Dresdner Journal : 22.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188203220
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820322
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-03
- Tag1882-03-22
- Monat1882-03
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- Dresdner Journal : 22.03.1882
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M67 Mittwoch, den 22. März. 1882. Xdo»vemvur»preiir Iw LsieL«: dLkrlickr.... 18 Lt»rll. ^Mirlick: 4 zl»rlc 50 ?k. Linzolne Nummern: IO?5. La,»,rk»Id ds, ä^ut-cken ksieke» tritt?o,t- uad 8towpslruiedl»^ trioru. Insvrateopreisor k'tir den I»Mim einer ^«p^ltvven ?etitreile 2t) Ds. vnter „Linsss,»oät" dis Heils 50 ?s. L«i 1»beIIen- und 2iNsrn»str 50 XufscU»^. Lrsetletne»: l^lick wit Xusnskme der 8vun- und keiertsb» Fdsod» 6tr den sollenden i« DreMtrÄnrnal. Io«er»1enaoa»Iime »nsvlrtsr Lsix^r H Lrancketett«', OomwioiooSr d», Dresdner dournnl»; 8»wdarU ->»rU» -Vj,ii - l-stpsix L»»«I->r«»1»n ^r»»)lkvrt ». H.: Äaa»en«t«,n F ^0A/er, ««rUn-Vt,» S«mdnr,- rr»x-l.«ipri«k I'rsnlllllrt ». ».-Hüncd«»: /tud ^osse,- »,r!ia: /nratidendant,' Nr»w«n: Krol»«: L StanAen's Lue««« <Lmit Labat/«),' kr»nkk«rt » H : ^arAer'soks ttnekkLndlunx; VSrINi: t^. .VÄ/rr/ HLiinavsr: 6. <8<M«ier, k»rt, Ssrit» - kr»»>rfnrt ». N.- »tn«s»rt: Dandeet 6o., »»wdllrs - Fd. Stein«»'. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. U s r » n, x e d s r t LSoiel. klrpedition des Dresdner dourn»!», Dresden, Lvin^sretrnos Ho. 20. Amtlicher Theil. Dresden, 21. März. Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg wird Eich heute Abend 6 Uhr 20 Min nach Berlin begeben. Bekanntmachung. Dem Postinfpector Staiger au» Karlsruhe (Ba den) ist vom 1. April diese« Jahre- ab eine Post- inspectorstelle im Bezirke der Kaiserlichen Ober-Post- direction in Leipzig übertragen worden. Nachdem Se. Majestät der König von Sachsen auf Grund Artikel 50 der Verfassung de- Deutschen Reiches zu dieser Anstellung die landesherrliche Be stätigung ertheilt haben, wird Solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 4. März 1882. Königlich Sächsisches Finanzministerium, von Könneritz. Müller. L.L '1 "2_ -1-4 » > Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte«. Wien, Montag, LV. März, Abends. (Tel. d. Boh.) Die (unter „TaqeSgeschichte" gemeldete) Mandatsniederlegung deS ReichsrathSabgeordnetrn Arhra. v. Walterökirchen hat in parlamentarischen Kreisen das größte Aufsehen gemacht. Auf der Rechten triumphirt man und sagt, daß dies der Beginn des Zerfalles der Opposition sei. Baron Walterskirchen hat schon am Sonnabend einigen befreundeten Abgeordneten erklärt, daß er sich an den bindenden Clubbrschluß hinsichtlich der Lahl- reform nicht halten könne, aber auch gegen die Partei nicht stimmen wolle. Die Abag. Graf Wurmbravd, Posch und Baron Zschock, welche Mitglieder der vereinigten Linken sind, aber für den Majoritätsentwurf gestimmt haben, find auS der vereinigten Linken aus-etretev. Wien, DienStag, 21. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der in Zara erscheinende„Narodni List" meldet: Insurgenten überfielen bei Bifina zwischen Mostar und Nevefinje einen großen Verpflegung», travsport und nahmen 43 Pferde sammt Proviant weg. 3V Pferdewärter der Transportunternehmer auS der türkischen Komadina wurden als deS Ein- Verständnisse» mit den Insurgenten verdächtig ver haftet. Wie ein Telegramm aus Ragusa meldet, ist der russische Staatsrath Jouin au» Cetinje da selbst eiugetrossen und sofort nach St. Peter»bnrg