Dresdner Journal : 07.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188206073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820607
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820607
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-06
- Tag1882-06-07
- Monat1882-06
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- Dresdner Journal : 07.06.1882
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W ISS. Mittwoch, den 7. Juni. L88S. Lboaoewvotvprel,: Iw x»iu«n ä,ut»ed«s L-ick«: lübrli':!»: . . . . IS H»rlc. ^^LLrlict»: 4 >l»rtc 50 kk. Lillrelos ^ummvrii: IO kk. An»»«rk»id 6e» äeutsckea keictle» tritt?v»t uoä 8t«wp«Iru»cbl»b dir»». loserLtenprelser kür äen R»uw einer ^e-p«Itsosa ketitreils 20 kf. Unter „Lin^esito«it" äis 2eils 50 ?L. Lei lebellen- unä ASern-etr SO AuL»ctÜLx. Lrsedeineo r iL^Iict» mit ^usnüiime äsr 8onn- unci keisrt»^» ^V^n6g Lür äen Lol^enäen Dres-iitrIomnal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. lo»er»ten»n n»knie »nü^rärt»: F>. Lran^tetter, <^omi»i»oionLr äs« l)rv»6oer 1ourv»I»; Lewder^ »,rlt» -Vi,o - beipri^ L»»«I Lr«,I»a rrenklvrt ». » : //aa-<»>e»n F ^/er,- S»rU--Vi«» »»wdllr^- kr»U-I.«ix»i^ krrnktiirt ». H. Hänckeit: S«rlm: ZnlaZi6^i6ant - Lr«m»n: 8c/ilotte, Sr«»I»n: /. Ltu nA-n » Lurea« ^abatA), kreo^kert » N F ^arAer^eeke 8uckdLo6lun8; LörUl»: C. a/üUer/ N»ru»ov«r: C. .d'c/i!^/er, r,rt« Serlüi - rrenictnrr »H - StuUzert: I-aube <0 Co. , 8»wdnrx: Fck. Steiner. Uereusxedsrr Löniei Lrpe<iitioll 6s» l)re;6oer 6ournLl», I)re»6en, ^«in^eretriu»« Xo 20. Ämtlicher Lliril. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Professor vr. Schilling zu Dresden den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen verliehenen Orden pour I« werite für Wissenschaften und Künste an- nehme und trage. Nichtamtlicher Theil. uebersicht: Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. DreS-uer Nachrichten. Lermischtet. Statistik und Bolktwirthschaft. Beilage. Ernennungen. Betriebtergebviffe der kövigl. StaatSeisrnbahneu. (Kohlentransport.) Dresdner Rardrirdten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Colditz. Zwickau. Gelenau.) Statistik und Lolktwirthsckaft. Amtlicher Bericht der Commission für daS Le- terivärwesen über die im Monat Mai d. I. im Königreiche Sachsen coustatirtev ansteckenden Thierkrankheiten. Börseunachrichten. Telegraphische WitterungSberichte. Telegraphische Nachrichten. Kassel, Dienstag, 6. Zuoi. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Heute früh wurde folgendes Bulletin autgegrbrn: Prinz Karl hat schmerzeafrei mit Unterbrechungen geschlafen. Fieber ist nicht eia- getreten; der Kräftezustand ist befriedigend, einiger Appetit vorhanden. Kür heute Lbeud ist die Urberfiedrlung nach dem PalaiS am KriedrichSplatz in Aussicht genommen. Rom, Montag, 5. Javi, AbendS. (W. T. B.) Der Tag der Kenerdrstattung der Leiche Gari- baldi'S ist noch nicht ofsiciell festgesetzt. Die Ver treter der Regierung, des Senates, der Kammer und der Stadt Rom werden voraussichtlich mor gen nach Caprera abreisev. Der Maire von Rom hat um den Degen Garibaldi'» gebeten, um den selben auf dem Capitole anfzubewahren. Rom, DienStag, 6. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ofsiciell wird gemeldet: Prinz Wilhelm von Preußen hat den König Humbert zur Ueber- nahme der Pathenstelle bei seinem neugeborenen Sohn tivgrladeu. Der König hat die Einladung angenommen. Der Papst empfing gestern den Großfürsten Wladimir von Rußland urbst Bruder. Wie die „Jtalie" glaubt, dürfte daS nächste Confistorium bis Mitte Juli verschoben werden. London, Montag, 5. Juni, AbendS. (Reuters Office.) Wie auS Llerandrien den 5. d. ge meldet wird, ist dort die Ansicht verbreitet, daß die Befehle deS TultanS, die Kortificatiout- arbeiten einzustellen, zu spät eintreffen werde«, da der Bau der Erdwerke und die Armirung deS HafenS mit Batterien beendet erscheinen. London, DienStag, 6. Juui. (Tel. d. DreSdn. Journ.) DaS Unterhaus nahm in seiner gestrigen Sitzung zum Schluß den Artikel 1 der irischen Zwavgsbill mit 227 gegen 39 Stimmen, und so dann den Artikel 2 ohne Abstimmung an, woravf die Debatte bis heute vertagt wurde. Feuilleton. Redigirl von Otto Bonck. Verstoßen. Novell« von S. v. d Horst. (Fottfetzung.) Anna nahm die Kapsel und legte sie zögernd in daS Geheimfach, den Schlüssel befestigte sie an der Schnur, welche wieder um den Hals gelegt wurde. Jetzt war daS schöne stolze Gesicht auffallend blaß, die Finger tasteten zuweilen unsicher, als sei der Ge danke mit anderen, ganz anderen Angelegenheiten be schäftigt. Und dann, nachdem der Inhalt de» Koffers in den Schrank hinübergeschafst worden, löschte sie das Licht und suchte ihr Lager. Schlafen, schlafen — daS höchste Glück deS Verlassenen, Hoffnungslosen. Ein verworrener Traum umgaukelte ihre Sinne. Einzeln, bunt durcheinander gemischt fielen die Mohn- körner, auS denen Bilder de- Glückes und der Angst, d«S Erschrecken» aufsprießen. Sie sah immer daS ein same Licht in der Todtenkammer deS alten Kloster-, aber eS schien durch grüne Waldwipfel, und sonderbar vermummte Mönch-gestalten kamen im langen Zuge geschritten, auf ihren Schultern den steinernen Sarg, in den Händen Weihkessel und um die Hüsten den Strick mit vielen spitzen Rägelv. Immer glühte da» Licht, die Klosterbrüder sangen, Schritt um Schritt näherten sie sich einem offenen Grabe — jetzt sah wan auch den Todten. Ein Kind, ein ganz kleine» Die „TimeS" empfehlen, England solle bei den internationalen Unterhandlungen betreffs AegyptenS die Aührung übernehmen, weil Englands Interessen dort größer seien, alS die irgend «inrS andern Landes. St. Petersburg, DienStag, 6. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) DaS „Journal de St. P^tert- bourg" schreibt: Die Nachricht, daß Lord Dufferin relegraphirt habe, die Dispositionen deS SultauS ließen die Vertagung der Conserenz wünschenS- wrrth erscheinen, sei wenig rract. Man könne nicht wohl von einer Vertagung sprechen, da noch kein Termin für den Zusammentritt der Coufereuz festgestellt gewesen sei. Die Krage bleibe voll und ganz bestehen. Wenn die Anwesenheit der tür kischen Commissare die Rebellen zur Ruhe bringen werde, so sei über Maßregeln zur Ver hütung der Wiederkehr ähnlicher Vorgänge zu be- rathen. Auch müsse, wenn die internationale Stellung AegyptenS besser desinirt werden solle, diese Definition dem europäischen Concert Vorbe halten bleiben. Belgrad, Montag, 5. Juni, AbendS. (W. T. B.) Die Mitglieder der radikalen Partei der Skupschtina wurden heute Nachmittag in einer dreistündigen Audienz vom König sehr wohlwollend empfangen. Man hofft allgemein, daß die Radikalen, welchen einige kleine Con- cessionen gemacht werden, nunmehr die Arbeiten der Skupschtina nicht mehr hemmen werden. Mor gen findet