Dresdner Journal : 01.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188210010
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-01
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- Dresdner Journal : 01.10.1882
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M229. Sonntag, den 1. October. 1882. dooavwvatspret» r lm ck-lltielt«» Lsied«: 7LdrIicd: .... 18 LlarL. ^Mrliolr: 4 llarlr 50 Lk. LiurvlLS Uumwsru: 10 kk. Ln»««rd»Id 6«» äeuttcden Lsiodes tritt kost- uvä LtswpslLuicdli»^ dünn. I»8vrLlvoprel8vr kür 6sn k»um kioor ^sputtsnsn kotitreil« 20 kf. Lotsr „Lia^ss^nät" c>is Teils 50 kk. Lei ^»bsllsil- uoä TiksrnsatL SO Lrsekelven r Dl^licli mit XllevLllms 6er 8onn- r»uä keisrtu^e Xl»vll6e Kir äsu kol^viiOvn ks^. DreMerÄomml. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. ln8«r»teoL»»Lkme »u«vllrt»r H Lran^tetter, 6omwi«ioLLr 6v, Lreecloer ^ourusls; Lemdiir^ L«rli»-Vi,o - l-eipii^ L»»»I Lr«»I»v rnulkkart ». U.: ^laasenst«»» <0 koAler, 8«rU»-Vt«ll U»mdllrßi- kr»8 kr»Qktllrt ». M. - Nülled»»: »«riia: /-»raii-trntianl/ vremeu: L'Lc^lotte,' Sr«,I»u: Ltan-rn's Lurea« <Hil L^abat/»-,- knuUttart ». » : L ^acAe^seds öuolrliLväluv^; 0vrUt»: tr. StMer; NroLover: <7. So/»ü«ler, k»rt» »«rll2-rr»o^f>u1 ». A.- LtllU^erl: Da«t-e 6o., Lemdar?: ^<t. Lte»n«r. llvr»u«8vk«rr Löuiel. Lrpeäitiou äe» vre«6osr ^ourwU», Drssäeu, Tviv^eretr»«« tko. 20. Änitlicher Theil. Dresden, 30. September. Se. Majestät der König haben dem OberlandeSgerichtSrath, OberappellationS- rath Karl Gorg Franz Gustav Marezoll unter Be lassung seines Titels und Ranges die nachgesuchte Besetzung in den Ruhestand mit der gesetzlichen Pen sion zu bewilligen Allergnädigst geruht. Dresden, 30. September. Se. Majestät der Kö nig haben den Amtsrichter vr. Franz Albert Wei- nicke in Hohenstein-Ernstthal zum Rath bei dem Landgericht Dresden, die Amtsrichter Christoph Fried rich Härtel in Ehrenfriedersdorf und Karl Victorin Emil Opp in Meißen, ingleichen den Assessor Kurt Adolf Neidhardt zu Chemnitz zu Rathen bei dem Landgericht Chemnitz, ferner den Rath bei dem Land gericht Bautzen vr. Emil Adolf Engel zum Amts richter bei dem Amtsgerichte Burgstädt und den Assessor Georg Konrad Flohr zu Dresden zum Amtsrichter des Amtsgericht» Johanngeorgenstadt zu ernennen Allergnädigst geruht. Dresden, 30. September. Mit Genehmigung Sr. Majestät deS Königs sind der Amtsrichter Theodor Pinther in Ehrenfriedersdorf an das Amtsgericht Meißen, Amtsrichter vr. Georg Seidel in Lengefeld an das Amtsgericht Döbeln, Amtsrichter Karl Gott fried Heinrich Gaudlitz in Johanngeorgenstadt an das Amtsgericht Ehrenfriedersdorf und Amtsrichter Paul Otto Uhlemann in Lößnitz an das Amtsgericht Hohenstein-Ernstthal versetzt worden. nichtamtlicher Theil. U-bersichi: Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (New-Uorker Staatszeitung.) LageSgeschichte. Dresdner Nachrichten. Feuilleton. Tageskalevder. Inserate. Erste Beilage. Dresdner Nachrichten. Proviuzialnachrichten. Vermischtes. Statistik und Volks»irthschast. Zweite Beilage. Börsevnachrichteu. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 39. September, Abends. (Tel. d. Boh ) Der Fürst Nikolaus von Montenegro reiste heute Abend von hier nach Cetivje ab. Die Ab reise des Kürsten ist eine plötzliche. Fürst Niko laus kam auS Moskau mit einem Ohrenleiden an. Nachmittags fand deshalb ein ärztliches Con silium Statt. Auf den Rath der Aerzte erfolgte die sofortige Abreise, und wurde telegraphisch ein Schiff zur Fahrt von Triest bestellt. Das Triester Landesgericht erließ gegen den entflohenen Genossen Oberdank'S folgenden Steck brief: Demeter Rogasa, zu Buje (Istrien) gebürtig, 26 Jahr alt, Apotheker, ist wegen deS Verbrechens deS HochverrathrS und versuchten Meuchelmordes zu verhaften. Preßburg, Sonnabend, 3V. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Heute Nacht wiederholten sich die Ausschreitungen gegen die Juden; infolge dessen mußte daS Militär abermals rinschreitrn. Mehrere Personen wurden verhaftet. Wie verlautet, steht die Veröffentlichung de» Standrecht» bevor. (Vgl. die „Tagesgeschlchte-.) Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 29. September: „Macbeth", Trauerspiel in 5 Acten von Shake speare. Von Dingelstedt nach der Ueberfetzung von Schiller, Tieck und Kaufmann bearbeitet. Schon gleich bei feiner neuen Jnfcenefrtzung zeigte sich die Aufführung dieser großartigen Tragödie, die mit der Elementargewalt gigantischer Schöpferkraft auf die Seele des Zuschauers wirkt, als eine künstlerisch ehrenwerthe That unserer Bühne. ES war durch eine angemessene Ausstattung Sorge getragen worden, einen der Hauptfactoren, Mit dessen Hilfe diese« Drama wirkt: die Erregung und Unter- stütznng der Phantasie, nicht bei den Mitteln der Dar stellung in den Hintergrund treten zu lassen. Die Gedankenproduction un die Gebilde der Einbildungs kraft üben in diefem or. Mord und Leidenschaft er füllten unheimlichen Nachtstück eine gleichartig dämo nische Wirkung au«. Seit jener Jnscenirung im April 1880 ist in der Besetzung wesentlich die Veränderung eingetreten, daß Hr v. d. Osten an Stelle des verstorbenen Hrn. Dettmer die kurze, doch große Macduffrolle über nommen hat. Es können und dürfen an diese Leistung nicht die Ansprüche erhoben werden, in der gewal- tigen, ich möchte sagen den VerzweislungShymnus des jähen Schmerzes auSdrstck nden Scene bei Entdeckung deS ruchlosen KönigSmordeS den frühern, hierin so glänzenden und von einem intensiver» Organ begün- Pigten Vertreter zu » reichen. Hr. v. d. Osten gab Pari», Freitag, 29. September, Abend». (W. T. B.) Die Herzogin Maria Pia von Parma ist h»ute iu Biarritz an den Folgen der Entbin dung von einem tobten Kinde gestorben. (Die Herzogin Maria Pia della Gracia, geboren am 2. August 1849, war die Tochter de» verstorbenen König» Ferdinand II. beider Sicilien und seit dem 5. April 1869 mit dem Herzog Robert von Parma vermählt. AuS dieser Ehe leben 9 Kinder.) Haag, Freitag, 29. September, Nachmittag». (W. T. B.) Die Zweite Kammer nahm beute die BeantwortungSadreffe der Thronrede mit 73 gegen 2 Stimmen an. Von Seiten der Regierung wurde erklärt, sie werde bereit» iu der nächsten Woche den ersten Entwurf bezüglich einer Revision de» Wahlrecht» einbringen und die Revision der Verfassung, welche eine allgemeine und nicht blot eine partielle sein müsse, mit Ernst in Angriff nehmen. Die Kammer lehnte den Antrag van Houten'», welcher die Publikation der auf die Ministerkrifi» bezüglichen Schriftstücke verlangt, mit 49 gegen 24 Stimmen ab. Dresden, 30. September. Die neuesten nordamerikanischen Zeitungen melden den Triumph der Sternpostschunndler durch ein jammervolles Verbiet der Geschworenen in Washington, bei welchem allerdings die Schwersälligkeit der Anklage acte, die auf „Verschwörung zum Zwecke der Be schwindelung des Vereinigten Staatenschatzes- gerichtet war, nicht ohne Einfluß gewesen sein mag. Dieser Proceß gegen zwei der berüchtigtsten „Politiker- der Union bietet einen interessanten Beitrag zur Charakteristik de» Rechts« und Gerichtswesens der großen Republik. Seit länger, als zwei Jahren wurden von den New- Aorker „Times* Anklagen gegen den dritthöchsten Be amten im BundeSpostdienst, gegen Thoma» I. Brady, sowie gegen den frühern BundeSsenator für Arkansas, Stephen W. Dorsey, und verschiedene andere Personen auf betrügerifche Erschleichung bedeutender Geldsummen auS dem Bundesschatze erhoben. Monate lang solgten sich lange Aufsätze in der erwähnten republikanischen Zeitung, durch welche der Nachweis der Art deS Be- trüge» geliefert und die einzelnen sog. Sternpostrouten bezeichnet wurden, auf welchen der Schwindel verübt war. Natürlich befanden sich diese Routen im fernen Westen in wenig besiedelten Gegenden, hinsichtlich Wil cher die Controle schwer und die Veranstaltung von Bittschriften um häufiger» und schneller» Postdienst leicht war. Hinter diesen Ofenschirm nämlich pflegten sich die zu einem Postroutenring vereinigten Schwind ler gemeiniglich zu verstecken. Sie schickten Hunderte solcher Bittschriften ein, theilweife echte, theilweise ge fälschte, denen zufolge da» Interesse jener fernen Ge genden öftere und schnellere Briefbeförderung verlange. ES wurde behauptet, daß Dorsey im BundeSsenat seinen Einfluß angewendet habe, um die infolge folcher Ge suche von Brady empfohlenen Mehrbewilligungen für den betreffenden Postdienst vor zu eingehender Kritik zu decken. Thatsache ist, daß die Kosten von 19 solchen Postrouten, d. h. die von der Bundesregierung an die Contractoren für den Betrieb derselben gezahlten Ver gütungen, welche 1878 im Ganzen jährlich nur 41135 Dollar- betragen hatten, unter Brady'S Regime von 1879 bis 1881 auf 448 6^ Dollars jährlich gestiegen waren. Wie wenig für öftere und schnellere Brief- rc. Beförderung wirkliches Bedürfniß bei den Anwohnern jener 19 Routen bestand, beweist der Umstand, daß die Posteinnohmen auf denselben, welche sich >m Jahre 1878 biS 1879 auf 10299 Dollars beliefen, im fol genden sich nur auf 13167 Dollar- erhoben, um im nächsten wieder auf 11622 Dollar» herabzusinken. DaS Interesse sür die „Entwickelung deS Westen»-war sich mit voller Wärme einer lebhaften dramatischen Empfindung hin und brachte durch einen tüchtigen schauspielerischen Ausdruck der Rede den verlangten Effect zu sehr guter Wirkung. Diese Scene wurde, wie die ganze Darstellung durch ein rege», fleißiges Ensemble von Seiten aller Mitwirkenden gefördert. DankenSwerth für die Macht deS dramatischen Eindrucks sind die Leistungen von Frl. Ulrich und Hrn. Porth in der Wiedergabe deS furchtbaren Ehe paares. Die in der bewegten Seelenmalerei fo bedeutsam begabte Künstlerin, welche hier in Rede und Spiel vom Bilde der psychologischen Wahrheit den letzten Hauch de» Deklamatorischen abstreift und die Haupt momente durch Lharakterfarben individualisirt, die ihr ganz selbstständig zu eigen sind, verdiente den allge meinen Verfall deS vollbesetzten, theilnehmenden Hause». Hr. Porth hat feinen Macbeth, eine seiner mar - kirtesten und tief angelegten Leistungen, noch bedeu tungsvoller als vor zwei Jahren durchgestaltet. Er spricht noch rinsacher und deshalb überzeugender, un- mittelbarer, als er eS damals that, die schwierigsten Monologe sind plastisch abgerundet und sehr glücklich gelingt ihm die nothwendige Wiedergabe der kranken, ehr süchtigen B« wegung, die Macbeth'S Seele vergiftetund jeder Todsünde einen fruchtbaren Boden schafft. O. B. Wandlungen. Novelle von F. L. Reimar. (Fortsetzung.) „Dachte ich mir da- doch!