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Dresdner Journal : 24.03.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188103245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810324
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810324
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierfehler: Seite 382 als Seite 381 gezählt.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1881
- Monat1881-03
- Tag1881-03-24
- Monat1881-03
- Jahr1881
- Titel
- Dresdner Journal : 24.03.1881
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«8. Donnerstag, de« 24. März. 1881 ^drllvt»: . IN >»r«. tritt k«t- u»ä Nj-tirlii»: 4 K»rd SO kk. gt«wv<jl»uLct»l»^ Kia««. kmr«lo»Humiuem: lv?k laser^tvnplel««» kür ä«o kOuuv viovr -«u«Ot«o«u kvtitteil« SV kt. llvt« »LiugEuräV Ui» Leil» d» kk. Lrvabvt»»»» Ulzttod ivtt Aa»a»t»>ie (t«r 8o»o uvcl ksisrlLK» AdcaU» für äea kolzsaäev Hz DreÄnerIoumal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. H Lea,»U»t«tt«e, OoiuEiiiouSr 4«, t)r«»«ta»r IsanuU»; >«»v»nk »««»'M— - »—I - «—l.» »r—ve»-, ». L.: Saa»«i—t«,» t >«U» M—-R»»d»rU- ?r»U -L«ip,tL ». N.»»«I»«: W—U»: A'»en»«t, /«t>ai»cte»«ion^, »r—L >—«>»»: I. .'»'tMiA«»'« Lür«»»; Vr»L>lt»rt ». N.: ü» /«-«^»eds Itucotl»i»<iluQAi MirUt» O. ^/M« / R»»»ov«ri 6. Lc^»i«t«e, v»»1» N«U» l«r»»Lk»n ». ». 4»»«E»tt: D««d«t 6» , S»»daiA: S«r»»»»«d»rr Tü»inl. LrpeältioL 6s« Orexluar vr—<t«Q, HMiojz«rntrlu!»a kto. 70 Abonnements - Hinladung. Auf da- mit dem 1. April beginnende neue vierteljährliche Abonnement des „Dresdner Jour nals" werden Bestellungen zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für Dre-de» bei der un terzeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für »»sWirk- bei den betreffenden Post anstalten. Amtlicher Theil. Dretdrn, 23. März. Auf Allerhöchste« Befehl wird wegen erfolgten Ablebens Ihrer Hoheit der Prinzeffin Luife von Hessen am Königlichen Hofe die Trauer auf drei Tage, vom 24. bis mit 26 dieses MonatS, in Verbindung mit der bereits an- geordneten, getragen. Mit Genehmigung Sr. Majestät de» Königs ist der Geheime Regierung-rath Eppendorfs im Mini sterium des Innern mit dem Borsitze und der Ge- lchäst-leitung der Commission für da- Beterinärwesen m Folge des Ablebens de» früheren Vorsitzenden der Lommission Geheimrath a. D. Just vom Monat April dieses Jahres an beauftragt worden, Dresden, 19. März. Se. Königliche Majestät haben dem in den Ruhestand getretenen Depositen- und Sportelrenbauten Earl Gottlieb HanS in Borna da» Berdienstkreuz zu verleihen Allergnädigst geruht. Nichtamtlicher Theil. Ned-rslch«. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Franksurter Journal.) rage-geschichte. (Berlin. Wien. Buda-Pest. Paris. Haag. Bern. Benedig. Kopenhagen. St. Petersburg. Warschau. Belgrad. Bukarest. Teheran.) Dresdner Rachüchtea. Eingesandte-. Knüllet»«. TaaeSkaleuder. Inserate. Beilage. Ernennungen, Bersetznngrn rc. t« -ffentl. Dienste. Proviuzialuachrichtea. (Auerbach. Bautzen.) Statistik und BvlkSwirthschaft. BSrsevnachrichteu. relegraphisch» Witterungsberichte. Inserate. Lelegraphische Nachrichten. Paris, DteuStag, 22 März, Abend-. (W.T. B) Der Senat genehmigt« heute die von der Ne- gieruug vvrgeschlagenen Zölle für Gewebe von Wolle unter Ablehnung der von der Commission beaatragten Erhöhung der Zollsätze. In der Deputirtenkammer iaterpellirte Mont- jau (radical) die Negierung über die gerichtlichen Verfolgungen der Journale der Intransigenten. Die Berathung der Interpellation wurde aus uäch- strn Sonnabend festgesetzt. Dir Bureaux der Deputirtenkammer wählten die Commission zur Lorbrrathnng de- Gesetzent wurfs, betreffend die Durchbohrung deS Simplon oder Montblanc. 