weitergereist. Pari», Montag, 20. März, Abend». (W T. B.) Ja der heutigen Sitzung der Deputaten- kammer theilte der Ainanzminister Löou Say mit, daß er in der nächsten Woche die Bewilligung verschiedener Supplementarcredite beantragen werde, welche die Budgetcommission zu prüfen haben werde. Er bedaure, bemerken zu müssen, daß die Supplementarcredite pro 1882 die Summe von 127 Millionen Arcs. erreichen. — Auf den An trag Laisaat'S, mit welchem sich der Ainanzminister einverstanden erklärte, wurde die Wahl der Bud- getcommisfion, welche morgen stattfindrn sollte, di» Donnerstag verschoben, um daS Studium der be treffenden Dokumente zu ermöglichen. Feuilleton. Nedigirt von Ott» Baue». Refidenztheater. Am 19. und 20. März trat die Wiener Tragödin Frl. Friederike Bognär in dem neuen Pariser Gittenbilde von Victorien Sardou „Odette" auf und genoß dabei die wohlverdiente Genugthuung, ihre merkwürdig bedeutsame Leistung einem vollzähligen Auditorium entgegenzubringrn, daS au» den vornehmsten und gebildetsten Kreisen unsere» Dre-dner PublicumS bestand. Die Künstlerin, in welcher die jederzeit aufregende Kraft der realistischen Wahrheit und dramatischen Leidenschaft pulstrt und auS ihrem von großer Illu sion fast überfüllten Innern mit mächtigen Herzen»- tönen eruptiv hervorbricht, hat sich bei dem hiesigen Gastspiel ganz zufällig in einer bestimmten, psycho logisch streng begrenzten Phase bewegt. Der Haupt schwerpunkt ihrer Darstellung war in allen drei Stücken („Miß Multon", „der Sohn Coralie'S" und „Odette") der Offenbarung der Mutterliebe aewidmet, deren menschlich berechtigte, heilige Naturgefühle von furcht- baren, durch eigenes schweres Verschulden heraufbe schworenen Schicksalsschlägen bloßgelegt und gegen da» Recht der Sitte oder gegen die Boruriheile der Gesell schaft in den sieglosen Berzwciflung»kampf geführt wurden. Dennoch triumphirt die Mutterliebe al« ur- fprünglichste« Menschenrecht in allen drei Fällen, aber »ur dadurch, daß sie sich glorificirt, indem sie sich mit höchster Resignation opserwlllia vom Egoismus de« Individuum« loilöst und diese« der sühnenden ver- Jn der Sitzung der Eisenbahncommisfion theilte der Ainanzminister den Abschluß eine» Uebrrein- kommenS mit der OrleanSeisrnbahngesrllschaft mit, betreffend die vorzeitige Rückzahlung der dieser Gesellschaft vom Staate vorgeschoffeueu 205 Mil lionen Arc». Lson Say fügte hinzu, die vorzeitigen Rückzah lungen feiten der Eisenbahngesellschasten seien einfache Operationen de» Schatzamtes und sollten keineswegs ein Präjudiz hinsichtlich der Frage deS Rückkauf» der Eisenbahnen bilden. Die übrigen Arrangements be züglich deS Baue» neuer Eisenbahnen und der Herab setzung der Tarife gehörten ausschließlich zu der Do mäne der Eisenbahncommission und würden derselben voraussichtlich unterbreitet werden. London, Montag, 20. März, Abend». (W. T. B.) Im Obrrhause theilte heute der Staats sekretär des Auswärtigen, Earl Granville, mit, daS Oberhaus werde sich anläßlich deS Osterfestes vom 31. März dis zum 20. April vertagen. Im Unterhause erwiderte der Premier Glad stone auf eine Anfrage Northcote-, die Oster ferien deS Unterhauses würden vom 4. April biS zum 17. April dauern. Hierauf wurde die De batte über die Reform der Geschäftsordnung fort gesetzt. Dieselbe dauerte während des ganzen Abends fort und wurde schließlich vertagt. Im Verlaufe der DiScussion erklärte der Staats sekretär für Indien, Marquis v. Hartington, die Regierung sei der Ansicht, daß eine Handhabung der Geschäfte mit Würde und Wirksamkeit unter dem jetzigen System unmöglich sei; sie sei bereit, die vor- geichlagenen Reglements zu acceptiren. Wenn eS Andere gäbe, welche ohne diese Veränderungen die Geschäfte führen zu können glauben, so wolle da« Ministerium gern sein Amt niederlegen. Belgrad, Montag, 20. März. (Tel. d. Polit> CorrA Der Minister Garaschaaiu hielt gestern im Fortschrittsclub an zahlreiche Lolksdeputa- tiouen zur Beglückwünschung des Königs Milan folgende Anrede: „Schaut, wohin un» die Radikalen treiben möchten; zum Kriege mit dem mächtigen Nachbar. Noch bluten unsere Wunden, noch lastet die Wucht alter Schulden auf uns, noch liegen an d:n Grenzen Städte und Dörfer in Trümmern, und schon wollen die Radikalen wieder da» Vaterland in größtes Unglück stürzen. Ihr dürft aber der Weisheit eure« Königs vertrauen, und so lange wir den Rath unser« weisen Königs bilden, werden wir Alle« thun, um von diesem teuren Lande das unübersehbare Unglück fern zu halten und mit dem mächtigen Nachbar in Frieden zu leben." Der Rede folgten begeisterte Zivioruft auf den König, die Königin, den Thronfolger und die Re gierung uud Drohrufe gegen dir Radikalen. Die Versammelten gelobten einander, mit aller Kraft dahin zu wirken, daß „die Aeinde de» Lande» und Volke», die Kriegshetzer", nicht wieder in der Skupschtina erscheinen. Dresden, 21. März. Unsere Politik, soweit sie die auswärtigen Be ziehungen der Völker betrifft, tritt mehr und mehr au» dem engen Rahmen früherer Jahrhunderte heraus und nimmt einen großen, internationalen Charakter an. So hat beispielsweise die französische auswärtige Politik eine völlige Wandlung erfahren, und nach den Unglücksfällen des Jahres 1870 sieht Frankreichs Ehrgeiz nicht mehr in dem Besitz deS linken Rhein ufer» da» begehrenSwerthe, von den früheren Königen nicht minder wie von der ersten Republik und den nichtung prei-giebt. Diese Wendung bildet den halt baren poetischen Kern in den genannten Dramen, deren Stoffe sonst gewagt und unsympathisch sind und deren Composition die unreinsten Factoren zu Helfers helfern deS Effecte» hat. In „Miß Multon" (Fernande) folgt einem Fehl tritt die Läuterung einer langen Reue, doch die end lich unaufhaltsam hervorbrechrnden Forderungen der Mutterliebe werden getrübt durch eine heftige maß lose GemüthSart und gerathen in Conflict mit der Eifersucht gegen eine Nebenbuhlerin, die Frau von Fernande» verlassenen, noch immer von ihr geliebten Gatten. In Madame Dubois (Coralie) wird ein unsitt- licher, zum Metier gewordener Lebenswandel durch die heiligen Mutlerpflichten beendigt und für alle Zukunft gereinigt; aber die strengste innigste Erfüllung jener Pflichten erweist sich den Vorurthe,len der christlichen Gesellschaft gegenüber a'.S ohnmächtig, und der mora lische Anstand, dem in hundert Fällen das Decorum der Scheinheiligkeit genügt und der Läuterungen nur dem Namen nach lobpreist, nimmt vom Schicksal m»t Dank die Hinweglöschung deS einst schuldbeladenen Individuum« an. In „Odette" folgt in immer steigender Progres sion ein versunkener, abenteuerlicher Lebenswandel, eine durch Verbitterung und trotzige Selbstherrlichkeit her- vorgerufene Brutalifirung de» Gemüth» dem ersten Fehltritt nach einem tadellosen Vorleben. Mit jenem moralischen Rechte, dessen Ambition keine Sühne ken nen darf, h,nau»geworfen in die unreinen Wogen, in den wüsten Schiffbruch einer äußerlich glänzenden, in nerlich zersetzten Welt, ist in diesem Herzen die Mutter beiden Kaiserreichen beharrlich verfolgte Ziel, sondern e» beabsichtiqt die