Dresdner Journal : 11.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188202112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-02
- Tag1882-02-11
- Monat1882-02
- Jahr1882
-
189
-
190
-
191
-
192
-
193
-
194
- Titel
- Dresdner Journal : 11.02.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
W 8». Sonnabend, den 11 Februar. 1882. N»««rIuUd et«» <t«ot»ot»«i ö^iodv» tritt?«t- uoä l» U»»»«o «»»t—d»» L«1eL»: ^Nkrlioki. , . . 18 tl»rlr ^Mrltok: 4 >l»rtr bv?k. <>. , .. ^7- , „ . _ olowpt-Iruiclü»« iuorii. Llilrvta« kluwwvrv: 10 ?k I»»erLt«»prvl4o: kür <t«n k»uw «iosr Aeipkttso«» k«tit»«its zo Lk. Lot«r „kiL^8,Luett" äi« 2«il« LO kk. Loi ?»b«IIsv- „aä 2isssro»»tr ÜO A» Xuk^i>I^ DresdnerImmml. Lr»el>«tn»o r Ulliel» mit XoivaLms äsr 8ollv- unä keisrt«^« Fdsocl» kür 6so kol^snäsu 1'«^. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Ia»er»te»»aa»Iime »u»«>r1»r Fe. Lea»»«i«tette,, Oomwi«ioll!tr ete» l)r««tosr lournM»; L»mkurU -Norit»-Vt«- L»tp»>G L»,»l Nr«»I»u ^r»»Ilsurt ». N. //aa»e»inte,» F koA/rr, N»rlto-V>«»-S»mdur, ?r»ss-t»ip»tU r-tukkarl ». » »üo«d»»: A/uE,' N«rNu: /»<e>a1»ei^i'tant/ Nr»w«ii: F üc/i/"t<e, Lr»«l»u: I. Lue«au /katiU/l-, Nr»»kkurt » U : L. ^a«Aer'»vl>« Uaciik»nüluo8i üitrM»: A/ü/tse,- L«m«e«r: 17. §«^ü«>ter, k»rt, Norit» - Nr»o>lk»rr » » 8t»U^»rt: /)aude <k t7o., H»mkurx: F<t. Sten-ee. U«r»u»8«kerr Töoi^l. L»pe<titiou üe» vr«,iio«r 7ourn»I», Vrv«i«o, ^Mio^erstr»»« Ino. ttv. Ämtlicher Theil. Dresden, 7. Februar. Se. Majestät der König haben dem Rechtsanwalt Justizrath vr. Albert Stein I. hierselbst das Ritterkreuz I. Elaste des Verdienstorden» Allergnädigst zu verleihen geruht. Dre-den. 6. Februar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Professor vr. Franz Richard Steche am hiesigen Poly technikum das ihm von Sr. Hoheit dem Herzog Ernst von Sachsen-Eoburg und Gotha verliehene Ritterkreuz H. Elaste des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hau»- ordenS annehme und trage. Bekanntmachung. In Gemäßheit der Vorschrift in tz 6 der Verord nung über den Geschäftsbetrieb ausländischer Ver sicherungsanstalten im Königreich Sachsen vom 16. September 1856 wird hierdurch bekannt gemacht, daß die Frankfurter Transport- und GlaS-Ver- sicherungS-Actiengesellschaft in Frank furt am Main unter Beibehaltung ihres bisherigen Sitze- für den hierländischen Geschäftsbetrieb in Leipzig nunmehr auch Dresden wiederum als gleichzeitigen Sitz diese» Geschäftsbetriebes erwählt hat, dergestalt, daß damit der Gerichtsstand für die genannte Gesellschaft Hinsicht- lich ihre» hierländischen Geschäftsbetriebe» an jedem der beiden Orte Dresden und Leipzig begründet wird. Dresden, den 6. Februar 1882. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Schmaltz. Fromm. Bekanntmachung. Da- Königliche Ministerium des Innern hat auf den Bortrag der Brandversicherungs - Commission ge nehmigt, daß sür den diesjährigen ersten Hebetermin — 1. April — ein Drittheil der ordentlichen Brand casten beilräge bei der Abtheilung der Gebäudeversiche rung ertasten wird. Diese Beiträge werden mithin nur in der Höhe von Einem Pfennig von jeder Bei trags-Einheit erhoben werden. Bei der Abtheilung der freiwilligen Versicherung findet eine Herabsetzung der Beiträge für diesen Termin nicht statt. Dresden, am 9. Februar 1882. Königliche Brandversicherungs - Commission. Edelmann. Leonhardi. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte«. Wien, Donnerstag, S. Februar, Abend». (Eorr.-Bur.) DaS Herrenhaus derieth heute in zwei Sitzungen die Vorlage wegen Errichtung einer tschechischen Universität in Prag (vgl die „TageSgeschichte"). Die Debatte in der Abend- fitzuvg eröffnete Ritter v. Höfler, welcher auf da» Aufblühen der Prager Universität unter Kaiser Franz Joses verweist. An der Universität kannte man früher nicht Deutsche und nicht Tschechen, e- gab nur den Mann der Wissen- Feuilleton. Nedigirt von Otto Banck. In den Berge«. Line Dorfgeschichte von Anton Ohorn. (Fortsetzung.) Der Laborant hatte mit einer gewissen leidenschaft lichen Wärme gesprochen und wendete sich nun, um zurück zu gehen. Da fühlte er von zwei Händen heftig seinen Arm gefaßt; mit einer Miene, die un verkennbaren Triumph spiegelte, sah er in da» glühende Gesicht de» Burschen, der in mächtiger Erregung die Worte hervorstieß: „Mag'» immerhin so gelten! Heut' in acht Tagen siehst Du meinen Vater anstatt meiner al» Freier»mann in Deiner Hütte. Man soll nicht sagen, daß de» Großhosbauern Franz ein schlechter Kerl ist und ein arme» Mädel im Stich gelassen hat, da- ihu gern hat!" Er schleuderte mit einer heftigen Bewegung den Arm de» Alten au» seinen Händen, und mit raschen Schritten, ohne sich umzubllcken, ging er über da» Gerölle abwärt», daß die Steine unter seinen Tritten lärmend vor ihm her den Abhang hinabrollten. Der Laborant sah ihm nach, so lange er konnte, dann pfiff er halblaut durch die Zähne ein alte» Schelmenlied und stieg wieder gegen seine Hütte hinan. Der Gedanke an Heirath war Franz bisher noch gar nicht gekommen, dazu war sein Gemüth zu harmlos und naiv. Ihm genügte der frohe Sonntag-Verkehr mit der Geliebten, und er hatte wahrlich nicht daran schäft, und e» war ein fröhliches Wirken. Nirgends gab es eine größere Freiheit im wissenschaftlichen Leben, al- gerade in Oesterreich unter dem jetzigen Kaiser. In dem Momente, wo andere Facloren al- wissenschaftliche maßgebend sind, ist auch der Tod der Universitäten eingetreten. Da- Wort „Versöh nung der Gegensätze" wurde schon vor 2000 Jah ren au-gesprochen, trotzdem stehen die natürlichen Gegensätze noch heute einander schroff gegenüber. Auf dem böhmischen Landtage wurde den Deutschen verwehrt, sich „Böhmen" zu nennen. Ein deutscher Professor antwortet darauf: So werden wir zum alten HauS- namen greifen und un- Deutsche nennen. Darin lag schon ein Hauptübel, und man hätte e- verhindern sollen, daß der Deutsche in Böhmen sich al- Fremder fühlt. Redner schließt mit dem Satze: Omno roxuum in so ckivisum äissolvitur. Möge eS Gott abwenden, daß dieser Satz für unser geliebt - Oesterreich zur Wahrheit werde! Prof. v. Miklosich bespricht den Mangel an deutschem Unterricht in den tschechischen Theilen Böh mens, was ein Uebelstand sei, nachdem die deutsche Sprache daS Bindemittel in Oesterreich ist. Auch in Rußland hat man den deutschen Sprachunterricht ein- geführt mit einigen Stunden in der Woche, und Da», was für Rußland genügt, kann unmöglich auch für Oesterreich genügen. Man kann wohl sagen, daß auf den gegebenen Wegen da» Band der Reichseinheit zer rissen wird. Fürst Schönburg: Böhmen ist heute ein Kampf land geworden. In Böhmen sind beide BolkSstämme darauf angewiesen, sich zu verständigen, allein unter der heutigen Regierung ist eine Versöhnung unmöglich. Entweder hat das Ministerium bei seinem Amtsantritt die Schleusen