Dresdner Journal : 22.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188202229
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820222
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- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-02
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- Monat1882-02
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- Dresdner Journal : 22.02.1882
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M44 Mittwoch, den 22. Februar. 1882. Ldo»n«M«at»preI, r ^LdrUckr.... 18 L1»r^. ^jübrtieb: 4 Ll»rtl bv kl. Livrolo« Huwmorv: 10 kk. 4»»»»rv»id äs» ä«ot«eb«o Usicksi tritt koit- uoU 8t«wp«l»u,cUU^ bi»««. I»8vr»1eopr«i8vr kür üau R»ow eiosr ^espLlteoeo kvtitrsils so vut«r „Lü^ssLvät" 6is 2«iw üv ?r 6«i r»dvU«»- uoä AU«r»»»tr 5Ü 1b Xusscbl^. Dres-nerÄmmal. LstpitU: F>. Lran^trtett^, Oowon—ionLr üss l>re»ük>«r 1ourv»I»; U»»darU >«rlt» Vi« - S»»«> >r,»I»v rnuikkurt ». «.: kl>A/«r, L«rU»-V>«o Uamkurx kr»U-L«ip«t»-kr»LLt»r1 ». H.-Uv»ed«a: A/ox«e,- >«rU»: /nväi»<ien<ia»t, Lr»w«o: 8c/>/ntte, LriilLn: L Äa«A«»'» L»r«i« sLmtt Ladatk), rrnkkurr »H : L ^arAer'iok« öuekbimüluax; 0»rU»: .Vü//«r- Lumovr: 0. r»r1, >«rU» rr»»kkiir1 » » 8t»tt»»r1: Dattd« F (7o., «»wdLrU: ät«««'' Berantwottliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Mather in Dresden. Lr,ed«loeu r T^licb mit Xu,oLkivs üor 8oiui- imü keisrt»^, ^bvoüi kür üso kol^snüeo 1's^. N«r»u,x«d«rr Lüüisl. LrpEÜition 6s» l)r»,äii«r 6ouro»I», vrsxtoo, LMiozvritn«« Ho. 8V. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Bnda-Pest, Montag, 2«. Februar, Nachmit tag». (W T. B.) In der heutigen Sitzung de» Abgeordnetenhaus«» beantwortete der Minister präsident v. LiSza die Interpellation de» Abg. Otto Herman, betreffend die angeblichen Agitationen de» deutschen Gchulvrrein». Der Ministerpräsident v. Ti-za erklärte, e» handle sich hier um eine lediglich auf privatem socialen Gebiete vorgehende Action, über welche eine amtliche Mittheilungunthunlich sei. „Dieser Action gegenüber ist e» der Regierung und unser Aller Aufgabe, allen Nationalitäten de» Lande» gegenüber Gesetze zu schaffen, welche gleichmäßig bezüglich aller Bürger vom Gesichts punkte des StaatSlebevS geboten erscheinen, und sich durch keinerlei Provokation hindern zu lassen, alle Nationalitäten fremder Zunge in ihren mit den Be dingungen des StaatSleben- nicht contrasttrenden Be strebungen zu unterstützen. Eine weitere Aufgabe ist, die durch eine gewisse Fraktion Jrregeführten aufzu- klären, nicht durch gehässige Polemiken, sondern durch Darlegung der Wahrheit. Dadurch wird eS un- ge» lingen, zu erreichen, daß die Jrregeführten, unter denen sich einzelne treffliche Männer befinden, sich mit Abscheu von den Irreführenden abwenden werden. * Mittel zur Aufklärung seien gegeben durch die Oeffentlichkeit und durch da- menschenfreundliche Verhältniß der Regierungsorgane der Staaten zu einander. „Alle-", betonte der Minister, „beschränkt sich auf eine pri- vate, sociale Wirksamkeit. Möglich, daß eS auch dort gleichwie hier Leute giebt, die eS sich zur Aufgabe machen, dar gute Verhältniß zwischen den Regierungen Oesterreich-Ungarn» und der mächtigen Deutschland» zu lockern. Aber ich bin überzeugt, daß, so gut diese» Vorgehen auf uns ohne Einfluß bleiben wird, e» auch auf den großen Mann eindruckslo» bleiben wird, wel cher die Angelegenheiten jene» großen Staate» leitet, dessen Freundschaft un», wie ich glaube, unter den heutigen Verhältnissen nicht ganz gleichgiltig sein kann. Wir werden uns durch Nicht» stören lassen, zu for dern, was jeder Staat von allen seinen Unterthanen fordern muß, wir werden uns durch keinerlei Provokation