Kräftigung seiner Weltstellung, seine» Einflusses auf den Gang der Weltpolitik. Frankreich will sich auf dem großen Gebiete deS Welt handel» und der internationalen Vermittlung zum Loncurrenten England» emporschwingen, und eS sucht überall da Fuß zu fassen, wo bisher der englische Einfluß der allein maßgebende war. Darauf zielt die französische Politik in TumS, in Aegypten und in Syrien ab; dieser ist der Zweck der Erwerbung von Tahiti, und Hr. v. LessepS, der gegenwärtig an der Durchbohrung der Landenge von Panama arbeitet, fand die Unterstützung deS französischen Capital- nur darum in so großartiger Weise, weil man in seinem Unternehmen eine Förderung der Weltinteressen der französischen Nation erblickt. Ueber die französischen Stationen in der Südsee durch den Panamacanal würde sich der große Handel Frankreichs auS Ostasien sozu sagen in gerader Linie nach dem Mutterlande führen lassen, und Frankreich würde in Beziehung auf den Welthandel eine dominirende Stellung einnehmen. Unerwartet hat die englische Politik einen Schach zug unternommen, welcher bestimmt ist, diese franzö sischen Pläne zu durchkreuzen. Bekanntlich hat die englische Gesellschaft Dent durch den Sultan von Brunei die Concession erhalten, an der Nordküste von Borneo Land zu erwerben. Der hohe Werth dieser Besitzungen wird von allen Seiten zugestanden. Die Küste von Borneo, nächst Australien die größte Insel, besitzt ausgezeichnete Häfen Europäische Arbei ter würden dort allerdings nicht verwandt werden kön nen; aber eS dürfte nicht schwer sein, einheimische Arbeitskräfte zu erhalten und, wie der Earl Granville am vergangenen Freitag im englischen Oberhause be merkte, wird eS nicht schwer sein, unter der Leitung ehrenhafter und intelligenter Europäer, angesichts der ungeheueren Hilfsquellen deS Lande-, große Resultate zu erzielen. ES ist nicht anzunehmen, daß durch diese Erwerbung England finanzielle oder militärische Lasten auferlegt werden. Die Hilfsquellen der Insel sind die gleichen, wie diejenigen der Insel Ceylon. England kann dort in großartiger Weise die Opiumcultur betreiben, für deren Product ,hm die Häfen der nahen chinesischen Küste einen bequemen Absatz in Aussicht stellen, und es kann die reichen mineralischen Schätze der Insel auSbeuten. ?Iuch der Lord Carnarvon äußerte sich eingehend über die politische und handelspolitische Bedeutung der in dem Territorium von Sabah begründeten englischen Souveränetät. „Wenn der Handel zwischen dem Westen und China bedeutend »st, so ist es derjenige zwischen China und Australien nicht weniger. Eng land muß wissen, welch enormes Interesse eS an dem Handel in den Gewässern von Borneo besitzt. ES ist sicher, daß die von ihm im Nordosten der Insel er worbene Besitzung im Kriege sowohl wie im Frieden von größtem Werthe ist." Der Earl Kimberley stimmte dem Urtheil des Lords Carnarvon bei und fügte hinzu, „daß die Lage des von dem Sultan von Brunei cedirten Gebietes eine derartige centrale sei, daß, wenn irgend eine europäische Macht in jenem Theile der Erde Fuß fassen sollte, eS für jeden Be obachter ersichtlich wäre, daß England doch die einzige Nation sei, welche dort erfolgreich zu handeln im Stande ist." Man sieht, eS handelt sich hier wieder um einen fein angcsponnenen Plan der englischen Politik, der dazu bestimmt ist, England die Alleinherrschaft über den Welthandel, den Alleinbesitz des von ihm besorg ten großen Spedition-- und Tauschgeschäfte- im ost indischen Archipel und an den Küsten OstasienS so wohl zu erhalten, wie