5 Mitglieder find für die Durch bohrung deS Montblanc, S für die deS Simplon und 1 Mitglied für die Durchbohrung deS kleinen St. Bernhard. Der General Lecoivte ist zum Gouverneur von Pari- ernannt worden. Der Mnuicipalrath von Paris nahm mit 4V gegen 1V Stimmen ein Tadel-votum gegen den Polizeipräfeetev Avdrieux au. ES war ein Schreiben deS Pläfecten verlesen wor den, in welchem derselbe erklärt, daß er beauftragt sei, für die Sicherheit von Paris zu sorgen, und hierbei einzig und allein unter der Autorität der Minister stehe. Da trotz seiner Einwendungen eine ihn de treffende Interpellation in illegaler Weise aus der Tagesordnung erhalten worden sei, so werde er der Sitzung nicht beiwohnen. In de« Proceffe gegen diejenigen Blätter, welche in Artikeln da- Attentat gegen den Kaiser Alexander vertheidigt hatten, ist heute da- Urtheil gesprochen worden. ES wurden verurtheilt: der Redacteur des Jour nals „Citoyen* Secondigne, zu 6 Monaten Gefäng- niß und 2000 FrcS. Geldstrafe, der Gerant desselben Blattes, Lecoeur, zu 3 Monaten Gefängniß und 2000 FrcS. Geldstrafe; der Redakteur des „Juvenal", Besi- nier, zu 6 Monaten Gefängniß und 2000 FrcS. Geld strafe; der Gerant deS Journals „Revolution sociale*, BicoiS, zu 6 Monaten Gefängniß und 2000 FrcS. Geldstrafe und der Redacteur deS „Jntransigeant", Rochefort, sowie der Gerant desselben B attes, Del- pierre, zu je 1000 FrcS. Geldstrafe. Brüssel, DienStag, 22 März, AbendS. (W. T. B.) Die Nepräsentantenkammer wählte heute den bisherigen ersten Bicepräfidrnten DeScampS mit 8V gegen 33 Stimmen zum Präsidenten; zum ersten Licepräfidenten wurde Hardy de Beaulieu und zum zweiten Licepräfidenten Couvreur gewählt. Lissabon, DienStag, 22. März, Nachmittags. (W. T B.) In der Pairskammer wurde heute eiu gegen daS Ministerium beantragte- TadelSvotum mit SV gegen 4S Stimmen abgelehnt. Mit der Majorität stimmten 2 der Minister. Gerücht weise verlautet, daß eine MiuisterkrifiS eivgrtre- teu sei. Lissabon, DienStag, 22. März, AbendS. (W. T B) DaS Ministerium bat sriue Entlassung eiugereicht. London, DienStag» 22. März, NachtS. (W. T. B) Im Unterhause erklärte heute der Premier Gladstone, dir Boeren hätten die angeboteven AriedeuSbedingungen im Wesentlichen angenommen. (Lebhafter Beifall.) Gladstone fügte seiner Erklärung hinzu, die Hauptbedingungen für den FriedenSschluß mit den Boeren seien folgende: l) die Suzeränetät der Königin über daS Transvaalland wird anerkannt; 2) den Boeren wird ein vollständige- Selfgovernment zugesagt; 3) e» wird eine Eontrole über die auswärtigen Ange legenheiten Vorbehalten; 4) in die zukünftige Haupt stadt de- TranSvaallandeS wird ein englischer Resident gesandt; 5) die königl. Commission besteht aus den Generälen Robinson und Wood und dem Oberrichter deS CaplandeS BlllierS; 6) die Commission erwägt die Bedingungen zum Schutze der Interessen der Ein- gebornen und die Arrangements in Betreff der Grenz- angelegenheiten; 7) die Commission zieht ferner in Erwägung, ob irgend ein Gebietstheil, und eventuell welcher innerhalb gewisser Grenzen östlich vom Trans vaallande adgelöst werden solle; 8) die Boeren ziehen sich