Dresdner Journal : 26.10.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188010261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18801026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18801026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-10
- Tag1880-10-26
- Monat1880-10
- Jahr1880
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- Titel
- Dresdner Journal : 26.10.1880
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Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. »»rausx.d.r: Tvniel. ^rpe^itiov ae« i>re»aner LlrvAäsn, Xvin^r»ti-tt8«» 20. Aachkekelkungen auf daS „Dresdner Journal" für die Monate November und December werden zu dem Preise von 3 Mark angenommen für Dresden bei der unterzeichneten Expedition (ZwingerstraßeNr. 20), für »S»ärtS bei den betreffenden Postan stalten. Die Ziehungslisten ausgelooster kSnigl. sächsischer Staatspapiere, sowie die officiellen Gewinnlisten der königl. sächsischen LandeS- latterie werden im „Dresdner Journal" voll- ' ständig und Zug um Zug veröffentlicht. Vlnkindigunge» aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und werden dieZasertioasgebühre« im Jnseraten- theile mit 20 Pf. für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „Eingesandtes" sind die Jnsertions- gebühren auf 50 Pf. pro Zeile festgestellt. In DreSdea-Nenstadt können Abonnements bestellungen abgegeben werden in der Kunst- und Musikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (Hauptstraße 31), woselbst auch Inserate zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden, tisni-l. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Verordnung, die in Umlauf befindlichen Reichs-Gold- und Silbermünzen, sowie Einthalerstücke betr. Um ein Urthett über das Berhältniß zu gewinnen, in welchem der Umlauf der RtichSgoldmünzen zu dem jenigen der Silbermünzen steht, ergeht hierdurch auf Antrag des Reichsschatzamtes an: 1. alle dem Ministerium des Innern unterstehen den Königlichen Behörden und Verwaltungs stellen, welche Kassen haben, II. alle Stadträthe und die Polizeiämter zu Leipzig und Chemnitz, sowie an Hl. alle Sparkassenverwaltungen die Anweisung, am 30. laufenden Monats Oktober bei dem Kassen schlusse festzustellen, welche Beträge nach Markwährung a) an Reichsgoldmünzen, b) an Reichssilbermünzen und c) an Einthalerstücken in den unter ihrer Verwaltung stehenden Kassen vor handen sind und das Ergebniß nach den bezeichneten drei Sorten getrennt, bis zum 6. November 1880 anher anzuzeigen. Dafern am 30. Oktober beim Kasseuschlusse Münzen der gcdachtrn Art nicht vorhanden sein sollten, sind Bacatscheine einzureichen. Dresden, am 18. Oktober 1880. Ministerium des Innern, v. Nostitz-Wallwitz. Paulig. Nichtamtlicher Theil. n e i e r I i»I. telegraphische Nachrichten Zeitungtschau. (Norddeutsche Allgemeine Zeitung. Pester Lloyd. Daily New». Spectator. Saturday Review. Tempi. Journal des DebatS. Politische Eorrespondenz. Agence russe. Neue freie Presse.) tagrsgeschichte. (Dresden. Berlin. Stuttgart. Weimar. Darmstadt. Wien. Prag. Buda Pest. Parrs. Rom. Madrid.) Zur orientalischen Krage. Ernennungen, Versetzungen rc. im östrntl. Dienste. Eingesandtes. Feuilleton. Lageskalender. Inserate. Beilage. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Geithain. Kamenz. Löbau.) Vermischtes. Statistik und Volkswirthschaft. Eingrsandtes. rörsennachrichten. . Lelrgrapbische Witterungsberickte. Telegraphische Nachrichten. Wien, Sonntag, 24 October, Abend». (Tel. d. Boh) Infolge der consequenten Weigerung deS serbischen Minister- Ristic, das Recht Oesterreichs auf die Meistbegünstigung anzuerkenuen, ist es zur Ministerkrisis in Belgrad (vgl. die Rubrik „Zur orientalischen Frage") gekommen. Oesterreich hat in den jüngsten ragen Serbien zur Entscheidung gedrängt, und infolge dessen hat Ristic demisfio- nirt. London, Montag,.25. October. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gestern hat ein großes Meeting in Gal way stattgefunden, welches von 40000 Theilneh- mer.n besucht war. Parnell machte in einer Rede das Oberhaus und Aorstrr für die Agrarmorde verantwortlich und äußerte, die einzige Remedur für die gegenwärtigen Zustände sei dir Autonomie Irlands. Bukarest, Sonntag, 24. October, Nach mittags. (W. T. B.) Der Fürst Alexander von Bulgarien ist beute Mittag hier eingetroffen und von dem Kürsten und der Fürstin von Rumänien am Bahnhofe empfangen worden. Kürst Alerauder kehrt AbendS nach Rustschuk zurück. Konstantinopel, Montag, 25. October. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Pforte soll an Riza Pascha formelle Instructionen ertheilt haben, welche ge eignet sein sollen, die von Montenegro betreffs der Convention über Dulcigno erhobenen Schwierig keiten zu beseitigen. Die Pforte hat die Vertreter deS Auslandes angewiesen, Delegirte der Inhaber türkischer Schuldtitel nach Konstantinopel einzuladen, um hier auf Grundlage der Note vom 3. d. Mts. zu einem Einverständniß zu gelangen. Athen, Montag, 25. October. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS neue Cabinet bat sich, wie folgt, constituirt: KomunduroS ist Präsident, Minister deS Aeußern und interimistisch Justizminister, So- tiropuloS Finanzministrr, Papamichalopulo Mi- nister deS Innern und interimistisch Unterricht-- Minister. ValtinoS hat da- Departement deS Kriege-, Bumbuli- daS der Marine übernommen. DaS Cabinet wird morgen vereidigt. Dre-den, 25. Oktober. ES war vorauSzuschen, daß die Lorbeern Mon tenegro- Griechenland nicht lange schlafen lassen würden, und noch ehe die Dulcignosrage erledigt ist, drängt sich daS Hellenenvölkchen bereit- in den Vorder grund. Obwohl dem König der Hellenen , wie der „Pr." aus Berlin gemeldet wird, auf seiner Rundreise an den europäischen Höfen in Berlin vorgestellt wurde, daß jede kriegerische Eventualität von den unberechen barsten Folgen für Europa sein müßte und die Mächte daher alle Anstrengungen zu machen hätten, um den Frieden zu erhalten, ihm jedoch zugesagt wurde, daß von Berlin aus nichts unversucht bleiben würde, zu nächst auf friedlichem Wege den Beschlüssen der Con- ferenz Geltung zu verschaffen, und man danach zunächst die vollste Zurückhaltung Griechenlands ei warten zu können glaubte, hat der König Georgios die Kammern mit einer Thronrede eröffnet, welche beweist, daß man in Athen auf das Friedensbedürfniß Europas keine Rücksicht zu nehmen Willens ist. Der Kömg erklärt, unter Berufung auf den Berliner Vertrag, für Griechen land ergebe sich die Verpflichtunng zum Handeln, und kündigt offen und unumwunden den Krieg an. In unmittelbarem Zusammenhang mit dieser Wendung steht eine MlmsterknsiS. Minister Trikupis hat seine Demission gegeben, und KomunduroS wurde mit der Bildung eines neuen Cabiaets beauftragt. Der Unter schied zwischen Beiden besteht darin, daß Trikupis sein Ziel, die Erwerbung der heute noch im Besitz der Türkei befindlichen, von Griechenland beanspruchten Provinzen, auf diplomatischem Wege, unter Milwirkung der Berliner Conferenzmächte zu erreichen versuchte, während Komundmos der Mann der offenen Gewalt ist Durch den Rücktritt deS Ministers Trikupis und die nunmehr vollzogene Neubildung des griechischen Cabinets wird also der Eindruck der Thronrede des Königs der Hellenen noch verschärft. Es wirft sich nun die Frage auf, wie wird sich Europa gegenüber dem Austreten Griechenlands verhalten. Diplomatische Kundgebungen liegen noch nicht vor. Wir sind daher auf die Emanationen der officiöjen Presse und der zu diplomatischen Inspirationen benutzten größeren eng lischen, französischen und russischen Organe angewiesen. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" be obachtet ihre bekannte Reserve und bemerkt nur mit leichtem SarkasmuS: „In Paris soll die Tendenz der griechischen Thronrede verstimmend gewirkt haben, während aus London gemeldet wird, daß die Glad- stoneaner von derselben entzückt seien." Ausführlicher spricht sich ein Artikel des „Pester Lloyd" auS, dessen wesentlicher Inhalt folgender maßen lautet: „DaS griechische Element mag sich immerhin als das Zukunftselement aus der Balkan halbinsel betrachten und fortfahren, die zahlreichen culturlichen Fäden weiter zu schlingen, mit welchen es all' die zerstreuten Theile seiner Race in allen Theilen des türkischen Reiche- zu einem einheitlichen Ganzen verbindet; das, wofür Europa sorgen zu müssen glaubte, war: daß diese Thätigkelt des Hellenismus sich nicht überstürze und nicht mit allzu großer Vehemenz auf die Türkei eindringe. Line gewisse Befriedigung der türkischen Ansprüche war und ist nöthig. Auch in Griechenland muß Be ruhigung geschaffen werden, sollen die konservativen Grundgedanken des Berliner Vertrages zur Geltung kommen, die allerdings eine Pause in dem stürmischen Processe schaffen wollten, der sich jetzt im Südosten Europas allenthalben vollzieht, der die griechische Grenze in Aussicht nahm und diesem Zwecke voll ständig genügt. So arrondirt, könnte Griechenland ein selbstständiges staatliches Leben führen, und Alles wiese eS dann darauf an, seine weitergehenden natio nalen und politischen Zukunftsforderungen einfach zu vertagen. Allein wenn Europa ein Interesse daran hat, Griechenland zu befriedigen, so hat es ein noch ungleich größeres Jitteresse daran, diese Aufgabe un friedlichen Wege zu lösen, und nicht Situationen zu schaffen, welche Gefahren in sich schließen könnten. Eedirt die Pforte jetzt Dulcigno, so mag man dies immerhin als em Unterpsand dafür betrachten, daß die Pforte auch ihren übrigen Verpflichtungen Nachkommen werde; allein man wird ihr eine billige Frist zur Einlösung dieser Verpflichtungen nicht versagen dürfen. Man wird die Lage des Sultans berücksichtigen müssen, dem jetzt im tiefen Frieden ein Stück Landes nach dem andern entrissen wird. Europa hat so wenig ein Engagement für die Durchführung der Berliner Conferenzbefchlüsse als für die der Congreßbeschlüsse übernommen Es wird sort- fahren können, Griechenland seine volle moralische Un terstützung zuzuwenden, ohne deshalb eine materielle Unterstützung eintreten lassen zu müssen. Gegen die Versumpfung ist die griechische Frage durch de» festen Untergrund gesichert, der ihr in dem Conferenzbefchlüsse gegeben wurde. Das ist Alles, was für den Augen blick erforderlich ist; daß irgend ein Grund vorliegt, den aufgestauten Gewässern gerade jetzt ein Gefälle anzuwelsen, das sie leicht in gefährlicher Weise über- fluthen könnten, wird schwerlich bewiesen werden können." Die einflußreicheren englischen Organe spiegeln, so weit bis jetzt Stimmen aus denselben vorliegen, die Unternehmungslust Gladstone's wieder. Der Athener Correspondent der „Daily News", ein großer Grie chenfreund, sagt über einen etwaigen Minlsterwechjel: „Trikupis arbeite ernstlich auf den Krieg hin, allein KomunduroS würde noch viel eifriger diesem Ziele zu streben. Trikupis halte mehr aus das Mittel der diplomatischen Pression, KomunduroS mehr auf jenes der Revolten in den Provinzen." — Selbst der „Spectator" glaubt, daß man allerseits einen Aus bruch der verschiedenen internationalen Eifersüchteleien der Art befürchte, daß, wenn Gladstone wieder Vor schlägen würde, der europäische Friede solle durch Aus- sührung der Beschlüsse der Conserenz erhalten werden, die Mächte ihm eher zu folgen genöthigt wären, als durch ihr gänzliches Zurückziehen die geiährNchste Lö sung der orientalischen Frage zu fördern, nämlich die Balkanhalbinfel dem gegenseitigen Haffe der Bevölke rungen zu überlasse«. Die Situation lasse keinen an dern friedlichen Ausweg, als daß Europa unter eng lischer Führung den