auch eine Station zu begründen, welche mitten inne liegt in der großen französischen Linie Cochinchina-Tahiti-Panamacanal. Die Erklä rungen der britischen Staatsmänner lassen keinen liebe durch bittere, frivole Trugschlüsse scheinbar zum Schweigen gebracht Und dennoch ist sie nicht nur der glimmende Funke, sie ist die große mächtige Gluth unter der kalten Asche von Unglück und Verzweiflung. Durch einen Zufall angeblasen wächst sie zur sieg reichen Flamme empor, da- alte heilige F uer aller lebenden Creaturen lohet wieder und menschlich edler denn je zuvor gehen Gemüth und Charakter au- diesem ReinigungSproceß durch daS plötzliche ideale Freiwer den der Mutterliebe hervor. Ihr SichloStrennen vom Egoismus deS Individuums und der Untergang deS letztern, auf natürlichem Wege oder durch eigenwillige Gewalt, wie sie die Dramatiker stets angemuthet hat, ist endlich daS nothwendige Opfer innerhalb der un vollkommenen irdischen Verhältnisse Die Verschiedenartigkeit in den dramatischen Con flicten dieser drei Frauengestalten, die außerdcm eine ganz verschiedene Lyaratterzeichnung haben, deutet die gewaltig umfangreiche Scala an, in welcher die Künst lerin die Gefühle der Mutterliebe auszusprechen hatte. Die von ,hr angeschlagenen Töne rep'äsentiren ein ganzes Orchester von Seelenstiinmungen. R.'manti» sirende Sinnlichkeit, wirkliche Liebe, Haß, Jähzorn, Verachtung, Versuch zu listiger Täuschung, verlegenes Zagen den Schranken der eisernen Wirklichkeit gegen über, beleidigter Stolz, überschwengliche- Selbstgefühl im Wechsel mit müder Zerknirschung, — alle diese Affekte stehen Frl. Bognür zu Gebot, ja, sie berühren unser Ohr ost mit der elementaren Frische des Natur- lauteS, wie diesen Vie todtwunde gequälte Seel« de- modernen Menschen auf Augenblicke wiederfindet. Treten auch diese Eindrücke oft stark marttrt im Ko thurn und im breit drapirten Faltenwurf de« Vir- Zweifel darüber, welches die Absichten der englischen Regierung waren, als dieselbe durch einen königlichen Act den Erwerb deS Territoriums von Sabah durch die englische Actiengesellschaft bestätigte. Es kann nicht überraschen, daß man auch in Frankreich diese Ziele der englischen Politik sofort erkennt. Charle- Gaulhiot schreibt im „Journal de- DöbatS": „Früh oder spät wird im Nordwesten von Borneo eine mächtige englische Colonie vorhanden sein, mit welcher Spanien im Osten und Süden und Frankreich im Norden werden rechnen müssen. Angesicht- unserer Stellung in Saigun und der Zukunft unserer cochinchinrsischen Colonie berührt unS die Niederlassuug der Engländer auf Borneo in einem gewissen Grade. Wenn der Handel Indien- mit China und diese- Lande- mit Australien England, welche- bereit- die Meerenge von Malacca besitzt, interessirt, so interessirt er auch ebenso sehr Frankreich und die cochlnchinesische Halbinsel, wo dasselbe ausgedehnte Besitzungen und große Interessen und Absichten für die Zukunft besitzt. Angesichts der Concurrenz, welcher es sich eine« Tage» gegenüber befinden wird, muß sich auf der andern Seite deS chi nesischen MeereS da» französische Cochinchina auf einen energischen Kampf gefaßt machen, um die Bor theile zu erhalten, welche ihm seine maritime Lage verleiht. Der Regierung de» Mutterlande» wird aber eine neue Pflicht auferlegt, diejenige, über die Sicher heit der Colonie zu wachen, welche im Orient der Vorposten unser» Handel» und unserer Cwilisation ist, sowie Nicht» zu vernachlässigen, wa» ihre Ent wickelung nach innen und nach außen begünstigen kann." Auch die in