Dresdner Journal : 18.01.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188101181
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810118
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1881
- Monat1881-01
- Tag1881-01-18
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- Dresdner Journal : 18.01.1881
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V 13 .Dienstag, de» 18. Januar. 1881. 1» U»rus»» ävvtiek« : tLkrlicü: . . 18 ^jLbi-licd: 1 ^lurlt SO?s. küvrulov lluiuluvrn: lOLk La»»«rd»Id 6e«6elit8ct>«o l^joko» tritt ?«>t- uucl Stomzwlru-idli-ik diwsu. ln^iotoninol^er t'ür rl«n» k»am vinvr ^v»i>olt»l>vi» ?«tit»v>lo 20 ?s. Outor „Liu8«s»Q«1t" äio ^vll« LO Lt. Kn»eli«lo«nr ITyklieb mit ^uiuldkmv ävr 8ona- on>I k'c-ivrt-tjxe für <i<-n sol^emlev DttMerHourml. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Iu»«r»t«n»uu»li»e »nvntlrt»: Lvipvi»: » Krurselittetter, OornmioiooLr «io l1r«xtllsr lounucl«; L»»d»rU N«rUv Vi»o l^tpntU N»ol - IroI»il ^r»Litt^rl ». N; /l<t««enetenn L S»rU»-Vt«Q-Lu»d»rU- ?r«U-L*tp»i> kr»ok1Iut ». N. NÜLvU*»: L««<1 Liriio: Lc^nsct, /»sva/«1enU«»»»t, Lr«««»: L' Schott«- Ir»»l»a: /. ?,'ta»iAen'i öürv»u; ?r»Ltt«rt ». ».: Sk. ^esax/er'neds UuooilitmUuu^; 0vrUt«: ^trttier,- Llumorsr! 6. LckUoie^, k»tt, N«UL ikr»LtrN>tt ». M Muttzrot: D»»ö« s Oo , N»wd»r,: ^si Uvr»u»8«d»rr ItSnisl. 8ipe<iitiov <iv» llrvväoor 1oorQ»l«, 1)rv»«1su, 2villzs«r»ir»o» Ko. So Amtlichcr Theil. Dresden, 15. Januar. Se. Majestät der König hat dem Geheinien LegationSrathe im Mlnisterium der auswärtigen Angelegenheiten Johannes Wolf von Zobel die erbetene Entlassung aus dem Staatsdienste unter Gewährung der gesetzlichen Pension und Ver- lechung deS Charakter- eine- Geheimen RatheS in der II. Classe der Hofrangordnung allergnädigst zu be willigen geruht. Nichtamtlicher Theil. Ueberstcht. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. Tagesgeschichte. (Dresden Berlin. Straßburg. München. Weimar. Buda Pest. Rom. Kopenhagen. Belgrad.) Zur orientalischen Krage. Dresdner Rardrichtrn. Eingesaadtes. Feuilleton. Tagesgeschichte. Inserate. Beilage. Ernennungen, Bersetzungen rc. im öffentl DienSe. Provinzialnachrichten (Leipzig. Brandis Chemnitz Zwickau. Plauen. Mittweida.) vermischtes. Statistik und Lolk-wirthsckast Börsennachrichten. Telegraphische WitteruugSberichte. Inserate. Lelegraphische Nachrichten. Paris, Sonntag, 16. Januar, Abend-. (W. T. B.) Bei den heutigen Ergänzung-Wahlen für den hiesige» Municipalrath wurden 1 Conserva- tiver und 21 Republikaner gewählt; letztere ver- thrilen sich auf die verschiedenen Schattirungeu der republikanischen Partei. Die Ergänzungswahlen in den Departement- find, soweit sie bis jetzt be kannt, günstig für die gemäßigten Republikaner ausgefallen. Madrid, Sonntag, 16. Januar, Abends. (W. T.B.) Infolge von riugetretenen Ueberschwemmun- gen sind mehrere Eisenbahazüge nicht ringetroffrn. Die ausländischen Posten vom 13. und 14. d. M. find auSgeblirben. Der Duero-, der Ebro-, der Pisvrrga- und der Erlanzafluß find über ihre Ufer getreten. London, Moutag, 17. Januar, früh. (W T. B.) Das Befinden deS Premiers Gladstone hat sich wesentlich gebessert, so daß seine Theilnahme an der heutigen ParlamevtSfitzung für wahrschein lich gehalten wird. Manchester, Sonntag, 16. Januar, AbendS. (W. T B.) Der Strike der Kohlenarbeiter gilt Feuilleton. Nedigirt von Otto