Berliner Vertrag dem Wortlaute wie dem Gesetze nach aussühre; Europa verlange jetzt stark nach Frieden. — Die „Saturday Review" dagegen hält es für sicher, daß eine active Cooperation der 6 Mächte nicht fortdauern werde; dagegen würden möglicherweise Deutschland, Oesterreich und Frankreich einer Anwendung von Zwang von Seiten Englands, Rußlands und Italiens zustimmen. Unter den sranzösischen Organen behandelt der „Temps" die griechische Thronrede noch knapp, be merkt aber, daß man nicht unterlassen könne wahrzu nehmen, „wie die Schmierigkellen jeder Art, welchen die Ausführung des Berliner Vertrages hinsichtlich der montenegrinischen Grenze begegne, ein schlechtes Auspi- cium seien für die griechische Grenzangel« genheit." Das „Journal des DöbatS" beschäftigt sich da gegen eingehend mit der Thronrede. Das Blatt findet, daß man, als der König feine Rundreise an den euro päischen Höfen gemacht, noch an gemeinsame europäische Maßregeln gegen die Pforte geglaubt habe. Nun mehr habe sich die Situation etwas geklärt. „Von einer gemeinsamen Action Europas hat mau nichts mehr zu hoffen. Und dennoch scheinen die Griechen entschlossen, allein zu handeln. In der schwierigen Lage, in wel cher sich die griechische Regierung befand, gab es für sie zwei Wege zu befolgen: entweder geduldig die Feuilleton. Kedigirt von Otto Banck. L. Hostheater. — Altstadt — Am 24. Oc tober fand die zweite Reprise der Oper „Heinrich der Löwe" von E. Kretschmer Statt. Sie wurde von dem überaus gefüllten Hause mit wärmstem Bei fall ausgenommen, der sich am lebhaftesten zum Schluß deS zweiten und des effektvollen dritten ActS steigerte. Die Hauptdarsteller, unter denen sich Fräul. Malten al- Clementine, die Trägerin der Handlung, und Hr. Riese (Heinrich) an erster Stelle durch ihre schönen Leistungen au-zeichner, wurden wiederholt hervorgerusen. Die mancherlei Aenderungen und Kürzungen, welche der Eomponist seit der ersten Aufführung der Oper in Leipzig mit richtiger Erkenntniß und namentlich auch aus den praktisch einsichtsvollen Rath des Hrn. Kapell meister- Schuch ausführte und annahm, erweisen sich für die gesteigerte nachhaltigere Wirkung de- Werkes und seiner musikalischen Vorzüge höchst vorthetthast. In dieser Gestalt verspricht die Oper den deutschen Bühnen einen entschiedenen und lohnenden Erfolg. Betont sei nochmal» die originelle und in der Ver schlingung de» Walzer- und der Tarantella geistvoll gearbeitete Balletmusik de- dritten Act-, deren reizende Melodik und graziöse, schmiegsame, rhythmische Be- wegung übrigen- von den Solotänzern vorzüglich und charakteristisch in ihren Autführungen benutzt ist. Sie berechtigt zu dem Wunsche, daß Kretschmer ein Ballet componiren möge. C B. Dir de Wilde - Stiftung. Eine hochherzige, sehr wohlthätige Dame in unserer Stadt, Frl. de Wilde, hat zum Andenken an ihren hochverehrten Bruder Georg Heinrich de Wilde für die Klassenschüler der königl. Akademie eine de Wilde- Stisiung gemacht, da für dieje Schüler eine solche bis jetzt nicht vorhanden war. Aus dieser Stiftung wer den 3 Stipendien, eins von 250, eins von 200 und das dritte von l50 M. jährlich zur Vertheilung kvm men. Nach den Bestimmungen der edeln Stifterin sollen dieselben ohne Rücksicht auf Stand, Heimath und Lonfession nur an Solche vergeben werden, welche nicht allem befähigt und fleißig, sondern auch ganz besonders genügsam, sparsam und bescheiden sind, Eigenschaften, welche das Wesen deS verstorbenen Bruders ganz besonders charakterisiren. Bon jeher und mit großem Recht hat sich die Theilnahme und thätigr Liebe der Menschen der Heran wachsenden Jugend zugewendet. Nicht allein, weil eS der Natur derselben, die zum Aufblühen und Gedeihen berufen ist, so besonders zu widersprechen scheint, daß Hindernisse und Leiden dies ihr eigenstes Wesen beein- träch'igen oder gar ganz verhindern, sondern auch