bewegen lassen, die von der ungarischen Politik stets eingrhaltene Grenze zu überschreiten, nie einen Sohn dieses Vaterlandes wegen seiner Sprache oder Natio nalität verfolgen." Die Antwort de» Minister» wurde wiederholt von Beifall und Zustimmung begleitet. Abg Otto Herman nimmt die Antwort des Mi nisters wohl zur Kenntniß, doch hält er die Bewe gung, die in Deutschland im Zuge sei, für gefährlicher, al» die „Italia irreäsnta" für Oesterreich, denn der deutsche Schulverern wolle kein Privatverein, sondern ein nationaler Verein fein, und im Sinne seiner Sta tuten werde die Einmischung in die inneren Angelegen heiten fremder Staaten beabsichtigt, unter denen auch wir unS befinden. Der Ministerpräsident v. Tisza vernimmt mit Befriedigung, daß Herman die Antwort zur Kenntniß nehme. Toch habe er noch zwei Bemer kungen zu machen: Ersten», daß Herman, der so weit gehende Verbindungen im AuSlande besitze, besser daran thäte, die Verbindungen zur Jnfornnrung des Auslandes zu benutzen, als diese Sachen so oft im Hause vorzubringen. Zweiten» sei e» sonderbar, daß Herman die starke Hand der Regierung gegen unwahre Nachrichten, die auf dem Wege der Presse verbreitet werden, verlange. Wollte nämlich d»e Regierung diesem Wunsche entsprechen und ihre starke Hand in dieser Beziehung geltend machen, so würde sich diese auch nach einer andern Seite, al» jene, welche Herman getroffen sehen will. Wil l . —>—> . Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Montag, den 20. Februar, gab im Börsensaale Frau Margarethe Stern (geb. Herr) ein Eovcert, in welchem sie Beethoven'» Sonate op. 81, Nummern der Ehopin'schen Prslude», Ballo und Bourrs von Gluck-Halls, und Stücke von Scarlatti, Schumann, Raff und Wagner-Liszt vortrug. Ihr technisch sau bere», nie auf virtuosen Effect gerichtete» Spiel zeichnet sich durch sinnige poetische Auffassung, durch innerste Aneignung und in jedem Detail warm und wahr em pfundene Gestaltung de» Vortrag» au». Feinheiten der Tonschattirungen, welche die Spielerin dem schönen . Asch-iöerg jcyen Flügel entlockte, die Modifikationen der Bewegung, der Steigerung entwickelten sich stet» stimmungsvoll und harmonisch mit echt musikalischem Sinn, ohne in» Gesuchte und Krankhafte zu fallen. Die individuelle Färbung im Spiel der Eoncertgeberin ist indessen vorwiegend elegisch und träumerisch, neigt bi»wei!rn zu einer GefühlSschwärmerei, die durch weib liche Innigkeit sympathisch fesselt, aber doch zu der Mahnung treibt, dem nothwendigen Mitfactor, der Kraft in Tongebung, Eolorit und Haltung des Vortrag», mehr Aneignung und Geltung zuzuwenden, womit allerding» nicht die moderne Clavierschlagkraft gemeint ist. Die erwähnten Vorzüge in den Ausführungen der Eoncertgeberin kamen zu besonders schöner und mit lebhaftem Beifall anerkannter Wirkung in den ihrer Individualität so sehr entsprechenden und mit voller Hingebung, feinfühlig und künstlerisch fertig kehren müssen, was zu verlangen keineswegs in der Absicht de» Hrn. Abgeordneten gelegen sein mag. Da» Hau» nimmt die Antwort de» Minister präsidenten einstimmig zur Kenntniß. Rom, Montag, 20. Februar, Abend». (W. T. B.) Anläßlich de» vierten Jahrettagrs seiner Erwäbluvg empfing der Papst heute die Glück wünsche der kirchlichen, sowie der Etvil- und Milt- tärwürdevträger seine» Hofstaate». Der Gesund heitszustand de» Papste» ist eia ziemlich guter. London, Montag, 26. Februar, Nacht». (W. T. B.) Ja der heutigen Sitzung de» Ober- pauset erklärte der Staattsecretär de» Aeußerv, Earl Granville, die Regierung «erde sich weder an der Bildung, noch an den Verhandlungen eiae» SpecialauSschuffe» zur Untersuchung der Wirkung der Landacte iu Irland