wahrscheinlich die erste Sitzung Statt. Kairo, Montag, s. Juni, AbendS. (Reuter's Office.) Arabi Bey hat auf die Befehle de» Khe- dive, die Befestigungsarbeiten eiazustellen, er widert, eS seien nur nothwendige Vorbereitungen, die er auSführe, um die durch die drohende Hal tung der Klotte anfgeregte ringeborne Bevölke rung zu beruhigen. In jedem Kalle aber gehorche er den Befehlen deS Sultans und werde die Ar beiten eivstellen. Dresden, 6. Juni. Die Bevölkerungsstatistik bildet einen wichtigen Maßstab für die Prosperität eines Volkes. In dieser Beziehung sind wiederholt Vergleiche zwischen Deutsch land und Frankreich gezogen worden, welche erheb lich zu Ungunsten deS letztern ausfallen. Vor Kur zem geschah dieses von Neuem durch den hervor ragenden französischen Nationalökonomen Leroy de Beaulieu »m „Journal des Tobars*. Derselbe kann seine patriotischen Besorgnisse nicht verhehlen und, wenn man s.iner Begründung derselben folgt, wird man gerne zugestehen, daß dieselben eine Berechtigung besitzen. Leroy de Beaulieu hebt hervor, daß Frankreich zur Zeit 6H Millionen Einwohner weniger, als Deutschland besitze, sowie daß von 37 k Millionen Bewohnern Frankreichs 1 Million aus Fremden, meisten- Deutschen, ganz abgesehen von der gro ßen Zahl Elsaß - Lothringer, bestehe, eine Thar sache, die von diesem Nationalökonomen ausge sprochen, beinahe an jene römischen Geschichtsschrei ber au» der Periode de» Unterganges des römi schen Reichs erinnert, die ihre Furcht vor dem An wachsen de- in allen Ständen und Berufszweigen vertretenen germanischen Elementes nicht verhehlen. Es kommt hinzu, daß die Bevölkerung Frankreichs nur langsam wächst. Seit den letzten 5 Jahren hat die Bevölkerung Frankreichs sich nur um 400000 Köpfe vergrößert, während das stammverwandte Italien die Zahl seiner 26H Millionen Staatsbürger von 1871 binnen 8 Jahren um 1200000 Menschen ver- Kind im weihen Spitzenkleidchen, die Hände gefaltet, einen Kranz von weißen Rosen auf dem goldigen Haar Die Mönche sangen, aber plötzlich lachte eine fremde Stimme dazwischen Hinern, und ein Männerantlitz beugte sich über den Sarg. „So viel Aufregung emeS winzigen, noch bewußtlosen Geschöpfe» wegen — das ist Uebertreibung.' Die Schlafende ächzte, sie warf den Kopf von einer Seite zur andern. „Heute wenigstens laß die ruch losen Reden*, murmelte sie vor sich hin. „Ein Grab ist ein Heiligthum — Du solltest eS wissen.* Und dann drang au» ihrer Brust ein verhaltene» Schluchzen. „Geh, geh, Du hast gesiegt — mein Leben liegt zerbrochen und zertreten vor Deinen Füßen, hörst Du, mein Leben! aber die Seele will ich retten. Sie ist mein, Du kannst nimmer ihre Bürde vor den Thron de» Richter» bringen — die Seele gehört Dir nicht.' Sie fuhr wild empor, ihre Augen waren weit ge öffnet, Traum und Wirklichkeit schienen untrennbar in einander verflochten. „Wer ist hier?' flüsterte sie voll unbesieglicher Furcht. Niemand antwortete, aber im Nebenzimmer knarrte eine Thür und Männertritte erklangen unmittelbar neben der primitiven hölzernen Wand, mittelst deren man den großen Saal de» ehemaligen Kloster» in eine Menge kleiner Zimmer verwandelt hatte. „Sprich leise, mein Sohn* sagte eine milde ange nehme Stimme, „hinter dieser Verschalung schläft die neue Erzieherin, welche erst heute Abend in unser Hau» gekommen ist. Eine Schönheit, wie Deine Mutter behauptet ' mehrt hat. Noch vor 22 Jahren nahm man an, daß Frankreich zur Verdoppelung seiner Bevölkerung 145 Jahre nöthig habe. Nach heutiger Berechnung soll e» de- nahezu dreifachen Zeitmaße» (einer Periode von 433 Jahren) bedürfen. Während ,n Deutschland auf je 100 Einwohner 3,»r Geburten jährlich kommen, kommen deren auf 100 Franzosen nur 2,47; selbst in der sruchtbaren Periode 1874 bi- 1876 wurde da» Maximum von 2,es db jährlicher Geburten nicht über schritten. Hand in Hand damit geht ein beständiger Rückgang der französischen Eheschließungen. Auf je 10000 Franzosen kamen in den Jahren 1860—62 82 Eheschließungen jährlich während de- Krieg-jahre- 60 - - im Jahre 1871 72 - - - - 1880 74,7 „Daß Laster und Unfruchtbarkeit sich sehr wohl mit einander vertragen* glaubt Hr. Leroy-Beaulieu aber nicht nur au» der Ehescheu seiner Landsleute, sondern auch au» der Zahl der unehelichen Geburten nachweisen zu können, die seit den 60er Jahren gleich falls abgenommen hat und (nach einer vorübergehen den Steigerung in den Jahren 1873 und 1874) Anno 1880 die Summe von 68 227 betrug. — Ueberschüsse der Geburten über die Sterbefälle sind im Jahre 1880 in nur 51 von den 87 Departement» der fran zösischen Republik vorgekommen; in dem normannischen Departement l'Eure übertraf die Zahl der Todesfälle diejenige der Geburten um 2223, im Departement l'Orne um 1022, im Ealvado» um 537. — Für aus gemacht sieht der Berichterstatter an, daß diese Ver hältnisse von Jahr zu Jahr ungünstiger werden wür de«. „Bereits gegenwärtig giebt es 8 Millionen Deutsche mehr als Franzosen, d. h. unter der Voraus setzung der Gleichartigkeit aller übrigen Verhältnisse, würde Deutschland im Kriegsfälle eine Armee stellen können, die 20 stärker wäre als die unsrige Wie groß wird die BevölkerungSungleichheit erst über 25 oder 50 Jahren sein?* Die Hauptziffern der deutschen Bevölkerungsver hältnisse sind bekannt. Seit den Befreiung-triegen hat die Zahl der Bewohner des heutigen deutschen Reiche- sich nahezu verdoppelt. Sie betrug im Jahre 1816 24^, Millionen - - 1830 29'/, - - 1850 35'/^ - - 1870 40"/,« - - 1875 42,727,360 und im Jahre 1880, wie oben angeführt, rund 44 Millionen. Die Zahl der Geburten betrug 1880 in Deutschland 1,785,080, »n Fiankreich 920,177, die jenige der deutschen Eheschließungen 340,016, gegen 279,035 in Frankreich. Und dabei hat w Deutschland eine Zunahme der Auswanderung stattgefunden, die jeden Vergleich mit den französischen Verhältnissen auS- schließt, für welche bei der bekannten Seßhaftigkeit un serer westlichen Nachbarn die Emigration kaum in Betracht kommt. Sind doch allein über Hamburg und Bremen in den Jahren 1875 b.S 1879 alljährlich 50,000 Deutsche über das Weltmeer befördert worden! Diese ausfällige Zunahme der deutschen Bevölke rung, der von unserem Vaterland alljährlich an das Ausland abgegebene Ueberschuß an Kraft, erscheint uns al» ein Zeichen dafür, daß die große cwilisatocische und regenerirende Mission des deutschen Volks noch nicht erloschen ist. Als daS Römerreich im Sinken, als Sitten und Gesetze desselben, die Künste und Ge werbe im Zerfall, drängten die deutschen Völkerstämme nach dem Süden, und die Elemente zu neuen Völkern entstanden in den Provinzen des zerfallenden Römer- reichS Auch in der spätern, der Völkerwanderung folgenden Zeit, hat dieser Drang nach außen nicht aufgehört, und einzelne deutiche Slämme, wie d,e Ein Seufzer beantwortete zunächst diesen