielen Seiten durch interessante Beiträge unterstützt, nur allein Pros. Vr. Schmitz hat dasselbe durch mehrere tausend Ergänzungen und Be richtigungen bereichert. DaS Werk selbst ist dreispaltig gedruckt, jede Spalte aber enthält 86 deutlich gedruckte Petitzeilen. Um eine ungefähre Schätzung de» Wörterreichthum» deS vorliegenden Wörterbuch» machen zu können, genügt e», dasselbe mit dem vietäoonuiro 6« l'ucuckämi« und dem Littr^schen Lexikon »u vergleichen, natürlich nur in Bezug auf Band I, oenn der II. Band, der ungefähr 225000 Artikel enthält, kann hier nicht in Frage kommen. E» enthält da» Viotiovnair« <I» 35000 Artikel, daS Littre'jche Lexikon 80000 Artikel, der 1. Band von Sachs aber 100000. DaS SachS-Villatte'sche Wörterbuch übertrifft end lich da» bislang für das größte derartige angefehene Mozin'sche Lexikon um etwa 1 Million Buchstaben. Ist nun der Satz „Ziffern beweisen* im Allge meinen schon hier Beweis genug für die unübertroffene Reichhaltigkeit de- SachS'schen Wörterbuchs, so wird auch jeder Unparteiische, wenn er auch nur einen Blick in dasselbe thut, zugeben, daß e» eben Alles enthält, was man braucht, kein Ausdruck ist vergessen, kein Wort wird man vergebens suchen, nie wird man ohne Auskunft bleiben. Ist es überhaupt möglich in sprachlicher Beziehung etwas Vollständige- zu liefern, so ist e- hier geschehen. De-Halb wird da- Werk auch nie veralten und wird nach zwanzig Jahren fast genau noch auf demselben wissenschaft lichen Standpunkte wie heute stehen, denn wenn man auch in Pari» täglich neue Wörter macht, so gehören doch diese fast ohne Ausnahme dem luogag« vulguirv an, jenem Argot, wie wir dasselbe in den modernen Schmutz romanen von Zola und Andern finden, und können von einem wissenschaftlichen Lexikon nicht verlangt werden. Da der im Verhältniß zu Dem, wa» geboten ist, noch sehr billige Preis von 28 (Th. I) und 38 M. (Th II) für den unbemittelten Privatmann doch etwa» hoch ist, so hat die Verlag-Handlung einen sehr ge schickt gemachten Au-zug in zwei Theilen (L 7 M. 50 Pf.) publicitt, der sür den gewöhnlichen Gebrauch vollständig genügt und immer noch jede- der bi»- her am meisten gebrauchten Schulwörterbücher in Schatten stellt. Die große Ausgabe aber wird nicht allein keine irgend bedeutendere Bibliothek entbehren können, sondern Jeder, der sich zur Aufgabe gestellt hat, in den Geist der französischen (und deutschen) Sprache einzudringen, wird sich selbige anschaffen müssen. vr. Grüße. Musik. In Leipzig ist im Verlag und unter Re- dactlon von Robert Seitz (großherzogl. sächsischer Hof musikalienhändler) eine neue musikalische Zeitung unter dem Titel „Musikalisches Centralblatt* er schienen, auf welche hiermit die Beachtung der Musiker und Musikfreunde hingeleitet sei. Dasselbe soll ein voll ständig unabhängiges, allem Parteigetriebe fernstehen des Organ sein und getreu seinem Titel jeder Rich tung streng gerecht werden. Viele der bedeutendsten musikalischen Schriftsteller sind als Mitarbeiter dafür aewonnen. Ein solches Blatt wird unstreitig die gün stigste Aufnahme finden, wenn thatsächlich die fana tischen Parteileute, welche nicht der Kunst, sondern nur der Person oder der starren Tendenz dienen, davon ferngrhalten werden. B. Theater. Im Residenztheater zu Berlin ging am 9. October Victorien Sardou'S 5actigeS Schau spiel „Daniel Rochat" zum 1. Mal in Scene, ein Stück, dessen Inhalt wir nach der Pariser Aufführung bereits angegeben haben. E» ist bekannt, daß dieses Stück bei seiner Aufführung in Pari» zu ärgerlichen und tumultuarischen Scenen im Theater geführt ha», Auftritten, die natürlich erscheinen bei einem Drama, durch dessen Inhalt so unmittelbar eine große Tage«- frage auf der Bühne zur Verhandlung aebracht wird. Da» Mißliche de» Stücke- liegt in d«r Unmöglichkeit, eine befriedigende Lösung de- bezeichneten Conflicte»
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