brtheiligrn. Der Mar- qui» v. Sali»bury wie» darauf hin, daß eine solche Handlungsweise der Regierung ernst und beispiellos sei. Der Gegenstand wurde damit verlassen. Im Unterhause erfolgte zunächst die Beant- wortung einer Interpellation. Der UnterstaatSsecretär des Aeußern, Sir Charle» Dilke, erklärte auf eine Anfrage de» Baron- Worm», die Frage wegen der Formalitäten, welche die Rußland besuchenden englischen Israeliten zu be folgen hätten, sei noch Gegenstand de» Schriftwechsel» mit Rußland. Die englischen Unterthanen jüdischer Religion würden indessen den Schutz der englischen Regierung, zu dem sie berechtigt seien, haben, soweit die» mit den Vertragsverpflichtungen vereinbar sei. Der Premier Gladstone kündigte unter lautem, anhaltendem Beifall an, «r werde am nächsten Montag eine Resolution beantragen, dahingehend, daß eine parlamentarische Untersuchung hinsicht lich der Wirkung der irischen Landacte im gegen wärtigen Augenblicke nur dazu dienen könne, die Landacte zu behindern, und daß solche Unter suchung der guten Verwaltung Irland» uachtheilig sein müsse. Im weitern Verlaufe der Sitzung beantragte der Premier Gladstone, in die Debatte über die Geschäftsordnung einzutreten. E» entsteht hierauf eine stürmische Debatte, in welcher die Opposition diesen Antrag bekämpft, da die Regierung diese von ihr früher für dringlich erklärte Krage jetzt am nächsten Montag durch eine andere Debatte unterbrechen «olle. Der Premier Gladstone weigert sich, jetzt die Gründe anzugeben für den auf Montag angekündigten Antrag; derselbe sei aber für die Regierung Irland» von großer Bedeutung. Der Antrag Gladstone'» wurde schließlich an- genommen. Gladstone beantragt hierauf die erste Resolution, durch welche der Debattenschluß rin- geführt wird, mit der Modifikation, daß, wenn weniger al» 40 dagegen stimmen, mindesten» 100 dafür stimmen müssen, damit der Schlußavtrag zum Beschlusse erhoben wird. Northcote erkennt die Nothwendigkeit an, die Obstruktion zu begrenzen, kann aber dem? Princip der „vlüturo" nicht zustimmen. In einem eingebrachten Amendement wird der Debattenschluß durch die Ma jorität für unzulässig erklärt. Die weitere Berathung wurde schließlich ver tagt. St. Petersburg, Dienstag, 21. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „Regierung-An»«- aer" schreibt: Infolge der Skobelrw'schen Pariser Rede werden beunruhigende Gerüchte verbreitet, welche jeder Begründung entbehren. Dergleichen private Aeußerungen von Personen, welche von Seite« der Regierung nicht dazu ermächtigt find, können natürlich keinen Einfluß auf den allge- meinen Gang unserer äußern Politik haben, noch vnsrre guten Beziehungen zu den Nachbarstaaten ändern, welche sowohl auf den freundschaftlichen Banden der gekrönten Häupter unter sich «ad dem klaren Lrrstävdviß der Interessen der Völker, alS auch auf der gegenseitigen strengen Erfül- lang der bestehenden Verträge begründet find. Bukarest, Montag, 20. Februar, Abend». (W T. B.) Wie der „Romanul" mittheilt, wird die Regierung den Kammern demnächst einen Ge- setzeatwurf vorlegen, nach welchem die Armee in 4 ArmeecorpS, 8 Divisionen und 16 Brigaden eivgetheilt werden soll. In der Deputirtevkammer ivterpellirte JoneScn dir Regierung über die Maßregeln, welche ge- troffen seien, um die Auswanderung der jüdischen Bevölkerung zu fördern. Dresden, 21. Februar. Im englischen Unterhause kam vor Kurzem die Frage de» unterseeischen Tunnel» zwischen England und Frankreich zur Erörterung, wobei der Premier Gladstone auf Davenport'» Befürwortung der Einsetzung einer au» Mitgliedern beider Häuser de» Parlament» zusammengefitzten Commission zur Prüfung de» Project» erklärte, daß