Satz. „Also auch noch ein fremdes Gesicht, Vater — wie unangenehm. Aber freilich, ich bleibe nicht lange ge nug hier, um mich über Kleinigkeiten erst zu beun ruhigen; mein Weg führt nach dem Punkt der Erde, welcher von Deutschland am weitesten entfernt ist * Wie tief und kräftig dir jugendliche Stimme er klang! Ihr Wohllaut ließ den einigermaßen ver letzenden Sinn der Worte beinahe überhören. Anna wachte jetzt vollständig, sie konnte Alles, was Vater und Sohn im Nebenzimmer mit einander sprachen, deutlich verstehen, obwohl sich die Vorstellungen des quälenden und so überaus lebhaften Traumes immer noch hineinmischten in den Kreis des wirklich Vor handenen. Ihr Herz schlug schneller, die Luft be engen, rings verschlossenen Zimmers lastete drückend auf ihrer heißen Stirn. „Mein Otto*, sagte zärtlich der Rector, „Du soll test nicht so schnell Deine Entschlüsse fassen. Wir er warteten Dich erst in einigen Tagen, ich gedachte Dir vorher noch einen recht ausführlichen Brief zu schreiben — nun können freilich alle diese Auseinandersetzungen besser mündlich geschehen. Erzähle mir genau, waS denn in Bezug aus den verlorenen Geldbries überhaupt Dich — meinen Sohn! — betreffen kann.* Der jüngere Mann durchmaß mit großen Schritten daS Zimmer. „Deinen Sohn betrifft Alle«, Vater, Alles. Nur er kann der Dieb sein, nur er hat daS fremde Gut mit ebenso dreister als plumper Ver- schlageuheit an sich zu bringen gewußt — so sagen, so denken meine Ehefr, und ich bin entehrt, gebrand- markt, bin auS meiner Earnere verdrängt, ich kann Lhatten, sind bekannt sowohl durch ihre Fruchtbarkeit, wre durch ihren Wandertrieb. Nach der Mosel die gallofränklsche Bevölkerung zurückdrängend, im Norden daS dänische, im Osten an der Elbe und Oder da slawische Element zum Weichen bringend, oder in sich aufnehmend, sehen wir immer neue Vollsmassen nach Norden, Osten und Westen im Laufe der Jahrhunderte ihren Weg nehmen. Daß diese merkwürdige Er scheinung heute noch fortdauert, daß sie namentlich in den letzten 50 Jahren in erhöhtem Maße zu Tage ge treten ist, die Thatsache, daß während Millionen thä- tiger und intelligenter Landsleute im Ausland sich eine neue Heimalh gründen, unsere eigene Bevölkerung ein fortdauerndes WacdSthum zeigt, kann uns mit Ver trauen in die Zukunft erfüllen! Lagesgeschichtr. Dresden, 6. Juni. Der deutsch-italienische Handelsvertrag vom 31. December 1865, sowie der zwischen beiden Theilen abgeschlossene Schifffahrt»- vertrag vom 14. October 1867, welche am 31. vor. M. außer Kraft treten sollten, werden infolge neuerlicher Vereinbarung bis zum 31. Juni 1883 in Kraft bleiben. * Berlin, 5. Juni. Se. Majestät der Kaiser hatte zu heute den Direktor des kaiserl. Gesundheits amtes, geh. Oberregierungsrath vr. Struck und das Mitglied desselben Amte-, RegierungSrath vr. Koch, zu einem demonstrativen Vortrag über Bakterien in sein Palais befohlen. — Ueber das Befinden Sr. königl. Hoheit deS Prinzen Karl, dessen Unglücks fall hier die allgemeinste Theilnahme erregt, veröffent licht der „StaatSanz.* folgendes, heute Vormittag 9 Uhr ausgegebenes telegraphisches Bulletin: Se. königl Hoheil brr Prinz Karl hat sich am ü. d. M. in Kassel b«i einem Fall im Zimmer einen Bruch de« linken Schenkelhalses zugezogen Tie ansang- heftigen Schmerzen haben nach Anlegung des Verbände- sich gemindert; der Kräfte» zustand ist den Umständen nach befriedigend. Kein Fieber, einiger Appetit vorhanden. Kassel, den 5. Juni I88S, früh. v. Langenbeck, Röckwitz, Baleniini, Krause. Die „Nordd. Allg. Ztg.* erhält von informirter Seite über daS schmerzliche Ereigniß weitere Mitthei- lungen. Am Sonnabend, nach eingenommenem Diner in Kassel, wollte der Prinz sich durch Umhergehen im Zimmer einige Bewegung verschaffen, wobei er den vom Kammerdiener ihm zur Stütze dargebotenen Stock dankend abgelehnt hatte, da er sich kräftig genug fühlte, ohne denselben seine Promenade auSführen zu können. Hierbei muß der Prinz auSgegluten sein und hat dabei leider das Unglück gehabt, so schwer zu fallen, daß er sich einen Bruch d S SchenkelhalSknochen» zu gezogen. — Der Reichskanzler Fürst Bismarck ist heule Abend 9 Uhr 20 Min. hier emgetroffen. — In der unter Vorsitz deS Staat-ministers v. Bötticher vorgestern abgehaltenen Plenarsitzung deS Bundes rat HS wurden mehrere Vorlagen, betreffend die Kosten für die Erhebung und Controlirung der Salzfteuer in den Salzwerken, die Ausführung de» ReichS- stempelabgabengesetzes vom I.Juli 1881, und die all gemeine Rechnung über den ReichShauShalt für 1878/79, sowie auch eine, auf die Anwendung de» ReichS- stempelabgabengesetzeS vom 1. Juli 1881 bezügliche Privateingäbe den zuständigen Ausschüssen zur Vor- berathung überwiesen. Den Anträgen der AuS- schüsse wegen Zustimmung zu dem Entwürfe eine» Ge setzes, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum ReichShauShaltSetat für das Etatsjahr 1882/83, wegen Aenderung der Regulative über die fortlaufenden Eonten vom 13. Juli 1868 und in Lübeck, wegen de» Vorschlages zur Witderbesetzung einer erledigten Stelle beim Reichsgericht und endlich wegen geeigneter Be rücksichtigung einer die AnmeldungSformulare zur Ab stempelung ausländischer Werthpapiere betreffenden in keinem guten Hause wieder Stellung erhalten, alle» um eines Verfluchten willen, eine» * „Otto! — Du vergißt Dich.* Ein Aechzen klang von den Lippen de- jungen ManneS. „Soll ich mir Ehre und guten Namen, soll ich Zukunft und Hoffnung von einem Schurken stehlen lassen, ohne ihm zu fluchen?* Der alte Theologe mochte wohl im andern Zimmer die Hand beschwichtigend auf seine- Sohne- Achsel legen, er mochte voll Liebe und Bitte in die ver zweifelt blickenden Augen sehen. „Ohne zu fluchen', sagte er leise, „ja, mein Otto * „O Vater, ich kann es nicht!' „Erzähle mir den Hergang*, bat der Rector. „Da ist nicht» weiter hmzuzufügen, Vater, Du kennst den Verlaus der Sache schon aus meinen Briefen! — ES war am Schluffe deS Quartal», wenigstens sechzig Zahlungen brachte jede Post, ich hatte die Procura, meine Quittung war ausgestellt, — und eine dieser Sendungen, fünfhundert Thaler in Banknoten, kam abhanden. Brief und Couvert lagen auf meinem Pult, das Geld fehlte.* „Du selbst entdecktest also den Verlust?* „Natürlich. Ich fragte überall, ich mußte endlich den Chefs Mittheilungen machen, wahrscheinlich ist mein Gesicht todtenblaß gewesen. Die beiden Herren sahen einander an, eS war ein seltsamer Blick, der mir das Blut zu Ei» gerinnen ließ — endlich sagte der Eine: „E- ist gut, Hrr Held, wir wollen, da Sie sich während mehrerer Jahre untadelhaft führten, von einer Untersuchung absehen. Sie mögen ja in schlechte Gefellschast gerathen sein oder dergleichen, genug, die Sache soll unterdrückt werden. Lassen Sitz
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