der nationalen Gegensätze geöffnet, in der Hoffnung, die Völker würden sich bei ihrer bekannten Loya lität schon zu verständigen wissen, dann hat eS planlos ge handelt — oder eS hat nicht planlos gehandelt, weil eS vom Anfang an den geheimen Plan hatte, immer- mehr nach recht- dem Föderalismus zuzusteuern, und dann ist eS unsere Pflicht, daS Ministerium offen zu bekämpfen. Nach meiner Ueberzeugung wäre heute da- einzig Richtige: ein administrative-, ein Be amtenministerium, da- einfach österreichisch und streng nach dem Gesetze seine- Amte- zu walten hätte. Graf Leo Thun bedauert, daß e« in Böhmen eine Partei gebe, welche Alle- daran setzt, die Bevöl kerung sprachlich zu trennen. Redner macht eS den Deutschböhmen zum Borwurf, daß sie nur noch von Deutschen und „Böhmen" sprechen. Dar sind schlimme Symptome und dem österreichischen Patriotismus nicht förderlich. Ministerpräsident Graf Taaffe: Einer der Vorredner (Fürst Schönburg) hat hervorgehoben, daß er kein Vertrauen zur gegenwärtigen Regierung habe, weil sie entweder „planlos" vorgehe, oder nach einem „geheimen Plan". Die Regierung geht aber nach einem offenen Plan vor, und dieser besteht darin, eine Verständigung zu ermöglichen. Eine Verständigung kann aber nur angebahnt werden, wenn man den be rechtigten Ansprüchen der Nationalitäten, soweit al» e- die Einheit und Machtstellung des Reiches gestatten, entgegenkommt. Mit der heutigen Vor lage soll eine solche Verständigung angebahnt werden. Wenn der Vorredner erklärt, seine Partei denke nicht daran, ans Ruder zu kommen, so nehme ich diese Erklärung an; wenn er aber hinzufügt, daß nur ein Beamtenministerium regieren könne, weil dieses streng nach den Gesetzen vorginge, so erkläre ich, daß auch die gegenwärtige Regierung streng nach den Gesetzen regiert. Zwischen ihr und einem Beamten ministerium besteht nur der Unterschied, daß sie sich auf die Majorität stützt, was vom konstitutionellen Standpunkte au- vorzuziehen ist. gedacht, daß da- ein Mal ander- kommen sollte und mußte. So lange sein Vater noch wirthschaftete, brauchte er keine Frau, und sein Vater konnte noch manches Jahr dem Gute vorstehen — die Worte de» Laboranten hatten ihn darum einigermaßen verstimmt. Daß er keine Andere zum Weibe nehmen würde, al» Grete, da- stand in ihm sest, aber mußte da- denn schon so bald sein, mußte denn der FrühlingStraum der Liebe, die freundliche GebirgSidylle, bei der ihm so sonnig und wohl gewesen, schon ein Ende nehmen? E» war ihm wahrhaft zu Muthe, al- sei er au- dem Paradiese hinau-gestoßen worden auf die kalte Erde. Und doch hatte der Laborant nicht unrecht, wenn er im Interesse seine- Kinde- wissen wollte, woran er sei. Selten wohl hatten sich die Gedanken in dem Kopfe de» Burschen so gejagt, al» auf diesem Heim wege. Er merkte nicht» von der Anmuth der herbst lichen Natur, die ihn umgab, dafür war er aber auch, al» er an die ersten Häuser von ThomaSdorf kam, mit sich völlig einig, ja von einer gewissen Freudigkeit beseelt, wenn er sich vorstellte, daß die Zeit nicht all zufern sein dürste, da er nicht mehr von Grete zu gehen brauchte, wenn am Sonntagabend die Sonne zu Rüste ging. Und während er zwischen Feldern und Bärten hinter dem Dorfe herumging, um dem leben digen Treiben der Dorfgaffe zu entgehen, sann er dar über nach, wie er eigentlich zu seinem Later sprechen und diese» bewegen wollte, dem Wunsche de» Labo ranten und