Banck. A. Hoftheater. — Neustadt. — Am 15. Januar: „Großstädtisch", Schwank in 4 Acten von vr. v. Schweitzer. (Hr. Schubert vom Stadttheater zu Leipzig al- Gast.) So oft das unterhaltende Stück wieder aus dem Repertoire erscheint, bringt eS daS regsame Talent sei ne- frühverstorbeaen Verfasser- in Erinneruig, der sich fern vom Treiben der Politik, die seinem Geiste nicht wohl that, auf dramaturgischem Gebiete zu einer nützlichen Kraft hätte entwickeln können. Der leicht hingeworfene Schwank enthält ausgiebige Rollen, die in ihren etwa- carikirten, doch für diese- Bühnengenre erlaubten Charaktersärbung wirkungsvoll au-einandergehalten sind. Dieser Eigenschaft wird auch in unserer Aufführung, die eine recht fleißige ist, Rechnung getragen, ohne da- Maß zu überschreiten und zum Possenhaften hinüber zu drängen. Hr. Richelsen, Hr. Erdmann und Fräul. Bormann unterstützten die Vorstellung mit gutem Tact und ent sprechender Haltung. Dew Gaste Hrn. Schubert war durch die polare Wintertemperatur nur ein schwache» Auditorium zu Theil geworden. Bei einem reicher besetzten Hause würde der Erfolg sich deutlicher ausgesprochen haben. Für den Sachkundigen stellte sich heraus, daß Hrn. Schubert ein wirtlich erheiternde- Darstellung-element zu Gebote steht und. er in geeigneten Ausgaben, zu deaen auch diese gehört, über eine behagliche, natürliche für beendet. Mehrere der Arbeitgeber haben die von den strikruden Arbeitern für die Wiederauf nahme der Arbeit gestellten Bedingungen arceptirt. St. Petersburg, Montag, 17. Januar. (Tel. d Dresdn. Jomn.) General Skobtltw meldet offi- ciell vom 11. d. MtS. folgende Details über die Belagerung der Festung Gcok-Tepe: Am 9. Januar überfielen 30 (XX) Tekkmzen unsre Tranchsen, bkmächtlgien sich trotz heftiger Gegenwehr der Vorarbeiten und theilweise der zweiten Parallele, eroberten 4 Gebirgskanonen und 3 Mörser, wurden dann aber durch Gewehrfeuer aus der ersten Parallele durch einen heftigen Angriff unserer Reserve zurückgc- schlagen. Hierbei wurden die verlorenen Geschütze, eine- ausgenommen, wieder erobert. Gleichzeitig mit diesem Ausfall überfiel die feindliche Reiterei m be deutender Stärke das russische Lager. Auch dieser An griff wurde abgeschlagen und sofort darauf mit der Anlegung der dritten Parallele begonnen und, trotz abermaligen heftigen Angriffs, am 10. Januar Mor gens beendigt. An demselben Tage Abends wurden die Sturmcolonnen vorgeführt, welche sich m den feind lichen Vorwerken festsetzlen. Die Beschießung dauerte am 1l. Januar fort. Dre Russen hatten am 9. und 10. Januar einen Verlust von 8 Offizieren und 102 Mannschaften todt, 9 Offizieren und 84 Mannschaften verwundet. Der Verlust des Feindes ist viel größer; seine Todten füllten die Tranchsen an. Konstantinopel, Sonntag, 16. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Pforte hat gestern an ihre Vertreter im Auslände ein telegraphisches Circu lar versendet, in welchem sie ihrem Bedauern dar über Ausdruck giebt, daß die übereilten kriegeri schen Vorbereitungen Griechenlands Unruhe er zeugten und Ungewißheit über den allgemeinen Frieden verbreiteten. Um der für die betheiligten Länder beklagenSwertheu Situation ein Ende zu machen, ladet die Pforte die Mächte ein, ihre Botschafter mit Instructionen für eine Conferenz in Konstantinopel zu versehen, und spricht die Hoffnung aus, auf diesem Wege zu einer fried lichen