die Regierung die allerletzten vollständigen Berichte über den gegenwär tigen Stand der ganzen Angelegenheit baldigst und erschöpfend in Erwägung ziehen und dem Parlament da» Resultat dieser Erörterungen nebst den Ansichten de» Ministerium» über da» Project vorlegen werde, ehe in Betreff der dem Hause vorliegenden beiden Bill» weitere Verhandlungen stattfinden. ES ist seit langer Zeit behauptet worden, daß die große Macht Englands und die Hauptursache seine» Wohlstände» m neuerer Zeit in der insularen Lage de» Lande» liege. Der silberglänzende Strom, welcher England von dem übrigen Theile de» Continent» scheidet oder besser vor ihm schützt, war sein Schild und wurde von seinen Feinden mit Neid betrachtet. Während andere euro päische Rationen stet» den Gefahren einer fremden Invasion au-gesetzt erscheinen, waren die Engländer durch die See vor einer solchen geschützt und wußten mit Sicherheit, daß, wa» auch immer geschehen möge, ihr Hau» und Hof den Verwüstungen eines erbarmungs losen Feindes nicht auSgefetzt werden würden. Der Einfluß, welchen dies Gefühl der Sicherheit stet» auf die auswärtige Politik England» auSgeübt hat, ist selten hinreichend in Betracht gezogen worden; aber e» ist keine vage Hypothese, wenn man sagt, daß eS England eine Freiheit deS Entschlusse» und de» Han deln» bei allen großen und kleinen europäischen Lon- fiicten gegeben hat, welche e» bei einer andern geogra phischen Lage niemals hätte haben können. Der kauf männische Unternehmungsgeist will nun England dieser Privilegium», dem kein andere» gleichkommt, berauben und mit Hilfe der Wissenschaft, ohne Rücksicht auf die ungeheueren Kosten, die bewundernSwerthen Vertheidi- gungSmittel vernichten, mit denen die Natur Groß britannien so freigiebig auSgestattet hat. Die Vor arbeiten zu dem Werke eines unterseeischen Canaltun- nel», um welche» sich zwei Gesellschaften bewarben, schreiten auf beiden Setten bereit» rüstig vorwärts. Bisher wurden über 1000 Aard» de» neuen 7 Fuß hohen Gange» fertig gestellt. Die BohrungS- arbeiten finden de» NachtS jetzt bei elektrischer Beleuchtung Statt. ES sind nunmehr nahezu 24 Arbeitsstunden pro Tag gesichert, und die durch schnittliche BohrungSrate ist von 28 auf 30 Fuß pro Tag erhöht worden. Im Anfänge diese» MonatS haben 14 englische Ingenieure, welche bei den Tunnrl- bauten in Dover beschäftigt sind, ihren College» bei Calai» einen Besuch abgestattet und die dortigen Ar beiten besichtigt. Die Bohrungen werden an der französischen Seite in der Nähe der kleinen Dorfes Sangatte, 1k deutsche Meile von Calais vorgenom- men, wo man eine Bahn angelegt hat, um die auS den Schächten herausgeschafften Kreidemassen über die 100 Fuß hohe steile Küste in» Meer zu werfen. In einem großen Gebäude befinden sich die Maschinerien, welche die mit comprimirter Lust bewegten Bohrer treiben. E» sind bi» jetzt zwei Schächte eingetrieben worden. In einer Tiefe von 70 Fuß trifft man die Kreise- schicht, welche derjenigen an der englischen Lüste ent- spricht, aber so weich ist, daß sie bl- zur Tiefe von 204 Fuß mit einer Holzverkleidung versehen werden muß. Erst dann wird die Kreide so hart, daß eine Verkleidung nicht mehr nöthig ist. Der Hauplschacht ist bi» zu einer Tiefe von 280 Fuß hinabgesührt; dort beginnt ein 8 Fuß hoher und ebenso breiter Gang, der 170 Fuß unter Niedrigwasser liegt, aber noch nicht bi» unter da» Meer fortgesührt worden ist. Eine künstliche Ventilation ist bi» jetzt noch nicht nöthig geworden, da durch die beiden Schächte genü gend frische Luft zuströmt, jedoch fließt etwa» Qurll- wasser, etwa 60 Gallonen in der Minute, m die Ga lerie ein, da» aber von der Pumpe leicht