den niederländischen Colonie« Ostindiens erscheinenden Zeitungen lenken, wie wir in unserm gestrigen Blatte unter „Tagesgeschichte" be reit» mittheilten, die Aufmerksamkeit der niederländi schen Regierung auf die Colonie in Nordborneo, be züglich welcher Holland überlistet wurde, sowie auf die neubegründeten englischen Ansiedelungen im öst lichen Theil der Insel Neuguinea. In der That scheint die englische Politik in dem ostindischen Ar chipel mit einem Male eine völlig veränderte Lage zu schaffen und daselbst Frankreich, den Niederlanden und Spanien gegenüber eine mächtige Stellung zu be gründen, welche mit der Zeit auf die Beziehungen dieser drei Machte zu England nicht ohne Einfluß bleiben kann. Tagesgeschichte. * Berlin, 20. März. Se. Majestät der Kaiser empfindet beim Gehen infolge de» neulichen Unfall» immer noch eine nicht unwesentliche Beschwerde. — Fürst BlSmarck ist, wie man der „Germ." schreibt, seit seinem letzten Auftreten im Re ch»tage unwohl gewesen und hat sein Hau» seit vielen Wochen nicht verlassen. Nur selten unternimmt der Kanzler einen Spaziergang in seinem Garten. Laut der „Köln. Ztg." wird der Reichskanzler in allernächster Zeit, jedenfalls vor Ablauf des Monat-, nach Friedrichtruh gehen. Der ländliche Aufenthalt deS Reichskanzler- dürste wenigstens einige Wochen dauern. — DaS Abgeordnetenhaus setzte heute dee Berathung deS CultuSetat» fort und begann dieselbe bei Tit. 2 deS Cap. 120 der dauern den Ausgaben: Zuschüsse für Gymnasien rc. Abg. l)r. Franz hatte hierzu einen Zuschuß für dat Gymnasium in Gr.-Strehlitz verlangt, die Budgetcommission erklärt sich aber geg^n denselben und schließt sich daS HauS nach kurzer Debatte dem Anträge der Commission an, den Titel unverändert zu bewilligen. E» folgt Tit. 4, zu welchem die Abgg. Kletschke und Barchewitz 9000 M. für daS Gymnasium in Schweidnitz, der Abg. vr. Lieber 3000 M. für daS Gymnasium in Montabaur verlangen. Die Budgetcommission empfiehlt die An« tuosenthumS auf, so liegt ihnen doch auch dann ein echter Kern weiblichen Empfindens, künstlerischer Pro duction zu Grunde. Die Betonung deS GasteS befremdet un» in der ruhigen Lonversation oft durch ein etwa» gesuchte», dumpfe» Fallenlassen der Accente; in erregten Scenen ist sie stet» ergreifend wahr, um so mehr, da sie in ihrer stark ausgeprägten Subjectivität dem Leben nahe und dem akademischen UsuS fern steht. Eine Analyse de» Stücke» in der sentationellen rohen Nacktheit, aber unleugbaren Wahrheit seine» socialen Interesse» wird man nicht erwarten. Da» Werk drängt sich m»t Verwegenheit an die äußerste Grenze eine» schon früher viel besprochenen Galtungs« begriffe- der modern französischen Dramatik. Die Darstellung war eine verhältnißmähig sehr gute, und da» schwierige Ensemble elastisch genug. Hr. Einicke und Frl. Schneider (der Graf und ferne Tochter) sprachen ihre Rollen nicht blo« mit Fleiß, sondern vielfach Mit vortrefflichem, natürlichem Au»« druck. Otto Banck. Montag, den 20. März, fand im Sale de» „Hotel de Saxe" da» Concert de» österreichisch-ungari« schen HilfSoerein« Statt, und zwar vor einem zahl reich versammelten Publicum; denn die ,n demselben mit dankenSwerther Bereitwilligkeit Mitwirkenden hauen eine besondere Anziehungskraft auSgeübt. Bor Allem Hr. Geza Graf Zichi, der ausschließlich zum Besten milder Zwecke seine B.rtuosität im Clavrerspiel nur mit der linken Hand producirt. Und e» erscheint die» bei ihm nicht al» ein gesuchte» überflüssige» Kunst«
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