Lösung zu gelangen. Ueber daS Rundschreiben der Pforte an ihre Vertreter im Auslände wird weiter gemeldet, die Pforte Lppellire darin an dir versöhnlich« Ge sinnung und Mäßigung der Mächte. Die Pforte sei bereit, mit den Botschaftern in Konstantinopel zu unterhandeln» um eine friedliche Regelung der griechischen Fimge herbeizuführen. Dresden, l7. Januar. Der partielle M i n i st er w e ch s e l in Oester reich steht augenblicklich im Vordergründe deS Interesses. Die Publicirung der vom 14. d M. datirten kaiser lichen Handschre'ben, durch welche die Entlaffungs- gesuche des Justizministers Baron Streit und deS HandelSministerS Ritter v. Kremer genehmigt werden, kam so unerwartet, daß alle Welt von der Minister krisis erst Kenntniß erhielt, nachdem sie bereits gelöst war. Ueber d.e Motive des vollzogenen Wechsels rm Justiz- und Handelsportefeuille conrsiren die wider sprechendsten Angaben, doch giebt die Mehrzahl der Blätter der Ueberzeugung Ausdruck, daß die ,m Zuge befindliche Completirung des Herrenhauses der ganzen Angelegenheit nicht fern gestanden habe. Die Leitung des Justizministeriums hat der bisherige Minister ohne Portefeuille vr. Prazak übernommen, während zum Haiidelsminlster der bisherige Statthalter von Ober österreich und gewesene ReichSrathsabgeordnete Baron Komik gebietet, die er nicht durch technische Ueber treibungen in Ton und Mimik zu steigern versucht. Sein Liebetreu war eine durch treffende Zeichnung und gutes drastisches Hervorheben der momentanen Situation und Stimmung zum fröhlichen Lachen auf fordernde kleinstädtische Gestalt. Ob der Gast unserer Bühne dienlich und paffend sein könne, wird meiner Ueberzeugung nach von der ferneren Frage abhängen: wie maßvoll und doch an regend er sich in noch gröberen Aufgaben (die ja sein Gastspielprogramm in Aussicht stellt) halten wird und in wie weit er fähig ist, komische, feiner vom Dichter ausgearbeilete Charaktere psychologisch durchzuführen. O. B. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 16. Januar: „Die Journalisten", Lustspiel in 4 Acten von Gustav Freytag. (Hc. v. Hoxar, vom Hoftheater zu Karlsruhe, als Gast.) Der Gast gab den Bolz, die geistige und moto rische Hauptrolle diese- ungemein rasch gealterten und nach vielen Seiten hin peinlich berührenden Lustspiels. Wir sind traditionell daran gewöhnt, daß schau spielerisch dieser Rolle zu Theil wird und zwar in hohem Maße zu Theil wird, was derselben ganz be sonder» wünschenswerth ist: eine vornehme persönliche Erhebung und Souvttänisirung, die sie innerhalb ihrer Umgebung au-zeichnet und die fatale intrigante Biel- geschästigkeit zu einem Spiel der Laune, zu einer über- müthigen Bethätigung de- Talente- macht. Der nütz liche Zeitungsschreiber Bolz, der neben guten Worten viel triviale- Zeug zu sprechen und zu witzeln hat, Pino v. Friedenthal ernannt wurde. Die Regierung läßt durch ihr nahestehende Organe erklären, daß der eingetretene partielle Ministerwechsel ohne Einfluß auf die innere Politik bleiben werde, da eben nur zwei Beamte durch andere ersetzt wurden. Dn-Cadinet Taaffe, welche- nunmehr l7 Monaten am Ruder ist, Hot hiermit bereits die dritte Metamor phose durchgemacht Innerhalb dieser kurzen Zeit er hält Oesterreich den dritten HandelSminister (Korb, Kremer, Pino) und den dritten Justizminister (Stre- mayr, Streit, Prazak), und keiner Derjenigen, welche zurückgetreten