herou-ge- schafft werden kann. Im Hinblick auf die energische Inangriffnahme deS Werke», bei welchem die Erfahrungen beim Bau de» Gotthardtunnel» verwerthet werden dürften, ist e» be greiflich, daß die politischen und militärischen Kreise England» sich lebhaft mit der Frage beschäftigen, cb die strategische Gefahr eine» Tunnel» nicht die Han del»- und gesellschaftlichen Vortheile wett überwiegt. Während der Herzog v. Cambridge, der Oberbefehls haber der britischen Armee, und sem Ablatu», General Sir Garnet Wolseley, das Unternehmen al» ein für die Sicherheit England» gefährliche» bezeichnen, ha ben sich zwei andere hervorragende Generäle der eng lischen Armee, Lord Chelmsford und Sir John Adye, weniger ungünstig über dasselbe geäußert. Letzterer sagte gelegentlich einer Ansprache anläßlich der Ber- thettung von Preisen an ein FreiwilllgenreglMtM in Woolwich, er hätte jüngst den Lanaltunnel mspiclit und sei k Meile durch denselben unter dem Meere nach Frankreich zu, von Dover Cliff au», gegangen. Der Tunnel habe auf ibn nicht den Eindruck gemacht, daß er irgend eine große Gefahr für England, wenn er fertiggestcllt sei, in Aussicht stelle. ES würde ein Leichtes sein, den Tunnel zu vertheidigen oder zu zer stören, und wenn jemals ein Feind so thöricht sei, eme Invasion England» in dieser Weise zu versuchen, und e» ihm sogar gelingen dürfte, mit ewigen Tau send Mann durch den Tunnel zu dringen, würde er (Adye) bereit sein, dieselben mit einer Hand voll von Freiwilligen zu verscheuchen. General Wolseley, welcher al» die erste militärische Autorität Großbritannien» gilt, ist, wie gesagt, ein entschiedener Gegner de» Unternehmen». Er bezweifelt auch, daß der Tunnel England commer- zielle und sociale Vorthette sichern würbe „Irgend ein Tunnel", sagte er zu einem Correspondenten des „Daily Telegraph", „ist anstößig wegen der ex tremen Gefahr, die er für England in sich schließen würde. Bislang hat unsere insulare Lage un- geschützt, und die Wasserfläche um uns herum hat dazu gedient, Gefahren abzuwenden, denn auf derselben konnte unsere Marine schwärmen und unsere Küsten gegen einen An griff verrheidlgen. Gegen ein Vorrücken durch einen Tunnel würde dir Flotte machtlos sein. Ist der Tunnel erst hergestellt, dann könnte der Feind sich der Zu gänge desselben diesseits durch einen Handstreich de- mächligen und zu gleicher Zeit sofort den ganzen elek trischen Apparat, welcher geplant worden, um den Tunnel zu zerstören oder für eme Zeit lang unbrauch bar zu machen, in seinen Besitz bringen. Ein solcher auSgearbeiteten Borträgen der Beethoven'jchen Sonate (vorzugsweise ihrer beiden ersten Sätze) und der Cho- pin'schen PrsludrS. Hr. E. Hildach unterstützte da- Concert durch eine größere Anzahl recht beifällig aufgenommener Liedervorträge (Brückler und A. Förster), begleitet von Hrn. E. Krantz. C. Banck. In den Bergen. Line Dorsgcschichtc von Anton Ohorn. (Fortsetzung.) Die Einfahrt in seinen Hof war trotz de- Winter» mit grünen Tannen- und Fichtenreisern geschmückt, und Knechte und Mägde begrüßten den Herrn mit herzlichem Willkomm. Dem Bauer kam eS feucht in die Augen, so sehr er auch bemüht war, seine Rührung zu unterdrücken. Unter den Begrüßenden vermißte er die alte treue Margarethe. Der Schreck über da« Unheil, welche- über ihren Herrn und sein Hau- her eingebrochen war, hatte die ehrliche Alte auf da» Krankenlager geworfen, al» aber der Bauer sie nun selbst aufsuchte, da rötbeten sich die blaffen abgehärmten Wangen, und unter Thränen küßte sie seine Hände. Dann betete sie in rührend schlichter Einfalt: „Himm lischer Vater, ich danke dir, daß du wich da- hast noch erleben lassen und daß mein Bauer