* rief sie triumphirend auS. „Nun, Du tarsst Dich beruhigen, Du hast mir also ein rein erdichtete-. Der wirkliche Beweggrund dieser kolossalen Steigerung auf 19, großentheilS unbe deutende Routen mußte anderswo gesucht werden, nämlich in der Gier einer Anzahl zur Beschwindelung deS Bundesschatzes systematisch verbündeter und ver bundener Personen. Wie sehr dieselben eine gerichtliche Untersuchung ihres Fuchsbaues fürchteten, wurde auS dem hartnäckigen Widerstande ersichtlich, welchen sie dem Zu standekommen der gegen sie beantragten Anklage in den Weg legten. Einer der wichtigsten Zeugen für den Staat, ein gewisfer Walsh, wurde von der An- klagejury im Frühjahre so ausfallend behandelt, daß schon damals außerordentliche Beeinflussungen der Mitglieder derselben angenommen werden mußten. Al im Mai d. I. dennoch endlich die Verschworenen oder Theilnehmer der oben erwähnten verbrecherischen Com bination vor die UrtheilSjury gestellt wurden, gaben sie ihre Sache so wenig verloren, daß sie in ihren Zei tungen (Brady gab zum Ankauf der „Sunday Capitol - 10000 Dollar- her) in Washington und ander-wo da- Fiasco der Anklage nicht allem in sichere Aus- sicht stellten, sondern sogar behaupteten, der Proceß werde schon in den ersten Stadien auS Mangel an Beweisen zusammenbrechen. In dieser Erwartung sanden sie sich getäuscht. Al- der Richter Wylie nach mehreren Wochen juristischer Fechtübungen der Advo cate» — die Angeklagten hatten nicht weniger, als 10 der bedeutendsten forensischen Talente in Sold genom men — und der Vertreter der Regierung (darunter der Generalstaatsanwalt Brewster) erklärte, daß der prim» f»eis-BeweiS sür eine korrupte Verbindung der Angeklagten erbracht sei, veränderte sich die Taktik der Vertheidiger, welche ihren Clienten das Zuchthaus jetzt ernstlich winken sahen. Sie hörten auf, die vollste Unschuld derselben zu behaupten, und begaben sich auf daS Gebiet der Winkelzüge: ein Gebiet, aus welchem die mangelhafte Beschaffenheit des amerikanischen RechtS- wesenS den Rückzug leider noch immer so sehr er leichtert, daß eine Menge Verbrecher nur deshalb frei auSgehen, weil das betreffende Verbrechen zwar be gangen, aber nicht genau al- zu der Kategorie ge hörig nachgewiefen werden kann, unter welche es der Staatsanwalt zu stellen für gut befunden hatte. E» war natürlich ungemein schwierig, die Existenz der Verschwörung und die Betheiligung der Verschworenen an dem auf Hunderttausende von Dollars sich jährlich belaufenden Beutegewinn für jeden Einzelnen direct oder selbst mittelbar so nachzuweisen, daß in den Köpfen der 12 Geschworenen kein Zweifel an der Schuld der Angeklagten bestehen bleiben konnte. In den letzten Stadien deS RiesenprocesseS, der sich vom Mai bis zum II. September (eine Unter brechung von einigen Wochen abgerechnet) hinzog, suchte Jeder der Beklagten seine eigene Haut zu retten, und so ist eS zu erklären, daß von den ursprünglich in Anklagestand versetzten 8 Personen (einer war von ihnen mittlerweile gestorben; gegen einen andern, Pur- ner, ließ man wegen nicht ganz zureichenden Beweises am 24. August die Anklage fallen) schließlich nur 2, nämlich John R. Miner und C. Rerdell, für schuldig erklärt wurden. Die eigentlichen Leiter de» Rings, der frühere Senator Dorsey und dessen Genossen, der frühere Generalpostmeisterassistent Brody und H. M. Vaile, gingen leider frei auS, indem die Geschworenen selbst nach 3tägiger Einsperrung unter sehr wenig comfor- tabeln Umständen zu keiner Uebereinstimmung über die Schuld der Hauptangeklagten kamen und mit der Erklä rung in den Gerichtssaal zurückkehrten, sich nicht einigen zu können. E» waren 10 von ihnen für Nichtschuldig gewesen und nur 2 für Schuldig. Der Richter Wylie, aus dem Guiteouprocesse her bekannt, ein strenger Rhadamanthyr von altschottische»' Herkunft, der in diesem Processe be wiesen Hai, daß „eS noch Richter in Washington giebt-, will die Sache damit nicht ruhen lassen. Er llte bis zum 1. oder 15. Oktober einen neuen Proceß wegen angeblicher Beeinflussung der Geschworenen durch Be stechung in Aussicht. Daß Washingtoner Geschworene solchem Einflüsse nicht ganz unzugänglich sind, wurde durch den Verlauf de» ProceffeS, welcher dem Staate die fchöne Summe vou 200000 Dollart kostet, zur Genüge erwiesen. Ob nun der Kampf feiten de» StaateS mit einer neuen Jury wieder ausgenommen wird, oder nicht: die öffentliche Meinung hat den Stab über die Angeklag ten gebrochen und ihre Augen auf die Verwaltung deS Postwefen» in einer Weife gerichtet, welche den Erfolg der Wiederholung einer solchen Verschwörung gegen den BundeSschatz wesentlich erschweren dürfte. Die „New-UorkerStaatS-Zeitung-schreibt am Schluffe ihrer Betrachtungen über daS Ende deS Sternpostpro- cesse»: „Der Wahrspruch, den man der Jury nach mehrtägigen Berathungen endlich abzugeben gestattete, ist der jämmerlichste, den man sich möglicher Weise vorstellen kann: die zwei Hauptangeklagten, Brady und Dorsey, nebst zweien ihrer Hauptspießgesellen, sind durch Nichteinigung frei, ein anderer — Turner, Brady'S Clerk — ist förmlich freigesprochen, und zwei Neben- perfonen — ein Contractor Miner und ein Clerk Dorsey'S, Rerdell — sind al» Süvdenböcke verurtheilt. Um den Ulk vollständig zu machen, sprach die Jury auch noch einen gewissen Peck frei, der gar nicht an geklagt war. Der Wahrspruch gegen Miner und Rer dell wird wohl cassirt werden, und mit Recht, denn e» läßt sich nicht einsehen, wie — wenn die Ver schwörung, die sich um Brady und Dorsey gruppirt, nicht genügend sestgestellt war, um diese Individuen zu verurtheilen — andere Personen derselben Ver schwörung schuldig befunden werden können; der Rich ter hat mit dem größten Nachdruck darauf hmgewiesen, daß nur eine Verschwörung behauptet werde, und der Wahrspruch scheint unS daher ganz unlogisch zu sein. ES geht im Allgemeinen gegen unsere Neigung, mit Geschworenen wegen ihre- Befundes zu rechten. Ohne Zweifel haben die Augen- und Ohrenzeugen von Pro- ceßverhandlungen bessere Mittel zur Beurtheilung von Schuld und Unschuld der Angeklagten, al- die Leser von Berichten über dieselben Verhandlungen. Doch nach dem unser Eindruck von der Schuld der Angeklagten in die sem Falle von so vielen Zeugen der Schlußverhandlung bestätigt worden ist und außerdem der ganze Charakter des Verbrechens, um das es sich handelte, in hundert facher Weise dem Verständniß und Urtheil eine» Jeden so nahe gelegt worden ist, während andererseits die Motive zur Verhinderung einer Verurtheilung ebenso sonnenklar sind, darf man sich'- wohl herausnehmen, den Wahrfpruch dieser Jury als einen schweren Schlag gegen die Sache der Gerechtigkeit zu bezeichnen und zu beklagen. Zugleich muß einem Jeden, der einige Kenntniß von der Justizpflege in Washingtoner Ge richten hat, ein solcher AuSgang als selbstverständlich erscheinen. Man tritt auch wohl Richter und Anwälten nicht zu nahe, wenn man ihnen die Voraussicht einer solchen AuSgangeS zuschreibt. Die BerusSehre ist wohl vom Richter und von den Staatsanwälten gewahrt wor den, aber die Angeklagten waren wohl von Anfang an ihrer Sache sicher. DaS Ergebniß der Abstimmung der Geschworenen zeigt, wie man in Washington Iurie» für Ringprocesse „fixt". Die 3monatige Mühe und Arbeit, die an den Versuch, Leute wie Brady und Dorsey ins Zuchthaus zu dringen, verwandt wurde, war verschwendet. Diese Leute konnten und durften niemals verurtheilt werden, weil