sind, ist in offener parlamentarischer Feldschlacht unterlegen. Streit sowohl, als Kremer blieben Beide lediglich ein halbes Jahr im Amte, da ihre Ernennung am 26. Juni 1880 erfolgt war. Charakteristisch für die Beurtheilung, welche die neue sten Veränderungen im österreichischen Ministerium er fahren, ist der Ton de- „Fremdenblatt", dessen Meinungsäußerungen bisher mit Vorliebe als officiöS citirt wurden. Dasselbe sagt: „Alle Journale legen Zeugniß von dem Eindrücke der Ueberraschung ab, welchen das plötzliche Ausscheiden der beiden Minister Streit und v. Kremer auf die öffentliche Meinung ge übt hat. Fast könnte man sagen, dieses unerwartete Ereigniß habe eine Art von Bestürzung hervorgerufen, Bestürzung nicht etwa wegen seiner unmittelbaren Fol gen, sondern wegen der Art, in welcher die Krisis zum Ausbruche und Abschlusse gelangt war, und wegen der Motive, welche sie aller Wahrscheinlichkeit nach veran laßt haben. Zwar wird behauptet, der Rücktritt der beiden Minister Baron Streit und v. Kremer sei nicht auf politische Differenzen zurückzuführen Baron Streit wolle seine Gesundheit mcht mehr seinem Portefeuille zum Opfer bringen, und Hr. v. Kremer habe die Diffe renzen, die sich innerhalb seines RessortS erhoben, nicht mehr überwinden wollen. Aber eS macht doch einen sehr eigenthümlichen Eindruck, daß bei den bisherigen partiellen CabinetSumgestaltungen gerade diejenigen Mitglieder des Cabinets ministermüde werden oder ihre Gesundheit schonen müssen, welche in geistiger Verwandtschaft zum liberalen Lager stehen und in welchen die Deutschen die Vertreter ihrer Interessen erblicken dursten. Noch ist e» bisher nicht vorgekommen, daß einer der Minister, welche als die Vertrauensmän ner der Rechten im Conseil sitzen, besondere Rücksichten für ferne Gesundheit empfinden müßte, und man wird "'och i'^cht behaupten, daß selbst der Himmel, etwa der Neutkälttöt müde, parteiisch geworden wäre und gerade die Minister der Rechten mit unverwüstlicher Gesund heit, jene dagegen, welche der Verfassung-Partei nahe stehen, mit gebrechlicher physischer Kraft und geistiger Ausdauer ausgestattet hätte. Noch auffälliger ist eS indessen, daß gerade jene Mitglieder deS Cabinet«, deren Rücktritt die tschechischen Organe wünschen und die von ihren Führern aus die ProscciptionSliste ge stellt werden, so schnell und plötzlich dahinschwinden. Sollten die Tschechen vielleicht rin Besitze irgend welcher magischer Kräfte sein, welche die Thatkrast gewisser Minister gerade zur rechien Zeit lähmen? Man wird deshalb die auf persönliche Rücksichten der scheidenden Minister hindeutenden Aufschlüsse über den Minister wechsel nur mit Unglauben aufnehmen. Man wird vielmehr zu einer viel natürlichern Lösung deS RäthselS greifen, indem man einfach auf die Macht des Executw- cvmiteS der Rechten verweist. Dieses Comite hat eine Reihe von Forderungen aufgestellt, welche sämmtlich darauf gerichtet waren, die Macht der Rechten zu vermehren, sie im Abgeordnetenhause, wie im Herren hause zu kräftigen und verschiedene nationale Ansprüche zu befriedigen Diejenigen Minister, welche diesen Forderungen entgegentreten, diese schwinden hin, und stet- größer wird die Zahl der Männer, welche diesem Kampfe zum Opfer fallen und die Wahlstatt des Ministcrconseils verlassen. DaS sind nun allerdings muß vor Allem ein unwiderstehlich liebenswürdiger Mensch sein und eS gelegentlich als sicher und fest auftretender Kämpfer de- Geiste- deutlich machen, daß der Adel deS Mannes einzig und allein im Charakter und in der männlichen, für die Charakterüberzeugung eintretenden Kraft liegt. Dieser persönlich siegreiche und fesselnde Gesammt- bild blieb uns der Gast Hr. Hoxar höhern Ansprüchen gegenüber schuldig. Was er zeigte, verdient volle An- erftnnung, denn eS bestand in einem intelligenten be weglichen Spiel, in einer verständnißvollen Betonung, in dcm Bestreben, sich nicht aus dem scenischen En semble vorzudrängen. Ein etwas aufgeregter, trockener und scharfer Rede klang, eigentlich nicht dem volleren und tieferen Grund ton vom gesunden Organ deS Gaste- entsprechend, wird sich vielleicht in andern Rollen abmildern. Von den übrigen Darstellern erfreute Hr. Ja ff 6 al- Piepenbrinck am meisten. Hrn. Erdmann'- für den Schmock gewählte Ma-ke Hot mich sehr unangenehm berührt Schmock ist allerdings ein jüdischer Reporter von der unter geordnetsten Art. Doch ebenso wie kein Dichter daS sittliche Recht hat, au- einer andern Völkrrrace und ReligionSgemrinde ein verkommenes Individuum her- auszuheben und es au- reinem Uebermuth zum fratzen haften Caricaturbilde zu machen, so sollte sich auch jeder Schauspieler in Acht nehmen, eine solche ge hässige Unzulässigkeit noch besonder» hervorzuheben. O. B. Wahrnehmungen, welche mit Besorgniß Jedermann erfüllen, welche die Stabilität für eine Lebensbedingung deS Staate- hält und geheim wirkenden Kräften im parlamentarischen Leben keinerlei Geltung delmessen will. Die Chef- der drei Gruppen der Rechten stehen jedoch verborgen hinter den Coulissen, gleichsam als die drei Parzen, bemüht, die Leben-faden der Minister zu durchschneiden, welche den Staat ihren Aspirationen nicht preisgeben wollen. Sie durchschneiden auch die Ministerexistenzen fleißig und energisch, und seit Langem fielen keine Minister so häufig, so schnell und fast geräuschlos, wie in der gegenwärtigen Zeit." DaS „Frdbl." beschuldigt die Rechte, daß sie „im schrittweisen Kamps«" ein „Parteicabinet der Rechten" erzwingen wolle, und fährt bann fort: „Wir können die Rechte und ihre Führer nur ermuntern, recht wacker auf dieser Bahn vorwärts zu schreiten, denn der Augenblick ihres vollsten Triumphes wird auch jener ihrer Niederlage sein. Oesterreich verträgt kein födera listisches, kein nationale-, kein deutschfeindliche- Regime, und noch ist seine Widerstandskraft stark genug, ein solches zum Falle zu bringen, es unter seiner kurz lebigen Herrlichkeit zu begraben. Wenn sie den Muth haben, eS auf e neu Versuch ankommen zu lassen, wes halb verbergen sie sich hinter einer fremden Verant wortlichkeit?" Solche Mannhaftigkeit der Sprache an dieser Stelle muß geradezu überraschen, und sie ver liert dadurch nicht an Werth, daß der Artikel um fol genden Sätzen schließt: „Wenn die Kunst der Rechten eigentlich darin besteht, wa- der Verfassung-Partei zu meist vorgeworfen wird, in Ministerstürmerei, so ist die Frage wohl berechtigt, worin denn eigentlich ihr conservativer Beruf besteht. Bisher haben die ver einigten Polen, Tschechen und die Partei Hohenwart nur die verhängmßvollen Fehler der Verfassung-Partei sich anzueignen vermocht, ohne jedoch irgend erne ihrer vielen Tugenden angenommen zu haben " Die bisher als hochofficiöS geltende „Montags- Revue" schreibt an der Spitze