seinem eigenen zu willfahren. Er war mit dieser Vorbereitung noch durchau» nicht zu Ende, al», wie au» der Erde herau»gewachsen, die hohe, hagere Gestalt de» Großhosbauern vor ihm austauchte. Der Vater begrüßte den „Landstreicher" mit einem Scherz- Nach einer tatsächlichen Erwiderung de» Fürsten Schönburg vertritt Unterrichtsminister Baron Eonrad da» Mi- norität»votum. Die Regierung habe sich gefragt, ob die neue Universität nicht etwa in einer andern Stadt Böhmen» errichtet werden solle. Allein Prag sei der Mittelpunkt Böhmen», und man solle e» beiden Na tionalitäten möglich machen, die Vorträge an beiden Universitäten zu hören. Der Minister lxspricht noch ausführlich die vermögensrechtliche Frage und die Ver wendung de» Universitätsgebäudes, über welche zwei- fello» der Staatsverwaltung die Entscheidung zustehe. Die Gesetzgebung solle nicht in Verfügungen hinüber greisen, welche wie die AnSeinandcrhaltung der Schüler nicht ihre Sache sein können. Die Regierung wolle die Mittel zur Annäherung der Völler vermehren. Der deutsche Stamm, der so warm erglüht für Oester reich, wird zur Erkenntniß kommen, daß die böhmische Ehre auch Oesterreichs Ehre ist. Der Minister befür wortet nochmals den MinoritätSantrag. Hierauf wird die Generaldebatte und zugleich um kll Uhr Abend» die Sitzung geschloffen. London, Donnerstag, 9. Februar, Nacht». (W. T B.) Dir heutige Sitzung de» Unterhauses begann mit der Beantwortung einer Reihe von Interpellationen. Auf eine Anfrage Simon's erklärte der Premier Gladstone, die Eonsularberichte über die Judenver folgungen in Rußland würden dem Hause vorgelegt werden. Die Vorgänge müßten Jeden mit den Ge fühlen der Trauer und deL Abscheues erfüllen (Beifall), aber sie seien die interne Angelegenheit einer andern Regierung und könnten nicht zum Gegenstand einer ofsiciellcn Cvrrespondenz und Untersuchung gemacht werden. Nur gelegentliche freundliche Vorstellungen seien möglich; andere Schritte würden nicht» nützen, sondern eher schaden. Der UnterstaatSsecretär des Aeußern, Sir LharleS Dilke, antwortete auf eine Anfrage des Ba ron» Worm», der russisch-persische Grenzvertrag werde vorgelegt werden, sobald eine Abschrift emgegangen sei. Der entfernteste Grenzpunkt sei noch weit von SarakhS entfernt; die Angelegenheit sei augenblicklich Gegen stand diplomatischer Communicationen. Northcote zeigt an, daß er die Vorlage der Re gierung, durch welche der Debattenschluß emgeführt werden solle, bekämpfen werde. — Marriot (liberal) kündigt an, daß er die Herbeiführung de» Dekatten- schlusse» durch einfache Majorität bekämpfen werde. Auf eine Anfrage Mc. Eoan'S erklärt der Unter- staat»secretär Dilke, die neue ägyptische Regierung habe sich bereit erklärt, die Tredite für die Staats schuld von der Eontrole der Notabelnkammer auSzu- schließen und der letzteren nur die Eontrole über in nere administrative Ausgaben zuzugestehen; auch habe dieselbe hinzugefügt, daß sie die Garantie für die regelmäßige Erfüllung der den ägyptischen Gläubigern gegenüber übernommenen Verpflichtungen als eine heilige und unverletzliche Sache betrachte. Die Ansich ten der britischen Regierung hierüber anzukündigen, halte er für verfrüht. Hierauf wurde die Adreßdrbatte fortgesetzt. Smyth wollte den von ihm beantragten Zusatz zur Adresse (welcher besagt, die einzige wirksame Abhilfe in dem bedauerlichen Zustande in Irland sei eine Re- Vision der politischen