be sonders noch gewiß aus dem Gefühl und dem Bewußt sein, daß aus einer an Leib und Seele gesunden, in all' ihren Fähigkeiten ausgebildeten Jugend wesent lich die glückliche Zukunft eines Volke- beruht. Daher hat menschliche Theilnahme und christliche Liebe von der Kleinkinderbewahranstalt, durch Kindergarten, BolkS- und Bürgerschule, durch Gymnasium und Universität bi- zu» Staat-examen vielfach gesorgt für da- leib ¬ liche Wohl der Jugend, für die Entwickelung ihrer Fähigkeiten, wo eine solche durch Mittellosigkeit bedroht und gehindert erscheint. Auf den ersten Blick nun kann es verwunderlich erscheinen, daß gerade für angehende Künstler diese de Wilde-Stiftung die erste ist, welche begabten, aber mittellosen Schülern den Weg zur Kunst zu ebnen versucht. Den Weg zur Kunst, dieser Emanation deS menschlichen Geiste-, die zu dem Besten und Größten gehört, waS die Menschheit hervorgebracht hat und ziert und gewiß also allgemeinster Theilnahme werth ist? — Möglich, daß das heitere, glanzvolle Wesen der Kunst, von dem so viel auf ihre Jünger überstrahlt, sehr Vielen die Vor stellung fern gehalten hat, daß der Weg zu den hei teren Höhen nur mit so vielen Mühen zu erklimmen sei, daß die lieblichen und schönen Früchte, welche die Kunst den Menschen bietet, zumeist nur durch lang andauernde, ernste Mühe und Arbeit hervorgebracht und gezeitigt werden können. Möglich auch — hie und da die Vorstellung, wie auf sittlichem Gebiet, so auch bei der Kunst sei Kummer und Elend der beste Dünger für die himmlische Blüthe. Möglich dies Alle-, gewiß aber —, daß Viele nur nicht wissen, daß sich die Jünger der Kunst eben so stark au» den ganz unbemittelten Leben-kreisen recrutiren, wie au» den be mittelten. Zwar werden alle neu in die Akademie Ein tretenden daraus aufmerksam gemacht, daß auch für den Begabtesten ein vieljährige» Studium nothwendig sei, ehe er zum selbstständigen Schaffen und dadurch zu elbstständiger Existenz gelangt, aber niemal» kann und wrf doch eine öffentliche Lehranstalt, und am wenig- ten die für die Kunst eine Anstalt nur für Kinder vermögender Aeltern werden. Am wenigsten für die Kunst, bei der eine Menge berühmtester Namen aus den beengtesten Verhältnissen aufgestiegen sind. Kaum irgend in anderen Verhältnissen aber ist der Contrast drückender Lebenslage mit den Zielen deS Strebens einschneidender, als in der Kunst. Es sollen die Mittel eiworben werden, um die wunderbare Schönheit der Gestaltungen der Welt zu verherrlichen, und diese Welt verbaut mit elendestem Gerümpel dem Strebenden die An- und Aussicht ihrer Herrlichkeit! — Wenn ein Schüler bis dahin vorgedrungen ist, daß er etwa» machen kann, auch wenn es nur Studien sind, was selbst dem nicht Sachverständigen seine Befähigung darlegt, dann beginnt sich ihm wohl eher jene Aus sicht zu öffnen, und sein kämpfendes Streben wird auf den Punkt gewiesen, wo es hingehört: DaS Beste leisten zu wollen. Aber vorhcrl — War es schon schwer, die Erlaubniß der Aeltern zum Zutritt auf dies, denselben so fremde Gebiet zu erlangen, und eS kommen die Zeiten der Noth, wo es unmöglich er scheint, die Beschäftigung, die LebenSbedürsniß ist, weiter zu verfolgen nach gut gelungenem Anlauf, wo dann besten Falles die Sorge der Aeltern, oft aber auch der Borwurf die Schwere der Lage verschärft, dann sind daS wirklich schwere Zeiten, auch für die elastische Kraft der Jugend. Alle, welche den Verhält nissen nahe stehen, wissen, daß oft nicht die Anstren gungen deS Studiums, sondern wirkliche Noth die Farbe der jugendlichen Gesundheit von den Ange sichtern gewischt hat. Gerade jetzt hat eS da» JnSlebentreten dieser de Wilde- Stiftung den Nahestehenden recht deutlich gemacht, weich' eine Wohlthat durch solche Stipendien der begabten, würdigen Jugend erwiesen wird. Gerade in unserer so
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