ihres BlatteS: „Durch mehr, al» anderthalb Jahre haben wir den Grafen Taaffe unterstützt. Die Fluth von Verdächtigungen und Verleumdungen, welche sich deshalb über diejes Blatt ergoß, vermochte unsere Ueberzeugung mcht zu er- sticken, daß in Oesterreich nur eine Regierung möglich sei, welche sich nicht willenlos unter die Herrschaft einer Partei beugt, sondern, indem sie durch eine con- servative Politik die trotz ihrer 20 Jahre noch sehr junge Bersaffung sich einleben läßt, zugleich Zeit sür eme gesundere, dem erprobten parlamentarischen Vor bild« anderer Staaten analoge Entwickelung gewährt; eine Regierung, die durch die loyale Beachtung der Anliegen der im Reiche wohnenden Völker die bedroh liche Nationalitätenfrage zu einer natürlichen Lösung bringt und durch das Wohlwollen, daS sie den allen gleich wichtigen materiellen Interessen widmet, da» Gedeihen deS Staates im Geiste unserer Zeit beschleunigt... DaS Ministerium Taaffe wollte zu diesem Programme hal ten und bot durch seine bisherige Zusammensetzung die Chance für d e unter den gegebenen Verhältnissen allerdings mühevolle Durchführung desselben. Es ist möglich, daß auch die neueste Veränderung innerhalb der Regierung an den leitenden Grundsätzen deS Gra fen Taaffe nichts ändert. Allein nicht leugnen läßt sich, daß daS Cabinet in seiner jetzigen Formation einen politisch und national prononcirtcn Charakter erhält und mächtiger werden kann, als sein Präsident will. Deshalb sind wir, die wir die Ehre haben, die besten deutschen schriftsteller unter unsere Mitarbeiter zu zählen, nicht mehr in der Lage, dieses Mimst« rium zu unterstützen. Wir sind dem Grafen Taaffe gegenüber jederzeit so frei geblieben, daß wir auch frei sein können." Die (alte) „Presse" legt Gewicht darauf, datz nach der übereinstimmend auftretenden Version der Ein Eriminalproceß. Erzählt von I. v. Uagcr. (Aortjetzua- zu Nr. 12.) ES gelang mir, zu ermitteln, daß der Berurtheilte wirklich eine Uhr besessen hatte; sein Dienst als Krankenwärter erforderte die». Aber nur auf kurze Zeit beruhigte mich da» — dann besann das Selbst quälen von Neuem. Immer grausamer wurde e». Ich konnte nicht lesen, weil ich auf den Sinn des Buche» nicht achtete. In Gesellschaft anderer Men schen, im Theater, im Concert — stet» ertappte ich mich darauf, daß ich nicht sah und hörte, ^wa» um mich her vorging. Zu meiner besten Trösterin und Freundin, der Natur, wagte ich mich gar nicht mehr hinau» — mir graute vor dem Alleinsein. Wiederum lief ich in der Dämmerung, um mir Bewegung zu machen, durch schlechtbeleuchtete abgelegene Gaffen, wo ich sicher war, keinem Bekannten zu begegnen. Ge lang e» mir durch Arbeit, mich in eine andere Ge- dankenreihe hineinzuzwingen, so war da- plötzliche Wiedererinnern um so furchtbarer. Abends fühlte ich mich meist kräftiger und ruhiger. Aber wenn ich dann mein Lager aufgesucht hatte und Finstrrmß mich um gab, dann sprangen von allen Seiten die Gedanken wie Wölfe auf mich ein, mein Herz zu zerfleischen. Lange vor dem ersten Tage-schimmer fuhr ich auf vor dem Schmerz in der Herzgrube; ich war todtmüde — ich sagte Zahlen und Gedichte her — e- half nicht. Ohne Erquickung gesunden zu haben, körperlich und geistig abgemattet, erhob ich mich und ging mit Grauen einem Tage entgegen, der noch schlimmer «er den mußte, al- der vorige.
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