nicht als Mörder verurtheilt worden ist!" An demselben Tage kamen auch die Gemeinde ältesten int Hau-, und der Angesehenste derselben bat den Bauer im Namen der gan»en Gemeinde, er möge da- Borsteheraml, da» er und s:ine vorfahren allezeit mit Ehren geführt, auch behalten So sehr ihn die Bitte freute, lehnte er doch mit Bestimmtheit ab, — rin Gemeindevorsteher durfte nach seiner Meinung niemals auch nur in Untersuchungshaft gewesen sein, auf einem solchen durfte auch nicht der Schein eine» Vergehens haften. Zwei Tage nach seiner Rückkehr starb die alte Margarethe, die feit dem Tode der Bäuerin das Haus wesen in musterhafter Weise geführt hatte, und ihr Wegfall war ein haner, empfindlicher Schlag für den Bauer. Er ließ sie begraben nicht al» wenn sie seine Magd, sondern als ob sie seine Hausfrau gewesen wäre, und nachdem er vom Kirchhof heimgekehrt war, fühlte er sich in seinem großen Hause einsamer, al- je. Lebhafter al- jemals vordem trat dem vereinsam ten Manne da- Bild der Tochter deS Laboranten vor die Seele. Er hatte sie unmittelbar nach seiner Frei-- lassung gesucht und nach ihr gefragt, ohne sie indeß finden zu können. Voll und ganz war er sich Dessen bewußt, was er ihr schuldig war: sie hatte ihm die Ehre, vielleicht taS Leben gerettet, und er hatte ihren Vater ungerechterweise zum Bettler gemacht und sie mit ihm, er hatte rauh an ihr Herz gegriffen, da er den Bund mit seinem Schne zerriß —, sein Unrecht lastete ihm schwer auf der Seele. Neuerding» ließ er denn Nachforschungen nach ihr ergehen, und zu seiner großen Freude erfuhr er endlich, daß da» Mädchen allein oben in der väterlichen Hütte wohne. Da machte er sich denn selbst aus, um sie aufzusuchen. Grete Halle sich wirklich in da» alleinstehende Häut chen zurückgezogen und suchte sich ihren Unterhalt Mit Spinnen und Stricken zu erwerben. Sie hätte eine Verbesserung ihre» Loose- sich schassen können, aber sie hatte nicht gewollt. Fiedler, der Grenzjäger, welcher lange schon ein Auge auf sie geworfen hatte, wir in diesen Tagen avancirt, und voll Freude mit seinem eben erhaltenen Patent war er zu ihr gekommen und hatte um ihre Hand ungehalten; sie hatte ihn nicht unfreundlich, aber mit aller Bestimmtheit abgewiesen. Emen Tag später war eS, al» sie den Großhosbauer von ThomaSdorf trotz de- winterlichen Wetter» gegen ihre Wohnung herankommen sah; sie erschrak tu» in» tiefste Herz und wußte doch selbst nicht recht, warum. Der Bauer trat ein, sie begrüßte ihn mtt einer gewissen Befangenheit und rückte ihm einen Stuhl zu recht, auf welchen der alte Mann sich nieder!,eß. Kinn und Hände stützte er auf semen Stock, so sah er mit seinen grauen Augen ihr einige Momente in» Gesicht und dann sprach er: „Mädel, ich hab' Dir viel zu danken und Dich viel um Verzeihung zu bitten; ich hab' Dir und Deinem Vater bitter Unrecht gethan und möcht'» wieder gut machen. Drum komm ich herauf zu Dir und am liebsten möcht' ich zu Dir sagen: „„Geh mit mir runter nach dem Großhos in ThomaSdorf und werd' meine Tochter"" — aber ich weiß nicht, ob ich'» sagen darf." Er schwieg eine Weile, sie schüttelte fast wehmüthig mit dem Kopfe und sagte: „Da- ist vorbei, Großhos- dauer! — Mir brauchst auch nimmer zu danken; mein Vater selig hat Dir vergeben, eh' er gestorben ist, ich thu'S auch von Herzen; wenn ich unten im Gericht Zeugniß geben hab', so hab' ich meine Pflicht gethan und so Patt' ich'» bei Jede« gehalten." Der Bauer kannte die Festigkeit de- Mädchen» und wußte, daß, wenn er jetzt al- Werber sür seinen Sohn auftrat, sie ihn abg, wiesen hätte. Er war darum klug genug, da- Gespräch ander« zu lenken.
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