Beziehungen Englands zu Ir land, welche auf der UnionSacte vom Jahre 1800 be ruhten) zurückziehen; die Irländer erhoben jedoch gegen die Zurücknahme de» Zusatzes Widerspruch. Da» von Smyth beantragte Amendement zur Adresse wurde mit 93 gegen 37 Stimmen abge- lehnt. Hierauf brachte Mc. Carthy ein weiteres Worte, war aber freudig überrascht, als Franz erklärte, ihn noch ein Wenig auf seinem Spaziergange begleiten zu wollen. Als sie nun so zwischen den Stoppeln zur Linken und den unter der Fülle des Segen« gebeugten Obst bäumen zur Rechten hinschritten, ward eS dem Burschen doch wunderlich unbehaglich zu Sinne, und er mußte seinen ganzen Muth zusammennehmen, um seinen An sang zu finden. „Vater, ich möcht' Dich an Dein Versprechen er innern, daß ich eine Bitte bei Dir gut hab'!" be gann er. „Hoho, wo will'» denn da hinaus?" sagte der Bauer lachend, indem r steh'n blieb. „Freilich hast was gut bei mir; also frisch 'raus damit!" „Vater, ich hab' einen Schatz!" stieß der Bursche hastig hervor. Der Alte war verblüfft zurückgetreten und sah mit merklich verlängertem Gesicht Franz an. Dem war's leichter, nachdem die Hauptsache, wie er glaubte, vom Herzen herunter war, und er fuhr, ohne seinen Vater anzuschauen, mit steigender Wärme fort: „Es ist ein herzige« Mädel, so hübsch und gut und brav, und wohnt hoch oben im Gebirg zwischen Fel« und Klippen in einer armen kleinen Hütte. Und da bin ich droben ge wesen Sonntag für Sonntag, und wir haben un« im mer mehr lieb gehabt, und ich kann nicht lassen von ihr und möcht sie zu meinem Weib machen!" Da« Gesicht de« Bauern hatte sich merklich ver finstert: „Heirathen willst Du?" — Und auf wa» denn und womit willst denn ein Weib und eine Familie er halten? Heißt da« etwa, ich soll hinüberziehen nach dem AuSzughau» —" Amendement ein, in welchem da» Verhalten der Erecutivgewatt in Irland gemißbilligt wird. Der Generalsecretär für Irland, Forster, rechtfertigte die Politik der Regierung unter Hinweis auf die Haltung der Bodenliga. Die Debatte wurde schließlich vertagt. St. Petersburg, Freitag, 1V.Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) DaS „Journal de St. PöterS- bourg" schreibt: Die Rede de» Generals Skobrlew trage riueu rein persönlichen Charakter und konute daher auch z» keiner officirllen Erklärung Anlaß bieten. Alle in dieser Beziehung verbreiteten Nachrichten seien unrichtig. Anläßlich der Rede Gladstone's über die ägyptischen Angelegenheiten sagt daS genannte Journal: ES könne der Sprache de» englischen Premiers nur Beifall zollen und empfehle dieselbe der „R^publique franyaise", dem „Parlemeut" und dem „Journal deS DöbatS." Nach dem letzten Bulletin ist das Befinden der Großfürstin Marie Paulowna ohne größere Ver änderung geblieben. Die Entzündung concentrirt sich. Die Nacht war ruhig, Schlaf weniger anhal tend. Da» Allgemeinbefinden neigt zur Besserung. Kairo, Donnerbtag, 9. Februar, AbendS. (Reuter'S Office.) Beinahe gleichzeitig mit dem von dem englischen und dem französischen General- controleur dem Ministerpräsidenten Mahmud Ba- rudi Pascha überreichten (unter „TageSgeschichte" ge meldeten) Schreiben richtete der Ministerpräsident an die Generalkonsuln eine Note, in welcher er auSeinandersrtzte, daß die Budgetvotirung durch die Notabeln die Rechte der Finanzcontrolmre nicht beeinträchtige. Die Note zählt die durch Dekret deS Khrdive am 18. November 1879 den