sie die ganze geheime Geschichte der republikanischen Maschine zu gut kennen, weil sie jede»: Augenblick die republikanischen Macht haber in die Luft sprengen können und selbst die Ex- machthaber in der Hand haben; Arthur und Blaine müssen Brady und Dorsey gleichermaßen fürchten, und daS Andenken an Leute, die fchon im Grabe modern, ^..trüstung aus. ichtete sich aufs Neue zu ihrer ntgegnete: „Wie, so v- mann in aus' Die alte - hat, und daß auch ich dadurch zu einer Ueberzeugnng gekommen bin, an der ich frsthalte. Der arme Mensch war sehr unglücklich darüber, daß er den Verdacht, in welchen man ihn gebracht Hot, nicht vor aller Welt von sich abwälzen durfte, aber leider fehlten auch ihm Neffe, vielmehr ist mein Auge klar, und darum auch bleibe ich bei Dem, was ich fehe. Zudem ist eS nicht meine Art, meine Freunde und Diener, mit denen ich zufrieden bin, fallen zu lassen, wenn Andere etwas gegen sie haben. Darum, bitte, jetzt kein Wort mehr über diesen Gegenstand! - Sie sühlte sich so besriedigt durch ihre Unfehlbar- keit, daß sie jetzt mit einer gewissen Leichtigkeit auf andere Dinge überzugrhen vermochte, sich sogar her- beilirß, ihn nach diesem und jenem, den Reisen zum Beispiel, die er kürzlich gemacht hatte, zu fragen. ganzen Höhe auf u „Täuschen lasse ia, mich so leicht nicht, mein Herr ihr von den beiden Vettern zu erzählen, welche er auf einer seiner letzten Stationen besucht habe. „Ich tadle mich um so härter darum-, sagte er, „al» sie sich Ihrem Andenken ausdrücklich empfehlen ließen! Gewiß aber werden die gnädige Tante ihrer gedenken-, fügte er hinzu, „da sie ja mit mir die Ehre theilen, Ihrem Blute die Nächsten zu feinl- Die Ansprache schien indessen der alten Dame keine sonderliche Freude zu gewähren. „Die beiden Dorsen, Dorfen-Windeck — nun, na türlich erinnere ich mich ihrer-, sagte sie kurz. „Der Besuch bei ihnen hat mir viel Freude ge macht-, fuhr Hermann fort, „und fo recht da» ver wandtschaftliche Gefühl wachgrrufen, namentlich da sich auch die Frauen sehr lieben»würdig gegen mich stellten. Sie wissen selbstredend, gnädige Tante, daß beide Vettern sich >m letzten Jahre verheirathet haben?- „O gewiß-, sagte die alte Dame; „mir da» anzu- zeigen, haben sie allerdings nicht unterlassen, obgleich sie wissen konnten, wie e» mir gefallen würde, daß sie ihre» Blute» so wenig achteten, um Frauen ohne Na men zu wählen. - „Aber ich bitte Sie-, rief Hermann lebhaft, „die beiden Damen sind nicht allein durch Bildung und Nichts verrathen, was ich nicht fchon wußte, daß näm- Er selbst hatte natürlich längst begriffen, daß für lich die Wallburg'S einen Span auf Strecker haben, den Aua ck in jener Sache nichts weiter zu er- weil er nicht immer nach ihrer Pfeife tanzen wollte, und resch - , und da ihm jede zürnende Empfindlich darum seine Rechtschaffenheit gern anlasten möchten! Nein, «losterst >. so fügte er sich ohne Widerrede in die nein, bitte, rede jetzt nicht!-wehrte sie ab,als Hermann»» Muller. » S Gespräch» und gab ihr auf Alles die Mund öffnen wollte, „ich will nichts weittr gegengo"e»dienst der Opp,.kunst. — Auf ein Mal fchlug er sich merzienräthin und ihren Sohn äußern, denn , d^^urn und beschuldigte sich damit einer argen nun einmal Deine Verwandten, oder das will i»" mqftor «».getzlichkeit, indem er eS bisher noch unterlassen, doch sagen, daß Strecker mir selbst die Sache er^hlt die Beweise, sonst würde er wohl selbst vor Gericht gegangen sein gegen seine Ankläger, und um seine Un schuld offenbar zu mack"- " cht oie zu täuschen?- rief Her
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