vom Neck zurück und zerstreu n sich in ihrer Heimath; 9) General Wood verspricht, die englischen Garnisonen weder vorrücken zu lassen, noch Kriegsvorräthe nach dem TranSvaallande zu senden. Der UnterstaatSsecretär Dilke antwortete de« ParlamrutSmitgliede Guest, die französische Ne gierung habe die in einem Telegramm deS „Stan dard" gemeldete Nachricht von dem Eintreffen französischer Kriegsschiffe in Tunis für vollkommen unbegründet erklärt. De« ParlamentSmitglirde Birley erwiderte der UnterstaatSsecretär, die fran zösische Negierung habe sich bereit erklärt, Unter handlungen über einen neuen Handelsvertrag zu eröffnen, sobald der Senat den Generaltarif durch- berathen habe. Der Antrag Chaplin -, die Eia- fahr von Lieh an- solchen Ländern zv verbiete«, in denen die Manl- nnd Alaurvsevche herrscht, oder welche de- Jnficirtsein- von dieser Seuche verdächtig find, wurde nach längerer Debatte «it 205 gegen 147 Stimmen abgelehnt. St. Petersburg, Mittwoch, 23. März. ^Tel. d. Diesdn. Journ.) Der „GoloS" publicirt eiueu Brief von Professor MartenS über die moderne Civilisation und den König-mord. Professor Martens betont in diesem Briefe die Rothwendigkeit, daS unbeschränkte Asylrecht aufzuheben und protestier gegen den Zustand der Dinge, der die Schweiz, Frankreich und England zum Herde der Operationen mache gegen daS Leben der Monarchen und gegen Regierungen fremder Länder. Die Civili- fation und daS Wohl der Staaten erheischten die Auf hebung dieses Zustande-. Rußland rechne auf die anerkannte Solidarität der Interessen aller Staaten. St. Petersburg, Mittwoch, 23. März. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Der „Perjadok" meldet, daß die Gerichtssitzung deS Senats über Russa kow und Genossen am 3V. März beginnen wird. Die Anklageakte wurde sämmtlichea Angeklagten gestern eingehändigt. 60 Zeugen, darunter 11 Sachverständige, werden vernommen werden. Belgrad, DienStag, 22. März, Nachmittag-. (W T. B.) Die Skupschtina hat heute die Eisen- vahuconventio» mit S8 gegen 48 Stimmen ange nommen, nachdem der Kiaanzminister nochmal- entschieden für dieselbe eiugetreten war. (Vergl. die „Tage-geschichte*.) Athen, Diev-tag, 22. März, Abend-. (W.T. B.) Dir Deputirtenkammer hat heute nach leb haften Berathungen den Gesetzentwurf, wonach die bi-hrr au- verschiedenen Gründen vom Militär dienst Befreiten zum activeu Dienst bei der Kahne einberufen werden, in dritter Lesung angenommen. Dre-de«, 23. März. Die belgische Repräsentantenkammer hat in ihrer gestrigen Sitzung ein neue- Präsidium ge wählt. Während im österreichischen Abgeordnetenhause der Präsident Graf Coronini sich kürzlich vor den Angriffen der verfassungstreuen Minderheit zurückzog, mußte in Brüssel der Präsident der Repräsentanten kammer, Guillery, vor der culturkämpferifchen Leiden schaft der Mehrheit und der Ministeriums weichen. Der Vorgang in der belgischen Hauptstadt ist so inte ressant, daß wir nachstehend noch ausführlicher auf ihn zurückkommen. Die Kammer erledigte am 10. d. da» Militärbudget in namentlicher Abstimmung. Dafür stimmten 57 Mitglieder, und zwar 5b von der Linken und 2 von der Rechten. Dagegen stimmten 11, und zwar 6 von der Rechten und 5 von der Linken. 27 Abgeordnete hatten sich der Abstimmung enthalten, und einige derselben motivirten nachträglich ihre Enthaltung, wie eS die Geschäftsordnung gestattet. Der Deputirte Woeste von der Rechten sagte dabei, er habe sich der Abstimmung enthalten, weil die Armee gewisse Partei maßregeln deS Kriegsministees (die Aufhebung der Feldgeistlichkeit, die Untersagung der srüher üblich ge wcsknen ossiclellen NeujahrSvisiten deS O'fiziercolp- an Bischofssitzen beim Bischof und der ossiclellen Thcil- nahmr an einem Festaottesdienste) mißbillige. Es er scholl sofort von der Linken der Ruf: „zur Ordnung!* und der Minister deS Aeußern, Fr^re-Orban, verlangte ausdrücklich den Ordnungsruf gegen den Deputieren Woeste, weil eine Gefahr für den Staat darin liege, zu sagen, die Armee hätte ihren Ches getadelt. Der Präsident Guillery tadelte die Ausdrücke deS Deputa ten Woeste als ebenso beleidigend für die Armee wie für den KriegSminister und forderte ihn auf, dieselben zurückzunehmen. „Ich nehme sie zurück als Motivi- rung meiner Stimmenthaltung, aber nicht als Ausdruck meiner Ueberzeugung *, erwiderte Woeste. Der Minister Fröre-Orban verlangte jetzt von Neuem, daß Wo sie zur Ordnung gerufen werde, der Präsident sand aber den Ordnung-ruf nicht mehr für begründet. Nun forderte der Minister unter dem Bestall der Linken die Abstimmung über seinen Antrag. Herauf er klärte der Präsident Guillery mit fester Stimme: „Nur dem Präsidenten deS Hauses kommt es zu, den Ordnungsruf zu verhängen. Ich trete von diesem Stuhle zurück, aber so lange ich ihn einnehme, werde ich die Würde meines Amte- nicht beeinträchtigen lassen.* Frere-Orban erwiderte, er habe einen Antrag gestellt; wenn tue Kammer entscheide, daß ein Ord nungsruf zu verhängen sei, so müsse darüber abgestimmt werden, so verlange eS die Geschäftsordnung. Guillery darauf: „Ich werde nicht abstimmen lassen; ich trete ab, und morgen können Sie machen, was Sie wollen. Ich danke Ihnen für die Unterstützung, die Sie mir in diesem Amte durch 3H Sessionen gewährt haben. Bei dem Anträge aber, den der Herr Minister gestellt hat unter dem Beifall der Mehrheit deS Hauses, kann ich diesen Stuhl nicht mehr würdig einnehmen. Dem Chef des CabinetS steht die Leitung der Politik deS Lande- zu; aber er hat nicht daS Recht, die Autorität deS Präsidenten anzutasten. Man hat von mir Elwas verlangt, was seit 50 Jahren nicht vorgekommen ist: Abstimmung über einen Ordnungsruf. Selbst wenn dies nicht wider die Geschäftsordnung wäre, so würde ich doch nach einem solchen Beschlusse den Vorsitz n cht behalten können. Ich wiederhole eS, ich trete zurück * So rühmlich da- entschiedene Eintreten des Mini sters Fröre-Orban für seinen College«, den Kriegs- minister, und für die Disciplin der Armee erscheint, war doch die Repräsentantenkammer, wie die „Jndv^ pendance belge* in ihrem Sitzungsberichte constatirre, „ganz verblüfft* und trennte sich in lebhafter Auf regung. Die letztere hat denn auch längere Zeit sort- gedauert Zunächst signalisirte der Telegraph den Justizminister Bara als Candidaten für den Präsiden - tenstuhl; derselbe scheint sich aber bald eines Andern besonnen und den iu der ersten Erregung des Moment- beschlossenen Verzicht auf sein Portefeuille bereut zu haben. Ueber den weitern Verlauf der Kammerpräsi- dium-krisi- berichtet der Brüsseler Correspondent des „Frankfurter Journal-*, welcher zu den eifrigsten Verfechtern der belgischen Kammermajorität, sowie des Ministeriums gehört, Folgendes: Die nach allen Sei ten der Linken hin gemachten Versuche, einen tüchtigen, seiner schweren Aufgabe gewachsenen Candidaten aus zutreiben, scheiterten jämmerlich. Bald waren es per sönliche Gründe aller Art, bald auch die Scheu, ent weder mit Hrn. Fröre-Orban in Collffion zu geiathen, oder sich ganz in seinen Willen fügen zu müssen, wel ches die Leute abschreckte. Nachdem am 10. d. schließ lich auch der Genter Deputirte, Hr Delhoungue, unter dem Vorgeben steigender Harthörigkeit, den ihm ange- trageuen Vorsitz von sich gewiesen, entschloß sich die Linke, aus der Nothwrndigkrit eine Tugend zu machen und den ersten Bicepräsidenten, Hrn. DrScamps, zum Feuilleton. Vtrdigirt von Ott» Banck. Ja der Thalmühl«. Novelle von M. I. Rupp (Fortsetzung zu Str. «7.) Meine Aeltern waren seiner Zeit mit dem Grafen Steinhvf und seiner Gemahlin sehr befreundet, sogar ein klein Wenig verwandt, und aus den Kinderjahren erinnerte ich mich mancher Spielstunden mit deren einzigem Kinde, der muntern Leonore, die nur um Weniges jünger war, al» ich. Schon mit dem Tode »einer Mutter war der Vater dem gesellschaftlichen Leben ziemlich unzugänglich geworden, und die Art meiner Rückkehr von Italien war nicht geeignet, ihn demselbe« wieder mehr zuzufahren. Bei seinem Tode erhielt ich freundliche Worte der Theilnahme vom Grafen Steinhvf, für welche ich, gleich allen Andern, den Daut schuldig blieb. Später, als ich anfing, mich wieder unter Menschen zu begeben, besuchte ich ihn, der inzwischen die Gatlin verloren hatte und mit einer vrrwitttvetrn Schwester und seiner Tochter zusammen lebte. Graf Steinhof empfing mich, trotz der sehr langen Unterbrechung unser- Verkehr-, in liebenswür digster Weis«, un^ sem« Tochter wußte kleine Erinne- runae« au- unserer Kindheit in sehr netter Art aus- ,»frischen. Sr« hatte vor zehn Jahre« den bedeutend älteren, aber sehr reichen Bar»« Freiheim geheirathet, der aber vor drei Jahre« starb. Die Stttnhofs besitzen nur ei« sehr mäßige- Bermögen und Leonore reichte, wie ich mir erzählen ließ, nur deS Geldes halber dem Baron ihre Hand. Den dringenden Aufforderungen de» Grafen und seiner Damen, sie recht oft zu be suchen, kam ich gerne nach, und e» war keineswegs zu erstaunen, daß ich in dem angenehmen belebenden Kreise bald Hausfreund wurde Leonore ist trotz ihrer dreißig Jahre noch eine schöne Frau, sie besitzt Geist und Temperament, ihre Anschauungen sind frisch und ihr Berständniß ist für Alle», wa» Kunst heißt, bedeu tend für einen Laien. Wärmere» Interesse vermochte ich, so wenig wie für jede andere Frau, für sie zu empfinden Wie e» aber dennoch kam, Erwin, daß ich mich mit ihr verlobte, bin ich in der That außer Stande, Dir genügend zu erklären. Daß e» ein Wunsch ihre» Vaters wurde, konnte ich bald wahrnehmen, ebenso daß Leonore sich nicht weigern würde, denselben zu erfüllen. — Kurz und gut Erwin, da» Gefühl, daß ich entweder da» Hau» zu meiden, oder mich demselben fester zu verbinden hatte, trog mich nicht. Warum sollte ich auch nicht, so sagte ich mir, eine Ehe ohne jene Liebe eingehen, wie sie mit Cesira begrabe» wurde, denn da» Glück hat ja die verschiedenartigsten For men, und in jeder kannst Du befriedigt werden oder nicht. Kam ich an» der Stadt in meine leeren Räume zurück, so vermißte ich die Gemüthlichkeit häu»lichen Leben» unendlich, dazu kam, daß sich meine Wünsche nach einer idealen Freundschaft in der Wirklichkeit nicht zu realifiren schienen, und so reiste schließlich der Entschluß, der Baronin Freiheim meine Hand au- »ubieten. Mein Antrag wurde von ihr gern und freudig, vom Vater aber wirklich beglückt aufqe- uommen. Du siehst mich fragend an, Erwin, — aber noch bin ich nicht ganz zu Ende. Schelte mich alter Freund, aber zweifle nicht an mir, wenn ich Dir gestehe, daß ich wünschte, die Verlobung ungeschehen machen zu können. — Halt, un terbrich mich noch nicht. Leonore besitzt alle oben geschil derten Vorzüge, aber ein warme» Herz, Erwin, da» fehlt ihr, und der Mangel de» GemütHS ist bei dem Weib durch nichts ersetzbar. Ihr Humor kann köstlich sein, ansteckend wirken, aber er streift in Mo menten an Sarkasmus, und der ist mir sogar beim Manne störend. Für die Frau ziemt sich nur „von dem Witze eine Blüthe* Leonore entgeht, wenn ich spiele, keine falsche Note, das ist wohl ganz gut, aber mit weniger Berständniß wäre ich zufrieden, wenn ich dafür ihre Hand auf meiner Schulter fühlte und warme Augen in die meinen blicken würden, statt ihrer sichern auf da» Notenblatt. Einen unreinen Reim, ein ihr nicht convenirende» Metrum rügt sie in ihrer muntern Weise, ohne mich aber andererseits hören zu lassen, „der Gedanke ist poetisch* oder „dein Lied ist innig, Heinrich.* Nur weil ich nicht die Liebe de» Geliebten für sie empfinde, kann ich die Art ihre» Wesen» über winden und an eine kühle, zufriedene Ehe mit ihr denken. Erwin, eine Stunde von hier steht eine Mühle, so recht „In einem kühlen Grunde * De» Müller» junge Tochter lernte ich vor noch nicht langer Zeit kennen, und da mich der erste Ton ihrer Stimme über raschend an diejenige Cefira'S mahnte, empfand ich so fort Interesse für da« Mädchen. Die Unterhaltung mit dem einfachen, aber geistig wirklich bedeutenden Müdchen hat mir unau»sprechlich wohl gethan, und wenn sie zu mir spräche, „ich liebe dich* — Erwin, sie würde mein. — Erschrick nicht, denn e» wird die» nicht vorkommen, dazu ist sie zu ehrbar erzogen. Ich selbst würde nie eine Veranlassung zu einem Bruch mit Leonore provociren, dazu ist nur schon ihr Vater zu lieb.* — Eine Pause entstand zwischen den beiden Freunden. „Du hast viel gelitten, Heinrich*, begann Erwin Franken, „und ich empfinde treu und warm mit Dir. Laß un» auf deine glückliche Zukunft hoffen, denn kein ungewöhnlicher Fall ist e» ja, daß au» einer kalten Braut eine inmglrebende und fühlende Gattin wird, wie ja auch der entgegengesetzte Fall oft emtritt. Da» erringen und besitzen zu dürfen, wonach da» Herz heiß und voll verlangt, ist nicht Jedem beschieden, aber daß dasselbe dennoch, wenn auch nicht in der ersehnten Weise seinen Antheil am Glück erhalten kann, ist ja keineSweg» ausgeschlossen. Heinrich, wenn e» jeder m seiner Eigenart zur Genügsamkeit bringen kann, dann arbeiten wir nicht umsonst an uns.* — „Noch weiß ich nicht- au- Deinem Leben, Erwin, vergieb, daß e» bl» jetzt schien, al» dächte ich nur an mich * „Obgleich meine Mittheilung sehr rasch gethan wäre, so laß sie un» dennoch auf morgen verschieden und spiele mir, ehe wir zur Ruh« gehen, noch ein Lied * „8»at» l,nci»" klang e» durch die stille Nacht. Al» Christos am andern Morgen bei seinem Herrn eintrat, traf er ihn gegen seine Gewohnheit schon fer tig und in fröhlichster Stimmung. „E» scheint fast, al» hätten Sie sich zur Kirchweih gerichtet, Gras Hein rich, so munter beginnen Sie den Tag. Zwanzig Jahre jünger, wie gern zöge ich heute nach Thalheim zum Kirmeßtaaz und drehte mich mit den schönen
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