Ainanzkvntrolruren zugrstandenen Befugnisse auf und erklärt, daß diese respectirt würden. Dre-den, 10. Februar. „Dem Sieger gehört die Beute", lautet die bei der Aemterbesetzung in der nordamerikanischen Union immer mehr zur Ausbildung gelangende Maxime. Ein unerträgliches Patronagesystem und eine beispiellose Cbquenwirthschaft hat sich in den Bereinigten Staaten entwickelt, welche in ähnlich maßloser Weise bisher kaum irgendwo anderwärts vorgekommen ist. Für uns sind diese Zustände in mehr als einer Beziehung lehrreich, und wer sich über die Folgen eines in allen seinen Consequenzen durch geführten Systems der Volksherrschaft klar werden will, braucht nur den Blick auf Nordamerika zu richten, um die Verhältnisse in den konstitutionell-monarchischen Staaten Europas nicht nur erträglich, sondern noch hundert Mal besser und vollkommener zu finden, als die Art zu regieren, wie sie sich in den republikanischen Ländern jenseits deS Oceans ausgebildet hat. Die neuesten amerikanischen Blätter liefern uns in dieser Beziehung wieder lehrreiche Beispiele. DaS in der Bundeshauptstadt Washington erschei nende „Journal" schreibt: „Wir haben uns seit einiger Zeit Mühe gegeben, zu erfor'chen, in welchem Grade die Behauptung wahr ist, daß die RegierungSämter nach dem System der Beutepolitik, welches dem Sieger die Beute, d. h. dem erfolgreichen Politiker die Aemter zuspricht, vergeben werden, und wir sind selbst höchlichst erstaunt, die Entdeckung gemacht zu haben, daß, soweit die Besetzung der Aemter und Stellen in den Departe ments in Betracht kommt, politischer Einfluß fast gänz lich werthloS ist, oder doch wenigstens vom socialen oder gesellschaftlichen Einflüsse ganz gewaltig übertroffen wird. Die Richtigkeit dieser, unseren Lesern vielleicht sehr kühn erscheinenden Behauptung wollen wir durch drei Beispiele illustriren, denen wir, wenn nöthlg, noch „Vater!" schrie der Burscht auf mit einem Tone, in welchem Entrüstung, Zorn und Liebe sich wunder lich zuiammendrängten, bei welchem der Bauer aber unwillkürlich seinem Sohne in» Gesicht schaute. Sein Ton wurde milder: „Nein — hast Recht — so weit ist's mit Dir wohl nicht, aber auf was willst denn heirathen?" „Ich hab' mir so gedacht, Vater: Du behältst den Hof und bist der Herr, und ich bleibe bei Dir als Oberknecht und will arbeiten und schaffen, wie ich'» gethan hab' in den letzten Wochen — Du weißt ja, daß ich » kann. Aber dem Hof fehlt eine Bäuerin, seit die Mutter todt ist, und die alte Margarethe kann'» nimmer allein fe.tig bringen. Da wär'» doch wohl ganz hübsch und gut, wenn wir da eine junge und frische Kraft hätten, die der alten Grete zur Hand ginge, die einmal die Hausfrau wäre und da» ander mal Deine Tochter, die Dich ganz gewiß so recht von Herzen lieb hält'?" Der Bauer war einige Schritte weiter gegangen neben seinem Sohne, und die milde Wärme, mit wel cher dieser sprach, verfehlte offenbar ihren Eindruck nicht auf ihn. „Wer ist denn da» Mädel eigentlich?" fragte er. „Armer Leute Kind; der Vater ist Laborant, die Mutter ist todt." „Ich stoß' wich nicht an Armuth, denn Geld und Gut hast selber, und Deine Mutter selig war auch nicht reich, und doch ist sie ein Schatz gewesen; aber die Leut' müssen ehrlich seiu und brav, und die Ver wandtschaft darf keine Schänd bringen. Ich will über acht Tag mal hinaufgrhen in» Gebirg und will mir
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht