Dresdner Journal : 05.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188201055
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-01
- Tag1882-01-05
- Monat1882-01
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- Dresdner Journal : 05.01.1882
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O4 Donnerstag, den 5 Januar 1882 DreMerZmlnml Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Götz. --... ltmobo« tritt?o*t- uoä 8tswp«I,u»oI»l»^ dia»u. Dublin, Dienstag, 3. Januar, AbeudS. T. B.) Ju einer heute unter dem Borfitze LordS Abercorn stattgehabten Versammlung j lichen Unterrichts, v. Gerber. ^^rUüd: . . M ^)U»rUol>- 4X«K«>kk. lilllKlo« Xorommni 10 ?k. (W. des - von Feuilleton. Nedigirt von Otto Bauct. Dresden, 4. Januar. Die Warschauer Judenhetze ist in ihren Ur sachen jetzt einigermaßen festgestellt. Es ist nunmehr erwiesen, daß das christliche Element der Bevölkerung an der Anstiftung derselben nicht den geringsten An theil hat. In Rußland und Polen werden die Juden hetzen zum Theil sogar von den Juden selbst veran staltet. Diese anscheinend paradox klingelte Behaup tung wird durch Folgender verständlich. Unsere Juden sind sämmtlich Talmudjuden, d.h. den Ausgangspunkt ihres Glaubens bildet die unter dem Namen Talmud, zu deutsch „Belehrung", bekannte uralte Auslegung der mosaischen Glaubensgesetze, an welcher sich die Ge lehrsamkeit der Rabbinen von Simon dem Gerechten bald nach der babylonischen Gefangenschaft bis 500 nach Christus, wo die Aufzeichnungen und Sammlungen der Rabbinen ihren Abschluß fanden, abmühte. Für die große Mehrzahl der Juden ist der Talmud nor matives Gesetzbuch; allein eS hat auch unter ihnen an Sectenstiftern aller Art nicht gefehlt, welche die Köpfe verwirrten und die ursprünglich verhältnißmäßig reine jüdische ReligionSlehre durch die verschiedensten Zu- thaten unkenntlich machten. Dahin gehört vor Allem die im 12. Jahrhundert entstandene, hauptsächlich im Buche Sohar gelehrte Kabbala, das Wert eines be trügerischen Rabbi MoseS von Lyon, der da- angeblich Bekanntmachung, die Abhaltung der Landidaten-Prüfungen an den Lehrer-Seminaren und -der Wahl fähigkeits-Prüfung am Lehrerinnen - Semi nare zu Callnberg — Ostern 1882 — betreffend. Die Echulamtseandidaten - Prüfungen an sämmt- lichen Lehrer-Seminaren und an dem Lehrerinnen- Seminar zu Dresden, sowie die Prüfung von Lehre rinnen, welche nicht auf einem Seminar vorge- bildet worden find, finden in Gemäßheit des 8 4 der Prüfungsordnung vom 1. November 1877 in den letzten Wochen vor Beendigung des Schuljahres statt. ES werden daher Diejenigen, welche zu diesen Prüfungen zugelasfen zu werden wünschen, soweit die selben nicht nach 8 3 Abs. 1 der angezogenen Prü fungsordnung von Einreichung besonderer Anmeldung befreit find, hierdurch aufgefordert, sich spätesten» bis zum Amtlicher Theil. Dresden, 1. Januar. Ee. Majestät der König haben dem Landreutmeister, OberrechnungSrath Emil Julius Constantin Ludwig die erbetene Versetzung in den Ruhestand unter Gewährung der gesetzlichen Pension Allergnädigst zu bewilligen geruht. die kostspielige Beweisaufnahme viel Geld gefordert, ohne das bis jetzt eine Aussicht war, den Proceß, der in zweiter Instanz schwebte, zu gewinnen. Dazu ka men noch Verluste an Werthpapieren, ein paar sehr mittelmäßige Ernten — kurz, Herr Wagner hatte gegen Wechsel, die durch Gläser'» Hände gegangen waren, eine nicht unbeträchtliche Summe borgen und außer dem hohe Hypotheken auf sein Gut nehmen müssen. Diese Dinge waren freilich nur Wenigen bekannt, aber gerade Herr Gläser wußte darum . . . Und Fanny? . . . Liebte sie denn Heinrich wahr haftig, mit jener Liebe, die nichts nach all' den Aeußer- lichkeiten fragt, die Zufall oder Schicksal dem Geliebten mitgegeben, die nur ihn, sein eigenstes Wesen, seine Person liebt? . . . Sehen wir zu. ES war wenige Wochen nach Heinrich'- Rückkehr aus dem Felde . . . Eine Gesellschaft von Gutsbesitzern der Umgegend hatte ein Fest veranstaltet zu Ehren der Offiziere der Reserve und Landwehr. Fanny v. Schönfeld war natürlich als eine der ersten Schönheiten der Umgegend auch zu dem Ball geladen . . . Als sie den ersten Walzer mit Heinrich tanzte, der wie auch die übrigen Offiziere in seiner blauen Dragoneruniform erfchienen, flüsterte sie mit strahlendem Antlitz ihm zu: „Wir schön Ihnen doch die Uniform steht . . . Sch, Sie glauben gar nicht, wie sehr ich die Uniformen liebe ... ES giebt dem Mann so etwa» Stattliches, JmponirendeS." Wagner war nicht» weniger als Berufssoldat. Er hatte ferne Pflicht als Bertheidiger seine» Lande» er füllt, er hatte, wie e» einem deutschen Manne ziemt, Tagesgeschichte. Dresden, 4. Januar. Die Erste Kammer nahm heute ihre Sitzungen wieder auf. Den einzigen Gegen- Kitt Lamo «vor kvtittmla 20 ?f. vattr „Liv-EsUt" ä» 2«Is SV kk. S« 7^v«U«o- mul 00 H Lrvodvla«»: TllUUod mit Aa»m»dma äsr Sono- uuä K«srt»K0 Xbmxtt kitt kotKsoä«! 1^. s - Nun stand er da der Droll. Umsteckt und bekränzt mit Blumensträußen und Kränzen, mit den Hufen scharrend, und die alte wohlbekannte Hofstätte freudig anwiehernd. Auch dem Droll wurde ein Begrüßungstrunk ge reicht. Ein Kübel mit Braunbier gefüllt, in welche» Schwarzbrot» geschnitten war. Wie das lhm schmeckte, dem stattlichen Fuchs mit den weißen zierlichen Füßen . . . Aber er hatte eS auch verdient nach den Strapazen in Frankreich, wo eS ost Staub und Hitze, Kälte und Regen, aber weder ein Bündel Heu, noch einen Trunk Wasser oder ein Strohlager gegeben. Heinrich saß längst mit dem Vater im Wohnzim mer im traulichen Geplauder, während sein Roß noch immer von Bewunderern umgeben war, die vor Allem die Narbe interessirte, die eS in seinem Kampfe mit den französifchen Chasseur- davon getragen . . . End lich ober machte der alte Kutscher Jakob mit der Be merkung, daß morgen auch noch ein Tag sei und daß dem Droll ein tüchtiger Schlaf zu gönnen fei, ein Ende . . . ES waren glückliche Wochen, die dem Tage der Rückkehr Heinrich'» au- dem Feldzug folgten . . . Fanny v. Schönfeld kam öfter- mit ihrem Vater herüber zum Besuch und bald sprach man »n der Um gegend von der bevorstehenden Verlobung de- jungen Paare- . . . Einer nur zuckte zweifelnd die Schultern, wenn man in seiner Gegenwart davon redete, Herr Gläser jun. „Und warum zweifeln Sie", fragte ihn eine» Abend- einer seiner intimen Bekannten, „glauben Sie LomnnittoMtt U« Urs-üuvr «»mdvrU-LsrUv Vi«o ». N.! L KÄAi«-, N«rUo Ssritt.S. Lohnet, Schotte. F Lürozu; ». : Fr. ljuedtuwälullS; SsrUtt: ü Lsüttae,- «. M.- L 0V., F» FL Lvoi^l. Lipväitioo äs» Orssänsr ittssäsa, /viu^srsrr-^s«! tto. 2V. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Prag, Mittwoch, 4. Januar, BormittagS. (Pnvat-Tel.d. DreSdn. Journ.) Der Cardinal Erz bischof Kürst zu Schwarzenberg hat beim Neu- jahrSempfange der Prager Pfarrer erklärt, daß der Papst ganz gesund ist und an eine Abreise von Rom nicht im Entferntesten denkt. Einem Prager Telegramm der Wiener „Presse" zufolge äußerte der Cardinal Fürst zu Schwarzen berg in Erwiderung auf die Glückwünsche deS CleruS zu seiner Rückkehr auS Rom, der Papst denke durchaus nicht daran, Rom zu verlassen; derselbe sei vielmehr bereit, daS höchste Hirtenamt ebenfalls als guter Hirt unerschrocken zu vertreten, und wenn eS Gott zuließe, auch sein Leben im Amte zu opfern. öffentliche- Geheimniß", sagt der erwähnte Bericht erstatter der „Pollt. Corr.", „daß die Warschauer Be hörden keineswegs einheitlich vorgehen Die- gilt be züglich der Spitzen und der subalternen Executivorgane. ES giebt nämlich viele und hervorragende Elemente in den Warschauer RegierungSkrelsen, die ehrlich eine Ver ständigung zwischen den Polen und Russen anstrebeu und die demgemäß in der Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung eine wichtige Förderung ihrer Ideen erblicken. Es fehlt aber nicht an Elementen, die im Trüben fischen möchten und denen Unruhen nicht un erwünscht wären, um die Pläne der polenfreundlichen russifchen Kreise zu durchkreuzen. So kam eS, daß neben einer kaum glaublichen Jndulgenz, die den Ex- cesfen gegenüber feiten der Behörde hier und da geübt wurde, in gewissen Stadttheilen eine bewunderungs würdige Energie entfaltet wurde. Offiziere und Gene räle im Dienste zuckten ruhig mit den Achseln beim Anblicke deS traurigen Schauspieles, welche- die Stadt bot, während Offiziere und Generäle außer Dienst ost mit Erfolg durch blofe Beschwichtigung inter- venirten." In einer Warschauer Correspondenz der „Schle sischen Zeitung" heißt es: „Seit der Mitte der sechziger Jahre haben eS die Polen sowohl in den russischen Weichselgouvernements als auch in Galizien verstanden, die Juden, welche ihnen bis dahin auf politischem Terrain feindlich gegenüberstanden und eS hier mit der österreichischen, dort mit der russischen Regierung hielten, zu sich herüberzuziehen. So haben in Galizien bei den letzten Reichstagswahlen die Juden, ihrer sonstigen Gepflogenheit untreu, für die polnischen und gegen die deutschen Candi daten gestimmt, während in Russisch-Polen in neuerer Zeit der Deutschenhaß gerade in den jüdisch polnischen Organen der Presse zu Tage tritt, und im Geheimen die Juden den Widerstand der Polen gegen die Bestrebungen der Russen unterstützen. Daher die eigenartige Erregung der polnischen „Intelligenz" über die Ausschreitungen des polnischen Volker von Warschau. Mit den eben berührten Verhältnissen steht auch der Umstand in Verbindung, daß man sowohl im jüdischen wie im polnischen Lager gegen die rus sischen Behörden von Warschau, namentlich gegen das Militär, den Vorwurf erhoben hat, daß sie sich den Tumulten gegenüber, weun nicht geradezu sympathisch, so doch mindestens apathisch verhalten hätten. Daß in Warschau nicht, wie es von einer Deputation polnischer „Notabler" von dem Generalgouverneur AlbedinSki am zweiten WeihnachtSferertag gefordert wurde, auf die Excedenten geschossen worden ist, erklärt sich aus der schwierigen Stellung der Russen in Polen zur Genüge. Der erste auS einem russischen Gewehr auf einen Polen abgefeuerte Schuß hätte vielleicht in einem neuen Aufstande fein Echo gefunden. Der Umstand, daß schon nach 3 Tagen die Ruhe vollständig hergestcllt werden konnte, und daß gegen 3000 Verhaftungen vorgenommen wurden, beweist aber jedenfalls, daß die Behörden nichts weniger als unthätig gewesen sind " Erfreulich berührt es unter allen Umständen, daß, wie die Darstellungen der „Polit. Corr." mit aller Evidenz ergeben, den Warschauer Excessen jedes reli giöse Motiv fremd ist; im Uebrigen aber liefern die- selben eine düstere Illustration zu den Zuständen des von dem mehr und mehr fortichreitenden Anarchis mus unterhöhlten russischen Reiches. Der Regierung wartet unter den gegenwärtigen Verhältnissen eine schwere, einen hohen sittlichen Ernst und die Pflicht treue aller ihrer Diener erfordernde Aufgabe. 1S. Januar 1882 bei dem unterzeichneten Ministerium unter Beifügung der in 8 3 der Prüfungsordnung (S. 307 flg. des Gesetz- und Verordnung-- Blattes vom Jahre 1877) vorgeschriebenen Zeugnisse pp. anzumelden, eventuell auch die nach 8 3 Abs. 4 der vorgedachten Prüfungs ordnung vorgeschriebenen Angaben zu machen. Die WahlfähigkeitS-Prüfungen am Lehre rinnen-Seminar zu Callnberg finden um Ostern 1882 zunächst für frühere Zöglinge dieser Anstalt statt. Tandidatinnen, welche sich dieser Prüfung unter werfen wollen, haben spätestens bis zum 20. Januar 1882 ihre Gesuche um Zulassung bei dem BezirkSschulin- spektor ihre» Wohnort» unter Beifügung der in 8 16 der mehrgedachten Prüfungsordnung vorgeschriebenen Zeugnisse einzureichen, worauf sodann sefteu» der Be- zirlsschulinspektoren die Anmeldung bei dem Com- missar für diese Prüfung unter der Adresse der Cultus- Ministerialkanzlei bis spätestens zum 26. desselben MonatS zu bewirken ist. Dresden, am 10. December 1881. Ministerium des Cultus und öffent- London, Mittwoch, 4. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Kanzler deS Hrrzogthum« Lancaster, Bright, und der Präsident deS HandelSmiviste- rinmS, Chamberlain, hielten gestern in Birming- Ham Wahlrede«. Bright bezeichnete die auswär tigen Beziehungen Englands als die günstigsten; auch ohue eigentliche Bundesgenossen habe Eng- land mehr Freunde, att je. Chamberlain erblickte den Erfolg deS irischen LandgesetzeS in der Ler- Minderung von Agrarverbrechen während deS De- cembrrS um 40 Procent und erklärt» den Anspruch der Grundbesitzer auf Schadenersatz auS Staats mitteln für ungerechtfertigt. etwa 4000 irischen Grundbesitzern wurden mehrere Resolutionen angenommen, in welchen die Ent scheidungen der agrarischen HilfScommissare ge tadelt werden und gleichzeitig eine Entschädigung durch den Staat verlangt wird, falls die agrarische Hauptcommisfion die von den HilfScommiffaren gefällten Urtheile bestätigen sollte. Schließlich be schloß die Versammlung, eine Petition im Sinne obiger Resolutionen an die Königin zu richten. St. Petersburg, Mittwoch, 4. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „Regierungs-Anzeiger" be streitet, daß die Ausscheidung der Polizei aus dem Ressort deS Ministeriums des Innern und die Wiederherstellung eines besonderen Polizeimini steriums in Aussicht genommen sei. Wie die „Nowosti" erfahren, ist in hohen Ler- waltungSkreisen die Krage angeregt worden, von dem inS Ausland auszuführenden Getreide einen halben Kopeken Steuer per Pud zu erheben. Dem „RegierungS-Anzeiger" ist auS JrkutSk ein Telegramm SulkowSky'S zugegangen, in wel- chem derselbe seine Rückkehr meldet und anzeigt, er sei mit dem amerikanischen Schiff „Rodgerson" zusammengetroffen, welches nach Norden ging, um die „Jeannette" auftusuchev. In der LaurentiuS- bucht sah er die Mitglieder der bremischen geo graphischen Gesellschaft, welche durch daS Schiff „Strelok" zum Ostcap deS nördliche« Eismeeres geführt wurden^ von einem phantastischen Rabbi Simon ben Jochai im 2. Jahrhundert noch Christus verfaßte Falsifikat schrieb, um Geld damit zu verdienen. Dieses lange Zeit auch christliche Köpfe verwirrende Machwerk förderte cm Judenthum eine Reihe thörichter Meinungen und Secten zu Tage, die fämmtftch durch ihre heftige Feind schaft gegen den Talmud kenntlich sind. In Klein asien, der Türkei, Polen und Rußland zählten die kabbalistischen Secten, wie wir sie kurzweg nennen, von jeher zahlreiche Anhänger. Ihre Zahl war so groß, daß unter Sabbathai Zewi, einem im 16. Jahrhundert aufgetauchten Messias, die Hälfte der Juden vom Talmud abfiel. In Rußland und Polen war dieser Irrwahn bisher «icht auSzurotten. In den 70er Jahren des vorigen .Jahrhundert- wurden in Polen, gerade wie vor Kur zem in Warschau, durch den von talmudfeindlichen Juden aufgehetzten Pöbel Läden und Schenken ge- vlündert und Talmudexemplare verbrannt. Erst durch vaS Einschreiten der katholischen Inquisition unter dem jGeneralosficial ?. Tnrskl von der Gesellschaft Jesu Wurden die rechtgläubigen Juden gegen die Wuth ihrer StammeSgenossen geschützt. Der Gegensatz zwischen Talmudjuden und talmudfeindlichen Juden ist bis heute geblieben. Erstere nennt man m Rußland „H-bräer", letztere kurzweg „Juden". Tiefe Juden, auf deren religiöse Begriffsverwirrung und sittliche Verworfen heit wir hier nicht näher eingehen können, liefern dem Nihilismus ein starkes Contingent, und in der von den Nihilisten angestisteten Warschauer Judenhetze kommt, wie es scheint, abermals die schon Jahrhunderte alte Talmudfeindschaft zum Ausdruck. Das christliche Element, der Llerus, die katholischen Brüderschaften, überhaupt die gläubige Bevölkerung Warschaus steht der Bewegung völlig fern. Alle Stände und Klassen, wetteiferten vielmehr, wie ein Bericht der „Poli tischen Correspondenz" aus Warschau vom 1. Januar constatirt, jede compromittlrende Gemeinschaft mit der Judenhetze von sich abzuschütteln. „Das Be nehmen der christlichen Bevölkerung, der katholischen Geistlichkeit, der katholischen Vereine und der ge- sammten Warschauer Presse sowohl während der Excesse, als nach Unterdrückung derselben war ein so mustergiltiges und zugleich vernünftiges, daß eS eine uneingeschränkte Anerkennung verdient. Man muß es mit angesehen haben, wie die Pfarrer aus allen Sprengeln ttu Kircheuoruate — nachdem die Verlesung eines Hirtenbriefes von den Kanzeln herab nichts gefruchtet hatte — mit eigener Lebensgefahr mitten unter die tobende und johlende, vom Fufel be rauschte Volksmasse drangen und die Menge zu be schwichtigen suchten, oder die katholischen Brüderschaften und barmherzige Schwestern den mißhandelten und ge plünderten Juden sofort hilfreich beisprangen, man muß auch die anfangs von der Censur unbehelligt ge bliebenen leidenschaftlichen Artikel der zahlreichen Jour nale gelesen haben, um zu begreifen, daß das ganze Volk durch feine Handlungsweise die Sühne für die von dem irregeleiteten Pöbel ausgegangenen Verbrechen anbahnen wollte. Wie eS gekommen ist, daß Warschau in fo unerwarteter Weise zur Stätte ruchlosen Elendes geworden, das wird noch lange ein unaufgeklärtes Räthfel bleiben. Erst die eingeleitete strenge Unter suchung wird das erwünschte Licht über diese Ange legenheit verbreiten." Das Vorhandensein der nihilistischen Elemente wird in der „Polit. Corr." constatirt. Die nihilisti schen Pläne können von dem Verfasser des Artiftls allerdings nicht genau präcisirt werden. Doß der Nihilismus in Warschau wie anderwärts im russischen Reiche die Feindschaft gegen die im Allgemeinen reicheren und regierungsfreundlichen Talmudjuden aus beutete, liegt ziemlich nahe; aber man wollte vor Allem den Frieden deS Landes stören und die Pläne der russischen Regierung durchkreuzen. „Zudem ist ein Der Goldfuchs. Novelle von Karl Wartenbnrg. (Fortsetzung.) War da- eine Freude, al» der alte Herr mit seinem Sohne auf dem GutShof ankam. Die Dienst leute hatten von grünen Reisern eine Ehrenpforte ge baut ... Alle waren in Sonntagsstaat und Jede» von ihnen hatte einen Blumenstrauß und die jüngste der Mägde credenzte dem Heimkehrenden einen Ehren trunk. Sie hatten ihn Alle lieb den jungen Offizier, dem die Thränen über den herzlichen Willkommen in den Augen standen. „Du bist auch da, Cäsar?" lachte Heinrich. ES war ein mittelgroßer schwarzer Hund, den Heinrich besonders liebte und der wie närrisch vor Freude beim Anblick seines jungen Herrn war . . . Unaufhörlich fprang er an dem jungen Offizier in die Höhe, der ihn kaum beruhigen konnte. Mit Heinrich theilte sich Droll in die Ehre de» Empfange». Di? Geschichte von den Franzosen, den der tapfere Droll fo übel zugerichtet hatte, war un zählige Male von dem alten Kutscher den anderen Dienstboten erzählt worden . . . „Da rede man noch einmal von Pferdeverstand", so schloß der alt Johann, „ich sage, e» giebt Pferde, die zehn Mal klüger sind, al» tausend Menschen — j«» Exempel der Droll!" nicht, daß Fanny v. Schönfeld den jungen Wagner liebt?" Wieder diefeS impertinente Achselzucken des jungen Bankiers! „Möglich, obgleich ich glaube, daß sie seiner Uni form mindestens ebenso gut ist, als ihm selbst. Man kennt die- ja . . . Der Lieutenant der Reserve ist ein großer Lockvogel für unsere junge Damenwelt. Aber Fräulein v. Schönfeld hat einen Vater, der nicht um sonst als geh. RegierungSrath bei der OberrechnungS- kammer angestellt war . . . Herr v. Schönfeld hat mehrere Kinder und sein kleines Gut, wie seine Pen sion werfen nicht fo viel ab, daß er davon Ersparnisse machen könnte. Die Familie ist gewöhnt, gut zu leben. Herr v. Schönfed wird sich weniger die LieutenantS- epauletten seines zukünftigen Schwiegersöhne», al» viel mehr dessen Geldschrank betrachten ..." „O, an dem wird er nichts auszusetzen haben. Der alte Wagner ist ein wohlsituitter Mann und Heinrich sein einziger Sohn ..." meinte Gläser'S Freund. „Dazu kann ich nicht» sagen", brach spöttisch lächelnd der junge Bankier das Gespräch ab, „über Geschäfts geheimnisse plaudert man nicht . . ." Er hatte Recht; man plaudert nicht darüber, aber man ruinirt durch derartige geheimnißvolle Anspie lungen den Credit deS Andern sicherer, als wenn man über Geschäftsgeheimnisse offen gesprochen hätte . . . . Die Verhältnisse deS alten Herrn Wagner waren in der That nicht günstiae. Ein langwieriger Proceß mit einer Aktiengesellschaft, die in der Nähe von Wag ner'» Gut eine chemische Fabrik besaß, deren Nieder schläge für die Felder Wagner'» sehr schädlich waren, spielte schon seit Jahren und hotte vor Allem durch
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